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Zentrale Beratungsstelle Hannover - Diakonisches Werk Hannover

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<strong>Zentrale</strong> <strong>Beratungsstelle</strong> <strong>Hannover</strong><br />

<strong>Diakonisches</strong> <strong>Werk</strong> Stadtverband <strong>Hannover</strong> e.V.


<strong>Zentrale</strong> <strong>Beratungsstelle</strong><br />

für Personen in besonderen sozialen Schwierigkeiten<br />

Hagenstr. 36<br />

30161 <strong>Hannover</strong><br />

Tel.: 0511/9 90 40-0<br />

Fax: 0511/9 90 40-36<br />

Internet: www.zbs-hannover.de<br />

E-Mail: mailbox@zbs-hannover.de<br />

Träger:<br />

<strong>Diakonisches</strong> <strong>Werk</strong> Stadtverband <strong>Hannover</strong> e. V.<br />

Burgstraße 8/10<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

Die <strong>Zentrale</strong> <strong>Beratungsstelle</strong> wird finanziert mit Zuwendungen und Entgelten<br />

des Landes Niedersachsen, der Region <strong>Hannover</strong>, der Stadt <strong>Hannover</strong> des JobCenters Region <strong>Hannover</strong>,<br />

der Landkreise Hameln, Holzminden, Nienburg, der Stiftung Wohnungshilfe Hameln und der<br />

Stadt Wunstorf.<br />

Die Arbeit wird vom Diakonischen <strong>Werk</strong> Landesverband, dem Ev.-luth. Stadtkirchenverband, der<br />

Diakoniestiftung <strong>Hannover</strong>, der Stiftung Niedersächsische Wohnungslosenhilfe, der Niedergerke Stiftung,<br />

der Wilhelm Hirte Stiftung und der Stelle für Stiftungen der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> sowie<br />

dem Förderkreis Tagestreff Wunstorf e. V. und dem Senior Schläger Haus e. V. unterstützt.


Jahresbericht 2009 3<br />

1. Vorwort Seite 04<br />

2. Ambulante Hilfe <strong>Hannover</strong> Seite 05<br />

2.1 Tagestreffpunkt „DüK“ Seite 05<br />

2.2 Kontaktladen „Mecki“ Seite 09<br />

2.3 <strong>Beratungsstelle</strong> Hagenstraße Seite 13<br />

2.4 Ambulante Hilfe/Mieterbetreuung Seite 17<br />

2.5 Schuldnerberatung Seite 21<br />

2.6 Krankenwohnung „Die KuRVe“ Seite 25<br />

2.7 Suchtberatung Seite 28<br />

2.8 Ökumenische Essenausgabe Seite 30<br />

3. <strong>Zentrale</strong> Dienste Seite 34<br />

4. Flächenorientierte Ambulante Hilfe Seite 36<br />

4.1 <strong>Beratungsstelle</strong> Celle Seite 36<br />

4.2 <strong>Beratungsstelle</strong> Hameln Seite 39<br />

4.3 Tagestreffpunkt Hameln Seite 42<br />

4.4 <strong>Beratungsstelle</strong> Region <strong>Hannover</strong>/Neustadt Seite 45<br />

4.5 <strong>Beratungsstelle</strong> Hildesheim Seite 46<br />

4.6 <strong>Beratungsstelle</strong> Holzminden Seite 48<br />

4.7 <strong>Beratungsstelle</strong> Nienburg Seite 50<br />

4.8 <strong>Beratungsstelle</strong> Schaumburg Seite 52<br />

4.9 Tagestreffpunkt Wunstorf Seite 53<br />

Adressenverzeichnis Seite 56<br />

Inhaltsverzeichnis


Jahresbericht 2009 4<br />

1. Vorwort<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

jedes Jahr ist es uns wieder ein besonderes Anliegen, Ihnen einen Einblick in die Abläufe und Ergebnisse<br />

unserer vielfältigen Arbeit zu geben. Wir möchten Sie teilhaben lassen an dem, was uns im vergangenen<br />

Jahr bewegt hat, weil wir um Ihr Interesse daran wissen. Deshalb finden Sie auf den folgenden<br />

Seiten eine bunte Mischung aus Strukturen und deren Veränderung, aus Prozessen und den<br />

Abläufen und Berichte von guten und manchmal sehr guten Ergebnissen.<br />

Hinweisen möchte ich Sie auf den erfolgreichen Abschluss des Umzugs in Hameln: <strong>Beratungsstelle</strong><br />

und Tagestreff unter einem Dach: das ist die Erreichung eines lang verfolgten Ziels. Dankbar bin ich<br />

vor allem für die gute Zusammenarbeit mit den örtlichen Hilfeanbietern und Kooperationspartnern.<br />

Näheres finden Sie auf den Seiten 40 bis 45.<br />

Eine räumliche Veränderung stand auch für die Kollegen/innen in Hildesheim an. Ein städtebauliches<br />

Großprojekt führte zur Kündigung unserer bisherigen Räume; damit war die Notwendigkeit des Umzugs<br />

gegeben.<br />

Ebenfalls musste sich die Krankenwohnung in <strong>Hannover</strong> neue Räume suchen. Auch hier fand sich<br />

bald ein geeignetes Objekt und der Umzug wurde im September durchgeführt.<br />

Erfreulich ist, dass wir an allen neuen Standorten willkommen sind; die in der Vergangenheit häufig<br />

erlebten Ablehnungen (unserer Zielgruppe) durch Nachbarn waren hier nicht zu finden.<br />

Unseren Dank möchten wir hiermit gegenüber allen Kooperationspartnern, Geld- und Zuwendungsgebern<br />

ausdrücken. Besonderer Dank gilt unseren Spendern, die in erheblichem Maß zur Absicherung<br />

unserer Arbeit beitragen.<br />

Integrations- und Teilhabearbeit ist nur möglich, wenn die Helferinnen und Helfer selbst akzeptiert<br />

sind, Unterstützung finden und das (gesellschaftliche) Umfeld bereit ist, sie anzunehmen. Dies haben<br />

wir in vielen Einzelfällen immer wieder so erlebt; es ist aber auch in den Gesprächen über Projektentwicklung,<br />

neue Bedarfe, Entwickeln neuer Kooperationsabsprachen usw. deutlich geworden. Dafür<br />

danken wir Ihnen, die Sie diesen Bericht in den Händen haben.<br />

<strong>Hannover</strong>, im Juli 2010<br />

Gottfried Schöne<br />

Vorwort


Jahresbericht 2009 5<br />

2. Ambulante Hilfe <strong>Hannover</strong><br />

2.1 Tagestreffpunkt „DüK“<br />

Das „DüK“ bietet eine Rückzugsmöglichkeit und die Chance, Kontakt zu<br />

anderen Betroffenen aufzunehmen. Im Tagesaufenthalt erwartet den<br />

Besucher ein breitgefächertes Versorgungsangebot (Duschen, Waschmaschinen,<br />

Schließfächer, Notbekleidung, Büromaterial, medizinische<br />

Grundversorgung, eine Küche und ein Fernsehraum). Zur Integration ins<br />

Hilfesystem bieten wir Beratung, Vermittlung und Begleitung zu Behörden<br />

an. Da unser Angebot stark geprägt ist von dem Grundprinzip der „Hilfe<br />

zur Selbsthilfe“, werden viele Aktivitäten von den Besuchern/innen mitbestimmt<br />

und organisiert; so auch die vielfältigen Freizeitaktivitäten, die wir<br />

regelmäßig anbieten. Rechtliche Grundlage der Arbeit sind die §§ 67 ff.<br />

des SGB XII.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Im Jahr 2009 haben wir die Arbeit im Tagestreffpunkt „DüK“ unterschiedlichsten Gruppen präsentiert.<br />

Zu nennen wären an dieser Stelle Schüler, Studenten, Konfirmanden und Praktikanten aus anderen<br />

Einrichtungen. Da wir in der Vergangenheit auch regelmäßig Besuch von einer Kindertagesstätte bekommen<br />

haben, entstand auf Initiative der sehr engagierten Erzieherin eine Öffentlichkeitsaktion für<br />

wohnungslose Menschen. An dieser Veranstaltung haben wir uns beteiligt. Mit großem Presseaufgebot<br />

gab es zum Thema Wohnungslosigkeit einen bunten Abend mit zahlreichen Wort- und Musikbeiträgen.<br />

Qualifizierung<br />

Der Personenkreis wohnungsloser Menschen ist sehr vielschichtig. Entsprechend sind die Problemlagen<br />

der Betroffenen unterschiedlich gelagert. Um adäquate Hilfe anbieten zu können, ist ein Zusammenspiel<br />

von Theorie und Praxis wichtiger Bestandteil der Arbeit. Zur Aktualisierung des Fachwissens<br />

nehmen wir daher regelmäßig an Fortbildungen teil. In diesem Jahr haben wir Veranstaltung im EDV-<br />

Bereich, zum ALG II, zur Hilfegewährung in der Wohnungslosenhilfe und zu psychosozialen Themen<br />

besucht.<br />

Freizeitaktivitäten<br />

Freizeitaktivitäten gehören zu unserem Standardangebot. Sie ermöglichen eine positive Kontaktaufnahme<br />

zu den Betroffenen, um z. B. Probleme frühzeitig erkennen zu können. Vielen Besuchern/innen<br />

fällt es leichter im Gespräch ihre<br />

Situation zu schildern, wenn zuvor der Kontakt<br />

auf anderer Ebene aufgebaut wurde. Das Gespräch<br />

findet „auf Augenhöhe“ statt, weil sie bei<br />

den Aktivitäten ihre Fähigkeiten unter Beweis<br />

stellen konnten. Sie erleben sich nicht nur als<br />

hilflos. Zahlreiche Freizeitaktivitäten haben in<br />

diesem Berichtsjahr stattgefunden. Es gab Skat-,<br />

Tischtennis-, Dart- und Kegelturniere. Töpfern<br />

und Tretbootfahren wurden ebenfalls angeboten.<br />

Ein Schauspieler hat uns zu seiner Generalprobe<br />

eingeladen. Der diesjährige Jahresausflug war<br />

eine Fahrt nach Wolfsburg. Dort haben wir das<br />

Phaeno besucht. Im Phaeno ist eine sehr interessante<br />

Experimentierlandschaft aufgebaut mit<br />

über 300 Stationen. Damit wir diesen Ausflug<br />

überhaupt finanzieren konnten, hat uns das Phaeno ermäßigte Eintrittspreise gewährt. Für diese<br />

großzügige Aktion bedanken wir uns an dieser Stelle.<br />

Tagestreffpunkt „DüK“


Jahresbericht 2009 6<br />

Spenden<br />

Die Finanzierung unserer Arbeit gestaltet sich mittlerweile sehr schwierig. Nach Abschaffung der Beihilfen<br />

mit der Einführung von ALG II bekommen wir verstärkt Anfragen von den Besuchern/innen nach<br />

Alltagsgegenständen, die für sie anscheinend nicht mehr finanzierbar sind. Durch die allgemeinen<br />

Preissteigerungen in den letzten Jahren ist aber auch unser Budget geschrumpft. Wir mussten von<br />

vielen Hilfeleistungen, die wir seit langem gewähren konnten, Abschied nehmen. Fahrkarten und medizinische<br />

Materialien können nur noch im geringen Maße zur Verfügung gestellt werden. Die Preise<br />

für Getränke und Waschmittel wurden angehoben. Es findet immer mehr ein Rückgriff auf Spenden<br />

statt. Bezogen auf Alltagsgegenstände, Bekleidung und Lebensmittel blicken wir dankbar auf das letzte<br />

Jahr zurück. Viele Menschen haben unsere Besucher/innen mit dem Nötigsten versorgt. Zum Dank<br />

haben wir auch in diesem Jahr wieder ein Spenderkaffeetrinken veranstaltet. Einige Hilfeleistungen<br />

lassen sich jedoch nicht über Sachspenden regeln. Eine Unterstützung in kleineren Geldbeträgen<br />

erhielten wir von den benachbarten Läden. Wir konnten dort Spendendosen für unsere Einrichtung<br />

aufstellen. Über diesen Weg haben wir auch verstärkt Kontakt zu den hiesigen Geschäftsleuten aufgenommen<br />

und festgestellt, dass diese unserer Arbeit eine hohe Akzeptanz entgegenbringen.<br />

Personal<br />

Unser Berufspraktikant hat sein Annerkennungsjahr erfolgreich beendet. Durch seine Unterstützung<br />

konnten wir verstärkt Freizeitaktivitäten anbieten und unsere Klienten/innen zu Ämtern und Behörden<br />

begleiten. Leider wurde die Stelle trotz personeller Engpässe nicht neu bewilligt.<br />

Vermittlung<br />

Die Hischestraße, eine Unterbringungsmöglichkeit für junge Erwachsene von 18 bis 27 Jahren, wurde<br />

geschlossen. Nun klafft eine große Lücke im Hilfesystem. Gerade in den letzten Jahren haben verstärkt<br />

junge Menschen den Tagestreffpunkt um Unterstützung gebeten. Viele wurden von uns in die<br />

Hischestraße vermittelt. Dort haben wir sie als gut und altersgerecht untergebracht gesehen.<br />

Die Vermittlung und das Gespräch mit den JobCentern gestalten sich weiterhin schwierig. Der zuständige<br />

Sachbearbeiter ist selten erreichbar. Im Prinzip könnte ein Gespräch mit uns die Arbeit des<br />

Sachbearbeiters im Einzelfall erleichtern und beschleunigen. Dies wird jedoch selten genutzt. Stattdessen<br />

verweist man auf fehlende Unterlagen und Mitwirkung und kürzt die Leistung. Natürlich haben<br />

wir auch positive Erfahrungen mit einzelnen Sachbearbeitern/innen gemacht.<br />

Die Vermittlung von Menschen aus anderen Ländern in Unterkünfte ist in vielen Fällen aussichtslos,<br />

insbesondere dann, wenn der Aufenthaltsstatus nicht ausreichend geklärt ist. Diese Menschen bleiben<br />

selbst bei hohen Minusgraden draußen. Eine menschenunwürdige Situation.<br />

Durch die Kürzungsdebatten hervorgerufen ist eine zunehmende Spezialisierung der einzelnen <strong>Beratungsstelle</strong>n<br />

zu beobachten. Beraten wird nur der Personenkreis, der die eigene Finanzierung sichert.<br />

Einerseits verständlich - führt diese Verfahrensweise andererseits zum Ausschluss derjenigen Personen,<br />

deren Notlage nicht eindeutig genug definiert werden kann. Diese Menschen sprechen dann in<br />

den offenen Einrichtungen vor. Es dauert manchmal lange, den für sie zuständigen Ansprechpartner<br />

zu finden.<br />

Wohnungslose Menschen mit einer massiven psychischen Erkrankung haben es besonders schwer<br />

ihr tägliches Überleben zu sichern. Die seelische Verfassung lässt es häufig nicht zu Hilfe im notwendigen<br />

Maße anzunehmen. Bei der Vermittlung und Unterstützung dieses Personenkreises bedarf es<br />

eines hohen Einfühlungsvermögens und der verstärkten Zusammenarbeit aller in Frage kommenden<br />

Hilfeträger.<br />

Alkoholismus und Suchtmittelabhängigkeit führen ebenfalls zur Hilflosigkeit des Betroffenen und verschlechtern<br />

zunehmend die eigene Lebenssituation. Eine Vermittlung an Entgiftungs- und Therapieangebote<br />

ist vielfach schwierig, da neben der Abhängigkeit noch das Problem der Wohnungslosigkeit<br />

besteht. Die Entgiftung wird als vorübergehende letzte Möglichkeit noch wahrgenommen. Zu einer<br />

Therapie kommt es jedoch selten. Wohnungslose Menschen sehen ihre Thematik in den Therapieeinrichtungen<br />

oftmals unzureichend bearbeitet. Das Problem einer Suchtmittelabhängigkeit in unseren<br />

Einrichtungen zu thematisieren, hat sich eine Kollegin zur Aufgabe gemacht. Sie ist Sozialtherapeutin/Sucht.<br />

Wöchentlich bietet sie eine Gesprächsgruppe an, die sehr gut besucht ist.<br />

Statistik<br />

Tagestreffpunkt „DüK“


Jahresbericht 2009 7<br />

Die<br />

statistischen Erhebungen haben ergeben, dass sich die Zahl wohnungsloser Menschen im Vergleich<br />

zum Vorjahr nicht verringert hat. Insbesondere einmalig entstandene Mietschulden führen zu dauerhafter<br />

Wohnungslosigkeit. Alle namhaften Wohnungsanbieter weigern sich, Menschen mit Mietschulden<br />

zu akzeptieren. Folglich warten viele Betroffene schon seit Jahren auf ein Wohnungsangebot und<br />

verweilen in den Einrichtungen.<br />

Ziele 2009<br />

Spenden für die Weihnachtsfeier<br />

Im Tagestreffpunkt „DüK“ findet jedes Jahr eine Weihnachtsfeier statt. Während dieser Feier werden<br />

Geschenke an die Gäste verteilt. Mittlerweile reichen die finanziellen Mittel kaum aus, um diese Präsente<br />

zu bezahlen. Daher waren wir in diesem Jahr verstärkt um Spenden bemüht. Kleinere Geldbeträge<br />

von Privatpersonen, eine interne Spende und die Wunschbaumaktion des hilcura-treff e.V.<br />

machten es möglich, dass der zweite Weihnachtstag für 172 Menschen ein gelungenes Fest mit Geschenken<br />

wurde.<br />

Turnier<br />

Für das Jahr 2009 waren Turniere in Zusammenarbeit mit einem Sportverein geplant. Der Kontakt zu<br />

anderen Menschen sollte gefördert werden. Mit Freizeitaktivitäten nach Außen zu treten war das Ziel.<br />

Leider konnten wir dieses Vorhaben nicht umsetzen. Trotz<br />

Können und anfänglicher Begeisterung waren unsere Besucher/innen<br />

nicht bereit gegen einen Sportverein anzutreten.<br />

Wird auch im täglichen Zusammenleben schnell deutlich, dass<br />

unsere Besucher/innen über mehr Fähigkeiten verfügen als<br />

ihnen allgemein hin zugetraut werden, so ist die eigene Skepsis<br />

der Betroffenen doch stark ausgeprägt.<br />

Renovierung<br />

Die Renovierungsarbeiten haben begonnen und sollen im<br />

nächsten Jahr zum Abschluss gebracht werden. Der untere<br />

Bereich unserer Einrichtung wurde bereits fertig gestellt. Es<br />

gibt nun einen separaten Eingang zum Sanitärbereich. Die<br />

Außenfassade wurde gestrichen und mit einem Motiv aus der<br />

Wohnungslosenhilfe versehen. In die Fensterfront am Eingangsbereich<br />

wurden doppelt verglaste Scheiben ein-gesetzt.<br />

Außerdem wurde der untere Bereich neu gestrichen. Unser<br />

Ziel, die Räumlichkeiten insgesamt freundlicher und einladender<br />

zu gestalten, wurde also teilweise umgesetzt.<br />

Tagestreffpunkt „DüK“


Jahresbericht 2009 8<br />

Ziele 2010<br />

Erfolgreicher Abschluss der Renovierungsarbeiten<br />

Im Jahr 2010 möchten wir die Renovierungsarbeiten in unserer Einrichtung erfolgreich beenden. Der<br />

obere Bereich muss noch neu gestaltet werden. Über die sinnvolle Nutzung sollte im Einzelnen noch<br />

nachgedacht werden.<br />

Wiedereröffnungsfeier<br />

Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten werden wir ein Wiedereröffnungsfest organisieren. Zu<br />

diesem Anlass möchten wir die Arbeit in der Einrichtung einer breiten Öffentlichkeit präsentieren.<br />

Wichtig ist uns hierbei eine Beteiligung der Besucher/innen an den Vorbereitungen und der Umsetzung<br />

der Veranstaltung.<br />

Einarbeitung einer neuen Kollegin oder eines neuen Kollegen<br />

Nach langjähriger Tätigkeit geht eine Kollegin in Erziehungsurlaub. Zur Gewährleistung der erfolgreichen<br />

Arbeit im Tagestreffpunkt wird dem/r Nachfolger/in ein umfassender Überblick bezüglich der<br />

Arbeit im „DüK“ und des Wohnungslosenhilfesystems ermöglicht. So werden wir sicherstellen, dass<br />

sich der/die neue Kollege/in an Arbeitsprozessen jeglicher Art beteiligen und aktiv im Tagesaufenthalt<br />

mitarbeiten kann.<br />

Tagestreffpunkt „DüK“


Jahresbericht 2009 9<br />

2.2 Kontaktladen „Mecki“<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit war auch im Berichtsjahr wieder ein wichtiges Anliegen der Mitarbeiter/innen<br />

des Kontaktladens (KLM). Dies beinhaltete neben der Information von interessierten Besuchergruppen<br />

(z. B. Studenten/Schüler/Konfirmanden) auch die Arbeit mit Presse und Fernsehen, die im Januar<br />

2009 wegen der großen Kälte über die Situation wohnungsloser Menschen berichteten. Eine Kollegin<br />

wurde zu diesem Thema in eine Talkshow bei Sat.1 eingeladen. Auch der Winter 2009/10 war besonders<br />

kalt und lang, darüber wird 2010 zu berichten sein.<br />

Durch die Verdrängung aus anderen Innenstadtbereichen kam es Anfang 2009 am <strong>Zentrale</strong>n Omnibusbahnhof<br />

(ZOB) zu größeren Ansammlungen von Angehörigen der Wohnungslosenszene. Diese<br />

Situation führte zu Reaktionen besonders der Polizei und zu Diskussionen in der Öffentlichkeit und der<br />

Lokalpolitik. So veranlasste der Bezirksrat Mitte im Februar 2009 eine öffentliche Anhörung, in der<br />

neben der Polizei auch Mitarbeiter/innen des KLM gehört wurden. In einer ZBS-internen Arbeitsgruppe<br />

wurde ein Konzeptentwurf erarbeitet, der das Gestalten des Miteinanders unterschiedlicher Interessensgruppen<br />

am ZOB zum Thema hatte. Nachdem die Fläche von einem privaten Investor übernommen<br />

wurde, der die Umgestaltung und Bebauung plant, ist das öffentliche Interesse an einer Problemlösung<br />

zurzeit aber abgeflaut.<br />

Am 11.03.2009 fand ein Ausflug mit Besuchern des KLM statt. Mitarbeiter/innen der Stadtwerke <strong>Hannover</strong>,<br />

die den Kontaktladen im Zuge der Altera - Veranstaltungsreihe (Altera - „die andere Seite, ungewöhnliche<br />

Fortbildung für Führungskräfte“) kennen gelernt hatten, haben schon im vorherigen Jahr<br />

die Besichtigung des Kraftwerks in Stöcken ermöglicht. Die Teilnehmer/innen hatten dabei Interesse<br />

an einer Besichtigung des Wasserkraftwerks in Linden geäußert, das dann auch zum Ziel des diesjährigen<br />

Ausflugs wurde.<br />

Am 7. Juni fand die Europawahl statt. Der KLM war vom 13. Mai bis 5. Juni wieder Briefwahllokal für<br />

wohnungslose Menschen. Ca. 30 wohnungslose Besucher/innen machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch.<br />

Ähnliches galt für die Bundestagswahl; hierbei nutzten ca. 40 wohnungslose Menschen zwischen dem<br />

1. und 25. September den KLM als Briefwahllokal. Die regionale Presse sowie der Rundfunk, z. B.<br />

FFN, berichteten darüber.<br />

Ein Wahllokal in einer Einrichtung der Wohnungslosenhilfe, das auch wohnungslosen Bürgern/innen<br />

unbürokratisch die demokratische Teilhabe ermöglicht, ist nach unserer Kenntnis bundesweit einmalig<br />

und nur dank der guten Kooperation mit dem hannoverschen Wahlamt möglich.<br />

Das Jahr 2009 begann im Kontaktladen „Mecki“ mit einigen personellen Veränderungen. Zum<br />

01.01.2009 wurde eine neue Mitarbeiterin eingestellt, da eine langjährige Kollegin das Kontaktladenteam<br />

verließ. Diese Kollegin hat im Laufe des Jahres ihre berufsbegleitende Zusatzausbildung zur<br />

Suchtberaterin abgeschlossen und nun die Aufgabe übernommen, den Bereich „Suchtberatung“ innerhalb<br />

der ZBS zu entwickeln. Im Kontaktladen „Mecki“ konnten eine offene Gruppe zum Thema<br />

„Abhängigkeit/Sucht“ - einmal wöchentlich nach der Öffnungszeit - sowie themenbezogene Einzelgespräche<br />

angeboten werden.<br />

Ab Juni wurde die Besucherstatistik am Laptop geführt. Als Vereinfachung geplant, führte dies zunächst<br />

zu deutlich mehr Arbeitsaufwand. So zeigten sich sowohl technische Probleme beim Einrichten<br />

des Laptops als auch beim Finden eines<br />

über 60 Jahre<br />

9%<br />

Altersdurchschnitt<br />

18 - 27 Jahre<br />

27 - 60<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

7%<br />

84%<br />

Kontaktladen „Mecki“<br />

praktikablen Computerprogramms und<br />

dessen einfacher Umsetzung. Weiterhin<br />

bleibt es ein Problem, in diesem offenen,<br />

hochfrequentierten Bereich Einzelpersonen<br />

statistisch zu verwalten, zu<br />

zählen und sie dabei auch noch nach<br />

unterschiedlichen Kategorien beziehungsweise<br />

Zuständigkeit der örtlichen<br />

und überörtlichen Träger und Altersgruppen<br />

zuzuordnen, wie es vom Niedersächsischen<br />

Landesamt für <strong>Zentrale</strong><br />

Soziale Aufgaben verlangt wird. Da der<br />

Kontaktladen nicht über einen kontrollierten<br />

Eingangsbereich im Sinne einer<br />

Pforte verfügt und die Mitarbeiter/innen<br />

in der Regel vollauf mit der Betreuung und Hilfestellung für die Besucher/innen beschäftigt sind, bindet<br />

das Führen der Statistik die Arbeitskraft einer Mitarbeiterin, die sich fast ausschließlich mit der Erfassung<br />

beschäftigen muss.


