16.11.2012 Aufrufe

personalentwicklung im it- und medienbereich - Hamburg@work

personalentwicklung im it- und medienbereich - Hamburg@work

personalentwicklung im it- und medienbereich - Hamburg@work

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

WEITERE INFORMATIONEN UND UNTERSTÜTZUNG<br />

Eine elektronische Version dieses Handbuchs können Sie unter www.hamburg-media.net<br />

<strong>im</strong> Bereich AK Personalentwicklung abrufen. Das Handbuch wurde von den M<strong>it</strong>gliedern<br />

des Arbe<strong>it</strong>skreises Personalentwicklung der In<strong>it</strong>iative <strong>Hamburg@work</strong> erstellt.<br />

Verantwortliche Le<strong>it</strong>ung: Dierk Ladendorff, ladendorff@kwb.de<br />

Redaktion <strong>und</strong> Gestaltung: FAKTOR 3 AG, www.faktor3.de<br />

Herausgeber / V.i.s.d.P.: <strong>Hamburg@work</strong> | Förderkreis Mult<strong>im</strong>edia e.V.<br />

Behringstraße 28a<br />

22765 Hamburg<br />

Vereinsregister Hamburg VR 15818<br />

Tel.: 040 / 398 34-331<br />

Fax: 040 / 398 34-339<br />

E-Mail: foerderkreis@hamburg-media.net<br />

Kontakt: <strong>Hamburg@work</strong> | Info-Office<br />

Hamburger Straße 11<br />

22083 Hamburg<br />

Tel.: 040 / 69 79 56 38<br />

Fax: 040 / 69 79 56 48<br />

E-Mail: info.office@hamburg-media.net<br />

www.hamburg-media.net<br />

Für we<strong>it</strong>erführende Informationen können Sie gern den Arbe<strong>it</strong>skreis Personalentwicklung<br />

unter ak.personal@hamburg-media.net kontaktieren beziehungsweise sich an<br />

das Info-Office von <strong>Hamburg@work</strong> wenden.<br />

Copyright: BERUFEnet – B<strong>und</strong>esagentur für Arbe<strong>it</strong><br />

PERSONALENTWICKLUNG IM IT- UND MEDIENBEREICH<br />

Trends <strong>und</strong> Expertenmeinungen


Inhalt<br />

Dierk Ladendorff Grußwort 3<br />

Petra Carlsen Zu wenig Nachwuchs für den Jobmotor der Zukunft<br />

Die demografische Entwicklung <strong>und</strong> ihre Auswirkungen<br />

auf den IT-Arbe<strong>it</strong>smarkt<br />

5<br />

Joach<strong>im</strong> Diercks Effiziente Personalauswahl durch den kombinierten Einsatz<br />

von E-Assessment <strong>und</strong> Online-Personalmarketing<br />

13<br />

Thomas Römer Die Potenzialanalyse. Oder: Alle Jahre wieder 27<br />

Dr. Liselotte Kany / Personalentwicklung rechnet sich 29<br />

Anne Ahlers<br />

Wege, den Be<strong>it</strong>rag von Personalentwicklung zum<br />

Unternehmenserfolg zu messen<br />

Carmen Schön Einführung von Personalentwicklungsmaßnahmen in<br />

wachsenden TK- <strong>und</strong> IT-Unternehmen<br />

Was erwarten wachsende TK- <strong>und</strong> IT-Unternehmen von<br />

Personalentwicklungsmaßnahmen <strong>und</strong> an welchen<br />

praktischen Anforderungen müssen diese sich messen lassen?<br />

35<br />

Ben Krischausky Führen heißt Verändern 41<br />

Sabine Niodusch Führen durch Zielvereinbarungen 45<br />

Dierk Ladendorff Arbe<strong>it</strong>sprozessorientierte IT-We<strong>it</strong>erbildung<br />

Das deutsche „Advanced IT Training System”<br />

53<br />

Dierk Harder Arbe<strong>it</strong>sprozessorientierte IT-We<strong>it</strong>erbildung in Hamburg<br />

Öffentlich geförderte Umsetzungsmodelle für die Qualifizierung<br />

zum IT-Spezialisten <strong>und</strong> zum Operativen Professional<br />

55<br />

Claudia Musekamp Karriere 2.0: E-Learning in der Elternze<strong>it</strong> 57<br />

Matthias Temme Das lernen wir doch spielend!<br />

Edutainment in der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erqualifizierung?!<br />

59<br />

Dr. Malte Masloff Internetnutzung am Arbe<strong>it</strong>splatz / Das neue Arbe<strong>it</strong>svertragsrecht 67<br />

Podiumsdiskussion „Ticken IT- <strong>und</strong> Medienunternehmen anders?”<br />

Personalentwickler renommierter Hamburger Unternehmen<br />

diskutierten <strong>im</strong> Mai 2005 die Besonderhe<strong>it</strong>en der Branche –<br />

eine Auswahl ihrer Statements<br />

69<br />

Über den Arbe<strong>it</strong>skreis Personalentwicklung <strong>und</strong> <strong>Hamburg@work</strong> 79<br />

Grußwort<br />

Ohne die rasante Entwicklung der Informationstechnologie <strong>und</strong> den explosionsartig<br />

verlaufenden Ausbau weltumspannender Datennetze, wie dem<br />

Internet, wäre der grenzüberschre<strong>it</strong>ende Austausch von Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

in seinem heutigen Umfang <strong>und</strong>enkbar. Doch die Globalisierung frisst<br />

ihre Eltern.<br />

Dierk Ladendorff<br />

KWB e.V. – SDA<br />

Die einst unterentwickelten Billiglohnländer Asiens boomen, in den entwickelten Hochlohnstaaten<br />

des Westens stagniert das Wachstum <strong>und</strong> in der Folge steigen die Arbe<strong>it</strong>slosenzahlen<br />

Besorgnis erregend. Von dieser Entwicklung bleibt letztendlich auch die einst rosige Zukunft verheißende<br />

Mult<strong>im</strong>edia- <strong>und</strong> IT-Branche nicht verschont.<br />

Wer heute m<strong>it</strong> Personalentwicklern dieser Wirtschaftssektoren ins Gespräch kommt, hört wieder<br />

<strong>und</strong> wieder die gleiche Klage: Täglich wüchse der Stapel an Bewerbungsschreiben. Für ihre<br />

ureigentlichen Aufgaben der Personalentwicklung bliebe deshalb kaum noch Ze<strong>it</strong>. Andererse<strong>it</strong>s<br />

erfordern <strong>im</strong>mer kürzere IT-Entwicklungs- <strong>und</strong> Produktionszyklen ein Höchstmaß an<br />

Anpassungsfähigke<strong>it</strong> se<strong>it</strong>ens der Belegschaften. Personalentwicklung hat deshalb gerade heute<br />

höchsten Stellenwert, fällt aber – unglücklicherweise – dem täglichen Ansturm der Arbe<strong>it</strong>suchenden<br />

<strong>und</strong> dem steigenden Projektdruck der Angestellten mehr <strong>und</strong> mehr zum Opfer.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Entwicklung bietet der Arbe<strong>it</strong>skreis Personalentwicklung von<br />

<strong>Hamburg@work</strong> se<strong>it</strong> Gründung Ende 2004 durch seine Zusammensetzung aus Personalberatern<br />

<strong>und</strong> Personalentwicklern letzteren eine hervorragende Möglichke<strong>it</strong>, ihre <strong>im</strong>mer knapper werdende<br />

Ressource Ze<strong>it</strong> effizient einzusetzen. Hier können sie sich über die neuesten Methoden <strong>und</strong><br />

Trends der Personalentwicklung informieren <strong>und</strong> austauschen. Personalberatern hingegen bietet<br />

er eine Chance, <strong>im</strong> Gespräch m<strong>it</strong> Personalverantwortlichen ihre Dienstleistungsangebote auf die<br />

tatsächliche Nachfrage abzust<strong>im</strong>men, ihre realen Umsetzungsmöglichke<strong>it</strong>en zu opt<strong>im</strong>ieren <strong>und</strong><br />

praxisgerecht zu verfeinern.<br />

Das vorliegende Handbuch verschafft einen Überblick über Themen, die <strong>im</strong> Arbe<strong>it</strong>skreis 2005 vorgetragen<br />

<strong>und</strong> diskutiert wurden, greift aber auch neue Themen auf. Allen Verfasserinnen <strong>und</strong><br />

Verfassern der Be<strong>it</strong>räge sei herzlichst gedankt. Anmerkungen <strong>und</strong> Anregungen zu den Artikeln<br />

sind höchst willkommen. B<strong>it</strong>te adressieren Sie diese an: ak-personal@hamburg-media.net.<br />

Der AK Personalentwicklung trifft sich alle zwei Monate. Er steht M<strong>it</strong>gliedern sowie Nichtm<strong>it</strong>gliedern<br />

der In<strong>it</strong>iative <strong>Hamburg@work</strong> offen. Termine <strong>und</strong> Protokolle unserer S<strong>it</strong>zungen finden Sie<br />

auf der Webs<strong>it</strong>e www.hamburg-media.net unter dem Menüpunkt „Arbe<strong>it</strong>skreise“.<br />

Für ihre tatkräftige Unterstützung in der Organisation des Arbe<strong>it</strong>skreises möchte ich mich an dieser<br />

2 3


4<br />

Stelle bei den AK-Boardm<strong>it</strong>gliedern Petra Carlsen (DIS AG), Corinna Nieswand (Prox<strong>im</strong><strong>it</strong>y Germany<br />

GmbH), <strong>und</strong> Matthias Temme (BTP Consulting) sehr bedanken.<br />

Ihnen, liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser, wünsche ich eine anregende Lektüre.<br />

Dierk Ladendorff<br />

Le<strong>it</strong>er des AK Personalentwicklung von <strong>Hamburg@work</strong><br />

KWB – Koordinierungsstelle We<strong>it</strong>erbildung <strong>und</strong> Beschäftigung e.V. / Service Dig<strong>it</strong>ale Arbe<strong>it</strong><br />

Kontakt: ladendorff@kwb.de<br />

Zu wenig Nachwuchs für den Jobmotor der Zukunft<br />

Die demografische Entwicklung <strong>und</strong> ihre Auswirkungen<br />

auf den IT-Arbe<strong>it</strong>smarkt<br />

Man stelle sich einmal folgendes Szenario vor: eine hochproduktive<br />

Wissensgesellschaft, der ihre wichtigsten Ressourcen verloren gehen, die<br />

<strong>im</strong>mer weniger auf Know-how, Begabung, Kreativ<strong>it</strong>ät <strong>und</strong> Innovationsgeist<br />

zurückzugreifen vermag. Die nicht mehr in der Lage ist, ihren steigenden Bedarf<br />

Petra Carlsen<br />

DIS AG<br />

an Fachkräften in ausreichendem Maße zu gewinnen. Und die dam<strong>it</strong> <strong>im</strong>mer weniger gewährleisten<br />

kann, ein solides F<strong>und</strong>ament für ihre eigene Zukunft zu bauen.<br />

Ein Horrorszenario? Keineswegs, denn se<strong>it</strong> langem weisen nahezu alle seriösen Trendforschungen<br />

darauf hin, dass unserer Arbe<strong>it</strong>sgesellschaft <strong>im</strong> wahrsten Sinne des Wortes „die Puste<br />

ausgeht“. Die zentrale Ursache ist leicht identifiziert: Sie verbirgt sich hinter der eher nüchtern<br />

<strong>und</strong> harmlos daherkommenden Begriffsverkleidung der „demografischen Entwicklung“. Die<br />

Kernthesen, die die Bevölkerungswissenschaftler bei der Beschreibung unserer künftigen<br />

Gesellschaftsentwicklung aufgestellt haben, sind m<strong>it</strong>tlerweile hinlänglich bekannt. Erstens:<br />

Unsere Gesellschaft altert, weil die Alten <strong>im</strong>mer älter, die Jungen aber <strong>im</strong>mer weniger werden.<br />

Zwe<strong>it</strong>ens: Unsere Gesellschaft wird kleiner, weil die Geburtenzahlen zurückgehen <strong>und</strong> diese<br />

die Zahl der Verstorbenen nicht mehr aufwiegen können. Analog zum Bevölkerungsrückgang<br />

schrumpft auch die Zahl der in Deutschland für den Arbe<strong>it</strong>smarkt verfügbaren Erwerbspersonen.<br />

Defin<strong>it</strong>ionsgemäß sind das die Bevölkerungsteile, die sich zwischen dem Eintr<strong>it</strong>t in das Erwerbsleben<br />

<strong>und</strong> dem Renteneintr<strong>it</strong>tsalter befinden, also diejenigen Menschen, die potenziell produktiv<br />

sein können.<br />

Nun ließe sich vereinfacht argumentieren, dass wir ohnehin derze<strong>it</strong> auf dem Arbe<strong>it</strong>smarkt ein<br />

großes Überangebot an Arbe<strong>it</strong>skräften zur Verfügung haben, das sich Monat für Monat in unserer<br />

beklagenswerten Arbe<strong>it</strong>slosenstatistik abbildet. Dieses stünde dann, so die s<strong>im</strong>ple Folgerung, für<br />

die steigende Nachfrage auf dem Arbe<strong>it</strong>smarkt zur Verfügung. Leider liegen die Dinge komplizierter.<br />

Denn aller Voraussicht nach wird sich die Nachfrage auf dem Arbe<strong>it</strong>smarkt <strong>im</strong>mer stärker<br />

auf die hochqualifizierten Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte fokussieren – ein Trend, der sich schon jetzt<br />

beispielsweise <strong>im</strong> IT-Bereich deutlich abzeichnet. Gering- <strong>und</strong> nichtqualifizierte Menschen werden<br />

es dagegen noch schwerer haben, eine Erwerbsarbe<strong>it</strong> zu bekommen, die ihren Lebensunterhalt<br />

sicherstellt.<br />

Wie sich die demografische Entwicklung <strong>und</strong> der daraus folgende Fachkräftemangel nun in<br />

einzelnen Branchen auswirkt <strong>und</strong> welche Prognosen sich speziell für die einzelnen Regionen<br />

formulieren lassen, wird derze<strong>it</strong> rege diskutiert <strong>und</strong> erforscht. Prof<strong>und</strong>e Ergebnisse in dieser<br />

regionalen beziehungsweise branchenbezogenen Sichtweise liegen erst ansatzweise vor. Im<br />

Folgenden soll es darum gehen, zunächst das Phänomen der demografischen Entwicklung etwas<br />

5


6<br />

näher zu betrachten, um dann einige Trendaussagen für den norddeutschen Raum zu treffen.<br />

In einem we<strong>it</strong>eren Schr<strong>it</strong>t werden wir die Ursachen <strong>und</strong> Folgen des Fachkräftemangels speziell für<br />

die IT-Branche näher beleuchten, der auch künftig eine Signalwirkung für die Gesamtwirtschaft<br />

zukommen dürfte. Natürlich wollen wir nicht bei der Problemanalyse stehen bleiben, sondern<br />

klären, was wir aus heutiger Sicht dem folgenreichen Megatrend des demografischen Wandels<br />

entgegensetzen können.<br />

Eine altbekannte Herausforderung: unsere Gesellschaft kommt in die Jahre<br />

Das Problem sinkender Geburtenraten bei steigender Lebenserwartung der Bevölkerung ist keineswegs<br />

eine neue Erkenntnis. Wer beispielsweise in den achtziger Jahren die Schulbank<br />

drückte, erinnert sich vielleicht noch an die <strong>im</strong> Sozialk<strong>und</strong>eunterricht gezeigten, fast „klassischen“<br />

Bevölkerungspyramiden, die die zu erwartenden Verschiebungen <strong>im</strong> Altersaufbau der<br />

Bevölkerung schon damals sehr genau skizzierten. Dennoch ist das Thema der demografischen<br />

Entwicklung erst in jüngster Ze<strong>it</strong> in der öffentlichen Diskussion angekommen, was vor allem<br />

daran liegen dürfte, dass die spürbaren Konsequenzen des demografischen Wandels erst jetzt<br />

unm<strong>it</strong>telbar bevorstehen.<br />

Das wiederum hat einen einfachen Gr<strong>und</strong>: Spätestens bis zum Jahre 2020 werden die geburtenstärksten<br />

Jahrgänge we<strong>it</strong>gehend aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sein. Da die nachrückenden<br />

Jahrgänge zahlenmäßig schwächer ausfallen als die so genannten „Babyboomer“, setzt bere<strong>it</strong>s<br />

ab 2010 ein Rückgang der Bevölkerung ein, der sich spätestens ab 2020 massiv verstärken wird.<br />

Dies wird sich entsprechend in einem rückläufigen Angebot an Erwerbspersonen ausdrücken.<br />

Laut den Angaben des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes dürfte sich die Zahl der Menschen <strong>im</strong><br />

Erwerbsalter zwischen 2000 <strong>und</strong> 2030 um r<strong>und</strong> 5,4 Millionen auf 45,7 Millionen Menschen<br />

verringern. Bis 2050 wäre sogar ein Verlust von über 10 Millionen Menschen zu verzeichnen<br />

(r<strong>und</strong> 40,8 Millionen). Innerhalb von nur fünf Jahrzehnten würde Deutschland demnach also<br />

r<strong>und</strong> ein Fünftel seines produktiven Bevölkerungsteils verlieren.<br />

Abb. 1: Altersaufbau der Bevölkerung <strong>im</strong> Erwerbsalter, Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />

Die abgebildete Grafik verdeutlicht zudem, wie sich die Altersstruktur der Bevölkerung <strong>im</strong><br />

Erwerbsalter <strong>im</strong> Prognoseze<strong>it</strong>raum verschiebt. Noch bis zum Jahre 2010 werden die<br />

Erwerbsfähigen in der m<strong>it</strong>tleren Altersgruppe (35 bis 49 Jahre) den größten Teil an allen<br />

Erwerbspersonen stellen. Bis 2020 werden dann jedoch die älteren Erwerbsfähigen (50 bis<br />

64 Jahre) die Führung übernehmen <strong>und</strong> knapp 40 Prozent des gesamten Potenzials der erwerbsfähigen<br />

Bevölkerung stellen. Wie die Grafik zeigt, wird sich dieses Verhältnis bis 2050 nicht mehr<br />

gravierend verschieben.<br />

Entscheidend ist, dass die Gr<strong>und</strong>tendenzen unserer künftigen Bevölkerungsentwicklung leider<br />

auf absehbare Ze<strong>it</strong> unumkehrbar sind. Selbst dann, wenn sich das Geburtenverhalten der<br />

deutschen Bevölkerung abrupt ändern würde – wofür es aber derze<strong>it</strong> keinerlei Anzeichen gibt –,<br />

würden die heute Neugeborenen erst nach Ausbildung <strong>und</strong> Studium, also m<strong>it</strong> hoher ze<strong>it</strong>licher<br />

Verzögerung, dem Arbe<strong>it</strong>smarkt zur Verfügung stehen können.<br />

Dam<strong>it</strong> sind die Rahmenbedingungen für unsere gesellschaftliche Entwicklung gesetzt. Die<br />

Konsequenzen könnten dramatischer nicht sein. Diese kreisen etwa um die Frage, ob <strong>und</strong> wie wir<br />

unser Wohlstandsniveau in einer schrumpfenden <strong>und</strong> alternden Gesellschaft werden behaupten<br />

können, welche Konsequenzen sich daraus für die sozialen Sicherungssysteme <strong>im</strong> Besonderen<br />

ergeben, wie sich die Gestaltung unseres Landes <strong>und</strong> seiner Infrastruktur verändert <strong>und</strong> vieles<br />

andere mehr. Wenig tröstlich ist auch, dass nahezu alle fortgeschr<strong>it</strong>tenen Industrienationen m<strong>it</strong><br />

dem Problem sinkender Geburtenraten zu kämpfen haben, wenn auch in unterschiedlichem<br />

Ausmaß. Kein Weg führt daran vorbei: Wir werden auf das Problem der schrumpfenden<br />

Erwerbsbevölkerung ebenso die geeigneten Antworten zu finden haben wie wir uns generell m<strong>it</strong><br />

der Idee einer alternden Gesellschaft vertraut machen müssen. Frank Schirrmacher hat in seinem<br />

m<strong>it</strong>tlerweile zum Bestseller avancierten Buch „Das Methusalem-Komplott“ vor allen Dingen auch<br />

die kulturellen Folgen des demografischen Wandels sehr genau unter die Lupe genommen.<br />

Auf regionaler Ebene ergeben sich in Bezug auf die Veränderungen in der Bevölkerungs- <strong>und</strong><br />

Altersstruktur – sowe<strong>it</strong> Untersuchungen dazu vorliegen – zum Teil erhebliche Differenzen. Aktuelle<br />

Studien zum norddeutschen Raum zeigen beispielsweise, dass hier der Bevölkerungsrückgang<br />

sogar schneller erfolgen wird als in Gesamtdeutschland. Bis 2020 wird die Bevölkerung<br />

in Norddeutschland demnach um insgesamt 210.000 Menschen ärmer sein. Das entspricht<br />

einem Rückgang von 1,4 Prozent gegenüber 0,8 Prozent in Deutschland insgesamt. Bei der<br />

Entwicklung der Erwerbspersonenzahlen zeigt sich zwar in Norddeutschland ebenfalls ein deutlicher<br />

Negativtrend, jedoch heben sich Hamburg wie auch das Nachbarland Niedersachsen <strong>und</strong><br />

Schleswig-Holstein pos<strong>it</strong>iv ab: Zwischen 2000 <strong>und</strong> 2020 wird beispielsweise für Hamburg sogar<br />

ein Zuwachs von 1,9 Prozent an Erwerbspersonen prognostiziert.<br />

Die Frage, wie sich die demografische Entwicklung in den Regionen auswirken wird, hängt natürlich<br />

wesentlich davon ab, ob <strong>und</strong> inwiewe<strong>it</strong> eine Region langfristig von innerdeutschen<br />

Wanderungsbewegungen prof<strong>it</strong>ieren kann. Natürlich haben wirtschaftlich attraktive Metropolen<br />

7


8<br />

wie Hamburg hier vergleichsweise bessere Karten als strukturschwache Gegenden in<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachen oder Schleswig-Holstein. Denn diese dürften auch<br />

künftig Zugewinne bei den Bevölkerungszahlen verzeichnen können.<br />

Aufschlussreich für die zukünftigen Perspektiven der verschiedenen Regionen in Deutschland ist<br />

der aktuelle Prognos „Zukunftsatlas 2004“. Er klassifiziert jeweils die Potenziale <strong>und</strong> Risiken<br />

nach Kr<strong>it</strong>erien wie der demografischen Entwicklung, Prognosen für Arbe<strong>it</strong>smarkt, Wohlstand <strong>und</strong><br />

soziale Lage sowie für Wettbewerbs- <strong>und</strong> Innovationsfähigke<strong>it</strong>. Die Ergebnisse bestätigen die<br />

„sehr hohen Zukunftschancen“ der Metropole Hamburg <strong>und</strong> zeigen, dass der Standort sich <strong>im</strong><br />

b<strong>und</strong>esdeutschen Vergleich angesichts der künftigen Herausforderungen neben Topregionen vor<br />

allem <strong>im</strong> östlichen Niedersachsen, in Nordrheinwestfalen <strong>und</strong> <strong>im</strong> süddeutschen Raum m<strong>it</strong> am<br />

besten behaupten dürfte.<br />

Top Zukunftschancen<br />

Sehr hohe Zukunftschancen<br />

Ausgeglichener Chancen/Risiken-Mix<br />

Zukunftsrisiken<br />

Hohe Zukunftsrisiken<br />

Sehr hohe Zukunftsrisiken<br />

Abb. 2: Zukunftsatlas 2004, Quelle: Prognos<br />

Dennoch: Hinsichtlich der demografischen Entwicklung<br />

kann selbst für die gegenwärtigen <strong>und</strong><br />

künftigen Boomregionen Deutschlands ohne we<strong>it</strong>eres<br />

keine Entwarnung gegeben werden. Denn<br />

selbst, wenn ein Standort wie Hamburg m<strong>it</strong> einem<br />

steigenden Arbe<strong>it</strong>skräfteangebot rechnen könnte,<br />

so sagt dies noch nichts darüber aus, ob dadurch<br />

die reale Arbe<strong>it</strong>skräftenachfrage, die noch schwieriger<br />

zu prognostizieren ist, entsprechend befriedigt<br />

werden würde. Dabei ist neben der rein<br />

quant<strong>it</strong>ativen vor allem auch die qual<strong>it</strong>ative<br />

D<strong>im</strong>ension zu berücksichtigen, die der Begriff des<br />

Fachkräftemangels umschreibt.<br />

Arbe<strong>it</strong>sgesellschaft ohne Arbe<strong>it</strong>er? Das Thema Fachkräftemangel auf dem Prüfstand<br />

Die demografische Entwicklung ist ein wesentlicher <strong>und</strong> kein alleiniger Gr<strong>und</strong> für das Problem des<br />

Fachkräftemangels in Deutschland. Diese Aussage lässt sich am Beispiel der IT-Branche verdeutlichen.<br />

Im Moment stellt sich zwar die S<strong>it</strong>uation hier noch vergleichsweise entspannt dar. Andere<br />

Branchen wie etwa Maschinenbau, Elektrotechnik oder Verfahrenstechnik sind in we<strong>it</strong>aus stärkerem<br />

Maße von dem Phänomen betroffen, dass die Betriebe nicht genügend geeignete Bewerber<br />

finden. In einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sahen 27 Pro-<br />

zent der befragten Unternehmen <strong>im</strong> Bereich Elektrotechnik Probleme bei der Personalbeschaffung,<br />

12 Prozent <strong>im</strong> Bereich Mechatronik <strong>und</strong> „nur“ fünf Prozent in der Informationstechnologie.<br />

Abb. 3: Rekrutierungsprobleme bei Ingenieuren, Quelle: ZEW-Befragung 2003<br />

Dennoch ist das Problem nicht zu unterschätzen. Denn nach dem Platzen der „New-Economy-<br />

Blase“ sind zunächst überdurchschn<strong>it</strong>tlich viele M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er aus IT-Berufen arbe<strong>it</strong>slos geworden.<br />

Es gibt sicher auf dem Arbe<strong>it</strong>smarkt zurze<strong>it</strong> noch aktivierbares Potenzial, es ist aber schon<br />

absehbar, dass m<strong>it</strong> steigenden Neueinstellungen sich eine erhebliche Mangels<strong>it</strong>uation einstellen<br />

dürfte – zumal in den letzten Jahren die Neigung von Ab<strong>it</strong>urienten, sich für Informatikstudiengänge<br />

einzuschreiben, nach der schlechten Marktlage der letzten Jahren sogar abgenommen<br />

hat. Kürzlich stellte der B<strong>und</strong>esverband Informationswirtschaft, Telekommunikation <strong>und</strong><br />

Neue Medien (B<strong>it</strong>kom) fest, dass die Zahl der IT-Erstsemester in Deutschland nicht einmal den<br />

Durchschn<strong>it</strong>t der OECD-Länder erreicht. Gleichze<strong>it</strong>ig warnte der Branchenverband vor sinkenden<br />

Absolventenzahlen <strong>im</strong> Studiengang Informatik. Schon 2008 werde die Nachfrage nach<br />

Absolventen se<strong>it</strong>ens der Unternehmen das Angebot deutlich übertreffen.<br />

Fakt ist, dass schon jetzt <strong>im</strong>mer mehr Unternehmen Probleme haben, ihre ausgeschriebenen<br />

Stellen für IT-Fachkräfte schnell <strong>und</strong> adäquat zu besetzen. So hat die DIS AG <strong>im</strong> Geschäftsbereich<br />

Information Technology derze<strong>it</strong> r<strong>und</strong> 140 offene Stellen. Dass som<strong>it</strong> schon heute teilweise ein<br />

offener Bedarf an IT-Fachkräften registriert wird, hängt vor allem m<strong>it</strong> den gestiegenen<br />

Anforderungen an diese Berufsgruppe zusammen. Noch vor fünf Jahren, als die „New-Economy-<br />

Blase“ einen riesigen Bedarf an IT-M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern produzierte, war der Quereinstieg für viele<br />

Jobsuchende die Regel. Heutzutage haben Bewerber ohne f<strong>und</strong>ierten akademischen Abschluss<br />

kaum noch eine Chance, qualifizierte Jobs zu bekommen, zumal in Führungspos<strong>it</strong>ionen.<br />

Schwierig ist es auch für Umschüler, die über keine hinreichende Berufserfahrung verfügen.<br />

Referenzprojekte sind <strong>im</strong> Allgemeinen unerlässlich, um die eigenen Erfahrungen <strong>und</strong> Fähigke<strong>it</strong>en<br />

zu dokumentieren. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass <strong>im</strong>mer mehr standardisierte IT-<br />

Prozesse wie auch Entwicklungsaufgaben ins Ausland verlagert werden. Kein Weg führt daran<br />

9


10<br />

vorbei: Für den Arbe<strong>it</strong>smarkt der Zukunft müssen Arbe<strong>it</strong>nehmer top qualifiziert sein, um konkurrenzfähig<br />

zu bleiben.<br />

Neben den rein technischen Fähigke<strong>it</strong>en werden aber auch <strong>im</strong>mer häufiger betriebswirtschaftliche<br />

Kenntnisse verlangt. Denn komplexe IT-Strukturen setzen eben häufig auf komplexen<br />

betrieblichen Prozessen auf. Da empfiehlt es sich, die Abläufe, die über IT-Systeme administriert<br />

werden sollen, auch genauer verstehen zu können. Nicht zuletzt sind es oftmals die „weichen“<br />

Faktoren, die in der konkreten Bewerbungss<strong>it</strong>uation leicht zu „harten Faktoren“ werden können:<br />

Softskills wie Teamfähigke<strong>it</strong>, Kommunikationsstärke <strong>und</strong> Durchsetzungsfähigke<strong>it</strong> werden von<br />

Personalern <strong>im</strong>mer wieder hervorgehoben. Dabei beschränken sich diese Anforderungen nicht<br />

allein auf Projektmanager <strong>und</strong> Le<strong>it</strong>ungsfunktionen.<br />

Betrachten wir diese Aussagen zu den steigenden Qualifikationsanforderungen <strong>im</strong> IT-Bereich nun<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> des künftigen Bevölkerungsrückgangs, so wird die ganze D<strong>im</strong>ension des<br />

Problems erst sichtbar. Vereinfacht ausgedrückt kann man konstatieren, dass die nachrückenden<br />

Erwerbsgenerationen in Zukunft besser qualifiziert sein müssen als die heutigen Erwerbsgenerationen,<br />

um den Bedarf der Unternehmen nach qualifiziertem Nachwuchs zumindest annähernd<br />

zu erfüllen. Studien des Inst<strong>it</strong>uts für Arbe<strong>it</strong>smarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung (IAB) belegen den<br />

Trend, dass die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften <strong>und</strong> Hochschulabsolventen we<strong>it</strong>er steigen<br />

wird, wie die abgebildete Grafik zeigt. Leider können die Experten für die nachrückenden<br />

Generationen eine höhere Neigung zu qualifizierten <strong>und</strong> dam<strong>it</strong> zukunftssichernden Ausbildungsabschlüssen<br />

derze<strong>it</strong> nur bedingt feststellen.<br />

Abb. 4: Erwerbstätige nach Tätigke<strong>it</strong>sniveau 1991 bis 2010, Quelle: IAB/Prognos Projektion<br />

Wo bleibt der Aufbruch? Unsere Zukunft muss kein Schicksal sein<br />

Wie können wir dem Szenario des demografischen Wandels <strong>und</strong> des daraus folgenden<br />

Fachkräftemangels angemessen begegnen? Einen einfachen Lösungsansatz gibt es sicher<br />

nicht, dafür sind die bevorstehenden gesellschaftlichen Veränderungen zu gravierend. Es geht<br />

um we<strong>it</strong> mehr, als einfach nur ein paar Stellschrauben neu zu justieren. Natürlich lässt sich das<br />

Problem teilweise dadurch entschärfen, dass beispielsweise über Zuwanderung gezielt <strong>und</strong><br />

systematisch dringend benötigte Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden. Im IT-Bereich<br />

ist dieser Weg bekanntlich erstmals se<strong>it</strong> 2000 m<strong>it</strong> der Einführung der „Green Card“ beschr<strong>it</strong>ten<br />

worden, er greift aber zu kurz. Auch wenn etwa die Zuwanderungsregelungen für diese Berufsgruppe<br />

attraktiver gestaltet würden, so könnte dies höchstens ein Ansatzpunkt sein, die steigende<br />

Nachfrage nach IT-Spezialisten zu bedienen. Denn man muss berücksichtigen: Unsere europäischen<br />

Nachbarn sind m<strong>it</strong> ganz ähnlichen Problemen konfrontiert wie wir, daher stehen wir auch<br />

<strong>im</strong> „Kampf um die besten Köpfe“ in einem harten internationalen Wettbewerb.<br />

Daher muss es unser Ziel sein, auch unsere eigenen Kräfte <strong>und</strong> Potenziale besser als bisher<br />

auszuschöpfen. Insbesondere müssen mehr Frauen für eine Berufstätigke<strong>it</strong> gewonnen werden.<br />

