Das Stadtmagazin 8
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Start der „Politischen Demonstration vom<br />
Bahnhof zum Bernay-Platz“ am 27. Juni ist<br />
um 16:30 Uhr. Etwa eine Stunde später wird<br />
die Kundgebung auf dem Bernay-Platz stattfinden,<br />
von wo aus man dann übergangslos<br />
zur großen Party daselbst und im BERNAY`S<br />
wechselt. Für ein buntes Cloppenburg!<br />
Eine wahre Geschichte –<br />
Guten Tag,<br />
ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen, denn eigentlich<br />
hatte ich gedacht, dass meine Gefühle normal sind, als ich<br />
mit 13 merkte, dass ich anders bin als die anderen. Aber,<br />
dachte ich mir, bin ich wirklich anders oder ist es diese komische<br />
Pubertät, von der wir gerade in der Schule reden?<br />
Mama und Papa konnte ich nicht fragen, das hätte ich<br />
mich nie getraut…<br />
Also sagte ich mir, morgen, morgen frage ich in der Schule,<br />
schließlich reden wir im Unterricht doch gerade darüber.<br />
Zwar war das bislang noch nicht Thema, aber … Natürlich<br />
habe ich nicht gefragt, aus Angst vor den anderen, denn vielleicht<br />
hatten die das gar nicht und ich bin einfach nur anders?<br />
Aber was ist das, wie ist das Anders sein? Sind meine<br />
Gedanken denn normal oder nicht?<br />
Viele Schuljahre über begleitete mich dieses Gefühl, oft<br />
habe ich es verdrängt und dann auch nicht mehr wahrgenommen.<br />
In der Schule hatte ich immer Freundinnen, oft<br />
haben mich die Jungs in der Klasse damit aufgezogen – doch<br />
dann wurden meine Leistungen immer schlechter und ich<br />
musste das private Gymnasium verlassen. Nach meinem Realschulabschluss<br />
dann wollte ich dann weg von der Schule,<br />
bloß nicht mehr dieser Zwang, dieses drückende Gefühl…<br />
Ich begann eine Ausbildung, bestand diese mit Bravour,<br />
die erste Freundin kam, ich war glücklich, machte meinen<br />
Zivildienst – doch da war es wieder, dieses Klischee: Zivildienst!<br />
Stimmt doch etwas nicht mit mir? „Typisch,“ hieß<br />
es, „die Weicheier machen alle Zivildienst!“ Dabei habe ich<br />
in der Zeit gedacht, dass ein Dienst an der Waffe ganz sicher<br />
nicht sein härter sein kann, denn ich bin auch fast jeden Tag<br />
durch den Dreck gerobbt. Anschließend erfüllte ich weitere<br />
Klischees, denn ich begann eine neue Ausbildung zum Krankenpfleger<br />
…<br />
Doch dann stand sie auf einmal da, meine Traumfrau! So,<br />
als sei sie vom Himmel gefallen! Ich hatte Schmetterlinge<br />
im Bauch und war so glücklich, denn endlich war es da, das<br />
Gefühl nach dem ich mich so gesehnt hatte, denn ich wollte<br />
immer eine Familie haben, mit Frau und Kindern. Ich wollte<br />
heiraten, ganz in weiß, so wie Mama und Papa auf den Bildern<br />
im Wohnzimmer. Die Verlobung war einzigartig und<br />
stand in allen Medien, die Hochzeit war grandios, doch wenn<br />
ich ehrlich bin, war da immer noch etwas, was mir keine<br />
Ruhe ließ …<br />
Unvermittelt dann der tiefe, tiefe Fall: Schwer krank lag<br />
ich Monate lang in einer Uniklinik, gab Ärzten aller Abteilungen<br />
Rätsel auf, wurde mühevoll künstlich ernährt. Derart<br />
vom Leben ausgeschlossen, konnte ich meine Kinder<br />
nicht aufwachsen sehen, konnte nicht ihre kleinen zarten<br />
Hände berühren und mich nicht in ihren süßen Augen spiegeln.<br />
Hörte nicht das erste „Papa,“ sah nicht die ersten Gehversuche,<br />
habe nichts von diesen Wundern erleben dürfen.<br />
Eine Psychologin sollte nun helfen und sie stellte die Diagnose.<br />
Ich war fassungslos. „Warum ich, ich der so glücklich<br />
war mit allem, was ich mir gewünscht hatte und ich, wie<br />
ich auf dem Lande aufgewachsen und erzogen worden war!<br />
Ich?“ Ärzte, sagt man, können alles heilen, aber eine gebrochene<br />
Seele?<br />
Ja auch das geht, ich habe es geschafft, mit viel Hilfe und<br />
Liebe meiner Exfrau und den Ärzten, denn ich bin kerngesund,<br />
ich bin nur schwul.<br />
Meine Frau ist nun die beste Freundin der Welt, meine Eltern<br />
sind sehr glücklich und zufrieden mit ihrem Sohn und<br />
meinem Mann an meiner Seite; die Kinder lieben ihn über alles<br />
und ja, wir sind eine Familie. In meinen Augen die glücklichste,<br />
die ich je kennen lernen durfte. Nun kann ich leben,<br />
in einer Welt die heute hoffentlich viel toleranter ist, als ich<br />
sie als Kind und Jugendlicher kennen gelernt habe.<br />
Die es nicht für den jungen Mann außerhalb unseres Landkreises war, von<br />
dem wir vor ein paar Tagen lesen mussten. Der nach seinem Outing von<br />
seiner eigenen Mutter verstoßen worden war – geradewegs in den Selbstmord<br />
hinein. Wir denken an ihn, mit jedem Schritt in eine liberalere Zukunft!