Jahresbericht 2009 10<br />

Insgesamt wurden 493 unterschiedliche Personen dokumentiert. Nicht erhoben wurden die Daten von<br />

Menschen, die nur einmalig den Kontaktladen aufsuchten. 28.538 Kontakte fanden an 304 geöffneten<br />

Tagen statt. Durchschnittlich ergibt sich daraus eine Besucherzahl von 94 Personen täglich.<br />

Besondere Probleme wirft die Arbeit mit wohnungslosen Menschen mit Migrationshintergrund - nicht<br />

nur wegen der Sprache - auf. Häufig besteht Unklarheit, ob diese Besucher/innen Anspruch auf staatliche<br />

Leistungen bzgl. Lebensunterhalt, Unterkunft oder Krankenversicherung haben. Nur vereinzelt<br />

gelang es in Kooperation mit der <strong>Beratungsstelle</strong> Hagenstraße und nach zeitintensiven sozialpädagogischen<br />

Beratungen und Begleitungen Ansprüche, z. B. gegenüber dem JobCenter, zu realisieren.<br />

Bestanden Ansprüche, eröffnete dies die Möglichkeit der Wohnungssuche und führte zu neuem Beratungsbedarf,<br />

z.B. über Rechte und Pflichten bei der Wohnungsanmietung und im Mietverhältnis, sowie<br />

zu Gesprächen über eine neue Tagesstruktur und über Arbeitssuche und Freizeitgestaltung. Die Zusammenarbeit<br />

mit „ProMigration“, die im letzten Jahr in diesem Zusammenhang vorbereitet wurde -<br />

gedacht war an eine Sprechstunde von ProMigration im KLM -, fand in dieser Form nicht statt. Nur in<br />

Einzelfällen gelang die Vermittlung zu einer Mitarbeiterin von ProMigration mit polnischen Sprachkenntnissen.<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

46<br />

194<br />

Frauen Männer<br />

ohne Wohnung<br />

Das (auch finanzielle) Problem der medizinischen Versorgung ausländischer Wohnungsloser ohne<br />

Krankenversicherungsschutz konnte zumindest teilweise durch Zuwendungen des DW<br />

(Migrantenfonds) aufgefangen werden. Wo es möglich war, wurde an die Malteser Migrantenmedizin<br />

vermittelt.<br />

Nachdem der Schriftsteller Günter Wallraff sich zu Jahresbeginn auch in <strong>Hannover</strong> mit der Situation<br />

wohnungsloser Menschen auseinandergesetzt hat, geriet besonders das städtische Sleep - Inn im<br />

Bunker am Welfenplatz in die Diskussion. Nachdem äußerst negative Presseberichte über die Zustände<br />

dort erschienen waren, wurde von der Kommune nach Alternativen gesucht. Parallel dazu<br />

wurde eine Unterkunft für junge Erwachsene (U 25) geschlossen. In einer Arbeitsgruppe mit dem Arbeitstitel<br />

„Sozialhotel“ sollte ein Konzept dazu entwickelt werden, mit dem das DW in Verhandlungen<br />

über eine qualitativ bessere Unterkunft eintreten konnte. Die vom KLM angedachte Lösung, ein „Sozialhotel“<br />

für beide Gruppierungen zu planen, scheiterte an der Vorstellung, junge wohnungslose Erwachsene<br />

gemeinsam mit älteren wohnungslosen Menschen in einer Einrichtung unterzubringen.<br />

Der Caritasverband <strong>Hannover</strong> veranstaltete im August zwei Treffen mit niedersächsischen Bundestagsabgeordneten<br />

(CDU und SPD), um auf dem Erfahrungshintergrund der Arbeit mit ihrer Straßenambulanz<br />

auf Probleme bei der medizinischen Versorgung wohnungsloser Menschen hinzuweisen. Zu<br />

beiden Treffen waren Mitarbeiter/innen des KLM eingeladen, die ihre Erfahrungen einbrachten. Deutlich<br />

wurde hier die Notwendigkeit niedrigschwelliger medizinischer Versorgung in der<br />

Wohnungslosenhilfe hervorgehoben.<br />

Am 08. September war der Kontaktladen „Mecki“ im Rahmen des Civilia-Programms (Weiterbildung<br />

für Führungskräfte) „Gesundheitswesen in <strong>Hannover</strong>“ Veranstaltungsort. Hierzu wurde eine Beamer-<br />

Präsentation erarbeitet, mit der auch zukünftige Besuchergruppen informiert werden können.<br />

Das ganze Jahr über, aber besonders in der kalten Jahreszeit, wurden die Besucher/innen des KLM<br />

mit Kleider- und Sachspenden bedacht. Besonders eine große Spende, von 25 Fahrrädern, Schlafsäcken,<br />

Rucksäcken, warmer Kleidung und Schuhen sorgte dafür, dass die Besucher/innen im Winter<br />

48<br />

Kontaktladen „Mecki“<br />

205<br />

Frauen Männer<br />

mit Wohnung


Jahresbericht 2009 11<br />

versorgt werden konnten. Danke dafür – auch an die vielen Bürger, die Kleidung, Kaffee oder andere<br />

Spenden vorbeigebracht haben.<br />

Am 12. November fand der „2. <strong>Hannover</strong>sche Markt der Möglichkeiten“ statt. Dieser Marktplatz soll ein<br />

Forum bieten, Unternehmen und gemeinnützige Organisationen zusammenzubringen und Projektpartnerschaften<br />

einzugehen. Bezüglich des Kontaktladens ergab sich ein Kontakt mit dem Hotel Viva<br />

Creativo. Dies führte u. a. zu einer großen Spende von Kartoffelsalat und Würstchen für unsere jährlich<br />

stattfindende Weihnachtsfeier. Fast 350 Besucher/innen waren hierbei unsere Gäste, die mit dem<br />

leckeren Essen bewirtet wurden und kleine Geschenke erhielten. Als Gegenleistung steht eine noch<br />

zu erfüllende Einladung an das Team des Hotels aus, den Kontaktladen zu besuchen und eine Führung<br />

durch <strong>Hannover</strong>s Innenstadt unter dem Blickwinkel „Wohnungslosigkeit“ zu erhalten.<br />

Die Weihnachtsfeier wurde auch durch eine großzügige Spende der Marktkirchengemeinde unterstützt.<br />

Die vorerst letzte personelle Veränderung ergab sich dann noch zum 01.12.2009, an dem unser neuer<br />

Berufspraktikant sein Anerkennungsjahr begann.<br />

Auch im Jahr 2009 ist wieder mit Zielvereinbarungen gearbeitet worden; dies beinhaltet für den Kontaktladen<br />

folgendes:<br />

Das Ziel, dass die Besucherstatistik mit Hilfe eines Laptops geführt werden soll, ist erreicht. 2010 wird<br />

es darum gehen, das Führen der Statistik weiter zu vereinfachen und für aufgetretene Schwierigkeiten<br />

(ungenaue/fehlende Tagesstatistik) Lösungen zu finden.<br />

Die in 2009 begonnene Renovierung des Kontaktladens wird in 2010 abzuschließen sein; terminiert ist<br />

dieses Ziel vor der 25-Jahr-Feier des KLM, die im Laufe des Jahres stattfinden wird.<br />

Das dritte Ziel aus 2009, in dem es um die neu zu verteilenden Arbeitsfelder und Aufgabenbereiche<br />

ging, ist erfolgreich abgeschlossen.<br />

Medizinisches Angebot im Kontaktladen „Mecki“<br />

Das offene Angebot zur medizinischen Versorgung und Beratung wurde auch im letzten Jahr von<br />

vielen Personen, die sich in gesundheitlicher Notlage befanden angenommen. Durchschnittlich wurden13<br />

Personen täglich behandelt. Davon waren 20 % Frauen mit 655 Behandlungskontakten und 80<br />

% Männer mit 2624 Behandlungskontakten.<br />

Es war zu beobachten, das der Bedarf an medizinischer Beratung zugenommen hat. Auch die Anzahl<br />

besonders aufwendiger Behandlungen hat zugenommen. Die Gründe für den höheren Versorgungsaufwand<br />

waren vielfältig, hier wurden auch Versorgungslücken im medizinischen Regelsystem deutlich:<br />

� Schwierigkeiten traten häufig auf, wenn nach frühzeitiger Entlassung aus dem Krankenhaus<br />

keine weiterführenden Behandlungen geregelt waren.<br />

� Die meisten Patienten hatten keinen Hausarzt. Dies war ein besonderes Problem für Patienten<br />

mit chronischen Erkrankungen.<br />

� Erkrankungen des Gefäß- und Venensystems sind nicht selten bei wohnungslosen Menschen.<br />

Oft entstehen als Folgeerkrankungen chronische Wunden. Die Versorgung dieser Wunden<br />

war häufig sehr aufwendig und die Behandlungsdauer erstreckte sich zum Teil über mehrere<br />

Monate.<br />

� Die Lebenssituation Wohnungslosigkeit und auch die Suchtproblematik einzelner Patienten<br />

verzögerten und behinderten den Heilungsprozess von chronischen Wunden. Obwohl der<br />

Leidensdruck der Betroffenen sehr hoch war, kam es immer wieder zu Unterbrechungen der<br />

Behandlungen.<br />

Durch eine Weiterbildung der Krankenschwester im Bereich „Wundmanagement“ war es möglich auch<br />

bei schwierigen chronischen Wunden eine spezielle Versorgung durchzuführen. Eine drastische Verschlechterung<br />

von chronischen Wunderkrankungen bis hin zur Beinamputation konnte somit in einigen<br />

Fällen verhindert werden.<br />

Das tägliche Versorgungsangebot durch die Krankenschwester sowie die freitägliche Arztsprechstunde<br />

sind eine Kombination die sich bewährt hat und in diesem Jahr wieder verstärkt angenommen wurde.<br />

Ärztlicher Rat wird somit für Menschen verfügbar, denen er sonst nicht zugänglich ist; pflegerische<br />

Versorgung erreicht Personen, die diese Leistungen sonst kaum erhalten würden.<br />

Im Jahr 2009 wurde die Impfung A-H1-N1 (Schweinegrippe) zusätzlich zur saisonalen Grippeschutzimpfung<br />

angeboten. Fast 100 Patienten ließen sich impfen.<br />

Kontaktladen „Mecki“


Jahresbericht 2009 12<br />

Die Kooperation mit dem Pflegedienst des Friederikenstiftes - mit dem Ziel der Refinanzierung der<br />

Krankenschwesterstelle - konnte auch im Jahr 2009 fortgeführt werden. Bei Patienten mit langfristigem<br />

Behandlungsbedarf konnten Verträge über häusliche Krankenpflege nach § 37 Abs. 2 SGB V<br />

abgeschlossen werden. Diese medizinischen Leistungen konnten daher bei den Krankenkassen abgerechnet<br />

werden.<br />

Nachfolgende Statistik gibt Auskunft über die Behandlungsanlässe und -maßnahmen<br />

Salbe, Tabletten, Tropfen<br />

Verbände, Pflaster, Fäden ziehen<br />

soziale Beratung<br />

medizin. Beratung<br />

Bäder<br />

Bekleidung<br />

Hygiene<br />

Temperatur/BZ<br />

RR/Puls<br />

Sonstiges<br />

besteh. Krankh.<br />

Krampf / Anfall<br />

Parasiten<br />

Abhängigkeit (nur Drogen)<br />

Verletzungen<br />

Grippaler Infekt<br />

Hauterkrankungen<br />

Hygienemangel unzur. Kleidung<br />

23<br />

14<br />

2<br />

224<br />

201<br />

230<br />

312<br />

277<br />

353<br />

287<br />

523<br />

460<br />

548<br />

1022<br />

977<br />

1132<br />

Kontaktladen „Mecki“<br />

1786<br />

2664<br />

Maßnahmen<br />

Anlässe<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000


Jahresbericht 2009 13<br />

2.3 <strong>Beratungsstelle</strong> Hagenstraße<br />

Wie schon seit einigen Jahren war auch im letzten Jahr wieder ein Anstieg der Klientel aus dem<br />

Bereich der unter 25-Jährigen (U 25) zu verzeichnen (um 15 %). Es wird deutlich, dass dieser Personenkreis<br />

eine zunehmende Herausforderung an das Hilfesystem - nicht nur an die <strong>Beratungsstelle</strong><br />

- darstellt. Die Problemlagen unterscheiden sich in vielem von denen der übrigen Klientel:<br />

499<br />

412<br />

Januar<br />

Februar<br />

420<br />

März<br />

Beratungsgespräche 2009 (Summe = 4766)<br />

383<br />

April<br />

380<br />

Mai<br />

334<br />

Juni<br />

423<br />

371<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Hagenstraße<br />

389<br />

373<br />

389<br />

393<br />

Juli<br />

August<br />

September<br />

Oktober<br />

November<br />

Dezember<br />

Gründe für eine erst relativ kurzfristige Wohnungslosigkeit sind in vielen Fällen ein Rauswurf aus<br />

dem Elternhaus, die Trennung von der Partnerin oder dem Partner oder die Auflösung einer<br />

Wohngemeinschaft. Gelegentlich war auch bereits schon eine eigene Wohnung vorhanden, die<br />

nicht mehr gehalten werden konnte oder eine Jugendhilfemaßnahme wurde beendet. Bei den jungen<br />

Erwachsenen kommt aber auch schon längerfristige Wohnungslosigkeit vor. Oft stellen sie<br />

dies als frei gewählten Lebensstil dar. Sie sind häufig von zu Hause abgehauen, leben schon länger<br />

auf der Straße oder sind bei Freunden oder Bekannten untergekommen und „schnorren sich<br />

durch“. Viele halten sich in der Punkszene auf. Schule und Ausbildung wurden wegen der prekären<br />

Lebensverhältnisse meist abgebrochen. Der Zugang in die <strong>Beratungsstelle</strong> ist überwiegend die<br />

Notwendigkeit einer Postadresse, um überhaupt Ansprüche beim JobCenter geltend machen zu<br />

können. Allen gemeinsam ist, dass sie sofortige Unterstützung brauchen, d. h. in erster Linie finanziell<br />

und als Nächstes eine Unterkunft. Dem stehen nun aber die besondere und vorrangige Ausrichtung<br />

auf Integration in Arbeit - d. h. zunächst ein Gespräch mit dem Arbeitsvermittler - und das<br />

offizielle „Auszugsverbot“ im SGB II für diese Altersgruppe entgegen. Eine sofortige Bargeldauszahlung<br />

im JobCenter ist nicht vorgesehen und adäquate Unterbringungsmöglichkeiten für die U<br />

25 gibt es nicht. Eine kurzfristige Vermittlung in eine Wohngruppe oder ähnliches durch die <strong>Beratungsstelle</strong><br />

ist auch nicht möglich. Nur diejenigen, die noch in einem sozialen Netz aufgefangen<br />

werden, haben erfahrungsge-<br />

unter<br />

20<br />

Altersgruppen Neuzugang 2009/2008<br />

20-25 26-35 36-45 46-55 56-70 über<br />

70<br />

mäß die Möglichkeit, sich auf<br />

die Anforderungen des Job-<br />

Centers einzustellen und Perspektiven<br />

zu entwickeln. Sie<br />

haben noch Freunde, Bekannte<br />

o. ä, die ihrer Mittellosigkeit<br />

abhelfen und wo sie zunächst<br />

unterkommen können.<br />

Die anderen scheitern offensichtlich<br />

mehr oder weniger<br />

schnell an den „Spielregeln“.<br />

(Die unter 25-Jährigen sind<br />

dadurch weit mehr von Sanktionsmaßnahmen<br />

betroffen als<br />

die übrige Klientel.) Auf Grund<br />

der fehlenden Hilfemöglichkei-<br />

ten der <strong>Beratungsstelle</strong> tauchen sie hier dann nicht mehr auf. Eine Nachfrage bei den „persönlichen<br />

Ansprechpartnern“ des JobCenters hat ergeben, dass sie sich auch dort nach der ersten<br />

Vorsprache häufig nicht mehr melden. Über ihren Verbleib ist in den meisten Fällen nichts bekannt.<br />

Diese Problematik der unter 25-Jährigen hat sich mittlerweile so zugespitzt, dass es zwingend<br />

notwendig geworden ist, dass sich alle beteiligten Institutionen, d. h. die Ambulante Hilfe, die Arge,<br />

die Jugendhilfe und das Sozialamt an einen Tisch setzen, um geeignete Konzepte für eine adäqua-<br />

2009<br />

2008


Jahresbericht 2009 14<br />

te Hilfeform für diesen Personenkreis zu entwickeln.<br />

Bestand/Wiederauftritt<br />

38,86%<br />

Auftrittsart 2009<br />

Neuzugänge<br />

61,14%<br />

In 2009 war die Arbeitssituation der Klientel neben der Absicherung der wirtschaftlichen Lebensgrundlage,<br />

dem Zugang zum Gesundheitssystem sowie der Wohnungsvermittlung immer wieder<br />

Thema. Diese Arbeitsinhalte nehmen nach wie vor einen sehr breiten Raum in der täglichen Beratungsarbeit<br />

ein. Es sind immer wieder klärende und motivierende Gespräche notwendig, damit die<br />

Klientel den Anschluss an die Normalität erreicht. Es kann diesbezüglich auch auf Erfolge verwiesen<br />

werden.<br />

Bei der Wohnungsvermittlung sind individuell sehr persönliche Hilfestellungen notwendig. Dies<br />

kann z. B. sein, auf Chiffreanzeigen zu antworten, gemeinsam Wohnungsannoncen durchzusehen<br />

und erforderliche Telefonate vorzubesprechen. Neu ist die Möglichkeit, über die <strong>Beratungsstelle</strong><br />

direkt Wohnungsgesuche in der HAZ bzw. NP aufzugeben. Ein Handicap vor Abschluss eines<br />

Mietvertrags ist der Bezug von ALG II. Daher sind immer wieder intensive Gespräche notwendig, in<br />

den eigenen Bemühungen nicht nachzulassen, wenn es zu Absagen kommt. In der Phase des<br />

Wohnungsbezugs und somit mit dem Beginn eines neuen Lebensabschnitts ist nicht nur Hilfe bei<br />

der Beantragung von Erstausstattungen und anderen Anträgen notwendig, sondern vielfältige persönliche<br />

Unterstützung gefordert. Die Einzugsphase ist immer eine kritische Zeit. Es hängt von<br />

einem guten „Start“ ab, ob die neue Lebenssituation positiv verläuft.<br />

planmäßige Beendigung<br />

Vermittlg. Maßn.außerh. d.eigenen<br />

Hilfesystems<br />

Vermittlg. Maßn. innerh. d.eigenen<br />

Hilfesystems<br />

Abbruch durch Klienten<br />

KlientIn verstorben<br />

Hilfeabschluss in 2009<br />

3,14%<br />

4,29%<br />

0,57%<br />

11,43%<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Hagenstraße<br />

45,43%<br />

Die Integration der Klientel in die Arbeitswelt stellt sich nach wie vor problematisch dar. Die Verbesserung<br />

der Teilhabe am Arbeitsleben ist ein Kernbereich der sozialen Integration auch dieses<br />

Personenkreises. Das langfristige Ziel ist die Wiederaufnahme bezahlter Erwerbsarbeit -wenn auch<br />

nicht nur auf dem ersten Arbeitsmarkt. Die Vermittlungshemmnisse sind vielfältig. Der größte Teil<br />

der Betroffenen ist schon seit Jahren arbeitslos und kann keine berufsbezogene Ausbildung vorweisen.<br />

Hinzu kommen verschiedenste psychosoziale und körperliche Probleme (Sucht, Krankheit,<br />

psychische Störungen, Behinderungen etc.)<br />

Eine Vermittlung in „echte“ Arbeit durch die JobCenter findet nur in Einzelfällen statt - wenn überhaupt.<br />

Gründe hierfür sind sicher auch die sehr hohen Fallzahlen der JobCenter sowie die besondere<br />

Problematik des Einzelfalls.


Jahresbericht 2009 15<br />

Die Klientel hat auf dem ersten Arbeitsmarkt kaum Chancen. Sie ist den erheblich gestiegenen<br />

Anforderungen des heutigen Arbeitslebens nicht gewachsen.<br />

Auch durch eingeleitete Qualifizierungsmaßnahmen lassen sich nur sporadische Erfolge erzielen.<br />

War eine Person über Jahre arbeitslos und hat keinen Berufsabschluss, wird auch eine Qualifizierungsmaßnahme<br />

wie Bewerbungstraining langfristig keine Änderung bewirken. Auch mit einer<br />

„schönen Bewerbungsmappe“, die aber keine Aussagekraft über berufliche Qualifikationen hat,<br />

wird die Arbeitslosigkeit nicht beendet. Die Zuweisung eines so genannten Ein-Euro-Jobs, der eigentlich<br />

den Weg in eine reguläre Beschäftigung ebnen soll, führt meistens in eine Sackgasse, da<br />

sich daraus keine echte berufliche Perspektive ergibt.<br />

Der Aufbau von adäquaten Arbeits- und Qualifizierungshilfen, die auf den Einzelfall abgestellt sind,<br />

wird in Zukunft für die Arbeit der <strong>Beratungsstelle</strong> an Bedeutung gewinnen. Hierfür ist insbesondere<br />

eine enge Zusammenarbeit mit den einzelnen JobCentern notwendig, um eine koordinierte und<br />

integrierende Hilfe für die Betroffenen aufzubauen.<br />

Wo keine Wiederaufnahme bezahlter Erwerbsarbeit möglich ist, sollte über eine sinnvolle tagesstrukturierende<br />

Tätigkeit im Rahmen von Beschäftigungsprojekten nachgedacht werden.<br />

17,99%<br />

ohne Unterkunft<br />

16,22%<br />

62,38% 56,54%<br />

Obdachlosenunterkunft<br />

bei Freunden/Bekannten<br />

4,67%<br />

3,97%<br />

Einrichtung nach §67 ff.<br />

"Wohnsituationen" in 2009<br />

2,10%<br />

0,23%<br />

Wohnung<br />

18,93%<br />

9,58%<br />

Wohn-/ Bauwagen u.ä.<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Hagenstraße<br />

1,17%<br />

2,34%<br />

0,93% 1,64%<br />

Gesundheitssystem<br />

Der Ein-Euro-Job mag vielleicht ein Weg, aber kann keinesfalls das Ziel sein.<br />

Anfang 2009<br />

Ende.2009<br />

In der Zeit von April bis Oktober war das Team der <strong>Beratungsstelle</strong> nicht nur in der eigenen Einrichtung<br />

eingesetzt, sondern - während eines Sonderurlaubs der dortigen Kollegin - auch in der<br />

Krankenwohnung „Die KuRVe“. In diese Vertretungszeit fiel auch noch der plötzlich notwendige<br />

Umzug der Krankenwohnung in neue Räumlichkeiten. Ohne die Krankenpflegehelferin in der<br />

„KuRVe“, die sich in diesem halben Jahr verlässlich und kompetent um alle Belange gekümmert<br />

hat, hätte diese Situation nicht gemeistert werden können.<br />

Die zusätzliche Belastung hat dazu geführt, dass andere Arbeitsbereiche, wie z. B. Teilnahme an<br />

Arbeitskreisen und auch die Konzeptarbeit, zu kurz gekommen sind.<br />

Ziele 2009<br />

1. Die Finanzierung der bestehenden Stellenanteile der <strong>Beratungsstelle</strong> soll durch „abrechenbare“<br />

Klientel abgesichert sein.<br />

Es ist tatsächlich gelungen, die Finanzierung der bestehenden Stellenanteile für 2009 abzusichern<br />

- damit dieses aber auch nachhaltig bleibt, sollte ein Konzept zur Schärfung des Profils<br />

der <strong>Beratungsstelle</strong> entwickelt werden („Profiling“). Damit soll speziell die Klientel erreicht werden,<br />

die den Großteil der Finanzierungsgrundlage bilden. Mit dem Profiling wurde begonnen.<br />

