Barrieren in Stadtquartieren überwinden - Bundesministerium für ...
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All(e) <strong>in</strong>klusive im Stadtquartier!<br />
Was ist das Problem?<br />
Beim Stichwort „Barrierefreiheit“ sche<strong>in</strong>t auf den ersten<br />
Blick alles klar zu se<strong>in</strong>. Planer<strong>in</strong>nen und Planer haben<br />
schnell die e<strong>in</strong>schlägigen DIN-Vorschriften im Kopf,<br />
die beim Neu- und Umbau öffentlicher Gebäude und<br />
Straßenräume sowie bei Wohngebäuden angewandt<br />
werden. Vor dem geistigen Auge entstehen Bilder von<br />
Aufzügen, Rampen und Haltegriffen. Barrierefreiheit<br />
wird im allgeme<strong>in</strong>en Verständnis meist baulich beschrieben.<br />
„Barrierefrei“ gemäß dem Beh<strong>in</strong>dertengleichstellungsgesetz<br />
zielt aber nicht nur auf den Abbau physischer<br />
H<strong>in</strong>dernisse. „Barrierefrei“ heißt dort, „grundsätzlich<br />
ohne fremde Hilfe zugänglich, erreichbar und nutzbar“.<br />
Viele <strong>Barrieren</strong>, die Menschen erheblich e<strong>in</strong>schränken,<br />
den öffentlichen Raum zu nutzen, s<strong>in</strong>d der<br />
Allgeme<strong>in</strong>heit kaum bewusst. Personen mit Sehbee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
zum Beispiel benötigen Begrenzungen,<br />
Kontraste, taktile Elemente und vor allem durchgängige<br />
Leit- und Orientierungssysteme. Dunkelheit und<br />
fehlende E<strong>in</strong>sehbarkeit verursachen auch bei nicht<br />
körperlich e<strong>in</strong>geschränkten Menschen häufig Unsicherheit.<br />
Aber nicht nur gebaute Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
lösen Unsicherheitsempf<strong>in</strong>dungen aus: Vandalismus,<br />
Verschmutzungen und e<strong>in</strong>seitige Nutzungen wie z.B.<br />
e<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kertreff können sehr ausgrenzend wirken.<br />
Diese wenigen H<strong>in</strong>weise zeigen: <strong>Barrieren</strong> werden <strong>in</strong>dividuell<br />
wahrgenommen und s<strong>in</strong>d nicht abschließend<br />
beschreibbar.<br />
Der Begriff der „Barrierefreiheit“ ist folgerichtig zu öffnen.<br />
Das Anliegen ist, allen Menschen zu ermöglichen,<br />
ihr Leben selbständig zu führen, Wege selbständig zu<br />
bewältigen und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.<br />
Dieser „breite Blick“ erhöht zwar die Komplexität<br />
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der Aufgabe, er lässt da<strong>für</strong> jedoch <strong>Barrieren</strong> sichtbar<br />
werden, die mitunter genauso ausgrenzen wie „drei<br />
Treppenstufen“. Mit e<strong>in</strong>em umfassenden Verständnis<br />
werden darüber h<strong>in</strong>aus mehr Menschen erreicht und<br />
vielfältigere Zielgruppen angesprochen. Dann lassen<br />
sich auch mehr Akteure davon überzeugen, dass der<br />
Abbau von <strong>Barrieren</strong> e<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe ist, die auf<br />
jede Tagesordnung gehört. Dies ist nötig, denn <strong>in</strong> vielen<br />
Kommunen wächst der Handlungsdruck. Je mehr ältere<br />
Menschen <strong>in</strong> den Quartieren leben, umso augenfälliger<br />
wird, was alltagstaugliche Strukturen und zugängliche<br />
öffentliche Räume <strong>für</strong> die Lebensqualität bedeuten.<br />
Immer mehr Wohnungen und ihr Umfeld müssen altersgerecht<br />
umgestaltet werden. Diese Entwicklungen<br />
schaffen mehr Lebensqualität <strong>für</strong> alle Bevölkerungsgruppen,<br />
die auf das Wohnquartier angewiesen s<strong>in</strong>d.<br />
Sie entlasten gleichzeitig langfristig die öffentlichen<br />
Kassen bei den Pflegekosten.<br />
War 2009 jeder fünfte Bundesbürger <strong>in</strong> Deutschland 65<br />
Jahre und älter, wird nach den Prognosen des Statistischen<br />
Bundesamtes bereits 2030 jeder Vierte zu dieser<br />
Altersgruppe gehören. Dies ist ebenso e<strong>in</strong>e Chance<br />
wie e<strong>in</strong>e Herausforderung: E<strong>in</strong>e Chance, weil sich mit<br />
steigender Lebenserwartung und allgeme<strong>in</strong> verbessertem<br />
Gesundheitszustand auch die Phase des aktiven<br />
Lebensalters verlängert, e<strong>in</strong>e Herausforderung, weil<br />
gleichzeitig die Zahl der Menschen, die mit gesundheitlichen<br />
E<strong>in</strong>schränkungen leben, deutlich steigen wird.<br />
Auf e<strong>in</strong> barrierefreies Umfeld s<strong>in</strong>d schon jetzt ganz<br />
besonders die rund 7 Millionen als schwerbeh<strong>in</strong>dert registrierten<br />
Menschen angewiesen. Aber auch Personen,<br />
die nur zeitweise <strong>in</strong> ihrer Bewegungsfreiheit e<strong>in</strong>geschränkt<br />
s<strong>in</strong>d - wie Schwangere, Eltern mit Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern<br />
oder K<strong>in</strong>derwagen, Kranke oder Reisende mit Gepäck -<br />
profitieren unmittelbar von e<strong>in</strong>em barrierereduzierten