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Vermeidung von Baustellenabfällen in Wien - Österreichische ...

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<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Erarbeitung <strong>von</strong> <strong>Vermeidung</strong>sstrategien für Baustellenabfälle<br />

basierend auf e<strong>in</strong>er praktischen Durchführung der Probenahme,<br />

Nachsortierung und e<strong>in</strong>er analytischen Untersuchung <strong>von</strong><br />

<strong>Baustellenabfällen</strong> und e<strong>in</strong>zelner Fraktionen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Endbericht – Teil 2/4:<br />

Inhalt<br />

ausgewählt im Rahmen der INITIATIVE „Abfallvermeidung <strong>in</strong> <strong>Wien</strong>“,<br />

Im Auftrag der<br />

Mai 2004<br />

Kof<strong>in</strong>anzierung vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft,<br />

Abteilung Stoffstromwirtschaft, Umwelttechnik und Abfallmanagement


Seite 40<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Dieses Projekt wurde im Rahmen der INITIATIVE „Abfallvermeidung <strong>in</strong> <strong>Wien</strong>“ <strong>von</strong> der Stadt<br />

<strong>Wien</strong> f<strong>in</strong>anziert/gefördert.<br />

Impressum:<br />

Für den Inhalt verantwortlich: <strong>Österreichische</strong>s Ökologie-Institut für angewandte<br />

Umweltforschung, Seidengasse 13, 1070 <strong>Wien</strong>, 01/523 61 05-0, Fax: 01/523 58 43, eMail:<br />

pladerer@ecology.at, Web: www.ecology.at<br />

Projektleitung: Christian Pladerer<br />

Weitere Mitarbeiter<strong>in</strong>nen:<br />

- Dr. Erika Ganglberger, <strong>Österreichische</strong>s Ökologie-Institut, <strong>Wien</strong><br />

- Barbara Funder, <strong>Österreichische</strong>s Ökologie-Institut, <strong>Wien</strong><br />

- G<strong>in</strong>a Roiser-Bezan, <strong>Österreichische</strong>s Ökologie-Institut, <strong>Wien</strong><br />

Qualitätssicherung: Mag a . Susanne Geissler (Bereichsleitung Ressourcen)


Inhaltsverzeichnis<br />

Seite 41<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

5 Inhalt .................................................................................................................................43<br />

5.1 Bauwirtschaft..............................................................................................................43<br />

5.1.1 Daten zur <strong>Wien</strong>er Bauwirtschaft ..........................................................................44<br />

5.2 Abfallaufkommen durch Bautätigkeit...........................................................................46<br />

5.2.1 Abfallaufkommen <strong>in</strong> Österreich............................................................................46<br />

5.2.2 Abfallaufkommen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong>....................................................................................47<br />

5.2.3 Abfallaufkommen <strong>in</strong> den österreichischen Bundesländern...................................47<br />

5.2.4 Verwertung und Entsorgung <strong>von</strong> Baurestmassen <strong>in</strong> Österreich und <strong>Wien</strong> ...........50<br />

5.2.5 Bauabfallmengen <strong>in</strong> Deutschland ........................................................................51<br />

5.2.6 Bauabfallmengen <strong>in</strong> der Schweiz.........................................................................52<br />

5.2.7 Bauabfallmengen <strong>in</strong> der EU.................................................................................53<br />

5.2.8 Schlussfolgerung.................................................................................................53<br />

5.3 Baustellenabfälle ........................................................................................................53<br />

5.3.1 Zusammensetzung <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong>..........................................................53<br />

5.3.2 E<strong>in</strong>flussfaktoren auf Aufkommen und Zusammensetzung ...................................55<br />

5.4 Praktischer Umgang mit <strong>Baustellenabfällen</strong>................................................................62<br />

5.4.1 Baustellendokumentation ....................................................................................64<br />

5.4.2 Sortierung und Verwertung <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> .............................................70<br />

5.4.3 Input-Outputanalyse <strong>von</strong> Baustellenabfallsortieranlagen .....................................74<br />

6 Verzeichnisse ....................................................................................................................83<br />

6.1 Tabellenverzeichnis....................................................................................................83<br />

6.2 Abbildungsverzeichnis................................................................................................84


Seite 42<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong>


5 Inhalt<br />

5.1 Bauwirtschaft<br />

Seite 43<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Die Bauwirtschaft ist charakterisiert durch den Umsatz großer Stoffmengen unterschiedlichster<br />

Art. Diese Größenordnungen führen dazu, dass <strong>in</strong> der Bauwirtschaft - im Vergleich zu anderen<br />

Branchen - auch die größten Abfallmengen entstehen. Im Gegensatz zum Ablauf der<br />

Produktion <strong>von</strong> Gebrauchs- und Investitionsgütern existieren im Bereich des Bauablaufs noch<br />

weitere Besonderheiten, unter anderem ist die Lebensdauer der Produkte <strong>in</strong> der Regel<br />

zwischen 50 und 120 Jahren (SÄCHSISCHER BAUINDUSTRIEVERBAND, 2000).<br />

Charakteristika der Bauwirtschaft:<br />

• Permanenter Wechsel des Produktionsstandortes<br />

E<strong>in</strong>e Bauunternehmung „produziert“ nie an e<strong>in</strong>em ständigen Standort, sondern wechselt mit<br />

jedem neuen Auftrag an e<strong>in</strong>e neue „Produktionsstätte“, sprich Baustelle. Damit ergeben sich<br />

laufend neue Situationen, die auch zu völlig verschiedenen Rechtslagen führen können.<br />

• Zeitliche Begrenzung<br />

Je nach Art des zu erstellenden Bauwerks kann die Bauzeit <strong>von</strong> wenigen Wochen bis zu<br />

mehreren Jahren dauern, wobei nicht alle an dem Bauprozess beteiligten Unternehmen<br />

über den gesamten Zeitraum h<strong>in</strong>weg an dieser Baustelle tätig s<strong>in</strong>d, sondern nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

gewissen zeitlichen Rahmen ihre Leistungen erbr<strong>in</strong>gen.<br />

• Konjunkturelle Schwankungen<br />

Insbesondere die Bauwirtschaft ist <strong>in</strong> den letzten Jahren deutlichen konjunkturellen<br />

Schwankungen unterworfen gewesen, was sich auch <strong>in</strong> Schwankungen des<br />

Abfallaufkommens bemerkbar macht. Als Faktoren wirken z. B. das Auftragsvolumen der<br />

öffentlichen Hand, spezifische Förderungen im ökologischen Bereich oder die langwierige<br />

Klärung <strong>von</strong> Eigentumsfragen für Investoren.<br />

• Laufende Angebote neuer Materialien<br />

Durch das breite Angebot neuer Materialien entstehen auch neue abfallwirtschaftliche<br />

Anforderungen. Aufgrund der Anwendung neuer Stoffe und Materialien z.B. im Bereich der<br />

Anstriche oder der Dämmung entstehen neue Mischfraktionen, ggf. mit neuem<br />

Schadstoffpotenzial.<br />

• Wahrnehmen der Verantwortung<br />

Häufig nehmen wichtige Akteure des Baugeschehens, wie z.B. Bauherrn, nach wie vor ihre<br />

abfallwirtschaftliche Verantwortung nicht ausreichend wahr.<br />

Zur Zeit nimmt der Baustoffverbrauch jährlich zu und auch die Baustoffarten verändern sich<br />

ständig. Aufgrund des kont<strong>in</strong>uierlichen Wachstums der Baubranche und der Bautätigkeiten und<br />

der langen Lebensdauer <strong>von</strong> Gebäuden ist der Input an Baumaterialien im Bauwesen viel<br />

größer als der Output. Damit ist die bestehende Masse an Bau- und Netzwerkbauten im<br />

Bauwesen, das sogenannte Lager, e<strong>in</strong> wichtiger Faktor bei der Betrachtung der zukünftigen<br />

abfallwirtschaftlichen Maßnahmen. Voraussichtlich wird das Abfallproblem noch wesentlich<br />

größer werden.


Seite 44<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Da Gebäude und Bauteile im Vergleich zu anderen Wirtschaftsgütern e<strong>in</strong>e höhere Lebensdauer<br />

aufweisen, besteht e<strong>in</strong>e quantitative und qualitative Diskrepanz zwischen den e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Baumaterialien und den aus dem Hoch- und Tiefbau stammenden Abfällen. Heute verbaute<br />

Stoffe fallen <strong>in</strong> der Regel erst mit e<strong>in</strong>er Verzögerung <strong>von</strong> Jahren bis zu Jahrzehnten als Abfall<br />

an. Es ist zu erwarten, dass an die künftige Sammlung und Aufbereitung <strong>von</strong> Baurestmassen<br />

und <strong>Baustellenabfällen</strong> durch die derzeitige Vielfalt der e<strong>in</strong>gesetzten Baumaterialien neue<br />

Anforderungen gestellt werden. Ihre getrennte Erfassung führt sowohl bei<br />

Kle<strong>in</strong>stbaumaßnahmen als auch bei Großbauprojekten zu logistischen Schwierigkeiten.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Beitrag <strong>von</strong> rund € 15 Mrd., das s<strong>in</strong>d rd. 8 % zum Brutto<strong>in</strong>landsprodukt, ist das<br />

Bauwesen e<strong>in</strong>er der wichtigsten Sektoren der österreichischen Wirtschaft. Ausgaben <strong>in</strong> Höhe<br />

<strong>von</strong> rd. 73 Mio. € lösen e<strong>in</strong>e Wertschöpfung <strong>von</strong> mehr als 116 Mio. € aus. Der Anteil der<br />

öffentlichen Auftraggeber (z.B. Bund, Länder) liegt bei rd. 40 %, ca. 60 % des<br />

Bauproduktionswertes werden über private Bauherrn erwirtschaftet. Die Bau<strong>in</strong>dustrie deckt alle<br />

Bausparten gleichmäßig ab, wobei <strong>in</strong> Zukunft der Bereich Wohnungsbau an Gewicht gew<strong>in</strong>nen<br />

wird.<br />

Adaptierungen<br />

12%<br />

Bausparten der österreichischen Bau<strong>in</strong>dustrie 2002<br />

sonstiger<br />

Hochbau<br />

17%<br />

Wohnungs-,<br />

Siedlungsbau<br />

25%<br />

Rohrleitungs-,<br />

Kanalnetzbau<br />

11%<br />

Industrie-,<br />

Ingenieurbau<br />

7%<br />

Straßenbau<br />

12%<br />

sonstiger Tiefbau<br />

(z.B. Tunnelbau,<br />

Wasserbau)<br />

16%<br />

Abbildung 5-1: Bausparten der österreichischen Bau<strong>in</strong>dustrie 2002<br />

5.1.1 Daten zur <strong>Wien</strong>er Bauwirtschaft<br />

<strong>Wien</strong> ist h<strong>in</strong>sichtlich der Bevölkerung (1.550.123 E<strong>in</strong>wohnerInnen) das größte Bundesland<br />

Österreichs, h<strong>in</strong>sichtlich der Landesfläche (414,66 km²) das kle<strong>in</strong>ste Bundesland. Als<br />

Bundeshauptstadt ist <strong>Wien</strong> sehr dicht besiedelt: 56,8 km² werden als Baufläche beansprucht,<br />

das entspricht 13,7 % der Gesamtfläche (der österreichische Durchschnitt beträgt 0,8 %). Der<br />

Dauersiedlungsraum im S<strong>in</strong>ne der STATISTIK AUSTRIA (das heißt die agrarwirtschaftliche,<br />

baulich und verkehrsmäßig genützte Fläche) beträgt laut Kataster (Stand 2001) 322,12 km²,<br />

das s<strong>in</strong>d 77,7 % der Gesamtfläche. 1,55 Mio. <strong>Wien</strong>erInnen leben <strong>in</strong> 747.553 Haushalten, das<br />

ergibt e<strong>in</strong>e durchschnittliche Haushaltsgröße <strong>von</strong> 2,07 Personen pro Haushalt (STATISTIK<br />

AUSTRIA, 2003).


Seite 45<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Tabelle 5-1: In <strong>Wien</strong> registrierte Gebäude und Wohnungsbestand <strong>in</strong> den Jahren 1869, 1981 und<br />

1991<br />

Registrierte Gebäude Wohnungsbestand<br />

1869 ca. 22.000 ca. 114.400<br />

1981 ca. 134.300 ca. 821.000<br />

1991 ca. 153.600 ca. 853.000<br />

Tabelle 5-2: Sanierte Wohnungen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> im Jahr 2001<br />

Sanierte Wohnungen Sanierungsmaßnahmen<br />

Mietwohnungen ca. 1.790 ca. 2.850<br />

Eigentumswohnungen ca. 2.400 ca. 2.930<br />

Summe ca. 4.190 ca. 5.780<br />

Tabelle 5-3: Neu-, Zu- und Umbauarbeiten, Abbrüche und Zusammenlegungen <strong>von</strong><br />

Wohnungen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> im Jahr 2001<br />

Anzahl<br />

Neu gebaute Wohnungen 5.500<br />

Da<strong>von</strong> <strong>von</strong> geme<strong>in</strong>nützigen Bauvere<strong>in</strong>igungen gebaut 2.560<br />

Auf-, Zu- Umbauarbeiten 580<br />

Dachgeschossausbauten 260<br />

Wohnungsabbrüche und –zusammenlegungen 1.135<br />

2004 werden <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> <strong>in</strong>sgesamt 10.000 Wohnungen, mit ca. 207 Mio. € gefördert, saniert<br />

(FAYMANN, 2003a).<br />

Alle Prognosen zeigen, dass der Wohnraumbedarf <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> <strong>in</strong> den nächsten Jahren wieder<br />

ansteigt und das heißt <strong>in</strong> Folge, dass e<strong>in</strong> paar Jahre nachdem die Neubauleistung <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

halbiert wurde, der Wohnungsneubau jetzt wieder angekurbelt wird (SCHICKER, 2003). Pro<br />

Jahr sollen künftig wieder ca. 7.000 statt wie bisher rd. 5.000 Neubauwohnungen gefördert<br />

werden. Laut Prognosen wird <strong>Wien</strong> <strong>in</strong> zehn Jahren e<strong>in</strong> Bevölkerungsplus <strong>von</strong> 70.000 bis 90.000<br />

Menschen haben, wobei <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die EU-Osterweiterung als Grund dafür angeführt wurde<br />

(FAYMANN, 2003b).<br />

Das Bauwerk <strong>Wien</strong> stellt e<strong>in</strong> riesiges, langsam wachsendes Materiallager dar, <strong>in</strong> dem der<br />

Zufluss (Baumaterialien) auch <strong>in</strong> Zukunft größer se<strong>in</strong> wird als der Abfluss (Abfall). E<strong>in</strong> großer<br />

Teil des Materials <strong>in</strong> diesem System wird <strong>in</strong>nerhalb überblickbarer Zeiträume nicht zu Abfall.<br />

Die stoffliche Zusammensetzung der verbauten Materialien ist je nach Erstellungsjahr der<br />

Bauwerke sehr verschieden. Gebäude der Vorkriegszeit weisen andere Materialprofile auf als<br />

Gebäude der Nachkriegszeit. Die Qualitätsbeschreibung <strong>von</strong> Bauabfällen, welche für die<br />

Verwertung <strong>von</strong> Bedeutung ist, muss daher unter Umständen objektspezifisch vorgenommen<br />

werden.<br />

Die <strong>Wien</strong>er Bauwirtschaft stellt e<strong>in</strong>en wichtigen Faktor im <strong>Wien</strong>er Wirtschaftsleben dar (MA<br />

66, 2003):<br />

• Jährlich werden <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> rd. 6.330 Wohnungen fertiggestellt<br />

• Rund 48.560 Beschäftigte (ÖNACE Abschnitt F: Bauwesen), das s<strong>in</strong>d 6,3% aller<br />

unselbstständig Beschäftigten, s<strong>in</strong>d im Bauwesen <strong>in</strong> 3.167 <strong>Wien</strong>er Unternehmen tätig.