2. Die Arbeitsbelastung in der <strong>Beratungsstelle</strong> soll sich vermindert haben.


Jahresbericht 2009 16<br />

Die Arbeitsbelastung der <strong>Beratungsstelle</strong> ist nicht gesunken. Das Profiling, das auch dazu beitragen<br />

sollte, ist noch nicht abgeschlossen. Die Vertretungssituation in der Krankenwohnung,<br />

auf die oben eingegangen wurde, hat die Belastung eher noch erhöht.<br />

Beide Ziele werden auch im nächsten Jahr bearbeitet werden.<br />

Ziele 2010<br />

1. Für die Beratung und Betreuung unserer bisher nicht ausreichend finanzierten Klientel sollen<br />

alternative und/oder neue Finanzierungsmöglichkeiten gefunden werden.<br />

2. Die Zusammenarbeit von <strong>Beratungsstelle</strong>, Pforte und Verwaltung soll genauer definiert werden.<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Hagenstraße


Jahresbericht 2009 17<br />

2.4 Ambulante Hilfe/Mieterbetreuung<br />

Die Mieterbetreuung des Diakonischen <strong>Werk</strong>es in der Sozialen Wohnraumhilfe gGmbH (SWH) hat<br />

im Jahr 2009 184 Personen in 150 Mietwohnungen betreut. Hinzu kommen 10 Kinder und Jugendliche<br />

bei (Eineltern-) Familien. Die Anzahl der Mieterwechsel hielt sich in etwa auf dem Niveau des<br />

Vorjahres:<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

43 37 33 22 29 31<br />

Mieter/innen der SWH gGmbH / Fluktuation<br />

Erneut ergaben sich erhebliche Probleme in der Nachbelegung einzelner Wohnungen. Diese konnten<br />

im Laufe des Jahres aufgefangen werden, so dass 25 Auszügen 31 Einzüge entgegenstehen.<br />

Zunächst ist festzustellen, dass nur in zwei Fällen Mietern aufgrund von Mietrückständen gekündigt<br />

werden musste. Die überwiegende Anzahl der Auszüge in 2009 definiert sich durch Umzug in eine<br />

andere eigene Wohnung oder Wiedereinzug ins Elternhaus (= 17 Personen).<br />

Zwei Mieter/innen wechselten in die Psychiatrie, zwei weitere sind verstorben, ein Mieter musste<br />

eine Haftstrafe antreten, ein Mieter entschied sich, erneut Platte zu machen, zwei Mieter sind unbekannt<br />

verzogen.<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

11<br />

allein in eig.<br />

Whg.<br />

3<br />

mit Partner/in in<br />

eig. Whg.<br />

Umzug innerh.<br />

Projekt<br />

Auszüge 2009 - wohin<br />

2 2 2<br />

verstorben<br />

Psychiatrie<br />

JVA<br />

1 1 1<br />

Ein Ziel für das Jahr 2009 war, bei Neubelegungen darauf zu achten, die Finanzierung der Zusätzlichen<br />

Ambulanten Hilfe dadurch zu sichern, dass die Wohnungen an Personen vermietet werden,<br />

die in Landeszuständigkeit fallen. Diesem Ziel konnte schrittweise Rechnung getragen werden.<br />

Wurden im Jahr 2008 noch 13 Mieter/innen nach §§ 67 bis 69 SGB XII betreut, waren es Ende<br />

2009 bereits 18.<br />

Insgesamt erfolgte die Nachbelegung der Wohnungen in Absprache mit der Stadt <strong>Hannover</strong>,<br />

Fachbereich Planen und Stadtentwicklung, mit dem in der Konzeption festgeschriebenen Klientel,<br />

was die folgende Grafik veranschaulicht.<br />

Ambulante Hilfe / Mieterbetreuung<br />

Elternhaus<br />

Platte<br />

unbekannt<br />

2


Jahresbericht 2009 18<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

3<br />

eigene<br />

Wohnung<br />

Elternhaus<br />

2<br />

von Bekannten<br />

4<br />

Kinder- u.<br />

Jugendheim<br />

1 1 1<br />

Drogentherapie<br />

Neueinzüge 2009 - woher<br />

Beta `89<br />

JVA<br />

4<br />

Ambulante Hilfe / Mieterbetreuung<br />

Platte<br />

7<br />

<strong>Werk</strong>heim<br />

Büttnerstr.<br />

2 2<br />

Schulenburger<br />

Landstr.<br />

Lauckerthof<br />

1 1 1 1<br />

31 Personen konnte im Jahr 2009 eine Wohnung der SWH durch die Zusätzliche Ambulante Hilfe<br />

vermittelt werden. Sieben waren unmittelbar von Wohnungslosigkeit betroffen, fünf waren unmittelbar<br />

von Wohnungslosigkeit bedroht, neunzehn waren mit nur unzureichendem Wohnraum versorgt<br />

bzw. vorübergehend untergebracht oder geduldet.<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Wohndauer 2009, bedingt durch Ein- und Auszüge<br />

34<br />

1 - 12<br />

Monate<br />

22<br />

12 - 24<br />

Monate<br />

69 69<br />

24 - 60<br />

Monate<br />

länger als<br />

60 Monate<br />

Die durchschnittliche Wohndauer der Mieter/innen betrug bedingt durch Ein- und Auszüge im Dezember<br />

2009 insgesamt 54 Monate. Die vorstehende Grafik berücksichtigt alle im Haushalt lebenden<br />

Personen (= 194) und veranschaulicht deutlich die zum Teil sehr lange Wohndauer.<br />

Der in 2009 zu leistende Betreuungsaufwand resultiert im Wesentlichen aus eben dieser Wohndauer.<br />

Zusammenfassend können wir feststellen, dass ein hoher Betreuungsaufwand bei den Mieter/innen<br />

mit zwei Jahren Wohndauer vonnöten war. Hinzu kommen einige Mieter/innen, die auch<br />

danach immer wieder intensiver Beratung bedürfen.<br />

Notunterkunft<br />

Lgh.<br />

Gartenlaube<br />

Krankenwhg<br />

Kurve


Jahresbericht 2009 19<br />

Gemäß dem Konzept der Zusätzlichen Ambulanten Hilfe werden die Mieter/innen in Form von Einzelfallhilfe<br />

betreut. Der jeweilige Bedarf wird gemeinsam besprochen und festgelegt. Die wesentlichen<br />

Betreuungsinhalte waren Integration in das Wohnumfeld, Hilfen bei Suchtproblematik, physische<br />

und psychische Auffälligkeiten, Unterstützung bei Behördenangelegenheiten.<br />

kein Betreuungsaufwand<br />

geringfügiger Betreuungsaufwand<br />

(0,25 Stunden/Woche)<br />

Ambulante Hilfe / Mieterbetreuung<br />

hoher Betreuungsaufwand<br />

(mind. 1<br />

Stunde/Woche)<br />

24 99 61<br />

Mieter/innen der SWH (ohne Kinder/Jugendliche) / Betreuungsaufwand<br />

in 2009<br />

Die Altersstruktur der Mieter/innen setzt sich wie folgt zusammen:<br />

133 Personen davon waren männlich, 61 weiblich.<br />

Besonderheiten im Berichtszeitraum<br />

Im Jahr 2009 wurden wir mit einer völlig neuen Problematik konfrontiert. Bislang war es gängige<br />

Praxis, dass Mietzahlungen durch das JobCenter direkt auf die Mieterkonten überwiesen wurden,<br />

da die Klienten/innen dies regelmäßig so vereinbarten. Bei Neuvermietungen kam es vermehrt zu<br />

Komplikationen: auffällig viele neue Mieter/innen ließen sich diese Leistungen auf ihr eigenes Konto<br />

überweisen und leiteten diese Zahlungen nicht weiter. Einige sahen bei erfolgter Kündigung, die<br />

aufgrund von Mietrückständen ausgesprochen wurde, ihren „Fehler“ ein und die Mietverhältnisse<br />

konnten mittels Ratenzahlungen gerettet werden. Aber es waren/sind doch einige Mieter/innen<br />

dabei, denen inzwischen bereits eine Räumungsklage droht. Leider sind es gerade diese Klienten/innen,<br />

die sich unseren Bemühungen trotz intensiven Nachgehens entziehen. In Einzelfällen ist<br />

dies mit den geleisteten Mietsicherheiten ebenso geschehen. Diese Problematik wurde der Geschäftsführung<br />

der SWH mitgeteilt und ein Gespräch hierüber mit einer übergeordneten Stelle der<br />

JobCenter wird nun kurzfristig angestrebt.<br />

Die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung der SWH gestaltete sich in 2009 als äußerst konstruktiv.<br />

Dazu trugen regelmäßige Dienstbesprechungen ebenso bei, wie viele abzuklärende Dinge,<br />

die in Einzelgesprächen unkompliziert gelöst werden konnten.<br />

Dies gilt auch für die Zusammenarbeit mit der externen Wohnungsverwaltung der SWH. Wir können<br />

sagen, dass sich hier durch die nun schon für unsere Verhältnisse lange gemeinsame Arbeit


Jahresbericht 2009 20<br />

ein sehr gutes, konstruktives Miteinander entwickelt hat. Es ist nicht selbstverständlich, dass aus<br />

Sicht einer Wohnungsverwaltung zwingend eine Kündigung ausgesprochen werden muss, diese<br />

aber auf unser Intervenieren hin ausgesetzt wird. Lediglich zwei dann doch in 2009 ausgesprochene<br />

Kündigungen haben ein hohes Maß an Vertrauen in unsere Arbeit bewirkt.<br />

Bei der Besetzung des Technischen Dienstes der SWH hat im April 2009 erneut ein Wechsel stattgefunden.<br />

Wir können feststellen, dass die Stelle gut besetzt werden konnte. Durch täglichen Austausch<br />

und beide Seiten befriedigende Absprachen findet eine funktionierende Kooperation statt.<br />

In einem Projekt, das 1997 mit 12 Wohneinheiten umgesetzt wurde, hat in Absprache mit der Stadt<br />

<strong>Hannover</strong> eine konzeptionelle Änderung stattgefunden. Ursprünglich als geschützter Wohnraum für<br />

Frauen entwickelt, musste inzwischen konstatiert werden, dass die Nachfrage hierzu nicht mehr<br />

besteht. Ein über mehrere Monate bestehender Leerstand in drei Wohnungen veranlasste uns, die<br />

Belegung auch mit Männern erfolgen zu lassen. Dies wurde sorgfältig vorbereitet und mit den dort<br />

lebenden Mieterinnen abgesprochen.<br />

Ziele 2010<br />

Weiterhin wollen wir zur gesicherten Finanzierung der Mitarbeiterstellen in der Zusätzlichen Ambulanten<br />

Hilfe durch intensives Bemühen um den Personenkreis gem. § 67 SGB XII bei Neuvermietungen<br />

beitragen.<br />

Die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung der SWH, der externen Wohnungsverwaltung und<br />

dem Technischen Dienst der SWH soll weiter intensiviert werden, um die inzwischen bestehende<br />

gute Kooperation zu sichern und zu verstärken.<br />

Die SWH plant eine konzeptionelle Weiterentwicklung, um dieses Regieprojekt künftig besser finanziell<br />

abzusichern. Hierzu wollen wir mit unserer Zu- und Mitarbeit beitragen. Die nun schon<br />

über lange Jahre entwickelte Kompetenz der Diplom-Sozialarbeiter/innen soll dazu beitragen, ein<br />

auf sicheren Füßen basierendes Konzept für ältere wohnungslose Menschen zu erarbeiten.<br />

Um die aktuelle Problematik der Miet- und Mietsicherheitszahlungen durch die JobCenter abzuwenden,<br />

werden wir Argumentationshilfen für die geplanten Unterredungen aus unserer Erfahrung<br />

heraus erarbeiten und der Geschäftsführung zukommen lassen.<br />

Ambulante Hilfe / Mieterbetreuung


Jahresbericht 2009 21<br />

2.5 Schuldnerberatung<br />

Seit 10 Jahren bietet das Verbraucherinsolvenzverfahren überschuldeten Privatpersonen die Chance eines<br />

wirtschaftlichen Neubeginns. Mehr als eine halbe Million Menschen haben seit dem 01.01.1999 die gesetzliche<br />

Möglichkeit genutzt und einen Antrag auf Eröffnung des Verbraucherinsolvenzverfahrens gestellt. Ca.<br />

80.000 von ihnen haben bis heute nach sechs Jahren Wohlverhalten die Restschuldbefreiung erhalten.<br />

Das Jubiläumsjahr 2009 haben wir zum Anlass genommen, in einer Ausstellung den überschuldeten Menschen<br />

ein Gesicht und eine Stimme zu geben.<br />

Neben die Porträts des Fotographen Jan Lieske werden die von den Betroffenen verfassten Texte gestellt,<br />

die ihre Geschichte von Angst und Scham, Schlaflosigkeit und Krankheit aber auch die von der Hoffnung<br />

auf eine zweite Chance erzählen.<br />

Wir danken diesen Menschen, die aus der Anonymität herausgetreten sind, um anderen Mut zu machen,<br />

eigene Schritte aus der Schuldensituation zu gehen.<br />

Große Resonanz fand die Ausstellung an ihrem ersten Ort, dem Foyer des Schauspielhauses <strong>Hannover</strong>.<br />

Das Interesse und Engagement des Intendanten Lars-Ole Walburg und des Dramaturgen Christian<br />

Tschirner ermöglichten diesen ungewöhnlichen Ausstellungsort.<br />

Auch im Jahr 2010 wird die Ausstellung an verschiedenen Orten zu sehen sein. Wir kooperieren unter<br />

anderem mit dem Beratungszentrum Arbeitslosigkeit, dem Bildungswerk Verdi und der Volkhochschule<br />

<strong>Hannover</strong>. Auch überregional findet die Ausstellung großes Interesse.<br />

1. Beratungssituation<br />

Die Weltwirtschaftskrise findet sich noch nicht in unseren Beratungszahlen wieder. Zum Einen spiegelt sich<br />

die Entwicklung der Gesamtwirtschaft noch nicht in den Arbeitslosenzahlen, zum Anderen zeigt unsere<br />

Erfahrung, dass die Menschen trotz bestehender Zahlungsunfähigkeit, eine lange Zeit versuchen, durch<br />

Umschuldungen oder Unterstützung von Familienangehörigen finanzielle Engpässe zu überwinden. Lässt<br />

sich die Einkommenssituation jedoch nicht innerhalb kurzer Zeit verbessern, scheitern diese Überbrückungsversuche.<br />

Schuldnerberatung


Jahresbericht 2009 22<br />

Anzahl der beratenen Haushalte insgesamt: 306<br />

Davon abgeschlossene Beratungen: 174<br />

Gesamtzahl der Beratungskontakte: 1210<br />

Die ausgewerteten Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr relativ konstant geblieben.<br />

1.1 Gesetzliche Grundlagen der Beratung<br />

Schuldnerberatung nach Anzahl Prozent von allen Fällen<br />

§16 Abs.2 Nr.2 SGB II 215 70,26%<br />

§11 Abs.5 SGB XII 25 8,17%<br />

Sonstige 66 21,57%<br />

Gesamt 306 100,00%<br />

1.2 Abgeschlossene Fälle - Grund der Beendigung<br />

Anzahl Prozent<br />

Abbruch durch Berater 14 8,05%<br />

Abbruch durch Schuldner 28 16,09%<br />

Gerichtl. Schuldenbereinigungsplan angenommen 6 3,45%<br />

Regelinsolvenzverfahren beantragt 2 1,15%<br />

Schulden außergerichtlich reguliert 39 22,41%<br />

Sonstiges 15 8,62%<br />

Verbraucherinsolvenzverfahren beantragt 64 36,78%<br />

Weitervermittelt an andere <strong>Beratungsstelle</strong> 6 3,45%<br />

Gesamtergebnis 174 100,00%<br />

1.3 Dauer der Beratung<br />

Anzahl Prozent<br />

bis 4 Monate 38 21,84%<br />

mehr als 4 bis 8 Monate 62 35,63%<br />

mehr als 8 bis 12 Monate 37 21,26%<br />

über 12 Monate 37 21,26%<br />

Mittelwert 280 Tage<br />

Die Soziale Schuldnerberatung der ZBS konnte auch im vergangenen Jahr gewährleisten, dass Ratsuchende<br />

innerhalb von zwei Wochen einen Termin zu einem Erstgespräch bekommen.<br />

2. Persönliche Daten der beratenen Personen<br />

Die Zahlen zeigen im Vergleich zu anderen Schuldnerberatungsstellen die besondere Angebotsstruktur der<br />

Schuldnerberatung der ZBS. Unsere Klienten sind häufiger männlich (Anteil 61,44 %) und alleinstehend<br />

(Anteil 55,56 %)<br />

2.1 Alter<br />

Anzahl Prozent<br />

bis 20 Jahre 2 0,65%<br />

21 bis 30 Jahre 71 23,20%<br />

31 bis 40 Jahre 77 25,16%<br />

41 bis 50 Jahre 87 28,43%<br />

51 bis 60 Jahre 46 15,03%<br />

älter als 60 Jahre 23 7,52%<br />

Gesamtergebnis 306 100,00%<br />

Schuldnerberatung


Jahresbericht 2009 23<br />

2.2 Geschlecht<br />

Anzahl Prozent<br />

männlich 188 61,44%<br />

weiblich 118 38,56%<br />

Gesamtergebnis 306 100,00%<br />

2.3 Lebensform<br />

Anzahl Prozent<br />

allein erziehend 38 12,42%<br />

allein lebend 170 55,56%<br />

bei Bekannten/ Eltern lebend 11 3,59%<br />

in Ehe/ Lebensgemeinschaft lebend 60 19,61%<br />

sonstiges 27 8,82%<br />

Gesamtergebnis 306 100,00%<br />

3. Schuldensituation<br />

Unterschiede zeigen sich auch bei der Höhe der Verschuldung der von uns beratenen Menschen. Über 25<br />

% haben lediglich eine Gesamtverschuldung bis zu 5000,00 €.<br />

Doch Bezieher von Arbeitslosengeld II, Grundsicherung, kleiner Renten oder Löhnen, wie sie bei Leiharbeitsverträgen<br />

gezahlt werden, sind oftmals nicht in der Lage eine Ratenhöhe aufzubringen, die die Forderungen<br />

begleichen könnte. Im Gegenteil müssen sie oftmals die Erfahrung machen, dass die Verschuldung<br />

durch Zinsen und Inkassogebühren trotz Zahlungen weiter ansteigt.<br />

3.1 Anzahl der Forderungen<br />

Anzahl Prozent<br />

bis 5 131 42,81%<br />

6 bis 10 88 28,76%<br />

11 bis 20 60 19,61%<br />

21 bis 50 24 7,84%<br />

50 bis 100 2 0,65%<br />

über 100 1 0,33%<br />

Gesamtergebnis 306 100,00%<br />

3.2 Höhe der Gesamtverschuldung<br />

Anzahl Prozent<br />

bis 5.000 € 78 25,49%<br />

5.001 bis 10.000 € 77 25,16%<br />

10.001 bis 20.000 € 78 25,49%<br />

20.001 bis 50.000 € 47 15,36%<br />

50.001 bis 100.000 € 18 5,88%<br />

über 100.000 € 8 2,61%<br />

Gesamtergebnis 306 100,00%<br />

Schuldnerberatung


Jahresbericht 2009 24<br />

3.3 Verschuldungsgründe<br />

Übereinstimmungen mit der Bundesstatistik bestehen jedoch weitgehend, wenn wir nach den Ursachen der<br />

Verschuldung fragen. Arbeitslosigkeit und Erkrankung stehen an erster Stelle als Auslöser der Überschuldung.<br />

Hauptverschuldungsgrund:<br />

Anzahl Prozent<br />

Arbeitslosigkeit 70 22,88%<br />

Tod d. Partners/d. Partnerin/ Trennung/Scheidung 21 6,86%<br />

Erkrankung, Sucht 63 20,59%<br />

Unfall 1 0,33%<br />

Unwirtschaftliche Haushaltsführung 38 12,42%<br />

gescheiterte Selbständigkeit 38 12,42%<br />

Zahlungverpflichtung aus Bürgschaft, Mithaftung 23 7,52%<br />

gescheiterte Immobilienfinanzierung 4 1,31%<br />

Schadenersatz wegen unerlaubter Handlungen 2 0,65%<br />

Haushaltsgründung, Geburt eines Kindes 11 3,59%<br />

Nichtinanspruchnahme von Sozialleistungen 6 1,96%<br />

unzureichende Kredit- oder Bürgschaftsberatung 14 4,58%<br />

sonstige Gründe 15 4,90%<br />

Gesamt 306 100,00%<br />

Schuldnerberatung


Jahresbericht 2009 25<br />

2.6 Krankenwohnung „Die KuRVe“<br />

Die Krankenwohnung musste 2009 neue Räumlichkeiten finden. Hintergrund war eine überraschende<br />

Kündigung und Anmeldung von „Eigenbedarf“ durch den Vermieter der „Güntherstraße“. Bis Ende<br />

September hatte demnach der Auszug zu erfolgen. Es muss schon als großes Glück bezeichnet werden,<br />

dass neue Räumlichkeiten gefunden wurden, die alle Ansprüche erfüllen und den alten Standard<br />

sogar noch übertreffen.<br />

„Die KuRVe“ ist Mitte September auf das Gelände des Henriettenstifts in Kirchrode gezogen, in das<br />

denkmalgeschützte „Haus Alt-Bethesda“, das vorher ein Projekt der Altenhilfe war. Dementsprechend<br />

ist die Ausstattung; die drei Doppel- und das eine Einzelzimmer verfügen jeweils über ein eigenes<br />

Bad/Dusche und alle übrigen Räumlichkeiten sind ebenfalls optimal nutzbar. Der neue Standort bietet<br />

eine gute Infrastruktur was die haus- und fachärztliche Versorgung angeht. Obwohl Kirchrode ein eher<br />

konservativ geprägter Stadtteil ist, kann zum Ende des Jahres mitgeteilt werden, dass die Krankenwohnung<br />

gut aufgenommen wurde. Im Januar wird eine offizielle Einweihungsfeier stattfinden. Der<br />

Mietvertrag gilt zunächst für zwei Jahre.<br />

Statistik<br />

24 Patienten wurden 2009 in der Krankenwohnung betreut. Sechs Bewohner hielten sich zum Jahreswechsel<br />

in der Krankenwohnung auf, 17 wurden in der Folgezeit aufgenommen. Die Auslastung<br />

lag bei fast 100 %. Dahinter verbergen sich einige Monate, in denen auch das siebte Notbett in Anspruch<br />

genommen wurde. Insgesamt ist die Verweildauer recht hoch, was zum einen am komplexen<br />

Krankheitsgeschehen liegt, zum anderen an der Schwierigkeit, für den jeweiligen Klienten eine weitere<br />

Perspektive zu entwickeln. Von 24 Bewohnern der Krankenwohnung waren 15 Alkoholiker, vier substituiert<br />

und drei psychiatrisch krank. Diese Dispositionen haben sowohl ihre Auswirkungen auf den physischen<br />

und psychischen Gesundheitszustand der Betroffenen, als auch auf den gesamten Prozess in<br />

der Krankenwohnung. Drei Klienten hatten bereits einen/eine gesetzliche/n Betreuer/in, für zwei weitere<br />

wurde dies in der Krankenwohnung eingerichtet.<br />

Die folgende Statistik gibt Auskunft über die Erkrankungen, die den Aufnahmeanlass begründeten:<br />

Erkrankungen bei Aufnahme<br />

HIV-Erkrankung<br />

Psychische Erkrankung<br />

Weiterbehandl. nach<br />

chirurg. Eingriff<br />

Erkrankung Herz-<br />

Kreislf.organe<br />

Erkrankung der<br />

Verdauungsorgane<br />

Hauterkrankungen<br />

5,9%<br />

11,8%<br />

11,8%<br />

11,8%<br />

bösartigen Erkrankungen der Leber<br />

oder des Magen-Darmtraktes.<br />

23,5%<br />

60 - 69<br />

50 - 59<br />

40 - 49<br />

35,3%<br />

Krankenwohnung „Die KuRVe“<br />

Altersgruppen 2009<br />

16,00%<br />

20,00%<br />

Gleichgroße Posten bilden die<br />

Gruppen HIV-, psychische- und<br />

Herz-Kreislauferkrankungen. Die in<br />

anderen Jahren wesentlich häufiger<br />

auftretenden Hauterkrankungen<br />

30 - 39<br />

12,00%<br />

betrafen 2009 nur einen Patienten, der unter chronischer Neurodermitis leidet.<br />

