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S e i t e | 40 Foto: Simone Schröder
S e i t e | 41 Buenos Aires im Winter Simone Schröder Die Straßen von Buenos Aires sind mir längst Fleisch und Blut (Jorge Luis Borges, Die Straßen) In Deutschland liegt der Sommer in seinen letzten Zügen, während es hier in Buenos Aires noch zwei Wochen bis zum Frühlingsanfang am 21. September sind. Ich komme aus Villa Ballester, einem Vorort von Buenos Aires und bin auf dem Weg zum Bahnhof, um einen der Züge ins Zentrum der Stadt zu nehmen. Von hier bis zu meiner Wohnung in Palermo werde ich mehr als zwei Stunden unterwegs sein und die Stadt doch nicht einmal zur Hälfte durchqueren. Auf dem Bürgersteig liegen Äste und Palmenblätter. In der Nacht hat es gestürmt und die Straßen bewahren die Erinnerung daran noch für einige Zeit auf und zeigen sie denen, die am Tag nach dem Unwetter das Haus verlassen. Auch die Palmen und Büsche sehen noch zerzaust aus. Die Sonne steht tief am Himmel, der blassorange gefärbt ist und die weiß gestrichenen Häuser bekommen im Spätnachmittagslicht einen warmen Gelbstich, als sähe man sie auf dem Bildschirm eines alten Farbfernsehers. Am Rand der Avenida, zwischen den Strommasten, liegen Straßenhunde mit blutunterlaufenen Augen. Sie schauen einen an, wenn man vorbei kommt, aber sie bellen nicht. Zwischen den Gitterstäben einer Garageneinfahrt kommt mir eine schneeweiße Katze entgegen. Ohne die Straßenhunde zu beachten, huscht sie unter ein rostiges Auto ohne Windschutzscheibe. Auf den Straßen von Villa Ballester stehen alte, kaputte Autos. Die wertvollen Wagen sind in den Garagen geparkt. Die Katze schaut unter dem Auto hervor. Sie ist keine Straßenkatze, denn ihr Fell ist gepflegt und sie trägt ein Halsband. Die Polster des Wagens sind zerschlissen. Alles ist voller Müll, wo einmal das Autoradio gewesen sein muss, winden sich verschiedenfarbige Kabel, wie abgerissene Nervenstränge. Jemand hat die Kennzeichen vom Wagen abgeschraubt. Es ist ein ausgeschlachtetes Straßenwrack, das im Licht der untergehenden Sonne auf der menschenleeren Avenida steht. Ein paar Straßen weiter komme ich durch einen kleinen Park. Die Bäume sind winterlich kahl, der Spielplatz vereinsamt. Es ist zu kalt, die Leute sitzen, obwohl es Sonntag ist und sie nicht arbeiten müssen, lieber mit ihren Kindern in der Wohnung und schauen fern, als raus auf den Spielplatz zu gehen. Auch wenn sich keine Eisblumen am Fensterglas bilden – dafür ist die Kälte zu
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