5.2 Abfallaufkommen durch Bautätigkeit<br />

5.2.1 Abfallaufkommen <strong>in</strong> Österreich<br />

Seite 46<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Zahlreiche Publikationen und Untersuchungen haben die <strong>in</strong> der Bauwirtschaft anfallenden<br />

Abfälle nach Menge und Art erfasst und untersucht. Als Zusammenfassung können die Daten<br />

des BUNDESABFALLWIRTSCHAFTSPLANS 2001 angesehen werden.<br />

Das Aufkommen an Bodenaushub, Baurestmassen und <strong>Baustellenabfällen</strong> kann für Österreich<br />

mit rd. 27,5 Mio. t beziffert werden. Diese Abfallgruppe umfasst somit rd. 57 % des gesamten<br />

österreichischen Abfallaufkommens.<br />

• Die zahlenmäßig größte Masse aller Abfallarten stellt der Bodenaushub mit e<strong>in</strong>em<br />

Aufkommen <strong>von</strong> rd. 20 Mio. t/a dar. Bodenaushub wird zu rd. 90 % verwertet, rd. 10 %<br />

gelangen auf Deponien.<br />

• Das Aufkommen <strong>von</strong> Baurestmassen, also <strong>von</strong> Bauschutt, Straßenaufbruch,<br />

•<br />

Asbestzement, Asbestzementstäuben und Betonabbruch, beträgt bundesweit rd. 5 Mio. t/a.<br />

Laut BUNDESABFALLWIRTSCHAFTSPLAN 2001 fallen <strong>in</strong> Österreich rd. 1.100.000 Tonnen<br />

Baustellenabfälle (Def<strong>in</strong>ition nach ÖNORM S2100 mit der Abfallschlüsselnummer 91206)<br />

an.<br />

Tabelle 5-4: Abfallaufkommen für Bodenaushub, Baurestmassen und Baustellenabfälle <strong>in</strong><br />

Österreich 2002<br />

Abfallaufkommen für Bodenaushub, Baurestmassen und Baustellenabfälle (Angaben <strong>in</strong> Tonnen)<br />

Abfallschlüsselnummern und Abfallbezeichnungen<br />

der ÖNORM S2100<br />

Abfallmengen laut<br />

BUNDESABFALLWIRTSCHAFTSPLAN 2001<br />

31409 Bauschutt und/oder Brandschutt (ke<strong>in</strong>e Baustellenabfälle) 3.300.000<br />

31410 Straßenaufbruch 1.500.000<br />

31411 Bodenaushub 20.000.000<br />

31412 Asbestzement und SN 31413 Asbestzementstäube 3.000<br />

31427 Betonabbruch 200.000<br />

31467 Gleisschotter 1.400.000<br />

91206 Baustellenabfälle (ke<strong>in</strong> Bauschutt) 1.100.000<br />

Summe gerundet (Angaben <strong>in</strong> Tonnen) 27,5 Mio<br />

Der BUNDESABFALLWIRTSCHAFTSPLAN 2001 gibt für die den Baubereich betreffenden<br />

Abfallarten (Baurestmassen, Bodenaushub, Gleisschotter und Baustellenabfälle) folgende<br />

Verr<strong>in</strong>gerungspotenziale <strong>in</strong> Prozent an:<br />

• 5 bis 10 % durch <strong>Vermeidung</strong><br />

• 85 bis 90 % durch Verwertung<br />

Für die zielführende Verwertung der nicht vermeidbaren Baurestmassen ist deren getrennte<br />

Erfassung erforderlich. Die mit 1. Jänner 1993 <strong>in</strong> Kraft getretene „Verordnung über die<br />

Trennung <strong>von</strong> bei Bautätigkeiten anfallenden Materialien“ schreibt <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>von</strong><br />

bestimmten Mengenschwellen e<strong>in</strong>e Trennung der anfallenden Stoffgruppen vor.


5.2.2 Abfallaufkommen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Seite 47<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Baurestmassen machen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 70 - 75 % des gesamten Abfallaufkommens aus (BUNDES-<br />

ABFALLWIRTSCHAFTSPLAN, 2001). Da<strong>von</strong> s<strong>in</strong>d:<br />

• ca. 65 % Bodenaushub und<br />

• ca. 20 % Bauschutt und Baustellenabfälle.<br />

Abfälle m<strong>in</strong>eralischen Ursprungs (ohne Metallabfälle) stellen mit 3,3 Mio. t (knapp 68 %) den<br />

höchsten Anteil an Baurestmassen dar (vgl. Tabelle 5-5).<br />

Tabelle 5-5: Baurestmassen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> im Jahr 2000, Teil 1<br />

Schl. Nr. Bezeichnung gemäß ÖNORM S 2100 In Tonnen In Prozent<br />

31 Abfälle m<strong>in</strong>eralischen Ursprungs (ohne Metallabfälle) 3.321.041 100,00%<br />

da<strong>von</strong> Baurestmassen 3.261.214 98,20%<br />

54 Abfälle <strong>von</strong> M<strong>in</strong>eralöl- und Kohleveredelungsprodukten 87.678 100,00%<br />

da<strong>von</strong> Bitumen, Asphalt 87.671 99,99%<br />

91 Feste Siedlungsabfälle e<strong>in</strong>schließlich ähnlicher Gewerbeabfälle 1.014.517 100,00%<br />

da<strong>von</strong> Baustellenabfälle (ke<strong>in</strong> Bauschutt) 169.419 16,70%<br />

Die folgende Tabelle zeigt die erfassten Baurestmassen und die prozentuale Verteilung der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Abfallarten. Bodenaushub stellt be<strong>in</strong>ahe zwei Drittel des Aufkommens an<br />

Baurestmassen, gefolgt <strong>von</strong> Bauschutt (17 %).<br />

Tabelle 5-6: Baurestmassen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> im Jahr 2000 Teil 2<br />

Schl. Nr. Bezeichnung gemäß ÖNORM S 2100 In Tonnen In Prozent<br />

31411 Bodenaushub 2.284.273 64,93%<br />

31409 Bauschutt (ke<strong>in</strong>e Baustellenabfälle) 603.245 17,15%<br />

31410 Straßenaufbruch 190.927 5,43%<br />

31427 Betonabbruch 182.570 5,19%<br />

91206 Baustellenabfälle (ke<strong>in</strong> Bauschutt) 169.419 4,82%<br />

54912 Bitumen, Asphalt 87.671 2,49%<br />

31412 Asbestzement 199 0,01%<br />

Summe 3.518.304 100,00%<br />

Somit fallen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> jährlich rd. 170.000 t Baustellenabfälle an.<br />

Das <strong>in</strong> Baurestmassen vorhandene Verwertungspotenzial ist weitest möglich zu erschließen.<br />

Basierend auf e<strong>in</strong>er möglichst frühzeitigen und genauen Trennung der verwertbaren<br />

Baurestmassen <strong>von</strong> nicht verwertbaren Bestandteilen ist z.B. die E<strong>in</strong>satzmöglichkeit <strong>von</strong><br />

Abfallfraktionen als Baustoffe zu verstärken 1 .<br />

5.2.3 Abfallaufkommen <strong>in</strong> den österreichischen Bundesländern<br />

Die Studie BRIO - Güterbilanz der Bauwirtschaft - Baurestmassen <strong>in</strong> Oberösterreich<br />

(GLENCK et. al., 1996) wollte am Beispiel Oberösterreichs Methoden zur Bestandsaufnahme<br />

der Baurestmassen e<strong>in</strong>es Bundeslandes entwickeln. Um die zukünftige Entwicklung<br />

abzuschätzen, wurden unter Verwendung unterschiedlicher Erhebungsmethoden die heute<br />

e<strong>in</strong>gesetzten Baustoffe sowie die bereits existierenden Gebäude und Straßen <strong>in</strong> die<br />

Betrachtung e<strong>in</strong>bezogen.<br />

1 Ziel 6 des <strong>Wien</strong>er Abfallwirtschaftskonzepts 2002– Baurestmassen maximal verwerten


Seite 48<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Es zeigte sich, dass trotz Komb<strong>in</strong>ation <strong>von</strong> zwölf verschiedenen Datenquellen, Input, Bestand<br />

und Output des Bauwesens nicht sehr genau beschrieben und bilanziert werden können. Laut<br />

Autoren ist <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e Begriffsstandardisierung und e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Datenerhebung<br />

notwendig. Unter Berücksichtigung aller Unsicherheiten zogen die Autoren nachstehende<br />

Schlussfolgerungen:<br />

Im Bauwesen Oberösterreichs werden pro E<strong>in</strong>wohnerIn jährlich rd. 10 bis 15 Tonnen<br />

Baumaterialien umgesetzt. Der Materialienbestand <strong>in</strong> Bau- und Netzwerken beträgt rund 400<br />

Tonnen je E<strong>in</strong>wohnerIn und wächst pro Jahr mit 2 bis 7 %. An Baurestmassen fallen jährlich<br />

rund 1,3 Tonnen je E<strong>in</strong>wohnerIn an, allerd<strong>in</strong>gs ist diese Mengenangabe sehr unsicher.<br />

Aufgrund theoretischer Überlegungen erwarten die Autoren wesentlich größere Mengen an<br />

Baurestmassen als die aufgrund der Verordnung über die Trennung <strong>von</strong> Bauabfällen tatsächlich<br />

registrierten. Der Verbrauch an Baustoffen ist rund 5 bis 10 mal größer als der Anfall an<br />

Baurestmassen. Der Grund liegt dar<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wachstumswirtschaft wesentlich mehr<br />

Bausubstanz produziert als abgebrochen wird. Aus Sicht der Bauwirtschaft bedeutet dies, dass<br />

Recycl<strong>in</strong>gbaustoffe während Wachstumsphasen nur e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle spielen können.<br />

In Oberösterreich entspricht die Menge der jährlich e<strong>in</strong>gesetzten Recycl<strong>in</strong>gbaustoffe nur 2 bis<br />

3 % der Baustoffmenge. Theoretisch könnten heute bei vollständiger Erfassung und Verwertung<br />

der oberösterreichischen Baurestmassen 10 bis 20 % der primären Baustoffe durch sekundäre<br />

ersetzt werden. E<strong>in</strong>e mögliche Ursache für den großen Unterschied zwischen Input und Output<br />

besteht dar<strong>in</strong>, dass die durch das Bauwesen verursachten Hohlräume (u. a. Kies- und<br />

Schottergruben) nicht wieder verfüllt werden können.<br />

Zur Zeit werden <strong>in</strong> Oberösterreich rund drei Viertel der registrierten Baurestmassen (ohne<br />

Bodenaushub) aufbereitet und wiederverwertet.<br />

Im Rahmen der durchgeführten Studie wurden stoffliche Gesichtspunkte der chemischen<br />

Zusammensetzung der Baurestmassen nicht untersucht. Damit e<strong>in</strong>erseits die<br />

bautechnologischen Anforderungen def<strong>in</strong>iert und durch abfalltechnische Maßnahmen erfüllt<br />

werden können, und andererseits das Auslaugungspotenzial <strong>von</strong> Baurestmassen <strong>in</strong> Deponien<br />

beurteilt werden kann, wäre es laut Autoren notwendig, die Zusammensetzung der<br />

Baustofflager und der Restmassen zu untersuchen.<br />

Ziel der Studie Bauwesen - Abfallstrategien <strong>in</strong> der Steiermark war es, die <strong>in</strong> der Steiermark<br />

anfallenden Baurestmassen mengenmäßig abzuschätzen und zu beurteilen, ob die<br />

Verwertungs- und Entsorgungsmaßnahmen der Baurestmassen mit den Zielen der<br />

Abfallwirtschaftsgesetzgebung übere<strong>in</strong>stimmen (JEREB, 2000). Maßnahmen für e<strong>in</strong>e optimale<br />

und zielführende Bewirtschaftung <strong>von</strong> Baurestmassen <strong>in</strong> der Steiermark wurden daraus<br />

abgeleitet. Zu diesem Zweck wurden das Bauwesen und die Baurestmassenwirtschaft der<br />

Steiermark mit verschiedenen Methoden praktisch und theoretisch untersucht. Anhand <strong>von</strong><br />

Materialbilanzen wurden die Beziehungen zwischen Baumaterialverbrauch, Bestand an<br />

Bauwerken und über die Zeit anfallende Baurestmassen analysiert. Die tatsächlichen und<br />

geplanten Verwertungs- und Entsorgungskapazitäten wurden ermittelt, und die bei diesen<br />

Verfahren resultierende Ressourcenschonung und Umweltbelastung abgeschätzt. Die<br />

Resultate wurden mit den Anforderungen des AWG verglichen und, wo notwendig, wurden<br />

Maßnahmen zur besseren Bewirtschaftung der Baurestmassen vorgeschlagen.<br />

In Zukunft wird sowohl der Verbrauch an Baumaterialien wie auch <strong>in</strong>sbesondere der Anfall an<br />

Baurestmassen steigen. Die m<strong>in</strong>eralischen Hauptbestandteile der Bauabfälle werden sich<br />

wenig verändern; Kunststoffe und Metalle werden jedoch anteilsmäßig stark ansteigen.<br />

Die zukünftige Bewirtschaftung der Baurestmassen wird wesentlich erleichtert werden, wenn es<br />

gel<strong>in</strong>gt, diese Materialien durch selektiven Rückbau komb<strong>in</strong>iert mit wirksamen Sortierverfahren<br />

vor der Verwertung, respektive Deponierung, zu trennen. Aufgrund der vorhandenen<br />

Datenbasis ist anzunehmen, dass derzeit nicht alle Baurestmassen <strong>in</strong> der Steiermark<br />

zielführend bewirtschaftet werden.


