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Oberliga<br />
Sicherheit ist ein gemeinsames Anliegen<br />
Am 28. Februar nimmt die Amateur-Oberliga<br />
Baden-Württemberg wieder den Spielbetrieb<br />
auf. Diese Liga wurde den Vorschusslorbeeren<br />
gerecht: Mit zwei ehemaligen<br />
Bundesligisten, dem SV Waldhof Mannheim<br />
und dem SSV Ulm 1846, dem ehemaligen<br />
Zweitligisten SSV Reutlingen und den<br />
Amateuren des Karlsruher SC ist die Oberliga<br />
in der Saison 2003/04 vielleicht sportlich<br />
so attraktiv wie noch nie.<br />
Volle Stadien, begeisterte Anhänger und<br />
Spiele vor vollen Zuschauerrängen – das ist<br />
aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere:<br />
Vereine, die überwiegend ehrenamtlich<br />
strukturiert und damit den gestiegenen<br />
Anforderungen in Fragen der Sicherheit<br />
kaum gewachsen sind. Polizei- und Ordnungsbehörden<br />
vor Ort, die mit Zuschaueraufkommen<br />
in Größenordnungen von mehreren<br />
tausend Anhängern bisher nicht konfrontiert<br />
waren und sich auf die neue Situation<br />
erst einstellen müssen. Sportanlagen,<br />
die in den seltensten Fällen auch nur über<br />
einen Mindeststandard an bautechnischen<br />
Vorrichtungen zur Fantrennung und Zuschauerkanalisierung<br />
verfügen.<br />
Grund genug für die Träger der Oberliga Baden-Württemberg<br />
(<strong>BFV</strong>, S<strong>BFV</strong>, WFV), sich<br />
mit Fragen der Sicherheit in und um die Stadien<br />
intensiv zu befassen. Der Anstoß freilich<br />
kam hierzu auch von den mit Einsätzen<br />
bei Sportgroßveranstaltungen befassten Polizei-<br />
und Ordnungsbehörden. Im Herbst<br />
2002, als die aktuelle Zusammensetzung der<br />
Oberliga Baden-Württemberg noch nicht abzusehen<br />
war, wurden bereits die Weichen<br />
gestellt und die Arbeitsgruppe „Sicherheitsrelevante<br />
Themen“ eingesetzt mit dem Ziel,<br />
Strukturen zu schaffen, die im „Ernstfall“<br />
schnell greifen und das reibungslose Zusammenwirken<br />
von Behörden, Vereinen und<br />
Verbänden gewährleisten. Die Arbeitsgruppe<br />
setzt sich zusammen aus Vertretern der<br />
drei Landesverbände, Vertretern der Landesinformationsstelle<br />
Sporteinsätze (LIS)<br />
beim Innenministerium Baden-Württemberg<br />
sowie szenekundigen Beamten (SKB) der<br />
Polizeidirektion Ulm.<br />
Und es hat sich bereits einiges getan. In einem<br />
ersten Schritt ist es gelungen, in allen<br />
Vereinen der Oberliga Baden-Württemberg<br />
einen Sicherheitsbeauftragten zu implementieren,<br />
nachdem zunächst beim Ver-<br />
bandstag des WFV im Juli 2003 die erforderliche<br />
Änderung der Spielordnung beschlossen<br />
wurde. Deren Aufgaben und<br />
Pflichten wurden dann in einer gemeinsam<br />
mit der LIS durchgeführten Schulungsveranstaltung<br />
im August 2003 in der Sportschule<br />
Karlsruhe-Schöneck definiert und vereinbart.<br />
Weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung<br />
war die Vermittlung von Grundkenntnissen<br />
im Umgang mit den Gefahren der Pyrotechnik,<br />
anschaulich und praxisnah demonstriert<br />
durch Experten des Landeskriminalamtes.<br />
Um Ordnungsdiensten und Polizeieinsatzkräften<br />
ein adäquates Sanktionsinstrumentarium<br />
an die Hand zu geben, war es weiter<br />
erforderlich, dass in allen Stadien zweckmäßige<br />
und nach Möglichkeit öffentlichrechtliche<br />
Stadionordnungen erlassen wurden.<br />
Die zunächst durchgeführte Abfrage<br />
bei allen Oberligavereinen hat hier doch<br />
deutliche Defizite aufgezeigt. In enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Innenministerium<br />
Baden-Württemberg, das über die jeweils<br />
zuständigen Polizeidienststellen Musterstadionordnungen<br />
den Ordnungsämtern der<br />
Kommunen bereitgestellt hat, ist es zwischenzeitlich<br />
gelungen, nahezu alle Stadien<br />
auf einen einheitlichen Standard zu bringen.<br />
Unterstützt werden die Sicherheitsbeauftragten<br />
und Polizeidienststellen in Ihrer Arbeit<br />
zudem durch das gemeinschaftlich mit<br />
der LIS erarbeitete und ständig zu aktualisierende<br />
Infopaket. Informationen über Ansprechpartnern<br />
bei den Polizeibehörden sowie<br />
Angaben zu den Vereinen, den Stadien<br />
und deren Betreiber sind Grundlage für eine<br />
effiziente Zusammenarbeit.<br />
Für die nahe Zukunft hat die Arbeitsgruppe<br />
nun zwei weitere Vorhaben ins Auge ge-<br />
fasst: Sicherheitsrichtlinien für die Oberliga<br />
Baden-Württemberg und ein Konzept zur<br />
Einführung ligaweiter Stadionverbote. Beides<br />
will wohl durchdacht sein. Zu hohe Anforderungen<br />
an die Vereine vermeiden und<br />
gleichzeitig einen einheitlichen Sicherheitsstandard<br />
gewährleisten, der den für die Sicherheit<br />
Verantwortlichen die Arbeit erleichtert,<br />
das ist das Ziel bei der Einführung<br />
von Sicherheitsrichtlinien. Die Frage der<br />
Einführung ligaweiter Stadionverbote erfordert<br />
Überzeugungsarbeit bei den Vereinen,<br />
klare Konzepte bei der Überwachung und<br />
enge Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden.<br />
Der Aufwand ist hier sicher nicht zu unterschätzen<br />
und muss gründlich abgewogen<br />
werden mit dem erhofften Nutzen.<br />
Neue Impulse und Anregungen hat in diesem<br />
Bereich die Erörterung des Sicherheitskonzepts<br />
mit dem für Sicherheitsfragen zuständigen<br />
DFB-Vizepräsidenten Dr. A. Sengle<br />
gebracht, der an der letzten Besprechung<br />
der Arbeitsgruppe teilnahm und die bisherigen<br />
Bemühungen als im Vergleich mit anderen<br />
Landesverbänden herausragend würdigte.<br />
Dass insgesamt doch eine Reihe von Maßnahmen<br />
bereits auf den Weg gebracht werden<br />
konnten, ist nicht zuletzt auf die sehr<br />
gute Zusammenarbeit mit der LIS zurückzuführen.<br />
Nicht vergessen werden soll aber an<br />
dieser Stelle auch die Akzeptanz bei den<br />
Vereinen, die die Notwendigkeit zusätzlicher<br />
Bemühungen im Bereich der Sicherheit<br />
erkannt haben und nach Kräften die Vorgaben<br />
umsetzen, um damit unserem gemeinsamen<br />
Ziel ein Stück näher zu kommen: Fußballstadien<br />
zu einem Ort zu machen, wo für<br />
Gewalt und Randale kein Platz ist.<br />
Frank Thumm<br />
Februar 2004 9