Denn obwohl in den letzten Jahren relativ betrachtet <strong>im</strong>mer mehr Frauen <strong>im</strong> Erwerbsleben<br />

standen, liegt die Quote ihrer Erwerbsbeteiligung nach wie vor deutlich unter der Vergleichszahl<br />

bei den Männern. So waren nach Angaben des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes zuletzt r<strong>und</strong> 79 Prozent<br />

aller erwerbsfähigen Männer berufstätig, bei den Frauen waren es nur r<strong>und</strong> 65 Prozent.<br />

Glücklicherweise scheint unsere Gesellschaft m<strong>it</strong>tlerweile begriffen zu haben, dass Themen wie<br />

familiengerechte Arbe<strong>it</strong>splätze, flexible Arbe<strong>it</strong>sze<strong>it</strong>en <strong>und</strong> Ausbau der Kinderbetreuung längst zu<br />

entscheidenden Zukunftsfragen geworden sind. Der Erkenntnis muss nun aber entschiedenes<br />

Handeln folgen.<br />

Ein we<strong>it</strong>eres Problemfeld spiegelt sich in der geringen Erwerbsbeteiligung älterer Menschen in<br />

Deutschland. Die OECD hat errechnet, dass hierzulande nicht einmal mehr 40 Prozent der 55- bis<br />

64-Jährigen <strong>im</strong> Job sind. Zum Vergleich: In Schweden oder der Schweiz liegt die Quote deutlich<br />

über 60 Prozent, die USA verfehlten die 60-Prozent-Quote bei der Erhebung in 2002 nur knapp.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzliche Vorurteile wie auch arbe<strong>it</strong>srechtliche Vorbehalte gegenüber älteren M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern –<br />

hoher Kündigungsschutz etc. – sind für die deutsche Fehlentwicklung verantwortlich. Das wertvolle<br />

Potenzial älterer Menschen m<strong>it</strong> ihrem teilweise großen Wissens- <strong>und</strong> Erfahrungsschatz liegt<br />

zum großen Teil ungenutzt brach.<br />

Um hier wirksam gegenzusteuern, ist ein gr<strong>und</strong>legender mentaler Einstellungswandel vonnöten.<br />

Auch die IT-Branche muss sich m<strong>it</strong> ihrem vergleichsweise jugendlichen Image von liebgewonnenen,<br />

aber irreführenden Le<strong>it</strong>bildern verabschieden <strong>und</strong> sich wesentlich stärker für ältere<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er öffnen. Zugegeben: Kaum eine Branche verändert sich so stark <strong>und</strong> so dynamisch wie<br />

die IT-Branche – da bedarf es auch einer hohen Lernbere<strong>it</strong>schaft se<strong>it</strong>ens der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, ihren<br />

Wissensschatz permanent zu aktualisieren, ebenso wie die Unternehmen aufgerufen sind, die<br />

Rahmenbedingungen für praktikable We<strong>it</strong>erbildungsmodelle in den Betrieben zu setzen.<br />

Auch Bewerber m<strong>it</strong> Qualifikationsdefiz<strong>it</strong>en müssen generell durch zielgenaue Bildungsangebote<br />

für den Arbe<strong>it</strong>smarkt f<strong>it</strong> gemacht werden. Daneben bietet eine gr<strong>und</strong>legende Reformierung unseres<br />

Schul- <strong>und</strong> Bildungssystems die Chance, die Ausbildungs- <strong>und</strong> Studienze<strong>it</strong>en zu verkürzen, so<br />

dass die nachrückenden Generationen früher dem Arbe<strong>it</strong>smarkt zur Verfügung stehen könnten.<br />

11


Dam<strong>it</strong> sind die wesentlichen Handlungsspielräume <strong>und</strong> Aufgabenfelder, dem demografischen<br />

Wandel entgegenzuwirken, skizziert. Denn eines ist gewiss: Die künftige Wissensgesellschaft<br />

speist sich vor allem aus jenen Rohstoffen, die in den Köpfen ihrer Bürger zu finden sind.<br />

Petra Carlsen ist se<strong>it</strong> 1998 Niederlassungsle<strong>it</strong>erin Information Technology<br />

bei der DIS AG in Hamburg.<br />

Kontakt: p-carlsen@dis-ag.com<br />

Effiziente Personalauswahl durch den kombinierten<br />

Einsatz von E-Assessment <strong>und</strong> Online-Personalmarketing<br />

Durch den zum Teil unreflektierten Einsatz neuer Bewerbungskanäle (z. B. E-<br />

Mail-Bewerbungen) sowie die konjunkturelle S<strong>it</strong>uation auf dem Arbe<strong>it</strong>smarkt ist<br />

die Zahl eingehender Bewerbungen bei vielen Unternehmen in den letzten<br />

Jahren sprunghaft angestiegen. Hieraus für sich generell eine attraktivere<br />

Arbe<strong>it</strong>gebermarke abzule<strong>it</strong>en ist jedoch aus Unternehmenssicht höchst ge-<br />

fährlich; zeigt doch ein Blick auf die demografische Entwicklung, dass das verfügbare Potenzial<br />

geeigneten Nachwuchses nicht größer geworden ist, sondern sich <strong>im</strong> Gegenteil in den<br />

kommenden Jahren in dramatischem Maße verknappen wird.<br />

Es ist also in den meisten Fällen vielmehr so, dass lediglich die Anzahl eingehender Bewerbungen<br />

steigt, während der relative Anteil geeigneter Bewerber tendenziell deutlich abn<strong>im</strong>mt. Unternehmen<br />

stehen vor einem Dilemma: Einerse<strong>it</strong>s steigt der Sichtungsaufwand quant<strong>it</strong>ativ aufgr<strong>und</strong><br />

der größeren Anzahl <strong>und</strong> qual<strong>it</strong>ativ aufgr<strong>und</strong> des kleineren relativen Anteils geeigneter Kandidaten.<br />

Andererse<strong>it</strong>s unterliegen auch Rekrutierungsprozesse einem hohen Effizienzdruck. Die<br />

sprichwörtliche Suche nach der Nadel <strong>im</strong> Heuhaufen wird also deutlich anspruchsvoller, darf<br />

jedoch keinen erhöhten Aufwand nach sich ziehen ...<br />

Ein Lösungsansatz bietet sich durch den kombinierten Einsatz von E-Assessment <strong>und</strong> Online-<br />

Personalmarketing. Während interaktive kommunikative Services <strong>im</strong> Internet pos<strong>it</strong>iv auf das<br />

Arbe<strong>it</strong>geber-Image wirken <strong>und</strong> so vor allem eine deutlich erhöhte Fähigke<strong>it</strong> des potenziellen<br />

Bewerbers zur Selbstselektion nach sich ziehen, dient der Einsatz psychometrischer eignungsdiagnostischer<br />

Instrumente (E-Assessment) der Identifikation geeigneter Bewerber <strong>und</strong> stellt<br />

som<strong>it</strong> ein höchst effizientes Instrument der Vorauswahl dar. Kombinierte Applikationen bewirken<br />

beides parallel <strong>und</strong> führen tendenziell dazu, dass sich ein höherer Anteil „geeigneter“ Kandidaten<br />

bewirbt <strong>und</strong> diese dann auch m<strong>it</strong> vertretbarem Aufwand herausgefiltert werden können.<br />

Hintergr<strong>und</strong>: Fünf Millionen Arbe<strong>it</strong>slose <strong>und</strong> trotzdem<br />

„War for Talent“ – die demografische Entwicklung<br />

Trotz nach wie vor stockender Konjunktur <strong>und</strong> hohen Arbe<strong>it</strong>slosenzahlen beklagen zahlreiche<br />

Unternehmen einen steigenden Mangel an Fach- <strong>und</strong> Führungs(nachwuchs)kräften.[1] Dies<br />

macht sich insbesondere in qualifizierten Berufen aus dem IT-Bereich <strong>und</strong> Ingenieursberufen,<br />

aber auch bei qualifizierten kaufmännischen Pos<strong>it</strong>ionen bemerkbar. Die Gründe hierfür sind nicht<br />

nur in Defiz<strong>it</strong>en des Bildungssystems (mangelnder Wirtschaftsbezug in der schulischen Ausbildung<br />

oder zu geringer Praxisbezug an den Hochschulen) oder verbre<strong>it</strong>eten Einstellungsdefiz<strong>it</strong>en<br />

auf Arbe<strong>it</strong>nehmerse<strong>it</strong>e (z. B. mangelnder geografischer Mobil<strong>it</strong>ät) zu suchen, sondern in dramatisch<br />

zunehmendem Maße in demografischen Entwicklungen. Die „Veralterung“ der Gesellschaft<br />

führt zu einem ernsten Nachwuchsproblem.<br />

12 13<br />

Joach<strong>im</strong> Dierks<br />

Cyqest GmbH


Ein Vergleich des Altersaufbaus der Bevölkerung in Deutschland aus dem Jahr 2000 m<strong>it</strong> dem<br />

prognostizierten Altersaufbau <strong>im</strong> Jahr 2025 zeigt eindrucksvoll auf, wie sich die Altersgruppe der<br />

30 bis 40-Jährigen sowohl absolut wie auch anteilig an der nahezu konstanten Gesamtbevölkerung<br />

verkleinert.[2]<br />

Abb. 1: Altersaufbau der Bevölkerung der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2003<br />

Ironischerweise stellen zahlreiche Unternehmen gegenwärtig z. T. sprunghaft ansteigende<br />

Zahlen eingehender Bewerbungen fest. So gaben bei einer 2004 <strong>im</strong> Auftrag der Stellenbörse<br />

StepStone durchgeführten Studie „Aktuelle Trends auf dem Bewerbermarkt“ 70 Prozent der<br />

befragten ca. 1.600 europäischen Unternehmen an, dass die Bewerbungseingänge deutlich<br />

gestiegen seien.[3] Noch konkreter wird diese Aussage durch die vom Klaus Resch Verlag 2005<br />

veröffentlichte „Kurzumfrage Online-Bewerbung“ belegt, nach der ein Hochschulabsolvent <strong>im</strong><br />

Jahr 2004 durchschn<strong>it</strong>tlich 45 Bewerbungen bis zur Einstellung verfasste, während dies gerade<br />

einmal zwei Jahre vorher nur zwölf waren.[4] Sicherlich spielen hierbei auch veränderte arbe<strong>it</strong>smarktkonjunkturelle<br />

Einflüsse eine große Rolle, doch zeigt diese Entwicklung vor allem eines: Die<br />

steigende Zahl eingehender Bewerbungen ist kein Indiz für eine höhere Attraktiv<strong>it</strong>ät des<br />

Unternehmens als Arbe<strong>it</strong>geber, <strong>und</strong> die höhere Quant<strong>it</strong>ät an Bewerbungen ist kein Indikator für<br />

ein größeres Potenzial an Bewerbern, schon gar nicht an geeigneten Bewerbern. Die Gründe der<br />

stark ansteigenden Flut von Bewerbungen sind vielmehr darin zu sehen, dass viele Unternehmen<br />

durch die Öffnung des Bewerberkanals E-Mail den Bewerbern eine „grenzkostenfreie“ Bewerbungsmöglichke<strong>it</strong><br />

geschaffen haben. Während eine klassische Papierbewerbung für den Bewerber<br />

m<strong>it</strong> allerhand Aufwand <strong>und</strong> Kosten verb<strong>und</strong>en ist (Bewerbungsmappe, sauberer Ausdruck,<br />

anständiges Papier, Portokosten), lässt sich jede we<strong>it</strong>ere Bewerbung per E-Mail m<strong>it</strong> sehr geringem<br />

Extraaufwand für den Bewerber bewerkstelligen. Die einmal elektronisch erstellten<br />

Bewerbungsunterlagen können beliebig reproduziert <strong>und</strong> per E-Mail an eine große Zahl von<br />

Firmen versendet werden. Dies führt naturgemäß dazu, dass sich aufgr<strong>und</strong> der Einfachhe<strong>it</strong> vielfach<br />

Kandidaten sehr unreflektiert bewerben („Man kann es ja mal versuchen ...“). Die gestiegene<br />

Anzahl eingehender Bewerbungen darf also nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich oft<br />

um ungeeignete Kandidaten handelt [3], wobei m<strong>it</strong> „ungeeignet“ in diesem Zusammenhang nicht<br />

nur eine Nichterfüllung der geforderten Qualifikationen durch den Bewerber zu verstehen ist, sondern<br />

ebenfalls, dass die Bewerber aufgr<strong>und</strong> von Informationsdefiz<strong>it</strong>en bzgl. des Unternehmens<br />

einfach falsche Erwartungen an das Unternehmen <strong>und</strong> die zu besetzenden Stellen haben. Leider<br />

verursachen auch die Bewerbungen ungeeigneter Kandidaten Sichtungsaufwand <strong>und</strong> dam<strong>it</strong><br />

Kosten. An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass sich diese Kr<strong>it</strong>ik am E-<br />

Recru<strong>it</strong>ing ausschließlich auf den Bewerbungskanal E-Mail bezieht. Die Bewerbungsmöglichke<strong>it</strong><br />

über Online-Formulare hingegen macht sehr wohl Sinn, da sie datenbankgestützte Bewerberselektion<br />

<strong>und</strong> -management ermöglichen, dabei aber dennoch eine hinreichende „Ernsthaftigke<strong>it</strong>shürde“<br />

für den Bewerber darstellt.<br />

Man sieht: Auch wenn viele Unternehmen heute aufgr<strong>und</strong> der hohen Bewerbungseingänge<br />

subjektiv das Gefühl hoher Begehrthe<strong>it</strong> haben, wird sich das Potenzial qualifizierter Kandidaten<br />

we<strong>it</strong>er verknappen. Der Zugang zu geeigneten M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern wird zukünftig aber ein enorm wichtiger<br />

Wettbewerbsparameter sein; der „War for Talent“ hat noch nicht einmal richtig begonnen.<br />

Das Dilemma der Recru<strong>it</strong>er: Die schwierige Suche nach der Nadel <strong>im</strong> Heuhaufen<br />

Für die Unternehmen entsteht ein Dilemma: Wie kann einerse<strong>it</strong>s erreicht werden, dass der Anteil<br />

14 15


potenziell geeigneter Kandidaten unter den Bewerbern möglichst hoch ist <strong>und</strong> gleichze<strong>it</strong>ig die<br />

Identifikation dieser geeigneten Kandidaten bei dem quant<strong>it</strong>ativ sehr hohen Bewerberaufkommen<br />

auch gelingt – <strong>und</strong> das möglichst effizient. Oder anders formuliert: Wie<br />

findet man die <strong>im</strong>mer weniger werdenden Nadeln in einem <strong>im</strong>mer größeren Heuhaufen m<strong>it</strong> möglichst<br />

geringem Aufwand?<br />

Wie der nachfolgende Be<strong>it</strong>rag aufzeigen wird, kann dieses Dilemma m<strong>it</strong> Hilfe zweier<br />

Lösungsansätze angegangen werden:<br />

• Der Einsatz dialogorientierter Personalmarketing-Instrumente, die einen möglichst frühze<strong>it</strong>igen<br />

Kontakt m<strong>it</strong> potenziell geeigneten Kandidaten herstellen. Ziel dieser Anstrengungen<br />

ist es, frühze<strong>it</strong>ig klare Arbe<strong>it</strong>geber-Images zu schaffen <strong>und</strong> die Kandidaten in die Lage zu<br />

versetzen, von sich aus zu erkennen, welche Unternehmen für sie Chancen bere<strong>it</strong>halten <strong>und</strong><br />

auch worin diese bestehen (Stichwort: Selbstselektion).<br />

• Verbesserte Auswahlinstrumente, die insbesondere in frühen Phasen des gegense<strong>it</strong>igen<br />

Kennenlernens den Unternehmen eine bessere Identifikation derjenigen ermöglichen, die<br />

später einmal als Wunschkandidaten gelten (Stichwort: Eignungsdiagnostik).<br />

Es zeigt sich, dass insbesondere durch das Internet Instrumente entstehen, die dialogorientiert<br />

beide Lösungsansätze m<strong>it</strong>einander kombinieren können.<br />

Recru<strong>it</strong>ing als wechselse<strong>it</strong>iger Suchprozess von Unternehmen <strong>und</strong> Kandidat<br />

Letztlich geht es <strong>im</strong> Rahmen der Personalrekrutierung darum, eine möglichst gute Trefferquote<br />

bei der Besetzung freier Stellen zu erreichen. Um die Wirkung der beiden Lösungsansätze<br />

Personalmarketing <strong>und</strong> E-Assessment richtig erfassen zu können, ist es unerlässlich zu verstehen,<br />

dass Recru<strong>it</strong>ing ein wechselse<strong>it</strong>iger Suchprozess ist. Sicherlich sind m<strong>it</strong> der Rekrutierung<br />

viele Arbe<strong>it</strong>sschr<strong>it</strong>te auf Se<strong>it</strong>en des suchenden Unternehmens verb<strong>und</strong>en (Stellenanzeigen,<br />

Sichtung der Bewerbungen, Interviews, Assessment Center, Vertragsgestaltung etc.), doch<br />

beginnt die Rekrutierung faktisch schon viel früher: Im Kopf des potenziellen zukünftigen<br />

Bewerbers!<br />

Das vorrangige Ziel des strategischen Personalmarketings muss es also sein, möglichst frühzeItig<br />

Bekannthe<strong>it</strong>, Image <strong>und</strong> zentrale personalpol<strong>it</strong>ische Botschaften an die „richtigen“ zukünftigen<br />

Kandidaten zu verm<strong>it</strong>teln. Um sich der Sprache des Marketings zu bedienen: Das Arbe<strong>it</strong>geber-<br />

Image soll so verm<strong>it</strong>telt werden, dass das Unternehmen bei den richtigen Kandidaten <strong>im</strong> sog.<br />

„evoked set“, also der Gruppe der potenziell interessanten Arbe<strong>it</strong>geber, erscheint – <strong>und</strong> das so<br />

früh wie möglich.<br />

Die in diesem Zusammenhang eingesetzten unternehmensindividuellen Interventionsformen <strong>im</strong><br />

Personalmarketing sind je nach Personalstrategie sehr unterschiedlich. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />

sich zunehmend verknappenden Ressource „qualifizierter Nachwuchs“ jedoch benötigen<br />

Unternehmen heute mehr denn je einen guten Ruf in Bezug auf das interne Karrieremanagement<br />

bei den Bewerbern. Dies gilt besonders für Branchen, deren Ruf nicht durch eine bekannte<br />

Endverbrauchermarke gestützt wird, bei hohen Bedarfen an stark nachgefragten Qualifikationen<br />

sowie für Unternehmen, deren Arbe<strong>it</strong>geber-Image durch dominante Unternehmensbereiche<br />

best<strong>im</strong>mt wird (z. B. Marketingfunktionen in Unternehmen der Markenartikelindustrie).<br />

Erfolgreiche Unternehmen greifen in der Nachwuchsbesetzung auf unterschiedliche Aktionspakete<br />

zurück, um frühze<strong>it</strong>ig Bekannthe<strong>it</strong>, Image <strong>und</strong> zentrale personalpol<strong>it</strong>ische Botschaften zu<br />

verm<strong>it</strong>teln. Parallel werden langfristige Strategien zur Einbindung potenzieller Kandidaten in die<br />

Unternehmenskultur <strong>und</strong> für die spätere Übernahme in<strong>it</strong>iiert. Deshalb wird der frühze<strong>it</strong>ige<br />

Kontakt zum Nachwuchs <strong>im</strong>mer wichtiger. Folgendes Schaubild zeigt exemplarisch verschiedene<br />

Interventionsebenen <strong>im</strong> Hochschulmarketing auf.[5]<br />

Abb. 2: Interventionsebenen des Hochschulmarketings<br />

Personalmarketingmaßnahmen werden auf die Wahrnehmungsbere<strong>it</strong>schaft in den unterschiedlichen<br />

Karrierephasen der Studierenden ausgerichtet. Im Einzelnen umfasst das<br />

Interventionsspektrum dabei sowohl Maßnahmenebenen für die „Low Involvement-Phase“ am<br />

Studienbeginn, studienbegle<strong>it</strong>ende Maßnahmen sowie stärker responseorientierte Maßnahmen<br />

für die Bewerbungs- <strong>und</strong> Entscheidungsphase. Es lassen sich von Unternehmensse<strong>it</strong>e drei<br />

wesentliche Ebenen differenzieren:<br />

1. Phase Imageaufbau: In dieser Phase wird expliz<strong>it</strong> das Außenbild in Bezug auf Einstiegsmöglichke<strong>it</strong>en<br />

<strong>und</strong> Karrieremanagement des Unternehmens aufgebaut (langfristiges<br />

Unternehmensinvestment).<br />

2. Phase „Selektive Kommunikationsmaßnahmen“: Diese dienen dazu, interessante Studierende<br />

durch Maßnahmen an das Unternehmen heranzuführen <strong>und</strong> zu binden (Praktikum, Diplome,<br />

Workshops etc.). Hier steht das m<strong>it</strong>telfristige Ziel der Vorauswahl <strong>und</strong> Bindung <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>.<br />

3. Phase „Individuelle Kommunikationsmaßnahmen“: Diese Maßnahmen sind gezielt ausgerichtet<br />

auf die Stellenbesetzung durch Maßnahmen der Stellenausschreibung, Personal-<br />

(vor)auswahl, Bewerbergespräche <strong>und</strong> Assessments.<br />

Analog hierzu rückt in zunehmendem Maße bei vielen Unternehmen auch der Bereich Azub<strong>im</strong>arketing<br />

in den Blickpunkt. Die Vielzahl an unterschiedlichsten Ausbildungsberufen m<strong>it</strong> zum<br />

Teil <strong>im</strong>mer spezialisierteren Berufsbildern einerse<strong>it</strong>s sowie der von vielen Personalabteilungen<br />

16 17


eklagte Qual<strong>it</strong>ätsrückgang der sich bewerbenden Kandidaten andererse<strong>it</strong>s zwingt die Unternehmen<br />

zunehmend auch hier zum frühze<strong>it</strong>igen Aufbau entsprechender Arbe<strong>it</strong>geber-Images, d. h.<br />

an der Schule, gerichtet an 14- bis 18-Jährige.<br />

Im Idealfall kann ein Unternehmen auch dabei insbesondere auf den Erfolg der ersten Ebene<br />

zurückgreifen. Ein pos<strong>it</strong>ives Arbe<strong>it</strong>geber-Image hilft dem Unternehmen bei den we<strong>it</strong>eren<br />

Auswahlschr<strong>it</strong>ten ausreichend interessierte Bewerber zu rekrutieren, um dam<strong>it</strong> den Pool für die<br />

individuellen Auswahlverfahren der direkten Stellenbesetzung zu füllen.<br />

An diesem Punkt sind webbasierte Kommunikationsmaßnahmen <strong>und</strong> webagierende Dienstleister<br />

m<strong>it</strong> Recru<strong>it</strong>ing- <strong>und</strong> Personal(vor)auswahl-Konzepten ein interessanter Ansatz für eine einhe<strong>it</strong>liche<br />

Steuerung aus einer Unternehmensabteilung heraus. Insbesondere deshalb, weil die Internetnutzung<br />

in den Zielgruppen der Schüler <strong>und</strong> Studierenden m<strong>it</strong>tlerweile vielfach wie selbstverständlich<br />

erfolgt [6] <strong>und</strong> das Internet von diesen Zielgruppen auch in sehr hohem Maße zur<br />

Jobsuche oder Berufsinformation genutzt wird.[7]<br />

Dabei kann das Internet seine Vorzüge sowohl als Distributionskanal für Imagebotschaften als<br />

auch m<strong>it</strong>tels webbasierter Tools für das Recru<strong>it</strong>ing bzw. die Personal(vor)auswahl entfalten, also<br />

auf allen drei Interventionsebenen. Es überrascht som<strong>it</strong> kaum, dass sich die Verteilung von<br />

Recru<strong>it</strong>ingbudgets zunehmend in Richtung internetbasierter Maßnahmen verschiebt. Während<br />

z. B. <strong>im</strong> ersten Quartal 2002 noch 73 Prozent aller Unternehmen exklusiv in Print- <strong>und</strong> 19,4 Prozent<br />

exklusiv in Online-Stellenmärkten schalteten, veränderten sich die Zahlen zum ersten<br />

Quartal des Jahres 2003 deutlich auf 54,6 Prozent exklusiver Print-Inserenten <strong>und</strong> 40,3 Prozent<br />

ausschließlicher Online-Inserenten bei den Jobbörsen.[8]<br />

Recrutainment: Der kombinierte Einsatz von E-Assessment <strong>und</strong> Online-Personalmarketing zur<br />

Steigerung der Trefferquote <strong>im</strong> Auswahlprozess<br />

Das Internet wird in den letzten Jahren zunehmend als ein Medium des Personalrecru<strong>it</strong>ings<br />

genutzt. Es steht heute neben Recru<strong>it</strong>ingmessen, Hochschulveranstaltungen, Firmenevents <strong>und</strong><br />

verschiedenen Ansätzen eigenen „Intelligence Scoutings“ (Akademien etc.) für einen gr<strong>und</strong>legenden<br />

Wandel in diesem Bereich. Das Internet ermöglicht Unternehmen die Verm<strong>it</strong>tlung von<br />

Image <strong>und</strong> Informationen auf kreative mult<strong>im</strong>ediale Weise. Gleichze<strong>it</strong>ig erlauben die<br />

Darstellungsmöglichke<strong>it</strong>en <strong>und</strong> die Interaktiv<strong>it</strong>ät des Internets den Einsatz eignungsdiagnostischer<br />

Testinstrumente (E-Assessment), m<strong>it</strong> deren Hilfe <strong>im</strong> Mensch-Maschine-Dialog auswahlrelevante<br />

Personenmerkmale erm<strong>it</strong>telt werden können. Unter dem Oberbegriff Recrutainment werden<br />

die Bereiche E-Assessment, Online-Personalmarketing <strong>und</strong> E-Recru<strong>it</strong>ment zusammengefasst,<br />

wenn diese in einen unterhaltsamen bzw. spielerisch-s<strong>im</strong>ulativen Kontext eingeb<strong>und</strong>en<br />

sind. Der s<strong>im</strong>ulative Charakter von Recrutainment-Applikationen ermöglicht ein „virtuelles<br />

Erleben“ des Unternehmens, wodurch die Ziele Employer Branding <strong>und</strong> Selbstselektion des<br />

Bewerbers nachhaltig gefördert werden. Im Sinne des Recrutainment gestaltete s<strong>im</strong>ulative E-<br />

Assessment-Verfahren zeichnen sich durch eine hohe Bewerberakzeptanz <strong>und</strong> deutlich erhöhtem<br />

Anforderungsbezug gegenüber herkömmlichen Testverfahren aus. Es liegt nahe, dass<br />

Recrutainment-Applikationen in aller Regel Funktionen des Personalmarketings <strong>und</strong> Funktionen<br />

der Fremd- oder Eigenauswahl übernehmen.<br />

So haben etwa in den letzten Jahren verschiedene Unternehmen spielerische Konzepte zur real<strong>it</strong>äts-<br />

<strong>und</strong> gleichze<strong>it</strong>ig zielgruppennahen Kommunikation umgesetzt. Diese oftmals auch als<br />

Bewerberspiele bezeichneten Ansätze wirken nachhaltig auf das Unternehmens<strong>im</strong>age <strong>und</strong> über<br />

die s<strong>im</strong>ulative Gestaltung zugleich aufklärend <strong>und</strong> som<strong>it</strong> pos<strong>it</strong>iv auf die Selbstselektion der<br />

Bewerber.<br />

Das Berufsorientierungsspiel „Tr.A.X.“ der Deutschen Bahn AG<br />

Als Beispiel hierfür sei die Anwendungen „Tr.A.X.“ der Deutschen Bahn AG genannt (www.dbtrax.de).<br />

Gerichtet an die Zielgruppe 14 bis 18-Jähriger wird hierbei <strong>im</strong> Rahmen eines interaktiven<br />

Onlinespiels eine Vielzahl der bei der Bahn angebotenen Ausbildungsberufsbilder erlebbar gemacht<br />

<strong>und</strong> gleichze<strong>it</strong>ig über die Erhebung eines Interessenprofils automatisiert eine Empfehlung<br />

hinsichtlich der beruflichen Zukunftsplanung des Teilnehmers generiert. Neben einer überaus<br />

pos<strong>it</strong>iven Beurteilung des Spiels hinsichtlich Gestaltung, Spielgeschichte <strong>und</strong> inhaltlicher<br />

Darstellung (über 70 Prozent der Teilnehmer vergaben hierzu die Schulnoten 1 oder 2) wirkte das<br />

Spiel insbesondere auch in Richtung der beabsichtigten Berufsorientierung:<br />

• 62 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie durch den Tr.A.X. „Lust bekommen haben, sich<br />

we<strong>it</strong>er über eine Ausbildung bei der DB AG zu informieren“,<br />

• 42 Prozent gaben an „Informationen zu Berufen bekommen zu haben, die sie vorher gar nicht kannten“,<br />

• 23 Prozent erfuhren durch das Spiel von Alternativen zu ihrem Traumberuf <strong>und</strong> <strong>im</strong>merhin<br />

• 16 Prozent gaben an, dass ihnen der Tr.A.X. „expliz<strong>it</strong> geholfen hat, sich für einen Ausbildungsberuf<br />

zu entscheiden“.<br />

Abb. 3: Beispielscreen des Berufsorientierungsspiels „Tr.A.X.“<br />

Das E-Assessment Verfahren „unique.st“ des Unilever Konzerns<br />

Ein eher den Aspekt der Fremdauswahl betonendes Beispiel für eine gelungene Recrutainment<br />

18 19


Applikation ist die Anwendung „unique.st“ des Unilever Konzerns. Hierbei werden pro Jahr<br />

ca. 600 Bewerber für das Konzern-Traineeprogramm UniTrain, die anhand biografischer Merkmale<br />

aus gut 5.000 Bewerbern ausgewählt wurden, zu einem spielerisch-s<strong>im</strong>ulativen Testverfahren<br />

eingeladen. Die Kandidaten schlüpfen dabei in die Rolle eines Trainees, der m<strong>it</strong> der Aufgabe<br />

betraut wird, <strong>im</strong> Werk der US-Eismarke Ben & Jerry's die neue Eissorte „Indian Summer“ zur<br />

Marktreife zu bringen. Hierzu durchläuft der Kandidat unterschiedliche Unternehmensbereiche<br />

<strong>und</strong> wird m<strong>it</strong> einer Reihe von Aufgaben betraut. Diese Aufgaben testen den Kandidaten hinsichtlich<br />

der Merkmale „kogn<strong>it</strong>ive Leistungsfähigke<strong>it</strong>“, „Problemlösungskompetenz“ sowie hinsichlich<br />

verschiedener Unilever-spezifischer Fertigke<strong>it</strong>en.[9]<br />

Abb. 4: Beispielscreen des E-Assessments „unique.st“<br />

Die äußere Gestaltung von „unique.st“ orientiert sich an der aufwändiger Computerspiele. Der<br />

Teilnehmer navigiert über einen virtuellen Gr<strong>und</strong>riss durch das Werk, das nahezu fotorealistisch<br />

das Ben & Jerry's-Werk in Vermont wiedergibt. Er trifft dabei verschiedene Charaktere, bei denen<br />

es sich ebenfalls um virtualisierte reale Unilever-M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er handelt. In den einzelnen Locations<br />

kann sich der Teilnehmer über Schwenkbilder oder Ro<strong>und</strong>shots nahezu frei bewegen. Die in<br />

„unique.st“ enthaltenen Testverfahren werden laufend evaluiert. Hinsichtlich der Testgütekr<strong>it</strong>erien<br />

zeigte sich dabei, dass „unique.st“ eine sehr hohe Aufklärung hinsichtlich der kogn<strong>it</strong>iven<br />

Leistungsfähigke<strong>it</strong> der Kandidaten aufweist. Auch zeigten die Ergebnisse eines standardisierten<br />

Intelligenzstrukturtests, der unter Aufsicht <strong>im</strong> Rahmen der finalen Auswahlstufe „Präsenz-<br />

Assessment Center“ m<strong>it</strong> den Bewerbern durchgeführt wurde, dass die jeweils gemessenen<br />

kogn<strong>it</strong>iven Leistungsfähigke<strong>it</strong>en nur marginal voneinander abwichen. Neben der Qual<strong>it</strong>ät der Online-Testverfahren<br />

verdeutlicht dies vor allem eines: Es wird nicht geschummelt! Die häufig vorgebrachten<br />

Einwände, man wisse ja nicht, ob tatsächlich der entsprechende Kandidat auch die<br />

Online-Tests selber macht, wird so eindrucksvoll entkräftet. Es ist ganz wichtig festzuhalten,<br />

dass das E-Assessment nicht geeignete, sondern ungeeignete Bewerber identifizieren soll, um<br />

diese auszusortieren. Sche<strong>it</strong>ert also ein Bewerber, der diese Hürde manipulativ überwinden<br />

möchte <strong>und</strong> deshalb fremde Hilfe in Anspruch n<strong>im</strong>mt, so hat er nichts gewonnen. Überwindet er<br />

die Hürde der Online-Tests auf diese Weise ungerechtfertigt, so hat er dam<strong>it</strong> noch lange nicht den<br />

Arbe<strong>it</strong>svertrag in der Tasche. Die finale Einstellungsentscheidung sollte nach wie vor <strong>im</strong>mer dem<br />