Seite 49<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Um den Anforderungen des Abfallwirtschaftsgesetzes gerecht zu werden, schlagen die Autoren<br />

Maßnahmen <strong>in</strong> folgenden Bereichen vor:<br />

• Bessere Datengrundlage durch gezielte, methodisch e<strong>in</strong>wandfreie Erhebungen;<br />

• Vere<strong>in</strong>heitlichung und Verbesserung der gesetzlichen Grundlagen und des Vollzugs;<br />

• Flächendeckende Umsetzung <strong>in</strong> die Praxis durch Information, Ausbildung und<br />

punktuelle Kontrolle;<br />

• Öffentlichkeitsarbeit zur Thematisierung des Problembereiches Baurestmassen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere auch für die Bauherrschaft.<br />

In der Steiermark (rund 1,2 Millionen E<strong>in</strong>wohnerInnen) werden derzeit pro E<strong>in</strong>wohnerIn und<br />

Jahr rund 7,6 Tonnen an Baumaterialien e<strong>in</strong>gesetzt. Der Bestand <strong>in</strong> Bau- und Netzwerken<br />

(Hoch- und Tiefbau) beträgt rund 460 Tonnen pro E<strong>in</strong>wohnerIn und wächst mit ca. 1,2 % pro<br />

Jahr. Der Anfall an Baurestmassen ist nicht genau bekannt. Er ist mit rund 1,7 Tonnen pro<br />

E<strong>in</strong>wohnerIn und Jahr jedenfalls wesentlich kle<strong>in</strong>er als der Baumaterialverbrauch.<br />

Recycl<strong>in</strong>gmaterial ersetzt derzeit rund 2 % der e<strong>in</strong>gesetzten Baustoffe; es könnte maximal e<strong>in</strong><br />

Viertel des Baubedarfs abgedeckt werden.<br />

Die vorhandenen Kapazitäten für die Verwertung und Deponierung der Baurestmassen <strong>in</strong> der<br />

Steiermark reichen, bei gleichbleibendem Anfall, für die nächsten 30 Jahre, bei steigendem<br />

Anfall für knapp 20 Jahre aus.<br />

Der derzeitige E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Baumaterialien, der derzeitige Bestand an Bauwerken und der<br />

derzeitige Anfall an Baurestmassen wurden <strong>in</strong> quantitativer und qualitativer H<strong>in</strong>sicht analysiert.<br />

Die mengenmäßig wichtigsten Baumaterialien, die derzeit <strong>in</strong> der Steiermark e<strong>in</strong>gesetzt werden,<br />

s<strong>in</strong>d nachfolgender Tabelle zu entnehmen.<br />

Tabelle 5-7: Identifizierter Verbrauch an Materialien im Bauwesen <strong>in</strong> der Steiermark nach<br />

Baustoffgruppen (GLENCK, 2000)<br />

Baustoffgruppen Verbrauch <strong>in</strong> Mio. t/a <strong>in</strong> Prozent Verbrauch <strong>in</strong> kg/E*a<br />

Sand, Kies und Schotter 4,3 47 3.600<br />

Transportbeton 2,1 24 1.800<br />

Bitum<strong>in</strong>öses Straßenbaumischgut 0,6 7 480<br />

Zement 0,2 2 150<br />

sonstige Baustoffe 0,5 6 450<br />

Bauhilfsstoffe 1,4 14 1.200<br />

Summe 9,1 100 7.680<br />

Laut Amt der Steiermärkischen Landesregierung gibt es 31 Anlagen für die Behandlung <strong>von</strong><br />

Baurestmassen <strong>in</strong> der Steiermark, mit e<strong>in</strong>er Kapazität <strong>von</strong> <strong>in</strong>sgesamt ca. 1,4 Mio. Tonnen pro<br />

Jahr. In der Steiermark ist derzeit weder die Auslastung noch die Behandlungskapazität<br />

bezüglich der e<strong>in</strong>zelnen Baurestmassenarten dokumentiert.<br />

Die Gesamtmasse des Bestands im Bauwesen (Summe Bau<strong>in</strong>dustrie und Baugewerbe im<br />

Zeitraum 1990 bis 1994) wächst <strong>in</strong> der Steiermark um 7 bis 9 Mio. Tonnen pro Jahr. Der<br />

Bestand <strong>in</strong> der Steiermark wächst jährlich um rund 1 bis 2 %. Dem stehen um e<strong>in</strong>e<br />

Zehnerpotenz kle<strong>in</strong>ere Bestandsabnahmen durch Abbrüche <strong>von</strong> Bauobjekten gegenüber.<br />

Mit den modellbezogenen Prognosen wurde unter bestimmten Annahmen (globale Abgangsrate<br />

<strong>von</strong> 0,48 % des Hochbaubestands, regelmäßige Abnahme der Anzahl <strong>von</strong> Neubauten,<br />

durchschnittliches Abbruchvolumen je Abbruchprojekt <strong>von</strong> 800 m 3 ) e<strong>in</strong>e Zunahme <strong>von</strong> rund<br />

180 Mio. Tonnen Abfällen aus Baurestmassen (<strong>von</strong> derzeit 540 auf 720 Mio. Tonnen im Jahr<br />

2050) ermittelt; wobei auf Hochbau 55 Mio. und auf Tiefbau 120 Mio. Tonnen entfallen werden.


Seite 50<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

In den nächsten Jahrzehnten ist ke<strong>in</strong>e grundsätzliche Änderung <strong>in</strong> der m<strong>in</strong>eralischen<br />

Zusammensetzung der Baurestmassen zu erwarten. Die Mengen an nicht-m<strong>in</strong>eralischen<br />

Fraktionen aus dem Hochbau werden allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den nächsten 50 Jahren deutlich zunehmen:<br />

• Kunststoffanteile <strong>von</strong> 1.000 auf 2.300 Tonnen pro Jahr;<br />

• Bauholzanteile <strong>von</strong> 17.000 auf 25.000 Tonnen pro Jahr;<br />

• Asphaltaufbruch <strong>von</strong> 1 auf 1,3 Mio. Tonnen pro Jahr.<br />

Die nicht verwertbaren Produkte <strong>von</strong> Aufbereitungsanlagen, wie beispielsweise die<br />

Leichtfraktion oder m<strong>in</strong>eralische Fraktionen kle<strong>in</strong>er Korngrößen, müssen thermisch behandelt<br />

bzw. deponiert werden. Als Beispiel hierfür wird e<strong>in</strong>e Studie herangezogen, <strong>in</strong> der u.a. die<br />

chemische Zusammensetzung der Produkte e<strong>in</strong>er nassen Aufbereitungsanlage für<br />

Baurestmassen untersucht wurde (SCHACHERMAYER et. al., 1998). Der Vergleich zwischen<br />

den <strong>in</strong> der Deponieverordnung begrenzten elementaren Konzentrationen und den<br />

Wertebereichen der Mittelwerte aller Versuche zeigt, dass die Gütergruppe "Leichtgut" aufgrund<br />

des hohen Anteils an organischem Kohlenstoff den entsprechenden Grenzwert für ke<strong>in</strong>e<br />

Deponieklasse erfüllt. Diese Fraktion muss vor der Deponierung thermisch behandelt werden.<br />

Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur abfallwirtschaftlich s<strong>in</strong>nvollen Bewirtschaftung <strong>von</strong><br />

Baurestmassen umfassen die Bereiche:<br />

• Datengrundlagen (angewandte Methodik, Baurestmassennachweisformular);<br />

• Gesetze und deren Vollzug (bundesweite Bauordnungsvere<strong>in</strong>heitlichung, Empfehlung<br />

<strong>von</strong> Recycl<strong>in</strong>gmaterialien <strong>in</strong> Regelwerken, Schnittstellendef<strong>in</strong>ition zwischen Bau- und<br />

Abfallbehörde, Informationsflussverbesserung, Vere<strong>in</strong>heitlichung der<br />

Standardleistungsbeschreibung<br />

Ausschreibungstexten);<br />

für alle Baumaßnahmen, Anpassung <strong>von</strong><br />

• bessere Ressourcennutzung (Auszeichnung <strong>von</strong> ökologisch anerkannten<br />

•<br />

Baumaterialien, monetärer Anreiz für sekundäre Baumaterialien);<br />

Information und Ausbildung (bessere Information über Baurestmassen <strong>in</strong> Ländern,<br />

Geme<strong>in</strong>den und Wirtschaftskammern, Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen,<br />

•<br />

Bewusstse<strong>in</strong>sbildung betreffend Abfalltrennung);<br />

Forschungsbedarf (Entwicklung ökologisch qualitativer Baumaterialien und Baustoffe<br />

aus erneuerbaren Rohstoffen).<br />

5.2.4 Verwertung und Entsorgung <strong>von</strong> Baurestmassen <strong>in</strong> Österreich und <strong>Wien</strong><br />

In Österreich stehen über 100 Anlagen zur Aufbereitung <strong>von</strong> Baurestmassen zur Verfügung.<br />

Diese stationären und mobilen Anlagen wurden b<strong>in</strong>nen zehn Jahren zu e<strong>in</strong>em<br />

flächendeckenden Erfassungs- und Verwertungssystem ausgebaut und s<strong>in</strong>d vor allem für<br />

Asphalt- und Betonaufbruchmaterialien und m<strong>in</strong>eralischen Bauschutt geeignet. Die <strong>in</strong>stallierten<br />

Kapazitäten betragen über 5 Mio. t/a. In den letzten Jahren wurden <strong>von</strong> den 65<br />

Mitgliedsbetrieben des <strong>Österreichische</strong>n Baustoff-Recycl<strong>in</strong>g-Verbandes rund 4 Mio. t/a<br />

verwertet und rund 1 Mio. t/a deponiert. Dabei stieg der Verwertungsanteil seit 1995<br />

kont<strong>in</strong>uierlich <strong>von</strong> 45 % auf be<strong>in</strong>ahe 80 % an. Zusätzliche Anlagen zur Aufbereitung <strong>von</strong><br />

Baurestmassen s<strong>in</strong>d laut BUNDESABFALLWIRTSCHAFTSPLAN 2001 nicht erforderlich.<br />

Analysen zeigen deutlich, dass die bestehenden Anlagen nur zu 50 % ausgelastet s<strong>in</strong>d.<br />

Nach Angaben der Ämter der österreichischen Landesregierungen wurden im Jahr 1998<br />

bundesweit 752 Bodenaushub- und Baurestmassendeponien betrieben. Diese Anzahl<br />

umfasst viele kle<strong>in</strong>e Deponien (Kapazität < 100.000 m²), die nach landesrechtlichen<br />

Bestimmungen genehmigt wurden. Hauptsächlich werden <strong>in</strong> diesen Anlagen Bodenaushub,<br />

Bauschutt, Betonabbruch und Straßenaufbruch abgelagert.


Seite 51<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

In <strong>Wien</strong> waren 1998 vier Deponien und <strong>in</strong> Niederösterreich 379 Deponien zur Ablagerung<br />

<strong>von</strong> Bodenaushub und Baurestmassen <strong>in</strong> Betrieb. In Österreich waren im gleichen Zeitraum<br />

752 Anlagen <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Im Jahr 2000 wurden <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> <strong>von</strong> den anfallenden Baurestmassen rund 36 % bzw. 1.270.000 t<br />

e<strong>in</strong>er Verwertung zugeführt. 32 % bzw. 730.000 t entfielen auf Bodenaushub. Etwa jeweils<br />

90 % des Aufkommens an Straßenaufbruch, Bitumen und Asphalt sowie Betonabbruch werden<br />

verwertet. Schwachpunkte s<strong>in</strong>d Bauschutt (15 % Verwertungsgrad), Baustellenabfälle (20 %<br />

Verwertungsgrad) und Bodenaushub (32 % Verwertungsgrad) (LECHNER, 2001).<br />

Im Bericht der Strategischen Umweltprüfung (ARBTER, 2001) wurde das wahrsche<strong>in</strong>liche<br />

Mengenpotenzial <strong>von</strong> nichtbrennbaren <strong>Baustellenabfällen</strong> (ohne Bauschutt) bei<br />

gleichbleibendem Erfassungsgrad für die Stadt <strong>Wien</strong> für 2010 auf über 120.000 t geschätzt. Der<br />

Anteil der brennbaren Baustellenabfälle wird ebenfalls mit über 120.000 t/a angenommen,<br />

wobei 60 % der Kategorie unbehandeltes Holz (70.000 t/a), 30 % der Kategorie behandeltes<br />

Holz und 10 % den Kunststoffabfällen zugeordnet werden.<br />

Inerte Abfälle werden <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> <strong>von</strong> der MA 48 vor allem auf den Mistplätzen und <strong>von</strong> der<br />

Straßenre<strong>in</strong>igung erfasst. Weitere Inertmaterialien stammen aus gewerblichen Anlieferungen<br />

und der Sperrmüllabfuhr. Insgesamt wurden <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> im Jahr 2002 rund 89.000 t <strong>in</strong>erte Abfällen<br />

erfasst, da<strong>von</strong> rund 60.630 t Bauschutt, 16.520 t Bodenaushub und 330 t Betonabbruch.<br />

Von den im Jahr 2002 <strong>in</strong>sgesamt erfassten ca. 27.150 t behandelten Althölzern stammen ca.<br />

21.310 t <strong>von</strong> den Mistplätzen; ca. 2.860 t wurden <strong>von</strong> der Sperrmüllabfuhr und 430 t vom<br />

Muldendienst gesammelt. Gewerbliche Betriebe lieferten ca. 2.400 t <strong>in</strong> der ABA<br />

(Abfallbehandlungsanlage) ab, über die Straßenre<strong>in</strong>igung wurden 142 t gesammelt und 15 t<br />

stammten aus verschiedenen anderen Sammelschienen.<br />

Bauschutt und Aushub werden <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> auf den Mistplätzen entgegengenommen sowie <strong>von</strong><br />

Gewerbe und Industrie zur Deponie „Rautenweg" geliefert. Im Jahr 2000 hat die MA 48<br />

<strong>in</strong>sgesamt 62.380 t, da<strong>von</strong> ca. 60.920 t Bauschutt und ca. 1.460 t Erdaushub behandelt. Diese<br />

Gesamtmenge wurde zu 21,2 % (13.230 t) auf der Deponie Rautenweg und zu 73 % auf e<strong>in</strong>er<br />

externen Deponie abgelagert. Der Rest gelangte <strong>in</strong> die ABA. Inklusive Bauschutt und<br />

Bodenaushub wurden <strong>in</strong>sgesamt ca. 64.430 Tonnen verschiedener Inertmaterialien (z.B.<br />

Grädermaterial, Schotter und Sandfang) zu anderweitigen Verwendungen verbracht.<br />

5.2.5 Bauabfallmengen <strong>in</strong> Deutschland<br />

In Deutschland fallen jährlich rund 252,2 Mio. t Bauabfälle an. Dies entspricht ca. 80<br />

Gewichtsprozent bzw. rd. 60 Volumsprozent des gesamten Abfallaufkommens<br />

(ARBEITSGEMEINSCHAFT KREISLAUFWIRTSCHAFTSTRÄGER BAU, 2000).<br />

Die Bauabfälle <strong>in</strong> Deutschland setzen sich wie folgt zusammen:<br />

• 64,9 % Bodenaushub (163,6 Mio. t),<br />

• 21,6 % Bauschutt (54,5 Mio. t),<br />

• 8,8 % Straßenaufbruch (22,3 Mio. t) und<br />

• 4,7 % Baustellenabfälle (11,8 Mio. t).<br />

Das Aufkommen <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> kann <strong>in</strong> deutschen Ballungsräumen mit ca. 0,16 bis<br />

0,2 t/EW und Jahr abgeschätzt werden (JESSBERGER, 1996).


