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Aufbrüche und Vermittlungen Nouveaux horizons et médiations

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688<br />

Die folgenden Ausführungen zu Rilkes deutsch-französischer Doppeldichtung<br />

Der Magier – Le magicien versuchen sich dem komplexen Thema<br />

der Biglossie in der Dichtung über den Weg zu nähern, indem sie der Verwendung<br />

einer weiteren Sprache als Dichtsprache nachgehen <strong>und</strong> diese ins<br />

Zentrum stellen; <strong>und</strong> dies nicht ausgehend von der theor<strong>et</strong>ischen Ebene,<br />

sondern in konkr<strong>et</strong>er Auseinanders<strong>et</strong>zung mit dem literarisch-lyrischen<br />

Text. Dabei können nebenbei auch Ergänzungen zu den Gründen für die<br />

Ausbildung einer zweiten Dichtsprache gemacht werden. Diese Vorgehensweise<br />

ist gerade bei den vorliegenden Dichtungen möglich <strong>und</strong> angebracht:<br />

Das Bemerkenswerte an den hier ausgewählten beiden Magier-Dichtungen<br />

besteht eben darin, dass sie nicht nur ein Thema in zwei Sprachen behandeln,<br />

sondern zugleich auch Reflexionen auf Dichtung sind. Somit eign<strong>et</strong><br />

sich eine B<strong>et</strong>rachtung zumindest im doppelten Sinn: Einerseits dient sie<br />

dazu, Einblick in die Entwicklung <strong>und</strong> Entstehung der französischen Produktion<br />

Rilkes zu gewähren, andererseits <strong>und</strong> darüber hinaus, lassen sich<br />

dadurch gleichzeitig exemplarische Ausführungen zur Aneignung einer<br />

neuen Sprache bei einem Dichter machen. Der Aufsatz versucht folglich auf<br />

diesem konkr<strong>et</strong>en Weg einen Beitrag zu dem allgemeinen Thema der Mehrsprachigkeit<br />

zu leisten.<br />

2.<br />

Raoul Walisch<br />

Beide Gedichte sind unmittelbar nacheinander am 12.2.1924 entstanden.<br />

Zuerst hat Rilke das deutsche Gedicht geschrieben, auf dessen Reinschrift<br />

– mit dem Zusatz »(um Mitternacht)« –das französische Gedicht folgt. 12<br />

Verfügung haben, welche darüber hinaus mehr in der Mündlichkeit, als in der Schriftlichkeit<br />

Verwendung find<strong>et</strong> – obwohl sich eine Tendenz zur verstärkten Verwendung<br />

des Luxemburgischen auch im schriftlichen Alltag mittlerweile konstatieren lässt, (2.) sie<br />

zwischen zwei klassischen Kulturräumen leben <strong>und</strong> (3.) der Lebensalltag selbst durch<br />

Mehrsprachigkeit geprägt ist <strong>und</strong> die Autoren folglich ebenfalls mehrsprachig sind. Zu<br />

diesen spezifischen Besonderheiten vgl. <strong>et</strong>wa die Beiträge in: Über Grenzen. Literaturen<br />

in Luxemburg. Hg. v. Irmgard Honnef-Becker u. Johannes Kramer. Esch/Alz<strong>et</strong>te: Phi<br />

2004. Vgl. ebenso: Identitäts(de)konstruktionen. Neue Studien zur Luxemburgistik. Hg.<br />

v. Claude D. Conter u. Germaine Go<strong>et</strong>zinger. Esch/Alz<strong>et</strong>te: Phi 2008.<br />

12 Siehe KA 2, S. 802. Veröffentlicht wird Der Magier zuerst 1924 im Insel-Almanach auf<br />

das Jahr 1925, S. 106. Der Erstdruck von Le magicien erfolgt postum in: Poèmes Français.<br />

Vergers, Les Quatrains Valaisans, Les Roses, les Fenêtres, Carn<strong>et</strong> de poche, Poèmes<br />

épars. Paris: Hartmann 1935, S. 178.

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