Menschen vorbehalten sein – E-Assessment ist ein Vorauswahlinstrument.<br />

Zum zwe<strong>it</strong>en zeigte eine Untersuchung des Recrutainment-Ansatzes „unique.st“ eine erstaunlich<br />

hohe Akzeptanz auf Se<strong>it</strong>en der Bewerber. Trotzdem es sich <strong>im</strong> Kern um ein standardisiertes<br />

Testverfahren verschiedener Auswahlkr<strong>it</strong>erien <strong>im</strong> Mensch-Maschine-Dialog handelt, wurde es<br />

hinsichtlich der sog. sozialen Valid<strong>it</strong>ät (hier insbesondere der D<strong>im</strong>ensionen Verfahrenstransparenz<br />

<strong>und</strong> Informationsverm<strong>it</strong>tlung) überaus pos<strong>it</strong>iv bewertet. Es wurde sehr deutlich,<br />

dass „unique.st“ nicht nur als Vorauswahlinstrument in die eine Richtung wirkt, sondern gleichze<strong>it</strong>ig<br />

maßgebliche Informationen <strong>und</strong> Pos<strong>it</strong>ionierungsmerkmale über das Unternehmen Unilever<br />

an den Kandidaten verm<strong>it</strong>telt: „unique.st“ kombiniert E-Assessment <strong>und</strong> Employer Branding.<br />

Das unternehmensübergreifende Recrutainment-Event „Die Karrierejagd durchs Netz“<br />

Im Kern gehen alle am Markt erschienenen Recrutainment-Formate auf „Die Karrierejagd durchs<br />

Netz“ zurück, die hier deshalb als dr<strong>it</strong>tes Beispiel kurz beschrieben sei. Unter dem T<strong>it</strong>el „Cyquest –<br />

Das Erfolg-Reich-Spiel“ veranstaltete das Unternehmen Cyquest von Mai bis Juli 2000 das erste<br />

spielerische Online-Assessment-Event <strong>im</strong> Internet. Die nachfolgenden Ausgaben dieses Formats<br />

laufen se<strong>it</strong>dem unter dem T<strong>it</strong>el „Die Karrierejagd durchs Netz“, wobei ca. alle neun bis zwölf<br />

Monate eine neue Ausgabe der Karrierejagd online gestellt wird (www.karrierejagd.de). Bei der<br />

„Karrierejagd“ handelt es sich um ein Internetevent, das sich in zwei unterschiedlichen Versionen<br />

an die beiden Zielgruppen<br />

• Studierende, Absolventen <strong>und</strong> Young Professionals (m<strong>it</strong> bis zu sechs Monaten Berufserfahrung)<br />

<strong>und</strong><br />

• Schüler <strong>und</strong> Auszubildende richtet.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich werden dabei Akademiker aller Fachrichtungen <strong>und</strong> Schüler aller we<strong>it</strong>erführenden<br />

Schulformen angesprochen, wenngleich den Anforderungen des Arbe<strong>it</strong>smarktes in sowe<strong>it</strong><br />

Rechnung getragen wurde, dass insbesondere die wirtschafts-, ingenieurs- <strong>und</strong> IT-orientierten<br />

Studienrichtungen einerse<strong>it</strong>s sowie Gymnasien andererse<strong>it</strong>s <strong>im</strong> Zentrum der Marketingkommunikation<br />

standen.<br />

Im Gegensatz zu den we<strong>it</strong>er oben beschriebenen Beispielen „Tr.A.X.“ <strong>und</strong> „unique.st“ ist die<br />

Karrierejagd unternehmensübergreifend angelegt <strong>und</strong> unternehmensindividuell. Dass heißt in<br />

diesem Fall ist nicht ein Unternehmen der Absender der Inhalte, sondern es sind parallel bis zu<br />

zehn unterschiedliche Unternehmen beteiligt. Das Event „Karrierejagd“ funktioniert dabei wie ein<br />

Adventure-Computerspiel, bei dem die Teilnehmer m<strong>it</strong> einer fiktiven Spielgeschichte konfrontiert<br />

werden. Diese Spielgeschichte lässt den Spieler in Interaktion m<strong>it</strong> virtuellen Charakteren (<strong>im</strong><br />

Sinne der Spielwelt „Onleins“ genannt) verschiedene Aufgaben beantworten <strong>und</strong> Rätsel lösen. In<br />

Analogie zu einer Art „Schn<strong>it</strong>zeljagd“ existieren dabei verschiedene Aufgaben, die den Spieler vom<br />

Erreichen des Ziels trennen. Diese „Aufgaben“ sind zu unterscheiden in:<br />

Personalmarketing<br />

An verschiedenen Stellen innerhalb der Karrierejagd gelangt der Spieler an Stellen, an denen nur<br />

20 21


die korrekte Antwort auf eine ihm gestellte Aufgabe das Vorankommen <strong>im</strong> Spiel ermöglicht. An<br />

diesen Stellen sind inhaltlich in die Spielgeschichte Aufgaben integriert, die ein beteiligtes<br />

Partnerunternehmen zum Inhalt haben. Die Lösung der jeweils gestellten Aufgabe findet der<br />

Spieler dabei nur unter Zuhilfenahme der Webs<strong>it</strong>e bzw. eines konkreten Webs<strong>it</strong>ebereiches des<br />

beteiligten Partnerunternehmens. Hierdurch wird erreicht, dass der Teilnehmer der Karrierejagd<br />

sich hoch involviert <strong>und</strong> m<strong>it</strong> einer konkreten inhaltlichen Zielsetzung genau m<strong>it</strong> dem Inhalt auseinandersetzt,<br />

den das Partnerunternehmen <strong>im</strong> Sinne der Personalmarketing-Intention für kommunikationsmaßgeblich<br />

hält. Gegenüber anderen Formen des Personalmarketings wie Printanzeigen<br />

oder auch Onlinebannern hat diese Form der Kommunikation eine Reihe wesentlicher<br />

Vorteile:<br />

• Der Teilnehmer setzt sich durch die Spiellogik ohne Ablenkung gezielt m<strong>it</strong> der vom Unternehmen<br />

kommunizierten Botschaft auseinander. Ob es sich dabei um eine spezielle Recru<strong>it</strong>ingveranstaltung,<br />

ein best<strong>im</strong>mtes Ausbildungsprogramm oder allgemein um Imagewerbung<br />

(sog. Employer Branding) handelt, liegt <strong>im</strong> Ermessen des Unternehmens. Die Spiels<strong>it</strong>uation<br />

bewirkt hohe Aufmerksamke<strong>it</strong> <strong>und</strong> Involvement.<br />

• Der Teilnehmer verbringt auf der Suche nach der richtigen Lösung für die ihm gestellte Aufgabe<br />

durchschn<strong>it</strong>tlich zwischen vier <strong>und</strong> sieben Minuten auf der Webs<strong>it</strong>e des Unternehmens.<br />

M<strong>it</strong> Ausnahme persönlicher Formen der Personalkommunikation (Messen) oder Formen der<br />

Öffentlichke<strong>it</strong>sarbe<strong>it</strong> kann keine andere Form des Personalmarketings eine so lange ungeteilte<br />

Aufmerksamke<strong>it</strong> „belegbar“ für sich in Anspruch nehmen.<br />

• Die Aufnahme der Marketingbotschaft erfolgt we<strong>it</strong>gehend reaktanzfrei, weil es sich für den<br />

Teilnehmer um „Spielinhalt“ <strong>und</strong> erst in zwe<strong>it</strong>er Instanz um „Werbung“ handelt.<br />

• Das Lernen der gewollten Botschaft kann we<strong>it</strong>gehend garantiert werden, weil erst die „richtige“<br />

Antwort zum We<strong>it</strong>erspielen berechtigt. Die richtige Lösung trägt der Teilnehmer in die<br />

Cyquest-Datenbank ein <strong>und</strong> dokumentiert so, dass er die Webs<strong>it</strong>e des Partnerunternehmens<br />

besucht <strong>und</strong> die Botschaft gelernt hat.<br />

• Insbesondere noch unterdurchschn<strong>it</strong>tlich bekannte Firmen können sich gezielt einer größeren<br />

Zielgruppe bekannt machen <strong>und</strong> som<strong>it</strong> in das „Relevant-Set“ ihrer Zielgruppe gelangen. Dieser<br />

Aspekt setzt auf der ersten Interventionsebene – dem Imageaufbau – an, m<strong>it</strong> einer langfristigen<br />

strategischen Relevanz.<br />

• Zusätzlich prof<strong>it</strong>ieren die Unternehmen durch das innovative Verfahren, wodurch ein pos<strong>it</strong>iver<br />

Imagetransfer entsteht. Dieser Transfer kann insbesondere für Unternehmen wichtig sein, die<br />

bisher nur wenig innovatives Image durch Online-Medien haben.<br />

Online-Assessment<br />

Ebenfalls integriert in die Spielgeschichte ist ein anderer „Aufgabentypus“. An verschiedenen<br />

Stellen <strong>im</strong> Spielverlauf müssen die Teilnehmer personalrelevante Informationen über sich m<strong>it</strong>teilen<br />

oder durchlaufen eignungsdiagnostische Testverfahren. So werden neben lebenslauftypischen<br />

Hard-Facts wie Studienrichtung, Noten, praktische Erfahrung, Auslandserfahrung oder<br />

Sprachkenntnisse vor allem weiche Faktoren (sog. Soft-Skills) wie Durchsetzungsfähigke<strong>it</strong>,<br />

Delegationsfähigke<strong>it</strong> oder Stressbelastbarke<strong>it</strong> überprüft. Hierbei kommen insbesondere<br />

S<strong>im</strong>ulationen (Arbe<strong>it</strong>sproben) zum Einsatz, die sich durch eine in zahlreichen empirischen<br />

Untersuchungen belegte soziale Valid<strong>it</strong>ät auszeichnen. Die Teilnehmer berichten von pos<strong>it</strong>iven<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> sind zufriedener als beispielsweise bei herkömmlichen psychologischen<br />

Testverfahren.[10] Die <strong>im</strong> Rahmen der Karrierejagd eingesetzten s<strong>im</strong>ulativen Testverfahren<br />

berücksichtigen in ihrer Konstruktion sowohl den theoriebasierten Konstruktansatz als auch den<br />

empirischen S<strong>im</strong>ulations- (oder Arbe<strong>it</strong>sproben-) Ansatz. Zur detaillierten Beschreibung der eingesetzten<br />

Testverfahren sowie der werblichen Integration unterschiedlicher Unternehmen in die<br />

Karrierejagd vergleiche den ausführlichen Artikel „Online Assessment – Eine neue Option <strong>im</strong><br />

Hochschul- <strong>und</strong> Azub<strong>im</strong>arketing“ in der Reihe „Dig<strong>it</strong>ale Fachbibliothek Verkauf“ des Symposion<br />

Verlags.[11]<br />

Abb. 5: Beispielscreen aus der Karrierejagd durchs Netz (hier: interaktive Übung “Notfallplan”)<br />

Faz<strong>it</strong><br />

Recrutainment-Konzepte können Unternehmen helfen, nachhaltig attraktive Arbe<strong>it</strong>geber-Images<br />

aufzubauen, wodurch es ihnen zukünftig tendenziell leichter fällt, geeignete M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er zu finden.<br />

Gleichze<strong>it</strong>ig leisten Recrutainment-Formate wichtige Dienste bei der Vorauswahl von<br />

Bewerbern, in dem sie vorteilhaft auf die Fähigke<strong>it</strong> zur Selbstselektion wirken <strong>und</strong> über<br />

E-Assessment-Techniken auswahlrelevante Bewerbermerkmale messen können.<br />

22 23


24<br />

Folgende Abbildung fasst diesen Zusammenhang von Personalmarketing einerse<strong>it</strong>s <strong>und</strong><br />

E-Assessment andererse<strong>it</strong>s abschließend zusammen:<br />

Online-Personalmarketing<br />

• Wer ist das Unternehmen?<br />

• Was machen die?<br />

• Was können die mir bieten?<br />

Self-Assessment<br />

• Worauf legt das<br />

Unternehmen Wert?<br />

• Kann ich das leisten?<br />

-> Passe ich zum<br />

-> Passen die zu mir?<br />

Unternehmen?<br />

Selbst-Selektion<br />

Abb. 6: Zusammenspiel von Online-Personalmarketing, Self-Assessment <strong>und</strong> E-Assessment<br />

Fremd-Selektion<br />

E-Assessment<br />

• Wer ist der Bewerber?<br />

• Was hat er gemacht,<br />

was hat er vor?<br />

• Was kann er?<br />

-> Passt der zu uns?<br />

Der potenzielle Bewerber fragt sich: „Passt das Unternehmen zu mir?“ Diese Frage muss das<br />

Personalmarketing hinreichend beantworten. Das Unternehmen stellt sich die Frage: „Passt der<br />

Kandidat zu uns?“ Um dies möglichst frühze<strong>it</strong>ig <strong>und</strong> möglichst effizient zu beurteilen, werden<br />

E-Assessment-Instrumente eingesetzt. Einen Zwischenbereich bilden sog. Self-Assessments,<br />

wobei es sich auch um eignungsdiagnostische Instrumente handelt, nur dass die Ergebnisse<br />

nicht der Fremdauswahl durch das Unternehmen dienen, sondern dem potenziellen Bewerber zur<br />

Verfügung gestellt werden, um letztlich die Frage beantworten zu können: „Passe ich zum<br />

Unternehmen?“<br />

L<strong>it</strong>eratur<br />

[1] DIHK (2001): Arbe<strong>it</strong>skräftemangel trotz hoher Arbe<strong>it</strong>slosigke<strong>it</strong>, Ergebnisse einer<br />

DIHK Unternehmensbefragung Herbst 2001.<br />

[2] Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, www.destatis.de.<br />

[3] StepStone Deutschland AG (2004): Studie: Aktuelle Trends auf dem Bewerbermarkt.<br />

[4] Berufsstart.de (2005): Auswertung der Kurzumfrage Online-Bewerbung.<br />

[5] Weber, A., Jägeler, T., Busch, D. (2001): Recru<strong>it</strong>ainment – Die Kombinationsmöglichke<strong>it</strong><br />

von Personalmarketing, Pre-Assessment <strong>und</strong> E-Cru<strong>it</strong>ing, in: Hünninghausen, L. (Hrsg.):<br />

Die Besten gehen ins Netz, S. 273 ff.<br />

[6] Bauer Media Online (2005): Generation Internet – die 10 bis 19-Jährigen <strong>im</strong> Netz, Juli 2005.<br />

[7] Jobpilot GmbH (2004): Jobpilot Survey Juli 2004.<br />

[8] HR Media Research GmbH (2003): e-Recru<strong>it</strong>ing 2003.<br />

[9] Kupka, K., Diercks, J., Kopping, N. (2004), Webbasierte Personalvorauswahl durch<br />

E-Assessment bei Unilever Deutschland, in: Wirtschaftspsychologie aktuell 3/2004, S. 24 ff.<br />

[10] Kleinmann, M., Strauß, B. (1998): Valid<strong>it</strong>y and application of computer-s<strong>im</strong>ulated scenarios<br />

in personnel assessment, in: International Journal of Selection and Assessment, 6, 1998,<br />

S. 97-106.<br />

[11] Diercks, J., Hansen, M., Weber, A. (2005): Online Assessment Center – Eine neue Option für<br />

High Potentials, in: Albers, S., Haßmann, V., Tomczak, T. (Hrsg.), Dig<strong>it</strong>ale Fachbibliothek<br />

„Verkauf“, 04/2005.<br />

Joach<strong>im</strong> Diercks ist se<strong>it</strong> 2002 Geschäftsführer der Cyquest GmbH.<br />

Kontakt: j.diercks@cyquest.net<br />

25


Die Potenzialanalyse. Oder: Alle Jahre wieder<br />

Wir backen uns einen M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er! Das geht natürlich nicht. Schön wär's aber.<br />

Nun, wir könnten ja bei der Suche nach der Stecknadel <strong>im</strong> Heuhaufen zur<br />

Entspannung wenigstens ein paar Plätzchen backen. Also noch mal! Alle Jahre<br />

wieder: Sie backen Ihre Weihnachtsplätzchen. Das geht. Und Sie machen sich<br />

dabei Gedanken über die freiwerdenden Stellen in Ihrem Unternehmen. Ja, es ist<br />

sowe<strong>it</strong>, Sie suchen einen neuen M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er.<br />

Natürlich haben Sie schon Ihre Vorauswahl getroffen. Dabei suchen Sie diesmal nicht nur ausgeprägte<br />

fachliche Kompetenz. Besonders wichtig ist Ihnen auch, dass der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er sich hier<br />

<strong>und</strong> da <strong>und</strong> insbesondere in Verhandlungen gut durchsetzen kann. Anhand harter Faktoren wie<br />

der Ausbildung <strong>und</strong> Berufserfahrung konnten Sie bere<strong>it</strong>s so we<strong>it</strong> aussieben, dass nun noch drei<br />

Bewerber in der engeren Wahl sind. Alle drei versichern Ihnen <strong>im</strong> Interview ihre besondere<br />

Verhandlungsstärke. Nur: Welcher von ihnen bes<strong>it</strong>zt sie wirklich?<br />

Um Bewerber auf ihre Eignung zu prüfen, wird üblicherweise auf Interviews zurückgegriffen. Dies<br />

hat viele Vorteile: Ohne große Vorbere<strong>it</strong>ungsze<strong>it</strong> kann man sich einen Gesamteindruck von den<br />

Fähigke<strong>it</strong>en <strong>und</strong> der Persönlichke<strong>it</strong> des Bewerbers verschaffen. Im persönlichen Gespräch lässt<br />

sich zudem gut einschätzen, ob die für eine Zusammenarbe<strong>it</strong> unabdingbare gleiche Wellenlänge<br />

gegeben ist.<br />

Tatsächlich ist es oft möglich, von der <strong>im</strong> Interview berichteten Vergangenhe<strong>it</strong> <strong>und</strong> Gegenwart auf<br />

das zukünftige Verhalten zu schließen. Zwar wird jeder Bewerber sich bestmöglich präsentieren.<br />

Die Wahrscheinlichke<strong>it</strong>, dass Erfolge frei erf<strong>und</strong>en werden, ist jedoch gering, insbesondere, wenn<br />

der Interviewer konkrete Beispiele für erfolgreich gemeisterte S<strong>it</strong>uationen erfragt. M<strong>it</strong> schnell<br />

erlernbarer Interviewtechnik ist auch m<strong>it</strong> dieser Form der Auswahl ein Auf-den-Gr<strong>und</strong>-Gehen sehr<br />

viel we<strong>it</strong>er möglich, als viele zu hoffen wagen.<br />

Aber: Das Interview hat Grenzen. Die Interviewtechnik funktioniert bei Berufsanfängern nur<br />

bedingt. Es haben diejenigen Bewerber einen Vorteil, die sich am besten verkaufen können. Und<br />

wir alle könnten unsere eigene Menschenkenntnis überschätzen. Deshalb sollte man nicht<br />

zögern, die Valid<strong>it</strong>ät des Auswahlverfahrens zu erhöhen. Es kommt nur auf die Zutaten an.<br />

Erfahrene Personaler empfehlen hier ergänzend zum Interview die Potenzialanalyse – auch wenn<br />

sie aufwändiger erscheint <strong>und</strong> es sich in Ihrem Fall vielleicht nur um ein kleines Unternehmen<br />

handelt. Aus professioneller Sicht: Gerade dann ist es wichtig, denn ein kleines Unternehmen hat<br />

weniger die Möglichke<strong>it</strong>en, Verantwortlichke<strong>it</strong>en zu verschieben <strong>und</strong> Stellen bei schlechter<br />

Passung umzudefinieren. Der erste Versuch muss 100 Prozent Erfolg bringen – <strong>und</strong> keine<br />

Kompromisse. Wichtig <strong>und</strong> kein W<strong>und</strong>erwerk sind dabei aber eine gute Planung <strong>und</strong> die sorgfältige<br />

Durchführung. Genau wie be<strong>im</strong> Plätzchenbacken. Und das geht so:<br />

26 27<br />

Thomas Römer<br />

Team Römer


Man nehme <strong>im</strong> Beispiel „Verhandlungsstärke“ ...<br />

• zwei bis vier Anforderungskr<strong>it</strong>erien, die Sie konkret beobachten <strong>und</strong> beurteilen wollen<br />

(Durchsetzungsfähigke<strong>it</strong>, Überzeugungsfähigke<strong>it</strong>, Kooperationsfähigke<strong>it</strong> etc.)<br />

• eine S<strong>it</strong>uationsbeschreibung, die der Real<strong>it</strong>ät <strong>im</strong> Unternehmen nahe kommt<br />

• eine Aufgabe, z. B. eine Verhandlung zu führen m<strong>it</strong> einem klaren Ziel („Überzeugen Sie Ihren<br />

Kollegen unter den beschriebenen Rahmenbedingungen davon, Ihnen für die nächsten zwei<br />

Wochen einen seiner besten M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er zur Verfügung zu stellen“. Falls Ihnen hier nichts<br />

Schlaues einfällt: Reichlich Gr<strong>und</strong>stoffe dafür sind in jedem professionellen Baukasten<br />

vorhanden.)<br />

• eine Rollenbeschreibung als Gesprächspartner des Kandidaten<br />

• ein Rollenspieler, der sich an den Rahmen der Rollenbeschreibung hält<br />

• zwei Beobachtungsbögen (bei zwei Beobachtern) m<strong>it</strong> Verhaltensankern <strong>und</strong> Beurteilungssystem<br />

für die Anforderungskr<strong>it</strong>erien<br />

Zu Beginn den Kandidaten instruieren, 15 Minuten gehen (vorbere<strong>it</strong>en) lassen <strong>und</strong> 15 Minuten<br />

kräftig rühren (verhandeln). Während des Vorgangs sorgfältig beobachten, Verhalten notieren<br />

<strong>und</strong> anschließend einschätzen. Fertig.<br />

Abb. 1: Möglicher Backplan für hohe Qual<strong>it</strong>ät<br />

9:00 Uhr Begrüßung<br />

Vorstellung der Pos<strong>it</strong>ion<br />

Teilstrukturiertes Interview<br />

10:00 Uhr Überzeugungsgespräch<br />

10:30 Uhr M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ergespräch<br />

11:00 Uhr Kleine Fallstudie<br />

11:30 Uhr Klärung offener Fragen<br />

Ende<br />

Das klappt natürlich nicht nur m<strong>it</strong> der Hauptgeschmacksrichtung Verhandlungsstärke, sondern<br />

auch m<strong>it</strong> Teamfähigke<strong>it</strong>, Führungsfähigke<strong>it</strong>, Kommunikationsfähigke<strong>it</strong> usw. Zur Erhöhung der<br />

Fertigke<strong>it</strong> der Hobbybäcker sind Kurse („Beobachterschulungen“) sehr beliebt <strong>und</strong> effektiv. Diese<br />

stellen eine gleichmäßige Qual<strong>it</strong>ät des Prozesses sicher.<br />

Übrigens: Das Ergebnis schmeckt (insbesondere bei schlechten oder faulen Zutaten bzw.<br />

Kandidaten) nicht <strong>im</strong>mer – aber Sie wissen, wen Sie vor sich haben. Verbrannte Plätzchen sind<br />

ungenießbar, Kandidaten, die nicht zur Pos<strong>it</strong>ion <strong>und</strong> zu Ihnen passen, auch. Lassen Sie von beidem<br />

die Finger.<br />

Thomas Römer gründete 2003 das Team Römer für Personalberatung, Personalentwicklung <strong>und</strong><br />

Begabungsdiagnostik. Schwerpunkte seiner Arbe<strong>it</strong> sind Eignungsdiagnostik vom Schulkind bis<br />

zur oberen Führungskraft, Personalentwicklung, Suche <strong>und</strong> Auswahl sowie Diagnostik bei<br />

Hochbegabten. Kontakt: tr@team-roemer.de<br />

Personalentwicklung rechnet sich<br />

Wege, den Be<strong>it</strong>rag von Personalentwicklung<br />

zum Unternehmenserfolg zu messen<br />

Personalentwicklung ist wichtig für den Unternehmenserfolg – oder ...?<br />

Von den 2.500 größten Aktiengesellschaften weltwe<strong>it</strong> glänzen durchweg die m<strong>it</strong><br />

einer höheren Eigenkap<strong>it</strong>alrend<strong>it</strong>e, die von Vorstandsvors<strong>it</strong>zenden geführt<br />

werden, die aus den eigenen Reihen kommen. In Europa lag der Unterschied <strong>im</strong><br />

Dr. Liselotte Kany<br />

OPQconsult<br />

Jahre 2004 bei 6 Prozentpunkten <strong>im</strong> Vergleich zu den Konzernen, die sich Leute von außerhalb<br />

geholt haben (laut einer Untersuchung von Booz Allen Hamilton, manager magazin 11/05). Diese<br />

Konzerne setzen auf systematische, an den Unternehmenszielen ausgerichtete Personalentwicklung<br />

<strong>und</strong> fördern ihre Führungskräfte – <strong>und</strong> das rechnet sich offensichtlich für sie. Also ist<br />

doch alles klar, Personalentwicklung ist nützlich <strong>und</strong> wirtschaftlich – oder?<br />

Schaut man sich allerdings Unternehmensdarstellungen <strong>im</strong> Internet an, dann wird zwar<br />

Personalentwicklung groß geschrieben, scheint aber zu einem großen Teil darin zu bestehen, den<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erinnen <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern We<strong>it</strong>erbildungsmaßnahmen anzubieten. Unsere Erfahrung aus<br />

unterschiedlichen Projekten bestätigt dies: Wenn wir die Frage stellen, wie Führungskräfte ihre<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erinnen <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er entwickeln, kommt häufig die Antwort, dass entweder Seminare<br />

angeboten würden oder kein Budget für Seminare da sei. Das heißt, Personalentwicklung wurde<br />

<strong>und</strong> wird <strong>im</strong>mer noch in vielen Fällen auf Human<strong>it</strong>ät <strong>und</strong> Schulungsangebote <strong>im</strong> Arbe<strong>it</strong>salltag<br />

reduziert <strong>und</strong> stellt sich nicht der Frage nach dem wirtschaftlichen Nutzen.<br />

M<strong>it</strong> dieser Sichtweise sind Unternehmen heute in einem Dilemma: Die Kosten steigen, ebenso der<br />

Wettbewerbsdruck. Personalentwicklung kostet Geld. Wo aber Gelder verbraucht werden, sollte<br />

der Nutzen in Zahlen ausgedrückt werden können. Wenn das nicht passiert, ist einleuchtend,<br />

dass in Ze<strong>it</strong>en knapper Kassen <strong>im</strong> Personalentwicklungsbereich eingespart wird.<br />

Personalentwicklung: Ein „Muss“ in einer Wissensgesellschaft<br />

Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen gleichen einander zunehmend an, dam<strong>it</strong> wird die Qual<strong>it</strong>ät der<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erinnen <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er zum zentralen Wettbewerbsvorteil <strong>und</strong> stärkt die<br />

Wirtschaftskraft <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigke<strong>it</strong> des Unternehmens. Ganz besonders in Bereichen, wo<br />

Know-how der Wettbewerbsvorteil ist, durch den man höhere Preise <strong>und</strong> Mengen erzielen kann,<br />

kommt es darauf an, Personal stetig zu entwickeln <strong>und</strong> am Ball zu bleiben. Dam<strong>it</strong> steigt auch die<br />

Chance für Unternehmen – insbesondere <strong>im</strong> Bereich Neue Medien, die eine kreative <strong>und</strong><br />

Wissensbranche ist –, <strong>im</strong> War for Talents die Leistungsträger zu halten <strong>und</strong> High Potentials zu<br />

gewinnen. Wenn ein Unternehmen dann dank seiner gezielten Förderung <strong>im</strong> „Great Place to<br />

Work“-Wettbewerb (www.greatplacetowork.de) in das Ranking der 50 besten Arbe<strong>it</strong>geber<br />

Deutschlands aufsteigt, hat es auch noch einen PR-Effekt, der sich auf jeden Fall rechnet.<br />

Personalentwicklung (PE) ist dann effektiv, wenn man sie aus der Unternehmensstrategie able<strong>it</strong>et.<br />

Aus der Strategie gilt es, Maßnahmen zu entwickeln <strong>und</strong> für die Maßnahmen gemeinsam<br />

28 29


m<strong>it</strong> den Verantwortlichen quant<strong>it</strong>ative <strong>und</strong> qual<strong>it</strong>ative Ziele festzulegen, anhand derer ihr Erfolg<br />

gemessen werden kann, wie z. B. Verbesserung der Prozessqual<strong>it</strong>ät oder Erhöhung der<br />

K<strong>und</strong>enzufriedenhe<strong>it</strong>. Dafür gibt es eine Vielzahl von PE-Instrumenten, die s<strong>it</strong>uationsgerecht eingesetzt<br />

werden können:<br />

PE-<br />

Phase<br />

Ansatz Exemplarische Instrumente<br />

Potenzial- Top down • Anforderungsprofile • Stärken/ • Potenzialanalyse • u. Ä.<br />

<strong>und</strong> • Assement Center Schwächen- • Management<br />

Bedarfs- Analysen Aud<strong>it</strong><br />

analyse Interaktiv • M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ergespräch • Fördergespräch • Zielvereinbarung • Austr<strong>it</strong>tsinterview<br />

• u. Ä.<br />

Zielvereinbarung • M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ergespräch • Zielkarten • Beurteilungen • u. Ä.<br />

Methoden / Individuum • Einstiegspläne • Wiedereinstiegs- • Mentoring • Coaching<br />

Inter- • E-Learning pläne • Patentsysteme • u. Ä.<br />

ventionen Arbe<strong>it</strong>splatz • Job-Rotation • Job-Enlargement • Job-Enrichment • u. Ä.<br />

Vernetzend • FK-Entwicklung • Projektarbe<strong>it</strong> • 360 Grad Feedback • u. Ä.<br />

• Schulungen • Teamentwicklung<br />

Selbstquali. • Kollegiale Beratung • Lernwerkstätten • Qual<strong>it</strong>ätszirkel • u. Ä.<br />

Struktur • Bezahlungssysteme • Wissens- • Entwicklungs- • u. Ä.<br />

LOB (Leistungs- management pfade<br />

orientierte Bezahlung • PE-Kommission<br />

PE-Controlling • Soll/Ist-Vergleiche • Evaluation • Bewertungsbögen • Befragung<br />

• u. Ä.<br />

Abb. 1: Instrumente der Personalentwicklung<br />

Wie rechnet sich das? Beispiele aus unserer Praxis<br />

Beispiel Wirksamke<strong>it</strong> von Führung (Zusammenfassung aus unterschiedlichen Projekten)<br />

Ausgangss<strong>it</strong>uation:<br />

• Eine fachlich gute Führungskraft führt einen Bereich m<strong>it</strong> sechs M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erinnen<br />

<strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern.<br />

• Umsatzvolumen 500.000 Euro<br />

• Führungsstil autor<strong>it</strong>är, wenig Lob, viel Kr<strong>it</strong>ik<br />

• Kümmert sich viel, kontrolliert viel, fördert nicht die Selbstständigke<strong>it</strong> der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

• Die Ziele, die die Führungskraft setzt, sind den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern nicht klar <strong>und</strong> wenig nachvollziehbar.<br />

Wie reagieren die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er darauf?<br />

• Sie sind wenig motiviert, machen Dienst nach Vorschrift.<br />

• Leisten subtil Widerstand<br />

• Reden viel über den „schlechten“ Chef <strong>und</strong> verbringen Ze<strong>it</strong> dam<strong>it</strong>, herauszufinden, was zu tun<br />

ist, dam<strong>it</strong> keine Kr<strong>it</strong>ik kommt.<br />

Folgen:<br />

• Fehlze<strong>it</strong>en steigen<br />

• M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er-Potenziale werden nicht genutzt<br />

• Ziele werden nicht in ausreichender Qual<strong>it</strong>ät erreicht<br />

Was kostet das, wenn man allein die Faktoren „produktive Arbe<strong>it</strong>sze<strong>it</strong>“ <strong>und</strong> „Zielerreichung“<br />

betrachtet? Steigende Fehlze<strong>it</strong>en oder Fluktuation werden hier nicht betrachtet.<br />

Was Ze<strong>it</strong> / Aufwand Kosten<br />

Unproduktive Ze<strong>it</strong> 10' täglich konservativ gerechnet Bei 40 Euro pro M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er / St<strong>und</strong>e<br />

• Reden über Chef -> 1 St<strong>und</strong>e / Tag -> 8.800 Euro / Jahr<br />

• Ziele klären -> 220 St<strong>und</strong>en / Jahr<br />

• Fehler vermeiden<br />

Ziele werden nicht in Zielerreichungsgrad<br />

ausreichender Qual<strong>it</strong>ät oder 80 Prozent -> 400.000 Euro 100.000 Euro<br />

ausreichendem Umfang 90 Prozent -> 450.000 Euro 50.000 Euro<br />

erreicht<br />

Abb. 2: Kosten autor<strong>it</strong>ärer Führung<br />

Was kann Personalentwicklung hier erreichen?<br />

• Führungskräfteentwicklung / Coaching verändert den Führungsstil, so dass er s<strong>it</strong>uationsgerechter<br />

wird.<br />

• Stärkung wirkungsvoller Kommunikation durch M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er- bzw. Feedbackgespräche <strong>und</strong><br />