Seite 52<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Hamburg – als Vergleich mit der Stadt <strong>Wien</strong> - hat e<strong>in</strong>en Gebäudebestand <strong>von</strong> etwa 225.000<br />

Wohngebäuden mit ca. 830.000 Wohnungen (UMWELTBEHÖRDE FREIE UND HANSESTADT<br />

HAMBURG, 2000). H<strong>in</strong>zu kommen die <strong>in</strong>dustriell und gewerblich genutzten Bauten<br />

e<strong>in</strong>schließlich der Hafenanlagen. Der Straßenbestand stellt ebenfalls e<strong>in</strong>en beträchtlichen<br />

Materialspeicher dar, da Hamburgs Straßennetz etwa 4.000 km umfasst. Bei e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>wohnerspezifischen Stoffspeicher <strong>von</strong> 300 t/EW wäre die Gesamtmenge mit etwa 510 Mio. t<br />

zu quantifizieren. Für Wohngebäude können da<strong>von</strong> etwa 100 t/EW angesetzt werden, was für<br />

den Wohngebäudebestand ca. 170 Mio. t Gesamtmenge bedeutet.<br />

Der jährliche Input an Baumaterialien <strong>in</strong> den Stoffkreislauf wird mit etwa 15,5 Mio. t/a<br />

abgeschätzt. Der Output, also die Summe der jährlich anfallenden Bauabfälle, liegt bei ca.<br />

5,7 Mio. t/a. Dies ist nur etwa e<strong>in</strong> Drittel der Inputmenge und zeigt, dass der Bauwerksbestand<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt noch immer anwachsender Materialspeicher ist.<br />

Gemischte Baustellenabfälle werden <strong>in</strong> Hamburgs Sortieranlagen (auch außerhalb Hamburgs)<br />

zugeführt. Das Aufkommen hat sich seit 1993 kont<strong>in</strong>uierlich reduziert. Es betrug 1999 rund<br />

400.000 t/a.<br />

Tabelle 5-8: Aufkommen gemischte Bau- und Abbruchabfälle/Baustellenabfälle*<br />

Jahr Gesamtaufkommen da<strong>von</strong> <strong>in</strong> Hamburger Anlagen da<strong>von</strong> <strong>in</strong> Umland-Anlagen<br />

1990 516.000 t (860.000 m³) 444.000 t (740.000 m³) 72.000 t (120.000 m³)<br />

1993 588.000 t (980.000 m³) 510.000 t (850.000 m³) 78.000 t (130.000 m³)<br />

1996 450.000 t (900.000 m³) 370.000 t (740.000 m³) 80.000 t (160.000 m³)<br />

1999 400.000 t (800.000 m³) 325.000 t (650.000 m³) 75.000 t (150.000 m³)<br />

* Der Umrechnung <strong>von</strong> Volumenangaben auf Gewichtsangaben wurden folgende Schüttgewichte zugrunde gelegt: bis 1994 0,6<br />

t/m³, danach 0,5 t/m³ (wg. Änderung der Zusammensetzung).<br />

5.2.6 Bauabfallmengen <strong>in</strong> der Schweiz<br />

In der Schweiz s<strong>in</strong>d die Bauabfallmengen nur ungenau bekannt. Zudem kann sich das<br />

Abfallaufkommen <strong>von</strong> Jahr zu Jahr, abhängig <strong>von</strong> Umfang und Art der Bautätigkeit, ändern. Die<br />

nachstehend genannten Zahlen zu den Bauabfällen ohne Aushub s<strong>in</strong>d Schätzungen, die e<strong>in</strong>e<br />

Vorstellung vom Ausmaß der Problematik geben sollen. Um ke<strong>in</strong>e falsche Genauigkeit zu<br />

vermitteln, wurde darauf verzichtet, die e<strong>in</strong>zelnen Werte so anzupassen, dass sich rechnerische<br />

Richtigkeit ergibt. Zum Aushub s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Mengenschätzungen verfügbar.<br />

Tabelle 5-9: Bauabfallmengen <strong>in</strong> der Schweiz (BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND<br />

LANDSCHAFT, 2001)<br />

Potenzial an Bauabfällen Schweiz<br />

Lager „Bauen“ 2.300 Mio. Tonnen<br />

Jährlicher Input <strong>in</strong> das Lager 75 Mio. Tonnen<br />

Bauabfälle (ohne Aushub) 2001 11 Mio. Tonnen (da<strong>von</strong> 5 Mio. Hoch- und 6 Mio. Tiefbau)<br />

Aus dem Hochbau stammen 6 Mio. t/a, da<strong>von</strong> 0,5 Mio. t/a <strong>von</strong> Neubauten, und aus dem<br />

Tiefbau stammen 5 Mio. t/a. Um 1 m³ Deponieraum e<strong>in</strong>zusparen, müssen rund 1,6 t Bauabfälle<br />

anderweitig entsorgt bzw. verwertet werden.<br />

Das BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND LANDSCHAFT 2002 beziffert die jährlich<br />

anfallenden, brennbaren Bauabfälle <strong>in</strong> der Schweiz (<strong>in</strong>kl. Altholz) mit 350.830 t. In der Stadt<br />

Zürich (1,24 Mio. E<strong>in</strong>wohnerInnen) fallen jährlich 98.440 t brennbare Baustellenabfälle (<strong>in</strong>kl.<br />

Altholz) an (rd. 80 kg/EW).


5.2.7 Bauabfallmengen <strong>in</strong> der EU<br />

Seite 53<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Das Gesamtabfallaufkommen <strong>in</strong> den 15 EU Ländern beträgt jährlich ca. 2500 Mt. Das s<strong>in</strong>d ca. 7<br />

Tonnen pro E<strong>in</strong>wohnerIn und Jahr (LINHER, 2002). Der Anteil <strong>von</strong> Bau- und Abbruchabfällen<br />

beträgt 15 %, das s<strong>in</strong>d 375 Mt/a bzw. 1,05 Tonnen pro E<strong>in</strong>wohnerIn und Jahr.<br />

5.2.8 Schlussfolgerung<br />

Baurestmassen und Baustellenabfälle stellen also nicht nur <strong>in</strong> Österreich, sondern europaweit<br />

den größten Abfallanteil dar. Sie enthalten e<strong>in</strong>erseits zwar e<strong>in</strong> großes Rohstoffpotenzial, s<strong>in</strong>d<br />

jedoch andererseits mit Schadstoffen belastet. Um das Potenzial dieser Abfälle als Rohstoff und<br />

als Umweltbelastung richtig e<strong>in</strong>schätzen zu können, s<strong>in</strong>d Angaben über Art, Zusammensetzung<br />

und Menge <strong>von</strong> Baurestmassen notwendig. Kenntnisse über Entstehung, Zusammensetzung<br />

und regionales Aufkommen <strong>von</strong> Baurestmassen s<strong>in</strong>d grundlegend für die Sammlung,<br />

Verwertung und Entsorgung gemäß den Zielsetzungen der Abfallwirtschaftsgesetze und der<br />

Deponieverordnung. Aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften können Baurestmassen im<br />

Unterschied zu Primärbaustoffen <strong>in</strong> der Regel nicht direkt wiederverwendet oder abgelagert<br />

werden, sondern müssen zuvor <strong>in</strong> entsprechenden Anlagen aufbereitet werden. Wichtige<br />

Voraussetzung für e<strong>in</strong>en recycl<strong>in</strong>ggerechten Baustellenbetrieb ist e<strong>in</strong>e solide Datenbasis, mit<br />

der sich das mit e<strong>in</strong>em Bauvorhaben verbundene Abfallaufkommen abschätzen lässt.<br />

5.3 Baustellenabfälle<br />

Unter dem Begriff Baustellenabfälle werden alle Reststoffe außer Bauschutt zusammengefasst,<br />

die bei Neubau, Ausbau, Sanierung oder Abriss <strong>von</strong> Bauwerken anfallen (ÖNORM S2100).<br />

• Baustellenabfälle (nicht Bauschutt): Abfallbezeichnungen laut ÖNORM S2100 mit der<br />

Abfallschlüsselnummern 91206<br />

• Gemischte Bau- und Abbruchabfälle: Bezeichnung laut Europäischen Abfallkatalog,<br />

mit EAK – Schlüssel 170701<br />

Im praktischen Baubetrieb stellen Baustellenabfälle e<strong>in</strong> Gemisch aus Resten <strong>von</strong> Baustoffen,<br />

Bauhilfsstoffen, Bauchemikalien und Bauzubehör dar, das meist mit Anteilen an Bodenaushub,<br />

Bauschutt, Verpackungsmaterialien, Sonderabfall und sonstigen Bestandteilen vermischt ist.<br />

5.3.1 Zusammensetzung <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong><br />

Die Zusammensetzung <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> auf Baustellen wird durch die Art der Bau- bzw.<br />

Abbruchmaßnahmen, die Art (Wohngebäude, Nichtwohngebäude, Sonderbauwerk), die Bauart<br />

und Bauweise, die Nutzung und das Alter des Bauwerkes sowie durch dessen Standort<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Sie differiert <strong>in</strong>folgedessen zeitlich und örtlich sehr stark und hängt weiterh<strong>in</strong><br />

maßgeblich <strong>von</strong> der jeweiligen regionalen Entsorgungssituation (rechtliche<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, Gebühren der Deponien und Sortieranlagen, Entfernung zur<br />

Behandlungsanlage, Markt für Sekundärrohstoffe) ab. Die Zusammensetzung der<br />

Baustellenabfälle h<strong>in</strong>sichtlich der e<strong>in</strong>zelnen Fraktionen ist deswegen sehr unterschiedlich. Die<br />

folgende Tabelle gibt e<strong>in</strong>en Überblick über verschiedene Studien und Untersuchungen über die<br />

Zusammensetzung <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong>.


Tabelle 5-10: Zusammensetzung <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> Masse-%<br />

Literaturquelle INPUT M<strong>in</strong>eral.<br />

Stoffe<br />

GRETZMACHER, 2003 60.000 t<br />

bzw.<br />

130.000 m 3<br />

Seite 54<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Holz Metall Papier,<br />

Pappe<br />

Rest-<br />

müll<br />

65 % 16 % 2 % 1 % 16 %<br />

Andere<br />

Fraktionen<br />

DOHMANN, 1995 40–80 % 1-8 % 1-4 % 1-3 % 10-<br />

30 %<br />

JESSBERGER, 1996 75 % 1 % 24 % brennbar<br />

BILITEWSKY et<br />

al.,1995<br />

200 Mulden 50 %<br />

ROOS et al., 1995 37-91 % 1-25,5 % 1-5 % 0,1-5,5 % 2-38 % 0,1-3 % Glas<br />

0,1-15 %<br />

Kunststoffe<br />

GAB, 1999 40-80 % 1-8 % 1-4 % 1-3 % 10-<br />

30 %<br />

FRUTH F et al., 1997 39 % 38 % 2 % 6 % 8 % 1 % Glas<br />

5 % Kunststoffe<br />

BILLIGMANN, 1996,<br />

Entsorgungsgebiet mit<br />

mittlerem<br />

E<strong>in</strong>kommensniveau<br />

BILLIGMANN, 1996,<br />

Entsorgungsgebiet mit<br />

hohem<br />

E<strong>in</strong>kommensniveau<br />

ABFALLWIRTSCHAFT<br />

S-BETRIEBE<br />

MÜNCHEN, 2003:<br />

Großbaustelle<br />

mit<br />

80.000 m²<br />

Nutzfläche<br />

66,9 % 8,1 % 2 % 1,8 % 19,4 % 1,8 %<br />

Kunststoffe<br />

41,5 % 10,8% 1,3 % 5,5 % 37,9 % 3 % Kunststoffe<br />

2 % Holz,<br />

5 % Altholz<br />

9 % 3 % 43 % Sperrmüll<br />

26 % Bauschutt<br />

10 % Transportverpackungen,<br />

da<strong>von</strong> 8 %<br />

Kartonagen,<br />

3 % sonstige<br />

Abfälle<br />

1 % Flachglas<br />

GELLENBECK, 2000 50 % 15 % 4 % 3 % 25 % Kunststoff 3%<br />

BILITEWSKI et. al.,<br />

1995<br />

BILITEWSKI et. al.,<br />

1995<br />

UMWELTBEHÖRDE<br />

HAMBURG, 2000<br />

BUNDESAMT FÜR<br />

KONJUNKTURFRAGE<br />

N, 1991<br />

GRETZMACHER, 1995;<br />

MALIK, 1995; KISSER<br />

1995; SCHMIDT, 1996<br />

39,4 % + 10 %<br />

Füllmaterial<br />

46 % + 12,5 %<br />

Füllmaterial<br />

> 65 %<br />

(31 Vol%)<br />

7 % 3,2 % 6,5 % 33,4 % Kunststoff 0,5 %<br />

8,3 % 3,2 % 6,5 % 23 % Kunststoff 0,5 %<br />

< 15 %<br />

(30 Vol.%)<br />

< 10 %<br />

(7 Vol.%)<br />

< 2 %<br />

(2 Vol.%)<br />

< 15 %<br />

(26 Vol<br />

.%)<br />

Sonstiges


Seite 55<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Klassifizierung <strong>von</strong> Gewerbeabfall, Sperrmüll und kommunalen Abfällen <strong>in</strong><br />

der Stadt Braunschweig ergab folgende Werte für die Parameter: Wassergehalt, Glühverlust<br />

und Heizwert <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong>.<br />

Tabelle 5-11: Wassergehalt, Glühverlust und Heizwert <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> (FRUTH et al.,<br />

