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Die Arglisthaftung des Werkunternehmers in der Rechtsprechung

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zungen an <strong>der</strong> Sichtbetonoberfl äche wegen nicht h<strong>in</strong>reichen<strong>der</strong> Überdeckung <strong>des</strong> Bewehrungsstahls<br />

verne<strong>in</strong>t. 49 Der Sachverständige hatte ausgeführt, trotz sorgfältiger Bewehrungsabnahme<br />

und Überprüfung <strong>der</strong> Abstandhalter könnten sich diese durch e<strong>in</strong>en unsorgfältigen Betoniervorgang<br />

(sorgloser Rüttlere<strong>in</strong>satz) wie<strong>der</strong> verschieben, was aufgrund <strong>der</strong> vom Ingenieur geschuldeten<br />

Bauüberwachung nicht zu entdecken sei.<br />

19 2.2.6 Dem gegenüber sollen ausreichend gravierende Mängel, die den Schluss auf e<strong>in</strong> Organisationsverschulden<br />

rechtfertigen, vorgetragen se<strong>in</strong>, wenn<br />

50 – vielfältige Estrichmängel vorliegen ,<br />

51 – Stahlanker nicht ausreichend mit Mörtel überdeckt s<strong>in</strong>d und <strong>des</strong>halb alsbald korrodieren ,<br />

52 – die Bohrpfahlköpfe nicht h<strong>in</strong>reichend <strong>in</strong> die Fundamentbalken e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d ,<br />

53 – Beton B 25 statt B 45 ausgeführt wurde ,<br />

– e<strong>in</strong>e Dachbefestigung gravierende Mängel aufweist (e<strong>in</strong> Trapezprofi l blieb gänzlich unbefestigt,<br />

statt <strong>in</strong> je<strong>der</strong> zweiten Sicke wurden nur <strong>in</strong> je<strong>der</strong> dritten Sicke Befestigungsschrauben und diese<br />

jeweils falsch angebracht, die Lichtkuppel war nicht ordentlich befestigt und die Dachschichten<br />

waren unfachgerecht verklebt) 54 ,<br />

– gravierende Verstöße gegen die brandschutzrechtlichen Bestimmungen vorliegen, die jegliches<br />

Verständnis für die brandschutztechnische Ausführung von Installationsleitungen offenbaren<br />

(Elektrokabel wurden durch den Lüftungsschacht geführt, die Heizungsrohre waren gegenüber<br />

den brennbaren Abwasserrohren nicht geschottet, die Schachtwände waren nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Feuerwi<strong>der</strong>standsklasse ausgeführt) 55 ,<br />

– wegen vieler offener Fugen und sägerauer Stellen die Leimb<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht die nötige Stabilität<br />

erreichten, weshalb es zum E<strong>in</strong>sturz e<strong>in</strong>es Hallendachs kam56 ,<br />

– e<strong>in</strong> Flachdach mit e<strong>in</strong>em Bruchteil, teilweise weniger als 10 % <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Tellerdübel<br />

befestigt ist57 – e<strong>in</strong> Architekt ke<strong>in</strong>e Abdichtung gegen drücken<strong>des</strong> Wasser plant, weil er trotz Kenntnis e<strong>in</strong>er<br />

möglichen Grundwassergefährdung ke<strong>in</strong>e Grundwasserstände e<strong>in</strong>holt, son<strong>der</strong>n sich mit e<strong>in</strong>em<br />

Blick <strong>in</strong> die Baugrube begnügt. 58 .<br />

20 2.2.7 Mit dem Vortrag erheblicher Indizien ist die Arglist jedoch noch nicht festgestellt.<br />

Der Werkunternehmer kann den Nachweis <strong>der</strong> ausreichenden Organisation führen.<br />

Regelmäßig reicht es aus, wenn er darlegt, e<strong>in</strong>en kompetenten Bauleiter mit <strong>der</strong><br />

Überwachung beauftragt zu haben 59 . Zum Teil kann auch beobachtet werden, dass angesichts gravieren<strong>der</strong><br />

Mängel die Auffassung vertreten wird, die E<strong>in</strong>schaltung e<strong>in</strong>er Bauüberwachung reiche<br />

nicht aus 60 o<strong>der</strong> es müsse vorgetragen werden, wie die Bauüberwachung im e<strong>in</strong>zelnen organisiert<br />

49 OLG Hamm, Urt. v. 30.10.2007 – 21 U 57/07 – IBR-onl<strong>in</strong>e.<br />

50 OLG Köln BauR 1995, 107.<br />

51 OLG Oldenburg BauR 1995, 105, 106.<br />

52 OLG Oldenburg OLGR 2002, 26, 27.<br />

53 OLG Stuttgart BauR 1997, 317.<br />

54 OLG Frankfurt OLGR 1998, 287, 288 f..<br />

55 OLG Oldenburg, Urt. v. 31.08.2004 – 12 U 63/04 – IBR 2006, 20.<br />

56 OLG Karlsruhe, Urt. v. 29.12.2005 – 19 U 125/44 – IBR 2006, 327.<br />

57 OLG Düsseldorf BauR 2007, 1748.<br />

58 OLG Düsseldorf BauR 2008, 142 Nr. 5 – richtigerweise dürfte hier e<strong>in</strong> Fall <strong>der</strong> klassischen Arglist vorliegen.<br />

59 OLG München BauR 1998, 129, 131 (Fachunternehmen); OLG Hamm BauR 1999, 767, 768 (Bauleiter für Putzarbeiten);<br />

OLG Düsseldorf, Urt. v. 30.11.2001 – 5 U 229/00 – IBR 2002, 603 (Architekt); KG, Beschl. v. 29.09.2006<br />

– 7 U 220/05 – IBR 2006, 615 (Fach<strong>in</strong>genieur). Das OLG Frankfurt (Urt. v. 30.01.2007 – 5 U 2/06 – IBR 2007,<br />

127) hat die Beauftragung e<strong>in</strong>es Subunternehmers, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Prüfung durch den Bezirksschornste<strong>in</strong>fegermeister<br />

nachweisen konnte, ausreichen lassen.<br />

60 OLG Oldenburg, Urt. v. 31.08.2004 – 12 U 63/04 – IBR 2006, 20: „Der Vortrag <strong>der</strong> Beklagten, sie habe auf <strong>der</strong><br />

Baustelle e<strong>in</strong>en Polier, e<strong>in</strong>en Bauleiter und den Leiter <strong>der</strong> Hochbauabteilung e<strong>in</strong>gesetzt, entlastet sie nicht.“ A.A.<br />

© 2008 by Wolters Kluwer Deutschland GmbH / werner-baurecht.de ••• 8

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