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Der Vogelhändler Die Kinder Agamemnons Magisches Kaleidoskop ...

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Kaspar Häuser Meer<br />

Von Felicia Zeller<br />

Inszenierung André Rößler<br />

Bühne und Kostüme Simone Steinhorst<br />

Nur indirekt kommen die Schicksale der Klienten<br />

vor, die Autorin versteckt sie in einer anspruchsvollen<br />

artifiziellen Sprachcollage als Zitate zwischen<br />

Behördendeutsch und Bürogeschwätz. Drei<br />

Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs<br />

des stetig größer werdenden Meeres an Hilfe<br />

suchenden Kaspar Häusers: Felicia Zellers Stück ist<br />

kein Sozialdrama, es ist eine gleichermaßen präzise<br />

wie ernüchternde Diagnose der Arbeitswelt von<br />

heute. Wiesbadener Kurier/Tagblatt<br />

Felicia Zellers Kaspar Häuser Meer war 2008 und<br />

ist auch weiterhin eine Reaktion auf den regelmäßigen<br />

Schlenker am Ende von Kindesmissbrauchsmeldungen<br />

(‚Das Jugendamt betreute die Familie<br />

seit acht Jahren.‘); dazu ein wortgewandter Abgesang<br />

auf den sozialen Teil des Sozialstaats; dazu<br />

ein bitter satirischer Einblick in eine Arbeitswelt,<br />

wie sie Sozialpädagogen besonders gut kennen.<br />

Andere Leute aber auch, Zellers Text in André<br />

Rößlers Inszenierung hat manchen Szenenapplaus<br />

zur Folge: für Evelyn M. Fabers Wutanfall gegen<br />

Leute, die Macht, aber keine Ahnung haben (an<br />

Politiker denkt die Jugendamtsmitarbeiterin, aber<br />

jeder denkt, an wen er will); für die Entspannungsübungen,<br />

die das Ausbrennen hinauszögern sollen.<br />

Für die in sinn- und rastlosem Stress aufgehende<br />

Beschäftigung findet Rößler einleuchtende Bilder<br />

des Wuselns, Herumruderns, Verzettelns, auch der<br />

harten Arbeit. Frankfurter Rundschau<br />

Simone Steinhorst hat mit diesem papiergefüllten<br />

Swimmingpool ein sinnfälliges Symbol für die permanente<br />

Überforderung der Sozialarbeiterinnen<br />

auf die Bühne der Wiesbadener Wartburg gebaut.<br />

Mit seinen Sitz- und Laufstegen am Rand ist er<br />

weniger Abbild eines real existierenden Büros als<br />

variable Spielstätte für die verzweifelt komische<br />

Abwehrschlacht der Helferinnen in einem Kampf<br />

gegen die Verwahrlosung der Familien, gegen<br />

Bürokratie und ermüdenden Dauerstress, den sie<br />

nicht gewinnen können. In André Rößlers komprimierter<br />

Inszenierung von Felicia Zellers Sozialamtsgroteske<br />

Kaspar Häuser Meer, einer Produktion<br />

des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden,<br />

steht der einzige Sieger von Beginn an fest: das nie<br />

ermüdende Papier. Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />

Othello<br />

Tragödie von William Shakespeare<br />

Deutsch von Frank Günther<br />

Inszenierung Manfred Beilharz<br />

Bühne Bernd Holzapfel Kostüme Renate<br />

Schmitzer Musik Roman Beilharz<br />

Das Premierenpublikum im Kleinen Haus erlebte<br />

am Samstagabend die Ansteckungsgefährdung<br />

von Shakespeares „Moor of Venice“ innerhalb<br />

eines nicht nachlassenden Spannungsbogens mit<br />

Konzentration auf die Hauptfiguren und deren<br />

Psychogramme. Manfred Beilharz hat inszeniert,<br />

und es stand ihm ein vorzügliches Team im<br />

Hintergrund (Bühne, Kostüm, Musik) und auf der<br />

Bühne Darsteller/innen zur Verfügung, die über<br />

sich hinauszuwachsen schienen. Michael Günther<br />

Bard in einer in der (leicht eingeschwärzten)<br />

Titelpartie sich verausgabenden Expressivität,<br />

Michael Birnbaum, der spielerisch der Rolle des<br />

mephistophelischen Einflüsterers Jago standhält<br />

und Sybille Weiser als verleumdete Desdemona,<br />

der das Artifizielle, das sie als Othello-Projektion<br />

verkörpert, so wunderbar liegt. (…) Shakespeares<br />

Othello dramatisiert Nihilismus. <strong>Die</strong>se Wiesbadener<br />

Aufführung zeigt, wieviel Spannung in ihm<br />

liegt. Einhelliger Applaus für die Produktion mit<br />

drei zu Recht heftig gefeierten Darstellern.<br />

Wiesbadener Kurier/Tagblatt<br />

Intendant Manfred Beilharz erzählt in dieser Eröffnungspremiere<br />

der Spielzeit im Kleinen Haus des<br />

Staatstheaters Wiesbaden die Geschichte eines<br />

Mannes, der genau dann zum Opfer wird, als er<br />

glaubt, den Gipfel seines Lebensglücks erreicht zu<br />

haben. Wie leicht er dem eiskalten Zyniker Jago in<br />

die Intrigenfalle gehen wird, sieht man schon daran,<br />

wie er seine Desdemona in Händen hält, wie<br />

er sie staunend als Wesen einer ihm fernen Welt<br />

betastet – sprachlos, hilflos, nahezu kindlich. Und<br />

das Objekt seiner Leidenschaft ist zwar tugendhaft,<br />

aber kaum reifer als er. Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />

Im Zentrum noch mehr als sonst: Jago, Michael<br />

Birnbaum, ein Baum von einem Soldaten, der<br />

Mann fürs Grobe, aus dessen Mund bei Bedarf<br />

eine aus reinster Schlechtigkeit gespeiste Raffinesse<br />

perlt. Herrlich, wie Plattheit und Raffinesse sich<br />

verbinden, wenn er etwa das Wort des Stückes,<br />

„Eifersucht“ ins Spiel bringt, als Negation noch<br />

dazu. Frankfurter Rundschau<br />

Das Publikum war begeistert… hr Frühkritik<br />

Hessisches Staatsthea ter Wiesbaden / Theaterblatt • Oktober 2011 29

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