1997)<br />

Kategorien Wassergehalte (%) Glühverluste (%) Untere Heizwerte (kJ/kg)<br />

Baustellenabfälle, gewerblich 15,5 57,5 10.176<br />

Baustellenabfälle, privat 16,4 59,1 10.357<br />

Der Holzanteil an <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> Österreich (660.940 t, 1995) wurde <strong>von</strong> SCHMIDT et al.,<br />

1996 mit rd. 10 Gew. % angenommen. Dieser Wert beruht auf den Erfahrungen <strong>von</strong><br />

GRETZMACHER, 1995; MALIK, 1995 und KISSER 1995. Daraus ergibt sich e<strong>in</strong>e Abschätzung<br />

des Holzanteils an <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> <strong>von</strong> rd. 17.000 t/a.<br />

Die Schwankungsbreite der <strong>in</strong> Tabelle 5-10 angeführten Werte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der folgenden Tabelle<br />

zusammengefasst dargestellt.<br />

Tabelle 5-12: Zusammensetzung <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> (Literaturangaben)<br />

Abfallfraktion Massenprozent<br />

M<strong>in</strong>eralische Stoffe 37-91 %<br />

Holz 1-38 %<br />

Metalle 1-10 %<br />

Papier und Pappe 1-6 %<br />

Restmüll 2-38 %<br />

Andere Fraktionen 1-64 %<br />

Die Hauptgründe für die großen Schwankungsbereiche s<strong>in</strong>d die jeweiligen<br />

Entsorgungssituationen und das sich daraus ergebende Trennverhalten sowie die Unterschiede<br />

<strong>in</strong> der Bausubstanz und der Baustoffverwendung. Weitere wichtige E<strong>in</strong>flussfaktoren s<strong>in</strong>d Größe<br />

und Dauer der Baumaßnahmen, die Platzverhältnisse auf der Baustelle und die<br />

Entsorgungslogistik (HAEBERLIN, 1999).<br />

5.3.2 E<strong>in</strong>flussfaktoren auf Aufkommen und Zusammensetzung<br />

E<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung für die abfallwirtschaftliche Planung ist e<strong>in</strong>e ausreichende<br />

Datenbasis, mit der sich das mit e<strong>in</strong>em Bauvorhaben verbundene Abfallaufkommen abschätzen<br />

lässt. E<strong>in</strong>e quantitative Abschätzung des Abfallaufkommens e<strong>in</strong>es Bauvorhabens ist auch<br />

Voraussetzung für die Gestaltung e<strong>in</strong>es abfallarmen und recycl<strong>in</strong>ggerechten<br />

Baustellenbetriebes. Die wichtigsten E<strong>in</strong>flussfaktoren auf das Abfallaufkommen und dessen<br />

Zusammensetzung auf Baustellen s<strong>in</strong>d Art der Baumaßnahme, Bauvolumen, Bauphase,<br />

Bauweise, Art des Bauwerkes. Diese werden <strong>in</strong> den nachfolgenden Kapiteln näher<br />

beschrieben.


Seite 56<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

5.3.2.1 E<strong>in</strong>flussfaktor: Art der Baumaßnahme<br />

Im Bauwesen (Hoch- und Tiefbau) f<strong>in</strong>den folgende 3 Arten <strong>von</strong> Bautätigkeiten statt:<br />

• Neubau<br />

• Adaptierung (Um-, E<strong>in</strong>-, Auf-, Zu-, und Rückbau, Instandhaltung, Sanierung)<br />

• Abbruch<br />

Hochbau wird unterschieden <strong>in</strong>:<br />

• Wohnbau<br />

• sonstigen Hochbau.<br />

Tiefbau wird unterschieden <strong>in</strong><br />

• Straßenbau (<strong>in</strong>kl. Brücken- und Tunnelbau),<br />

• Schienenbau,<br />

• Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsbau und<br />

• sonstigen Netzwerkbau (Gas-, Strom-, Erdgas- und Fernwärmeleitungsbau,<br />

Telefonleitungsbau, Wasserkraftwerksbau).<br />

Baustellen s<strong>in</strong>d jene Orte, wo Bautätigkeiten wie Neubauten, Umbauten, Ausbauten,<br />

Rückbauten, Sanierungen, Abbauten und Abbrüche <strong>von</strong> Bauwerken stattf<strong>in</strong>den. Je nach Art<br />

und Umfang der Bautätigkeiten unterscheiden sich Abfallaufkommen und<br />

Abfallzusammensetzung. Bei der Unterscheidung Neubau - Revitalisierung zeigen sich<br />

folgende Unterschiede <strong>in</strong> der Zusammensetzung (GRETZMACHER, 2003):<br />

Tabelle 5-13: Unterschiede <strong>in</strong> der Abfallzusammensetzung bei Neubau und Revitalisierung<br />

Neubau Revitalisierung<br />

Baustellenabfälle 64 % 45 %<br />

M<strong>in</strong>eralische Baurestmassen 9 % 46 %<br />

Holz gemischt 24 % 8 %<br />

Im Folgenden werden Neubau-, Adaptierungs- und Abbruchmaßnahmen näher charakterisiert.<br />

Ziel <strong>von</strong> Neubaumaßnahmen ist die Errichtung <strong>von</strong> Bauwerken bzw. Bauteilen.<br />

In Abhängigkeit der Bauphase und Bauweise ist e<strong>in</strong>e Vielzahl <strong>von</strong> Berufsgruppen (Gewerke)<br />

auf der Baustelle tätig, was <strong>in</strong> Folge zu e<strong>in</strong>em breiten Spektrum an Abfällen führt. Anhand der<br />

Abfallzusammensetzung s<strong>in</strong>d Rückschlüsse auf die derzeit im Bauwesen verwendeten<br />

Materialien und deren Vielfalt möglich.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n der Bautätigkeiten überwiegt die Abfallfraktion „Bodenaushub“. Dieser fällt bei<br />

Aushubtätigkeiten <strong>von</strong> Baugruben für Fundamente, Kellergeschosse u.s.w. an. Bei den<br />

weiteren Tätigkeiten, die den vier Gruppen Rohbau, Dach und Fassade, technische<br />

Gebäudeausstattung und Ausbau zuzuordnen s<strong>in</strong>d, dom<strong>in</strong>ieren die m<strong>in</strong>eralischen und nicht<br />

m<strong>in</strong>eralischen Bauabfälle sowie Verpackungsabfälle und Restbestände an Bauchemikalien, die<br />

z.T. zu den gefährlichen Abfällen/Problemstoffen zu zählen s<strong>in</strong>d, sowie hausmüllähnliche<br />

Abfälle aus den Unterkünften und Pausenräumen (HAEBERLIN 1999).<br />

Bei Neubaumaßnahmen (LAND STEIERMARK, 2001) fallen pro Kubikmeter umbauten Raum<br />

ca. 21 kg Abfall an (etwa 25 % <strong>in</strong> der Rohbauphase, dagegen 75 % <strong>in</strong> der Ausbauphase). Bei<br />

getrennter Erfassung beträgt der Gesamtanteil an verwertbaren Abfällen (Bauschutt, Altholz,<br />

Schrott und Verpackungen) ca. 65 %, der Rest (= Baustellenabfälle) <strong>von</strong> ungefähr 35 % muss<br />

ordnungsgemäß entsorgt werden. Für Baustellenabfälle wird bei Neubau abhängig <strong>von</strong> der<br />

errichteten Wohnfläche e<strong>in</strong> durchschnittlicher Anfall <strong>von</strong> 67 kg/m² Wohnfläche berechnet<br />

(LUCKENBACH, 1999).


Seite 57<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Sanierungs-, Umbau- und Renovierungsmaßnahmen s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> bestehende Bauwerke<br />

bzw. Bauteile. Mit der Tiefe des E<strong>in</strong>griffes <strong>in</strong> die Bausubstanz erhöht sich die Anzahl der an der<br />

Baumaßnahme beteiligten Berufsgruppen, doch liegt der Schwerpunkt der Tätigkeiten im<br />

Regelfall bei jenen Berufsgruppen (Professionisten), die für Ausbautätigkeiten zuständig s<strong>in</strong>d.<br />

Laut HAEBERLIN 1999 unterscheidet sich das Abfallaufkommen <strong>von</strong> Baumaßnahmen an<br />

bestehenden Gebäuden vom Aufkommen e<strong>in</strong>er Neubaumaßnahme im Wesentlichen <strong>in</strong><br />

folgenden Punkten:<br />

• Der Anteil der Bauleistungen jener Gewerke, welche für Ausbautätigkeiten zuständig s<strong>in</strong>d,<br />

liegt deutlich höher, sodass hier gegenüber Neubaumaßnahmen <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em höheren<br />

Aufkommen an <strong>Baustellenabfällen</strong> und Verpackungsabfällen ausgegangen werden kann.<br />

• Der Anteil der Verschnittreste liegt aufgrund des höheren Anpassungsaufwandes an bereits<br />

bestehende Konstruktionen deutlich höher als bei Neubaumaßnahmen, sodass hier<br />

gegenüber Neubaumaßnahmen mehr Abfall anfällt.<br />

• Renovierungs-, Modernisierungs- und Sanierungstätigkeiten führen durch Austausch <strong>von</strong><br />

Baustoffen des Innenausbaues (z.B. Gipskarton, Holz, Dämmmaterialien, Tapeten,<br />

Teppiche, etc.), Instandsetzung und Ausbau funktionsuntüchtiger Bauteile und Bauelemente<br />

(z.B. Sanitärobjekte, Heizungselemente, Fenster) zu e<strong>in</strong>em Aufkommen an Altbaustoffen<br />

und -bauteilen sowie Bauschutt, der <strong>in</strong> der Regel mit höheren Anteilen nicht m<strong>in</strong>eralischer<br />

Abfälle wie Holz, Papier oder Kunststoffe vermischt ist.<br />

• Besonders im Bereich der Sanierung fällt e<strong>in</strong> Großteil der Baurestmassen als<br />

„Verbundmaterial“ an. Die dabei ausgebauten bzw. angefallenen Bauteile und Baustoffe<br />

können vielfach nicht oder nur mit erheblichem Mehraufwand getrennt werden. Zumeist<br />

müssen sie als „gemischte Baustellenabfälle“ entsorgt werden, z.B. mit dem Bauteil<br />

verklebte Dämmstoffe, e<strong>in</strong>gemauerte Leitungsteile, diverse verklebte Beläge und Anstriche<br />

an Böden, Decken und Wänden, etc.<br />

• Etwa Mitte der 60er Jahre setzte e<strong>in</strong>e „Chemisierung“ der Baumaterialien e<strong>in</strong>, die zu e<strong>in</strong>em<br />

verstärkten E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Baukunststoffen, beschichteten Spanplatten, Additiven für Beton,<br />

Mörtel oder Putze und Verbundwerkstoffen führte. Gebäude dieser Zeit gelangen derzeit <strong>in</strong><br />

den Erneuerungszyklus, sodass hier die Abfallzusammensetzung die zur damaligen Zeit im<br />

Bauwesen verwendeten Materialien widerspiegelt.<br />

• Durch die E<strong>in</strong>stufung des noch vor e<strong>in</strong>igen Jahren im Brandschutz weit verbreiteten<br />

Baustoffes Asbest als besonders gefährlichem, krebserzeugenden Gefahrstoff s<strong>in</strong>d<br />

Asbestsanierungsmaßnahmen erforderlich, welche große Mengen als Sonderabfall zu<br />

entsorgender Asbestabfälle mit sich br<strong>in</strong>gen.<br />

• Schutzmaßnahmen für die bereits bestehende Bausubstanz (Abdeckungen, Verkleidungen<br />

etc.) erhöhen das Abfallaufkommen <strong>in</strong>sbesondere im Altholz- und Folienbereich.<br />

Unzureichende Schutzmaßnahmen können zu Beschädigungen der bestehenden<br />

•<br />

Bausubstanz bzw. zeitweilig ausgebauter Materialien führen und damit zu e<strong>in</strong>er Erhöhung<br />

des Abfallaufkommens beitragen.<br />

Insbesondere bei Sanierungs- und Umbaumaßnahmen können Schadensfälle zu e<strong>in</strong>em<br />

Aufkommen kontam<strong>in</strong>ierter Bauabfälle führen (z.B. Brandschutt, kontam<strong>in</strong>ierter Bauschutt<br />

und Bodenaushub).<br />

Für Baustellenabfälle wird bei Renovierungsarbeiten abhängig <strong>von</strong> der Wohnfläche e<strong>in</strong><br />

durchschnittlicher Anfall <strong>von</strong> 33,5 kg/m² Wohnfläche angenommen (LUCKENBACH, 1999).


