Wie schafft man heute eine friedliche Gesellschaft? - Luc Jochimsen
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Der Geist von Gotha: Bertha von Suttner<br />
Folgt <strong>man</strong> den Spuren der berühmten Pazifistin und<br />
Friedensnobelpreisträgerin gelangt <strong>man</strong> ebenfalls<br />
nach Gotha …<br />
Bertha Sophia Felicita von Suttner, geborene Gräfin<br />
Kinsky von Chimic und Tettau, wurde in Prag als<br />
Tochter <strong>eine</strong>s hochrangigen österreichischen Offiziers<br />
geboren. Sie studierte in Brünn Sprach- und Musikwissenschaft.<br />
1876 heiratete sie gegen den Willen ihrer<br />
Familie den österreichischen Schriftsteller Arthur<br />
Freiherr von Suttner. In der Folgezeit veränderte sich<br />
ihre Weltanschauung, die bisher durch ihre aristokratische<br />
Erziehung geprägt war, immer mehr. Während<br />
<strong>eine</strong>s 9-jährigen Aufenthaltes in der georgischen<br />
Hauptstadt Tiflis war sie als Musik- und Sprachlehrerin<br />
sowie als Schriftstellerin tätig. Nach ihrer Rückkehr<br />
aus dem Kaukasus organisierte sie sich in der<br />
bürgerlich-pazifistischen Bewegung. 1889 entstand<br />
ihr Ro<strong>man</strong> “Die Waffen nieder!”. Er wurde zu <strong>eine</strong>m<br />
Welterfolg und zum Signal für die sich rasch organisierende<br />
Weltfriedensbewegung, in der Bertha von<br />
Suttner fortan <strong>eine</strong>n führenden Platz einnahm. 1892<br />
gründete sie mit anderen Pazifisten in Deutschland<br />
<strong>eine</strong> Friedensgesellschaft, wobei <strong>eine</strong> der aktivsten<br />
Ortsgruppen am 14. April 1896 in Gotha entstand.<br />
Sie wurde 1893 Präsidentin der <strong>Wie</strong>ner Friedensgesellschaft<br />
und Vizepräsidentin des internationalen<br />
Friedensbüros in Bern. Der von Alfred Nobel gestiftete<br />
Friedenspreis, den sie 1905 als erste Frau erhielt, geht<br />
in s<strong>eine</strong>r Entstehung auf ihren Einfluss zurück. Unter<br />
dem Motto “Krieg dem Krieg” fand am 23. und 24.<br />
Februar 1902 die Generalversammlung der deutschen<br />
Friedensgesellschaft in Gotha statt. Der Vorsitzende<br />
der Ortsgruppe Gotha, der Gymnasialdirektor Dr.<br />
Adolf Schmidt, wurde von der Generalversammlung<br />
in den Vorstand der Deutschen Friedensgesellschaft<br />
gewählt. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />
starb sie am 1. Juni 1914 in <strong>Wie</strong>n.<br />
Bereits 1907 verfügte sie testamentarisch, dass ihr<br />
Leichnam nach ihrem Ableben nach Gotha – wo es<br />
das erste Krematorium in Deutschland und sogar in<br />
Europa gab – zur Feuerbestattung überführt wird und<br />
die Ascheurne in Gotha zu verbleiben hat. Seitdem<br />
hat Bertha von Suttners Urne <strong>eine</strong>n Ehrenplatz im<br />
Kolumbarium des Gothaer Hauptfriedhofes.<br />
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