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Herne - Gesundheit vor Ort

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Der Hausarzt rät<br />

Tipp des Arztes ...<br />

Kollaps durch Grapefruitsaft?<br />

Klaus Blum<br />

„Sie mit Ihren Tabletten sind<br />

Grapefruitsaft zu sich – zusammen mit<br />

schuld daran, dass ich umgekippt<br />

bin!“, so beginnt mein Montag-<br />

ihren Tabletten. Was sie nicht wusste:<br />

Bestimmte Enzyme im Grapefruitsaft<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

morgen mit einer sehr erregten<br />

Rentnerin, die mir provozierend<br />

einen Notfallbericht <strong>vor</strong> die Nase<br />

erhöhten die Konzentration der in den<br />

Körper aufgenommenen Medikamente,<br />

die den Blutdruck erheblich stärker<br />

Scharpenseelstraße 173-177<br />

44879 Bochum<br />

0234 - 942 00 11<br />

hält.<br />

Am Wochenende war sie nach einem<br />

Kollaps in ihrem Schrebergarten kurzfristig<br />

im Krankenhaus behandelt worden.<br />

Man hatte nichts Wesentliches<br />

gefunden und deshalb als Verursacher<br />

der Ohnmacht die <strong>vor</strong> kurzem von mir<br />

senkten als geplant – und so zum Kollaps<br />

durch Blutdruckabfall führten.<br />

Verschiedene Nahrungsmittel können<br />

bei gemeinsamer Aufnahme den Effekt<br />

von Arzneimitteln abschwächen oder<br />

verstärken. Dies geschieht durch völlig<br />

unterschiedliche und zum Teil sehr<br />

inzwischen liebgewonnenen Grapefruitsaft<br />

– allerdings am Nachmittag –<br />

und hat dank der Medikation einen nahezu<br />

optimal eingestellten Blutdruck,<br />

wenn sie sich nicht gerade über ihren<br />

Hausarzt aufregt.<br />

angesetzten Blutdrucktabletten ausgemacht.<br />

Jetzt stand ihr der erhöhte<br />

Blutdruck quasi ins Gesicht geschrieben<br />

– genau das Gegenteil von dem,<br />

was ich ursprünglich erreichen wollte.<br />

Die Patientin, eine sehr rüstige Rentnerin,<br />

hatte in den letzten Monaten<br />

zunehmend hohe Blutdruckwerte entwickelt.<br />

Es wurden regelmäßig Werte<br />

über 160/90 mmHG gemessen, sodass<br />

eine Behandlung des Hochdrucks<br />

erforderlich wurde. Neben meiner<br />

Beratung zu einer gesunden, kochsalzreduzierten<br />

Ernährung begannen wir<br />

die Behandlung mit einem gängigen<br />

komplexe Mechanismen. Im Falle von<br />

Grapefruitsaft wird durch Flavonoide<br />

ein Leberenzym blockiert, dass für den<br />

Abbau einiger Medikamente verantwortlich<br />

ist; dadurch kann es zu erheblich<br />

erhöhten Blutspiegeln kommen,<br />

die je nach Wirkstoff fatale Folgen haben<br />

können. Die Beipackzettel erwähnen<br />

solche Zusammenhänge bisher<br />

nur selten, deshalb hier eine Liste mit<br />

den wichtigsten Wechselwirkungen.<br />

Probleme mit den genannten Wechselwirkungen<br />

kann man als Patient mit<br />

einer einfachen Regel vermeiden:<br />

Medikamente immer zusammen<br />

Grapefruitsaft / Bitterorangenkonfitüre<br />

Wirkungsverstärkung von:<br />

• Blutdrucksenker<br />

(Kalziumantagonisten: Amlodipin,<br />

Nifedipin, Verapamil u.ä.)<br />

• Cholesterinsenker<br />

(Simvastatin, Lovastatin)<br />

• Antiallergika (Terfenadin)<br />

• Schlafmittel (Midazolam)<br />

Milchprodukte (Milch, Joghurt, Quark,<br />

Käse)Wirkungsverlust von:<br />

• Antibiotika<br />

(Tetrazykline, Gyrasehemmer)<br />

• Osteoporosemiåttel (Alendronat)<br />

Koffein (Kaffee, Tee)<br />

Wirkungsverlust von:<br />

Foto: Voß Priv.<br />

Blutdruckmedikament. Die folgenden<br />

Wochen zeigten schrittweise in den<br />

Normbereich sinkende Blutdruckwerte,<br />

ein guter Erfolg. Und jetzt das…<br />

Die wirkliche Ursache des Problems<br />

offenbarte sich erst nach genauer<br />

Befragung der Patientin: Um durch<br />

„besonders gesunde Ernährung“ ihren<br />

Blutdruck noch besser in den Griff zu<br />

bekommen, nahm sie jeden Morgen<br />

neben einem Müsli noch ein Glas<br />

mit einem Glas stillem Wasser einnehmen.<br />

Möchte man auf seine Essensgewohnheiten<br />

nicht verzichten und ist auf einige<br />

der o.g. Medikamente angewiesen,<br />

so muss man lediglich einen entsprechenden<br />

Abstand zwischen dem Essen<br />

und der Tabletteneinnahme einhalten,<br />

und zwar mindestens zwei Stunden.<br />

So konnte auch meiner Patientin geholfen<br />

werden. Sie trinkt weiter ihren<br />

• Eisenpräparaten<br />

Schwarzer Pfeffer<br />

Wirkungsverstärkung von:<br />

• Theophyllin<br />

Ballaststoffe<br />

Wirkungsverlust von:<br />

• Schmerzmitteln (Aspirin®, u.ä.)<br />

Lakritze<br />

Wirkungsverstärkung von:<br />

• Diuretika<br />

(Entwässerungsmedikamente)<br />

<strong>Gesundheit</strong> <strong>vor</strong> <strong>Ort</strong> 2/2009 | 11

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