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<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Durch Rückbau- und Abbruchmaßnahmen <strong>von</strong> Gebäuden fällt e<strong>in</strong>e große Menge <strong>von</strong><br />

Abfällen an. Bei e<strong>in</strong>em Großteil der Abfälle handelt es sich um recycl<strong>in</strong>gfähigen, m<strong>in</strong>eralischen<br />

Bauschutt.<br />

Der Abbruch oder Rückbau <strong>von</strong> Gebäuden bietet <strong>in</strong> Abhängigkeit der Vorgehensweise<br />

(Demolierung, Demontage) mehr als der Neubau zahlreiche Möglichkeiten, Bauabfälle durch<br />

Wiederverwendung und/oder Verwertung zu vermeiden.<br />

Der Abbruch e<strong>in</strong>es Gebäudes sollte als Rückbau bzw. Demontagevorgang durchgeführt<br />

werden. In e<strong>in</strong>em geplanten Demontagevorgang wird das Bauwerk <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Wertstoffe zerlegt<br />

und weitgehend neuen Materialkreisläufen zugeführt.<br />

Vor dem Beg<strong>in</strong>n der eigentlichen Baumaßnahme sollen jene Materialien getrennt erfasst<br />

werden, die e<strong>in</strong>e ordnungsgemäße und schadlose Verwertung beh<strong>in</strong>dern bzw. verh<strong>in</strong>dern.<br />

Höherwertige Stoffe und Bauteile sollten ebenfalls getrennt erfasst werden, um e<strong>in</strong>e direkte<br />

Wieder- bzw. Weiterverwendung oder qualitativ hochwertige Verwertung zu gewährleisten.<br />

Konventionelle Abbruchverfahren bieten zwar die Vorteile e<strong>in</strong>es ger<strong>in</strong>gen Planungs- und<br />

Zeitaufwandes für die Durchführung und erlauben dadurch e<strong>in</strong>e schnelle Nachfolgenutzung,<br />

s<strong>in</strong>d aber aus abfallwirtschaftlicher Sicht mit erheblichen Nachteilen verbunden:<br />

• Das Abbruchmaterial muss im Anschluss mit hohem Aufwand nachsortiert werden oder<br />

führt im Falle e<strong>in</strong>er Entsorgung als vermischter Baustellenabfall zu hohen<br />

Entsorgungskosten.<br />

• Verschiedene stofflich verwertbare Fraktionen werden untere<strong>in</strong>ander vermischt und führen<br />

wechselseitig zu e<strong>in</strong>er Qualitätsverm<strong>in</strong>derung der erzeugbaren Recycl<strong>in</strong>gprodukte im Falle<br />

e<strong>in</strong>er nachträglichen Sortierung.<br />

• Schadstoffe, die zum Teil <strong>in</strong> speziellen Bauteilen <strong>in</strong> angereicherter Form vorliegen, werden<br />

durch den im Abbruch verbundenen Zerkle<strong>in</strong>erungsvorgang auf größere Abfallmengen<br />

verteilt, was ebenfalls Qualitätse<strong>in</strong>bußen möglicher Recycl<strong>in</strong>gprodukte zur Folge hat.<br />

Bei Abbruchmaßnahmen fallen pro Kubikmeter umbauten Raum ungefähr 455 kg Abfall an<br />

(LAND STEIERMARK, 2001). Bei diesen Bautätigkeiten können sogar bis zu 85 % der<br />

Abfallmengen s<strong>in</strong>nvoll verwertet oder wiederverwendet werden. E<strong>in</strong> hoher Erfassungsgrad der<br />

getrennt gesammelten Abfälle hat natürlich erhebliche Auswirkungen auf die anfallenden<br />

Entsorgungskosten (bis zu 75 % Kostenersparnis möglich).<br />

5.3.2.2 E<strong>in</strong>flussfaktor: Bauvolumen<br />

Für Hochbau-Baustellen lässt sich dieses <strong>in</strong> erster Näherung anhand des Bauvolumens<br />

abschätzen. Als Bezugsgröße des Abfallaufkommens für e<strong>in</strong> Bauvorhaben im Hochbau bietet<br />

sich das Bauvolumen <strong>in</strong> Kubikmeter umbauter Raum an. In Anlehnung an Pilotprojekte lässt<br />

sich für Neubaumaßnahmen e<strong>in</strong> bauvolumenbezogenes Abfallaufkommen <strong>von</strong> 0,01 m³ bis<br />

0,04 m³ ableiten (ohne Berücksichtigung des Aufkommen an Bodenaushub) (HAEBERLIN,<br />

1999 und JAKOB, 1997). Der Abfallanteil pro Volumen umbauten Raumes liegt also <strong>in</strong> der<br />

Regel zwischen 1 und 4 % des umbauten Raumes. Pro m³ Gebäudevolumen s<strong>in</strong>d etwa 0,5 t<br />

und pro m² Gebäudefläche etwa 2 t Material verbaut. Das ergibt e<strong>in</strong>e Gebäudesubstanz <strong>von</strong><br />

etwa 200 t pro E<strong>in</strong>wohnerIn. Der Abfallanteil pro tatsächlicher Baumasse im Materialvolumen<br />

liegt <strong>in</strong> der Regel zwischen 5 und 15%, d.h. es fallen auf jeden m 3 Baustoff etwa 0,05-0,15m 3<br />

Abfälle an (ARBEITSGEMEINSCHAFT KREISLAUFWIRTSCHAFTSTRÄGER BAU, 2003). Zum<br />

Beispiel fielen <strong>in</strong> der Ausbauphase auf e<strong>in</strong>er Großbaustelle mit 80.000 m² Nutzfläche 2,6 kg/m²<br />

Abfall an (ABFALLWIRTSCHAFTSBETRIEBE MÜNCHEN, 2003).


Seite 59<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Kennzahlen für Gebäude im Hochbau (Grobangaben)<br />

• Masse pro m³ Gebäudevolumen 0,5t/m³<br />

• Masse pro m² Gebäudefläche 2,0 t/m²<br />

• Masse pro E<strong>in</strong>wohnerIn 200 t/E<strong>in</strong>wohnerIn<br />

• Gesamtanfall m³ Bauschutt pro m² Wohn- und Nutzfläche = 1,17 m³/m²<br />

• Rohdichte pro m³ Bauschutt = 2,0 t/m³, dabei werden neben dem Bauschutt aus<br />

Abbruchmaßnahmen im Hochbau auch folgende Quellen des Bauschuttanfalls<br />

berücksichtigt:<br />

o Bauschutt aus Neubaumaßnahmen (es wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass 2 % der<br />

im Neubau e<strong>in</strong>gesetzten Materialien schon während der Neubauphase zu<br />

Bauschutt werden);<br />

o Bauschutt aus Renovierung/Modernisierung/Sanierung (gemäß der Literatur fällt<br />

bei diesen Bautätigkeiten e<strong>in</strong>e Menge <strong>von</strong> 2 % der ursprünglichen m<strong>in</strong>eralischen<br />

Menge als Bauschutt an).<br />

Für e<strong>in</strong> zweigeschossiges Bürogebäude mit e<strong>in</strong>em Bauvolumen <strong>von</strong> ca. 850 m³ ergibt sich<br />

hieraus e<strong>in</strong> Abfallaufkommen <strong>von</strong> etwa 17 bis 34 m³ (HAEBERLIN 1995). E<strong>in</strong> weiterer<br />

Schätzwert gibt pro m 3 e<strong>in</strong>gesetztem Baustoff e<strong>in</strong>en Anfall <strong>von</strong> 0,05 bis 0,15 m 3 Abfälle an<br />

(ABFALLWIRTSCHAFTSBETRIEB MÜNCHEN, 2003).<br />

Der zeitliche Verlauf des Abfallanfalles während den verschiedenen Bauphasen und tätigen<br />

Gewerken, kann <strong>in</strong> der Rohbauphase mit 25 bis 35 % und <strong>in</strong> der Ausbauphase mit 65 bis 75 %<br />

als Richtwert angenommen werden. Während des Rohbaues dom<strong>in</strong>ieren m<strong>in</strong>eralische Abfälle,<br />

Holz und Metalle. In der Ausbauphase fallen zusätzlich verstärkt Verpackungsabfälle an. Die<br />

mittlere Schüttdichte der Rohbauabfälle liegt bei ungefähr 1,2 t/m³ und jene der Ausbauabfälle<br />

aufgrund des vermehrten Verpackungsanfalles bei ca. 0,5 t/m³ (HAEBERLIN 1995).<br />

GELLENBECK 2000 gibt je 509 Euro Baukosten folgende Zielwerte an:<br />

� 27 kg gemischt und getrennt erfasste Baustellenabfälle,<br />

� 4,5 kg nicht getrennt erfasste Baustellenabfälle,<br />

� ca. 2 Euro Entsorgungskosten,<br />

Je m³ umbauten Raum:<br />

� unter 10 kg gemischt und getrennt erfasste Baustellenabfälle,<br />

� unter 1 kg nicht getrennt erfasste Baustellenabfälle,<br />

� ca. 0,40 Euro Entsorgungskosten.<br />

5.3.2.3 E<strong>in</strong>flussfaktor: Bauphase<br />

Die gerade vorherrschende Bauphase und die damit verbundenen Berufsgruppen (Gewerke)<br />

haben e<strong>in</strong>en erheblichen E<strong>in</strong>fluss auf die qualitative Zusammensetzung des Abfallaufkommens<br />

e<strong>in</strong>er Baumaßnahme. Bei fast allen Berufsgruppen (Gewerke) fallen neben<br />

Verpackungsabfällen hausmüllähnliche Abfälle und spezifische Abfallarten aus den Pausen und<br />

Unterkünften an. In Abhängigkeit der Baustellenphase s<strong>in</strong>d unterschiedliche Berufsgruppen<br />

(Gewerke) wie Maurer, Trockenbauer, Dachdecker, Glaser, Maler, Tischler, Sanitär- und<br />

Heizungs<strong>in</strong>stallateure, Elektro<strong>in</strong>stallateure u.s.w., auf der Baustelle vertreten. In all diesen<br />

Berufsgruppen werden unterschiedliche Baumaterialien und Bauchemikalien auf den Baustellen<br />

verarbeitet.


Seite 60<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Tabelle 5-14 zeigt e<strong>in</strong>e Übersicht der wichtigsten Abfallarten e<strong>in</strong>zelner Berufsgruppen, die sich<br />

unter Beachtung der Bauphase und der heute üblichen Leistungsfelder <strong>von</strong> Bauunternehmen <strong>in</strong><br />

4 Hauptgruppen unterteilen lassen (HAEBERLIN 1999):<br />

• Rohbau<br />

• Dach und Fassadengestaltung<br />

• Technische Gebäudeausstattung<br />

• Ausbau<br />

Tabelle 5-14 : Abfallarten verschiedener Berufsgruppen (HAEBERLIN 1999) – geändert<br />

Berufsgruppe Abfallarten<br />

Rohbau<br />

Erdarbeiten Bodenaushub, Bauschutt, Garten- und Parkabfälle<br />

Maurerarbeiten<br />

Trockenbau<br />

Beton-/Stahlbetonarbeiten<br />

Abdichtungsarbeiten<br />

Zimmer-/Tischlerarbeiten<br />

Dachdeckungsarbeiten<br />

Fenster-/Türenbau<br />

Fassadenbau<br />

Heizungs- und<br />

Sanitär<strong>in</strong>stallationen<br />

Elektro<strong>in</strong>stallationen<br />

Bauschutt (Mörtel, Zement, Gips, Mauerwerk), Holz (behandelt, unbehandelt),<br />

Verpackungsabfälle (Papiersäcke, Paletten, Kunststofffolien, Umreifungsbänder, leere<br />

Geb<strong>in</strong>de (Hohlkörper))<br />

Bauschutt (Mörtel, Zement), Holz (Verschalung, z.T. verunre<strong>in</strong>igt mit Schalölen), Metalle,<br />

Verpackungsabfälle (leere Geb<strong>in</strong>de, Papiersäcke, Paletten, Kunststofffolien,<br />

Umreifungsbänder)<br />

Leere Geb<strong>in</strong>de, Geb<strong>in</strong>de mit Rest<strong>in</strong>halten (Anstrichfarben), Kartuschen mit<br />

Dichtungsmasse (restentleert, Rest<strong>in</strong>halte), Bitumenbahnen<br />

Dach und Fassadengestaltung<br />

Holz (behandelt, kontam<strong>in</strong>iert, unbehandelt), Kunststoff- und Metallverpackungen,<br />

Behandlungschemikalien (u.a. Lösemittelgemische, Farben, Leim- und Klebemittel,<br />

Montageschaum, Kitt- und Spachtelmasse)<br />

Dachpfannen, bitum<strong>in</strong>öse Dachpappen, Bitumen, Isoliermaterialien (M<strong>in</strong>eralfasern,<br />

Polystyrol, Kunststoffe, Pappe/Papier), Regenr<strong>in</strong>nen und -rohre (Kunststoff, Metall),<br />

Verpackungen, v.a. <strong>in</strong> Form <strong>von</strong> Geb<strong>in</strong>den aus Metall und Kunststoffen<br />

Holz (behandelt, unbehandelt, kontam<strong>in</strong>iert), Glas, Altfenster und -türen, Verpackungen,<br />

v.a. <strong>in</strong> Form <strong>von</strong> Geb<strong>in</strong>den aus Metall und Kunststoffen, Behandlungschemikalien<br />

Isoliermaterialien (M<strong>in</strong>eralfasern, Styropor), Glas, Metallabfälle und Bauschutt,<br />

Verpackungen, v.a. <strong>in</strong> Form <strong>von</strong> Geb<strong>in</strong>den aus Metall und Kunststoffen,<br />

Behandlungschemikalien (Klebemittel, Dichtmassen, Farben, Lacke)<br />

Technische Gebäudeausstattung<br />

Dämmmaterialien (M<strong>in</strong>eralfasern, Polystyrol), Metall- und Kunststoffabfälle,<br />

Verpackungsabfälle, Altgeräte (Heizkörper, Sanitärobjekte)<br />

Metall- und Kunststoffabfälle (Verschnitte, z.B. E<strong>in</strong>ziehröhren), Kabelreste,<br />

Verpackungsabfälle, Altgeräte<br />

Ausbau<br />

Estricharbeiten Verpackungsabfälle (Papiersäcke, Paletten, Kunststofffolien, Umreifungsbänder)<br />

Fliesen-/Plattenarbeiten<br />

Bodenbelagsarbeiten<br />

Tapezier-, Maler- und<br />

Lackierarbeiten<br />

Verglasungsarbeiten<br />

Baure<strong>in</strong>igung<br />

Außenanlagen<br />

Mörtel, Fliesenbruch, Holz-, L<strong>in</strong>oleum-, PVC-, Teppichverschnitt, Verpackungsabfälle<br />

(Pappe, Folien), Kunststoff- und Metallgeb<strong>in</strong>de, Behandlungschemikalien (Klebemittel,<br />

Lacke)<br />

Tapetenreste, Kunststoff- und Metallgeb<strong>in</strong>de mit Behandlungschemikalien (Leim- und<br />

Klebemittel, Farben, Lacke)<br />

Beschläge (Metall, Kunststoff), Dichtmassen, Altfenster, Glas, Kunststoff- und<br />

Metallgeb<strong>in</strong>de (Rest<strong>in</strong>halte)<br />

Bauschutt, Verpackungsabfälle, Sonderabfälle, gemischte Bau- und Abbruchabfälle,<br />

Restmüll, Sperrmüll<br />

Holz (behandelt, kontam<strong>in</strong>iert), Verpackungsabfälle, Garten und Parkabfälle, Erden und<br />

Ste<strong>in</strong>e<br />

In der Rohbauphase e<strong>in</strong>es Hauses fallen, je nachdem welche Baumaterialien verwendet<br />

werden, hauptsächlich m<strong>in</strong>eralische Bauschuttreste und Holz an. Differenzierter wird die Art der<br />

anfallenden Baustellenabfälle <strong>in</strong> der Ausbauphase. Zu diesem Zeitpunkt ist es erforderlich, die<br />

nicht vermeidbaren Abfälle aufzutrennen. Für jeden Kubikmeter umbauten Raum s<strong>in</strong>d bei<br />

Hochbaumaßnahmen etwa 0,02 m³ bis 0,04 m³ Abfall zu entsorgen. Etwa 75 % des<br />

Abfallvolumens fallen <strong>in</strong> der Ausbauphase, lediglich rund 25 % <strong>in</strong> der Rohbauphase an. In der<br />

Rohbauphase überwiegen m<strong>in</strong>eralische Abfälle, Bauholz und Schrott (Dichte: 1,2 t/m³). In der<br />

Ausbauphase kommen verstärkt Verpackungsabfälle h<strong>in</strong>zu, sodass die Abfälle dieser Phase mit<br />

ca. 0,5 t/m³ e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Dichte aufweisen (LANDESINSTITUT FÜR BAUWESEN DES<br />

LANDES NRW, 2002.)