Teamentwicklung verbessert die Zusammenarbe<strong>it</strong> zwischen Führungskraft <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er.<br />

• Gezielte Wissensverm<strong>it</strong>tlung fördert Potenziale der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er.<br />

Dam<strong>it</strong> reduziert sich die unproduktive Ze<strong>it</strong> <strong>und</strong> es steigt die Motivation. Wenn der Wirkungsgrad<br />

von Personalentwicklung bei diesem Beispiel nur 50 Prozent beträgt, dann hat man hier bere<strong>it</strong>s<br />

einen messbaren Erfolg zwischen 29.400 <strong>und</strong> 54.400 Euro. Der Aufwand für die Maßnahmen –<br />

Coaching, Workshops, Gespräche zwischen Führungskraft <strong>und</strong> Team, Fachschulungen – fällt<br />

dagegen m<strong>it</strong> 6.000 bis 12.000 Euro vergleichsweise gering aus.<br />

Beispiel Erhöhung der K<strong>und</strong>enzufriedenhe<strong>it</strong> bei einem Versicherer<br />

Strategie: Ein 1st-Level-Service bearbe<strong>it</strong>et Standard-Anfragen <strong>und</strong> -vorgänge, der 2nd-Level-<br />

Service bearbe<strong>it</strong>et komplexe Vorgänge.<br />

Vorgehen: Zielvereinbarungsgespräch <strong>und</strong> Einsatz von Zielkarten<br />

Maßnahme Be<strong>it</strong>rag zur<br />

Unternehmensstrategie<br />

Ziel Messgröße Ziel Finanzeffekt<br />

Training der 1st-Level- • Befähigung der Quant<strong>it</strong>ativ 50 Prozent aller Anrufe • Reduzierung der<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er (Call Center) M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, • Erhöhung der werden auf 1st Level Überst<strong>und</strong>en auf<br />

K<strong>und</strong>enwünsche abschließend auf bearbe<strong>it</strong>et 2nd Level bei<br />

schnell zu erkennen 1st Level 55 Sachbearbe<strong>it</strong>ern<br />

<strong>und</strong> kompetent zu bearbe<strong>it</strong>eten Anrufe ca. 50.000 Euro<br />

bearbe<strong>it</strong>en • Reduzierung der Fehler<br />

• Fre<strong>und</strong>liche M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er der 2nd-Levelauch<br />

unter Stress, um Sachbearbe<strong>it</strong>er durch<br />

so zur K<strong>und</strong>enbindung weniger Störungen<br />

beizutragen ca. 20.000 Euro durch<br />

weniger Widerspruchsbearbe<strong>it</strong>ung<br />

Qual<strong>it</strong>ativ Steigerung des • Durch K<strong>und</strong>enbindung<br />

• Erhöhung der K<strong>und</strong>enzufrieden- <strong>und</strong> Erhalt der<br />

K<strong>und</strong>enfre<strong>und</strong>- he<strong>it</strong>sindex auf 2,0 Be<strong>it</strong>ragszahler<br />

lichke<strong>it</strong> 4.000 Euro / Jahr<br />

pro Be<strong>it</strong>ragszahler<br />

Abb. 3: Wirkung von M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ertraining<br />

30 31


Beispiel Förderung der Kompetenz <strong>und</strong> Problemlösungsfähigke<strong>it</strong> der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er (aus einem<br />

Veränderungsprojekt in einer Kommune)<br />

Ausgangss<strong>it</strong>uation:<br />

Ein externes Angebot (Outsourcing einer Leistung) sollte bewertet werden. Die dafür zuständigen<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er nutzten Excel als Schreibmaschine, Zahlen für die Berechnung wurden abgetippt <strong>und</strong><br />

m<strong>it</strong> dem Taschenrechner berechnet. Sie hatten kein Bewertungsmodell, nach dem sie das<br />

Angebot beurteilen konnten. Ihr Bauchgefühl sagte ihnen allerdings, dass das Angebot nicht gut war.<br />

Folgen:<br />

• Die Berechnung dauerte doppelt so lang, als wenn Excel in seiner Funktional<strong>it</strong>ät eingesetzt<br />

worden wäre.<br />

• Das fehlende Modelldenken (Was ist, wenn A ...? Und was, wenn B ...?) ermöglichte keine<br />

eigene Bewertung der Angebotsvorschläge.<br />

• Das Bauchgefühl, dass etwas nicht st<strong>im</strong>mt, führte zur Verschleppungstaktik: Ein halbes Jahr<br />

lang wurde keine Entscheidung gefällt.<br />

• Es gab, um sich rückzuversichern <strong>und</strong> die Unsicherhe<strong>it</strong> abzubauen, vier Meetings à<br />

zwei St<strong>und</strong>en, an denen jeweils fünf Personen teilnahmen, also 40 St<strong>und</strong>en Aufwand nur für die<br />

Meetings.<br />

• Es wurden nicht die wirklichen Kosten, die aus der Angebotsannahme entstanden wären,<br />

kalkuliert <strong>und</strong> den eigenen Kosten gegenüber gestellt. Es wurde dam<strong>it</strong> nicht erkannt, dass<br />

Outsourcing teurer geworden wäre als die Eigenleistung.<br />

Allein die Kosten für den zusätzlichen Aufwand für die Meetings betrugen dam<strong>it</strong> bere<strong>it</strong>s 1.600 Euro.<br />

Die Annahme des Angebots hätte Mehrkosten von 20.000 Euro pro Jahr betragen. Anhand einer<br />

Modellrechnung haben wir m<strong>it</strong> dem K<strong>und</strong>en gemeinsam die Wirtschaftlichke<strong>it</strong> des Angebots<br />

geprüft <strong>und</strong> für alle nachvollziehbar dargestellt, welche Mehrkosten durch die Annahme entstanden<br />

wären. Neben den vorgenannten Effekten wurde durch dieses Vorgehen die Pol<strong>it</strong>ik als<br />

Auftraggeber der Bewertung verärgert („Verschleppungstaktik“). Es gab eine nachhaltige<br />

Verschlechterung der Zusammenarbe<strong>it</strong> zwischen Pol<strong>it</strong>ik <strong>und</strong> Verwaltung, die zu längeren<br />

S<strong>it</strong>zungen m<strong>it</strong> mehr Prüfaufträgen führte.<br />

Maßnahmen der Personalentwicklung:<br />

Neben der Schulung in Excel als eine kostengünstige <strong>und</strong> schnelle Personalentwicklungsmaßnahme<br />

würden das Verm<strong>it</strong>teln von betriebswirtschaftlichem Gr<strong>und</strong>wissen <strong>und</strong> vor allem das<br />

Denken in Modellen erhebliche Kosten sparen, in diesem Fall 21.600 Euro nur für den Aufwand<br />

<strong>und</strong> die wirtschaftliche Entscheidung. Die Kosten für die Verschlechterung der Zusammenarbe<strong>it</strong><br />

zwischen Verwaltung <strong>und</strong> Pol<strong>it</strong>ik sind hier noch gar nicht berechnet.<br />

Systematische Personalentwicklung ist Invest<strong>it</strong>ion in die Zukunft<br />

Hier noch we<strong>it</strong>ere Beispiele für den wirtschaftlichen Nutzen der Personalentwicklung:<br />

• Sicherung von Arbe<strong>it</strong>splätzen durch Flexibilisierung der Einsatzmöglichke<strong>it</strong>en von M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erinnen<br />

<strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern<br />

• Abbau von Reibungsverlusten, die durch ineffiziente Zusammenarbe<strong>it</strong> entstehen<br />

• Reduzierung von hohen Einstellungskosten <strong>und</strong> -risiken<br />

• Senkung von Einarbe<strong>it</strong>ungskosten durch Verkürzung von Einarbe<strong>it</strong>ungsze<strong>it</strong>en<br />

• Abbau von Fehlze<strong>it</strong>en <strong>und</strong> Fluktuation<br />

• Reduzierung von Krankhe<strong>it</strong>skosten (Angstabbau, Ges<strong>und</strong>he<strong>it</strong>sförderung)<br />

• Reduzierung externer Kosten durch Steigerung der eigenen Problemlösungsfähigke<strong>it</strong><br />

(z. B. EDV-Nutzung, Angebotsbewertungen)<br />

• Reduzierung von Kosten für Fehlerbese<strong>it</strong>igung<br />

• Absicherung organisatorischer Veränderungen <strong>und</strong> dam<strong>it</strong> verb<strong>und</strong>ener Einsparpotenziale<br />

• Halten der High-Potentials<br />

• Personalmarketinginstrument: Great People for a Great Company / Wunschkandidaten finden<br />

Unternehmen attraktiv<br />

• Versatile Leadership: Flache Hierarchien, große persönliche <strong>und</strong> fachliche Entwicklungsmöglichke<strong>it</strong>en,<br />

Steigerung des Markwertes der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

Unsere Erfahrung aus verschiedenen Projekten in unterschiedlichen Unternehmen zeigt:<br />

Personalentwicklung hat pos<strong>it</strong>ive Finanzeffekte. Und sie muss nicht teuer sein. Einfache<br />

Maßnahmen wie z. B. M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ergespräche, klare Kommunikation, Einarbe<strong>it</strong>ungspläne oder ein<br />

Mentoren- bzw. Tutorenprogramm sind bere<strong>it</strong>s sehr wirkungsvoll. Besonders effektiv ist<br />

Personalentwicklung, wenn sie aus den Unternehmenszielen abgele<strong>it</strong>et <strong>und</strong> systematisch <strong>und</strong><br />

langfristig betrieben wird.<br />

Wenn Sie als Verantwortlicher die Maßnahmen <strong>und</strong> Ergebnisse wie in unseren Beispielen gezeigt<br />

in Zahlen übersetzen <strong>und</strong> m<strong>it</strong> Ihrem Finanzverantwortlichen über Zahlen reden, dann haben Sie<br />

eine sehr gute Chance, M<strong>it</strong>tel für Personalentwicklung zu bekommen <strong>und</strong> dam<strong>it</strong> messbar zum<br />

Unternehmenserfolg beizutragen.<br />

Dr. Liselotte Kany <strong>und</strong> Anne Ahlers sind se<strong>it</strong> 2001 geschäftsführende Partnerinnen von<br />

OPQconsult. Sie bieten an, Personalentwicklung als externe Dienstleistung zu übernehmen (PE-<br />

Outsourcing). Beratungsschwerpunkte sind neben Personalentwicklung Opt<strong>im</strong>ierung von<br />

Arbe<strong>it</strong>sabläufen, Reorganisation, Kulturveränderung, Coaching <strong>und</strong> Teamentwicklung.<br />

Kontakt: kany@opqconsult.de<br />

32 33


Einführung von Personalentwicklungsmaßnahmen in<br />

wachsenden TK- <strong>und</strong> IT-Unternehmen<br />

Was erwarten wachsende TK- <strong>und</strong> IT-Unternehmen von<br />

Personalentwicklungsmaßnahmen <strong>und</strong> an welchen<br />

praktischen Anforderungen müssen diese sich messen<br />

lassen?<br />

Carmen Schön<br />

uspinternational<br />

Fakt ist, dass der Fokus vieler ITK-Unternehmen in den letzten Jahren nicht der<br />

Personalentwicklung galt. Personalentwicklung wurde <strong>und</strong> wird zum Teil <strong>im</strong>mer noch als „Luxus<br />

großer Konzerne“ gesehen. Vielfach wird die Messbarke<strong>it</strong> bzw. der Erfolg von Personalentwicklung<br />

in Frage gestellt <strong>und</strong> dam<strong>it</strong> nicht als wesentlicher Umsatzträger bewertet. Hinzu kommen pädagogische<br />

<strong>und</strong> psychologische Ansätze, die in wirtschaftlichen Kontexten oftmals als praxisfern<br />

<strong>und</strong> theoretisch abgewertet werden. Dies verw<strong>und</strong>ert umso mehr, als doch nicht nur auf<br />

Führungsetagen Begriffe wie „soziale Kompetenz“, „Soft Skills“, „Lebenslanges Lernen“ etc.<br />

<strong>im</strong>mer mehr an Bedeutung gewinnen <strong>und</strong> als wesentliche Erfolgsfaktoren eines Unternehmens<br />

gesehen werden.<br />

Eine we<strong>it</strong>er vielfach verbre<strong>it</strong>ete Meinung ist, dass kleine <strong>und</strong> m<strong>it</strong>telständische Unternehmen sich<br />

Personalentwicklung finanziell nicht leisten können. Deutlich ist, dass Personalentwickler bzw.<br />

die Personalverantwortlichen in Unternehmen es nicht <strong>im</strong>mer leicht haben, die Geschäftsführung<br />

von der Werthaltigke<strong>it</strong> ihrer Arbe<strong>it</strong> zu überzeugen <strong>und</strong> auch meistens nicht konsequent in die<br />

strategischen Entscheidungen des Unternehmens m<strong>it</strong> einbezogen werden. Durch Instrumente<br />

wie „Performance Improvement“ wird versucht, dieses zu ändern – der Erfolg bleibt abzuwarten.<br />

In diesem Artikel soll deutlich gemacht werden, dass das Humankap<strong>it</strong>al – das Know-how <strong>und</strong> die<br />

Kreativ<strong>it</strong>ät der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er – gerade in der TK- <strong>und</strong> IT-Branche ein wichtiger Produktionsfaktor ist<br />

<strong>und</strong> ihr Erfolg hiervon wesentlich abhängt. We<strong>it</strong>er werden Anforderungen definiert, die ITK-Unternehmen<br />

an Personalentwicklungsmaßnahmen stellen – letztlich praxisnahe Instrumente der<br />

Personalentwicklung vorgestellt, die sich in wachsenden TK- <strong>und</strong> IT-Unternehmen bezahlt machen.<br />

Humankap<strong>it</strong>al – ein wichtiger Produktionsfaktor<br />

Der heutige Arbe<strong>it</strong>smarkt mag die Vermutung nahe legen, dass qualifizierte M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er leicht zu<br />

finden sind <strong>und</strong> sich der Arbe<strong>it</strong>geber aus einer Fülle von Bewerbungen nur den richtigen<br />

Kandidaten aussuchen muss – also warum dann in Personalentwicklungsmaßnahmen investieren?<br />

Auch wenn der Arbe<strong>it</strong>smarkt hoch qualifizierte Arbe<strong>it</strong>skräfte zur Verfügung stellt, ist Fakt, dass<br />

selten ein Bewerber das komplette Anforderungsprofil erfüllt. We<strong>it</strong>er, dass die Auswahl <strong>und</strong><br />

Einarbe<strong>it</strong>ung eines neuen M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ers viele Ressourcen in Anspruch n<strong>im</strong>mt, seine wirkliche<br />

Performance sich erst nach Monaten zeigt – <strong>und</strong> letztlich sich erst <strong>im</strong> Laufe der Ze<strong>it</strong> herauskristallisiert,<br />

ob der neue M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er tatsächlich „der Richtige“ ist. Natürlich ist es ein möglicher<br />

Weg, M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er regelmäßig auszutauschen. M<strong>it</strong>telfristig wird der Abgang des Know-hows der<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er jedoch sichtbar. Dies gewinnt zunehmend an Gewicht, da die Unternehmen sich vielfach<br />

nicht mehr über das Produkt <strong>und</strong> den Preis, sondern durch K<strong>und</strong>enorientierung <strong>und</strong><br />

34 35


36<br />

Innovation unterscheiden, d. h. der gut geschulte <strong>und</strong> motivierte M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er wesentlich zum<br />

Erfolg be<strong>it</strong>rägt.<br />

Vor allem die jungen, schnell gewachsenen Unternehmen der New Economy haben lange Ze<strong>it</strong> auf<br />

quant<strong>it</strong>atives anstelle von qual<strong>it</strong>ativem Personalwachstum gesetzt – <strong>und</strong> bezahlten dafür m<strong>it</strong><br />

hoher Fluktuation, Abwanderung von M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern <strong>und</strong> Abfluss von neuerworbenem Wissen aus<br />

dem Unternehmen.<br />

Anforderungen an Personalentwicklungsmaßnahmen in wachsenden TK- <strong>und</strong> IT-Unternehmen<br />

Festzuhalten ist, dass für viele Start-ups der TK- <strong>und</strong> IT-Branche die Schwierigke<strong>it</strong>en m<strong>it</strong> der<br />

Expansion des Unternehmens beginnen. Die Umstellung vom Kleinunternehmen m<strong>it</strong> informellen<br />

Strukturen <strong>und</strong> kurzen Kommunikationswegen auf die formaleren Strukturen <strong>und</strong> Hierarchiestufen<br />

in einem m<strong>it</strong>telständischen Betrieb fällt oft schwer bzw. wird lange nicht gesehen. Die<br />

Firmen bewegen sich in Kleinststrukturen, die ihrem Business längst nicht mehr angemessen<br />

sind. Sieht man die Notwendigke<strong>it</strong> der Einführung neuer Strukturen, befürchtet man auf der<br />

anderen Se<strong>it</strong>e, einen Verwaltungsapparat aufzubauen, der die Flexibil<strong>it</strong>ät <strong>und</strong> kurzen Informationswege<br />

n<strong>im</strong>mt – die gerade als Wettbewerbsvorteil gesehen werden. Dies hemmt oftmals<br />

das aktive Handeln. Die Herausforderung der ITK-Branche besteht jedoch darin, der<br />

Innovationsfähigke<strong>it</strong> in Bezug auf die Produkte eine ebenso hohe Innovationsdynamik wie in<br />

Bezug auf die nachhaltige Organisation von Arbe<strong>it</strong> folgen zu lassen.<br />

Welche Anforderungen stellen nun wachsende TK- <strong>und</strong> IT-Unternehmen an Personalentwicklungsmaßnahmen?<br />

Kontinuierliche Veränderungen in Unternehmen, hoher Wettbewerbsdruck <strong>und</strong><br />

Unentbehrlichke<strong>it</strong> eines jeden M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ers in dieser Branche sind Real<strong>it</strong>ät. Wunschm<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

ist, wer als „Unternehmer <strong>im</strong> Unternehmen“ agiert, k<strong>und</strong>enorientiert denkt <strong>und</strong> handelt, eigenverantwortlich<br />

<strong>und</strong> kreativ Lösungen präsentiert, sich selbst motiviert <strong>und</strong> sich um seine<br />

We<strong>it</strong>erentwicklung kümmert. Da dieses Bild oftmals noch die Ausnahme darstellt, investieren<br />

Unternehmen. Die Personalentwicklungsmaßnahmen müssen dabei folgende Kr<strong>it</strong>erien in der<br />

Branche erfüllen:<br />

• Hoher Praxisbezug <strong>und</strong> sofortige Umsetzung<br />

• Externe Unterstützung oftmals nur, wenn Maßnahmen später eigenverantwortlich we<strong>it</strong>ergeführt<br />

werden können<br />

• Wenig Invest<strong>it</strong>ion<br />

• Ze<strong>it</strong>lich sehr begrenzter Einsatz der Ressource M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

• Nachhaltigke<strong>it</strong>, Messbarke<strong>it</strong> der Maßnahmen<br />

• Erfolgsorientierung<br />

• Den Gesetzen der Branche Rechnung tragen<br />

Praxisnahe Instrumente der Personalentwicklung<br />

Klassische Personalentwicklungsinstrumente wie z. B.<br />

• M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erbeurteilung, -gespräche<br />

• Erfassung des Entwicklungspotenzials des M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ers<br />

• Laufbahn- <strong>und</strong> Nachfolgeplanung<br />

• Business Coaching <strong>und</strong> Training<br />

• Job Enlargement, Job Enrichment, Job Rotation<br />

• We<strong>it</strong>erbildungsangebote<br />

eignen sich auch in wachsenden TK- <strong>und</strong> IT-Unternehmen. Entscheidend für die Auswahl des<br />

Instrumentes ist <strong>im</strong>mer:<br />

• Die Ausgangss<strong>it</strong>uation (was ist schon vorhanden)<br />

• Die Größe, Struktur <strong>und</strong> Vision des Unternehmens<br />

• Das Ziel, das m<strong>it</strong> der Einführung erreicht werden soll<br />

• Die Wertigke<strong>it</strong>, die die Personalentwicklung in dem Unternehmen genießt<br />

Insofern ist es nicht möglich, pauschal entsprechende Instrumente zu empfehlen – vielmehr ist<br />

das Unternehmen individuell zu betrachten. Dennoch lassen sich branchenspezifische Trends<br />

festhalten.<br />

Wachsenden ITK-Unternehmen geht es <strong>im</strong> Wesentlichen um die:<br />

• Erhaltung <strong>und</strong> Sicherung der Wettbewerbsfähigke<strong>it</strong> durch leistungsfähige M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

• Förderung der Bere<strong>it</strong>schaft von M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern, auf neue fachliche <strong>und</strong> soziale Herausforderungen<br />

<strong>im</strong> Unternehmen flexibel zu reagieren<br />

• Förderung des unternehmerischen <strong>und</strong> k<strong>und</strong>enorientierten Denkens<br />

• Bindung der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er an das Unternehmen<br />

• Motivation der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

• Erhöhung der Qualifikation der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

Die Ausgangss<strong>it</strong>uation (was ist schon vorhanden)<br />

Wachsende Unternehmen dieser Branche sind gut beraten, Personalentwicklungsinstrumente<br />

Schr<strong>it</strong>t für Schr<strong>it</strong>t aufzubauen. Nach Einführung erster Maßnahmen sollte überprüft werden, welcher<br />

Erfolg daraus resultiert <strong>und</strong> ob die Maßnahme sich praktisch auszahlt. Es ist davor zu warnen,<br />

schnell einen Verwaltungsapparat zu schaffen, der der Philosophie des Unternehmens nicht<br />

mehr entspricht <strong>und</strong> Bürokratie schafft, die sich nicht auszahlt.<br />

Die Größe, Struktur <strong>und</strong> Vision des Unternehmens<br />

Wesentlich bei der Auswahl der Maßnahmen ist die Größe, Struktur <strong>und</strong> Vision des Unternehmens.<br />

Insbesondere die Funktionen der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, die Anzahl der Führungskräfte <strong>und</strong> das<br />

Betriebskl<strong>im</strong>a geben wichtige Indizien, wo Handlungsbedarf besteht.<br />

Das Ziel, das m<strong>it</strong> der Einführung erreicht werden soll<br />

Geht es um Steigerung der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ermotivation, um Ausbau der sozialen Kompetenz oder um die<br />

Bere<strong>it</strong>schaft der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, Veränderungsprozessen offener gegenüberzustehen? Das Ziel des<br />

Unternehmens ist Maßstab der Personalentwicklungsmethoden – um ihrer selbst Willen eingeführt<br />

zu werden, ist wenig sinnvoll <strong>und</strong> läßt sich m<strong>it</strong>telfristig auch nicht gegenüber der<br />

Geschäftsführung kommunizieren. Achtet der Personalentwickler bei der Einführung der Instrumente<br />

auf den Abgleich m<strong>it</strong> den Firmenzielen, ist es für ihn einfacher, diese Maßnahmen auch<br />

gegenüber Vorgesetzten zu vertreten.<br />

37


38<br />

Die Wertigke<strong>it</strong>, die die Personalentwicklung in dem Unternehmen genießt<br />

Der Personalentwickler bzw. Personalverantwortliche sollte realistisch betrachte, welche<br />

Wertigke<strong>it</strong> diese Maßnahmen <strong>im</strong> Unternehmen genießen. Ist diese hoch, stehen ihm größere<br />

Möglichke<strong>it</strong>en zur Auswahl, als wenn jede einzelne Maßnahme diskutiert <strong>und</strong> verteidigt werden<br />

muss. In letzterem Fall ist es seine Aufgabe, die Geschäftsführung von der Werthaltigke<strong>it</strong> der<br />

Personalentwicklung zu überzeugen.<br />

Erhaltung <strong>und</strong> Sicherung der Wettbewerbsfähigke<strong>it</strong> durch leistungsfähige M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er sind <strong>und</strong> bleiben leistungsfähig, wenn sie davon überzeugt sind, <strong>im</strong> richtigen<br />

Unternehmen zu arbe<strong>it</strong>en, wenn das Arbe<strong>it</strong>skl<strong>im</strong>a st<strong>im</strong>mt, Leistung <strong>und</strong> Gegenleistung <strong>im</strong><br />

Einklang stehen <strong>und</strong> sie motiviert sind, ihren Aufgaben nachzugehen. Neben generellen<br />

Leistungen, die we<strong>it</strong>gehend jeder M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er als werthaltig ansieht, gibt es individuelle Anreize,<br />

die einzelne M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er ansprechen. Letztlich ist es wichtig, die Erwartungen des M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ers<br />

kennenzulernen <strong>und</strong> ihm über M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ergespräche, Laufbahnplanung etc. zu verm<strong>it</strong>teln, dass er<br />

den richtigen Arbe<strong>it</strong>geber gewählt hat, der den Win-win-Gedanken lebt.<br />

Förderung der Bere<strong>it</strong>schaft von M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern, auf neue fachliche <strong>und</strong> soziale Herausforderungen<br />

<strong>im</strong> Unternehmen flexibel zu reagieren<br />

Dieses ist eine der größten Anforderungen, die zurze<strong>it</strong> an M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er gestellt wird. Viele<br />

Unternehmen beachten zu wenig, dass die Bere<strong>it</strong>schaft der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, Veränderungen m<strong>it</strong>zugestalten,<br />

das wichtigste Kr<strong>it</strong>erium für den Erfolg darstellt. M<strong>it</strong> offener Kommunikation,<br />

Erfahrungsaustauschgruppen, Einzel- oder Gruppencoaching etc. gibt es die Möglichke<strong>it</strong>,<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er in diesen Prozessen zu unterstützen.<br />

Förderung des unternehmerischen <strong>und</strong> k<strong>und</strong>enorientierten Denkens<br />

Trainings sind in TK- <strong>und</strong> IT-Unternehmen dann sinnvoll, wenn sie sich auf die Verm<strong>it</strong>tlung der<br />

wesentlichen Inhalte konzentrieren, individuell konzipiert werden <strong>und</strong> praxisorientiert ablaufen<br />

(z. B. in Form von Rollenspielen, Videoanalyse etc.). Letztlich sollte das Training <strong>im</strong>mer anregen,<br />

sich selbst in den noch fehlenden Bereichen we<strong>it</strong>erzuentwickeln. Abzuraten ist von Trainings „von<br />

der Stange“, die viele M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er des Unternehmens ze<strong>it</strong>lich bindet. In diesem Zusammenhang<br />

setzt sich in der Praxis vermehrt Business Coaching bzw. Coaching on the Job durch. Für einen<br />

oder auch mehrere Tage werden Schlüsselpersonen von einem Coach begle<strong>it</strong>et, der z. B. be<strong>im</strong><br />

Coaching on the Job praxisorientiertes Feedback <strong>und</strong> Tipps gibt. In der Praxis werden diese neuen<br />

Verhaltensweisen erlernt <strong>und</strong> umgesetzt – der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er wird angehalten, sich in Form des<br />

Selbstcoachings we<strong>it</strong>er zu entwickeln <strong>und</strong> das Erlernte an seine M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er <strong>und</strong> Kollegen we<strong>it</strong>erzugeben.<br />

Dieses Instrument wird zurze<strong>it</strong> noch meistens in der Führungsetage eingesetzt.<br />

Bindung der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er an das Unternehmen<br />

Geeignete Personalentwicklungsmaßnahmen wie M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ergespräche, Erfassung des Entwicklungspotenzials,<br />

Laufbahnplanung, Sonderaufgaben, Teilnahme an Projektgruppen etc. sind<br />

bewährte Maßnahmen, M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er an das Unternehmen zu binden. Identifiziert er sich m<strong>it</strong> dem<br />

Unternehmen <strong>und</strong> dessen Werten, werden seine beruflichen Erwartungen an das Unternehmen<br />

erfüllt – <strong>und</strong> seine Ziele entsprechend dem Unternehmen ernst genommen <strong>und</strong> gefördert –,<br />

besteht für den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er meistens kein Gr<strong>und</strong>, das Unternehmen zu wechseln.<br />

Motivation der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

Die Motivation der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er stellt einen wesentlichen Bereich dar. Dieses macht sich gerade in<br />

Führungspos<strong>it</strong>ionen deutlich: Ist die Führungskraft demotiviert, sind es meistens auch die<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er. Die Steigerung der Motivation des M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ers erfolgt <strong>im</strong> Wesentlichen über seine<br />

Zufriedenhe<strong>it</strong> am Arbe<strong>it</strong>splatz. M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ergespräche, Laufbahnplanung <strong>und</strong> evtl. Coaching bieten<br />

gute Möglichke<strong>it</strong>en, die Faktoren zu erfassen, die seine Zufriedenhe<strong>it</strong> ausmachen – <strong>und</strong> entsprechend<br />

hierauf zu reagieren.<br />

Erhöhung der Qualifikation der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

Zu unterscheiden ist, welche Art von Qualifikation für den Arbe<strong>it</strong>splatz von Bedeutung ist: Geht es<br />

um sachlich-fachliche Qualifikationen oder um die Verm<strong>it</strong>tlung so genannter Soft Skills? Bei der<br />

Verm<strong>it</strong>tlung von fachlichem Know-how wird in TK- <strong>und</strong> IT-Unternehmen vielfach auf Instrumente<br />

wie z. B. E-Learning zurückgegriffen, das ze<strong>it</strong>- <strong>und</strong> ortsunabhängig eingesetzt werden kann. Auch<br />

Training on the Job wird eingesetzt, bei dem es neben Wissensverm<strong>it</strong>tlung gleich um die praktische<br />

Umsetzung des Know-hows – <strong>und</strong> dam<strong>it</strong> um eine Erfolgskontrolle des Neuerlernten – geht.<br />

Bei der Verm<strong>it</strong>tlung von so genannten Soft Skills greifen ITK-Unternehmen neben „altbewährten“<br />

Personalentwicklungsmaßnahmen wie das Training off the Job auf neue zurück, wie z. B. das<br />

Coaching bzw. Coaching on the Job. Ziel ist hier, individuell effizient einer Schlüsselperson –<br />

zumeist einer Führungsperson – (alte) Verhaltensmuster zu spiegeln <strong>und</strong> neue, für den<br />

Arbe<strong>it</strong>splatz benötigte, zu verm<strong>it</strong>teln. Verb<strong>und</strong>en m<strong>it</strong> dem Coaching geht vielfach die Aufforderung<br />

an den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er einher, sich zukünftig in zentralen Fragestellungen selbst zu coachen – ein<br />

Anspruch, der nicht <strong>im</strong>mer in der Praxis durchzusetzen ist.<br />

Letztlich bleibt festzuhalten, dass jedes wachsende Unternehmen in der TK- <strong>und</strong> IT-Branche gut<br />

beraten ist, Personalentwicklung zu betreiben. Wie <strong>und</strong> in welchem Ausmaß, best<strong>im</strong>mt <strong>im</strong><br />

Wesentlichen die Größe, Struktur <strong>und</strong> das Ziel des Unternehmens. Aufgabe des Personalentwicklers<br />

bzw. Personalverantwortlichen ist es, die Werthaltigke<strong>it</strong> dieses Bereiches an die Geschäftsführung<br />

zu kommunizieren <strong>und</strong> zu vertreten.<br />

Carmen Schön ist geschäftsführende Gesellschafterin der uspinternational <strong>und</strong> berät (Vertrieb),<br />

trainiert <strong>und</strong> coacht M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er aus der TK-, IT- <strong>und</strong> Medienbranche. Sie begle<strong>it</strong>et organisatorische<br />

Veränderungsprozesse, die Etablierung von neuem (internationalen) Business <strong>und</strong> wird als<br />

Inter<strong>im</strong>smanagerin in verschiedenen Pos<strong>it</strong>ionen eingesetzt.<br />

Kontakt: carmen.schoen@uspinternational.de<br />

39


Führen heißt Verändern<br />

Trotz Erholung des Marktes stehen in der IT- <strong>und</strong> Medienbranche we<strong>it</strong>erhin tief<br />

greifende Veränderungen an. Restrukturierung <strong>und</strong> Outsourcing sind komplexe<br />

Prozesse, bei denen ein technikorientiertes Vorgehen allein zu kurz greift.<br />

Zusätzlich müssen bere<strong>it</strong>s eingele<strong>it</strong>ete Maßnahmen unumkehrbar gemacht <strong>und</strong><br />

Veränderungen fest verankert werden.<br />

Ben Krischausky<br />

KIC<br />

Wirksam Führen in der Veränderung<br />

„Kommandanten“ <strong>und</strong> „Bosse“ sind in Ze<strong>it</strong>en ständiger Anpassungsprozesse nicht die geeigneten<br />

Führungspersönlichke<strong>it</strong>en. Führung bedeutet eher, eine attraktive Vision zu entwickeln, die m<strong>it</strong><br />

realistischen Zielen kommuniziert wird, die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er zur gemeinsamen Zielerreichung zu<br />

motivieren, den Teamgeist zu fördern <strong>und</strong> ein überzeugendes Vorbild zu sein. Auch unter diesen<br />

opt<strong>im</strong>alen Bedingungen lösen Veränderungen Emotionen – <strong>und</strong> vor allem Ängste – als zwangsläufige<br />

Begle<strong>it</strong>er aus. Sie zu ignorieren, verschärft Konflikte <strong>und</strong> erzeugt zusätzlichen Widerstand.<br />

