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Stolpersteine in Bruchsal

Gedenkschrift zur ersten Stolpersteinverlegung in Bruchsal. Link zum Filmbericht auf youtube auf der letzten Umschlagaußenseite.

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„Auch wenn‘s nicht koscher ist“<br />

(Biografie Eheleute Jordan)<br />

Das Verlobungsbild von Lotte und Walter Jordan. Das Paar wurde 1942 <strong>in</strong> Auschwitz ermordet. Foto: privat<br />

Es gibt nur sehr Weniges, das an Lotte und Walter Jordan er<strong>in</strong>nert. Im <strong>Bruchsal</strong>er<br />

Stadtarchiv bef<strong>in</strong>det sich lediglich e<strong>in</strong>e blaue Karteikarte <strong>in</strong> der sogenannten<br />

„Judenkartei“, <strong>in</strong> der <strong>in</strong> dürren Worten Namen, Geburtsdaten und Adresse von<br />

Lotte und Walter Jordan genannt s<strong>in</strong>d. Auch Alexia Kira Haus schreibt <strong>in</strong> ihrem<br />

Buch „<strong>Bruchsal</strong> und der Nationalsozialismus“ nicht viel mehr: „Jordan, Jakob Walter,<br />

Kaufmann, geb. 25.9.1914 <strong>in</strong> Hochelheim / Wetzlar, verh. mit Lotte Pfeffer aus<br />

<strong>Bruchsal</strong>. Wohnhaft: <strong>Bruchsal</strong>, Württemberger Straße 34, Schicksal: 1940 wurde das<br />

Ehepaar nach Gurs / Südfrankreich deportiert und am 4.9.1942 nach Auschwitz gebracht.<br />

Dort verloren sich ihre Spuren“. Darüber h<strong>in</strong>aus bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> diesem Buch<br />

noch e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trag zu den Eltern von Lotte, Abraham Pfeffer und Klara Stern.<br />

Es waren also recht dürftige Informationen, die für Lotte und Walter Jordan, für<br />

die <strong>in</strong> <strong>Bruchsal</strong> am 19. April 2015 <strong>Stolperste<strong>in</strong>e</strong> verlegt werden, zunächst vorlagen.<br />

Erst Internetrecherchen sowie der Bericht e<strong>in</strong>er Zeitzeug<strong>in</strong> vermochten, die zunächst<br />

doch recht dürre Biografie der beiden <strong>Bruchsal</strong>er Mitbürger zu ergänzen<br />

und e<strong>in</strong> detaillierteres Bild von Lotte und Walter Jordan zu zeichnen.<br />

Jacob Walter Jordan aus Hochelheim<br />

Die Hüttenberger Geme<strong>in</strong>dearchivar<strong>in</strong> Christiane Schmidt befasst sich bereits seit<br />

vielen Jahren mit dem Schicksal der Hüttenberger jüdischen Familien und berichtet<br />

<strong>in</strong> ihrem Buch „Jüdisches Leben <strong>in</strong> Hüttenberg“ auch über den Hochelheimer Jacob<br />

Walter Jordan (Rufname Walter).<br />

Danach wurde Walter als jüngstes K<strong>in</strong>d von Ignatz und Franziska Jordan im Jahre<br />

1914 geboren. Walters Vater starb bereits 1918 <strong>in</strong> Kriegsgefangenschaft, dessen Witwe<br />

betrieb das „Gemischtwarengeschäft Ignaz Jordan“ weiter, um für den Lebensunterhalt<br />

von Walter und dessen beiden älteren Brüdern Hermann und Ludwig zu<br />

sorgen. Mutter Franziska verstarb, als Walter 15 Jahre alt war. Ob und wo Walter<br />

Jordan e<strong>in</strong>e Berufsausbildung gemacht hat ist nicht bekannt; als Beruf wird „Kaufmann“<br />

angegeben.<br />

Lotte Pfeffer aus <strong>Bruchsal</strong><br />

Zu den Eltern von Lotte Pfeffer konnte Alexia Kira Haus umfangreiche Informationen<br />

zusammentragen. Danach war Lottes Vater der 1859 <strong>in</strong> Russland geborene<br />

Schneidermeister Abraham Pfeffer. In erster Ehe war er mit Lea Moses verheiratet.<br />

Das Ehepaar wohnte <strong>in</strong> M<strong>in</strong>golsheim, wo auch ihre beiden K<strong>in</strong>der zur Welt kamen -<br />

1885 M<strong>in</strong>a und 1888 Max. M<strong>in</strong>a heiratete den katholisch getauften Karl Krennerich<br />

aus Imsweiler, Max arbeitete <strong>in</strong> der <strong>Bruchsal</strong>er Kirchgasse 4 als Schneider, heiratete<br />

die katholische Johanna Magdalena Löhle<strong>in</strong> aus Amberg und konvertierte zum Katholizismus.<br />

Aus der Ehe g<strong>in</strong>gen zwei K<strong>in</strong>der hervor, Elisabeth und Eva.<br />

Nach dem Tod von Lea im Jahre 1910 heiratete Abraham Pfeffer erneut. Se<strong>in</strong>e zweite<br />

Ehefrau wurde 1912 die 1875 <strong>in</strong> Malsch bei Karlsruhe geborenen Klara Stern.<br />

1914 kam Sohn Walter zur Welt, der jedoch sechs Wochen nach der Geburt verstarb.<br />

Am 27. Juni 1916 wurde <strong>in</strong> <strong>Bruchsal</strong> Tochter Lotte geboren.<br />

E<strong>in</strong>e Hochzeit <strong>in</strong> <strong>Bruchsal</strong><br />

Wie der gebürtige Hochelheimer Walter<br />

Jordan vom Hessischen <strong>in</strong> das bald 200<br />

km entfernte <strong>Bruchsal</strong> gekommen ist<br />

beziehungsweise wer die Heirat arrangiert<br />

hat ist nicht bekannt. Noch 1938<br />

soll er im hessischen Ebersgöns bei se<strong>in</strong>em<br />

ältesten Bruder Hermann gewohnt<br />

haben. Am 30. Mai 1938 heirateten <strong>in</strong><br />

<strong>Bruchsal</strong> Lotte Pfeffer und Walter Jordan<br />

und wohnten <strong>in</strong> Lottes Elternhaus<br />

<strong>in</strong> der Württemberger Straße 34.<br />

Verschleppung nach Dachau<br />

Nur wenige Monate nach der Hochzeit,<br />

im November 1938, wurde Walter Jordan<br />

<strong>in</strong> das KZ Dachau verschleppt. Zu<br />

Franziska Jordan mit (von l<strong>in</strong>ks) Ludwig, Walter<br />

und Hermann um 1916. Ihr Mann Ignatz war zu<br />

dieser Zeit im Krieg. Foto: privat<br />

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