Die größte Gruppe findet sich<br />

unter Punkt 3, Weiterbehandlung<br />

nach chirurgischem Eingriff.<br />

Hierbei handelt es sich in<br />

der Regel um Patienten, die<br />

direkt nach einem stationären<br />

Krankenhausaufenthalt vermittelt<br />

wurden und eine Anschlussbehandlung<br />

benötigten.<br />

In der zweitgrößten Gruppe,<br />

Erkrankungen der Verdauungsorgane,<br />

finden sich<br />

Menschen mit meist chronischen<br />

Schädigungen oder<br />

48,00%


Jahresbericht 2009 26<br />

Die Patientengruppe der Krankenwohnung ist zu klein, um eine statistisch relevante Aussage zu treffen;<br />

sicherlich aber stehen Erkrankungen und (Risiko-) Lebenslage in engem Zusammenhang. Hier<br />

spielt auch der Zeitfaktor eine Rolle; die Jahre der Wohnungslosigkeit fordern irgendwann ihren Tribut<br />

und zwingen den Betreffenden zu einer Lebensveränderung. Wie die folgende Statistik zeigt, sind es<br />

eher die „älteren Semester“, die in der Krankenwohnung unterkommen.<br />

Fast die Hälfte derjenigen, die in der Krankenwohnung aufgenommen wurden, waren zwischen 40<br />

und 50 Jahren alt. Dies dürfte auch der größten Gruppe der wohnungslosen Klientel insgesamt entsprechen.<br />

Auffallend ist, dass darüber hinaus kaum jüngere Menschen in der Krankenwohnung aufgenommen<br />

wurden, sondern die zwischen 50- und 70-Jährigen zusammen 36 % ausmachten.<br />

Krankenwohnung „Die KuRVe“<br />

Als Letztes soll über den weiteren Verbleib der<br />

Patienten Auskunft gegeben werden:<br />

Die Statistik zeigt, dass sich das Ziel „Vermittlung<br />

in Wohnraum“ nicht in allen Fällen verwirklichen<br />

lässt. Immerhin trifft dies noch auf 48<br />

% zu. Aber auch bei dieser Gruppe muss der<br />

„Erfolg“ unter Vorbehalt gesehen werden, denn<br />

über die Nachhaltigkeit kann keine Aussage<br />

getroffen werden.<br />

Ein gutes Viertel hat den Aufenthalt in der<br />

Krankenwohnung vorzeitig abgebrochen - dazu<br />

gehören auch Abbrüche seitens der Krankenwohnung,<br />

weil die Verträglichkeit nicht mehr<br />

gewährleistet war bzw. die Minimalanforderun-<br />

gen an die Mitwirkung des Patienten nicht eingehalten werden konnten. 22 % sind in eine Entgiftungsklinik<br />

oder weiterbehandelnde therapeutische Einrichtung vermittelt worden. Ein Patient ist während<br />

des Aufenthaltes verstorben, ein weiterer musste in die JVA.<br />

Ziele 2009<br />

Abbrüche<br />

28%<br />

JVA<br />

6%<br />

Abgangsstatistik 2009<br />

Klinik/<br />

Engiftung<br />

22%<br />

Todesfälle<br />

6%<br />

48%<br />

Aufrechterhaltung des laufenden Betriebes während der Vertretungszeit vom 01.04. – 30.09.09<br />

Die Kollegen/innen der <strong>Beratungsstelle</strong> Hagenstraße übernahmen für den Zeitraum die Vertretung von<br />

C. Genz. Zur Vorbereitung hatten diverse Hospitationen und Planungsgespräche stattgefunden. Jeder/jede<br />

der Kollegen/innen sollte an einem bestimmten Wochentag in der Krankenwohnung anwesend<br />

sein. Dass dies nur am Vormittag sein würde, war nicht möglich, da auch die <strong>Beratungsstelle</strong><br />

Hagenstraße nicht immer komplett besetzt ist.<br />

In der Rückschau gaben die Kollegen/innen an, oft überfordert gewesen zu sein, da zwei Arbeitsstellen,<br />

inklusive der Urlaubs- und Krankheitsvertretungen kaum zu bewerkstelligen waren. Noch anstrengender<br />

stellte sich die Situation für E. Walpert-Niemann dar, der während dieser Zeit die Hauptlast<br />

und -verantwortung zukam. Das Resultat waren entsprechend viele Überstunden. Trotz allem ist<br />

es den Kollegen/innen gelungen, ihr Vorhaben zu verwirklichen. Der Betrieb der Krankenwohnung<br />

konnte erwartungsgemäß aufrechterhalten werden.<br />

Auswertung der Veränderungen im Gesundheitssystem - Auswirkungen auf unsere Klientel<br />

Die zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen<br />

die medizinischen Versorgungsangebote der Wohnungslosenhilfe in Anspruch nehmen, weil diese<br />

unbürokratisch und überwiegend kostenfrei sind. Dies hat auch zur Folge, dass zunehmend Angehörige<br />

der Armutsbevölkerung versuchen, von diesen Hilfen zu partizipieren.<br />

Während zu Beginn des Jahres diskutiert wurde, wer die Kosten für die Passbilder der neuen elektronischen<br />

Gesundheitskarte übernehmen soll, stand Ende des Jahres nach den Bundestagswahlen fest,<br />

dass diese gar nicht eingeführt wird. Ebenso wenig steht fest, ob der gerade eingeführte Gesundheitsfonds<br />

fortgeführt wird oder zugunsten einer „Kopfpauschale“ wieder abgeschafft wird. Das kommende<br />

Jahr wird mit Sicherheit neue Überraschungen im Gesundheitswesen bereithalten.<br />

In der Krankenwohnung fällt auf, dass neu aufgenommene Patienten häufig ohne Einkommen und<br />

Krankenversicherungsschutz eintreffen, obwohl dies seit Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

kaum mehr möglich sein sollte. Hintergrund ist oft eine Unterbrechung des ALG-II-Bezuges,<br />

der von wenigen Monaten bis zu ein, zwei Jahren variiert. Es gibt auch immer wieder Klienten, die<br />

sich seit Jahren ohne jegliches Transfereinkommen „durchgeschlagen“ haben und irgendwann im<br />

Zuge ihrer Erkrankung auffallen. Leider ist es eher selten, dass bereits im Krankenhaus ein Antrag auf<br />

ALG II gestellt wird und die Betreffenden kommen unversorgt in der „KuRVe“ an. Da die Patienten


Jahresbericht 2009 27<br />

sofort hausärztliche Verordnung - gegebenenfalls den Ambulanten Pflegedienst - mit Sicherheit Medikamente<br />

benötigen, ist der Anfangsstress enorm. Die Bearbeitungszeit der JobCenter für Neuanträge<br />

beträgt bis zu 15 <strong>Werk</strong>tage, was in diesem Zusammenhang katastrophal ist. In der Folge treffen<br />

häufig Rechnungen für vergangene Rettungstransporte und stationäre Behandlungskosten vor Aufnahme<br />

in der Krankenwohnung ein, die nicht krankenversicherungsrechtlich abgedeckt sind. Ein<br />

ebenfalls nicht gelöstes Problem sind Rückforderungen der Krankenkassen, die versuchen, alle ausstehenden<br />

Beiträge seit Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung einzutreiben. Obwohl bei<br />

Bedürftigkeit im Sinne des SGB II und XII keine Leistungseinschränkung erfolgen darf (§16 Abs.3 a<br />

SGB V), wird laut Berichten aus Stellen der Wohnungslosenhilfe genau dies verfolgt.<br />

In der Krankenwohnung ist bisher kein solcher Fall bekannt.<br />

Abschließend muss noch erwähnt werden, dass sich viele Klienten nach wie vor eher orientierungslos<br />

durch den „Dschungel“ der gesetzlichen Krankenversicherung bewegen und vor allem die Zuzahlungsregelungen<br />

nicht nachvollziehen können.<br />

Die Bemühungen des Diakonischen <strong>Werk</strong>es und anderer Träger, durch ihre Spendenfonds alle Zusatzkosten<br />

aufzufangen, stoßen langsam an ihre finanziellen Grenzen.<br />

Ziele 2010<br />

1. Etablierung des neuen Standortes<br />

Dazu sollen dienen: eine Einweihungsfeier mit geladenen Gästen und Ansprachen durch Pastor<br />

Joost und dem stellvertretenden Oberbürgermeister Strauch. Des Weiteren ist es nötig,<br />

den Flyer und die Visitenkarten neu zu gestalten. Im Ergebnis sollen ein hoher Bekanntheitsgrad<br />

und eine gute Akzeptanz im Stadtteil und auf dem Gelände des Henriettenstifts erreicht<br />

werden.<br />

2. Ein Standardverfahren für Klienten ohne gültigen Krankenversicherungsschutz<br />

Wie oben im Jahresbericht beschrieben kommt es zu häufig vor, dass neu aufgenommene<br />

Patienten ohne Einkommen und Krankenversicherung sind und hier die langen Verwaltungswege<br />

(vor allem der JobCenter) medizinisch notwendige Maßnahmen verhindern. Hier müssen<br />

besondere Kooperationen geschaffen werden, die eine schnellere Abwicklung gewährleisten.<br />

3. Strategien und Angebote für den Umgang mit alkoholkranken Klienten<br />

Die Alkoholabhängigkeit vieler Patienten der Krankenwohnung ist so massiv, dass sie eine<br />

fast nicht mehr zu bewältigende Erschwernis im Umgang darstellt. Einfache Formeln wie entweder<br />

Entgiftung und nachfolgende Abstinenz oder Rauswurf sind keine ausreichenden Mittel.<br />

Es sollten noch andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um die Arbeitsbedingungen der<br />

Krankenwohnung zu verbessern. Geplant ist hier eine Zusammenarbeit mit der Suchttherapeutin<br />

der ZBS, Ulla Neubacher.<br />

Krankenwohnung „Die KuRVe“


Jahresbericht 2009 28<br />

2.7 Suchtberatung<br />

Seit dem 01.02.2009 wird in der ZBS Suchtberatung für wohnungslose oder ehemals wohnungslose<br />

Menschen angeboten. Als einjähriges Projekt konnte dieses Angebot mit Unterstützung des Diakonischen<br />

<strong>Werk</strong>es der Ev.-luth. Landeskirche <strong>Hannover</strong>s erfolgreich gestartet werden. Für die Klientel ist<br />

die Hilfe in diesem Jahr ein wichtiger Bestandteil in ihrem Hilfeprozess geworden.<br />

Das niedrigschwellige Angebot sollte auf die Klienten/innen abgestimmt sein und vor Ort stattfinden -<br />

in der Wohnungslosenhilfe selbst. Eine Sozialarbeiterin, die den wohnungslosen Menschen bereits<br />

aus ihrer langjährigen Arbeit im Kontaktladen „Mecki“ bekannt ist, machte eine Zusatzausbildung zur<br />

Sozialtherapeutin/Sucht. Ihre Kenntnis der Personen und der Szene waren Voraussetzung, um dieses<br />

spezielle Angebot aufzubauen. Im Haus Hagenstr. 36 wurde ein Büro eingerichtet, dort stand sie zeitnah<br />

für Einzelgespräche zur Verfügung. Im Tagestreffpunkt DüK und im Kontaktladen „Mecki“ fanden<br />

wöchentlich bzw. alle zwei Wochen Motivations- und Informationsgruppen außerhalb der Öffnungszeiten<br />

statt. Einmal in der Woche war die Sozialtherapeutin weiterhin im Kontaktladen „Mecki“ tätig, um<br />

den Kontakt zu halten und um vor Ort angesprochen werden zu können.<br />

Durch das bereits bestehende Vertrauensverhältnis zu der Mitarbeiterin konnten sich Personen, für<br />

die das herkömmliche Suchtangebot kaum zugänglich ist, auf ein Gespräch über ihre Abhängigkeit<br />

einlassen; sie suchten das Gespräch mit der ihnen bekannten Mitarbeiterin. Inhalte der Beratungen<br />

waren z.B. Informationen über Sucht, Auswirkungen und Folgen der Abhängigkeit. Es wurde nach<br />

alten/neuen Zielen geforscht, nach Auswegen und Lösungen für Probleme gesucht und es wurden<br />

neue Umgehensweisen mit stressreichen Situationen entwickelt. Die betroffenen Menschen konnten<br />

über ihre Probleme sprechen und Wege aus der Sucht erarbeiten. Auf dem Weg der Veränderung war<br />

Motivationsarbeit und Hoffnung aufbauen ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Verhaltenstherapeutisch<br />

orientiert arbeitete die Mitarbeiterin mit den Grundprinzipien der ‚Motivierenden Gesprächsführung’.<br />

Die Ressourcen der Betroffenen wurden einbezogen und gestärkt.<br />

Die Skepsis und die Vorurteile des Klientels gegenüber Suchtberatung waren anfänglich groß; dies<br />

konnte jedoch innerhalb des Jahres verändert werden. Der anfängliche heimliche Gang zu ihrer<br />

„Suchtberaterin“ wurde bald als ein „Extra“ empfunden. Die Sucht wurde „Zum Thema gemacht“.<br />

Der Bedarf und die Notwendigkeit dieses Angebots zeigten sich nach und nach immer deutlicher,<br />

unter anderem an dem großen Interesse seitens der wohnungslosen oder ehemals wohnungslosen<br />

Menschen. Viele haben die Beratung angenommen, wie die nachfolgenden Zahlen zeigen.<br />

Suchtarbeit vom 01.02.2009 bis 31.12.2009<br />

Sitzungen à 60 - 90<br />

Min. Kontakte<br />

Gruppe im Kontaktladen<br />

„Mecki“ 30 145<br />

Gruppe im Tagestreff<br />

DÜK 24 131<br />

Gruppe in der<br />

Krankenwohnung<br />

KuRVe 1 4<br />

insgesamt 55 280<br />

Suchtberatung<br />

Sitzungen à 45 - 60<br />

Min. Personen<br />

Einzelgespräche 394 Gespräche 61<br />

... und weitere kurze Gespräche über Sucht und Wege aus der Sucht ...<br />

61 Personen suchten das vertrauliche Einzelgespräch, um über ihre Sucht und den damit zusammenhängenden<br />

Problemen zu reden. Einige ließen sich auf einen Hilfeprozess ein und kamen häufiger.<br />

Fast alle Personen kamen mehrfach in die Beratung.<br />

In den 55 Gruppensitzungen gab es 280 Kontakte; dies bedeutet im Durchschnitt fünf Personen zu<br />

jedem Treffen. Der Zugang zu den Gruppentreffen war niedrigschwellig angelegt; es bestand z.B.<br />

keine Anwesenheitspflicht. Neue Interessenten konnten in Absprache teilnehmen und sich die Vorgehensweise<br />

in der Gruppe ansehen. Neben Gruppenregeln wie Verschwiegenheit, ausreden lassen,<br />

zuhören und respektvollem Umgang miteinander galt auch „einigermaßen klar zu sein“, Nüchternheit<br />

war keine Voraussetzung.


Jahresbericht 2009 29<br />

Ziel der Hilfe konnte kontrolliertes Trinken oder aber die Abstinenz sein, je nach Wunsch und Möglichkeit<br />

zum jeweiligen Zeitpunkt. Oberstes Ziel war immer die Verbesserung der Lebenssituation der<br />

jeweiligen Person. Die Reduktion der negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums<br />

durch ein suchtmittelreduziertes oder -freies Leben konnte im Einzelfall erreicht werden. Ein neuer<br />

Umgang in und mit Stresssituationen war ebenfalls wichtiger Inhalt der Arbeit. So konnte es zum einen<br />

darum gehen, eine Alternative zu aggressivem Verhalten zu entwickeln oder aber, sich abgrenzen<br />

zu lernen, Wünsche/Gefühle zu erkennen und zu benennen oder Rechte durchzusetzen. Wichtiger<br />

Bestandteil der Motivationsarbeit war der Aufbau von Hoffnung, eine positive Veränderung in Richtung<br />

eigener Ziele erreichen zu können.<br />

Das letzte Jahr hat gezeigt, dass ein auf die Klientel abgestimmtes Angebot angenommen wird und es<br />

ist auch deutlich geworden, dass der Gesprächsbedarf groß ist. Eine vertrauensvolle Beziehung, ein<br />

Angebot vor Ort sind jedoch notwendig. Kurzfristige Termine, offene Sprechstunden, leichte Erreichbarkeit,<br />

individuell auf jede Person abgestimmte Inhalte sind Grundlage dafür, dass die Beratung angenommen<br />

wurde. Der Inhalt der Gespräche umfasste auch Themen wie Armut, Wohnungslosigkeit,<br />

Prostitution, Missbrauch, Misshandlungen, schwere Kindheitstrauma, Ängste, Depressionen - Inhalte,<br />

die bei diesem Personenkreis häufig vorkommen. In die Suchtberatung kamen Menschen mit<br />

schwerwiegenden Problemen, einer meist langjährigen Abhängigkeit, Doppeldiagnosen waren häufig.<br />

Einige hatten unter Alkoholeinfluss Strafftaten begangen.<br />

Im Verlauf des Projektjahres war es notwendig, neben Arbeitszeiten, Büroeinrichtung, Informationsmaterial<br />

über Sucht, Arbeitsmaterialien usw., sich inhaltlich zu orientieren. Es gibt wenig ähnlich gelagerte<br />

Angebote in Deutschland. Viel Zeit nahm entsprechend die Erarbeitung z. B. von Handzetteln für<br />

die Klienten/innen, Texte für Flyer usw. ein. Berichte über die Arbeit, z. B. für die Folgefinanzierung,<br />

mussten geschrieben werden. Mit der Erarbeitung des Konzeptes wurde begonnen.<br />

Die Integration in das bereits bestehende Wohnungslosenhilfesystem ist in Arbeit. Das Angebot wurde<br />

in einigen Einrichtungen vorgestellt, z. B. bei Asphalt, im Karl-Lemmermann-Haus, im Nordbahnhof<br />

und in der Jugendwerksiedlung.<br />

Hospitationen haben in der Fachstelle Sucht des Diakonischen <strong>Werk</strong>es Stadtverband <strong>Hannover</strong>. e. V.<br />

stattgefunden, darüber hinaus gab es mehrere Fachgespräche mit einer dort tätigen Suchttherapeutin.<br />

Ein Ergebnis war, dass der Personenkreis wohnungsloser oder ehemals wohnungsloser Frauen und<br />

Männer dort nicht beraten werden kann, so dass in Kooperation mit der Fachstelle über 2009 hinaus<br />

die Abrechnung für Beratungen durch Vermittlungsscheine der JobCenter durch unsere Mitarbeiterin<br />

erfolgt.<br />

Ziele 2009<br />

1. Aufbau eines niedrigschwelligen Gesprächsangebotes für wohnungslose bzw. ehemals wohnungslose<br />

Menschen, die ein problematisches Trinkverhalten haben oder eine Alkoholabhängigkeit.<br />

Der Grundstein für dieses Angebot ist erfolgreich gelegt.<br />

2. Finanzierungsmöglichkeiten zur langfristigen Integration dieses Angebotes in das<br />

Wohnungslosenhilfesystem.<br />

Eine erste Perspektive das Projekt weiter zu finanzieren besteht in den Vermittlungsscheinen der<br />

JobCenter für eine Beratung gem. § 16 a Nr. 4 SGB II. Vermittlungen haben bereits in Kooperation<br />

mit der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention des Diakonischen <strong>Werk</strong>s Stadtverband <strong>Hannover</strong><br />

stattgefunden.<br />

Weitere Schritte zur Sicherstellung der Finanzierung sind für das Jahr 2010 geplant.<br />

Ziele 2010<br />

1. Erarbeiten des Konzeptes der Suchtberatung<br />

2. Finanzierungsmöglichkeiten zur langfristigen Integration der Suchtberatung in das<br />

Wohnungslosenhilfesystem finden<br />

3. Fachtag für die Mitarbeiter/innen der ZBS zum Thema Sucht<br />

Suchtberatung


Jahresbericht 2009 30<br />

2.8 Ökumenische Essenausgabe<br />

Vorwort<br />

Die Ökumenische Essenausgabe hat am 1. Dezember 2009 zum einundzwanzigsten Mal ihre Türen<br />

in dem Gemeindehaus der St. Clemensgemeinde geöffnet.<br />

Wie in den Jahren zuvor erschienen am ersten Tag viele bekannte Gesichter, aber die Anzahl der<br />

Besucher/innen war noch gering. Die „alten Hasen“ begrüßten sowohl sich als auch die ehrenamtlichen<br />

Helfer/innen, die sie größtenteils noch aus dem letzten Jahr kannten. In den folgenden Tagen<br />

stellte sich die gewohnte Anzahl von Besucher/innen ein, und die Räume der Essenausgabe waren<br />

genauso gut gefüllt wie in den letzten Jahren. Trotz der Freude des Wiedersehens mit bekannten Gesichtern,<br />

ist es jedes Jahr wieder traurig, dass so viele Menschen auf das Angebot der Essenausgabe<br />

angewiesen sind.<br />

Somit gab es auch 2009/2010 die Ökumenische Essenausgabe für wohnungslose und bedürftige<br />

Menschen in dieser Stadt mit dem Angebot<br />

� einer warmen Speise und warmen Getränken,<br />

� eines zusätzlichen warmen und trockenen Ortes in der Mittagszeit,<br />

� zum Verweilen,<br />

� jemanden zu treffen und mit ihm zu reden.<br />

Die Organisation<br />

Die Ökumenische Essenausgabe wurde vom 1. Dezember 2009 bis 20. März 2010 von den seit vielen<br />

Jahren in der Zusammenarbeit bewährten Kooperationspartnern durchgeführt:<br />

� Katholische Propsteigemeinde Basilika St. Clemens<br />

� Ev.- ref. Kirchengemeinde <strong>Hannover</strong><br />

� <strong>Diakonisches</strong> <strong>Werk</strong> Stadtverband <strong>Hannover</strong> e. V.<br />

� Ev. Diakoniewerk Friederikenstift, wo das Essen gekocht wurde.<br />

Unverzichtbarer Bestandteil der Ökumenischen Essenausgabe waren auch in diesem Jahr die ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter/innen, die täglich für den reibungslosen Verlauf der Essenausgabe sorgten.<br />

Die Koordination der Ökumenischen Essenausgabe wurde von einer Mitarbeiterin der<br />

Wohnungslosenhilfe des Diakonischen <strong>Werk</strong>es übernommen.<br />

Die Finanzierung dieser Einrichtung findet nahezu ausschließlich über Spenden statt. Ein kleiner Teil<br />

wird durch Mittel der Stelle für Stiftungen unterstützt.<br />

Das Angebot<br />

Im Souterrain des Gemeindehauses der katholischen St. Clemensgemeinde wird allen Besuchern/innen<br />

ein Ort geboten, an dem es eine warme Mahlzeit gibt, einen Platz zum Verweilen und<br />

Menschen, die zum Gespräch bereit sind.<br />

Das Angebot richtet sich an alle Personen in <strong>Hannover</strong>, deren Einkommen nicht zum täglichen Leben<br />

reicht.<br />

Besonders ist diese Einrichtung für die obdachlosen und wohnungslosen Menschen gedacht. Deshalb<br />

ist die Essenausgabe innenstadtnah und gut erreichbar, da diese Personengruppen sich tagsüber<br />

vorwiegend in der Innenstadt aufhalten.<br />

Die Essenausgabe ist eingebunden in das Hilfesystem der Wohnungslosenhilfe des Diakonischen<br />

<strong>Werk</strong>es Stadtverband <strong>Hannover</strong> e. V.<br />

Für konkrete Hilfeanfragen, zur Lösung von Konflikten während der Öffnungszeiten und für die tägliche<br />

Organisation „vor Ort“ wurde eine pädagogische Fachkraft vom Diakonischen <strong>Werk</strong> eingestellt.<br />

Die Vorbereitung<br />

Für den Start am 1. Dezember und die Adventszeit wurden die Tische und Fensterbänke weihnachtlich<br />

geschmückt.<br />

Natürlich gab es auch wieder die Vorbereitungstreffen für alle Ehrenamtlichen, damit Absprachen<br />

getroffen, Dienstpläne erstellt und neue Ehrenamtliche ihre Fragen und Anregungen einbringen konnten.<br />

Es zeigte sich schon bei den Vorbereitungstreffen, dass ausreichend viele Mitarbeiter/innen dabei<br />

sein würden.<br />

Ebenfalls konnten in diesem Jahr wieder Schüler/innen aus verschiedenen Schulen, im Rahmen eines<br />

Sozialpraktikums, in der Essenausgabe tätig werden.<br />

Ökumenische Essenausgabe


Jahresbericht 2009 31<br />

Mit der Küche des Friederikenstiftes gab es in bewährter Form wieder die Absprachen für die Anzahl<br />

der warmen Mahlzeiten und die Abholung.<br />

Der Dienstwagen der kath. Gemeinde wurde für den Essentransport und die Einkäufe reserviert, das<br />

Geschirr und das Besteck in ausreichender Menge bereitgestellt und alle notwendigen Ausstattungen<br />

kontrolliert.<br />

Zum Ende der Vorbereitung gab es dann noch den Grundeinkauf für Kaffee, Tee und Lebensmittel<br />

zum Nachkochen, falls das Essen doch einmal nicht reichen sollte.<br />

Im November wurden die Kirchengemeinden, Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und die Wohnungslosen<br />

in <strong>Hannover</strong> mit Plakaten und Handzetteln auf die Wiederöffnung hingewiesen.<br />