Eine offene <strong>und</strong> ernsthafte Auseinandersetzung hingegen wirkt selbst dann entlastend,<br />

wenn es nicht möglich ist, alle Sorgen auszuräumen. Viele Veränderungsprozesse sche<strong>it</strong>ern oder<br />

bleiben we<strong>it</strong> unter ihren Möglichke<strong>it</strong>en, weil sie durch ruppiges Vorgehen <strong>und</strong> mangelnde<br />

Kommunikation unnötige Widerstände <strong>und</strong> Konflikte auslösen. Andere sche<strong>it</strong>ern, weil sie zu<br />

unentschlossen angegangen wurden <strong>und</strong> weil vergeblich versucht wurde, Konflikte zu vermeiden.<br />

Wie können Führungskräfte ihre M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er in Ze<strong>it</strong>en des Wandels gezielt unterstützen?<br />

Was brauchen M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er in den Phasen der Verunsicherung?<br />

Zuerst benötigen Vorgesetzte selbst das notwendige Führungs- <strong>und</strong> Change-Management-<br />

Wissen. Nur dann sind sie in der Lage, auf Besonderhe<strong>it</strong>en <strong>und</strong> Unberechenbarke<strong>it</strong>en angemessen<br />

reagieren zu können. Hilfreich ist der Überblick, dass Veränderungsprozesse in verschiedenen<br />

Etappen ablaufen:<br />

• M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er spüren, dass die geschäftliche Entwicklung auf tönernen Füßen steht<br />

• Unsicherhe<strong>it</strong> auf den Führungsebenen wird überdeutlich wahrgenommen<br />

• Unsicherhe<strong>it</strong> über die Zukunft wächst<br />

• Restrukturierungsprogramme werden entwickelt <strong>und</strong> kommuniziert<br />

• Veränderungsschr<strong>it</strong>te werden umgesetzt<br />

Diese Skizze liefert nur einen ersten Eindruck des komplexen <strong>und</strong> langwierigen Prozesses.<br />

Entscheidend ist, dass in jeder Phase an Führungskräfte konkrete Erwartungen gestellt werden.<br />

Jeder Schr<strong>it</strong>t des Weges zu einem „neuen“ Unternehmen braucht ein s<strong>it</strong>uationsbezogenes <strong>und</strong><br />

abgest<strong>im</strong>mtes Verhalten auf den Führungsebenen. Bei dieser Steuerung komplexer S<strong>it</strong>uationen<br />

ist eine maßgeschneiderte, individuelle Unterstützung notwendig. Hier haben sich Führungs- <strong>und</strong><br />

Change-Coaching bewährt. Ergänzt werden sie durch den Einsatz des Change Navigators, um den<br />

aktuellen Standort des Unternehmens zu identifizieren. Zusätzlich erhalten Führungskräfte in<br />

40 41


42<br />

Workshops schnell umsetzbare Tools zu ihrer Unterstützung. M<strong>it</strong> lösungsorientiertem<br />

Management haben sie ein Instrumentarium, um schnell sichtbare Erfolge zu erzielen. Dieser<br />

Change-Navigator <strong>und</strong> die passgenaue Begle<strong>it</strong>ung sorgen dafür, dass die Aktionen der<br />

Vorgesetzten nach außen st<strong>im</strong>mig <strong>und</strong> klar wirken. Diese äußere Klarhe<strong>it</strong> erfordert auch eine<br />

Auseinandersetzung m<strong>it</strong> den eigenen Unsicherhe<strong>it</strong>en. Welche Aufgaben werde ich als<br />

Führungskraft übernehmen? Werde ich als Key Player überhaupt noch gebraucht? Hier ist<br />

Führungs- <strong>und</strong> Change-Coaching notwendig, um die Leistungsträger aller Ebenen für eine aktive<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong> zu gewinnen. Nur dann lassen sich Veränderungsprozesse erfolgreich abschließen.<br />

Leistungsträger interessieren sich vor allem für den Sinn <strong>und</strong> die Erfolgsaussichten des<br />

Vorhabens, für ihre Einflussmöglichke<strong>it</strong>en <strong>und</strong> nicht zuletzt für ihren eigenen Nutzen. Deshalb<br />

sind drei Dinge besonders wichtig: klare <strong>und</strong> schlüssige Ziele, Entschlossenhe<strong>it</strong> der Führung <strong>und</strong><br />

gute Kommunikation. Daher ist es sinnvoll, das Thema Führung systematisch zu betrachten:<br />

Werden die Führungsinstrumente genutzt? Werden die erwarteten Ziele erreicht? Führen ist eine<br />

Aufgabe, die <strong>im</strong> Blickpunkt steht. Es reicht nicht aus, wenn sich die Führungskräfte nur als die<br />

Spezialisten in ihrem Fachgebiet verstehen.<br />

In den Veränderungsprozessen liegt aber auch die Chance, neues Potenzial zu entdecken, es zu<br />

aktivieren <strong>und</strong> nutzbar zu machen. Wirkungsvolles Feedback ist hier ein wertvolles Instrument<br />

zur Gestaltung des Weges in die Zukunft des Unternehmens. M<strong>it</strong> Führungscoaching können auch<br />

schwierige S<strong>it</strong>uationen gemeistert, m<strong>it</strong> Change-Coaching Veränderungsprozesse gesichert<br />

werden. Coaching verstehe ich hier als individuelle Kurzze<strong>it</strong>beratung, um zielorientiert<br />

Werkzeuge für eine erfolgreiche Führungsarbe<strong>it</strong> nutzen zu können. Ziel: ein wirksames Führen<br />

gerade auch in turbulenten Ze<strong>it</strong>en. Als Ergebnis des Führungscoachings können Vorgesetzte<br />

wirksam führen. Dies zeigt sich darin, dass sie<br />

• zielgerichtet <strong>und</strong> konsequent die Leistungen der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er nachvollziehbar machen,<br />

• gute M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er fördern,<br />

• <strong>und</strong> die eigenen Führungskräfte m<strong>it</strong> schlanken Instrumenten (Führungsle<strong>it</strong>linien, M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ergespräche,<br />

Zielvereinbarungen u. a.) unterstützen.<br />

Wenn die notwendige Kompetenz bei der Gestaltung von Veränderungsprozessen nicht <strong>im</strong><br />

Unternehmen vorhanden ist, kann es ausreichen, kurzze<strong>it</strong>ig externe Ressourcen zu nutzen.<br />

Vorstand <strong>und</strong> Geschäftsführung benötigen hier gestandene Spezialisten, die auf Erfahrungen in<br />

ähnlichen Prozessen zurückgreifen können. Diese Unterstützung soll schnell <strong>und</strong> kostengünstig<br />

wirken.<br />

Von Beratern erstellte Konzepte greifen meist zu kurz, da sie das Unternehmen vor Ort m<strong>it</strong> den<br />

aktuellen Arbe<strong>it</strong>en allein lassen. Hier übern<strong>im</strong>mt der Manager auf Ze<strong>it</strong> als Inter<strong>im</strong>smanager die<br />

Verantwortung für die Gestaltung von Veränderungsprozessen. Der Erfolg wird durch die enge<br />

Verzahnung von Beratung <strong>und</strong> Umsetzung gewährleistet. Gleichze<strong>it</strong>ig wird internes Know-how <strong>im</strong><br />

Unternehmen aufgebaut, auf das der Vorstand in späteren S<strong>it</strong>uationen wieder zurückgreifen<br />

kann. Meist ist nur eine kurzze<strong>it</strong>ige Intervention notwendig. M<strong>it</strong> lösungsorientiertem Management<br />

werden überschaubare, maßgeschneiderte Lösungen gewährleistet m<strong>it</strong><br />

• nachhaltiger Wirkung,<br />

• definierten Qual<strong>it</strong>ätskr<strong>it</strong>erien,<br />

• ohne zusätzliche Fixkosten,<br />

• sowie m<strong>it</strong> Kompetenzgewinn für spätere Veränderungss<strong>it</strong>uationen.<br />

Der Inter<strong>im</strong>smanager übern<strong>im</strong>mt als Manager auf Ze<strong>it</strong> die interne Steuerung des Projektes,<br />

überwacht die Ressourcen <strong>und</strong> berichtet regelmäßig dem Vorstand über den Projektfortschr<strong>it</strong>t.<br />

Parallel identifiziert er m<strong>it</strong> den Führungskräften die Key Player <strong>und</strong> bere<strong>it</strong>et sie m<strong>it</strong> Training-onthe-Job<br />

auf ihre neuen Aufgaben vor. Der Inter<strong>im</strong>smanager bringt also den Unternehmen einen<br />

mehrfachen Nutzen sowohl auf der operativen <strong>und</strong> strategischen Ebene als auch bei der<br />

We<strong>it</strong>erentwicklung interner Kompetenzen.<br />

Manchmal sind allerdings auch harte Schr<strong>it</strong>te notwendig. Gerade bei Strategiewechseln oder<br />

Umsatzeinbrüchen kann die Trennung von ehemaligen Leistungsträgern notwendig sein. Die Art<br />

des Trennungsprozesses <strong>und</strong> sein Erfolg werden von allen M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern – jeder könnte der<br />

nächste sein – genau beobachtet. Als erfolgreiches Instrument hat sich hier das Outplacement<br />

bewährt. Gerade in der schwierigen S<strong>it</strong>uation der häufig ungewollten beruflichen Veränderung ist<br />

es für Führungskräfte sehr hilfreich, von einem kompetenten, verlässlichen Ansprechpartner bei<br />

den nächsten Schr<strong>it</strong>ten m<strong>it</strong> Empathie begle<strong>it</strong>et zu werden. Outplacement unterstützt bei der<br />

• Entscheidung für die we<strong>it</strong>ere berufliche Laufbahn (Karriereplanung)<br />

• professionellen Ansprache der Personalberater<br />

• Erstellung aussagefähiger Lebensläufe<br />

• Vorbere<strong>it</strong>ung auf Vorstellungsgespräche<br />

Outplacement ist keine Stellenverm<strong>it</strong>tlung. Bei der Auswahl der Anbieter sind insbesondere<br />

erfolgsorientierte Honorare <strong>und</strong> praktische Erfahrungen m<strong>it</strong> der Zielgruppe wesentlich.<br />

IT-Spezialisten als K<strong>und</strong>enberater<br />

Fachchinesisch, technikverliebt, unverständlich – diese Charakterisierung für ihre M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er <strong>im</strong><br />

K<strong>und</strong>enkontakt können sich IT-Unternehmen nicht mehr leisten. Neues Geschäft kann nur kreiert<br />

werden, wenn die IT-Berater m<strong>it</strong> der Sprache des K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> in der Denkwelt des K<strong>und</strong>en agieren<br />

können. Bei den komplexeren Anwendungen wird der Beratungsanteil <strong>im</strong>mer höher. Gleichze<strong>it</strong>ig<br />

ist dies der prof<strong>it</strong>abelste Bereich, auf den kein Anbieter verzichten will.<br />

Hinzu kommt, dass viele K<strong>und</strong>en leidvolle Erfahrungen m<strong>it</strong> der Einführung neuer IT-Lösungen<br />

gemacht haben: Geschäftsprozesse mussten wesentlich gr<strong>und</strong>legender überarbe<strong>it</strong>et <strong>und</strong><br />

Verantwortungsbereiche der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er neu definiert werden. Die K<strong>und</strong>en wollten sich mehr auf<br />

ihre Kernkompetenzen konzentrieren. IT als Unterstützungsprozess sollte hier entlasten.<br />

Tatsächlich haben aber <strong>im</strong> Tagesgeschäft die IT-Lösungen häufig zu we<strong>it</strong> tiefgreifenderen<br />

43


Veränderungsprozessen geführt. Die K<strong>und</strong>en erwarten jetzt, dass sie bere<strong>it</strong>s <strong>im</strong> Vorfeld den<br />

Folgeaufwand besser abschätzen können. Dies erfordert IT-Spezialisten, die<br />

• rechtze<strong>it</strong>ig <strong>und</strong> sensibel auf Konfliktfelder reagieren,<br />

• K<strong>und</strong>en in den einzelnen Phasen des Change Managements beraten,<br />

• bei der Umsetzung der neuen Prozessabläufe Unterstützung bieten,<br />

• <strong>und</strong> sich gleichze<strong>it</strong>ig in ihrem IT-Fachgebiet exzellent auskennen.<br />

Erst diese Kombination führt zu begeisterten K<strong>und</strong>en. Ein deutlicher Trend zeigt, das <strong>im</strong>mer mehr<br />

IT-Anbieter ihre M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er in dieser Beratungskompetenz unterstützen: Sie nehmen nicht nur die<br />

K<strong>und</strong>enbedürfnisse wahr <strong>und</strong> beschreiben den Nutzen einer IT-Anwendung aus K<strong>und</strong>ensicht. Sie<br />

schaffen auch Win-win-S<strong>it</strong>uationen <strong>und</strong> gestalten langfristige K<strong>und</strong>enbeziehungen. Gleichze<strong>it</strong>ig<br />

behalten sie das eigene Business <strong>und</strong> den Geschäftsabschluss <strong>im</strong> Blick. Ausbau der K<strong>und</strong>enorientierung<br />

war früher, jetzt kommt eine deutliche Notwendigke<strong>it</strong> nach einer besseren<br />

Vernetzung der technischen <strong>und</strong> kommunikativen Fähigke<strong>it</strong>en hinzu. Das technische Know-how<br />

wird schon aus dem Berufsethos heraus auf dem aktuellen Stand gehalten. Die Notwendigke<strong>it</strong>,<br />

die K<strong>und</strong>en zu beraten <strong>und</strong> nicht m<strong>it</strong> Technikdetails zu überfordern, wird häufig erst nach negativen<br />

K<strong>und</strong>enreaktionen eingesehen. Oder bei vorsichtigem Nachfragen der Geschäftsführung bei<br />

potenziellen K<strong>und</strong>en, weshalb Aufträge nicht erteilt wurden.<br />

Gefragt sind Trainings für einen Ausbau der Beratungsfähigke<strong>it</strong>. Dies können keine<br />

Standardseminare sein. Zum einen haben IT-Spezialisten bere<strong>it</strong>s in ihrer Berufserfahrung viele<br />

Kompetenzen erworben. Zum anderen brauchen sie schnell umsetzbare Tools, die sich an ihren<br />

konkreten Aufgabenfeldern orientieren. Gefragt werden auch individuelle Coachings für die<br />

gezielte Unterstützung bei schwierigen K<strong>und</strong>engesprächen oder dem Umgang m<strong>it</strong> Konflikten.<br />

Diese beiden Instrumente ermöglichen IT-Unternehmen eine maßgeschneiderte Beratung m<strong>it</strong><br />

einem hoch spezialisierten, bre<strong>it</strong>en Technikwissen aus K<strong>und</strong>ensicht. Erste wissenschaftliche<br />

Untersuchungen belegen einen signifikanten Zuwachs der Beratungskompetenz durch zielgerichtete<br />

Seminare. Die Berater erleben eine gesteigerte Kompetenz <strong>und</strong> ein stressfreieres Arbe<strong>it</strong>en in<br />

Konflikts<strong>it</strong>uationen. Aber noch wichtiger: Die Erfolge zeigen sich auch in erfreuten K<strong>und</strong>enreaktionen,<br />

gesteigertem Umsatz <strong>und</strong> verbessertem Geschäftserfolg.<br />

Unternehmen sind besonders erfolgreich, wenn der Vorstand intern ein Know-how für Führungs<strong>und</strong><br />

Veränderungsmanagement aufbaut. Der Change Navigator bietet hier eine sinnvolle<br />

Unterstützung. Inter<strong>im</strong>smanager können zusätzlich kurzfristig auf der operativen Ebene entlasten.<br />

Von den K<strong>und</strong>en werden IT-Spezialisten erwartet, die über ihr technisches Fachwissen hinaus<br />

rechtze<strong>it</strong>ig auf Konfliktfelder reagieren <strong>und</strong> in den einzelnen Phasen des Change<br />

Managements beraten können. Dieses Know-how <strong>im</strong> Change Management wird bei internen<br />

Veränderungen ebenso wie bei den K<strong>und</strong>enberatern zu einem deutlichen Wettbewerbsvorteil.<br />

Ben Krischausky gestaltet als Inter<strong>im</strong>smanager <strong>und</strong> Coach die interkulturelle Verm<strong>it</strong>tlung<br />

zwischen den beiden Denkwelten der Technik <strong>und</strong> des Change Managements.<br />

Kontakt: info@kic-hamburg.de<br />

Führen durch Zielvereinbarungen<br />

Was ist „Führen durch Zielvereinbarungen“?<br />

Stellen Sie sich die folgende S<strong>it</strong>uation vor: Ihnen ist ganz klar, wohin sich das<br />

Unternehmen entwickeln soll (das ist das Le<strong>it</strong>bild). Ihnen ist ebenfalls klar, wie<br />

Sie zu diesem Ziel kommen werden (das ist die Strategie): Welche Vertriebsstrategie<br />

notwendig ist, wie das Produkt oder die Dienstleistung erstellt oder<br />

angepasst werden muss, was wie finanziert werden muss ... <strong>und</strong> welche<br />

Sabine Niodusch<br />

Niodusch Consulting<br />

Qualifikation die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er haben müssen. Wenn jeder M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er des Unternehmens ebenfalls<br />

weiß, welchen Teil er oder sie zum Erreichen des Gesamtziels be<strong>it</strong>rägt, welche Maßnahmen erforderlich<br />

sind, um diese Teilziele zu erreichen, <strong>und</strong> sich dafür engagiert, es auch zu erreichen, klasse!<br />

Wenn nicht, dann sind Sie gefordert, die Ziele ständig zu wiederholen, m<strong>it</strong> den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern<br />

gemeinsam Teil-Ziele festzulegen <strong>und</strong> gemeinsam nach Maßnahmen zu suchen, um diese Ziele zu<br />

erreichen.<br />

Genau an diesem Punkt setzt das Instrument „Führen durch Zielvereinbarungen“ an.<br />

Zielvereinbarungen sollen<br />

• dem Handeln Prior<strong>it</strong>ät <strong>und</strong> Richtung geben,<br />

• die Ziele für den Planungsze<strong>it</strong>raum festlegen,<br />

• das Leistungsverhalten anspornen,<br />

• die Konzentration auf das wirklich Wichtige richten,<br />

• unternehmerisches Denken <strong>und</strong> Handeln fördern,<br />

• Selbstverantwortung fördern <strong>und</strong> fordern <strong>und</strong><br />

• partnerschaftliches Handeln fördern.<br />

Um dieses Instrument <strong>im</strong> Unternehmen einzuführen, empfiehlt sich eine genaue Erm<strong>it</strong>tlung des<br />

konkreten Bedarfs für dieses Instrument. Auch muss die Geschäftsführung dieses Instrument<br />

uneingeschränkt unterstützen <strong>und</strong> es ebenfalls einsetzen <strong>und</strong> nutzen.<br />

Zielvereinbarungsprozess<br />

Wenn der Betriebsrat dem Instrument „Führen durch Zielvereinbarungen“ ebenfalls zugest<strong>im</strong>mt<br />

hat (der Betriebsrat sollte frühze<strong>it</strong>ig in diesen Prozess eingeb<strong>und</strong>en sein), wenden die<br />

Geschäftsführung, dann nach entsprechender Schulung die Führungskräfte top down <strong>und</strong><br />

anschließend die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er dieses Instrument an. Führungskraft <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er bere<strong>it</strong>en sich<br />

gleichermaßen auf das Gespräch vor. Dabei „verteilt“ die Führungskraft die zu erreichenden Ziele<br />

auf die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, so dass je M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er klar ist, was <strong>im</strong> (meist) einjährigen Ze<strong>it</strong>raum erreicht<br />

werden soll. Neben arbe<strong>it</strong>sbezogenen, fachlichen <strong>und</strong> abteilungsinternen Zielen können dies<br />

auch persönliche Ziele oder Projekt-Ziele aus laufenden Projekten, Ziele in anderen Bereichen,<br />

Ziele aus sozialem Engagement etc. sein. Sie allesamt dienen dazu, die Bereichs- oder<br />

Abteilungsziele, letztlich die Unternehmensziele, zu erreichen, <strong>und</strong> werden das Potenzial <strong>und</strong> den<br />

Erfahrungsschatz des M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ers vergrößern.<br />

44 45


Abb. 1: Prozess der Zielvereinbarung<br />

Gemeinsam überlegen Führungskraft <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er dann, wie diese Ziele erreicht werden können.<br />

Sie legen die Maßnahmen fest, die binnen dieses Ze<strong>it</strong>raumes durchgeführt werden, um die<br />

Ziele zu erreichen. Diese Maßnahmen können sein: Selbststudium, interne oder externe<br />

We<strong>it</strong>erbildung, Training-on-the-Job, Coaching, Mentoring. Sie alle sollen das Potenzial des<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ers – ein wichtiges Kap<strong>it</strong>al eines jeden Unternehmens – erhöhen, um so die<br />

Unternehmensziele zu erreichen.<br />

Unumgänglich ist es, dies alles schriftlich zu dokumentieren,<br />

denn es bildet die Gr<strong>und</strong>lage für we<strong>it</strong>ere Gespräche. Darüber<br />

hinaus empfiehlt es sich, den Qualifizierungsbedarf an die<br />

Personalabteilung / Personalentwicklung we<strong>it</strong>erzule<strong>it</strong>en, dam<strong>it</strong><br />

er dort fürs Unternehmen gesammelt <strong>und</strong> unternehmenswe<strong>it</strong>e<br />

Maßnahmen daraus abgele<strong>it</strong>et werden können.<br />

Abb. 2: Struktur M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ergespräch<br />

Meist gibt es ein unterjähriges Statusgespräch, um zu überprüfen,<br />

ob alles so läuft wie ursprünglich geplant. Im<br />

Jahresgespräch wird dann das Erreichte m<strong>it</strong> dem Geplanten<br />

verglichen <strong>und</strong> bewertet. Ein neues Zielvereinbarungsgespräch<br />

schließt sich an <strong>und</strong> der Zielvereinbarungsprozess beginnt<br />

erneut.<br />

Regelmäßig angewendet <strong>und</strong> dokumentiert ergibt dieses<br />

Instrument einen hervorragenden Überblick über das vorhandene<br />

<strong>und</strong> geplante Know-how <strong>im</strong> Unternehmen. Und vermutlich<br />

werden sehr viel mehr Unternehmensziele erreicht als ohne<br />

dieses Instrument. Die Erfahrung lehrt, dass das, was als Ziel<br />

schriftlich fixiert ist, eher Beachtung findet.<br />

Zielvereinbarungsbogen<br />

Der hier vorgeschlagene Zielvereinbarungsbogen muss aufs Unternehmen individuell angepasst<br />

werden. Er enthält zunächst die persönlichen Daten des M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ers:<br />

Persönliche Daten<br />

Name des M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ers:<br />

Zielvereinbarungsze<strong>it</strong>raum:<br />

Pos<strong>it</strong>ionsbezeichnung:<br />

Bereich / Abteilung:<br />

Arbe<strong>it</strong>sort:<br />

Anlass des Gesprächs:<br />

Datum des Gesprächs:<br />

Name der Führungskraft:<br />

Anschließend können die Ziele der übergeordneten Organisationseinhe<strong>it</strong> aufgeführt werden,<br />

dam<strong>it</strong> transparent ist, in welchem Ziele-Kontext sich der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er bewegt <strong>und</strong> was der einzelne<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er gemeinsam m<strong>it</strong> seinen KollegInnen zum Erreichen von übergeordneten Zielen beträgt.<br />

Liegen noch keine Stellen- oder Aufgabenbeschreibungen für den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er vor, so können diese<br />

erfasst werden. Andernfalls gilt es, sie auf Aktual<strong>it</strong>ät zu überprüfen <strong>und</strong> ggf. zu verändern.<br />

Die aktuellen Aufgabenschwerpunkte des M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ers<br />

Für das Erstgespräch werden ein oder mehrere operationalisierte Ziele vereinbart <strong>und</strong> auf diesem<br />

Zielvereinbarungsbogen dokumentiert, je Ziel ist dabei eine eigene Se<strong>it</strong>e vorgesehen.<br />

Zielvereinbarung<br />

Ziel-Nr. Zielbeschreibung:<br />

Begründung des Handlungsbedarfs: Ist-Zustand Messgrößen<br />

(Kr<strong>it</strong>erien für die Bewertung der Zielerreichung): so genau wie<br />

möglich, realistisch <strong>und</strong> terminiert<br />

Unterstützende Maßnahmen, die zur Zielerreichung notwendig<br />

sind (z. B. We<strong>it</strong>erbildungen, Coaching, Arbe<strong>it</strong>splatzausstattung ...)<br />

Ze<strong>it</strong>rahmen (inkl. Meilensteine)<br />

Aufwand (M<strong>it</strong>tel / Ressourcen / Budget)<br />

Schn<strong>it</strong>tstellen zu<br />

Prior<strong>it</strong>ät<br />

46 47


Zu beachten ist, dass Aufgaben <strong>und</strong> Ziele hier nicht vermischt werden. Keine Ziele sind: Aufgaben,<br />

Tätigke<strong>it</strong>en, Tagesgeschäft, Regelaufgaben, Stellen- <strong>und</strong> Funktionsbeschreibungen. Arbe<strong>it</strong>sziele<br />

dagegen können sein: Umsatz <strong>und</strong> Gewinn, Kosten <strong>und</strong> Budget, Marktanteile, geleistete<br />

Personentage, Durchlaufze<strong>it</strong>en, Qual<strong>it</strong>ät, K<strong>und</strong>enzufriedenhe<strong>it</strong> (bei internen <strong>und</strong> externen<br />

K<strong>und</strong>en), Anzahl Reklamationen, Prozentsatz für Betriebsbere<strong>it</strong>schaft (Verfügbarke<strong>it</strong>en),<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> Informationsflüsse, Termine ... Nebst Arbe<strong>it</strong>szielen empfiehlt es sich, auch<br />

auf die Person des M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ers bezogene Entwicklungsziele festzulegen. Dies können beispielsweise<br />

sein: zielgerichtetes Vorgehen, Visualisierungs- <strong>und</strong> Präsentationsfähigke<strong>it</strong>, Projektmanagement-<br />

<strong>und</strong> Moderatorenqualifikation, Kommunikationsfähigke<strong>it</strong>, Kooperations- <strong>und</strong><br />

Teamfähigke<strong>it</strong>, Integrationsfähigke<strong>it</strong>, Motivation <strong>und</strong> Innovation, Konfliktfähigke<strong>it</strong> <strong>und</strong> Einfühlungsvermögen,<br />

In<strong>it</strong>iative <strong>und</strong> Flexibil<strong>it</strong>ät, Führungsverhalten, Entscheidungsfreude, Auftreten<br />

<strong>und</strong> Ausdrucksvermögen, Arbe<strong>it</strong>sorganisation <strong>und</strong> Wissensaneignung, Ausbildungsziele.<br />

Auch empfiehlt es sich, dass sich Führungskraft <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er gemeinsam auf die Ziele einigen.<br />

Nur dann ist der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er auch bere<strong>it</strong>, sich für seine selbstdefinierten Ziele zu engagieren. Die<br />

Unterschrift von Führungskraft <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er unter diese Zielvereinbarung r<strong>und</strong>en die gemeinsame<br />

Vereinbarung ab.<br />

Zielerreichung<br />

Erfahrungsgemäß werden unterjährig Statusgespräche geführt, um sicherzustellen, dass die<br />

Ziele erreicht werden können, oder ggf. Korrekturen vorzunehmen. Am Ende des Zielvereinbarungsze<strong>it</strong>raums<br />

ist auf jeden Fall ein Abschlussgespräch erforderlich, das wie folgt dokumentiert<br />

werden kann:<br />

Gesprächsführung am ...............<br />

Statusgespräch Abschluss des Zielvereinbarungsze<strong>it</strong>raums<br />

Zielerreichung: Zielerreichungsgrad:<br />

Bewertung, Bemerkung, Begründung, (nur für das Abschlussgespräch)<br />

Stellungnahme Führungskraft, Stellungnahme M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

Ziel-Nr.: .....................................................................<br />

Ziel-Nr.: .....................................................................<br />

Ziel-Nr.: .....................................................................<br />

Auf Basis der ursprünglichen Dokumentation <strong>und</strong> etwaigen Änderungen werden die Zielerreichung<br />

von Führungskraft <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er gemeinsam festgelegt. Für den Zielerreichungsgrad sind die<br />

folgenden Werte denkbar:<br />

Zielerreichung Zielerreichungsgrad<br />

Ziel wurde kaum erreicht 1<br />

Ziel wurde teilweise erreicht 2<br />

Ziel wurde erfüllt 3<br />

Ziel wurde übererfüllt 4<br />

Wichtig ist je Zielerreichung eine entsprechende Begründung, die die unterschiedlichen<br />

Sichtweisen von Führungskraft <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er transparent macht <strong>und</strong> Aspekten wie „Was war<br />

hilfreich für die Zielerreichung? Was war hinderlich?“ gleichermaßen Raum geben. Wie schon bei<br />

der Zielvereinbarung unterschreiben Führungskraft <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er gemeinsam dieses Ergebnis –<br />

das durchaus unterschiedliche Sichtweisen enthalten wird, denn Selbst- <strong>und</strong> Fremdbild sind selten<br />

deckungsgleich. Im Anschluss an diese Zielerreichung werden dann wieder gemeinsam neue<br />

Ziele wie unter “Zielvereinbarungsbogen” beschrieben festgelegt.<br />

Vorbere<strong>it</strong>ung auf das Gespräch<br />

Für das Gelingen dieses Prozesses ist eine gute Vorbere<strong>it</strong>ung auf das Zielvereinbarungsgespräch<br />

wie auch auf Status- <strong>und</strong> Zielerreichungsgespräch unbedingt erforderlich. Führungskraft <strong>und</strong><br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er bere<strong>it</strong>en sich getrennt voneinander gleichermaßen auf das Gespräch vor. Denkbar<br />

sind dabei folgende Fragestellungen, die möglichst schriftlich fixiert werden sollen:<br />

Vorbere<strong>it</strong>ung<br />

• Welche Ziele sind bere<strong>it</strong>s erreicht worden? Welche noch nicht? Gründe dafür?<br />

• Wo liegen die Stärken des M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ers, wo die Schwächen?<br />

• Wie gestaltet sich die Zusammenarbe<strong>it</strong> zwischen M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er <strong>und</strong> Führungskraft?<br />

• Welche Möglichke<strong>it</strong>en der individuellen Förderung <strong>und</strong> Entwicklung gibt es für den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er?<br />

• Vorschlag für Qualifizierungsmaßnahmen<br />

• Aus Sicht der Führungskraft: Welche Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigke<strong>it</strong>en werden vom M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

erwartet?<br />

• Welche Ziele sollen <strong>im</strong> nächsten Betrachtungsze<strong>it</strong>raum erreicht werden?<br />

Auswirkungen<br />

Die Einführung dieses Instruments <strong>im</strong> Unternehmen hat Auswirkungen. Einige sind <strong>im</strong> Folgenden<br />

aufgeführt. Es empfiehlt sich deshalb vorher genau zu überlegen, ob das Unternehmen (schon)<br />

bere<strong>it</strong> ist, m<strong>it</strong> diesen Auswirkungen zu leben.<br />

Auswirkungen auf das Unternehmen<br />

• Kl<strong>im</strong>averänderung<br />

• Aus der Beurteilung lässt sich auch die Qual<strong>it</strong>ät der Beurteiler erm<strong>it</strong>teln (Vorgesetzteneignung).<br />

• Bestandsaufnahme der Förderungswürdigen: „Jeder am richtigen Platz“<br />

• Schriftliche Beurteilungen schränken das „Hochloben“ / „Herunterdrücken“ ein.<br />

48 49


• Ressortegoismus der Vorgesetzten tr<strong>it</strong>t zurück (bewusst falsche Beurteilungen werden bei<br />

Versetzungen leicht offenbar).<br />

• Arbe<strong>it</strong>sabläufe werden opt<strong>im</strong>iert, Störungen vermindert, „Spielregeln“ zwischen Führungskraft<br />

<strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er werden beurteilungsfähig gemacht.<br />

• Führungskraft <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er übernehmen Verantwortung für den Prozess <strong>und</strong> das Ergebnis.<br />

• Soziale Kompetenz der Führungskraft wird entscheidend verbessert, M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er werden<br />

selbstbewusster <strong>und</strong> qualifizierter, Führungsqualifikation der Führungskraft wird gefordert<br />

<strong>und</strong> muss deshalb auch gefördert werden.<br />

• Mehr Verantwortung fürs Unternehmen<br />

• Durch transparente Beurteilung Abbau von Ressortegoismus, Burgenbau, Abschottung ...<br />

• Transparent machen: Wo steht der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er? Welche Personalentwicklungsmaßnahmen<br />

braucht er noch?<br />

• Durch gezielte We<strong>it</strong>erqualifikation der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er ergeben sich attraktivere Aufgaben für die<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er. Bessere Bindung der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er an das Unternehmen<br />

• Förderung des Nachwuchsführungskräfte<br />

Auswirkungen auf die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

• Die meisten Beschäftigten sind interessiert, von ihrer Führungskraft in best<strong>im</strong>mten Abständen<br />

zu hören, wie sie ihre Leistung einschätzen bzw. inwiewe<strong>it</strong> sie ihre Erwartungen erfüllen.<br />