Seite 61<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Abbildung 5-2: Richtwerte zur Abschätzung des Abfallaufkommens (HAEBERLIN, 1997)<br />

Diese Abbildung zeigt beispielhaft für den Neubau e<strong>in</strong>es 4-geschossigen Wohnhauses e<strong>in</strong>e<br />

Abschätzung des Abfallaufkommens sowie der damit verbundenen Entsorgungskosten.<br />

Unberücksichtigt ist bei dieser Abschätzung das Aufkommen an Bodenaushub, das sich bei<br />

Kenntnis der Baugrubenabmessung aus der Schüttdichte des Bodenmaterials abschätzen lässt<br />

(ca. 1,6 t/m³).<br />

Abbildung 5-3: Abfallaufkommen e<strong>in</strong>es Wohnhaus-Neubaus<br />

5.3.2.4 E<strong>in</strong>flussfaktor: Bauweise<br />

Aus abfallwirtschaftlicher Sicht s<strong>in</strong>d im Wesentlichen drei Bauweisen wie die Massivbauweise<br />

(Ziegel, Beton), die Skelettbauweise (bestehend aus Betongerüst mit Leichtteilen) und die<br />

Fertigteilbauweise (Zusammensetzung <strong>von</strong> vorgefertigten Bauteilen) zu unterscheiden, die<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Rohbauphase zu e<strong>in</strong>em qualitativ und quantitativ unterschiedlichen<br />

Abfallaufkommen führen.<br />

E<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Bauausführung <strong>in</strong> Massivbauweise br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> breites Spektrum an Abfallarten mit<br />

sich, <strong>in</strong> Abhängigkeit der e<strong>in</strong>zelnen Berufsgruppen, wie z.B. Verschnitte und Bruch, Schalholz,<br />

sonstige Bauhilfsstoffe und Verpackungsabfälle.<br />

Die Skelett- und Fertigteilbauweise führt zu e<strong>in</strong>er Vorverlagerung des Abfallanfalls <strong>von</strong> der<br />

Baustelle weg h<strong>in</strong> zum Fertigteilwerk. Auf der Baustelle kommt es während der Rohbauphase<br />

lediglich zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Aufkommen an Bauschutt, <strong>Baustellenabfällen</strong> und<br />

Verpackungsabfällen.


Seite 62<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

5.3.2.5 E<strong>in</strong>flussfaktor: Nutzung des Bauwerkes<br />

In der Systematik für Hochbauwerke können <strong>in</strong> Abhängigkeit der Nutzung - Wohngebäude und<br />

Nichtwohngebäude wie Büro- und Verwaltungsgebäude, Gebäude zur sonstigen <strong>in</strong>dustriellen<br />

oder gewerblichen Nutzung und Sonderbauwerke - unterschieden werden.<br />

Ausschlaggebend für die Qualität und Quantität des Abfallaufkommens e<strong>in</strong>er<br />

Neubaumaßnahme ist vor allem die, <strong>in</strong> der Regel mit der Gebäudefunktion verbundene Wahl<br />

der Bauart, der Baumaterialien sowie der Grad der technischen und ästhetischen Ausstattung.<br />

Während bei repräsentativen Bürogebäuden <strong>in</strong>sbesondere im Innenausbau und bei der<br />

Fassadengestaltung e<strong>in</strong>e Vielzahl hochwertiger Materialien zum E<strong>in</strong>satz kommt, weisen<br />

Wohngebäude, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Mehrfamilienbauweise, e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Materialvielfalt auf. Dies<br />

spiegelt sich <strong>in</strong> der qualitativen Zusammensetzung der Abfälle wider. Bei Neubauten zur<br />

gewerblichen oder <strong>in</strong>dustriellen Nutzung spielt die technische Gebäudeausstattung <strong>in</strong> der Regel<br />

e<strong>in</strong>e wichtigere Rolle als die ästhetische Innenausstattung, sodass hier <strong>in</strong>sbesondere die<br />

rohbautypischen m<strong>in</strong>eralischen Abfälle, Metalle und Holz, das Abfallaufkommen dom<strong>in</strong>ieren.<br />

Zudem führt die hier übliche Überputz-Verlegung <strong>von</strong> Kabeln und Rohren <strong>in</strong> der Ausbauphase<br />

zu e<strong>in</strong>em reduzierten Aufkommen m<strong>in</strong>eralischer Abfälle. Die <strong>in</strong>dustrielle bzw. gewerbliche<br />

Nutzung ist e<strong>in</strong>e mögliche Ursache für die Kontam<strong>in</strong>ation der Bausubstanz und der Böden, die<br />

bei Baumaßnahmen während der Nutzungsphase e<strong>in</strong> Aufkommen an kontam<strong>in</strong>ierten<br />

Bauabfällen zur Folge hat. So s<strong>in</strong>d z.B. bei Betrieben der Metallverarbeitung leicht- und<br />

schwerflüchtige Kohlenwasserstoffe, Chlorkohlenwasserstoffe oder Schwermetalle zu erwarten.<br />

Die Nutzung durch holzverarbeitende Betriebe kann mit Kontam<strong>in</strong>ationen z.B. durch PAK,<br />

Biozide oder Schwermetalle verbunden se<strong>in</strong> (HAEBERLIN 1999).<br />

5.4 Praktischer Umgang mit <strong>Baustellenabfällen</strong><br />

Bei den mit Bauherrn, Bauträgern, Planern und Architekten durchgeführten Interviews zeigte<br />

sich deutlich, dass die Abfallentsorgung auf Baustellen <strong>in</strong> der Planungsphase nicht als<br />

Kostenfaktor erkannt und thematisiert wird.<br />

Verwertungsorientierter Rückbau, der <strong>in</strong> der Planungsphase bereits bedacht werden muss, ist<br />

nur vere<strong>in</strong>zelt unter dem Schlagwort „flexibles Bauen“ <strong>in</strong> speziellen Projekten (Bürogebäuden,<br />

Studentenheimen) Thema.<br />

In der Ausführungsphase wird die Abfallentsorgung nicht vom Bauträger, sondern vom<br />

„Experten“ übernommen. Für den Bauträger ist nur wichtig, dass die Auflagen des AWG<br />

e<strong>in</strong>gehalten werden. Damit hängt die Entsorgungsstrategie auf der Baustelle vor allem <strong>von</strong> der<br />

Wahl des beauftragten Entsorgungsbetriebs ab.<br />

Die im Zuge <strong>von</strong> Bautätigkeiten anfallenden Abfälle auf e<strong>in</strong>er Baustelle können nach Fraktionen<br />

getrennt gesammelt oder geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Sammelbehälter (meist Mulde oder Conta<strong>in</strong>er)<br />

erfasst werden. Ab e<strong>in</strong>er Überschreitung <strong>von</strong> bestimmten Mengen <strong>von</strong> Bauabfällen ist e<strong>in</strong>e<br />

Trennung der Abfälle vom Gesetz her vorgeschrieben.<br />

E<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Erfassung der verschiedenen Baustellenabfälle benötigt lediglich den<br />

Stellplatz für e<strong>in</strong>e Mulde. Für die getrennte Erfassung verschiedener verwertbarer Fraktionen<br />

vor Ort s<strong>in</strong>d jedoch zusätzliche Stellplätze notwendig. Wenn möglich, ist <strong>in</strong>sbesondere bei<br />

Baustellen im <strong>in</strong>nerstädtischen Bereich oftmals e<strong>in</strong>e kostenverursachende Anmietung<br />

zusätzlicher, <strong>in</strong> der Regel öffentlicher Flächen (Gehweg, Fahrbahn, u.s.w.) notwendig. Ist e<strong>in</strong>e<br />

Beschaffung zusätzlicher Stellflächen nicht möglich, wird <strong>in</strong> der Regel nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte<br />

Getrennthaltung erfolgen. Bei ger<strong>in</strong>gem Anfall <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> (Abbau- und<br />

Abbrucharbeiten <strong>von</strong> Kle<strong>in</strong>-, Umbau- und Sanierungsbaustellen) wird die Entsorgung bzw. der<br />

Abtransport daher meistens mit e<strong>in</strong>em Behälter/Conta<strong>in</strong>ersystem organisiert, auch um<br />

vermehrte Transportwege zu vermeiden (DEISL, 1996).


Seite 63<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Bei größeren Abfallmengen und bei geeigneten Platzverhältnissen entstanden <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren Methoden, die verschiedenen Abfallfraktionen direkt auf der Baustelle <strong>in</strong> mehreren<br />

Conta<strong>in</strong>ern zu sammeln. Die Conta<strong>in</strong>er werden nach Befüllung zu e<strong>in</strong>em Zentralzwischenlager<br />

und zur Vorbehandlungsanlage transportiert und dort entleert.<br />

Die Entsorgung der Baustellenabfälle kann entweder <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Logistik-Unternehmen<br />

oder <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Entsorgungsbetrieb übernommen werden. Das Logistikunternehmen stellt<br />

primär Mulden vor Ort zur Verfügung, d. h. entsprechend dem Kundenwunsch werden Mulden<br />

für Bauschutt und Baumischabfälle zur Verfügung gestellt. Die Entsorgung des Mulden<strong>in</strong>halts<br />

f<strong>in</strong>det bei Dritten statt, denn das Logistikunternehmen gibt den Mulden<strong>in</strong>halt an<br />

Entsorgungsbetriebe weiter. Bei der Baustellenbetreuung durch e<strong>in</strong>en Entsorgungsbetrieb<br />

besteht die Möglichkeit, dass der Entsorgungsbetrieb e<strong>in</strong>e „Sortier<strong>in</strong>sel“ betreibt und der Abfall<br />

bereits vor Ort <strong>in</strong> verschiedene Fraktionen sortiert wird. Das Sortieren vor Ort auf der Baustelle<br />

braucht Know-how, Diszipl<strong>in</strong> und Platz. Die getrennt erfassten Fraktionen werden direkt e<strong>in</strong>er<br />

Verwertung zugeführt. Erstaunlicherweise wird trotzdem nicht auf e<strong>in</strong>e Nachsortierung des<br />

gemischten Baustellenabfalls verzichtet, diese erfolgt am Betriebsgelände des<br />

Entsorgungsbetriebs.<br />

Bei der Vorortsortierung ist vorab zu überprüfen, ob genügend Platz für die Sammelconta<strong>in</strong>er<br />

zur Verfügung steht und ob e<strong>in</strong> Wenderaum für LKW vorhanden ist. Ist dies nicht der Fall, so<br />

müssen die gemischt anfallenden Baustellenabfälle (Mixmulde) bei der Vorbehandlungsanlage<br />

getrennt und zugeordnet werden. Bei Großbaustellen (Abbau- und Abbrucharbeiten <strong>von</strong><br />

Bauwerken größeren Ausmaßes) sollte jedenfalls das sogenannte Rückbausystem angestrebt<br />

werden. Aus ökonomischen Gründen muss dabei berücksichtigt werden, dass die Abbruch- und<br />

Abbauarbeiten möglichst schnell abgeschlossen se<strong>in</strong> sollen, um das Umfeld der Baustelle nur<br />

kurz zu stören. Dies geschieht <strong>in</strong> der Regel folgend:<br />

Entfernung <strong>von</strong><br />

• Dachhaut und des Dachstuhls (Holz- oder Stahlkonstruktion). Flachdächer aus Stahlbeton<br />

müssen nicht getrennt abgetragen werden.<br />

• Türen- und Fensterkonstruktionen sowie sämtlicher E<strong>in</strong>richtungsgegenstände.<br />

• Böden, Isolierungen, Verkleidungen, Balken, Tafeln, gipsgebundenen Platten sowie<br />

Dämmmaterialien.<br />

Diese Abfallfraktionen werden <strong>in</strong> bereitstehenden Conta<strong>in</strong>ern zwischengesammelt und zu<br />

e<strong>in</strong>em Zentralzwischenlager mit Vorbehandlung transportiert. Die ausgeräumten<br />

Abbruchgebäude werden danach zum E<strong>in</strong>sturz gebracht. Um aufwendige<br />

Vorzerkle<strong>in</strong>erungsarbeiten zu verh<strong>in</strong>dern, muss beachtet werden, dass das Abbruchmaterial<br />

e<strong>in</strong>e maximale Stückgutgröße hat, welche auf die Vorsortierung und auf die<br />

Aufbereitungsanlage abgestimmt se<strong>in</strong> soll.<br />

E<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss auf die Entsorgungspraxis auf Baustellen haben die Transportkosten<br />

bzw. die Entfernungen zu möglichen Verwertungs- bzw. Beseitigungsanlagen. Je weiter die<br />

Schere zwischen den Entsorgungskosten für gemischte Bauabfälle und verwertbaren<br />

E<strong>in</strong>zelfraktionen ause<strong>in</strong>andergeht, um so mehr wird vermutlich der Anreiz steigen, verwertbare<br />

E<strong>in</strong>zelfraktionen auf der Baustelle getrennt zu erfassen und entsprechenden<br />

Verwertungswegen zuzuführen und dadurch das Aufkommen gemischter Bauabfälle zu<br />

reduzieren. Das Gegenfuhrsystem der Abfalltransporte ist e<strong>in</strong> verkehrsentlastendes System,<br />

wobei Transporte<strong>in</strong>heiten, welche Sand-, Kies-, Schotter- und Recycl<strong>in</strong>gmaterial aus dem<br />

Versorgungsbetrieb ausliefern und bei der Rückfuhr Abbruch- und Bauschuttmaterial zu e<strong>in</strong>em<br />

Zentralzwischenlager anliefern. Die <strong>von</strong> der Baustelle angelieferten Abfälle werden über e<strong>in</strong>e<br />

Brückenwaage geleitet. Hier wird das Material e<strong>in</strong>er genauen E<strong>in</strong>gangskontrolle unterzogen. Je<br />

nach Qualität und Eignung wird es der entsprechenden Zwischenlagerbox bzw. -fläche<br />

zugewiesen und zwischengelagert. Durch nochmalige Kontrolle des Materials soll sichergestellt<br />

werden, dass nur Materialien, welche als Sekundärrohstoffe geeignet s<strong>in</strong>d, Recycl<strong>in</strong>ganlagen<br />

zugeführt werden.


