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110-jähriges Jubiläum Kameradschaftsverein Hallenberg Der ...

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<strong>110</strong>-jähriges Jubiläum <strong>Kameradschaftsverein</strong> <strong>Hallenberg</strong><strong>Der</strong> Kameradschafts- und Reservistenverein <strong>Hallenberg</strong> feiert an diesemWochenende sein <strong>110</strong>-jähriges Bestehen. Neben dem Buschenverein und derSchützengesellschaft gehört er damit zu den ältesten Vereinen unserer Stadt.Dem Verein, seinen Mitgliedern und seinen Freunden gratuliere ich zu diesemstolzen Jubiläum auf das herzlichste.Am 08.01.1899 wurde der <strong>Hallenberg</strong>er Kriegerverein gegründet. Bereits imAugust 1899 fand das erste Kriegerfest statt. Obwohl der Verein im Jahre 1991seinen Namen in „Kameradschafts- und Reservistenverein“ geändert hat,sprechen wir im Volksmund immer noch vom Kriegerverein und Kriegerfest.Auch dieser Verein hatte mit Krisen zu kämpfen und Rückschläge zuüberwinden. Aber immer wieder, vor allem nach den Unterbrechungen durchdie beiden Weltkriege, gelang es den Mitgliedern, den Verein wieder ins Lebenzu rufen.Hier im Kriegerverein fanden unsere Mitbürger, die im Krieg Leib und Leben fürdie Heimat eingesetzt haben, eine Gemeinschaft, die jene Wunden heilen half,die Krieg und Nachkriegszeit zugefügt hatten.Bevor wir unser traditionelles Kameradschaftsfest feiern, legen wir hier amEhrenmal einen Kranz nieder, um all der Menschen zu gedenken, die in zweiWeltkriegen ihr Leben verloren haben.Immer wieder heißt es, wir müssten im Interesse der Jugend endlich einenSchlussstrich ziehen unter die Schrecken zweier Weltkriege und unter dieständige Vergangenheitsbewältigung. Schluss mit dem Blick zurück, Schlussmit der Trauer und der Besinnung, Schluss mit den Gedenkfeiern undKranzniederlegungen wird gefordert.Natürlich kann man die Frage stellen: Brauchen wir überhaupt noch eingemeinsames Gedenken an Ereignisse, die zunehmend weniger Menschen aus


dem persönlichen Erleben kennen? Meine Antwort ist dabei ganz klar: Ja, wirbrauchen solche Gedenkstunden, ja wir brauchen weiterhinKranzniederlegungen aus Respekt vor den Millionen Opfern von Krieg undGewalt. Wir brauchen diese Momente des Innehaltens, genau wie wir Orte desGedenkens brauchen, damit das, was geschehen ist, nicht verdrängt wird.Hier hinter uns stehen die Namen von 118 jungen <strong>Hallenberg</strong>ern. Man muss nurdie lange Liste der Namen lesen und sofort erfasst man, welche Schicksalehinter der Aufstellung stehen.Unter „A“ steht der Name Alberti allein neun Mal. So verloren die FamilieAlberti (Lehmbächers und Krannefredders) jeweils drei ihrer Söhne. Keinerwurde älter als 25 Jahre.Alois Alberti (Lammjosefs) ist im Alter von 25 Jahren in Gefangenschaft inStalino /Ukraine verhungert.Bruno Alberti (Gläserkarlen) fiel im Alter von 23 Jahren auf den Waldai-Höhenin Russland.Theodor Alberti (Heidewegers), Vater von 2 Kindern, fiel im Alter von 36 Jahren1944 bei Kämpfen in der Normandie.Josef Ante (Dipplers), Vater von 3 Kindern, wird seit 1945 auf der Fahrt nachOsten vermisst. Er wurde 39 Jahre alt.Josef Anthe war Mitglied der Stadtkapelle. Im Lazarett ist er im Alter von 24Jahren seinen Verwundungen erlegen die er bei den Kämpfen in Russlanderlitten hatte.Stefan Anthe wurde 1942 im Alter von 19 Jahren von einem sowjetischenScharfschützen getötet.Johann Ax, 22 Jahre, wird seit 1944 in Orscha in Russland vermisst.


Allein an dieser Aufzählung - nur des Buchstaben A - sieht man, das fast jedeFamilie in unserer kleinen Stadt vom Krieg betroffen warHier auf der Tafel steht auch der Name von Hedwig Nörmerich. geboreneDielenhein. „Auf der Aue“ vor dem Haus, wo wir vor 4 Wochen unsereSchützenkönigin abgeholt haben, wurde Sie bei einem Tieffliegerangriff imAlter von 35 Jahren erschossen.Hier auf der Tafel steht auch der Name von Grete Schäfer. Bei einem Luftangriffauf <strong>Hallenberg</strong> wurde sie in der Merklinghauser Straße in ihrem Bett von dreiSchüssen getroffen. Sie wurde nur 8 Jahre alt.Dies sind nur 15 von 118 Schicksalen aus unserer Gemeinde15 von 277 aus unserem Stadtgebiet15 von 55 MillionenWelchen Kummer, welches Leid wird die Nachricht von ihrem Tod in unsereGemeinde gebracht haben. In unserer Kirche wird man für sie gebetet und umsie getrauert habe. Es waren junge Menschen, die genauso gerne gelebt habenwie wir. Junge Menschen die viel lieber weiterhin Musik in der Stadtkapellegemacht hätten, die viel lieber weiter beim SuS <strong>Hallenberg</strong> Fußball gespielthätten, die sich viel lieber im Burschenverein auf die nächste Osternachtgefreut hätten und die sicher gerne heute mit uns dieses Jubiläum gefeierthätten.Sollen wir wirklich „erledigt“ hinter ihre Namen schreiben? Sollen wir sagen,das ist so lange her, das interessiert uns nicht mehr. Lasst uns gleich feiern,lasst uns gleich in die Schützenhalle ziehen, lasst uns die Zeit für den Marschzum Ehrenmal sparen.Ich bin froh und dankbar, dass der Kriegerverein den Toten der Weltkriege1927 mit dem Bau dieses Ehrenmales ein ewiges Denkmal gesetzt und einen


würdevollen Platz geschaffen hat, der zur Besinnung einlädt und zumGedenken Platz macht.Und ich bin sehr froh, dass wir hier in <strong>Hallenberg</strong> nicht nur am Volkstrauertag,sondern an der Agathafeier, beim Sportfest, beim Schützenfest und beimKameradschaftsfest der Toten gedenken. Alles andere wäre Ausstieg aus derGeschichte.Gerade, wenn persönliche Erfahrung und Betroffenheit mit derKriegsgeneration und der Erinnerungsgeneration verschwinden, brauchen wirGedenkstunden umso nötiger.Wir gedenken daher heute mit Blick auf die Vergangenheit, aber auch mit Blickauf die Gegenwart und auf die Zukunft bewusst der Opfer der beidenWeltkriege und der gegenwärtigen Kriege weltweit. Wir gedenken der Opfer despolitischen Terrors und der Katastrophen unserer Tage. Heute wollen wir allerverstorbenen Mitgliedern des Kameradschafts- und Reservistenvereinsgedenken und hier ganz besonders der Namen, die hier in unserem Ehrenmaleingemeißelt sind. Ihnen zu Ehren legen wir nun im Namen desKameradschafts- und Reservistenvereins <strong>Hallenberg</strong> einen Kranz nieder.

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