• Die meisten M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er wollen sich entwickeln <strong>und</strong> Spaß an der Arbe<strong>it</strong> haben. Das können sie<br />

nur, wenn sie in M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er-Gesprächen problemlos ihre Wünsche <strong>und</strong> Gedanken dargelegt <strong>und</strong><br />

die Ansichten der Führungskraft kennen gelernt haben.<br />

• Dabei erwarten fast alle M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er pos<strong>it</strong>ive Botschaften, die durch kr<strong>it</strong>ische Anmerkungen nur<br />

dann ergänzt werden sollten, wenn diese dem Betroffenen selbst berechtigt erscheinen;<br />

niemand schätzt einen blinden oder weichen Vorgesetzten.<br />

• Feedback berührt <strong>und</strong> regt M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er an, gleiches zu geben (Feedback-Kultur)<br />

• M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er sind unzufrieden, wenn sie kein Feedback über ihre Leistungen erhalten <strong>und</strong><br />

dadurch weniger Orientierung über Erwartungshaltung <strong>und</strong> Führung bekommen.<br />

• Kommunikation über Arbe<strong>it</strong> <strong>und</strong> Zusammenarbe<strong>it</strong> schließt zwangsläufig Einschätzungen der<br />

Fähigke<strong>it</strong>en <strong>und</strong> Leistungen anderer ein. Vergleichbarke<strong>it</strong> von Leistungen der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

untereinander<br />

• M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er begrüßen i. d. R. die Gespräche, Chancengleichhe<strong>it</strong> der Beteiligten muss durch den<br />

Beurteiler sichergestellt sein.<br />

Einführung „Führen durch Zielvereinbarungen“ <strong>im</strong> Unternehmen<br />

Dam<strong>it</strong> die Umsetzung gelingt <strong>und</strong> Früchte trägt, ist eine sorgfältige Vorbere<strong>it</strong>ung notwendig.<br />

Geschäftsführung<br />

Zunächst muss sich die Geschäftsführung darüber <strong>im</strong> Klaren sein, warum sie das Instrument<br />

<strong>und</strong> warum sie es gerade jetzt einführen will. Auch sollten ihr die Vor- <strong>und</strong> Nachteile sehr deutlich<br />

sein. Darüber hinaus muss sie das Instrument ins Unternehmen „verkaufen“, dahinter stehen <strong>und</strong><br />

es selbst uneingeschränkt nutzen. Erfahrungsgemäß – wie bei jeder Veränderung – wird die<br />

Geschäftsführung (<strong>und</strong> später die Führungskräfte) m<strong>it</strong> Widerstand konfrontiert sein. Erst wenn<br />

die Geschäftsführung ein uneingeschränktes „Ja“ (jedes „Ja, aber ...“ wird ein b<strong>it</strong>terer Bumerang<br />

werden <strong>und</strong> dieses Vorhaben vermutlich sche<strong>it</strong>ern lassen) zur Einführung gibt, kann die Konzept-<br />

Phase beginnen.<br />

Konzeption<br />

In dieser Phase werden der Zielvereinbarungsbogen, ggf. ein Vorbere<strong>it</strong>ungsle<strong>it</strong>faden, die<br />

Bewertungsskala <strong>und</strong> -szenarien, die Gesprächsdokumentation für das Zielerreichungsgespräch<br />

<strong>und</strong> ein Gesprächsle<strong>it</strong>faden an die Erfordernisse des Unternehmens angepasst. Verschiedene<br />

Abläufe innerhalb dieses Prozesses müssen festgelegt werden (z. B. Wo wird die Dokumentation<br />

abgelegt?). Geschäftsführung <strong>und</strong> Betriebsrat sind beide beteiligt <strong>und</strong> müssen den erstellten<br />

Dokumenten <strong>und</strong> Abläufen zust<strong>im</strong>men. In dieser Phase werden ebenfalls die Schulungsmaßnahmen<br />

für die Führungskräfte geplant. Diese sind unumgänglich, um einer etwaigen Überforderung<br />

der Führungskräfte bei der erstmaligen Anwendung des Instruments vorzubeugen. Ebenso<br />

sollen spätestens jetzt alle Dos <strong>und</strong> Don'ts dieses Prozesses benannt sein, dam<strong>it</strong> die Einführung<br />

ein voller Erfolg wird. Zusätzlich werden die Veranstaltungen geplant, auf denen die Geschäftsführung<br />

(am besten zusammen m<strong>it</strong> dem Betriebsrat) Informationen an alle M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er persönlich<br />

gibt, um etwaigen Gerüchteküchen vorzubeugen. Wichtig ist es, den größeren Rahmen darzustellen,<br />

in den das Instrument eingebettet ist. Die persönliche Ansprache ist so wichtig, weil<br />

die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er sich dann noch mehr beachtet fühlen <strong>und</strong> die Geschäftsführung auch sofort „Rede<br />

<strong>und</strong> Antwort“ stehen kann. Außerdem soll den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern m<strong>it</strong> diesem Instrument klar werden,<br />

welchen Teil sie zum Unternehmenserfolg be<strong>it</strong>ragen <strong>und</strong> dass sie für diesen ebenso wie für die<br />

persönliche Zielerreichung verantwortlich sind.<br />

Umsetzung<br />

Die sich anschließenden Schr<strong>it</strong>te sind offensichtlich:<br />

• Durchführung der Veranstaltungen, um den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern viel Transparenz zur Einführung zu geben.<br />

• Anwendung des Instruments auf Geschäftsführungsebene (dazu sind die Unternehmensziele<br />

erforderlich). Dabei kann externe Beratung hilfreich sein – auf jeden Fall erfordert es hier viel<br />

Ehrlichke<strong>it</strong> <strong>und</strong> Disziplin se<strong>it</strong>ens der Geschäftsführung.<br />

• Schulungen für die Führungskräfte <strong>und</strong> ggf. Test-Gespräche<br />

• Unterstützung der Führungskräfte auf allen Ebenen, z. B. Erstellen einer Was-mache-ich-wenn-<br />

Liste (denn die Gespräche laufen keineswegs <strong>im</strong>mer so ab wie ursprünglich geplant)<br />

• Ggf. Unterstützung der Führungskräfte be<strong>im</strong> Herunterbrechen der Unternehmensziele top down<br />

• Durchführung der Gespräche top down bis zur untersten Ebene <strong>und</strong> Dokumentation der Gespräche<br />

• Sammeln der Dokumente <strong>und</strong> des (Qualifizierungs-)Bedarfs, der sich aus den Gesprächen ergibt<br />

Hieran schließt sich die Phase der Umsetzung der Maßnahmen je M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er an.<br />

50 51


Erfahrungslernen<br />

Normalerweise findet während der Einführung ständig der Prozess des Erfahrungslernens <strong>und</strong><br />

der daraus resultierenden Verbesserungen statt. Spätestens nachdem der Zyklus des „Führen<br />

durch Zielvereinbarungen“ erstmalig durchlaufen ist, muss ein Erfahrungslernen <strong>im</strong> Sinne von<br />

„Was lief gut? / Was lief weniger gut?“ gemacht werden <strong>und</strong> der Prozess <strong>und</strong> die Dokumentation<br />

entsprechend angepasst werden.<br />

Grenzen von „Führen durch Zielvereinbarungen“<br />

Es dauert mindestens ein Jahr, bis dieses Instrument erstmalig Früchte trägt. Wer erwartet, dass<br />

sofort ein Ergebnis sichtbar wird, der möge besser auf die Einführung verzichten. Auch lässt sich<br />

der Umgang m<strong>it</strong>einander nicht „per Knopfdruck“ verändern. Werte wie Vertrauen, offener Umgang<br />

m<strong>it</strong>einander, M<strong>it</strong>-Menschlichke<strong>it</strong> <strong>und</strong> Wertschätzung lassen sich nicht verordnen. Sie brauchen<br />

Ze<strong>it</strong> <strong>und</strong> Raum zum Wachsen. Auch werden Menschen sich nicht ändern, wenn sie dieses<br />

Instrument anwenden. Vielmehr soll die Unterschiedlichke<strong>it</strong> der Menschen gewürdigt <strong>und</strong> das<br />

Know-how auf die Unternehmensziele gebündelt werden.<br />

Sabine Niodusch arbe<strong>it</strong>et se<strong>it</strong> 1991 als selbstständige Beraterin <strong>und</strong> Trainerin in IT-Projekten. Die<br />

Schwerpunkte ihrer Tätigke<strong>it</strong> bilden: Projektmanagement, soziale Kompetenz in Projekten,<br />

Coaching, Teamentwicklung <strong>und</strong> Begle<strong>it</strong>en von Veränderungsprozessen.<br />

Kontakt: Sabine.Niodusch@niodusch.de<br />

Arbe<strong>it</strong>sprozessorientierte IT-We<strong>it</strong>erbildung<br />

Das deutsche „Advanced IT Training System”<br />

Das „Advanced IT Training System“ der arbe<strong>it</strong>sprozessorientierten IT-<br />

We<strong>it</strong>erbildung ruht auf den drei Bildungssäulen Erwerb von Fach-, Methoden<strong>und</strong><br />

Sozialkompetenz. Im M<strong>it</strong>telpunkt steht das Lernen <strong>im</strong> Arbe<strong>it</strong>sprozess –<br />

Lernen <strong>und</strong> Arbe<strong>it</strong>en ergänzen sich hier. Die We<strong>it</strong>erbildung erfolgt m<strong>it</strong>tels<br />

Durchführung eines realen, <strong>im</strong> Unternehmen stattfindenden IT-Projektes.<br />

Dierk Ladendorff<br />

KWB e.V. – SDA<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Prüfung ist die Dokumentation der Durchführung dieses Projektes se<strong>it</strong>ens des<br />

We<strong>it</strong>erzubildenden. Das jeweilige IT-Projekt muss so genannten Referenzprojekten entsprechen.<br />

Diese Referenzprojekte wurden vom Fraunhofer Inst<strong>it</strong>ut für Software- <strong>und</strong> Systementwicklung<br />

(ISST) in Kooperation m<strong>it</strong> namhaften IT-Firmen entwickelt <strong>und</strong> unterliegen einer ständigen<br />

Revision.<br />

Arbe<strong>it</strong>gebern <strong>und</strong> Arbe<strong>it</strong>nehmern bietet das Advanced IT Training System quantifizierbare Vorteile.<br />

Die We<strong>it</strong>erbildungskosten sind niedrig, Arbe<strong>it</strong>sausfälle gering <strong>und</strong> Geschäftsprozesse werden<br />

opt<strong>im</strong>iert. Außerdem bietet es Quereinsteigern die Möglichke<strong>it</strong>, einen qualifizierten <strong>und</strong> anerkannten<br />

Berufsabschluss zu erwerben.<br />

Das System erstreckt sich über die drei Qualifizierungsebenen: IT-Spezialist, operativer IT-<br />

Professional <strong>und</strong> strategischer IT-Professional. Dam<strong>it</strong> bildet es für IT-Unternehmen zusätzlich die<br />

Gr<strong>und</strong>lage einer strukturierten, strategischen Karriereentwicklung.<br />

Auf der untersten Ebene des Advanced IT Training Systems befinden sich sechs Tätigke<strong>it</strong>scluster<br />

m<strong>it</strong> insgesamt 29 IT-Spezialisten-Profilen (s. Abb. 1). Zum IT-Spezialisten kann sich we<strong>it</strong>erbilden,<br />

wer einen der vier dualen IT-Ausbildungsberufe erlernt hat oder als Quereinsteiger über mehrjährige<br />

praktische Berufserfahrung verfügt. Die We<strong>it</strong>erbildung zum IT-Spezialisten schließt m<strong>it</strong><br />

einem weltwe<strong>it</strong> anerkanntem ISO/IEC 17024 Personal-Zertifikat ab. IT-Spezialisten arbe<strong>it</strong>en <strong>im</strong><br />

operativen Geschäft.<br />

Das Einsatzgebiet der operativen IT-Professionals liegt in der m<strong>it</strong>tleren Führungsebene. Sie le<strong>it</strong>en<br />

IT-Projekte selbstständig <strong>und</strong> eigenhändig. Zu ihren Verantwortlichke<strong>it</strong>sbereichen zählen die<br />

Planung des Personaleinsatzes, die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erentwicklung <strong>und</strong> Budgetkontrolle. Es wurden vier<br />

operative IT-Professional-Profile definiert (s. Abb. 1). Prüfungen zum operativen IT-Professional<br />

werden von den zuständigen Handelskammern abgenommen. Englische Sprachkenntnisse sind<br />

erforderlich <strong>und</strong> werden geprüft. M<strong>it</strong> dem IHK-Abschluss auf operativer Ebene ist gleichze<strong>it</strong>ig der<br />

schriftliche Teil einer Ausbildereignungsprüfung bestanden. Zur Prüfung kann zugelassen werden,<br />

wer über ein IT-Spezialisten-Zertifikat oder als Quereinsteiger über mehrjährige einschlägige<br />

Berufserfahrung verfügt.<br />

52 53


Abb. 1: Arbe<strong>it</strong>sprozessorientierte We<strong>it</strong>erbildung<br />

Strategische IT-Professionals stehen auf der obersten Ebene des Advanced IT Training Systems.<br />

Sie treffen strategische Entscheidungen zu Geschäftsbeziehungen, Produktentwicklung <strong>und</strong><br />

Personalpol<strong>it</strong>ik. Strategische IT-Professionals arbe<strong>it</strong>en überwiegend in Geschäftsführerpos<strong>it</strong>ionen<br />

in kleinen <strong>und</strong> m<strong>it</strong>telständischen Unternehmen oder als Hauptabteilungsle<strong>it</strong>er in Großunternehmen.<br />

Die zwei Profile des strategischen IT-Professionals bilden der technisch orientierte „Geprüfte<br />

Informatiker“ <strong>und</strong> der mehr kaufmännisch geprägte „Geprüfte Wirtschaftsinformatiker“.<br />

Voraussetzungen für die We<strong>it</strong>erbildung zum strategischen IT-Professional ist der Abschluss zum<br />

geprüften operativen IT-Professional, gefolgt von einer zweijährigen, einschlägigen Berufspraxis<br />

oder einem erfolgreich absolvierten Studium, das der Informations- <strong>und</strong> Telekommunikationstechnik<br />

zugeordnet werden kann. Neben Kenntnissen <strong>im</strong> Bereich der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erführung <strong>und</strong> des<br />

Personalmanagements sind auch hier englische Sprachkenntnisse erforderlich. Die Prüfungen<br />

nehmen die Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern ab. M<strong>it</strong> dem IHK-Abschluss auf strategischer Ebene<br />

ist gleichze<strong>it</strong>ig die Ausbildereignungsprüfung bestanden.<br />

In Zukunft sollen für den operativen <strong>und</strong> den strategischen IT-Professional europäische<br />

Kred<strong>it</strong>punktesysteme <strong>im</strong> Rahmen des „EQF – Europäischen Qualifikationsrahmens“ etabliert<br />

werden. Dam<strong>it</strong> soll Nicht-Akademikern, die sich <strong>im</strong> Rahmen des Advanced IT Training Systems<br />

we<strong>it</strong>ergebildet haben, ein verkürztes Hochschulstudium m<strong>it</strong> dem Abschluss „Bachelor of<br />

Engineering“ respektive „Master of Engineering“ ermöglich werden. We<strong>it</strong>ere Informationen zum<br />

Advanced IT-Training System finden Sie <strong>im</strong> Internet unter: www.kib-net.de, www.apo-<strong>it</strong>.de,<br />

www.cert-<strong>it</strong>.de, www.a<strong>it</strong>ts.de.<br />

Dierk Ladendorff le<strong>it</strong>et bei der KWB – Koordinierungsstelle We<strong>it</strong>erbildung <strong>und</strong> Beschäftigung e.V.<br />

das Projekt Service Dig<strong>it</strong>ale Arbe<strong>it</strong>, Hamburgs zentrale Informationsstelle zu allen Fragen der<br />

Qualifizierung in Medien- <strong>und</strong> IT-Berufen. Kontakt: ladendorff@kwb.de<br />

Arbe<strong>it</strong>sprozessorientierte IT-We<strong>it</strong>erbildung in Hamburg<br />

Öffentlich geförderte Umsetzungsmodelle für die Qualifizierung<br />

zum IT-Spezialisten <strong>und</strong> zum Operativen Professional<br />

Die se<strong>it</strong> 2002 in Deutschland gültigen Fortbildungsabschlüsse <strong>im</strong> IT-Bereich finden<br />

bei <strong>im</strong>mer mehr Firmen sowie deren M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern <strong>im</strong> EDV-Sektor eine wachsende<br />

Akzeptanz. Insbesondere der starke Praxisbezug in den jeweiligen Prüfungen wird<br />

lobend hervorgehoben. Gerade für die vielen Se<strong>it</strong>eneinsteiger in diesem<br />

Berufsbereich stellt darüber hinaus der mögliche Erwerb von öffentlich-rechtlichen<br />

Abschlüssen einen besonderen Reiz dar.<br />

Dierk Harder<br />

ComPers Computer<br />

Personalberatung<br />

GmbH<br />

We<strong>it</strong>erhin ist festzustellen, dass zunehmend in Ausschreibungen von den jeweiligen Anbietern erwartet<br />

wird, dass sie das Qualifikationsniveau ihrer M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er beschreiben können. Die neuen<br />

Abschlüsse zum IT-Spezialisten (international gültiges Personenzertifikat) sowie zum Operativen<br />

Professional (IHK-Abschluss auf Meister- / Fachwirtebene) können hierbei deutliche Aufschlüsse<br />

über das Qualifikationsniveau <strong>und</strong> über das jeweils vorhandene Praxiswissen des Personals geben.<br />

Insgesamt trifft das IT-Fortbildungssystem som<strong>it</strong> auf ein gesteigertes Interesse bei den Unternehmen<br />

<strong>und</strong> den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern. Durch die Orientierung am Arbe<strong>it</strong>sprozess entstehen für den Betrieb<br />

jedoch auch neue Anforderungen bei der Qualifizierung des Personals.<br />

Als Unterstützung für Hamburger Unternehmen bietet das Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekt<br />

„ITAQU“ se<strong>it</strong> M<strong>it</strong>te 2003 konkrete Umsetzungshilfen auch speziell für kleine <strong>und</strong> m<strong>it</strong>tlere Betriebe. Der<br />

Bildungsträger ComPers qualifiziert dabei bis zu 60 Spezialisten sowie we<strong>it</strong>ere 60 Operative<br />

Professionals berufsbegle<strong>it</strong>end. Die wissenschaftliche Betreuung dieser neuen Fortbildungsform<br />

wird durch ein Team der Helmut Schmidt Univers<strong>it</strong>ät der B<strong>und</strong>eswehr in Hamburg übernommen.<br />

Finanziell wird dieses Projekt aus M<strong>it</strong>teln des ESF sowie der Hamburger Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Arbe<strong>it</strong> unterstützt. Hierdurch wird auch kleineren Hamburger Betrieben eine innovative Personalentwicklungsmöglichke<strong>it</strong><br />

zu einem sehr geringen finanziellen Eigenanteil ermöglicht.<br />

Das Fortbildungsprogramm zum IT-Spezialisten (Fachgebiete Administratoren sowie<br />

K<strong>und</strong>enbetreuer) umfasst eine Betreuung der Teilnehmer durch ComPers über zwölf Monate. Nach<br />

einer Arbe<strong>it</strong>splatzanalyse wird ein individueller Bildungsplan erstellt. In einer Mischung aus<br />

Seminarbesuch, Umsetzung von Lernaufgaben am Arbe<strong>it</strong>splatz <strong>und</strong> einem individuellen Coaching<br />

werden die Handlungskompetenzen zielgerichtet gesteigert. Die Prüfung erfolgt <strong>im</strong> Rahmen einer<br />

Dokumentation sowie einer Präsentation m<strong>it</strong> Fachgespräch vor einer akkred<strong>it</strong>ierten Zertifizierungsstelle.<br />

Interessenten für dieses innovative Konzept können sich kurzfristig noch anmelden.<br />

Während der IT-Spezialist eine eigenständige Handlungskompetenz in einem Team unter Beweis<br />

gestellt hat, zielt die Qualifikationsstufe der Operativen Professionals auf die Fähigke<strong>it</strong>, u. a. Projekte<br />

<strong>und</strong> deren Beteiligte erfolgreich zu managen. Die Projekte sind hierbei je nach gewählter Fachrichtung<br />

54 55


allgemeiner Art, <strong>im</strong> Beratungssektor oder <strong>im</strong> IT-Marketing angesiedelt. Se<strong>it</strong> kurzem bietet ITAQU nun<br />

auch die Möglichke<strong>it</strong>, sich auf diese Pos<strong>it</strong>ion des m<strong>it</strong>tleren Managements fortzubilden <strong>und</strong> sich<br />

entsprechend zertifizieren zu lassen. Das Bildungskonzept umfasst hier einen Betreuungsze<strong>it</strong>raum<br />

von zwei Jahren, wobei zunächst in 18 Monaten m<strong>it</strong> je einem Workshop am Fre<strong>it</strong>ag / Samstag das<br />

notwendige <strong>und</strong> praxisrelevante Wissen verm<strong>it</strong>telt wird. Die Teilnehmer setzen die erworbenen<br />

Methoden <strong>und</strong> Techniken we<strong>it</strong>estgehend am eigenen Arbe<strong>it</strong>splatz um <strong>und</strong> reflektieren ihre Erfahrungen<br />

zurück in die Lerngruppe. Zwei Teilprüfungen vor der IHK sind in diese Phase des Fachkompetenzerwerbs<br />

integriert. Im letzten Halbjahr der Qualifizierung dokumentieren die Teilnehmer<br />

ein reales Umsetzungsprojekt in ihrem Betrieb <strong>und</strong> präsentieren die Ergebnisse bei der dr<strong>it</strong>ten IHK-<br />

Teilprüfung. Der erworbene Abschluss zum Operativen Professional ist lebenslang gültig <strong>und</strong> stellt für<br />

Unternehmen <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er ein gleichmaßen interessantes Personalentwicklungsziel dar.<br />

Das Projekt ITAQU n<strong>im</strong>mt auch hier noch Teilnehmer auf. Ausgebildet werden die Profile IT-Projektle<strong>it</strong>er,<br />

IT-Berater sowie IT-Ökonom. Nähere Informationen zum Projekt ITAQU erhalten Sie bei ComPers.<br />

Dierk Harder ist Geschäftsführer des Bildungsträgers ComPers – Computer Personalberatung GmbH,<br />

der se<strong>it</strong> 2003 das System der arbe<strong>it</strong>sprozessorientierten IT-Fortbildung in Hamburger Unternehmen<br />

umsetzt.<br />

Kontakt: harder@compers.de<br />

Karriere 2.0: E-Learning in der Elternze<strong>it</strong><br />

Die Elternze<strong>it</strong> ist eine schwierige Ze<strong>it</strong>. Was der Gesetzgeber wohlmeinend ermöglicht<br />

– sich bis zu drei Jahre der Erziehung des eigenen Nachwuchses m<strong>it</strong><br />

Jobgarantie zu widmen –, führt <strong>im</strong> beruflichen Alltag häufig zu Problemen.<br />

Unternehmen wie M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erinnen <strong>und</strong> vor allem weibliche Führungskräfte müssen<br />

sich den dam<strong>it</strong> verb<strong>und</strong>enen Problemen stellen. We<strong>it</strong>erbildung in der Elternze<strong>it</strong><br />

stellt eine sinnvolle Brücke zur Sicherung <strong>und</strong> Erwe<strong>it</strong>erung der vorhandenen<br />

Claudia Musekamp<br />

Mult<strong>im</strong>edia Kontor<br />

Hamburg<br />

Qualifikationen dar. E-Learning-Angebote entsprechen dabei besonders den Bedürfnissen von Frauen<br />

m<strong>it</strong> Kindern.<br />

In der Elternze<strong>it</strong> müssen Unternehmen häufig gut eingearbe<strong>it</strong>ete, leistungswillige Frauen ziehen<br />

lassen. Sie verlieren dadurch Know-how, in das sie zuvor oft stark investiert haben. Der kurze<br />

Innovationszyklus von Technologien <strong>und</strong> Dienstleistungen trägt <strong>im</strong> IT- <strong>und</strong> Medienbereich dazu bei,<br />

dass drei Jahre Abwesenhe<strong>it</strong> vom Unternehmen nur schwer aufzuholen sind. Gleichze<strong>it</strong>ig müssen<br />

Unternehmen dafür sorgen, auch bei einem sich abzeichnenden Fachkräftemangel in den nächsten<br />

Jahren als Arbe<strong>it</strong>geber attraktiv zu sein. Zunehmend mehr Unternehmen fühlen sich der „Work-Life-<br />

Balance“ verpflichtet.<br />

Für Frauen kann die Elternze<strong>it</strong> leicht zur Karriere-Falle werden. Die längere Abwesenhe<strong>it</strong> vom Unternehmen<br />

verhindert, wichtige Entwicklungen m<strong>it</strong>zugestalten <strong>und</strong> dam<strong>it</strong> die eigenen Aufstiegschancen<br />

zu verbessern. Die ohnehin dünne Luft in den Topetagen ist für Mütter noch dünner. Der Anteil von<br />

Managerinnen beträgt in Großunternehmen 8,2 Prozent, <strong>im</strong> M<strong>it</strong>telstand ist er geringfügig höher. In<br />

den Top-Pos<strong>it</strong>ionen sind nur noch spärliche 6,9 Prozent der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er weiblich, darunter nur wenige<br />

Frauen m<strong>it</strong> Kind.<br />

Viele Frauen nutzen die Teilze<strong>it</strong>, um beruflich am Ball zu bleiben. Aber auch We<strong>it</strong>erbildungsangebote<br />

können eine sinnvolle Brücke bilden, um fehlende oder veraltete Qualifikationen nachzuholen oder<br />

sich für neue Herausforderungen zu rüsten. Viele We<strong>it</strong>erbildungsangebote sind jedoch für Frauen m<strong>it</strong><br />

Kindern nur schwer zu nutzen. Eine Studie des Hochschulinformationszentrums zur We<strong>it</strong>erbildungsbeteiligung<br />

von Hochschulabsolventen ergab, dass Mütter eine signifikant niedrigere We<strong>it</strong>erbildungsquote<br />

haben, als Frauen ohne Kinder. Gleichze<strong>it</strong>ig müssen Mütter häufig die Finanzierung von Seminarangeboten<br />

aus privaten M<strong>it</strong>teln bestre<strong>it</strong>en.<br />

Präsenzunterricht gerade auch über einen längeren Ze<strong>it</strong>raum ist für Mütter wegen des dam<strong>it</strong> verb<strong>und</strong>enen<br />

Aufwands an Kinderbetreuung sowie der Unvorhersehbarke<strong>it</strong> von Krankhe<strong>it</strong>en etc. unattraktiv.<br />

Fernunterricht entspricht wegen der dam<strong>it</strong> häufig verb<strong>und</strong>enen Isolation des Lernens meist nicht<br />

dem weiblichen Lernverhalten. Die Kombination von internetgestütztem Lernen <strong>und</strong> Präsenzveranstaltungen<br />

entspricht am ehesten den Bedürfnissen, wie eine Studie des Essener MMB-<br />

Inst<strong>it</strong>uts für Medien- <strong>und</strong> Kompetenzforschung ergab.<br />

56 57


58<br />

Das internetgestützte Lernen bietet ze<strong>it</strong>liche <strong>und</strong> räumliche Flexibil<strong>it</strong>ät. Auf einer entsprechenden<br />

Lernplattform können alle benötigten Materialien verfügbar gemacht werden, so dass umständliche<br />

Wege in die Bibliothek entfallen. Der Austausch m<strong>it</strong> anderen Seminarteilnehmern in Diskussionsforen<br />

<strong>und</strong> per Chat trägt zu einer Vertiefung der Lerninhalte bei. Virtuelle Teamarbe<strong>it</strong> m<strong>it</strong> Vertretern aus<br />

anderen Branchen <strong>und</strong> Unternehmen unterstützt den Know-how-Transfer <strong>und</strong> die Vernetzung der<br />

Lernenden. Diese vertiefte Lernerfahrung ist jedoch nur möglich, wenn We<strong>it</strong>erbildungsanbieter die<br />

Online-Lehre speziell dafür ausgebildeten Lehrkräften, d. h. fachlich qualifizierten Online-Moderatoren,<br />

überlassen.<br />

Das heterogene Angebot <strong>im</strong> We<strong>it</strong>erbildungsmarkt macht die Auswahl eines geeigneten Seminars<br />

schwierig. Nach Leistung vergebene Zertifikate von anerkannten We<strong>it</strong>erbildungsinst<strong>it</strong>utionen wie z. B.<br />

Hochschulen bieten hier eine sinnvolle Orientierung. Qual<strong>it</strong>ativ hochwertige Fortbildungsangebote,<br />

die auf die Bedürfnisse von M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erinnen <strong>und</strong> Unternehmen abgest<strong>im</strong>mt sind, können die<br />

Elternze<strong>it</strong> zu einem wichtigen Meilenstein in der persönlichen Karriere- sowie der unternehmerischen<br />

Personalentwicklung machen.<br />

M<strong>it</strong> „Karriereze<strong>it</strong>“ bietet das Mult<strong>im</strong>edia Kontor in Zusammenarbe<strong>it</strong> m<strong>it</strong> der Univers<strong>it</strong>ät Hamburg eine<br />

Management-We<strong>it</strong>erbildung speziell für Mütter m<strong>it</strong> Karriereplänen. Das Online-Studium richtet sich an<br />

Akademikerinnen in le<strong>it</strong>enden Pos<strong>it</strong>ionen bzw. an Frauen, die diese anstreben. Karriereze<strong>it</strong> bietet derze<strong>it</strong><br />

fünf Seminare zu den Themen Arbe<strong>it</strong>s- <strong>und</strong> Organisationspsychologie, Recht, Projektmanagement,<br />

Karriereplanung für Mütter sowie – zusammen m<strong>it</strong> der Fachhochschule Lübeck – Marketing.<br />

We<strong>it</strong>ere Informationen unter www.karriereze<strong>it</strong>.de.<br />

Claudia Musekamp ist Geschäftsführerin der Firma Infoport – Projektentwicklung in Bildung <strong>und</strong><br />

Kommunikation. Sie hat <strong>im</strong> Auftrag des Mult<strong>im</strong>edia Kontors Hamburg das Projekt Karriereze<strong>it</strong> aufgebaut.<br />

Kontakt: c.musekamp@mmkh.de<br />

Das lernen wir doch spielend!<br />

Edutainment in der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erqualifizierung?!<br />

Education <strong>und</strong> Entertainment – wie passt denn das zusammen? Spaß am<br />

Lernen? Das widerspricht sich doch, oder?! Comicfiguren <strong>und</strong> Adventure-Spiele,<br />

dam<strong>it</strong> verbringen doch nur Jugendliche ihre Freize<strong>it</strong>.<br />

Matthias Temme<br />

BTP Consulting<br />

Dies ist eine we<strong>it</strong> verbre<strong>it</strong>ete Meinung – aber was verbirgt sich tatsächlich hinter<br />

dem Begriff Edutainment? Und wie kann Edutainment in der betrieblichen Praxis erfolgreich eingesetzt<br />

werden?<br />

Edutainment <strong>und</strong> die S<strong>it</strong>uation in Unternehmen<br />

Zunächst ist es hilfreich, den Begriff „Edutainment“ enger abzugrenzen, als es oftmals getan<br />

wird. Edutainment ist nicht jede Art von Computer Based Training (CBT) oder Web Based Training<br />

(WBT), sondern wirklich nur das, was unterhaltsam schult. Obwohl dieser Anspruch auch an<br />

Lehrformen ohne Computerunterstützung gestellt werden sollte, ist der Fokus hier tatsächlich<br />

auf die computerunterstützte Form des Lernens gelegt. Diese Defin<strong>it</strong>ion ist in unserem<br />

Sprachgebrauch etabliert. Vielleicht ist der Begriff „E-Edutainment“ präziser. Essenziell ist jedoch,<br />

dass das Wissen tatsächlich unterhaltsam über den Computer verm<strong>it</strong>telt wird.<br />

Die Akzeptanz in der betrieblichen Praxis ist allerdings noch sehr eingeschränkt. Dies liegt jedoch<br />

nicht an fehlenden Erfolgsgeschichten, sondern vielmehr daran, dass viele so genannte<br />

Edutainment-Tools einfach nicht „entertainig“ sind, sondern eben doch nur eine strukturierte<br />

Aufbere<strong>it</strong>ung von Lerninhalten in dig<strong>it</strong>aler Form darstellen. Dies lässt aber den Unterschied zu<br />

herkömmlichen Lehrmethoden vermissen. Ob jemand in einem Präsenztraining Inhalte vorträgt<br />

oder diese von einer dig<strong>it</strong>alen Figur auf meinem Bildschirm erzählt werden, stellt letztendlich die<br />

gleiche Problematik dar. Es ist nicht interaktiv <strong>und</strong> – natürlich abhängig vom Vortragenden –<br />

oftmals wenig spannend.<br />

Was aber macht Edutainment nun aus? Stellen Sie sich ein spannendes Computerspiel vor. M<strong>it</strong><br />

interessanten <strong>und</strong> qual<strong>it</strong>ativ gut an<strong>im</strong>ierten Charakteren <strong>und</strong> einer spannenden Aufgabe. Diese<br />

haben Sie <strong>im</strong> Spiel zu lösen. Dabei müssen Sie alle Register Ihrer Cleverness ziehen, manchmal<br />

reaktionsschnell sein, oder auch nur best<strong>im</strong>mte Tricks kennen. Haben Sie sich „durchgekämpft“,<br />

haben Sie es geschafft. Und das Ergebnis? Sie haben es so lange wiederholt, bis Sie alle Tricks,<br />

