BNA GERMANY® - Mai Juni 2015

FILM REVIEW
MARGARITA, WITH A
STRAW
Kalki Koechlin überzeugt auf
ganzer Linie
Dieser Film bringt Sie zum Lachen und Weinen
Einen Film über einen behinderten Menschen
zu machen, ist immer ein schwieriges Unterfangen,
erst recht, wenn der Film nicht die Stimmung
des Zuschauers herunter drücken,
sondern unterhaltsam, tragisch, komisch und
lebensfroh sein soll. Doch Regisseurin Shonali
Bose ging genau dieses Risiko ein und schaffte
eine filmische Meisterleistung mit „Margarita,
With A Straw“.
Laila (Kalki Koechlin) ist gelähmt und daher
an den Rollstuhl gefesselt. Sie ist Studentin an
der Delhi Universität und schreibt für ihr Leben
gern. Zudem komponiert sie für einen Band in
der Universität Songs. Eines Tages erhält sie
die Zulassung für die New York Universität
und zieht mit ihrer Mutter Shubhangi (Revathi)
kurzerhand um. Sie lernt dort die junge Aktivistin
Khanum (Sayani Gupta) kennen und verliebt
sich in sie. Die beiden begeben sich auf
eine sexuelle Entdeckungsreise und stoßen dabei
auf wenig Verständnis seitens der Familie
und Freunden...
Kalki Koechlin trumpft unglaublich mit ihrem
großartigen Schauspieltalent auf. Sie verkörpert
beinahe mit Leichtigkeit die an den Rollstuhl
gefesselte Laila, die sich trotz dieser
körperlichen Beschränktheit geistig nicht beschränken
lässt. Sie zeigt sich lachend, weinend
und sogar masturbierend. Sie erlebt Siege,
aber auch Niederlagen und hat eine herzerweichende
liebevolle Beziehung zu ihrer Mutter.
Gerade diese Mutter-Tochter-Beziehung ist so
gefühlvoll dargestellt, dass dem Zuschauer
ganz warm ums Herz wird.
Ebenso gefühlvoll wird die lesbische Beziehung
zu Lailas Freundin Khanum portraitiert.
Die schauspielerische Leistung aller Darsteller
ist großartig und überzeugend. Vor allem
Kalki Koechlin hinterlässt bleibenden Eindruck
und hat sicher so manche Kritiker
sprachlos gemacht. Die Kameraführung ist
gut und ebenso auch die Hintergrundmusik,
die mit viel bedacht gewählt wurde. Ein Margarita
an sich ist ein sehr beliebtes süßes
Getränk, und fast genauso süß ist auch der
Film, ein wenig bitter-süß. Was zu kritisieren
ist, ist die Tatsache, dass die Regisseurin
beinahe krampfhaft versucht, sämtliche
Schwierigkeiten und Herausforderungen, mit
denen ein Mensch im Alltag, der an einen
Rollstuhl gefesselt ist, konfrontiert wird. Diese
scheinbare Aneinanderreihung dieser Probleme
wirkt zu gewollt und beinahe auch
klischeehaft. Doch dann wiederum gibt es
neben diesen schwerfälligen und manchmal
auch sehr schwermütigen Szenen auch wieder
die witzigen und komischen Momente.
Und genau dieser Mix, der den Zuschauer
mal lachen und mal weinen lässt, macht diesen
Film wunderbar. Jenseits des Bollywood-
Mainstream haben wir mit „Margarita, With
A Straw“ einen einmaligen beinahe philosophischen
und absolut sehens- und empfehlenswerten
Film, den Sie sich unbedingt
anschauen sollten. Das Indische Kino kann so
toll sein!
BNA GERMANY Mai / Juni 2015
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