Die Saison<br />

Ab dem 1. Dezember wurde die Saison eröffnet. Die Ausgabe der Mahlzeiten, das Verteilen von Obst,<br />

Joghurt und Pudding, die Gestaltung der bunten Teller mit den Weihnachtskeksspenden, der Einkauf<br />

und der Essentransport und die vielen Gespräche mit den<br />

Besuchern/innen wurden von cirka 30 Ehrenamtlichen, die in<br />

Teams von fünf bis sechs Personen arbeiteten, durchgeführt.<br />

Zusätzlich zu den ca. zweieinhalb bis drei Stunden Dienst<br />

wöchentlich nahmen die Ehrenamtlichen an einer monatlichen<br />

Teambesprechung teil, an der auch die Schüler/innen<br />

im Sozialpraktikum sich beteiligten.<br />

Die Anzahl der Besucher/innen war im ersten Monat vergleichbar<br />

mit denen des Vorjahres. Während des gesamten<br />

Zeitraumes wurde etwas weniger Essen ausgegeben als im<br />

Vorjahr.<br />

Am 6. Dezember gab es die traditionelle Pressekonferenz.<br />

Es wurden von Herrn Pastor Joost, Leiter des Diakonischen<br />

<strong>Werk</strong>es, Herrn Pfarrer Lim, Gemeindepastor der kath. Gemeinde<br />

und Herrn Pfarrer Kramer, Gemeindepastor der ref.<br />

Gemeinde, Grußworte gesprochen und über die aktuelle<br />

Situation der Armut in <strong>Hannover</strong> berichtet.<br />

Die Öffnungszeiten verliefen sehr ruhig und ohne besondere<br />

Schwierigkeiten. In der Adventszeit gibt es traditionell sehr<br />

viele Mitmenschen in <strong>Hannover</strong> die Hilfeeinrichtungen unterstützen.<br />

So gab es auch dieses Jahr viele Geld- und Sachspenden, die direkt in der Essenausgabe<br />

abgegeben wurden. Besonders genannt werden an dieser Stelle zwei Bäckereien, von denen es regelmäßige<br />

Brotspenden gab, so dass praktisch kein Brot gekauft werden musste.<br />

Zwischen Weihnachten und Silvester gab es wieder Brot in vielfältigster Form vom Mövenpick am<br />

Flughafen. Mitarbeiter brachten das Brot körbeweise in die Essenausgabe. Dreimal besuchten auch in<br />

diesem Jahr zwei Frauen aus Schwarmstedt die Essenausgabe. Sie sammeln im Freundes- und Bekanntenkreis<br />

gute Kleidung und Geld. Für das Geld kaufen sie Schokolade und Zigaretten. Die Kleidung,<br />

Schokolade und Zigaretten verteilen sie vor Ort an die Besucher/innen der Essenausgabe.<br />

Einen Tag vor Heilig Abend wurde die Essenausgabe reichlich beschenkt. Es kamen zwei Männer, die<br />

gerade ihren Weihnachtsmarktstand geräumt hatten in die Räume und fragten, ob „etwas“ Gemüse<br />

und Fleisch gebraucht würde. Nachdem dieses bejaht wurde, transportierten die Männer und einige<br />

Besucher, die spontan halfen, 20 Köpfe Rotkohl, 12 Köpfe Weißkohl, 10 kg Zwiebeln und über 60 kg<br />

Putengeschnetzeltes in die Küche. Diese Lebensmittel wurden an die Besucher/innen verteilt bzw. für<br />

die Versorgung in der Essenausgabe verwandt.<br />

Im Februar wurde den Besucher/innen der Essenausgabe einmal wöchentlich medizinische Hilfe angeboten.<br />

Jeden Donnerstag stand das Medizinmobil des Caritasverbandes <strong>Hannover</strong> e. V. vor der Tür<br />

der Essenausgabe.<br />

Zwei ganz besondere Ereignisse gab es in der Saison 2009/2010.<br />

Im Mövenpick Restaurant am Flughafen waren ca. 200 Portionen Entenbraten auf Orangensoße mit<br />

Knödeln und Gemüse nach einer Veranstaltung über. Diese Essen wurden der ökumenischen Essenausgabe<br />

zur Verfügung gestellt. Am 30. Dezember wurde dieses Essen im Mövenpick erhitzt und in<br />

großen Thermobehältern von einem Mitarbeiter mit seinem Transporter von Langenhagen in die Essenausgabe<br />

gebracht. Dort wurde es an die Besucher/innen in gewohnter Weise verteilt. Es war ein<br />

besonderes Essen und hat allen sehr gut geschmeckt.<br />

Ökumenische Essenausgabe


Jahresbericht 2009 32<br />

Am 21. Februar war die gesamte Ökumenische Essenausgabe, also alle Besucher/innen und alle<br />

Mitarbeiter/innen, von der Schwesternschaft des Friederikenstiftes in den Großen Saal des<br />

Friederikenstiftes zum Essen eingeladen. An diesem Tag bedienten über 20 Schwestern der Schwesternschaft<br />

ca. 170 Wohnungslose, andere Bedürftige und die Mitarbeiter/innen der Essenausgabe.<br />

Nach einer Begrüßung und einer paar besinnlichen Worten von Schwester Sabine Ritter und einem<br />

Grußwort von Herr Schroeder- Busch, <strong>Zentrale</strong> <strong>Beratungsstelle</strong>, gab es ein hervorragendes Essen<br />

bestehend aus einer Vorsuppe, Hauptgericht und Nachspeise und mit alkoholfreien Getränken nach<br />

Wahl.<br />

Wer kommt zum Essen?<br />

Ökumenische Essenausgabe<br />

Frau Tatje (mitte), die pädagogische<br />

Fachkraft, überreicht gemeinsam mit<br />

zwei Besuchern einen Präsentkorb als<br />

Dank für die gelungene Einladung an die<br />

Schwesternschaft des Friederikenstiftes.<br />

Schwester Ritter (rechts) nahm den Korb<br />

stellvertretend entgegen.<br />

Zu den Besucher/innen gehörten Menschen aus der Gruppe der Wohnungslosen, von Armut Betroffenen<br />

mit Wohnung, Langzeitarbeitslose, Geringverdiener, Menschen die von der Grundsicherung leben<br />

und Rentner/innen mit geringer Rente. Diese unterschiedlichen sozialen Umstände der Besucher/innen<br />

konnten die Mitarbeiter/innen aus den vielen Gesprächen, die sie mit den Besucher/innen<br />

führten, immer wieder aufs neue erfahren.<br />

Die besonders angespannte Lebenssituation, in der sich die Besucher/innen der Essenausgabe befinden,<br />

verlangte häufig nach konkreten Hilfen. Hier wurden sie, nachdem das eigentliche Problem<br />

erkannt war, an die entsprechenden Beratungseinrichtungen weitervermittelt.<br />

Statistik<br />

Wie schon in den vorangegangenen Ausführungen angedeutet, waren in diesem Jahr etwas weniger<br />

Besucher/innen als im Vorjahr in der Essenausgabe, obwohl es einen langen Winter mit anhaltend<br />

niedrigen Temperaturen gab. Es wurde uns berichtet, dass der Weg zur Essenausgabe zum Teil aufgrund<br />

schlecht geräumter Gehwege sehr beschwerlich war. Die Anzahl der Besucher/innen schwank-<br />

te zwischen 50 Personen am ersten Öffnungstag bis<br />

zu knapp 200 am Schlusstag. Im ersten Drittel des<br />

Monats waren es immer um die 100 Personen täglich<br />

und diese Zahl stieg in den kommenden Tagen<br />

auf tägliche 130 bis 150 Personen. Da nur rund 40<br />

Sitzplätze verteilt auf 50 qm in der Essenausgabe<br />

vorhanden sind, waren mit der genannten Personenanzahl<br />

alle Kapazitäten überschritten.<br />

Das langjährig erprobte Zählverfahren:<br />

Jede/r Besucher/in erhält einen Teller, von dem<br />

er isst. Nachschlag wird mit dem gleichen Teller<br />

geholt. Die Anzahl der herausgegebenen Essen<br />

wird festgestellt, indem die benutzten Teller bei<br />

der Rückgabe in der Spülküche gezählt werden.<br />

Trotz dieser Fülle gab es keine besonderen Schwierigkeiten im Miteinander. Es gibt eine hohe Solidarität<br />

unter den Besuchern/innen der Essenausgabe, so standen viele freiwillig auf und tranken ihren<br />

Kaffee im Stehen, damit andere ihr Essen im Sitzen genießen konnten.<br />

In der gesamten Zeit der Essenausgabe wurden an 92 Öffnungstagen über 11.230 Mahlzeiten ausgegeben.


Jahresbericht 2009 33<br />

160,00<br />

140,00<br />

120,00<br />

100,00<br />

80,00<br />

60,00<br />

40,00<br />

20,00<br />

0,00<br />

140,00<br />

130,00<br />

120,00<br />

110,00<br />

100,00<br />

90,00<br />

80,00<br />

140,00<br />

120,00<br />

100,00<br />

80,00<br />

60,00<br />

40,00<br />

20,00<br />

0,00<br />

92,46<br />

Ø Anzahl d. Besucher/innen 2009 / 2010<br />

104,44<br />

126,9 129,7 129,9<br />

Ökumenische Essenausgabe<br />

122,11<br />

dez jan febr mrz 2010 Ø<br />

Ø Saisonzahlen im Vergleich<br />

97,73<br />

87,90<br />

105,29<br />

129,92<br />

04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10<br />

Ø Besucherzahlen pro Monat im Jahresvergleich seit 2004/2005<br />

122,1<br />

dez jan febr mrz Jahres- Ø<br />

04//05 76,21 91,68 103,50 98,44 92,46<br />

05//06 89,42 95,08 100,88 105,55 97,73<br />

06//07 72,60 92,60 96,30 90,10 87,90<br />

07//08 78,00 108,12 119,52 115,53 105,63<br />

08/09 104,32 134,42 146,71 134,22 129,46


Jahresbericht 2009 34<br />

3. <strong>Zentrale</strong> Dienste<br />

In den <strong>Zentrale</strong>n Diensten sind Verwaltungstätigkeiten und Dienstleistungen, die zur Unterstützung<br />

der Sozialarbeit geleistet werden, zusammengefasst. Weiterhin werden von den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern, die in den <strong>Zentrale</strong>n Diensten tätig sind, die Arbeitsbereiche Rechnungswesen - außer<br />

der Buchhaltung -, Gebäudemanagement und die Material- und Investitionsgüterbeschaffung wahrgenommen.<br />

Ein Hausmeister, beschäftigt mit einer halben Stelle, erledigt die täglich anfallenden Kleinreparaturen.<br />

Im Berichtszeitraum wurden zwei größere Umbaumaßnahmen in der Hagenstraße 36 durchgeführt. Im<br />

Erdgeschoss wurde eine neue, modernen Anforderungen entsprechende Toilettenanlage für die Klientinnen<br />

und Klienten gebaut. Mit der Umbaumaßnahme war es möglich einen hellen, freundlichen Hintereingang<br />

zu schaffen, durch den die Räume im Erdgeschoss auch für Rollstuhlfahrer erreichbar<br />

sind.<br />

Mit einer zweiten Baumaßnahme, einer Konzentration der genutzten Büroflächen und durch ein „Zusammenrücken“<br />

der Leitung konnte eine Reduzierung der genutzten Bürofläche um 15 % erreicht<br />

werden. Diese Fläche wurde an den Vermieter zurückgegeben. Dadurch tritt eine langfristige Kosteneinsparung<br />

ein.<br />

Pforte<br />

In der Pforte sind der Pförtner und ein Zivildienstleistender eingesetzt.<br />

Die Haupttätigkeit an der Pforte ist der Empfang und die Weiterleitung der Klientinnen und Klienten<br />

der <strong>Beratungsstelle</strong> und der AG Resohelp. Im Berichtsjahr waren dieses knapp 6800 Personen.<br />

Anläufe an der Pforte für die Anlauf-& Verteilerstelle und die AG<br />

Resohelp<br />

AG Resohelp<br />

Anlauf- &<br />

Verteilerstelle<br />

Gesamtanläufe<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

269<br />

340<br />

609<br />

234<br />

301<br />

535<br />

272<br />

298<br />

570 566<br />

291<br />

275<br />

247<br />

266<br />

<strong>Zentrale</strong> Dienste<br />

513<br />

196<br />

273<br />

469<br />

321<br />

291<br />

612<br />

300<br />

280<br />

580<br />

310<br />

301<br />

611<br />

294<br />

282<br />

576 568 577<br />

275<br />

293<br />

280<br />

297<br />

jan feb mrz apr mai jun jul aug sep okt nov dez<br />

Neben den o. g. Personen wurden in der Pforte die Klientinnen und Klienten der Schuldnerberatung,<br />

der Bekleidungsausgabe sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Sitzungen und Besprechungen<br />

und Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner begrüßt.<br />

In der Pforte werden Fahrkarten für die öffentlichen Verkehrsmittel auf Anweisung der Sozialarbeiter/innen<br />

ausgegeben, Lebensmittelspenden an die Klienten/innen weitergegeben, Unterlagen für<br />

Klienten/innen kopiert sowie Schlafsäcke beschafft und auf Anweisung an Wohnungslose verteilt. Für<br />

die Mitarbeiter/innen werden Kopieraufträge und Besorgungen erledigt. Der Pförtner ist zuständig für<br />

die Büromaterialverwaltung.<br />

Postadressen<br />

Die Einrichtung von Postadressen ist für den Personenkreis der Wohnungslosen ein Angebot der<br />

Grundversorgung. Die postalische Erreich- barkeit dient zur Schaffung der Voraussetzung<br />

zum Erhalt von Leistungen, z. B. nach dem SGB II und III, sowie der Kontaktaufnahme<br />

zu Verwandten und Freunden auf dem Briefweg. Die mit der<br />

Postadresse verbundene „la- dungsfähige Adresse“ ist bei Gerichtsverfahren<br />

von unerlässlichem Wert. Die- ses Angebot ist ein Teil der Arbeit der <strong>Beratungsstelle</strong>n<br />

im Haus und wird durch die Mitarbeiterinnen der Verwaltung wahrge-


Jahresbericht 2009 35<br />

nommen, wenn davon ausgegangen werden kann, dass der/die Klient/in ein großes Maß an Selbstständigkeit<br />

besitzt und selbst erkennt, wann er/sie sich an eine/n Sozialarbeiter/in wendet.<br />

Es wurden im Berichtszeitraum rund 1650 Postadressen verwaltet. Davon wurden am Jahresende<br />

380 Adressen von Klienten/innen der <strong>Beratungsstelle</strong> und der AG Resohelp genutzt. Von den Klientinnen<br />

und Klienten, die ihre Post in der Hagenstraße erhalten, wurde ca. 4475-mal persönlich und ca.<br />

3370-mal telefonisch angefragt, ob Post im „Briefkasten“ ist.<br />

Geldverwaltung<br />

Unterschieden wird zwischen den intern bei der ZBS für die Klienten/innen geführten Konten (Verwahrgeldkonten)<br />

und den Konten, die bei der Deutschen Bank 24 eingerichtet werden und per Online-<br />

Banking geführt werden. Im Jahr 2009 bestanden 76 Verwahrgeldkonten (Vorjahr 63) auf denen nahezu<br />

2000 Kontobewegungen gebucht wurden. Auf den Konten bei der Deutschen Bank 24 hatten am<br />

Jahresende 107 Klienten/innen ein Konto (im Vorjahr 116). Im Verlauf des Jahres wurden 15 Konten<br />

neu eingerichtet und 24 Konten geschlossen. Auf diesen Konten erfolgten im Jahresverlauf 8000 (Vorjahr<br />

7400) Buchungen. In der Gesamtanzahl der Konten gab es keine größere Veränderung. Es hat<br />

jedoch ein Anstieg der Verwahrgeldkonten und einen Rückgang der Online-Banking-Konten gegeben.<br />

Diese Veränderung ist darin begründet, dass mehr Klienten/innen in ihrer monatlichen Geldeinteilung<br />

unterstützt werden mussten.<br />

Das Angebot der Geldverwaltung mit einhergehender persönlicher Unterstützung (§ 3 DVO zu § 67<br />

SGB XII) wird von dem Klientel der <strong>Beratungsstelle</strong>, der Schuldnerberatung und der AG Resohelp in<br />

Anspruch genommen. Die Geldverwaltung dient u. a. der Sicherstellung regelmäßiger finanzieller<br />

Verpflichtungen. Dazu gehören z. B. Mietzahlungen oder Überweisungen zur Schuldenregulierung.<br />

Bekleidungsausgabe<br />

Mit monatlich 200 bis 300 „Kunden/innen“ an fünf Tagen pro Woche in der Zeit von 9 Uhr bis 13 Uhr<br />

wird dieses Angebot sehr gut angenommen. Zusätzlich werden die Einrichtungen der ZBS mit Bekleidung<br />

versorgt. Der Betrieb der Bekleidungsausgabe wird ausschließlich von ehrenamtlich Mitarbeitenden<br />

und AGH-Kräften gewährleistet.<br />

<strong>Zentrale</strong> Dienste


Jahresbericht 2009 36<br />

4. Flächenorientierte Ambulante Hilfe<br />

4.1 <strong>Beratungsstelle</strong> Celle<br />

Treffen mit den Fallmanagern der Agentur für Arbeit Celle<br />

Am 07.01.2009 fand in den Räumlichkeiten der Ambulanten Hilfe Celle ein Treffen mit den Fallmanagern<br />

der Agentur für Arbeit Celle statt. Grund des Treffens war ein gegenseitiger Austausch und Kennenlernen<br />

der verschiedenen Arbeitsfelder. Daraus resultierte, dass der Ambulanten Hilfe erstmals ein<br />

Telefonverzeichnis für die direkte Durchwahl zu den Fallmanagern zur Verfügung gestellt wurde. Des<br />

Weiteren ergab sich aus dem für beide Seiten positiven Treffen eine fruchtbare und gute Kooperation<br />

zum Wohle der Klienten/innen.<br />

Leistungsvereinbarung mit der Stadt Celle<br />

Am 20.01.2009 wurde ein Treffen mit den zuständigen Vertretern der Stadt Celle in den Räumlichkeiten<br />

der Ambulanten Hilfe durchgeführt. Anliegen der Ambulanten Hilfe war und ist es, eine Leistungsvereinbarung<br />

mit der Stadt Celle im Bereich der Celler Armuts- und Wohnungslosenarbeit zu erreichen.<br />

Aus dem Gespräch ergab sich eine Einladung zur Teilnahme an der großen Dienstbesprechung des<br />

Sozialen Dienstes der Stadt Celle. Es wurde zugesagt, der Sozialdezernentin das Anliegen der Ambulanten<br />

Hilfe zu unterbreiten. In der Folgezeit stellte sich allerdings heraus, dass der Sozialdienst mit 20<br />

Prozent seiner Tätigkeitsbeschreibung die Armen- und Wohnungslosenarbeit in Celle abdeckt, so<br />

dass eine weitere Unterstützung des Anliegens der Ambulanten Hilfe (Abschluss Vereinbarung) seitens<br />

des Sozialdienstes nicht mehr gegeben war. Es wurde der AH angeraten, sich auf dem Verwaltungswege<br />

direkt an die Sozialdezernentin zu wenden. Bedingt durch ihren Weggang und der Ernennung<br />

eines neuen Sozialdezernenten gerieten die Verhandlungen ins Stocken. Die sozialpädagogische<br />

Leitung der ZBS hat im November dieses Jahres ein Anschreiben an den Dezernenten gerichtet,<br />

indem die Situation der Armuts- und Wohnungslosenarbeit nochmals dargestellt wurde. Diesem<br />

Schreiben wurde die Dokumentation der Ambulanten Hilfe aus dem Jahr 2007 beigelegt. Aus der<br />

Dokumentation und aus der Praxis der täglichen Arbeit, die ebenfalls dokumentiert wird, geht hervor,<br />

dass die <strong>Beratungsstelle</strong> einen erheblichen Teil der genannten 20 Prozent im Bereich der Armuts- und<br />

Wohnungslosenarbeit abdeckt, da für viele Celler Arme die Ambulante Hilfe eine persönliche Anlaufstelle<br />

ist. Diesen spezialisierten Umgang und engen Kontakt zu den Wohnungslosen und Armen bestätigt<br />

die Stadt Celle in ihrer Mitteilungsvorlage an den Sozialausschuss zum Thema „Sozialmanagement<br />

der Stadt Celle“.<br />

Ausbau der Vernetzung mit anderen Hilfeanbietern<br />

Weiterhin bestehen gute Kontakte zur Leitung der Verwaltung der Obdachlosenunterkünfte, zur Kirchenkreissozialarbeit<br />

(<strong>Diakonisches</strong> <strong>Werk</strong> Celle), zur <strong>Beratungsstelle</strong> für Arbeitslose und zur Psychosozialen<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> (beide Kirchenkreis Celle) sowie zum Kalandhof (stationäre Einrichtung für<br />

wohnungslose Männer) und der Schuldnerberatungsstelle des Landkreises Celle.<br />

Reflexion der Arbeit<br />

� Die Mitarbeiter/innen stellen fest, dass mit einer durchschnittlichen täglichen Besucherzahl von ca.<br />

25 Personen ein neues „Hoch“ erreicht worden ist. Einerseits ist dies erfreulich im Hinblick auf den<br />

Bekanntheitsgrad der Einrichtung, andererseits aber erfordert es hohe Disziplin um die Qualität<br />

der Beratungsarbeit zu halten. Um den gestiegenen Arbeitsaufwand bzw. das hohe Arbeitsvolumen<br />

bewältigen zu können, wurde vom Personal Mehrarbeitszeit erbracht.<br />

Die individuelle Fortbildung durch das Lesen von Fachliteratur bzw. Fachaufsätzen, z. B. aus der<br />

Zeitung „Wohnungslos“ war nicht immer gewährleistet. Anstehende Hausbesuche oder auch Begleitung<br />

einzelner Klienten/innen zu Ämtern konnten nur unter erschwerten Bedingungen durchgeführt<br />

werden.<br />

� Die Teamsitzungen fanden bedingt durch Fortbildung, Urlaub, Krankheit und Mehrarbeitszeitausgleich<br />

unregelmäßig statt. Die gewünschten wöchentlichen Treffen haben sich in der Praxis als<br />

drei- bis vierwöchentlich erwiesen. Seit Mitte des Jahres nimmt auch die Verwaltungskraft alle<br />

zwei bis drei Sitzungen daran teil.<br />

� An der Rechtsfortbildung „Recht der Wohnungslosenhilfe 2009“ konnte eine Mitarbeiterin teilnehmen<br />

und die Inhalte den Kollegen/innen weitergeben. Außerdem nahmen Mitarbeiter/innen an der<br />

dienststellen-übergreifenden internen Fortbildung zum Thema „Depression“ teil.<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Celle


Jahresbericht 2009 37<br />

� Zwei Mitarbeiterinnen nahmen an der Klausurtagung der flächenorientierten ambulanten Hilfe in<br />

Ottenstein teil.<br />

Aufenthaltsraum in der Ambulanten Hilfe Celle<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Celle<br />

Räumliche Situation<br />

Nach den Renovierungsarbeiten im Jahr<br />

2008 erfolgten im Jahr 2009 die dringend<br />

erforderlichen Aufräum- und Aussortierungsarbeiten.<br />

Durch lediglich drei Büroräume, bei dem<br />

einer keinen direkten Zugang vom Flur<br />

her hat, und bei Anwesenheit aller Sozialarbeiter/innen<br />

werden die Beratungsgespräche<br />

häufig gestört.<br />

Am 18.11.2009 wurden die Arbeit der Ambulanten Hilfe und der Zeitschrift „Asphalt“ Celle im Rahmen<br />

eines Gottesdienstes im Hermann-Billing-Gymnasium mehreren Oberstufenklassen vorgestellt.<br />

Die <strong>Beratungsstelle</strong> stellte sich, zusammen mit anderen Einrichtungen aus dem sozialen Bereich, in<br />

der Neuauflage des Celler Adressbuches für Frauen neu vor.<br />

Um einen Eindruck von der Beratungsarbeit in der Wohnungslosenhilfe zu bekommen, nahm die Pastorin<br />

Frau Selermeyer, im Einvernehmen mit den betroffenen Klienten/innen, an einem Tag an Beratungsgesprächen<br />

teil.<br />

Es wurde ein Cello-Konzert mit dem international bekannten Künstler Thomas Beckmann am Donnerstag,<br />

04.02.2010, in der Christuskirche in Westercelle geplant und vorbereitet.<br />

Folgende Arbeiten gingen damit einher:<br />

� Veranstaltungsort finden<br />

� Anfrage Schirmherr<br />

� Plakatierungsmöglichkeiten finden<br />

� Aussuchen und Einladen der Ehrengäste sowie laufender Kontakt und Betreuung<br />