Kniffe <strong>und</strong> Antworten wussten.<br />

Anders als in der schulischen Ausbildung, in der die Wissensaufnahme meistens „das Problem“<br />

des Lernenden ist, prof<strong>it</strong>iert das Unternehmen <strong>im</strong> Fall der betrieblichen We<strong>it</strong>erbildung vom Erfolg<br />

der Maßnahme. Som<strong>it</strong> wird darauf Wert gelegt, dass die Inhalte tatsächlich bei den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern<br />

ankommen. Um das Interesse <strong>und</strong> die Neugier der Nutzer in einem Edutainment-Tool zu wecken,<br />

sind eine gute Geschichte <strong>und</strong> eine ansprechende grafische Darstellung wichtig.<br />

59


Entwicklung von Medien <strong>und</strong> Methoden<br />

Das Lernen über unterschiedliche Sinne, welches Frederic Vester schon vor einigen Jahrzehnten<br />

propagierte, hat an Gültigke<strong>it</strong> nicht verloren, jedoch an Möglichke<strong>it</strong>en zur Umsetzung gewonnen.<br />

Moderne Medien erlauben eine Kombination aus Sehen, Fühlen <strong>und</strong> Hören. Hier kann (inter)aktiv<br />

in ein Geschehen eingegriffen werden. Es handelt sich dabei um ein Rollenspiel <strong>im</strong> klassischen<br />

Sinne, dessen große Lerneffekte unbestr<strong>it</strong>ten sind. In praxisnahen S<strong>it</strong>uationen kann der Spieler<br />

sein Wissen einsetzen, um Aufgaben zu meistern. Reicht das vorhandene Wissen nicht aus, kann<br />

er dieses über zusätzlich angebotene Inhalte erwe<strong>it</strong>ern. Die Erfolgsmeldung bekommt er sofort:<br />

Das neue Wissen hilft bei der Bewältigung der S<strong>it</strong>uation <strong>und</strong> als Belohnung erreicht er das nächste<br />

Level.<br />

Ein sehr wichtiger Aspekt in der Verm<strong>it</strong>tlung von Inhalten ist die Akzeptanz der Lehrform, die<br />

letztendlich auch die Begeisterung der Lernenden ausmacht. Der Einsatz neuer Medien ist<br />

m<strong>it</strong>tlerweile nicht nur der jüngeren Generation vertraut. Die Nutzung von Bildschirmen ist alltäglich<br />

<strong>und</strong> allgegenwärtig. Man ist an Dauer-Entertainment gewöhnt. Kr<strong>it</strong>ische St<strong>im</strong>men behaupten,<br />

man ließe sich durch die Medien lediglich berieseln. Bemerkenswert ist jedoch, dass<br />

Menschen sämtliche Akteure einer Fernsehserie <strong>und</strong> deren Verknüpfungen, Verwandtschaften<br />

<strong>und</strong> Intrigen untereinander aus dem „Effeff“ kennen. Die Regeln zur Internet- <strong>und</strong> E-Mail-Nutzung,<br />

die in vielen Unternehmen auf einer DIN A4-Se<strong>it</strong>e auf dem Server liegen, sind den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern<br />

selten präsent. Liegt das möglicherweise daran, dass das Interesse der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, sich m<strong>it</strong><br />

diesen Inhalten zu beschäftigen, nicht genügend geweckt wurde? Spaß <strong>und</strong> Begeisterung, sich<br />

m<strong>it</strong> Inhalten <strong>und</strong> Methoden zu identifizieren, sind also Erfolgsgaranten <strong>im</strong> Schulungsgeschäft.<br />

Praxisbeispiel „Personelle IT-Sicherhe<strong>it</strong>“<br />

Ein Bereich, in dem sich Edutainment gut einsetzen lässt, ist die Informationstechnik (IT). Für die<br />

Unternehmensle<strong>it</strong>ung ist das Thema IT-Sicherhe<strong>it</strong> aufgr<strong>und</strong> der hohen Abhängigke<strong>it</strong> von IT-<br />

Systemen elementar wichtig. Die hier verwendeten Verfahrensanweisungen <strong>und</strong> Verhaltensregeln<br />

betreffen die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er. Die Inhalte werden jedoch oft als uninteressant <strong>und</strong> deren Einhaltung<br />

als störend empf<strong>und</strong>en. Hier hat sich in der Praxis der Einsatz eines Edutainment-Tools bewährt.<br />

Es regt den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er über seinen „Spieltrieb“ an, sicherhe<strong>it</strong>srelevante Informationen zu<br />

erlernen. Darüber hinaus kann ein entsprechendes Edutainment-Tool einen wertvollen Be<strong>it</strong>rag zur<br />

Erfolgsmessung durchgeführter Schulungsmaßnahmen leisten.<br />

In den gängigen Sicherhe<strong>it</strong>skonzepten gibt es sehr viele Maßnahmen, die die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er betreffen.<br />

Ist die Abarbe<strong>it</strong>ung dieser punktuellen Maßnahmen schon personelle IT-Sicherhe<strong>it</strong>? Es wäre<br />

zumindest ein großer Schr<strong>it</strong>t <strong>und</strong> es ginge schon we<strong>it</strong> über den eigentlichen Begriff Awareness<br />

(Bewusstsein) hinaus. Personelle IT-Sicherhe<strong>it</strong> umfasst nicht nur das Bewusstsein um sicherhe<strong>it</strong>skr<strong>it</strong>ische<br />

S<strong>it</strong>uationen, sondern auch das entsprechend verantwortungsvolle Handeln des<br />

Einzelnen. Und das erfordert z. B. die Kenntnis von Verfahrensanweisungen <strong>und</strong> Regeln.<br />

In der IT-Sicherhe<strong>it</strong> handelt es sich um eine überschaubare Anzahl von Verfahrensanweisungen,<br />

die berücksichtigt werden muss. Beispielsweise sollte jeder M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er wissen, wie er zu verfahren<br />

hat, wenn eine Virusmeldung auf seinem Bildschirm erscheint. Die Meldung ignorieren?<br />

Den IT-Sicherhe<strong>it</strong>sverantwortlichen informieren? Die Regel hat er bestenfalls schon mal gehört,<br />

sie in den meisten Fällen jedoch nicht verinnerlicht.<br />

Da der Anteil des menschlichen Fehlverhaltens in aktuellen Studien bis zu 84 Prozent der gesamten<br />

Sicherhe<strong>it</strong>slücken in der IT ausmacht, ist hier ein verstärktes Augenmerk auf die tatsächliche<br />

Verbesserung von Sensibil<strong>it</strong>ät <strong>und</strong> Know-how der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er zu legen.<br />

Zielgruppen<br />

Welche M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er sollen aber geschult werden? Es gibt unterschiedliche Zielgruppen in einem<br />

Unternehmen, die von solchen Qualifizierungsmaßnahmen betroffen sein können. Als Beispiel<br />

dienen hier die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er in ihrer Funktion als IT-Anwender. Diese wiederum können in verschiedene<br />

Gruppen unterteilt werden:<br />

• Eigene M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, die <strong>im</strong> Unternehmen arbe<strong>it</strong>en<br />

• Eigene M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, die mobil arbe<strong>it</strong>en (Außendienst, Telearbe<strong>it</strong>splatz etc.)<br />

• Externe M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, die nicht <strong>im</strong> Unternehmen arbe<strong>it</strong>en (z. B. Zulieferer)<br />

• Externe M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, die (temporär) <strong>im</strong> Unternehmen arbe<strong>it</strong>en (z. B. Unternehmensberater)<br />

So unterschiedlich diese Zielgruppen sind, so unterschiedlich können auch die Ursachen für<br />

deren mögliches Fehlverhalten sein. Im Wesentlichen sind dies:<br />

• Unkenntnis, Unwissenhe<strong>it</strong><br />

• Gleichgültigke<strong>it</strong>, Bequemlichke<strong>it</strong><br />

• Absicht<br />

Unkenntnis <strong>und</strong> Gleichgültigke<strong>it</strong> sind Ursachen, denen m<strong>it</strong> einem Edutainment-Tool wirksam entgegengetreten<br />

werden kann. Durch die Einbeziehung von Motivations- <strong>und</strong> Lernaspekten wird die<br />

freiwillige Einhaltung der vereinbarten Regeln angestrebt. Die wohl wichtigsten Bestandteile zur<br />

IT-Sicherhe<strong>it</strong> sind Sensibilisierung <strong>und</strong> Schulung der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er.<br />

Sensibilisierung<br />

Sensibilisierung erzeugt Emotionen. Sie stärkt die Wahrnehmung der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er <strong>und</strong> macht sie<br />

„empfindsam“ für sicherhe<strong>it</strong>skr<strong>it</strong>ische S<strong>it</strong>uationen <strong>im</strong> Unternehmen. Dadurch werden mögliche<br />

Bedrohungen frühze<strong>it</strong>ig erkannt. Als Inhalte zur Sensibilisierung bieten sich Szenarien an. Durch<br />

konkrete Beispiele werden dem Anwender Schadensszenarien <strong>und</strong> mögliche Auswirkungen deutlich.<br />

Es wird ein Bewusstsein erzeugt, wie sicherhe<strong>it</strong>srelevante S<strong>it</strong>uationen beginnen <strong>und</strong> welche<br />

Auswirkungen es haben kann, wenn Daten missbraucht oder verfälscht werden oder nicht verfügbar<br />

sind. Dabei ist darauf zu achten, dass die Szenarien auf die eigene Unternehmenss<strong>it</strong>uation<br />

transferierbar sind.<br />

60 61


Schulung<br />

Aufbauend auf den Sensibilisierungsmaßnahmen verm<strong>it</strong>teln die Schulungsbestandteile<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigke<strong>it</strong>en <strong>im</strong> Umgang m<strong>it</strong> Hard- <strong>und</strong> Software, aber auch m<strong>it</strong> Regeln <strong>und</strong><br />

Verfahrensanweisungen des Unternehmens. Das ermöglicht den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern nach dem Erkennen<br />

der kr<strong>it</strong>ischen S<strong>it</strong>uation, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.<br />

Geschult werden z. B.:<br />

• Aufgabenverteilung <strong>und</strong> Funktionstrennung <strong>im</strong> Unternehmen<br />

• Beaufsichtigung/Begle<strong>it</strong>ung von Fremdpersonen<br />

• Aufbewahrung dienstlicher Unterlagen <strong>und</strong> Datenträger am häuslichen Arbe<strong>it</strong>splatz<br />

• Datensicherung bei mobiler Nutzung von Notebooks<br />

• Umgang m<strong>it</strong> USB-Speichermedien<br />

• Datensicherung <strong>und</strong> Archivierung von E-Mails<br />

Edutainment-Tool der Swiss Re<br />

Eine erfolgreiche Umsetzung eines Edutainment-Tools ist von dem vielfach ausgezeichneten<br />

Schweizer Mult<strong>im</strong>edia-Experten Georg Fietz u. a. für die Swiss Re entwickelt worden.<br />

Abb. 1: Edutainment-Tool – Spielszene<br />

Die Swiss Re setzte dieses Tool ein, um allen M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern Verfahrensanweisungen <strong>und</strong> Regeln<br />

bezüglich der eigenen IT-Sicherhe<strong>it</strong> nahe zu bringen <strong>und</strong> sie für die Bedeutung der IT-Sicherhe<strong>it</strong> zu<br />

sensibilisieren.<br />

Die Integration der bei Swiss Re herausgegebenen Informationsbroschüre in das fünfsprachige<br />

Lernspiel war eine zentrale Anforderung. Die Informationsbroschüre kann durch einen direkten<br />

Link zur Unterstützung in den Spiels<strong>it</strong>uationen herangezogen werden. Sowohl die Spannung als<br />

Abb. 2: Edutainment-Tool – Abfrage<br />

auch die Real<strong>it</strong>ätsnähe der Geschichte führten zu enormer Akzeptanz bei den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern. Die<br />

Handlung begle<strong>it</strong>et den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er per Taxi <strong>und</strong> Flugzeug vom Londoner Arbe<strong>it</strong>splatz zu einem<br />

K<strong>und</strong>entermin in Lissabon. In acht unterschiedlichen Szenen setzt er sich spielerisch m<strong>it</strong> wichtigen<br />

Verhaltensregeln <strong>im</strong> Umgang m<strong>it</strong> vertraulichen Geschäftsdaten, außenstehenden Personen,<br />

auftretenden Viren, Backups, Passwörtern, Datenaustausch via Internet usw. auseinander.<br />

Erfolgsmessung<br />

Eine wichtige Stufe <strong>im</strong> Prozess der kontinuierlichen Verbesserung ist die Erfolgsmessung, die m<strong>it</strong><br />

einem Edutainment-Tool hervorragend durchgeführt werden kann.<br />

Am Ende des Spiels bekommt jeder Spieler eine Auswertung der eigenen Performance in Form<br />

einer Punktzahl, die die Anzahl richtig beantworteter Fragen zur Gesamtanzahl ausdrückt. Je<br />

nach Punktzahl werden Lob, Tadel oder/<strong>und</strong> Empfehlungen zur We<strong>it</strong>erbildung ausgesprochen.<br />

Zusätzlich erhält jeder Spieler die Zieladresse in Lissabon, zu der er fahren <strong>und</strong> seinen<br />

Ansprechpartner treffen soll. Diese Adresse verbirgt eine ganze Menge an Informationen über<br />

den Spielverlauf, unter anderem welche Fragen aus welchen Themengebieten falsch beantwortet<br />

wurden.<br />

Bei der Swiss Re ist die Einführung des Tools m<strong>it</strong> einem Gewinnspiel verknüpft worden. Jeder, der<br />

sein Lösungswort (Zieladresse) einsendete, nahm an einer Verlosung m<strong>it</strong> attraktiven Preisen<br />

teil. So wurden eine große Akzeptanz <strong>und</strong> auch eine wichtige Transparenz geschaffen. Die<br />

Ergebnisse dienten natürlich nicht dazu, einzelne M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er zu beurteilen, sondern vielmehr um<br />

flächendeckende Defiz<strong>it</strong>e zu erkennen <strong>und</strong> zukünftig abzustellen. So können Inhalte der<br />

Bereiche, in denen relativ häufig falsch geantwortet wurde, in bestehende Schulungsprogramme<br />

62 63


einfließen <strong>und</strong> so effizient opt<strong>im</strong>iert werden. Noch tiefer analysiert können zielgruppengenaue<br />

Schulungen durchgeführt werden, so dass jeder M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er die Inhalte bekommt, die er benötigt.<br />

Abb. 3: Edutainment-Tool – Auswertung<br />

Einbindung in Qualifizierungskonzepte<br />

Edutainment sollte andere Lehrformen ergänzen <strong>und</strong> m<strong>it</strong> in das jeweilige Qualifizierungskonzept<br />

eingeb<strong>und</strong>en werden. Eine Info-Börse <strong>im</strong> Intranet kann beispielsweise zusätzliche Informationen<br />

bere<strong>it</strong>stellen. Die Erkenntnisse aus dem Edutainment-Tool können in bestehende Schulungen einfließen<br />

<strong>und</strong> Inhalte dort vertieft, Fragen beantwortet werden.<br />

Edutainment zeichnet insbesondere die Eignung in Bereichen aus, in denen die Lehrinhalte aus<br />

der Sicht der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er uninteressant <strong>und</strong> nicht relevant sind. Hier sollte nicht allein darauf<br />

gesetzt werden, dass sich M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er Informationen in Eigenin<strong>it</strong>iative anlesen. Vielmehr kann<br />

durch Lernen m<strong>it</strong> Motivation, Belohnung, Spaß <strong>und</strong> Wettbewerb erreicht werden, dass M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

Inhalte nachhaltig aufnehmen <strong>und</strong> umsetzen.<br />

Edutainment – Quo vadis?<br />

Moderne Rollenspiele am PC werden durch die Opt<strong>im</strong>ierung der mult<strong>im</strong>edialen Möglichke<strong>it</strong>en <strong>und</strong><br />

die sehr guten Ergebnisse dieser „Lehrmethode“ auch in der beruflichen Erwachsenenbildung<br />

vermehrt Anwendung finden. Insbesondere bei Unternehmen, die über die reine Informationsbere<strong>it</strong>stellung<br />

hinaus an einer tatsächlichen Sensibilisierung <strong>und</strong> Wissensvermehrung ihrer<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er interessiert sind. So entwickelt BTP Consulting in Zusammenarbe<strong>it</strong> m<strong>it</strong> Consecco,<br />

Hamburg, <strong>und</strong> Georg Fietz, Zürich, zurze<strong>it</strong> ein we<strong>it</strong>eres Edutainment-Tool für Airbus, welches dort<br />

ab Januar 2006 flächendeckend in vier Sprachen eingesetzt wird.<br />

Matthias Temme ist Partner der BTP Consulting in Hamburg. Er beschäftigt sich m<strong>it</strong> den Themen<br />

„M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erqualifizierung“ <strong>und</strong> „Organisationsentwicklung“. Temme ist als Berater für IT-Sicherhe<strong>it</strong>sprojekte<br />

(konzeptionell, organisatorisch, personell) <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enmanagement sowie als<br />

Trainer für Methoden <strong>und</strong> Fachtrainings tätig.<br />

Kontakt: mtemme@btp-consulting.de<br />

64 65


Internetnutzung am Arbe<strong>it</strong>splatz<br />

In Hamburger Unternehmen hält der Trend zum Personalabbau an. In letzter Ze<strong>it</strong><br />

werden Kündigungen <strong>und</strong> Aufhebungsverträge verstärkt m<strong>it</strong> einer nicht erlaubten<br />

Internetnutzung durch den Arbe<strong>it</strong>nehmer begründet. Was ist erlaubt <strong>und</strong> was ist<br />

verboten?<br />

Auch wenn der Arbe<strong>it</strong>geber die Privatnutzung von Internet <strong>und</strong> E-Mail nicht ausdrücklich<br />

verboten hat, verletzt der Arbe<strong>it</strong>nehmer m<strong>it</strong> einer intensiven ze<strong>it</strong>lichen<br />

Nutzung während der Arbe<strong>it</strong>sze<strong>it</strong> zu privaten Zwecken seine arbe<strong>it</strong>svertraglichen Pflichten. Das<br />

B<strong>und</strong>esarbe<strong>it</strong>sgericht hat m<strong>it</strong> dieser aktuellen Feststellung die lange Ze<strong>it</strong> ungefestigte<br />

Rechtsprechung zu diesem Thema konkretisiert (Urt. v. 07.07.2005, Az. 2 AZR 581/04). Ob die<br />

Kündigung in einem solchen Fall aber wirksam ist, ist auf Gr<strong>und</strong> einer Gesamtabwägung der<br />

Umstände des Einzelfalls festzustellen. Deswegen bestehen gute Chancen, sich gegen eine<br />

Kündigung zu wehren.<br />

Hat der Arbe<strong>it</strong>geber durch Vereinbarungen <strong>im</strong> Arbe<strong>it</strong>svertrag, Einzelweisung oder Betriebsvereinbarung<br />

einen konkreten Rahmen für die Privatnutzung von Internet <strong>und</strong> E-Mail geschaffen, so ist der<br />

Arbe<strong>it</strong>nehmer verpflichtet, diesen einzuhalten. Werden verbotene Internetinhalte aufgerufen – insbesondere<br />

kinderpornografische oder rechtsradikale Se<strong>it</strong>en – so kann dies eine Straftat darstellen. In<br />

diesem Fall wird der Arbe<strong>it</strong>geber eine Kündigung leichter begründen können. Der Arbe<strong>it</strong>geber muss<br />

aber bei der Beweissicherung der E-Mails sorgfältig vorgehen, weil ansonsten Beweisverwertungsverbote<br />

entstehen können.<br />

Inwiewe<strong>it</strong> das Aufrufen sonstiger pornografischer Se<strong>it</strong>en eine Kündigung rechtfertigt, ist nicht<br />

abschließend geklärt. Der Arbe<strong>it</strong>geber muss in diesen Fällen einen „Imageverlust“ als Kündigungsgr<strong>und</strong><br />

darlegen können. Schließlich ist zu berücksichtigen, dass Kündigungen wegen Privatnutzung<br />

von Internet <strong>und</strong> E-Mail als verhaltensbedingte Kündigung auch bei langjährigen M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern <strong>und</strong><br />

sogar Betriebsräten möglich sind. Der Trend, Kündigungen auf dieser Gr<strong>und</strong>lage auszusprechen,<br />

gefährdet daher auch Personengruppen m<strong>it</strong> besonderem Kündigungsschutz.<br />

Das neue Arbe<strong>it</strong>svertragsrecht<br />

Dr. Malte Masloff<br />

Gaidies & Partner<br />

Rechtsanwälte<br />

Arbe<strong>it</strong>svertragliche Regelungen stehen se<strong>it</strong> der Neufassung des Bürgerlichen Gesetzbuches zum<br />

01.01.2002 unter den Beschränkungen der Regelungen über Allgemeine Geschäftsbedingungen<br />

(AGB). M<strong>it</strong> den ersten wichtigen Urteilen des B<strong>und</strong>esarbe<strong>it</strong>sgerichts (BAG) in 2005 werden die neuen<br />

Strukturen des Arbe<strong>it</strong>svertragsrechts deutlich.<br />

66 67


68<br />

Für die Praxis können nunmehr erste Anhaltspunkte entwickelt werden, welche arbe<strong>it</strong>svertraglichen<br />

Klauseln wirksam sind <strong>und</strong> welche nicht. Die Unternehmen werden nun ihre Vertragsmuster kr<strong>it</strong>isch<br />

zu überprüfen haben, um nicht m<strong>it</strong> unwirksamen Standards zu arbe<strong>it</strong>en.<br />

M<strong>it</strong> Urteil vom 12.01.2005 (Az. 5 AZR 354/04) hat das BAG festgestellt, dass Klauseln wie „der<br />

Arbe<strong>it</strong>geber darf übertarifliche Zulagen jederze<strong>it</strong> unbeschränkt widerrufen“ gegen § 308 Nr. 4 BGB<br />

verstoßen <strong>und</strong> dann unwirksam sein können. Hier fehle es an der notwendigen Transparenz für den<br />

Arbe<strong>it</strong>nehmer, in welchem Umfang ein Widerruf auf ihn zukommen kann. Ähnlich urteilte das BAG über<br />

den Widerruf einer Funktionszulage (Urt. v. 26.01.2005, 10 AZR 331/04). Das BAG hält <strong>im</strong> Einzelfall<br />

auch Vertragsstrafeklauseln für unwirksam. In dem Fall vom 04.03.2004 (Az. 8 AZR 196/03)<br />

kündigte eine Verkäuferin vor Arbe<strong>it</strong>santr<strong>it</strong>t <strong>und</strong> der Arbe<strong>it</strong>geber begehrte vor Gericht Vertragsstrafe.<br />

Das BAG hielt hier eine Vertragsstrafe in Höhe eines Monatsgehalts für eine unangemessene<br />

Benachteiligung <strong>und</strong> dam<strong>it</strong> für unwirksam.<br />

Von großer Bedeutung ist die Entscheidung des BAG vom 25.05.2005 zu der Wirksamke<strong>it</strong> von arbe<strong>it</strong>svertraglichen<br />

Ausschlussfristen (Az. 5 AZR 572/04). Das BAG hielt die Klausel „Alle Ansprüche sind<br />

von beiden Parteien binnen sechs Wochen ab Fälligke<strong>it</strong> schriftlich geltend zu machen <strong>und</strong> <strong>im</strong> Falle<br />

einer Ablehnung binnen vier Wochen einzuklagen.“ für unwirksam. Das BAG hält allerdings<br />

Ausschlussfristen gr<strong>und</strong>sätzlich für möglich, entschied jedoch in Anlehnung an § 61b ArbGG, dass auf<br />

zwe<strong>it</strong>er Stufe mindestens drei Monate Ze<strong>it</strong> verbleiben müssen. Des We<strong>it</strong>eren wurde der Gr<strong>und</strong>satz der<br />

geltungserhaltenden Reduktion anerkannt. Das bedeutet, dass eine unwirksame Klausel komplett<br />

wegfällt <strong>und</strong> nicht etwa auf das gerade noch zulässige Maß zurückgestuft wird. Insgesamt bleibt<br />

dieser Bereich spannend – es vergeht kaum ein Monat ohne we<strong>it</strong>ere Urteile.<br />

Dr. Malte Masloff ist Rechtsanwalt <strong>und</strong> Partner in der überregional tätigen Sozietät Gaidies & Partner<br />

in Hamburg. Er ist schwerpunktmäßig <strong>im</strong> Arbe<strong>it</strong>srecht <strong>und</strong> Immobilienrecht tätig.<br />

Kontakt: masloff@gsp.de<br />

„Ticken IT- <strong>und</strong> Medienunternehmen anders?“<br />

Personalentwickler renommierter Hamburger Unternehmen<br />

diskutierten <strong>im</strong> Mai 2005 die Besonderhe<strong>it</strong>en<br />

der Branche – eine Auswahl ihrer Statements<br />

Auf einer öffentlichen Podiumsdiskussion des Arbe<strong>it</strong>skreises Personalentwicklung<br />

von <strong>Hamburg@work</strong> diskutierten am 9. Mai 2005 <strong>im</strong> Haus der<br />

Wirtschaft Personalentwickler der Hamburger Old Economy sowie der New<br />

Economy die Frage „Ticken IT- <strong>und</strong> Medienunternehmen anders?“. Unter der Moderation des<br />

Journalisten Heinrich Seeger erörterten sie die Besonderhe<strong>it</strong>en der IT- <strong>und</strong> Kreativbranche, die<br />

sich nach mehrjähriger konjunktureller Krise langsam zu erholen scheint: Laut Handelskammer<br />

Hamburg zählt die IT- <strong>und</strong> Medienbranche derze<strong>it</strong> zirka 70.000 Beschäftigte in knapp 7.000 IT-<br />

Unternehmen <strong>und</strong> zirka 60.000 feste <strong>und</strong> tausende freie M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er in über 10.000<br />

Medienfirmen. Trotzdem scheint we<strong>it</strong>erhin Vorsicht geboten. Angesichts eines <strong>im</strong>mer stärkeren<br />

Wettbewerbs durch die Globalisierung der Märkte sowie des schnellen technischen Wandels <strong>und</strong><br />

der demografischen Entwicklung stellen Personalplanung <strong>und</strong> -entwicklung für Unternehmen<br />

eine große Herausforderung dar. Wie sie ihr begegnen, spiegelt die nachfolgende Auswahl von<br />

Statements, Analysen <strong>und</strong> Prognosen der Diskutierenden wider.<br />

Abb. 1: Podiumsdiskussion des Arbe<strong>it</strong>skreises Personalentwicklung<br />

Auf dem Podium waren (v. l.):<br />

Torsten Behn, Technical Project Manager, AOL Deutschland GmbH & Co. KG,<br />

Carsten Osius, Le<strong>it</strong>er Technik, Tipp24 AG,<br />

Heinrich Seeger (Moderation), freier Journalist,<br />

Corinna Nieswand, Head of Web Application Development, Prox<strong>im</strong><strong>it</strong>y Deutschland GmbH,<br />

Dierk Ladendorff, Projektle<strong>it</strong>er, KWB e.V./Service Dig<strong>it</strong>ale Arbe<strong>it</strong>,<br />

Petra Carlsen, Niederlassungsle<strong>it</strong>erin, DIS AG <strong>und</strong><br />

Wilfried Berlin, IS Performance Management, Airbus Deutschland GmbH.<br />

Aus dem Publikum kamen u. a. zu Wort:<br />

Rüdiger Becker, Coaching – Beratung – Training,<br />

Rebekka Stieve<br />

KWB e.V. – SDA<br />

69


Kai Kiehn, Hanseatische Informationssysteme Beratungsgesellschaft mbH,<br />

Dr. jur. Malte Masloff, Gaidies & Partner, Rechtsanwälte,<br />

sowie Rebekka Stieve, KWB e.V./Service Dig<strong>it</strong>ale Arbe<strong>it</strong>.<br />

Eine Auswahl von Statements der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer:<br />

Personalbedarfsplanung in der Old <strong>und</strong> der New Economy<br />

Wilfried Berlin, Airbus Deutschland GmbH: Bei vollen Kassen wurde mehr outgesourct, jetzt<br />

besinnt man sich auf eigene Fähigke<strong>it</strong>en. Airbus versucht, die Unternehmens- <strong>und</strong><br />

Personalentwicklung strategisch zusammenzuhalten, dam<strong>it</strong> wir <strong>im</strong>mer das richtige Personal<br />

haben. (...) Man kann nicht <strong>im</strong>mer hoffen, dass man in fünf Jahren am Markt das Personal findet,<br />

das man braucht, <strong>und</strong> dann das eigene, das man nicht mehr braucht, in den Markt hineinzugeben.<br />

Das ist als ein Teil der sozialen Verantwortung zu sehen. Die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, die die letzten fünf Jahre<br />

m<strong>it</strong>bedient haben, sind natürlich auch die Richtigen, um die nächsten fünf Jahre m<strong>it</strong> zu bedienen,<br />

wenn sie in der Lage sind, m<strong>it</strong> dem Entwicklungswandel Schr<strong>it</strong>t zu halten. Deshalb durchleuchten<br />

<strong>und</strong> entwickeln wir unseren Bestand an M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern.<br />

Torsten Behn, AOL Deutschland GmbH & Co. KG: Das Internet ist noch eine junge Branche, die erst<br />

se<strong>it</strong> zirka 20 Jahren existiert. Se<strong>it</strong>dem Geschäftsmodell <strong>und</strong> Produkt bei AOL klar definiert<br />

wurden, hat sich die Personalplanung stabilisiert. Das Internet ist ein schnelles Medium. Ein Jahr<br />

entspricht sieben Internetjahren, sagt man. Dieser Schnelligke<strong>it</strong> muss die Personalentwicklung<br />

entgegenkommen.<br />

Corinna Nieswand, Prox<strong>im</strong><strong>it</strong>y Deutschland GmbH: Die Ideen kommen aus dem Marketing <strong>und</strong> der<br />

Beratung, entsprechend reagieren wir auf die Anforderungen, die von dort kommen. Es kann sich<br />

aber schnell wandeln. (...) Die Planung ist nie sicher, auch in der Personalplanung. Was in fünf<br />

Jahren ist, das kann bei uns keiner sagen; max<strong>im</strong>al in zwei Jahren, wenn man strategisch denkt.<br />

Aber wenn man dabei ist zu handeln, sind ein halbes bis ein ganzes Jahr realistisch.<br />

Carsten Osius, Tipp24 AG: Die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erentwicklung ist nicht so sehr davon getrieben, was<br />

momentan gebraucht wird. Wenn man versucht, M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er zu gewinnen, die jetzt gerade<br />

gebraucht werden, dann handelt man zu spät. Wir haben eine relativ klare Idee davon, wo wir in<br />

den nächsten Jahren hin wollen <strong>und</strong> wie wir das Ziel erreichen möchten. Gr<strong>und</strong>: Wir sind ein<br />

expandierendes Unternehmen. Und da stellt sich die Frage: Können wir neue Stellen erst einmal<br />

intern besetzen oder müssen wir von außen M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er hereinbringen? Unser Planungshorizont<br />

liegt bei zirka zwölf Monaten, u. a. wegen der Budgetierung.<br />

Petra Carlsen, DIS AG: IT- <strong>und</strong> Medienunternehmen unterscheiden sich. Für ein Unternehmen wie<br />

Tipp24.de, das kontinuierlich Software we<strong>it</strong>erentwickelt, ist Personalplanung leichter. Für Firmen,<br />

die stets auf den Markt reagieren, ist Planung über ein halbes bis ganzes Jahr kaum möglich –<br />

umso wichtiger sind Konzepte für die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>erentwicklung, die auch kurzfristig umgesetzt<br />

werden können, sowie Maßnahmen zur Flexibilisierung.<br />

Anforderungen der Unternehmen an Bewerber <strong>und</strong> M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

Wilfried Berlin: Wenn man sich mal anschaut, welches (Software-)Werkzeugsammelsurium uns<br />

heute zur Verfügung steht, um sich nicht mehr m<strong>it</strong> Maschinen auseinandersetzen zu müssen,<br />

müssen die, die dam<strong>it</strong> umgehen können, anders aufgestellt sein. (...) 2005 ist eine Fertigungsreife<br />

<strong>im</strong> Bereich der Software erreicht, die es für Endanwender eigentlich nicht mehr nötig macht,<br />

etwas maschinennah zu regeln. Was für sie (die Softwareentwickler) wichtiger ist, ist<br />

Endverbrauchernähe, Servicemanagement, Beschaffungspol<strong>it</strong>ik, die richtigen Werkzeuge in die<br />

richtigen Produktfertigungsbereiche hineinzubringen, aber auch die Kenntnis, wie das alles funktioniert.<br />

