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S e i t e | 33<br />

geschrieben, beim zweiten Film ist zum Teil Musik verwendet worden, die es<br />

schon gab. Den Einsatz bestimme ich, aber Benedikt schreibt auch für<br />

konkrete Szenen. Die sogenannte Berliner Schule macht ja wenig mit Musik,<br />

da gibt es eine große Skepsis, jedenfalls bei einigen Filmemachern. Ich halte<br />

Verbote für unsinnig, und ich glaube nicht, dass es so einfach ist, dass man<br />

nicht manipuliert, nur weil man keine Musik hat. Oder anders herum glaube<br />

ich auch nicht, dass eine Manipulation per se schon schlecht ist. Wir wollen ja<br />

die Manipulation und wählen sie auch. Schon die Illusion der Bewegung beim<br />

Film ist ja Manipulation. Insofern glaube ich nur, dass man transparent damit<br />

umgehen muss. Ich finde es sehr interessant, Musik zu verwenden und würde<br />

mir manchmal mehr Geld wünschen, um zum Beispiel auch mehr populäre<br />

Musik einbauen zu können.<br />

Sie haben angefangen, Architektur zu studieren, sind also interessiert<br />

an Gebäuden und Orten. Ich denke da besonders an die Häuser in<br />

Milchwald und Falscher Bekenner. Das eine halbfertig, neu, kalt und<br />

unwohnlich, das andere altmodisch und dunkel, eigentlich auch nicht<br />

sehr einladend.<br />

Ich habe mich viel mit den Orten beschäftigt. Ich denke, dass das eine Fähigkeit<br />

ist, die dem deutschen Film ein bisschen abhanden gekommen ist: mit<br />

Schauplätzen so umzugehen wie mit Charakteren. Seelenräume entwerfen.<br />

Das war früher einmal die größte Qualität des deutschen Kinos. Ich denke da<br />

an das Schiff in Nosferatu, das Treppenhaus in Spione oder die Stadt in<br />

Metropolis, die Brücke in Golem. Das sind sprechende Schauplätze. In diese<br />

Abstraktion würde ich auch gerne einmal gehen. Das hat natürlich auch wieder<br />

etwas mit Geld zu tun, auch mit Konventionen. Die filmische Konvention<br />

klebt momentan sehr stark an Objektrealismus. Ich finde noch einen<br />

anderen Aspekt sehr wichtig. Nicht nur, was die Wohnung, der Raum, die<br />

Landschaft ist, sondern auch Raum auch als Zwischenraum zwischen Leuten.<br />

Ich glaube, wir sind sehr sensibel für Abstände, das spielt in unserem Leben<br />

eine große Rolle und bezeichnet, wie gut man sich kennt. Der Moment, an<br />

dem wir näher rücken an ein Ereignis oder zurückweichen, ist entscheidend.<br />

Das ist im Film verloren gegangen. Alles muss immer groß sein. Ich würde<br />

gerne dahin zurück kommen, meinen eigenen Blick zu finden, der dem gerechter<br />

wird.<br />

Wollen Sie auch eine politische Botschaft über die momentane Befindlichkeit<br />

der Gesellschaft vermitteln?

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