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S e i t e | 6<br />
hegemonialen Diskurs bestimmt, an der entlang man sich abarbeiten muss.<br />
Natürlich gibt es die Pflicht, wahrheitsgetreu zu berichten, nur steht diese auf<br />
einer Stufe mit der Forderung, den Leser niemals zu langweilen. Oscar Wilde<br />
kam bereits zu dieser Erkenntnis, & so gilt es nur noch zu wiederholen: Journalismus,<br />
der langweilt, ist schlechter Journalismus. Der Verzicht auf eine<br />
elaborierte Sprache aus Rücksicht auf den – vermuteten – Bildungstiefstand<br />
des Rezipienten macht einen Artikel nur noch schlimmer. Die Vermutung,<br />
der Leser würde nur diese eine Quelle, & keine Quelle daneben besitzen, ist<br />
bestenfalls antiquiert. Weder ist der Leser wild noch monomedial. Er will<br />
gefordert & – mit dem entsprechenden Brecht'schen Ideal gesprochen –<br />
gefördert werden.<br />
Was fehlt, ist ein Schreiben, das den Leser verführen & herausfordern will,<br />
ein Journalismus, der aus der unabdingbaren narrativen Qualität seiner Schöpfungen<br />
den einzig würdigen Schluss zieht: Er nimmt sie an, & versucht, den<br />
Leser als – übertrieben formuliert – Kontrahenten im Spiel wahrzunehmen.