Zentrale Beratungsstelle Hannover - Diakonisches Werk Hannover
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Jahresbericht 2009 26<br />
Die Patientengruppe der Krankenwohnung ist zu klein, um eine statistisch relevante Aussage zu treffen;<br />
sicherlich aber stehen Erkrankungen und (Risiko-) Lebenslage in engem Zusammenhang. Hier<br />
spielt auch der Zeitfaktor eine Rolle; die Jahre der Wohnungslosigkeit fordern irgendwann ihren Tribut<br />
und zwingen den Betreffenden zu einer Lebensveränderung. Wie die folgende Statistik zeigt, sind es<br />
eher die „älteren Semester“, die in der Krankenwohnung unterkommen.<br />
Fast die Hälfte derjenigen, die in der Krankenwohnung aufgenommen wurden, waren zwischen 40<br />
und 50 Jahren alt. Dies dürfte auch der größten Gruppe der wohnungslosen Klientel insgesamt entsprechen.<br />
Auffallend ist, dass darüber hinaus kaum jüngere Menschen in der Krankenwohnung aufgenommen<br />
wurden, sondern die zwischen 50- und 70-Jährigen zusammen 36 % ausmachten.<br />
Krankenwohnung „Die KuRVe“<br />
Als Letztes soll über den weiteren Verbleib der<br />
Patienten Auskunft gegeben werden:<br />
Die Statistik zeigt, dass sich das Ziel „Vermittlung<br />
in Wohnraum“ nicht in allen Fällen verwirklichen<br />
lässt. Immerhin trifft dies noch auf 48<br />
% zu. Aber auch bei dieser Gruppe muss der<br />
„Erfolg“ unter Vorbehalt gesehen werden, denn<br />
über die Nachhaltigkeit kann keine Aussage<br />
getroffen werden.<br />
Ein gutes Viertel hat den Aufenthalt in der<br />
Krankenwohnung vorzeitig abgebrochen - dazu<br />
gehören auch Abbrüche seitens der Krankenwohnung,<br />
weil die Verträglichkeit nicht mehr<br />
gewährleistet war bzw. die Minimalanforderun-<br />
gen an die Mitwirkung des Patienten nicht eingehalten werden konnten. 22 % sind in eine Entgiftungsklinik<br />
oder weiterbehandelnde therapeutische Einrichtung vermittelt worden. Ein Patient ist während<br />
des Aufenthaltes verstorben, ein weiterer musste in die JVA.<br />
Ziele 2009<br />
Abbrüche<br />
28%<br />
JVA<br />
6%<br />
Abgangsstatistik 2009<br />
Klinik/<br />
Engiftung<br />
22%<br />
Todesfälle<br />
6%<br />
48%<br />
Aufrechterhaltung des laufenden Betriebes während der Vertretungszeit vom 01.04. – 30.09.09<br />
Die Kollegen/innen der <strong>Beratungsstelle</strong> Hagenstraße übernahmen für den Zeitraum die Vertretung von<br />
C. Genz. Zur Vorbereitung hatten diverse Hospitationen und Planungsgespräche stattgefunden. Jeder/jede<br />
der Kollegen/innen sollte an einem bestimmten Wochentag in der Krankenwohnung anwesend<br />
sein. Dass dies nur am Vormittag sein würde, war nicht möglich, da auch die <strong>Beratungsstelle</strong><br />
Hagenstraße nicht immer komplett besetzt ist.<br />
In der Rückschau gaben die Kollegen/innen an, oft überfordert gewesen zu sein, da zwei Arbeitsstellen,<br />
inklusive der Urlaubs- und Krankheitsvertretungen kaum zu bewerkstelligen waren. Noch anstrengender<br />
stellte sich die Situation für E. Walpert-Niemann dar, der während dieser Zeit die Hauptlast<br />
und -verantwortung zukam. Das Resultat waren entsprechend viele Überstunden. Trotz allem ist<br />
es den Kollegen/innen gelungen, ihr Vorhaben zu verwirklichen. Der Betrieb der Krankenwohnung<br />
konnte erwartungsgemäß aufrechterhalten werden.<br />
Auswertung der Veränderungen im Gesundheitssystem - Auswirkungen auf unsere Klientel<br />
Die zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen<br />
die medizinischen Versorgungsangebote der Wohnungslosenhilfe in Anspruch nehmen, weil diese<br />
unbürokratisch und überwiegend kostenfrei sind. Dies hat auch zur Folge, dass zunehmend Angehörige<br />
der Armutsbevölkerung versuchen, von diesen Hilfen zu partizipieren.<br />
Während zu Beginn des Jahres diskutiert wurde, wer die Kosten für die Passbilder der neuen elektronischen<br />
Gesundheitskarte übernehmen soll, stand Ende des Jahres nach den Bundestagswahlen fest,<br />
dass diese gar nicht eingeführt wird. Ebenso wenig steht fest, ob der gerade eingeführte Gesundheitsfonds<br />
fortgeführt wird oder zugunsten einer „Kopfpauschale“ wieder abgeschafft wird. Das kommende<br />
Jahr wird mit Sicherheit neue Überraschungen im Gesundheitswesen bereithalten.<br />
In der Krankenwohnung fällt auf, dass neu aufgenommene Patienten häufig ohne Einkommen und<br />
Krankenversicherungsschutz eintreffen, obwohl dies seit Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
kaum mehr möglich sein sollte. Hintergrund ist oft eine Unterbrechung des ALG-II-Bezuges,<br />
der von wenigen Monaten bis zu ein, zwei Jahren variiert. Es gibt auch immer wieder Klienten, die<br />
sich seit Jahren ohne jegliches Transfereinkommen „durchgeschlagen“ haben und irgendwann im<br />
Zuge ihrer Erkrankung auffallen. Leider ist es eher selten, dass bereits im Krankenhaus ein Antrag auf<br />
ALG II gestellt wird und die Betreffenden kommen unversorgt in der „KuRVe“ an. Da die Patienten