Also ein höheres Abstraktionsvermögen <strong>und</strong> viel Erfahrung sind gefragt. Dam<strong>it</strong> man<br />

nicht erst morgen guckt, wen man morgen benötigt, muss man deshalb den m<strong>it</strong>nehmen, der den<br />

Rucksack bere<strong>it</strong>s gefüllt hat. (...) Die Profile werden heute <strong>im</strong>mer komplexer, es sind mehr Soft<br />

Skills gefragt. Bildung <strong>und</strong> die Fähigke<strong>it</strong>, Wissen umzusetzen, ist der einzige Rohstoff, den wir<br />

haben. Wir brauchen keine Leute, die möglichst tief in die Erde graben können <strong>und</strong> m<strong>it</strong> ganz wenig<br />

Luft ganz viel Kohle nach oben holen, sondern wir brauchen Leute, die den Schatz, den wir haben<br />

– nämlich den Geist – richtig in die Gesellschaft hineinbringen.<br />

Petra Carlsen: Der Unterschied zu früher – vor drei bis fünf Jahren – liegt vor allem in der<br />

Erwartungshaltung der Unternehmen: Ein M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er muss heute h<strong>und</strong>ertprozentig passen, fachlich<br />

wie auch persönlich. Wichtig sind <strong>im</strong>mer noch Ausbildung, Abschluss, Praxis <strong>und</strong> auch die<br />

Nachweise dafür, wie Zertifikate. Eine <strong>im</strong>mer größere Rolle bei der Auswahl spielen inzwischen die<br />

Soft Skills, wie Kommunikationsfähigke<strong>it</strong>, Teamfähigke<strong>it</strong> <strong>und</strong> Verm<strong>it</strong>tlungsfähigke<strong>it</strong>en zwischen<br />

Fachabteilung <strong>und</strong> IT sowie Methodenkompetenzen, beispielsweise Projektmanagement, <strong>und</strong> verstärkt<br />

Fremdsprachenkenntnisse, das heißt mindestens Englisch.<br />

Torsten Behn: Manchmal gibt es schon utopische Anforderungen, so <strong>im</strong> Sinne von „jung, dynamisch,<br />

agil <strong>und</strong> trotzdem zwanzig Jahre Berufserfahrung“. Für uns ist die Mischung der Punkt.<br />

Wichtig sind handwerkliche Fähigke<strong>it</strong>en <strong>und</strong> Erfahrungen m<strong>it</strong> externen Dienstleistern, die<br />

gesteuert <strong>und</strong> koordiniert werden müssen. Und dam<strong>it</strong> sind wir schon bei den Soft Skills. Die<br />

Erfahrungen, die wir gemacht haben, sind unterschiedlich. Nicht jeder voll ausgebildete<br />

Informatiker hat die besten Soft Skills. Da kommt dann die Berufserfahrung zum Tragen.<br />

Carsten Osius: Wir stellen relativ gemischt auf den verschiedenen Levels ein. Erfahrene<br />

Anwendungsentwickler gibt es am Markt, einen m<strong>it</strong> unserer Applikation erfahrenen<br />

Anwendungsentwickler nur <strong>im</strong> Unternehmen. Letztlich benötigt man einen Mix aus fachlichen<br />

Qualifikationen, Methodenkompetenz <strong>und</strong> frischem Wind <strong>im</strong> Unternehmen.<br />

70 71


Torsten Behn: Die Qual<strong>it</strong>ät der Bewerbungen ist enorm unterschiedlich. In der Regel sind in den<br />

guten Bewerbungen weniger Zertifikate. Bei denen, wo es ein bisschen an Fleisch fehlt, ist oft ein<br />

Packen von 15 bis 20 Zertifikaten dabei. Das ist oft der Versuch eines Bewerbers, sich pos<strong>it</strong>iv darzustellen<br />

<strong>und</strong> Qualifikationen herüberzubringen. (...) Am meisten achten wir auf einschlägige<br />

Berufserfahrung – welche Projekte, welche Technologien – das ist der bessere Nachweis über<br />

tatsächliche Qualifikationen als Zertifikate.<br />

Kai Kiehn, Hanseatische Informationssysteme Beratungsgesellschaft mbH: Wenn die Unternehmen<br />

selbst nicht einmal wissen, wie die Personalstruktur in drei Jahren aussehen soll, wie<br />

sollen sich dann M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er <strong>und</strong> Bewerber darauf vorbere<strong>it</strong>en? Das zu erarbe<strong>it</strong>en, ist nicht möglich.<br />

Unternehmen sollten anders ticken, aber es ist noch nicht so! Ein Beispiel: Jetzt ist gerade<br />

Flash angesagt, aber <strong>im</strong> Zusammenhang m<strong>it</strong> Barrierefreihe<strong>it</strong> spielt Flash eigentlich keine Rolle<br />

mehr. Die Anforderungen an M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er sollten also andere sein: Flexibil<strong>it</strong>ät, schnelles Einarbe<strong>it</strong>en,<br />

Zertifikate <strong>und</strong> praxiserprobte Leute, die in Projekten bestehen, also Praxiserfahrung.<br />

Die Unternehmen sollten mehr auf Praxisbeispiele achten, weniger auf Spezialistenwissen.<br />

Defin<strong>it</strong>ionen von „Soft Skills“<br />

Dierk Ladendorff, KWB e.V./Service Dig<strong>it</strong>ale Arbe<strong>it</strong>: Soft Skills sind Präsentationsfähigke<strong>it</strong>,<br />

Kommunikationstechniken <strong>und</strong> -qual<strong>it</strong>äten, Problemlösungs- <strong>und</strong> Teamführungsfähigke<strong>it</strong>en.<br />

Manche verstehen darunter aber auch Motivation, Risikofreude <strong>und</strong> Dynamik.<br />

Petra Carlsen: Eine <strong>im</strong>mer größere Rolle spielt die Eigenverantwortung. Der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er sollte sich<br />

Gedanken machen, wo er hin möchte, welche Entwicklungsmöglichke<strong>it</strong>en es für ihn gibt beziehungsweise<br />

welche Tätigke<strong>it</strong>en er in Zukunft ausführen möchte. „Konsumhaltung“ ist nicht<br />

mehr angebracht, vielmehr steht <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>, lebenslang beschäftigungsfähig zu werden<br />

beziehungsweise zu bleiben. Die Unternehmen sollten dies fördern <strong>und</strong> zusammen m<strong>it</strong> den<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern Konzepte <strong>und</strong> Ideen erarbe<strong>it</strong>en.<br />

Carsten Osius: Bei Soft Skills stelle ich mir <strong>im</strong> Wesentlichen die Fragen: Passt der Bewerber in das<br />

Unternehmen, ins Team? Passt seine Art der Kommunikation, die Interaktion m<strong>it</strong> anderen<br />

Menschen, sein Verhalten in der Gruppe? Ein Beschäftigter in einer anderen Branche, zum<br />

Beispiel einer Bank oder öffentlichen Verwaltung, kann gute Soft Skills haben, muss aber deshalb<br />

nicht unbedingt auch zu Tipp24 passen. (...) Soft Skills lassen sich zu einem gewissen Grad entwickeln.<br />

Wir versuchen, den M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern die Ängste da zu nehmen, wo es nicht passt, <strong>und</strong> bei<br />

denen, die lernen möchten. Dann passt es auch.<br />

Rüdiger Becker, Coaching – Beratung – Training: Wenn ich als Trainer einen „Sozialanalphabeten“<br />

zu einem Nicht-nur-Fachman we<strong>it</strong>erbilde, bleibt am Ende <strong>im</strong>mer die Frage offen, ob er in ein<br />

Unternehmen passt. Und die kann nur vom Unternehmen beantwortet werden. Aber ab einem<br />

gewissen Qualifikationsniveau liegt die Zusammenarbe<strong>it</strong> nicht nur bei dem M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, sondern<br />

die Rahmenbedingungen müssen produktiv <strong>und</strong> richtig sein. In dem Moment muss ich m<strong>it</strong> dem<br />

Unternehmen zusammenarbe<strong>it</strong>en, Prozesse <strong>und</strong> die Geschäftsführung hinterfragen. Und das<br />

wollen die Unternehmen meist nicht. Sie wollen M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, die funktionieren. Wenn zum Beispiel<br />

die Konfliktfähigke<strong>it</strong> gewachsen ist, dann hat man eher Probleme. Die Unternehmen unterstützen<br />

nicht wirklich das Lernen auf der Metaebene – in Ze<strong>it</strong>en leerer Kassen noch weniger als<br />

vor zwei Jahren.<br />

Berufsbezeichnungen <strong>und</strong> -profile<br />

Dierk Ladendorff: Leider haben Unternehmen zwar oft hohe Ansprüche, formulieren jedoch oft<br />

schwammige Jobanzeigen m<strong>it</strong> unklaren Jobbezeichnungen. Viele Arbe<strong>it</strong>geber wissen nicht, was<br />

sie suchen.<br />

Wilfried Berlin: Früher haben Berufsbezeichnungen keine Rolle gespielt – es gab unzählige, vor<br />

allem <strong>im</strong> IT-Bereich. Im Rückschr<strong>it</strong>t will Airbus diese an Berufsbezeichnungen, die jetzt anerkannt<br />

worden sind, wie die, die zum Beispiel <strong>im</strong> System der arbe<strong>it</strong>sprozessorientierten IT-We<strong>it</strong>erbildung<br />

definiert worden sind, angleichen – aber sie müssen auch international vergleichbar sein. Dam<strong>it</strong><br />

tun sich alle aber noch schwer. Im Moment bekomme ich tausende Bewerbungen, z. B. von jemandem,<br />

der in einem Pizzaservice die Kasse bediente <strong>und</strong> sich „Servicemanager“ nennt. Davon<br />

müssen wir wegkommen.<br />

Dr. jur. Malte Masloff, Gaidies & Partner: Es ist wichtig, eine Defin<strong>it</strong>ion für Soft Skills in einem<br />

Arbe<strong>it</strong>svertrag zu finden, zum Beispiel wegen des Kündigungsschutzes. Werden Anforderungen<br />

<strong>und</strong> Beschreibungen zu we<strong>it</strong> oder zu eng gefasst, hat das Auswirkungen darauf. Das System der<br />

arbe<strong>it</strong>sprozessorientierten IT-We<strong>it</strong>erbildung bietet da ein pos<strong>it</strong>ives Beispiel von Profilbeschreibungen.<br />

Torsten Behn: Momentan machen bei uns die Führungskräfte Interviewertrainings <strong>im</strong> Sinne von:<br />

Wie führt man ein Bewerbungsgespräch durch. Einmal, weil es eben die Außenwirkung des<br />

Unternehmens widerspiegelt <strong>und</strong> zum anderen, um die Bewerber besser beurteilen zu können.<br />

Den Führungskräften werden Werkzeuge <strong>und</strong> Fragetechniken zur Verfügung gestellt, dam<strong>it</strong> sie<br />

leichter herausfinden können, was der Bewerber tatsächlich kann.<br />

Outsourcing<br />

Wilfried Berlin: Der Standort bringt K<strong>und</strong>ennähe. Es ist schwierig, diese von China oder anderen<br />

Standorten aus herzustellen, es sei denn ein Projektmanager oder das Unternehmen von dort<br />

sind hier vor Ort <strong>und</strong> arbe<strong>it</strong>en hier unter den örtlichen Gegebenhe<strong>it</strong>en. Wir werden sicher nicht<br />

dahin kommen, dass hier nur noch verschlossene Tüten gekauft werden <strong>und</strong> jeder glaubt, dass<br />

das, was ich da drin haben möchte, auch da drin ist.<br />

72 73


Torsten Behn: In der Branche, die Frontend- <strong>und</strong> Benutzerinterface-betrieben ist, glaube ich nicht<br />

so sehr an die berühmte Offshore-Programmierung. Das lohnt sich nur bei tausend Se<strong>it</strong>en Spezifikation.<br />

Da, wo Austausch <strong>und</strong> Kommunikation gefordert sind <strong>und</strong> wo es schwierig ist, etwas zu<br />

spezifizieren, weil erst <strong>im</strong> Verlauf der Entwicklung die Spezifikation finalisiert werden kann, ist es<br />

schwierig, global zu agieren.<br />

M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er, die der We<strong>it</strong>erbildung müde sind<br />

Dierk Ladendorff, : Eine Befürchtung ist, dass auf der einen Se<strong>it</strong>e die Angestellten müde sind, sich<br />

laufend we<strong>it</strong>erzubilden, <strong>und</strong> sich auf der anderen Se<strong>it</strong>e Personalentwickler zu wenig um interne<br />

We<strong>it</strong>erbildung bemühen.<br />

Wilfried Berlin: Natürlich gibt es Müde bei Airbus. Das liegt aber in der Verantwortung der führenden<br />

Vorgesetzten. Sie müssen die Ursache herausfinden. Man kann die drei Prozent der Nichttätigen<br />

nicht weglügen, aber man kann sie auch nicht so leicht erkennen. Man müsste Faulhe<strong>it</strong><br />

nachweisen. Und das umgehen Führungskräfte eher, indem sie es auf die allgemeine Belastung<br />

abwälzen <strong>und</strong> dann nach mehr Personal rufen. Auch Herstellerzertifikate-We<strong>it</strong>erbildungen sind<br />

keine Lösung – sie sind nach einem Releasewechsel wertlos. Es gibt jedoch die reelle Chance in<br />

Ze<strong>it</strong>en geringerer Belastung, die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er in recyclebaren Verfahren we<strong>it</strong>erzubilden. Da spricht<br />

jeder drauf an; man muss ihn nur wecken. Recyclebare Verfahren gehen in Richtung „Lernen lernen“,<br />

das heißt sich Neuerungen selbst verfügbar machen. Dam<strong>it</strong> werden die Anforderungen nach<br />

oben gezogen.<br />

Projektdruck contra We<strong>it</strong>erbildung der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

Corinna Nieswand: Bei uns wird nach We<strong>it</strong>erbildung gelechzt. Aber woran hapert es? Der<br />

Projektdruck erlaubt es nicht, sich neue Technologien anzueignen, bevor ein neues Projekt<br />

kommt. Stattdessen lernt man <strong>im</strong> Projekt selbst – learning by doing. Teilweise ist es ungünstig,<br />

dies <strong>im</strong> Ze<strong>it</strong>- <strong>und</strong> Budgetrahmen zu leisten. Wenn ein Auftrag kommt, hat man wenig Vorlauf.<br />

Dierk Ladendorff: Auf der einen Se<strong>it</strong>e stehen Müdigke<strong>it</strong> <strong>und</strong> ein großer Bedarf an We<strong>it</strong>erbildung,<br />

auf der anderen der Projektdruck <strong>und</strong> Personalverantwortliche, die eigentlich we<strong>it</strong>erbilden möchten.<br />

Es kristallisiert sich hier der Faktor Ze<strong>it</strong> heraus, der nicht gelöst ist. Es ist keine Ze<strong>it</strong> da. Das<br />

scheint typisch für die Branche zu sein.<br />

Carsten Osius: Die Frage ist: Wie schaffe ich es, meinen M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er in relativ kurzer Ze<strong>it</strong> in<br />

Abwesenhe<strong>it</strong> vom Projekt dort we<strong>it</strong>erzubilden, wo er es genau braucht? Was gut klappt, ist die<br />

Beauftragung externer Spezialisten, die direkt am Projekt die Aufgabe innerhalb von kurzer Ze<strong>it</strong><br />

m<strong>it</strong> dem betroffenen M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er lösen <strong>und</strong> ihn dabei coachen können. Das ist eine effiziente<br />

Form, die von M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern angenommen wird.<br />

Torsten Behn: Individuelle Entwicklungsmaßnahmen werden von der Personalabteilung durchgeführt.<br />

Bei der fachlichen We<strong>it</strong>erbildung muss man sich der Geschwindigke<strong>it</strong> des Marktes<br />

anpassen. Java ist da verlässlich; da eignet sich als Nachweis das Zertifikat.<br />

We<strong>it</strong>erbildungsanforderungen der Unternehmen<br />

Corinna Nieswand: Flash Mult<strong>im</strong>edia Entwicklung wird oft angefragt <strong>und</strong> wird dann <strong>im</strong> Projekt<br />

we<strong>it</strong>erentwickelt. Gr<strong>und</strong>lagenschulung reicht da nicht aus, stattdessen ist hier niveauvolle<br />

Highend-Programmierung gefragt, wie zum Beispiel Komponenten in Flash. Es ist jedoch<br />

schwierig, passende Anbieter zu finden.<br />

Torsten Behn: Bei AOL ist es beispielsweise wichtig, dass Anwendungen hohen Belastungen<br />

standhalten. Dafür brauchen wir spezielles Know-how, das aber die wenigsten <strong>im</strong> Unternehmen<br />

haben. Fachliche We<strong>it</strong>erbildung ist schwierig zu finden. Wir bilden uns über L<strong>it</strong>eratur oder den<br />

Informationsaustausch m<strong>it</strong> externen Dienstleistern we<strong>it</strong>er. Da unsere IT-Abteilung interner<br />

Dienstleister ist, bietet dieser Austausch auch eine gute Gelegenhe<strong>it</strong> herauszufinden, wie wir<br />

eigentlich arbe<strong>it</strong>en. Oder in Bezug auf Soft Skills: Wir haben eine eigene Unternehmenskultur, die<br />

ein externer Dienstleister nicht unbedingt kennt, es sei denn, er ist enger m<strong>it</strong> dem Unternehmen<br />

vernetzt. Wir sind eine spezielle Branche m<strong>it</strong> sehr speziellen Anforderungen. Dennoch tun wir viel<br />

für den Soft-Skill-Bereich der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er. Wir bieten zum Beispiel ein internes We<strong>it</strong>erbildungsprogramm<br />

für Projektle<strong>it</strong>er an.<br />

Carsten Osius: Kennt jemand in IT- <strong>und</strong> Medienunternehmen überhaupt noch das Wort<br />

„Bildungsurlaub“? Fragen M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er danach? Wir haben gute Erfahrungen gemacht, M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er<br />

durch „nicht-standardisierte Trainings“ an den Stellen we<strong>it</strong>erzuentwickeln, wo sie das brauchen.<br />

Auf der anderen Se<strong>it</strong>e gibt es viele Angebote von den Bildungsträgern, die <strong>im</strong> Wesentlichen auf<br />

standardisierte Zertifikate abzielen. Das bringt nicht <strong>im</strong>mer das Wissen, das man tatsächlich<br />

braucht. (...) Wir legen bei uns Wert auf Methodenkompetenz <strong>und</strong> das Verständnis der Technik,<br />

die dahinter liegt, plus learning by doing <strong>und</strong> Coaching. Zertifikate sind da nicht automatisch gut.<br />

Dierk Ladendorff: Die Methode der arbe<strong>it</strong>sprozessorientierten IT-We<strong>it</strong>erbildung etabliert sich langsam.<br />

Externe We<strong>it</strong>erbilder nehmen inzwischen mehr die Funktion von Unternehmensberatern ein.<br />

Sie müssen ins Unternehmen, die Unternehmenskultur <strong>und</strong> Arbe<strong>it</strong>sprozesse kennen lernen, sich<br />

m<strong>it</strong> Unternehmen verzahnen <strong>und</strong> spezifisch zugeschn<strong>it</strong>tene Bildungsangebote anbieten. Wenn<br />

sie sich dahingehend nicht umstellen, werden sie vom Markt gefegt werden.<br />

74 75


Ältere M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er als Herausforderung für Unternehmen<br />

Rebekka Stieve, KWB e.V./Service Dig<strong>it</strong>ale Arbe<strong>it</strong>: Wir haben jetzt viel über junge, dynamische<br />

Unternehmen gesprochen, die stark Produkt- <strong>und</strong> Marketing-getrieben sind. Das ist nicht nur<br />

unsicher, sondern auch ungeheuer stressig. Es scheint, als würden viele Unternehmen bevorzugt<br />

jüngere Menschen einstellen. Inzwischen begegnet man zum Beispiel oft Jobanzeigen, in denen<br />

die Altersgrenze bei 30 liegt. Warum ist das so? Sind ältere M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er nicht so belastbar oder ist<br />

das ein Vorurteil? Oder werden hier jüngere M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er „verschlissen“ in <strong>im</strong>mer schneller werdenden<br />

Arbe<strong>it</strong>sprozessen? Bezeichnend scheint da auch, dass beispielsweise viele Unternehmen<br />

<strong>im</strong>mer wieder Praktikantenstellen ausschreiben, dann aber m<strong>it</strong> den höchsten Anforderungen, wie<br />

jahrelange Erfahrung, Studium, am besten noch alleinstehend usw. Wenn es hier aber nur darum<br />

geht, Personalkosten zu sparen, sollte dies hinterfragt werden.<br />

Dr. jur. Malte Masloff: Das Antidiskr<strong>im</strong>inierungsgesetz wird in Zukunft hier greifen. Unternehmen,<br />

die ihre M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er jung halten wollen, können wegen Altersdiskr<strong>im</strong>inierung verklagt werden. Sie<br />

müssen sich dieser Entwicklung stellen.<br />

Wilfried Berlin: Das Durchschn<strong>it</strong>tsalter bei Airbus <strong>im</strong> operativen IT-Bereich liegt bei 47. Ein<br />

Bildungsprogramm für die Stabilisierung <strong>und</strong> We<strong>it</strong>erentwicklung der M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er muss deshalb an<br />

über Vierzigjährigen ausgerichtet sein. Bei der Entwicklung älterer M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er sollten neben der<br />

Sicherung der Gr<strong>und</strong>bildung in Textverarbe<strong>it</strong>ung, Präsentationsfähigke<strong>it</strong> <strong>und</strong> Tabellenkalkulation<br />

die Integrationsfähigke<strong>it</strong> in Teams <strong>und</strong> kulturell übergreifende Sensibil<strong>it</strong>äten ein höheres Niveau<br />

erreichen. Man muss Ältere so schulen, dass alle auf eine Augenhöhe kommen, um dann<br />

gemeinsam den großen Schr<strong>it</strong>t machen zu können. Junge sollten erst einmal eine vernünftigere<br />

Erstausbildung erhalten, bevor sie zehn Jahre als Se<strong>it</strong>eneinsteiger warten, um dann eine<br />

We<strong>it</strong>erbildung zu erhalten.<br />

Corinna Nieswand: So viele Junge gibt es bei Prox<strong>im</strong><strong>it</strong>y gar nicht mehr, manche sind schon se<strong>it</strong><br />

über zehn Jahren dabei. Sie haben früher viel gearbe<strong>it</strong>et <strong>und</strong> sind jetzt nicht mehr bere<strong>it</strong> durchzuknüppeln.<br />

Wie dam<strong>it</strong> umgehen? Sie sind wichtig, da sie die Prozesse kennen <strong>und</strong> die Projekte<br />

m<strong>it</strong> ihnen besser über die Bühne gehen als vor fünf bis sechs Jahren. Deshalb besteht auch<br />

Bedarf an Führungskräfte-Coaching, um Bedürfnisse abzufragen <strong>und</strong> darauf zu reagieren, dam<strong>it</strong><br />

man in eine Win-win-S<strong>it</strong>uation kommt.<br />

Petra Carlsen: Die Auswirkungen der demografischen Entwicklung werden die S<strong>it</strong>uation am<br />

Arbe<strong>it</strong>smarkt noch we<strong>it</strong>er verschärfen. In zwanzig Jahren werden 39 Prozent der Arbe<strong>it</strong>nehmer<br />

um die fünfzig bis sechzig Jahre alt sein. M<strong>it</strong> dieser Altersgruppe muss man arbe<strong>it</strong>en <strong>und</strong> sich<br />

Beschäftigungsmodelle überlegen. Konzepte wie Teilze<strong>it</strong>, Integration von Frauen, Arbe<strong>it</strong>smodelle<br />

für die 50-plus-Generation, Work-Life-Balance-Konzepte müssen integriert werden. Der<br />

Fachkräftemangel wird sich in den nächsten Jahren verstärken. Wir werden nicht nur älter,<br />

sondern auch weniger, <strong>und</strong> die vergangene „IT-Krise“ ist leider auch daran spürbar, dass weniger<br />

junge Menschen sich in einem IT-Beruf ausbilden lassen. Schon heute merken wir, dass es <strong>im</strong>mer<br />

schwieriger wird, gute Leute zu bekommen. Wir benötigen sehr gut ausgebildete IT-Spezialisten<br />

m<strong>it</strong> den schon genannten Soft Skills <strong>und</strong> Methodenkompetenzen.<br />

Carsten Osius: Bezüglich des Alters gibt es bei Tipp24 keine Richtlinien. Die Frage ist umgekehrt:<br />

Können wir Ältere dafür begeistern, für Tipp24 zu arbe<strong>it</strong>en? Fühlen sich Ältere in unserer Kultur wohl?<br />

Heinrich Seeger: Aber ältere M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er müssen sich in Zukunft vielleicht <strong>im</strong>mer stärker der<br />

Selbstausbeutung unterwerfen, um auf Dauer ihre Jobs zu behalten. Selbstausbeutung hat<br />

Konjunktur erlebt.<br />

Lösungsansätze angesichts Globalisierung <strong>und</strong> demografischer Entwicklung<br />

Wilfried Berlin: Der Fortschr<strong>it</strong>t der Automatisierung bei der Software lässt sich nicht leugnen. Die<br />

Handwerker müssen rechtze<strong>it</strong>ig geweckt werden, um zu Kopfarbe<strong>it</strong>ern zu werden. Es gibt genug<br />

Handwerker. Und sie werden mehr. Bei dem offenen Markt wird es für den Unternehmer <strong>im</strong>mer<br />

leichter, Handarbe<strong>it</strong> zu beschaffen. Der globale Markt zeigt das. Wir müssen auf eine höhere Sohle<br />

kommen, wenn wir hier unsere wirtschaftlichen Aktiv<strong>it</strong>äten erhalten wollen. (...) Die IT-Branche<br />

muss sich aufbrauchen. Produktzyklen von sechs, neun oder zwölf Monaten sind etwas, das wir<br />

überhaupt nicht brauchen, <strong>und</strong> der Anwender will das auch nicht. Wir müssen wieder zu überschaubaren<br />

Produktzyklen hinkommen, so dass auch IT-Unternehmen wieder vernünftige strategische<br />

Planung betreiben können. Wir müssen auf längere Produktzyklen hinwirken, auch m<strong>it</strong><br />

den Leuten, die diese gestalten. Ihre Fertigke<strong>it</strong>en <strong>und</strong> Fähigke<strong>it</strong>en müssen die IT-M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er auch<br />

in anderen Unternehmen umsetzen können. Wir dürfen nicht mehr von unterschiedlichen<br />

IT-M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern reden – <strong>im</strong> Moment tun wir das. Davon müssen wir abkommen, sonst haben wir<br />

zwei Klassen von IT-M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>ern, die der Bank-, Versicherungs- <strong>und</strong> Flugzeughersteller <strong>und</strong> jene<br />

in Unternehmen, die den Markt m<strong>it</strong> Dingen möglichst schnell bedienen wollen.<br />

Petra Carlsen: Ein Wandel findet statt. Unternehmen diskutieren, wie verstärkt leistungsgerecht<br />

bezahlt werden kann, z. B. Zulagen, Bonussysteme. Die Gewerkschaften ziehen inzwischen m<strong>it</strong>.<br />

Modelle <strong>und</strong> Bausteine, wie sich ein Unternehmen aufstellt, müssen diskutiert <strong>und</strong> we<strong>it</strong>erentwickelt<br />

werden, wie zum Beispiel be<strong>im</strong> Thema Geld- oder Leistungsbezüge, We<strong>it</strong>erbildung, Arbe<strong>it</strong>sze<strong>it</strong>modelle<br />

<strong>und</strong> Work-Life-Balance. Auch die M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er sind gefordert: Jeder, der eine klare<br />

Vorstellung davon hat, wie sein Verdienst <strong>und</strong> sein Arbe<strong>it</strong>sumfeld in Zukunft aussehen soll, wird<br />

auch ein Unternehmen finden, in dem er sich wiederfindet.<br />

Wilfried Berlin: Auch bei Airbus wird leistungsgerecht bezahlt. Immer mehr Anteile des Gehalts<br />

werden an das Unternehmensergebnis gekoppelt. Der persönliche Erfolg <strong>und</strong> der Erfolg des<br />

Unternehmens haben direkte Auswirkung auf die Entlohnung. Der motivierte M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er ist<br />

76 77


<strong>im</strong>mer Ergebnisträger <strong>und</strong> hat Nutzen vom Ergebnis – die Größe eines Unternehmens spielt da<br />

keine Rolle. Wenn M<strong>it</strong>arbe<strong>it</strong>er gerecht entlohnt werden <strong>und</strong> am Ergebnis des Unternehmens<br />

m<strong>it</strong>wirken, ist ein Unternehmen erfolgreich.<br />

Heinrich Seeger: IT- <strong>und</strong> Medienunternehmen ticken anders, drehen schneller, haben einen<br />

kürzeren personalplanerischen Horizont, sie sind aber auf dem Weg der Reife <strong>und</strong> müssen<br />

erwachsen werden, um in Zukunft in der Lage zu sein, auch Leute m<strong>it</strong> stärkeren Anforderungen<br />

an die Work-Life-Balance einzustellen <strong>und</strong> produktiv integrieren zu können.<br />

Rebekka Stieve ist bei der KWB – Koordinierungsstelle We<strong>it</strong>erbildung <strong>und</strong> Beschäftigung e.V.<br />

PR-Referentin des Projektes Service Dig<strong>it</strong>ale Arbe<strong>it</strong>, Hamburgs zentraler Anlaufstelle für alle Fragen<br />

r<strong>und</strong> um Aus- <strong>und</strong> We<strong>it</strong>erbildung in der Medien- <strong>und</strong> IT-Branche.<br />

Kontakt: stieve@kwb.de<br />

Über den Arbe<strong>it</strong>skreis Personalentwicklung<br />

Zur aktiven Unterstützung der Hamburger Medien-, IT- <strong>und</strong> Telekommunikationswirtschaft hat<br />

<strong>Hamburg@work</strong> zahlreiche Arbe<strong>it</strong>skreise ins Leben gerufen, die sich m<strong>it</strong> aktuellen Themen<br />

auseinandersetzen. Der AK Personalentwicklung beschäftigt sich m<strong>it</strong> Personalpol<strong>it</strong>ik als einem<br />

entscheidenden Standortfaktor für die Medien- <strong>und</strong> IT-Branche. Gele<strong>it</strong>et wird der AK durch<br />

Dierk Ladendorff von der Koordinierungsstelle We<strong>it</strong>erbildung <strong>und</strong> Beschäftigung e.V. / Service<br />

Dig<strong>it</strong>ale Arbe<strong>it</strong> zusammen m<strong>it</strong> drei we<strong>it</strong>eren Boardm<strong>it</strong>gliedern. Die AK-Experten wollen in erster<br />

Linie den Informationsfluss unter den Personalverantwortlichen Hamburger IT- <strong>und</strong> Medien-<br />

Firmen fördern. Auf den regelmäßigen Treffen werden neue Bildungstrends, Förderm<strong>it</strong>telangebote,<br />

Gesetzesänderungen, Best-Practise-Beispiele <strong>und</strong> Synergieeffekte <strong>im</strong> Human Resource<br />

Development analysiert. Die Ergebnisse der Diskussion fließen unm<strong>it</strong>telbar in die praktische<br />

Arbe<strong>it</strong> der Personaler ein. Darüber hinaus möchte der AK die Zusammenarbe<strong>it</strong> zwischen<br />

Unternehmen <strong>und</strong> der Administration der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg verbessern. We<strong>it</strong>ere<br />

Informationen unter www.hamburg-media.net, Arbe<strong>it</strong>skreis Personalentwicklung.<br />

Über <strong>Hamburg@work</strong><br />

<strong>Hamburg@work</strong> ist die Hamburger In<strong>it</strong>iative für Medien, IT <strong>und</strong> Telekommunikation. Sie wird<br />

getragen von der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg sowie Hamburger Unternehmen, die sich <strong>im</strong><br />

Förderkreis Mult<strong>im</strong>edia zusammengeschlossen haben. M<strong>it</strong> seinen r<strong>und</strong> 300 M<strong>it</strong>gliedsunternehmen<br />

aus der dig<strong>it</strong>alen Wirtschaft ist <strong>Hamburg@work</strong> das b<strong>und</strong>eswe<strong>it</strong> größte Netzwerk<br />

der Branche. Ziel der se<strong>it</strong> 1997 agierenden Public-Private-Partnership ist es, die exponierte<br />

Pos<strong>it</strong>ion der Medienmetropole Hamburg als Standort der Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien<br />

auszubauen <strong>und</strong> die Unternehmen dieser Branchen zu unterstützen. Dazu bietet<br />

<strong>Hamburg@work</strong> ein bre<strong>it</strong>es Leistungsportfolio in den Bereichen Information, Service & Support,<br />

Networking & Events <strong>und</strong> Arbe<strong>it</strong>skreise. Die In<strong>it</strong>iative <strong>Hamburg@work</strong> ist erster Ansprechpartner<br />

zu allen Fragen der dig<strong>it</strong>alen Wirtschaft für Unternehmen, Inst<strong>it</strong>utionen <strong>und</strong> Öffentlichke<strong>it</strong> in<br />

Hamburg. We<strong>it</strong>ere Informationen unter www.hamburg-media.net.<br />

78 79

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!