Fans willkommen Das Fan - Koordinationsstelle Fanprojekte
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Nationales Sicherheitskonzept Über die Sicherheits debatte im Vorfeld der WM<br />
tig zur Verfügung stellten. So waren die wichtigsten Informationen<br />
jene über das Public Viewing. Der Mehrzahl<br />
der englischen <strong><strong>Fan</strong>s</strong>, die die Weltmeisterschaft unbedingt<br />
vor Ort erleben wollten, war klar, dass ihre Chance auf<br />
ein Ticket äußerst gering sein würde. Aber die Aussicht,<br />
im Notfall gemeinsam mit anderen das Spiel live auf einer<br />
Großbildleinwand sehen zu können, trug ungemein<br />
zur Beruhigung bei. Schließlich waren insgesamt ungefähr<br />
70.000 englische <strong><strong>Fan</strong>s</strong> in der Stadt, von denen es 30.000<br />
ins Stadion schafften – bei ca. 5.000 offi ziellen Tickets und<br />
einem angeblich nicht existierenden Schwarzmarkt.<br />
Ein vorsorglicher Hinweis auf einem WM-Dienstwagen<br />
Die Zusammenarbeit mit der Frankfurter Polizei hätte nicht<br />
besser sein können. Getragen von einem hohen gegenseitigen<br />
Respekt war man sich der unterschiedlichen Rollen,<br />
aber auch der gemeinsamen Aufgabe sehr wohl bewusst.<br />
Zwei Ereignisse seien hier besonders hervorzuheben. In einer<br />
öffentlichen Veranstaltung zur Information der Bürger<br />
und Gewerbetreibenden der Stadt (»Soll ich meine Schaufenster<br />
verbarrikadieren?«) betonten der Polizeipräsident<br />
Achim Thiel, der Bürgermeister Achim Vandreike und auch<br />
der <strong>Fan</strong>beauftragte Michael Gabriel von der KOS unisono<br />
den festlichen Charakter der WM, die Friedfertigkeit der<br />
<strong><strong>Fan</strong>s</strong> wie auch deren Lust an der Begegnung mit anderen<br />
<strong>Fan</strong>kulturen. Noch spektakulärer aus der Perspektive der<br />
<strong>Fan</strong>betreuung war schließlich die Einladung des Bürgermeisters<br />
an Polizeipräsidenten und WM-<strong>Fan</strong>beauftragten,<br />
ihn als Experten zu einem Informationsbesuch ins englische<br />
Innenministerium nach London zu begleiten. <strong>Das</strong><br />
englische »Home Offi ce« informierte einmal im Monat alle<br />
bekannten übergeordneten englischen <strong>Fan</strong>organisationen<br />
sehr transparent über das eigene Vorgehen, aber auch<br />
über die Aufenthaltsbedingungen in den Austragungsorten.<br />
Was also lag näher, als die Verantwortlichen aus<br />
Frankfurt direkt einzuladen?<br />
Über diesen engen Informationsaustausch war auf allen<br />
Seiten gewährleistet, dass man von realistischen Bedingungen<br />
ausgehen konnte. Peu à peu gelang es, die von<br />
den Medien geschürte Sicherheitshysterie auf ein realistisches<br />
Maß zu stutzen und allen Beteiligten eine glaubwürdige<br />
Handlungssicherheit zu vermitteln, die letztlich<br />
dazu beitrug, dass dieser erste »Risiko«-Spieltag in Frankfurt<br />
ohne größere Probleme über die Bühne ging. Nicht<br />
nur Frankfurt atmete auf.<br />
Es gab während der drei Tage, die die bis zu 70.000 englischen<br />
<strong><strong>Fan</strong>s</strong> in Frankfurt verbrachten, zwei nennenswerte<br />
sicherheitsrelevante Vorfälle. Einmal eine von englischen<br />
Hooligans in der Nacht vom Zaun gebrochene Auseinandersetzung<br />
mit gewaltbereiten deutschen <strong><strong>Fan</strong>s</strong> im Frankfurter<br />
Bahnhofsviertel und zum anderen eine zugespitzte<br />
Situation auf dem zentralen Platz in der Frankfurter Innenstadt,<br />
die durch den Einsatz der so genannten »Kommunikationsbeamten«<br />
der Polizei hervorragend gelöst wurde.<br />
Betrunkene englische <strong><strong>Fan</strong>s</strong>, unter denen sich eine Reihe<br />
von Provokateuren befanden, konnten durch gezielte Ansprachen<br />
der Communicators, die über nahezu eine Stunde<br />
gingen, dazu gebracht werden, <strong>Fan</strong>kultur zu leben und<br />
zu singen und den Provokateuren keinen Resonanzboden<br />
zu geben. Die erfolgreiche praktische Umsetzung eines<br />
beispielhaften polizeilichen Mittels. Umstehende deutsche<br />
<strong><strong>Fan</strong>s</strong> waren begeistert: »Würde die Polizei doch nur<br />
im Bundesligaalltag ebenso souverän und angemessen<br />
auftreten!«<br />
Im Endbericht der Bundesregierung zur WM 2006 heißt es:<br />
»Der Spruch ‚Die Polizei – dein Freund und Helfer‘ gewann<br />
eine neue Bedeutung. Die Zusammenarbeit zwischen allen<br />
Beteiligten und der dargestellte Dialog sollten nunmehr<br />
über die WM hinaus in die Alltagsarbeit einfl ießen.«<br />
Im Abschlussbericht der Evaluation des <strong>Fan</strong>- und Besucherbetreuungsprogramms<br />
durch Behn, Kuhlmann, Pilz,<br />
Ritz und Wölki wird vermerkt: »Angesichts des aktuell in<br />
der <strong>Fan</strong>- und Ultraszene im Besonderen vorherrschenden<br />
ausgeprägten Feindbildes ‚Polizei‘ (vgl. Pilz / Wölki 2006,<br />
135ff.) sind die Erfahrungen bezüglich des Einsatzes von<br />
Konfl iktmanagern nicht hoch genug einzuschätzen. Die<br />
Strategie der Polizei, selbst in Konfl iktsituationen (gast-)<br />
freundlich und kommunikativ aufzutreten, ist voll aufgegangen<br />
und war ein wichtiges und unverzichtbares Element,<br />
ja ein wichtiger Baustein des gelingenden <strong>Fan</strong>- und<br />
Besucherbetreuungsprogramms. Polizeiliche Konfl iktmanager<br />
sollten deshalb nicht nur bei künftigen internationalen<br />
Fußballgroßereignissen konsequent eingesetzt und<br />
das Konzept fortentwickelt werden, sondern vor allem<br />
auch den Bedingungen des bundes- und Regionalliga-, sowie<br />
Amateuroberligaalltags angepasst, in den nationalen<br />
Fußballbetrieb übertragen werden.«<br />
Diesen beiden Resümees ist aus der Perspektive der KOS<br />
nichts mehr hinzuzufügen.<br />
24 <strong>Das</strong> <strong>Fan</strong>- und Besucherbetreuungsprogramm bei der WM 2006 <strong>Koordinationsstelle</strong> <strong>Fan</strong>-Projekte