� Recherche von Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern<br />

� Plakatieren<br />

� Kontaktaufnahme mit örtl. Zeitungen und Interviews<br />

� Akquirieren von Helfern<br />

Freizeitmaßnahmen<br />

Im Berichtszeitraum fand zweimal ein Frühstück mit Klienten/innen und Mitarbeitern/innen statt (Osterfrühstück<br />

und Weihnachtsfeier).<br />

Zusätzliche Einnahmen<br />

Die Ambulante Hilfe erhielt eine Zuweisung von 2000,-- € Weihnachtsbeihilfe für Bedürftige von der<br />

Celleschen Zeitung. Des Weiteren wurden Kollekten durch die Thomasmesse, durch die Kirchengemeinde<br />

Groß Hehlen, durch die Kirchengemeinde Neustadt und eine Privatspende an die Ambulante<br />

Hilfe Celle überwiesen. Wie auch im letzten Jahr gibt es eine weitere hohe Spendenbereitschaft an<br />

Sachspenden, wie Kleidung und Hausrat.<br />

Statistik<br />

Betreute:<br />

Stand 01.01.2009 17 Betreute<br />

Zugänge 12 Betreute<br />

Abschlüsse 5 Betreute<br />

Abbrüche 5 Betreute<br />

Stand 31.12.2009 19 Betreute


Jahresbericht 2009 38<br />

Ziele 2010<br />

1. Vertiefung der positiven Zusammenarbeit mit den Fallmanagern<br />

2. Treffen mit dem Leistungsbereich II der Agentur für Arbeit Celle zum Austausch und zur Verbesserung<br />

der Zusammenarbeit<br />

3. Leistungsvereinbarung mit der Stadt (evtl. Agentur für Arbeit oder/und Landkreis)<br />

4. Verbesserung der Vernetzung vor Ort mit anderen Hilfeanbietern<br />

5. Entrümplung des Kellers der AH<br />

6. Anschaffung von Stühlen und Tischen für das Jahr 2010 wurden geplant<br />

7. Planung und Durchführung des Cello-Konzertes mit dem international bekannten Musiker Thomas<br />

Beckmann.<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Celle


Jahresbericht 2009 39<br />

4.2 <strong>Beratungsstelle</strong> Hameln<br />

Im Berichtszeitraum war die Fortführung der Aktivitäten zum Aufbau eines bedarfsgerechten Hilfeangebotes<br />

im Landkreis Hameln-Pyrmont neben der Einzelfallhilfe Schwerpunkt der Arbeit. Gleichwohl<br />

konnten die gesetzten Ziele erreicht werden.<br />

Das Ziel der Suche nach einem neuen Anbieter für die Pensionsunterbringung bis zum Bezug einer<br />

eigenen Wohnung erübrigte sich, nachdem der bisherige Pensionsbesitzer entgegen seiner Ankündigung<br />

seine Pension nicht schloss.<br />

Eröffnung des „Senior Schläger Hauses“ in Hameln<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Hameln<br />

Nach fast 10-jährigen Planungen und Vorbereitungen<br />

wurde das Projekt „Alles unter<br />

einem Dach“ zur Verbesserung der Hilfeangebote<br />

für wohnungslose Frauen und Männer<br />

in Hameln verwirklicht. Viele Schwierigkeiten<br />

der Vergangenheit, wie starke Widerstände<br />

und Vorbehalte in der unmittelbaren<br />

Nachbarschaft von möglicherweise zu kaufenden<br />

Gebäuden und die Organisierung der<br />

notwendigen Finanzierung, konnten überwunden<br />

werden.<br />

Im Frühjahr 2009 erwarb der Verein „Senior<br />

Schläger Haus e.V.“ ein zentral gelegenes<br />

Gebäude in Hameln, Ostertorwall 22. Nach<br />

diversen Umbauarbeiten wurde das Senior<br />

Schläger Haus im Oktober 2009 bezogen.<br />

Hier werden seitdem drei verschiedene Angebote<br />

für in Wohnungsnot geratene und hiervon bedrohte Menschen vorgehalten.<br />

Im Erdgeschoss wurde ein Tagestreff, in dem sich Hilfesuchende einige Stunden am Tag aufhalten<br />

können, eingerichtet. In das erste Obergeschoss ist die Ambulante Hilfe eingezogen. Träger beider<br />

Einrichtungen ist das Diakonische <strong>Werk</strong> Stadtverband <strong>Hannover</strong> e.V. Im Dachgeschoss befindet sich<br />

die Übernachtungsstelle des Landkreises Hameln-Pyrmont für durchreisende wohnungslose Frauen<br />

und Männer in der Trägerschaft<br />

des Landkreises Hameln-<br />

Pyrmont.<br />

Das Projekt in Hameln konnte<br />

nur verwirklicht werden durch<br />

die tatkräftige Unterstützung<br />

und Förderung des Vereins<br />

„Senior Schläger Haus e.V.“ und<br />

allen mit dem Verein kooperierenden<br />

Menschen.<br />

Die Eröffnungsfeier des Senior<br />

Schläger Hauses fand am<br />

10.12.2009 mit ca.100 geladenen<br />

Gästen statt. Im Anschluss<br />

an einen Gottesdienst in der<br />

Hamelner Marktkirche hatten<br />

die geladenen Gäste Gelegenheit,<br />

sich die drei Einrichtungen<br />

bei einem Sektempfang im neuen<br />

Haus anzusehen.<br />

Hans Jürgen Krauß, Gottfried Schöne, Dieter Gräfe<br />

In zehn Vorstandssitzungen und zwei Mitgliederversammlungen des Vereins „Senior-Schläger-Haus“<br />

wurden Absprachen zur Zusammenarbeit zwischen den Trägern und Mitarbeiter/innen der Einrichtungen<br />

und dem Verein getroffen, ein Kooperationsvertrag unterzeichnet sowie der Erwerb und der notwendige<br />

Umbau des Hauses geplant. Zudem ergaben sich etliche kurzfristige Termine während der<br />

Umbauphase.


Jahresbericht 2009 40<br />

Nach dem Einzug in das neue Haus waren viele organisatorische Absprachen zwischen Einrichtungen<br />

und Verein notwendig. Zuständigkeiten mussten geklärt, Aufgaben verteilt und die Vernetzung und<br />

Zusammenarbeit der drei Angebote unter einem Dach geregelt werden.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Im Berichtszeitraum informierten Radio Aktiv, die Deister-Weser-Zeitung und der Hamelner Markt<br />

mehrfach über die Arbeit der Ambulanten Hilfe, den Verein „Senior-Schläger-Haus“, die Schwierigkeiten<br />

beim Ankauf eines geeigneten Hauses sowie über den Bezug des Hauses und die Eröffnungsfeier.<br />

Für die Web-Seite und die regelmäßige Infomail des www.berber-info.de wurde mit Jürgen Schneider,<br />

dem Redakteur des „berber-info“, ein Interview geführt und die Veränderungen des Hilfeangebotes in<br />

Hameln im Internet veröffentlicht.<br />

Eine Konfirmandengruppe der Gemeinde Heiliges Kreuz setzte sich mit der Thematik „Wohnungslosigkeit<br />

– Leben auf der Straße“ auseinander. Ein altersgerechter Vortrag, eine Ton-Dia-Show, ergänzendes<br />

Bildmaterial und die Schilderungen eines ehemaligen Wohnungslosen, der viele Jahre in<br />

Deutschland unterwegs war, veranschaulichte den Jugendlichen eindrucksvoll, was es bedeutet, keine<br />

Wohnung mehr zu haben, ohne Arbeit und Einkommen zu sein und das Leben am Rande der Gemeinschaft<br />

bewältigen zu müssen.<br />

Auf einer Sitzung der Kirchenkreiskonferenz wurde die Arbeit der Ambulanten Hilfe und des Tagesaufenthaltes<br />

vorgestellt. Die bedarfsgerechte Erweiterung der Hilfen im neuen Haus in Hameln stand<br />

hierbei im Vordergrund.<br />

Auch die Partnergemeinde des ökumenischen Zentrums aus Brasilien informierte sich während eines<br />

gemeinsamen Frühstücks über Armut in Deutschland und Angebote für wohnungslose Menschen.<br />

Um die Zusammenarbeit von engagierten Menschen der Stadt und sozialen Einrichtungen zu pflegen<br />

sowie das örtliche Netzwerk auszubauen, nahmen die Mitarbeiter/innen an vier Sitzungen des „Runden<br />

Tisches Obdachlosigkeit“ teil.<br />

Spenden<br />

Der Dezember-Ausgabe der Asphalt-Zeitschrift wurde ein Spendenaufruf beigelegt. Daraufhin erfolgten<br />

zahlreiche Sach- und Geldspenden. Einige Menschen kamen persönlich in die <strong>Beratungsstelle</strong>,<br />

erkundigten sich nach der Arbeit im neuen Haus und brachten Lebensmittel, Süßigkeiten, Tabak, Bekleidung<br />

oder Geldbeträge mit. Andere überwiesen Gelder zur Unterstützung der Arbeit.<br />

Von der Kirchengemeinde ‚Zur Heiligen Familie’ in Emmerthal erhielt die Ambulante Hilfe eine Geldspende<br />

sowie von Gemeindemitgliedern der Kirchengemeinde liebevoll gepackte Geschenke für die<br />

Weihnachtsfeier.<br />

Der Schulpastor der Elisabeth-Selbert-Schule sammelte Spenden (Lebensmittel, Bekleidung, Geld) im<br />

Kollegium und bei den Schüler/innen, die zur Weihnachtsfeier der Ambulanten Hilfe überreicht wurden.<br />

Allen Spender/innen sei an dieser Stelle ganz besonderer Dank ausgesprochen!<br />

Sonstiges<br />

Gemeinsam mit dem Tagesaufenthalt organisierte die Ambulante Hilfe für Besucher/innen beider Einrichtungen<br />

im vergangenen Jahr eine Kanutour auf der Weser, ein Grillfest in Wehrbergen und eine<br />

Weihnachtsfeier.<br />

Die Mitarbeiter/innen nahmen an Fortbildungen zu Powerpoint, Excel, Deeskalation und Depressionen<br />

teil.<br />

Statistik<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Hameln<br />

2007 2008 2009<br />

Beratungskontakte 2556 2973 2814<br />

Erstauftritte 68 100 110<br />

Wiederauftritte 65 62 51


Jahresbericht 2009 41<br />

aus Freiheitsentzug<br />

Geschlecht Entlassene<br />

sogen. Nichtsesshafte<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Hameln<br />

Personenkreise 2009<br />

Personen ohne<br />

ausreichende<br />

Unterkunft<br />

sonstige Personen <br />

Gesamtergebnis<br />

Frauen 9 1 20 30<br />

Männer 4 63 20 44 131<br />

Gesamtergebnis 4 72 21 64 161<br />

Der Anteil der hilfesuchenden Frauen ist mit ca. 1/5 erheblich niedriger als der der Männer (19 %<br />

Frauen = 30 von 161 Personen). Weiterhin ist feststellbar, dass weniger als 1/3 der weiblichen Ratsuchenden<br />

nicht ortsgebunden war (9 von 30 Frauen).<br />

15 Personen wurden neu in den Unterstützungsprozess zur Überwindung ihrer besonderen sozialen<br />

Schwierigkeiten aufgenommen. Entsprechend hoch und arbeitsintensiv war die Vermittlung in Pensionen<br />

(12) und Wohnungen (21). Insgesamt ergab sich damit im Durchschnitt eine monatliche<br />

Klientenzahl von 22 Personen.<br />

Ziele 2010<br />

� Aufbau einer internen Zusammenarbeit/Arbeitsstruktur<br />

� Ausbau der Vernetzung<br />

� Sicherung der Stelle im hauswirtschaftlichen Bereich<br />

� Fortführung der Kooperation mit dem JobCenter Hameln-Pyrmont


Jahresbericht 2009 42<br />

4.3 Tagestreffpunkt Hameln<br />

Eröffnung des Tagestreffs im Senior Schläger Haus<br />

Am 22.10.2009 konnte der Tagestreff von seinen bisherigen Räumlichkeiten in der Bennigsenstr. 2 in<br />

die neuen Räume des Senior Schläger Hauses, Ostertorwall 22, einziehen.<br />

Der Tagestreff ist mit einem großen teilbaren Aufenthaltsraum mit kleineren Sitzeinheiten (für max. 36<br />

Personen), einem Besucherfernseher, einem Besucherschreibtisch mit Computer und Internetzugang<br />

ausgestattet.<br />

Im geräumigen Eingangs- und Flurbereich mit separatem Telefon für die Besucher/innen werden zukünftig<br />

noch acht Schließfächer für deren Gepäck vorgehalten.<br />

Der Tagestreff bietet seinen Besucher/innen eine modern gestaltete, offene, voll ausgestatte Küche,<br />

ein Bad mit Dusche und zwei WCs. Im Keller können die Besucher/innen ihre Wäsche waschen und<br />

trocknen. Das Büro der Mitarbeiter/innen befindet sich ebenfalls im Erdgeschoss. In dem an das Büro<br />

angrenzenden kleinen Raum wird Notfallbekleidung für die Besucher/innen aufbewahrt.<br />

Ein Raum des Tagestreffs wird ausschließlich als Arzt- bzw. Vorstandszimmer genutzt. Ab 01.01.2010<br />

wird jeweils freitagvormittags ein Mediziner dort eine Sprechstunde für die Besucher/innen des Senior<br />

Schläger Hauses anbieten.<br />

Die Eröffnungsfeier des Senior Schläger Hauses fand am 10.12.2009 mit ca.100 geladenen Gästen<br />

statt. Im Anschluss an den Einweihungsgottesdienst in der Hamelner Marktkirche hatten die geladenen<br />

Gäste Gelegenheit, sich die drei Einrichtungen (Übernachtung des Landkreises Hameln-Pyrmont,<br />

die <strong>Beratungsstelle</strong> der Ambulanten Hilfe und den Tagestreff) bei einem Sektempfang im neuen Haus<br />

anzusehen.<br />

Der Tagestreff ist im neuen Haus mit einer wöchentlichen Öffnungszeit von 25 Stunden den Besucher/innen<br />

zugänglich.<br />

Diese verteilen sich wie folgt: Mo., Di., Do. 9.00 - 15.00 Uhr; Mi., Fr. 9.00 - 12.30 Uhr.<br />

Seit dem Umzug muss im Tagestreff sowie in der Ambulanten Hilfe sehr viel hauswirtschaftliche und<br />

organisatorische Arbeit geleistet werden. Von kaputten Heizungen über nicht funktionierende Internetverbindungen<br />

bis zur Problematik zu kleiner Mülltonnen reichen die Probleme, und die Lösungen<br />

müssen in Gesprächen mit den Hausmeistern, der sozialpädagogischen Leitung, dem Vorstand des<br />

Vereins „Senior Schläger Haus e.V.“, Architekten und diversen Firmen gefunden werden. Wir hoffen,<br />

dass wir bald wieder mehr Zeit für unsere Besucher/innen haben.<br />

Noch nicht endgültig eingerichtet, ist der Tagestreff sowie das ganze Senior Schläger Haus schon<br />

jetzt einladend und bedarfsgerecht gestaltet.<br />

Frühstück der Kirchengemeinden, gemeinsames Kochen im<br />

Tagestreff, ...in der neuen Küche kein Problem mehr<br />

Angebote<br />

Eine bedarfsgerechte Angebotsstruktur für die Besucher/innen im Tagesaufenthalt konnte weiter entwickelt<br />

werden.<br />

Die Zahl der Besucher/innen nahm im Berichtszeitraum stetig zu. Das Mittagsangebot wird weiterhin<br />

regelmäßig gut besucht, mit durchschnittlich fünfzehn Personen. Außerdem konnten wir in der Zeit<br />

Tagestreffpunkt Hameln


Jahresbericht 2009 43<br />

von April bis September, in der das Obdachlosenfrühstück nicht stattfindet, einen Brunch anbieten.<br />

Dieser fand dienstags ab 10.30 Uhr (für einen Besucherbeitrag von 50 Cent) statt. Organisiert wurde<br />

dies wie der Mittagstisch, also unter Mithilfe der Besucher/innen. Ein herzlicher Dank gilt der Tafel<br />

Hameln, die uns hierbei mit Lebensmitteln unterstützte. Dieses Angebot wurde begeistert angenommen<br />

und soll auch im nächsten Jahr wieder stattfinden.<br />

Insbesondere durchreisende Wohnungslose nahmen das Angebot im Tagestreff vermehrt wahr, vor<br />

allem nach dem Umzug ins „Senior Schläger Haus“. Jetzt ist es wichtig, dass sich unter den Durchreisenden<br />

herumspricht, dass Hameln ein lohnendes<br />

Ziel ist, mit einer komfortablen<br />

Übernachtungsstelle für Frauen und Männer,<br />

in die sogar Hunde mitgebracht werden<br />

können.<br />

Weihnachtsfeier im Senior Schläger Haus<br />

Obdachlosenfrühstück der Kirchengemeinden in Hameln<br />

Tagestreffpunkt Hameln<br />

Ausflüge wurden 2009 gemeinsam mit der<br />

Ambulanten Hilfe geplant. So fanden im<br />

Sommer ein Kanuausflug und ein Grillfest<br />

für unsere Besucher/innen statt.<br />

Auch die Weihnachtsfeier wurde von Betreuten<br />

der Ambulanten Hilfe und den Besucher/innen<br />

des Tagestreffs gestaltet. Musik<br />

und gutes Essen lockten fünfunddreißig<br />

Teilnehmer/innen in den Aufenthaltsraum<br />

des Tagestreffs.<br />

Am 19. Oktober, kurz vor der Eröffnung des Senior Schläger Hauses und damit des Tagestreffs, begann<br />

das - in der Wintersaison (Oktober bis März) regelmäßig angebotene - Obdachlosenfrühstück<br />

der Hamelner Kirchengemeinden und des Civitan Clubs. In diesem Jahr wurde es in den Räumen des<br />

neuen Tagesaufenthaltes durchgeführt.<br />

Das Frühstück wird von engagierten ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen der Kirchengemeinden von<br />

Montag bis Freitag von 7.30 Uhr bis 9.00 Uhr angeboten.<br />

Das Angebot des kostenlosen Frühstücks wird mangels finanzieller Ressourcen der betroffenen Bürger/innen<br />

in Hameln sehr gut angenommen.<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung<br />

Wir führten im Berichtszeitraum Termine zur Öffentlichkeitsarbeit, auch in Kooperation mit den Kollegen/innen<br />

der Ambulanten Hilfe, regelmäßig durch. Zu nennen sind hier Pressetermine, interessierte<br />

Schulklassen der Handelslehranstalt in Hameln, das Kirchenkreistreffen der Hamelner und Pyrmonter<br />

Kirchengemeinden sowie andere Einrichtungen im Hamelner Hilfesystem.<br />

Die Kooperation und Vernetzung aller im Senior Schläger Haus agierenden Einrichtungen wurde weiter<br />

vorangetrieben und war im Wesentlichen bestimmt durch die Vorbereitungen und die Organisation<br />

der Ausstattung bzw. des Umzuges in ein Haus. Hier war kooperative Zusammenarbeit nötig und für<br />

das zukünftige Wirken unter einem Dach konnten die notwendigen Absprachen und Übergangsprozesse<br />

definiert werden.<br />

Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung<br />

Der Antrag auf eine Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung (Ein-Euro-Kraft) wurde zeitnah<br />

gestellt. Leider gab es im Berichtszeitraum noch keine Rückmeldung des zuständigen JobCenters.<br />

Ziele 2009<br />

� Umzug in das neue Haus im Herbst 2009<br />

� Eröffnung, Vernetzung und Kooperation der drei Hilfsangebote Tagesaufenthalt, Ambulante Hilfe<br />

und Übernachtungsstelle des Landkreises Hameln-Pyrmont „Alles unter einem Dach“.<br />

� Weiterer Aufbau einer bedarfsgerechten Angebotsstruktur im Tagesaufenthalt Hameln.


Jahresbericht 2009 44<br />

� Die Akquirierung neuer Besucher/innen und Vernetzung im Hilfesystem durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit.<br />

� Installation einer Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung (Ein-Euro-Job) zur Unterstützung<br />

des hauptamtlichen Personales bzw. für neue Angebote im Bereich der hauswirtschaftlichen<br />

Unterstützung der Besucher/innen und in der Gruppenarbeit.<br />

Die Zielsetzung konnte im Berichtszeitraum beinahe vollständig umgesetzt werden. So wurde seit<br />

dem Frühjahr die vom „Senior Schläger Haus e.V.“ (ehemals „Obdachlosenhilfe Hameln e.V.“) erworbene<br />

Immobilie am Ostertorwall 22/Ecke Mühlenstraße umfangreich umgebaut. Der Tagestreff wurde<br />

im Erdgeschoss eingerichtet. Das Haus, in dem nunmehr alle Hilfen für Personen in besonderen sozialen<br />

Schwierigkeiten unter einem Dach angeboten werden, erhielt den Namen „Senior Schläger<br />

Haus“. 1<br />

Ziele 2010<br />

� Der Tagestreff mit seinem inhaltlichen und sachlichen Angebot wird weiter ausgebaut.<br />

� Erweiterte Öffnungszeiten (z. B. am Wochenende oder im Winter an den Tagen mit kurzen Öffnungszeiten:<br />

Mittwoch und Freitag)<br />

� Etablierung des Arztes im Tagestreff<br />

1 Senior Schläger Haus: Benannt nach Pastor Senior Schläger (1822-1869 an der Hamelner Marktkirche) „der<br />

sich stark für die arme Bevölkerung eingesetzt hat“. Ob Zufall oder Wink des Schicksals, ein Nachkomme Schlägers<br />

hat das Haus am Ostertorwall einst gebaut und darin seine Arztpraxis betrieben.<br />

Tagestreffpunkt Hameln


Jahresbericht 2009 45<br />

4.4 <strong>Beratungsstelle</strong> Region <strong>Hannover</strong>/Neustadt<br />

Ziele 2009<br />

2010 war eine Kooperation mit einem regionalen Anbieter von SBG-II-Maßnahmen geplant.<br />

Leider hat sich die betreffende Institution vor Ort aufgelöst. Im Nachhinein sind wir zufrieden damit, da<br />

dieses Projekt zu Zeiten geplant wurde, als wir noch zwei volle Stellen in Neustadt hatten. Aus unserer<br />

heutigen Perspektive wären wir mit dem Projekt überfordert gewesen.<br />

Besonderheiten<br />

Besonders positiv und erfolgreich waren wir 2009 in der direkten Arbeit mit unseren Klienten und Klientinnen.<br />

Erstmals entfaltete die Kooperationsvereinbarung mit der Arge ihre volle Wirkung. Als wir<br />

Anfang 2010, gemeinsam mit der Fallmanagerin der Arge in Neustadt, Resümee über die Liste derjenigen<br />

Klienten und Klientinnen zogen, die 2009 das Hilfeplanverfahren durchlaufen haben, stellten wir<br />

fest, dass von 21 Personen nur einer die Hilfe abgebrochen hat.<br />

Der Tradition der Ambulanten Hilfe entsprechend richteten wir auch 2009 eine gemütliche Weihnachtsfeier<br />

mir opulentem Mahl und Päckchen aus. Außerdem führten wir ein Osterfrühstück durch.<br />

Personal<br />

Ende April 2009 verabschiedete sich ein langjähriger Kollege in seinen wohlverdienten Ruhestand.<br />

Das bedeutete einige Umbrüche für die Hilfe. Zunächst wurde für einen Zeitraum von cirka sechs Monaten<br />

ein ehemaliger Berufspraktikant eingestellt, bis im November 2010 die ehemalige Kollegin nach<br />

10 Jahren Elternzeit wieder in den Beruf zurückkehrte.<br />

Während der ehemalige Kollege eine Vollzeitstelle besetzte, hatte der nächste Kollege eine Dreiviertelstelle,<br />

die dritte Kollegin schließlich arbeitet jetzt mit fünfzehn Stunden die Woche.<br />

So sank der Personalschlüssel von zwei Stellen auf 1,4 Stellen. Neben den Brüchen, die ein Personalwechsel<br />

immer mit sich bringt, hatte die Personalabsenkung einen beträchtlichen Einfluss auf die<br />

Arbeit.<br />

Die Ambulante Hilfe Neustadt berät einen Tag in der Woche im Tagestreffpunkt Wunstorf und einen<br />

Tag im Tagestreffpunkt Burgdorf, im Regelfall sehen sich die Mitarbeiter/innen einen Tag in der Woche.<br />

Durch Urlaub, Dienstbesprechung, Krankheit usw. reduziert sich die gemeinsame Dienstzeit<br />

nochmals erheblich. So ist es weder möglich regelmäßig an Dienstbesprechungen teilzunehmen noch<br />

Termine am Vormittag in Neustadt außerhalb der <strong>Beratungsstelle</strong> wahrzunehmen. Eine Begleitung zu<br />

Ämtern, Behörden, Ärzten, Rechtsanwälten, Krankenbesuche usw. ist erheblich erschwert.<br />

Vernetzung<br />

Leider ist es zunehmend schwierig Kontakte zu Einrichtungen vor Ort entsprechend zu pflegen, zu<br />

knüpfen und zu intensivieren. Die Teilnahme am „Arbeitskreis psychosoziale Dienste“ der traditionell<br />

mittwochvormittags tagt; ist uns nicht möglich.<br />

Statistik<br />

Hilfesuchende Personen insgesamt 82<br />

Beratungskontakte 1712<br />

Erstauftritt 33<br />

Wiederauftritt 49<br />

Wohnungsvermittlungen durch <strong>Beratungsstelle</strong> 13<br />

Klienten gem. § 4 DVO<br />

Stand am 01.01.09 14<br />

Zugänge im Jahr 9<br />

Abschluss/Abbruch 6<br />

Ziele für 2010<br />

2010 gilt es, sich - aufgrund der oben geschilderten Situation - auf das Wesentliche zu konzentrieren.<br />

Es ist geplant, die Dienstelle nach langer Zeit zu renovieren und Supervision zu nehmen.<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Region <strong>Hannover</strong> / Neustadt<br />

2009


Jahresbericht 2009 46<br />

4.5 <strong>Beratungsstelle</strong> Hildesheim<br />

Die Zunahme der Beratungen von Hilfesuchenden unter 25 Jahren hat sich fortgesetzt. Das gilt auch<br />

für die Problematik psychisch Kranker und/oder Suchtmittelabhängiger.<br />

Auch im Jahr 2009 schickte das Team U 25 beim JobCenter ihre Klientel in die <strong>Beratungsstelle</strong>, damit<br />

eine Postadresse eingerichtet werden kann, das Konto für Überweisungen zu Verfügung steht und<br />

Hilfe bei der Antragstellung geleistet wird. Zudem kann die Zeit zwischen Bearbeitung und Auszahlung<br />

von Leistungen mit Tagessatzzahlungen überbrückt werden. Hier ist die Tendenz weiterhin steigend.<br />

Ebenso blieb es 2009 bei der engen Zusammenarbeit mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst und einzelnen<br />

Berufsbetreuern/innen, weil die Ambulante Hilfe auch 2009 mit der Verknüpfung von psychischen<br />

Problemen und Wohnungslosigkeit erheblich konfrontiert war.<br />

Anlässlich des Umzuges gelang es, von der Sparkasse Hildesheim und der Firma Multi-Development<br />

eine Spende zu erhalten.<br />

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurde verschiedene Male die Arbeit, z. B. bei Schulprojekten,<br />

Fachhochschulseminaren vorgestellt, zwei Radiointerviews gegeben, Zeitungsartikel platziert, mit<br />

einem Informationsstand auf die Arbeit aufmerksam gemacht. Durch den Spendenaufruf, der seit Jahren<br />

über die Asphaltzeitung verteilt wird, hat sich mittlerweile ein kleiner Spenderkreis gefunden, der<br />

die Ambulante Hilfe zu Weihnachten mit Geld- und Sachleistungen unterstützt. Seit dem Winter 2009<br />

gibt es eine kostenlose „Platzhalteranzeige“ in der HAZ mit der Bitte um Sachspenden. Dies hat sich<br />

als sehr effektiv erwiesen.<br />

Zwecks einer besseren Zusammenarbeit gab es ein Treffen mit dem Team § 67 vom Amt für Soziales,<br />

bei dem sich auf eine enge Zusammenarbeit verständigt wurde. Das soll heißen, dass in dringenden<br />

Fällen auch telefonisch vorab Lösungen vereinbart werden. Die Mitarbeiter/innen nehmen nun auch<br />

am Widerspruchsverfahren des Sozialamtes teil.<br />

Im Jahr 2009 waren die Mitarbeiter/innen zu vielen Festen anderer Sozialberatungsstellen eingeladen.<br />

Den Einladungen wurde gern gefolgt, Ziel war es, vor Ort präsent zu sein. So arbeiten die Mitarbeiter/innen<br />

auch mit an den Vorbereitungen zur „Woche der Diakonie“, die in Hildesheim anlässlich der<br />

Wiedereröffnung der Michaeliskirche (die zum Weltkulturerbe zählt) in diesem Jahr eine besondere<br />

Bedeutung hat und in besonderer Weise gefeiert werden soll.<br />

Für einen guten Austausch mit den Klienten/innen wird seit dem Umzug regelmäßig ein Frühstück<br />

angeboten, bei dem die Möglichkeit besteht, über Regeln des Zusammenseins in der Einrichtung zu<br />

reden. Am Frühstück mit der Gesprächsmöglichkeit wird lebhaft teilgenommen.<br />

Statistik<br />

Klienten gem. § 4 DVO<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Hildesheim<br />

2009<br />

Stand am 1.1.09 18<br />

Zugänge im Jahr 10<br />

- davon Frauen 3<br />

abgeschlossene Betreuungen 7<br />

Abbrüche 3<br />

Stand am 31.12.09 18<br />

- davon Frauen 4<br />

Wohnungsvermittlungen durch <strong>Beratungsstelle</strong> 9<br />

Vermittlung in Obdach 9<br />

Vermittlung in sozialvers.pfl. Arbeit durch <strong>Beratungsstelle</strong> 2<br />

Vermittlung in andere. Arbeit und Ausbildung 6


Jahresbericht 2009 47<br />

Ziele 2009<br />

Inhaltliche Ziele<br />

Ziel war die Veränderung im Umgang mit Wohnungslosen in kommunaler Zuständigkeit. Hier ist noch<br />

kein Ergebnis erzielt, dieses Ziel wird langfristig weiterverfolgt.<br />

Die Zielstellungen „Neue Hausordnung“ und eine „Vorgabe für Hausverbote“ sind erreicht. Eine neue<br />

Hausordnung ist erstellt, von einer starren Vorgabe für Hausverbote wird jedoch abgesehen, Hausverbote<br />

werden weiterhin flexibel gehandhabt.<br />

Organisatorisch strukturelle Ziele<br />

Der als großes Ziel für das Jahr 2009 genannte Umzug in neue Räumlichkeiten ist im März 2009 erfolgt.<br />

Die Arbeit in der neuen <strong>Beratungsstelle</strong> wurde umgehend aufgenommen.<br />

Wirtschaftliche Ziele<br />

Die <strong>Beratungsstelle</strong> ist so weitgehend zufriedenstellend ausgestattet. Problematisch ist lediglich die<br />

extreme Rauchbelastung. Hier muss in der Zukunft unbedingt eine Lösung gefunden werden.<br />

Politische Ziele und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Nach dem Umzug der <strong>Beratungsstelle</strong> fand im August 2009 die offizielle Einweihungsfeier in unseren<br />

neuen Räumen statt. Dazu waren Vertreter/innen aller Hildesheimer Sozialberatungsstellen, Träger<br />

der freien Wohlfahrtpflege, der Geschäftführer der ARGE Hildesheim, der Sozialdezernent, der Leiter<br />

des Sozialamtes, der Bürgermeister der Stadt Hildesheim, der Sozialdezernent des Landkreises Hildesheim<br />

und Vertreter des Landes Niedersachsens präsent. Die Öffentlichkeit wurde über die regionalen<br />

Medien (Zeitungen u. Radio) von dieser Veranstaltung informiert.<br />

Ständige Verbesserung<br />

Leider gibt es immer wieder Situationen in denen Klienten/innen unserer Einrichtung unangenehm<br />

auffallen. Zur Schaffung von Akzeptanz wird reger, freundlicher Kontakt mit den Nachbarn und Nachbarinnen<br />

sowie den Geschäftsleuten gehalten.<br />

Ziele 2010<br />

� Veränderungen im Aufenthaltsbereich um die Rauchbelästigung zu vermindern<br />

� Weitere Etablierung in den neuen Räumlichkeiten<br />

� Zusammenarbeit mit mind. einer Kirchengemeinde<br />

� Gespräche mit dem Team U 25<br />

� Teilnahme an der Woche der Diakonie<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Hildesheim


Jahresbericht 2009 48<br />

4.6 <strong>Beratungsstelle</strong> Holzminden<br />

Der Personenkreis der unter 25-Jährigen gehörte 2009 nun mit steigender Tendenz zu den Hilfesuchenden.<br />

In drei Fällen lagen die Voraussetzungen der §§ 67 ff.<br />

SGB XII vor, so dass ein Grundanerkenntnis gestellt wurde. Der<br />

geleistete Unterstützungsaufwand für diesen Personenkreis ist<br />

noch arbeits- und zeitintensiver als bei älteren Wohnungslosen. Es<br />

wurden dennoch auf den Einzelfall zugeschnittene Lösungen gefunden.<br />

Eine Problemanzeige über die Häufung der Fälle und damit<br />

verbunden die Notwendigkeit einer evtl. Finanzierung des Hilfeangebotes,<br />

ist gegenüber der Agentur zur Arbeit geäußert worden.<br />

Eine konkrete Reaktion bleibt für 2010 zu erwarten.<br />

Die Zahl der Fälle von Personen mit gebündelten Problemen, wie<br />

z. B. Sucht, psychisch erkrankt mit starker Verwahrlosungstendenz,<br />

hat sich erhöht. In einigen Fällen bleibt nur die Vermittlung in<br />

stationäre Facheinrichtungen, nachdem die intensive Begleitung in<br />

der Wohnung nicht ausreichte.<br />

Eine besondere Härte für Wohnungslose stellt die Nachforderung<br />

von Krankenversicherungsbeiträgen dar. Die gesetzlich vorgesehene<br />

Möglichkeit, auf die Beitreibung zu verzichten, findet in der<br />

Praxis bislang keine Anwendung. Ein im Einzelfall hoher Schuldenberg<br />

ist die Folge. Auf der politischen Ebene besteht dringender<br />

Handlungsbedarf.<br />

Die Teilnahme an der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft garantiert weiterhin eine gute Zusammenarbeit<br />

mit örtlichen sozialen Institutionen. Mit dem Erarbeiten eines neuen Konzeptes soll auch die<br />

gegenseitige Unterstützung beim Verändern von Missständen durch Öffentlichkeitsarbeit und Stellungnahmen<br />

in der Presse festgeschrieben werden. Vierteljährliche Treffen fördern die Kooperation<br />

und den informativen Austausch untereinander. Es ist vorgesehen zu wichtigen Themen Fachreferenten/innen<br />

einzuladen. Ein gemeinsamer Netzwerktag soll 2010 stattfinden.<br />

Wohnkosten: Trotz Anheben der Mietobergrenzen ist die Vermittlung in Wohnraum in der Stadt Holzminden<br />

schwierig. Die häufig alte Bausubstanz und mangelhafte Isolierung führen zu teilweise hohen<br />

Heizkostennachforderungen. Hier wird über die Agentur zur Arbeit versucht, die tatsächliche Übernahme<br />

zu erreichen und somit eine rechtskonforme Praxis anzustreben.<br />

Statistik<br />

Im Berichtszeitraum wurde durch die hohe Nachfrage weiterhin ein kontinuierlicher Betreutenstand<br />

von über zwanzig Personen erreicht. Der Schwerpunkt in der Altersgruppierung liegt nach wie vor<br />

zwischen 40 und 45 Jahren.<br />

Die Dauer der Wohnungslosigkeit erstreckt sich im Wesentlichen von zwei Monaten bis zu drei Jahren<br />

bevor notwendige Hilfen greifen. Lange Zeiten der Wohnungslosigkeit führen dazu, dass sich die Notlage<br />

häufig dann schon so verfestigt hat, dass nur noch in Kooperation verschiedener psychosozialer<br />

Dienste eine nachhaltige Verbesserung der Lebenslage erreicht werden kann.<br />

Im Berichtszeitraum waren drei Wohnungslose unter 25 Jahre alt. Es wurden zwei wohnungslose Frau<br />

en in den Unterstützungsprozess aufgenommen<br />

Ziele 2009<br />

Im Wesentlichen konnten die Ziele umgesetzt werden. Insbesondere wurde nach intensiver Vorarbeit<br />

die Kooperationsvereinbarung mit der Agentur zur Arbeit abgeschlossen werden. Dies hat unter anderem<br />

die Zusammenarbeit verbessert und das wechselseitige Wahrnehmen von Problemen geschärft.<br />

Im Folgenden wird auf die Umsetzung der einzelnen Zielvereinbarungen eingegangen:<br />

1. Der Kontakt zur Tafel ist gut. Überschüsse wurden an mehreren Tagen der Ambulanten<br />

Hilfe zur Verfügung gestellt. Auch Wohnungslose unterwegs konnten auf das Angebot zugreifen.<br />

2. Seit Oktober 2009 verstärkt ein Sozialarbeiter im Anerkennungsjahr das Team in Holzminden<br />

mit 28,88 Std. für 15 Monate. Mit der Fachhochschule Holzminden wurde ein entsprechender<br />

Ausbildungsplan abgeschlossen.<br />

3. Für zwei ehemalige Hilfeberechtigte mit aktuell hohem Unterstützungsbedarf ist mit dem<br />

Landkreis eine Einzellfallvereinbarung abgeschlossen worden und es wurde Eingliede-<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Holzminden


Jahresbericht 2009 49<br />

rungshilfe nach § 53 SGB XII geleistet. Die Unterstützung war zeitlich befristet und betrug<br />

vier Stunden wöchentlich. Die Dauer der gesamten Maßnahme war zunächst auf ein halbes<br />

Jahr befristet. Sie wurde mit reduzierter Stundenzahl um drei Monate verlängert. Die<br />

vereinbarten Ziele wurden erreicht, insbesondere konnte eine behindertengerechte Wohnung<br />

im Parterre eines Mietshauses gefunden werden. Es bleibt festzustellen, dass der<br />

Prozess der Eingliederung sehr arbeitsintensiv war, der Faktor Zeit spielte eine große Rolle.<br />

Eine Vereinbarung über den Einzellfall hinaus wird vom Landkreis auch in Zukunft nicht<br />

erfolgen. Für jeden weiteren Einzellfall ist zu prüfen ob die Ambulante Hilfe hierfür Kapazitäten<br />

herstellen kann.<br />

4. Durch die ansteigende Nachfrage nach Ein-Personen-Wohnraum u. a. durch Studierende<br />

der Fachhochschule, ist die Vermittlung in Wohnung in der Stadt Holzminden schwieriger<br />

geworden; viele Vermieter suchen sich ausschließlich Studenten als Zielgruppe aus. Im<br />

Verlauf des Jahres konnten trotzdem neue Vermieter hinzugewonnen werden, auch konnte<br />

der Kontakt zu zwei neuen Wohnungsbaugesellschaft geknüpft werden.<br />

5. Die Sicherung der Wohnung bei Haftunterbringung ist in jedem neuen Fall zu klären. Prinzipiell<br />

ist der Landkreis für die Sicherung bis zu einem halben Jahr zuständig analog der<br />

alten Regelung im Bundessozialhilfegesetz. Die Anträge werden vom Sozialdienst der jeweiligen<br />

Justizvollzugsanstalt dem Inhaftierten ausgehändigt. Unklar bleibt dann, ob der<br />

Kostenübernahmeantrag vom Betroffenen auch unterschrieben abgeschickt wurde und,<br />

wenn ja, an die tatsächlich zuständige Stelle. Die Ambulante Hilfe muss eine enorme<br />

Nachforschungsarbeit zur Unterkunftssicherung leisten.<br />

6. Mehrere Fachgespräche zur Klärung der Hilfegewährung konnten auch in diesem Jahr<br />

wieder mit der Agentur zur Arbeit stattfinden. Vermehrt entstand Unterstützungsbedarf bei<br />

Menschen mit kurz zeitiger Wohnungslosigkeit die in der Region gewohnt haben. Hier<br />

kann schnelle Hilfe eine Verfestigung der Armutslebenslage und ein Umherziehen verhindern<br />

helfen. Eine Integration kann entsprechend zeitnaher gelingen. Die Tagessatzauszahlung<br />

läuft mittlerweile problemlos, die Anmeldung bei der Krankenkasse ist geregelt.<br />

Auch die Auszahlung von Arbeitslosengeld II durch die Agentur zur Arbeit, in kürzeren Zeit<br />

räumen als monatlich, konnte im Einzelfall vereinbart werden und wird in der Praxis kundennah<br />

durchgeführt.<br />

7. Die Notunterkunft verfügt wieder über Heizungen in beiden Räumen. Die Übernachtung<br />

mit Hund wurde vom Leiter des Ordnungsamtes bei Minustemperaturen im Einzelfall genehmigt.<br />

8. Der Kontakt zum Kirchenkreis wurde über den Superintendenten wieder aufgenommen.<br />

Es findet ein reger Austausch mit der Kirchenkreissozialarbeiterin statt. Die Ambulante Hilfe<br />

konnte sich mit ihrer Arbeit auf einer Kirchenkreispastorenkonferenz vorstellen.<br />

Ziele 2010<br />

Mit der Agentur zur Arbeit wird ein neuer Datenschutzbogen erarbeitet, der den wechselseitigen Datenaustausch<br />

rechtlich absichert und gewährleistet.<br />

Die Zuständigkeit eines Fallmanagers für den „U-25-Bereich" wird von der Agentur zur Arbeit benannt.<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Holzminden


Jahresbericht 2009 50<br />

4.7 <strong>Beratungsstelle</strong> Nienburg<br />

Angebotsgestaltung<br />

Das Ziel, die übergangsweise Unterbringung im Naturfreundehaus bzw. bei Belegung in einer Pension<br />

zu vereinfachen, konnte zwar erreicht werden, leider bereitet dieser Wechsel der Unterkünfte in der<br />

Praxis sehr viele Unannehmlichkeiten. Klienten/innen sind einige Tage im Naturfreundehaus untergebracht,<br />

müssen dann für ein paar Tage in Pensionen wechseln, wenn das Haus belegt ist und dann<br />

bei frei werdenden Zimmern wieder zurück. In Einzelfällen konnte in den Sommermonaten nicht einmal<br />

eine geeignete Pension gefunden werden. Klienten/innen, die eigentlich den stationären Aufenthalt<br />

vermeiden wollten, lebten notgedrungen übergangsweise in der Herberge zur Heimat und brachen<br />

die Betreuung schließlich ab.<br />

Das Angebot der Pensionsunterbringung sollte für 2010 zum Standard werden, damit die Hilfe adäquat<br />

gewährt werden kann.<br />

Organisatorisch strukturelle Ziele<br />

Auch 2009 war die Zahl der ratsuchenden jungen Erwachsenen (U 25) wieder relativ hoch. Junge<br />

Menschen in Situationen drohender oder eingetretener Obdach- und Wohnungslosigkeit mit extremen<br />

Schwierigkeiten des Anschlusses an das Hilfesystem vor Ort, kamen erst über Intervention der ambulanten<br />

Hilfe an die Leistungsgewährung.<br />

Nach Gesprächen mit der Jugendwerkstatt am Ort und deren Hinweis auf verstärkt auftretende Wohnungslosigkeit<br />

auch in ihrem Bereich, suchte die Ambulante Hilfe den Kontakt zum Kreisjugendpfleger,<br />

der durch seine Projektarbeit vor Ort und die Kontakte zu den verschiedenen Institutionen der<br />

geeignete Ansprechpartner war, um die Bedarfe der jungen Erwachsenen besser zu erfassen und<br />

eine Koordination vorzubereiten. Mit seiner Moderation und der Dokumentation über Auftritte U 25 bei<br />

der Ambulanten Hilfe gelang es, die vorrangig Betroffenen, JobCenter, Jugendamt und Ambulante<br />

Hilfe, zu einem ersten gemeinsamen Austausch zusammenzubringen. Bei allen Beteiligten bestand<br />

hohe Bereitschaft den dokumentierten Handlungsbedarf anzuerkennen und gemeinsam zu Lösungsansätzen<br />

und Lösungen zu kommen.<br />

Im November wurde ein Projekt des ESF-Programms „Stärken vor Ort“ namens “Intensivtraining zur<br />

Alltagsbewältigung, sozialer Integration und Arbeitsaufnahme“ (ICASIA) beantragt.<br />

Die Terminierung und weitere Schritte für 2010 konnten in Kooperation mit der ZBS Niedersachsen,<br />

Regionalstelle <strong>Hannover</strong> weiter vorbereitet werden.<br />

Ständige Verbesserung<br />

Intervision, Supervision und die jährliche Klausurtagung sind weiterhin hilfreiche Möglichkeiten einer<br />

professionellen Reflexion und zur Entwicklung des sozialpädagogischen Handelns vor Ort.<br />

Öffentlichkeitsarbeit/Sponsoren<br />

Über die Aktion „Münzen für mehr Menschlichkeit“ kann die Ambulante Hilfe weiterhin, auf einen formlosen<br />

Antrag hin, für Klienten/innen und Ehemalige höherwertige Sachmittel wie Fahrräder oder Einrichtungsgegenstände<br />

erhalten.<br />

Vernetzung<br />

Die Unterstützung sonstiger Personen in besonderen sozialen Schwierigkeiten in örtlicher Zuständigkeit<br />

stieß 2009 mit der bewilligten Pauschale von drei Personen im Jahresdurchschnitt wieder an die<br />

Kapazitätsgrenzen. Eine Erhöhung der Pauschale konnte in Verhandlung mit dem örtlichen Träger<br />

noch nicht erreicht werden.<br />

Die Notwendigkeit wurde jedoch von diesem anerkannt und für die Zukunft die frühere Beantragung<br />

der Kostenanerkenntnisse und ausführliche Hilfedokumentation vereinbart.<br />

Weiterhin fanden regelmäßige Kontakte und Gespräche statt:<br />

- FAM-Bereich Besondere Soziale Schwierigkeiten<br />

- zusätzlich auch mit dem Fallmanagement für U 25<br />

- zur Leistungsvereinbarung<br />

- im Rahmen der Hilfeentwicklung und Neuorientierung bestanden weiterhin fachliche Kontakte zur<br />

Schuldnerberatungsstelle der ZBS<br />

- Suchtberatungsstelle<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Nienburg


Jahresbericht 2009 51<br />

- sozialpsychiatrischer Dienst des Landkreises<br />

- Bewährungshilfe<br />

- Ärzte und Fachkliniken<br />

- JobCenter, ARGE<br />

- Rechtsanwälte (Einzelfall bezogen)<br />

- SOVD Sozialverband Deutschland<br />

- Nachgehende Hilfe der Herberge zur Heimat<br />

Besonderheiten im Arbeitsbereich<br />

Die Häufigkeit und der Grad der Abhängigkeitserkrankungen der Klienten/innen hat gravierende Ausmaße<br />

angenommen und spielt eine im Vergleich zu den Vorjahren deutlichere Rolle bei Abbrüchen<br />

teils langwieriger Begleitungen/Betreuungen. Zwei schwerstabhängige Alkoholkranke begingen Suizid.<br />

In mehreren Gesprächen mit der Suchtberatungsstelle wurden verschiedene Modalitäten vereinbart<br />

um die Arbeit mit Klienten/innen transparenter zu gestalten und die jeweiligen Hilfeschritte der Einrichtungen<br />

weiter zu koordinieren.<br />

Statistik<br />

Hilfesuchende Personen insgesamt 63<br />

Beratungskontakte 1.058<br />

Erstauftritt 50<br />

Wiederauftritt 20<br />

Wohnungsvermittlungen durch <strong>Beratungsstelle</strong> 11<br />

Klienten gem. § 4 DVO<br />

Stand am 01.01.09 4<br />

Zugänge im Jahr 9<br />

Abschluss/Abbruch 7<br />

Ziele 2010<br />

- Konzeption und Umsetzung des ESF-Projektes ICASIA<br />

- Teilnahme an einer Fortbildung zum Thema Suchtmittelabhängigkeit<br />

- Regelmäßige Teilnahme an der Fortbildung „Deeskalationstraining“<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Nienburg<br />

2009


Jahresbericht 2009 52<br />

4.8 <strong>Beratungsstelle</strong> Schaumburg<br />

Ziele 2009<br />

Aufgrund der Gespräche im November 2008 zwischen JobCenter und Ambulanter Hilfe wurde ein<br />

Kooperationsvertrag erarbeitet und in Februar 2009 beiderseits unterzeichnet. Grundsätzlich ist die<br />

Zusammenarbeit mit dem JobCenter auf einem positiven Weg. Kontakte laufen überwiegend über<br />

eine Fallmanagerin, die als inoffizielle Koordinatorin fungiert. Im Berichtsjahr stellten die Mitarbeiter/innen<br />

der Ambulanten Hilfe fest, dass das JobCenter häufiger Personen schickt, die von Wohnungslosigkeit<br />

bedroht oder betroffen sind.<br />

Ein weiteres Ergebnis der Gespräche mit der Leitung des JobCenters war, dass die in 2008 auf zwei<br />

Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung reduzierten Stellen um eine Stelle aufgestockt<br />

wurde. Ab Mitte Juli wurde die dritte Stelle besetzt.<br />

Die im Jahr vorher begonnene Renovierung des Cafés ist, mit dem Verlegen des Fußbodens im August,<br />

zu Ende geführt worden. Die im Treppenhaus eingebaute Rauchschutztür hat zu einer Verringerung<br />

der Rauchbelastung in den Büroräumen geführt. Ungelöst bleibt das Problem der erheblichen<br />

Rauchbelastung im Aufenthaltsraum. Dies führt dazu, dass mehrere Besucher/innen (die selbst nicht<br />

mehr rauchen) der Einrichtung fernbleiben.<br />

Besonderheiten im Arbeitsbereich<br />

Aufgrund diverser Zeitungsartikel über die Arbeit der Ambulanten Hilfe und die immer knapper werdenden<br />

finanziellen Mittel, kam es zu vermehrtem Spendenaufkommen. Neben privaten Einzelspenden<br />

erhielt die Ambulante Hilfe eine Zusage der Martini Kirchengemeinde über eine regelmäßige<br />

Spende für den Cafébetrieb. Hiervon soll es ermöglicht werden, das Speisenangebot im Café vitaminreicher<br />

und ausgewogener zu gestalten. Zudem können hiervon auch notwendige Küchenutensilien<br />

angeschafft oder erneuert werden.<br />

Statistik<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Schaumburg<br />

2009<br />

Hilfesuchende Personen insgesamt 152<br />

Beratungskontakte 3722<br />

Erstauftritt 103<br />

Wiederauftritt 49<br />

Wohnungsvermittlungen durch <strong>Beratungsstelle</strong> 16<br />

Klienten gem. § 4 DVO<br />

Stand am 01.01.09 8<br />

Zugänge im Jahr 3<br />

Abschluss/Abbruch 5<br />

Ziele 2010<br />

Die Aufrechterhaltung sowohl des Cafébetriebes als auch die Stellenbesetzung der Ambulanten Hilfe<br />

erfordern die Erschließung zusätzlicher finanzieller Mittel. Hierzu werden Bündnispartner vor Ort (z. B.<br />

Kirchengemeinden) gesucht, um Fürsprecher bei anstehenden Gesprächen potentieller Geldgeber<br />

„mit im Boot zu haben“.<br />

Die beantragte einjährige Freistellung der Kollegin ab Mitte 2010 erfordert Planung mit der ZBS-<br />

Leitung um Sicherheit für die zukünftige Arbeit in Schaumburg zu erreichen.


Jahresbericht 2009 53<br />

4.9 Tagestreffpunkt Wunstorf<br />

Ziele 2009<br />

Nach den massiven Bedenken und Widerständen innerhalb des neuen Umfeldes des Tagestreffpunktes<br />

war das Hauptziel das Bemühen um Akzeptanz und Toleranz für die Einrichtung und damit für die<br />

Menschen, die dieser bedürfen.<br />

Dieses Ziel kann als erreicht gewertet werden, was durch erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit (z. B.<br />

„Runde Tische“ in der ersten Jahreshälfte, „Tag der offenen Tür“) und ganz besonders durch das besonnene<br />

und loyale Verhalten der Besucherinnen und Besucher der Einrichtung außerhalb des Tagestreffs<br />

möglich werden konnte.<br />

Ein zweites Ziel war die Geldverwaltung von Tagessätzen nach dem Sozialgesetzbuch II in Kooperation<br />

mit dem örtlichen JobCenter. Auch dieses konnte verwirklicht werden, obwohl in den Anfangsmonaten<br />

der hohe Verwaltungsaufwand, die anfänglich oft wechselnde Stellenbesetzung im JobCenter,<br />

die fehlende Routine in der Kooperation mit dem JobCenter des Öfteren ein großes Problem waren.<br />

Besonderheiten im Arbeitsbereich<br />

Nach einem, bedingt durch die Suche nach neuen Räumlichkeiten und dem Umzug des Tagestreffs,<br />

sehr unruhigen Jahr sollte das Jahr 2009 für Beruhigung und Stabilität sorgen. Das am Ende des Jahres<br />

dieses Vorhaben als gelungen bezeichnet werden kann, ist das Erfreulichste der zurückliegenden<br />

Monate.<br />

Mit Beginn des Jahres wurde in den Räumen des Tagestreffs mit der Auszahlung von Tagessätzen<br />

nach SGB II begonnen. Die Stadt Wunstorf konnte diese Aufgabe leider nicht mehr wahrnehmen,<br />

deshalb übernahm ein ehrenamtlicher Mitarbeiter diese Tätigkeit. Eine besondere Bedeutung hatte<br />

diese Vorgehensweise, da die Leistungsabteilung des JobCenters Wunstorf Ende 2008 aus Platzgründen<br />

nach Neustadt verlegt worden ist.<br />

Im Tagestreff wurden die Anträge auf Arbeitslosengeld II entgegengenommen und zum JobCenter<br />

gebracht. Nach der schriftlichen Bewilligung wurden die Tagessätze wiederum im Tagestreff an die<br />

Antragsteller ausgezahlt.<br />

Diese Maßnahme führte dazu, dass weiterhin einem großen Kreis der Unterstützung suchenden<br />

Frauen und Männer die adäquate sozialpädagogische Hilfe angeboten werden konnte. Für die Betroffenen<br />

war es ein großer Vorteil, finanzielle Leistung und weitergehende Unterstützung in einer Räumlichkeit<br />

erhalten zu können. In vielen Fällen war dies ein wichtiger Meilenstein für die Besucherinnen<br />

und Besucher bei anstehenden Veränderungen in Richtung „eigene Wohnung“ und „Aufnahme von<br />

Arbeit“. Aus diesem Grund wird diese Maßnahme auch in 2010 weitergeführt.<br />

In turnusmäßigen Arbeitstreffen zwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des JobCenters und des<br />

Tagestreffs wurde Verständnis für die Tätigkeit im jeweils anderen Bereich aufgebaut: in Einzelfallgesprächen<br />

wurden „kundengerechte“ Maßnahmen besprochen, die Modalitäten der Tagesauszahlung<br />

„entbürokratisiert“ und letztlich ein Klima geschaffen, in dem insgesamt produktiver gearbeitet werden<br />

konnte.<br />

Bedingt durch die Auszahlung von Tagessätzen kam es zunehmend zur Inanspruchnahme der Angebote<br />

durch Menschen unter 25 Jahren. Da der Gesetzgeber im SGB II den JobCentern hier Möglichkeiten<br />

anbietet, anders als bei „älteren“ Langzeitarbeitslosen zu verfahren (schnellere Sanktionen),<br />

kam es sehr häufig zu Schwierigkeiten in der Durchsetzung der Leistungsansprüche. Gerade hier<br />

zeigt sich eine Lücke, die nicht adäquat mit entsprechenden Maßnahmen im Hilfeangebot geschlossen<br />

wurde. Dieser Aspekt wird in der weiteren Arbeit sicherlich weiterhin einen hohen Stellenwert<br />

behalten.<br />

Besonders hervorzuheben ist, dass die räumliche Veränderung des Tagestreffpunktes, neben den<br />

beschriebenen Schwierigkeiten, jedoch eine enorme Verbesserung der Gesamtatmosphäre innerhalb<br />

des Hauses bewirkt hat. Die großzügige Aufteilung der einzelnen Räume auf verschiedenen Ebenen,<br />

sowie die Helligkeit und Wärme durch den starken Einfall von Licht haben es ermöglicht, viele Menschen,<br />

auch aus sehr unterschiedlichen Gruppen, und deren Hunde und Gepäck so unterbringen zu<br />

können, dass sich niemand bedrängt fühlen musste. Somit kam es zwangsläufig zu einer entspannten<br />

Atmosphäre, in der sich jeder willkommen fühlen und auch gleichzeitig einen Platz finden konnte.<br />

Diese Erfahrung rechtfertigt in jedem Fall den Umzug und sollte als wichtiger Bestandteil einer Einrichtung<br />

wie des Tagestreffpunktes stets bei eventuellen zukünftigen räumlichen Veränderungen ganz<br />

besondere Berücksichtigung finden.<br />

Die neuen Räumlichkeiten mit den dadurch verbesserten Möglichkeiten werden möglicherweise im<br />

Jahr 2010 verlassen werden (müssen) aufgrund möglicher Veränderungen in den Besitzverhältnissen<br />

Tagestreffpunkt Wunstorf


Jahresbericht 2009 54<br />

des Gesamtgebäudes. Hier gilt es, gut vorbereitet und stets auf die konzeptionelle Ausrichtung der<br />

Arbeit schauend, in mögliche Verhandlungsgespräche mit dem zukünftigen Investor zu gehen.<br />

Sehr wichtig für die konzeptionelle Gesamtausrichtung ist seit Jahren die Zusammenarbeit mit dem<br />

Förderkreis und dem Kreis der Ehrenamtlichen und der Begleitung ihrer Aktivitäten.<br />

Sie bilden nach wie vor eine hervorragende Ergänzung zum sozialpädagogischen Angebot, z. B.<br />

durch zusätzliche Öffnung des Tagestreffs an den Wochenenden in den Wintermonaten. Sie tragen<br />

auch wesentlich zum Erhalt der Gesamteinrichtung durch die Akquirierung wichtiger finanzieller Mittel<br />

bei.<br />

Statistik<br />

Anzahl der Personen Männer Frauen Kontakte<br />

2009 210 182 28 8689<br />

2008 254 208 46 8790<br />

Gegenüber dem Vorjahr ist ein leichter Rückgang von ca. 3 % zu verzeichnen, dies begründet sich<br />

ganz stark durch den zum Jahreswechsel 2008/2009 vollzogenen Umzug des Tagestreffpunktes.<br />

Etwa die Hälfte der Personen bilden Menschen, die obdachlos in Wunstorf leben sowie aus der Armutsbevölkerung<br />

vor Ort. Die anderen sind wohnungslose Frauen und Männer, die unterwegs sind<br />

und sich noch nicht zum Bleiben vor Ort entschieden haben oder im Begriff sind, dies zu tun. Dabei<br />

handelte es sich fast ausschließlich um allein stehende Männer und Frauen.<br />

Die qualitative Inanspruchnahme durch zahlreiche sehr beratungsintensive Prozesse, speziell die<br />

sozialpädagogische Arbeit im Bereich der Personen<br />

unter 25 Jahren, kann leider nicht durch<br />

Daten abgebildet werden.<br />

Die rückläufige Statistik ist, wie erwähnt, ganz<br />

stark auf den Umzug der Einrichtung zurückzuführen.<br />

Der neue Standort mit den allseits<br />

bekannten Schwierigkeiten in der Akzeptanz<br />

des Umfeldes hat sicherlich zu Anfang auch<br />

viele ehemalige Nutzer/innen vom Besuch<br />

abgeschreckt. Die nicht mehr ganz zentrale<br />

Lage ist dabei auch ein Teilaspekt.<br />

Insgesamt kann jedoch am Jahresende gesagt<br />

werden, dass im Jahresverlauf die täglichen<br />

Anlaufzahlen wieder stiegen und dies die große<br />

Bedeutung sowie die gewonnene Akzeptanz<br />

des Tagestreffpunktes gut widerspiegeln.<br />

Medizinische Versorgung<br />

Die Inanspruchnahme durch Besucherinnen und Besucher im Bereich „medizinische Versorgung“ ist<br />

enorm gestiegen und damit ein Indikator für die Bedeutung dieses Angebotes.<br />

Wohnungslose Frauen und Männer haben im Regelfall keinen Zugang zum Gesundheitssystem, leiden<br />

jedoch auf Grund ihrer besonderen Situation - Leben auf der Straße, mangelnde Hygiene, keine<br />

adäquate Behandlung... - an verschiedenen Krankheiten.<br />

Die medizinische Versorgung durch eine Krankenpflegehelferin im Tagestreff ermöglicht es den Betroffenen<br />

dieses Angebot nicht nur anzunehmen, sondern inzwischen auch aktiv in Anspruch zu nehmen.<br />

Die bekannte Umgebung und die Versorgung durch eine vertraute Person führt dazu, dass sie<br />

über ihre Krankheit, Schmerzen und möglichen Behandlungsmöglichkeiten sprechen. Unterstützung<br />

und Begleitung, z. B. zu niedergelassenen Ärzten vor Ort, werden dadurch erst möglich.<br />

Tagestreffpunkt Wunstorf


Jahresbericht 2009 55<br />

Ziele 2010<br />

Medizinische Versorgung im Tagestreffpunkt Wunstorf 2009<br />

Es wurden im Berichtszeitraum folgende Erkrankungen behandelt:<br />

chronische Erkrankungen (mehrfache Behandlung notwendig) 63<br />

andere Erkrankungen (einmalige Behandlung) 157<br />

Übersicht über weitere erbrachte Leistungen:<br />

Beratungen (z. B. Grippeschutz...) alle<br />

Arztbegleitungen 29<br />

Besuche im Krankenhaus 14<br />

Vermittlungen Arztbesuche / Krankenwohnung 24<br />

Besucher auf Platte 18<br />

Gespräche mit Beratern und Betreuern 29<br />

Klärung Versichertenstatus 29<br />

sonstige Beratung und Unterstützung 47<br />

- Die Ziele des vergangenen Jahres sind auch im Jahr 2010 weiterhin aktuell. Zwar ist die Integration<br />

in den Stadtteil und die damit verbundene erhöhte Akzeptanz ein großer Schritt gewesen, aber<br />

Lobbyarbeit für Wohnungslose und Menschen<br />

in Armutslebenslagen bleibt stets eine Aufgabe<br />

innerhalb der sozialen Arbeit im Tagestreff.<br />

- Ein weiteres Ziel ist die Weiterführung der<br />

Arbeitsgelegenheiten im hauswirtschaftlichen<br />

Bereich sowie die finanzielle Absicherung der<br />

Stelle im Bereich „Geldverwaltung/auszahlung“.<br />

Hierzu werden intensive Bemühungen<br />

und Verhandlungen notwendig sein.<br />

- Dem gestiegenen Beratungsbedarf der Tagestreffnutzer/innen<br />

sollte möglichst mit einer<br />

Ausweitung der sozialpädagogischen Arbeit<br />

begegnet werden, was in Anbetracht chronisch<br />

leerer Kassen in der Realisierung nicht einfach<br />

werden dürfte, aber der Situation vor Ort angemessen<br />

wäre. Ziel ist es, die erfolgreiche<br />

Arbeit im Tagestreffpunkt Wunstorf bedarfsgerecht<br />

und an seiner Konzeption ausgerichtet<br />

weiterhin fortsetzen zu können.<br />

- Das Angebot der medizinischen Versorgung<br />

soll stabilisiert und ggf. ausgebaut werden.<br />

Tagestreffpunkt Wunstorf<br />

Gemeindezentrum St. Johannes, Eingang Tagestreff


Jahresbericht 2009 56<br />

Adressenverzeichnis � (Stand: Juli 2010)<br />

�<br />

Leitung: Herr Schöne �� 0511/9 90 40-32<br />

Leitung E- Mail: leitung@zbs-hannover.de<br />

�<br />

Sekretariat Hagenstraße 36 �� 0511/9 90 40-0<br />

30161 <strong>Hannover</strong> �� 0511/9 90 40-36<br />

E-Mail: leitung@zbs-hannover.de Frau Albert �� 0511/9 90 40-31<br />

�<br />

Wirtschaftliche Leitung: Herr Schroeder-Busch �<br />

<strong>Zentrale</strong> Dienste und Verwaltung �� 0511/9 90 40-39<br />

E-Mail: michael.schroeder-busch@evlka.de<br />

�<br />

Pforte Hagenstraße 36 Mo. - Do. 9 -16 Uhr �� 0511/9 90 40-0<br />

30161 <strong>Hannover</strong> Fr. 9 -13 Uhr �� 0511/9 90 40-55<br />

E-Mail: c.sordon@zbs-hannover.de Herr Sordon �� 0511/9 90 40-40<br />

(ZDL) �<br />

�<br />

Hausmeister Hagenstraße 36 �� 0511/9 90 40-0<br />

30161 <strong>Hannover</strong> �� 0511/9 90 40-55<br />

Herr Czech �� 0511/9 90 40-40<br />

�<br />

Verwaltung Hagenstr. 36<br />

�� 0511/9 90 40-0<br />

30161 <strong>Hannover</strong> �� 0511/9 90 40-55<br />

E-Mail: verwaltung@zbs-hannover.de Frau Sänger �� 0511/9 90 40-42<br />

Frau Feldmann �� 0511/9 90 40-45<br />

Frau Retzki ��<br />

�<br />

0511/9 90 40-47<br />

Bekleidungsausgabe Hagenstr. 36 Mo. – Fr. 9 – 13 Uhr �� 0511/9 90 40-0<br />

30161 <strong>Hannover</strong> �� 0511/9 90 40-55<br />

�� 0511/9 90 40-59<br />

Sozialpädagogische Leitung: Frau Gencer �<br />

Ambulante Hilfe in <strong>Hannover</strong> und .: ��0511/9 90 40-35<br />

Flächenorientierte Amb. Hilfe i. d. Landkreisen E-Mail: doris.gencer@zbs- hannover.de<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> Hagenstraße 36<br />

�<br />

Mo. - Do. 9 – 12 Uhr �� 0511/9 90 40-0<br />

Hagenstraße 30161 <strong>Hannover</strong> Fr. 9 -11 Uhr und<br />

n.Vereinb.<br />

�� 0511/9 90 40-36<br />

E-Mail: Beratungsteam@zbs-hannover.de Frau Sell �� 0511/9 90 40-10<br />

Herr Lipus �� 0511/9 90 40-11<br />

Herr Henß �� 0511/9 90 40-12<br />

Frau Lilienthal ��<br />

�<br />

0511/9 90 40-18<br />

Krankenwohnung<br />

Schwemannstr. 9 �� 0511/8 38 73 20<br />

"Die KuRVe"<br />

30559 <strong>Hannover</strong> �� 0511/8 38 73 24<br />

E-Mail: die.kurve@zbs-hannover.de Frau Genz �<br />

Frau<br />

Walpert-Niemann<br />

�<br />

�<br />

Adressenverzeichnis<br />


Jahresbericht 2009 57<br />

Soziale Hagenstr. 36 �� 0511/9 90 40-0<br />

Schuldnerberatung 30160 <strong>Hannover</strong> �� 0511/9 90 40-55<br />

E-Mail: Herr Helke �� 0511/9 90 40-48<br />

schuldnerberatung@zbs-hannover.de Frau Sievers �� 0511/9 90 40-46<br />

Frau Fröhling �� 0511/9 90 40-49<br />

Ambulante Hilfe Mieterbetreuung<br />

Schaumburgstr. 3 �<br />

30419 <strong>Hannover</strong> �� 0511/2 78 03-0<br />

�� 0511/2 78 03-19<br />

E Mail: schempp@swh-hannover.de Herr Schempp �� 0511/2 78 03-10<br />

E-Mail: g.fricke@swh-hannover.de Frau Fricke �� 0511/2 78 03-25<br />

E-Mail: joachim@swh-hannover Frau Joachim �� 0511/2 78 03-22<br />

�<br />

Tagestreffpunkt Lavesstraße 72 Mo., Di., Do., Fr. �� 0511/3 63 25 38<br />

„DüK” 30159 <strong>Hannover</strong> 10-15 30 Uhr �� 0511/3 21 73 7<br />

Mi. 10 - 13 00 Uhr �<br />

E-Mail: duek-72@zbs-hannover.de Frau Sordon �<br />

Frau Wietschorke �<br />

�<br />

Kontaktladen Raschplatz 8C Mo. - Do. �� 0511/3 48 02 64<br />

„Mecki” 30161 <strong>Hannover</strong> 8 bis 11 Uhr �� 0511/3 88 84 54<br />

Fr. 8 – 12 Uhr, �<br />

Sa. 8 – 10 Uhr �<br />

E-Mail: klmecki@zbs-hannover.de Frau Horn �<br />

Adressenverzeichnis<br />

�<br />

Frau Tiemann �� 0511/9 90 40 17<br />

Herr Teuber<br />

Frau Walter<br />

� (außerhalb der<br />

Öffnungszeiten)<br />

�<br />

Ökumenische Goethestraße 33 Dezember bis März �� 0511/1 64 05 35<br />

Essenausgabe 30169 <strong>Hannover</strong> Mo. - Sa. 11 - 13<br />

Uhr<br />

�<br />

E-Mail: essenausgabe@zbs-hannover.de Herr Schroeder-<br />

Busch<br />

��<br />

��<br />

�<br />

0511/9 90 40-39<br />

0511/9 90 40-36<br />

Suchtberatung Hagenstr.36 Frau Neubacher �� 0511/9 90 40-14<br />

30161 <strong>Hannover</strong> �� 0511/9 90 40-36<br />

E-Mail: u.neubacher@zbs-hannover.de �<br />

�<br />

LK Celle Schuhstraße 4 Mo,.Di. u. Do. �<br />

29221 Celle 9.30-13 Uhr �� 05141/25 66-0<br />

Mi. u. Fr. 10-12 Uhr ��� 05141/21 46-07<br />

E-Mail:wohnungslosenhilfe.celle@ezbs- Frau Hollmann �<br />

hannover.de Frau Standke �<br />

Frau Koch �<br />

Herr Rennpferdt �<br />

�<br />

LK Hameln Ostertorwall 22 Mo,. Di., Do., Fr. �� 05151/3921<br />

31785 Hameln 9 -12.30 Uhr ��� 05151/959664<br />

Mi. 10-12 Uhr �<br />

E-Mail: wohnungslosenhilfe.hameln@zbs-<br />

Frau Beel-Zimmer �<br />

hannover.de<br />

Herr Fischer<br />

�<br />

LK <strong>Hannover</strong> Wallgraben 13 Mo., Di., Do., Fr. �� 05032/2459<br />

(in Neustadt) 31535 Neustadt 9.30 -12.30 Uhr �� 05032/3436<br />

E-Mail: wohnungslosenhilfe.region.h@zbs-<br />

Mi. 10 -12.00 Uhr �� 05032/894331<br />

hannover.de<br />

Herr Dunker<br />

Frau Frommhage<br />


Jahresbericht 2009 58<br />

LK Hildesheim <strong>Hannover</strong>sche<br />

Str. 2<br />

Mo.-Fr. 9 -12 Uhr �� 05121/133725<br />

(u. Tagestreff) 31134 Hildesheim u. 14-16 Uhr ��� 05121/14686<br />

E-Mail: wohnungslosenhilfe.hildesheim@zbs- Frau Lohbreier �<br />

hannover.de<br />

Herr Göhl<br />

�<br />

LK Holzminden Halbmondstraße 7 Mo,. Di., Do., Fr. �� 05531/13134<br />

37603 Holzminden 9.30 -13 Uhr �� 05531/140490<br />

Mi. 10 -12 Uhr �� 05531/120641<br />

E-Mail: wohnungslosenhilfe.holzminden@zbs- Herr Gleißner �<br />

hannover.de<br />

Frau Knoop<br />

�<br />

LK Nienburg Fr.-Ludwig-Jahn-<br />

Str. 29<br />

Mo,. Di., Do., Fr. �� 05021/66776<br />

31582 9 -13 Uhr, ��� 05021/3143<br />

Nienburg/Weser Mi. 9 - 11 Uhr �<br />

�<br />

E-Mail: wohnungslosenhilfe.nienburg@ Frau Harmening �<br />

zbs-hannover.de Herr Wedegärtner �<br />

�<br />

LK Schaumburg Krumme Str. 40 Mo,. Di., Do., Fr. �� 05721/91845<br />

31655 Stadthagen 9.30 -13 Uhr, ��� 05721/82592<br />

Mi. 10 -12 Uhr<br />

E-Mail: wohnungslosenhilfe.schaumburg@ Herr Schütte �<br />

zbs-hannover.de Frau v. Arnim �<br />

�<br />

Tagestreffpunkt Albrecht-Dürer- Mo,. Di., Do. �� 05031/16891<br />

Str. 1<br />

9 - 15.00 Uhr<br />

Wunstorf 31515 Wunstorf Mi. 10-12 Uhr ��� 05031/8951<br />

Fr. 9 -13 Uhr �<br />

E-Mail: tagestreffpunkt.wunstorf@ Frau Kolle �<br />

zbs-hannover.de Herr Ratzmann �<br />

�<br />

Tagestreffpunkt Ostertorwall 22 Mo,. Di., Do. �� 05151/4089303<br />

Hameln 31785 Hameln 9 -15 Uhr<br />

�� 05151/4089435<br />

Mi., Fr. �<br />

9 -12.30 Uhr �<br />

E-Mail: tagestreffpunkt.hameln@zbs-hannover.de Frau Burgdorf �<br />

Frau Thalau �<br />

Kooperierende Einrichtung<br />

AG Resohelp Hagenstr. 36 �� 0511/9 90 40-0<br />

30161 <strong>Hannover</strong> �� 0511/9 90 40-24<br />

E-Mail: beratungsstelle@resohelp.de Frau Adelsberger �� 0511/9 90 40-22<br />

www.resohelp.de Herr Bergmann �� 0511/9 90 40-26<br />

Frau Horn �� 0511/9 90 40-20<br />

Adressenverzeichnis<br />

Frau Fulst �� 0511/9 90 40-21<br />

Herr Seyberlich<br />

Frau Wischhusen<br />

��<br />

��<br />

0511/9 90 40-21<br />

0511/9 90 40-23

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