5.4.1 Baustellendokumentation<br />

Seite 64<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Im Frühjahr 2003 wurden im Zuge des vorliegenden Projektes vom Projektteam sechs<br />

Baustellen ausgewählt und die abfallwirtschaftlichen Maßnahmen vor Ort dokumentiert. Bei der<br />

Auswahl der Baustellen wurde darauf geachtet, dass <strong>von</strong> jedem Baustellentyp wie Neubau,<br />

Sanierung und Rückbau/Abbruch zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>er vertreten war. Es wurden ausschließlich<br />

Baustellen <strong>von</strong> Hochbauprojekten <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> untersucht und dokumentiert. Alle ausgewählten<br />

Baustellen wurden <strong>in</strong> abfallwirtschaftlichen Angelegenheiten <strong>von</strong> der Firma Arge ÖKOmacher<br />

betreut.<br />

Die Beschreibung der Baustellen erfolgte mittels Fragebogen und Fotodokumentationen. Die<br />

Fragebögen wurden geme<strong>in</strong>sam mit dem Baustellenleiter, Polier, bzw. der für die Entsorgung<br />

zuständigen Person vor Ort ausgefüllt. Im Anhang ist exemplarisch e<strong>in</strong> Fragebogen beigelegt.<br />

In Abhängigkeit der Bauphase und des Baustellentyps waren unterschiedliche Professionisten<br />

wie Maurer, Trockenbauer, Dachdecker, Glaser, Maler, Tischler, Sanitär- und<br />

Heizungs<strong>in</strong>stallateure, Elektro<strong>in</strong>stallateure, u.s.w., auf den dokumentierten Baustellen tätig.<br />

Dementsprechend <strong>in</strong>homogen war die Zusammensetzung der angefallenen Baustellenabfälle.<br />

Typische Bestandteile <strong>von</strong> gemischten <strong>Baustellenabfällen</strong>, die <strong>in</strong> Mulden gesammelt und zu<br />

e<strong>in</strong>er Sortieranlage gebracht wurden, waren:<br />

• Baustoffverpackungen (Kunststoffhüllen, Kunststofffolien, Kraftpapiersäcke,<br />

Kunststoffsäcke, Kartons, Klebebänder, u.ä.)<br />

• Bau- und Abbruchholz (behandeltes und unbehandeltes Holz, z.B. <strong>von</strong> Verschalungen)<br />

• Diverse Materialverschnitte (v.a. Holz, Gipskartonplatten und Styropor)<br />

• Hausmüllartige Bestandteile wie Getränkedosen, PET-Getränkeverpackungen, Speisereste,<br />

Papier, Putzlappen, Kehricht<br />

• Nicht-Verpackungs-Kunststoffe wie Abdeckfolien, Rohre, Dämmmaterial<br />

• Leergeb<strong>in</strong>de wie Eimer und Kanister aus Metall oder Kunststoff <strong>von</strong> Anstrichen, Lacken,<br />

Bauchemikalien<br />

• Metalle wie Draht, Bleche, Rohre, Bewehrungsstahl, Aluprofile<br />

• M<strong>in</strong>eralisches Material wie Sand, Kies, Ste<strong>in</strong>e, Bauschutt, Mörtelreste<br />

• Papier und Pappe (Karton, Putzkrepp, Pappe für Abdeckzwecke)<br />

• Sperrmüll (z.B. Fremde<strong>in</strong>würfe <strong>von</strong> der Straße, Spanplatten und alte Möbel im Zuge <strong>von</strong><br />

Abbruchtätigkeiten), Baum- und Strauchschnitt<br />

• Werkzeug und Masch<strong>in</strong>enteile (kaputte Scheibtruhe, abgebrochene Schaufel)<br />

Laut Auskunft der Befragten änderte sich die Zusammensetzung und Anzahl der<br />

Sammele<strong>in</strong>richtungen (v.a. Mulden unterschiedlicher Größen) <strong>in</strong> Abhängigkeit der<br />

verschiedenen Bauphasen auf allen dokumentierten Baustellen.<br />

Abfallrelevante Aufzeichnungen, wie auf den Baustellen angefallene Abfallmengen, zur<br />

Sortierung gebrachte Abfallmengen und Abfallfraktionen, aussortierte Mengen je Fraktion und<br />

Verwertungs- bzw. Entsorgungswege, wurden <strong>von</strong> der Firma ÖKOTECHNA ENTSORGUNGS-<br />

UND UMWELTTECHNIK GESMBH. aufgezeichnet (Wiegesche<strong>in</strong> und Liefersche<strong>in</strong>),<br />

ausgewertet und dem Zuständigen der jeweiligen Baustelle übermittelt.<br />

Abwicklungen bezüglich Gesamtbeurteilungen, Bezahlung des Altlastenbeitrages (ALSAG) und<br />

die dazu notwendigen Aufzeichnungen wurden <strong>von</strong> der Firma ÖKOTECHNA ENTSORGUNGS-<br />

UND UMWELTTECHNIK GESMBH. getätigt und der Baustelle übermittelt. Der anfallende<br />

ALSAG Betrag wurde <strong>von</strong> der Firma ÖKOTECHNA ENTSORGUNGS- UND UMWELTTECHNIK<br />

GESMBH. geme<strong>in</strong>sam mit den Entsorgungskosten beim Kunden e<strong>in</strong>gehoben.


Seite 65<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Im Zuge der Bautätigkeiten und <strong>in</strong> Abhängigkeit der gerade tätigen Berufsgruppen waren<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen der Baustellen unvermeidbar. Baustellenre<strong>in</strong>igungen wurden entweder <strong>von</strong><br />

externen Firmen oder Arbeitern, welche auf den jeweiligen Baustellen beschäftigt waren,<br />

durchgeführt, bzw. waren die Gewerke vertraglich verpflichtet für die Entsorgung ihrer<br />

verursachten Abfälle selbst zu sorgen. Wenn sie dieser Pflicht nicht nachkamen, mussten sie<br />

das Re<strong>in</strong>igungspersonal bezahlen.<br />

E<strong>in</strong> Großteil der im Zuge <strong>von</strong> Bautätigkeiten anfallenden Abfälle wurde gemischt <strong>in</strong> Mulden<br />

gesammelt. Lediglich Bodenaushub und Bausonderabfälle (Asbest) wurden bei allen Baustellen<br />

an ihrem Anfallsort getrennt erfasst. Bei größeren Baustellen wurden weiters meist Holz<br />

(behandelt und unbehandelt geme<strong>in</strong>sam) und Metallabfälle getrennt gesammelt. Bei<br />

Abbruchtätigkeiten wurde der anfallende Bauschutt getrennt erfasst (ohne sonstige<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen).<br />

Im Zuge der Befragungen waren die Hauptargumente gegenüber e<strong>in</strong>er getrennten Erfassung<br />

der anfallenden Bauabfälle vor Ort folgende:<br />

• Platzmangel<br />

Obwohl an vielen Baustellen mehr als e<strong>in</strong>e Mulde für gemischte Abfälle gesichtet wurde, war<br />

e<strong>in</strong>e Aufteilung der vorhandenen Mulden für gemischte Abfälle auf die Erfassung <strong>von</strong><br />

sortenre<strong>in</strong>en Fraktionen bzw. e<strong>in</strong>er sortenre<strong>in</strong>en Fraktion (die <strong>in</strong> größeren Mengen anfiel) aus<br />

Platzgründen nicht möglich.<br />

• Verständigungsschwierigkeiten<br />

E<strong>in</strong>e getrennte Sammlung auf Baustellen hat <strong>in</strong>sofern ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, da die Bauarbeiter, trotz<br />

E<strong>in</strong>schulung über Abfalltrennung zu Baubeg<strong>in</strong>n, alle Abfälle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Mulde e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

E<strong>in</strong>schulungen <strong>in</strong> mehreren Sprachen wären notwendig, kosten allerd<strong>in</strong>gs Geld und Zeit. Die<br />

Zusammensetzung der am Bau tätigen Arbeiter ändert sich laufend und erschwert<br />

E<strong>in</strong>weisungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e richtige Abfalltrennung vor Ort.<br />

• Ablagerungen neben den Mulden<br />

Bei e<strong>in</strong>er getrennten Sammlung <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> vor Ort fallen manche Fraktionen <strong>in</strong><br />

größeren Mengen an bzw. s<strong>in</strong>d manche Abfälle volum<strong>in</strong>öser und füllen so schneller das dafür<br />

vorgesehene Sammelgefäß. Ist das Sammelgefäß voll, kommt es zu Ablagerungen neben der<br />

E<strong>in</strong>richtung oder die Abfälle werden <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>geworfen, die für andere Fraktionen<br />

vorgesehen s<strong>in</strong>d und verunre<strong>in</strong>igen diese.<br />

• Zuständigkeit<br />

E<strong>in</strong>e funktionierende Trennung macht nur S<strong>in</strong>n, wenn es e<strong>in</strong>en Zuständigen vor Ort gibt. Auf<br />

den Baustellen f<strong>in</strong>det sich aber <strong>in</strong> der Regel niemand, der sich für e<strong>in</strong>e getrennte Sammlung der<br />

Fraktionen zuständig fühlt. Bauleiter oder Poliere haben generell wenig Zeit um ihre Aufgaben<br />

zu erfüllen. Die zusätzliche Betreuung mit der Errichtung e<strong>in</strong>er getrennten Sammlung vor Ort<br />

würde ihren Zeitrahmen sprengen.<br />

• Zu teuer<br />

Für die E<strong>in</strong>richtung und ständige Betreuung (organisatorische Abwicklung) e<strong>in</strong>er getrennten<br />

Sammlung wäre e<strong>in</strong>e zusätzliche Arbeitskraft notwendig, die Mehrkosten verursachen würde.<br />

• Ablehnung <strong>von</strong> Sammel<strong>in</strong>seln auf Baustellen<br />

Auf ke<strong>in</strong>er der besuchten Baustellen wäre laut Auskunft der Befragten e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gezäunte<br />

Sortier<strong>in</strong>sel am Baustellengelände denkbar. Argumente gegen die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er durch<br />

Fremdpersonal betreuten Sammel<strong>in</strong>sel waren folgende:<br />

- Anpassung des Zeitpunktes der Abfallübergabe an die Öffnungszeiten der Sammel<strong>in</strong>seln<br />

- Vermehrter Kostenaufwand für die Entsorgung


- akuter Platzmangel auf Baustellen<br />

Seite 66<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

- weitere Wegstrecken zur stationären Sortier<strong>in</strong>sel (<strong>in</strong> der Praxis werden derzeit die Mulden<br />

dort abgestellt, wo sie gerade benötigt werden)<br />

5.4.1.1 Baustellentyp Neubau ohne Sortier<strong>in</strong>sel (Baustelle N1 und N2)<br />

Da die Baustellen 1 und 2 <strong>in</strong> ihrer Bauweise und Bauphase sehr ähnlich waren, wurden sie<br />

geme<strong>in</strong>sam beschrieben.<br />

Die Baustellen (Wohnbauten) bestehen seit e<strong>in</strong>em Jahr. Die voraussichtliche Fertigstellung ist<br />

Ende November 2003.<br />

Zum Zeitpunkt der Dokumentation befanden sich die Baustellen bereits <strong>in</strong> den Ausbauphasen<br />

(Endphasen).<br />

Im Durchschnitt waren auf jeder der beiden Baustellen 60 Arbeiter und zwischen 13 und 14<br />

verschiedene Berufsgruppen (Trockenausbau, Maler, Installateur, Fassade, Elektriker,<br />

Heiz/Lüftung Sanitär) tätig.<br />

Laut Auskunft der Bauaufsicht vor Ort war die E<strong>in</strong>richtung und der Betrieb <strong>von</strong> Sortier<strong>in</strong>seln auf<br />

den Baustellen aus Platzgründen nicht möglich.<br />

Das für die Bauphase beauftragte Entsorgungsunternehmen stellte je nach Bedarf und<br />

Abholungs<strong>in</strong>tervall Mulden verschiedener Größen zur Verfügung. E<strong>in</strong>ige Professionisten<br />

(Berufsgruppen) hatten eigene Mulden bzw. Sammele<strong>in</strong>richtungen wie Säcke für die<br />

Entsorgung ihrer Abfälle e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Zum Zeitpunkt der Dokumentation standen für die größere Baustelle e<strong>in</strong>e Mulde für Holzabfälle<br />

(behandeltes und unbehandeltes Holz), e<strong>in</strong>e Mulde für Metallabfälle und vier Mulden für<br />

vermischte Baustellenabfälle zur Verfügung (zwei der Mulden für gemischte Baustellenabfälle<br />

gehörten e<strong>in</strong>em Professionisten). Die Holz- und Metallabfälle wurden direkt <strong>von</strong> den Verwertern<br />

abgeholt und durch leere Mulden ersetzt. Die beiden Baumixmulden wurden zur Firma<br />

ÖKOMACHER transportiert und nachsortiert.<br />

Am Gelände der etwas kle<strong>in</strong>eren Baustelle (durchschnittlich waren hier 40 Arbeiter beschäftigt)<br />

befanden sich zwei Mulden für vermischte Baustellenabfälle, wobei e<strong>in</strong>e Mulde e<strong>in</strong>em<br />

Professionisten gehörte, der für die Entsorgung selbst zuständig war. Die zweite Mulde mit<br />

vermischten <strong>Baustellenabfällen</strong> wurde bei Bedarf zur Arge ÖKOmacher transportiert und auf<br />

deren Betriebsgelände nachsortiert. Die vom Entsorgungsunternehmen zur Verfügung<br />

gestellten Mulden für Holz (ke<strong>in</strong>e Unterscheidung zwischen Holz behandelt und unbehandelt)<br />

und Metallabfälle wurden direkt bei Bedarf <strong>von</strong> den jeweiligen Verwertern abgeholt und e<strong>in</strong>er<br />

Verwertung zugeführt.<br />

Bei zu starker Verunre<strong>in</strong>igung der Baustellen wurde externes Re<strong>in</strong>igungspersonal für das<br />

E<strong>in</strong>sammeln der Bauabfälle, v.a. Verschnittmaterialien, e<strong>in</strong>gesetzt. Die E<strong>in</strong>sammlung erfolgte <strong>in</strong><br />

Säcken ohne e<strong>in</strong>e Trennung (z.B. Kartonagen, Kunststoffverpackungen, Verschnitte, u.ä.) <strong>in</strong> die<br />

verschiedenen Abfallfraktionen.


Abbildung 5-4: Mulde für gemischte<br />

Baustellenabfälle – Neubau<br />

Seite 67<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Abbildung 5-5: Verunre<strong>in</strong>igter<br />

Baustellenbereich<br />

5.4.1.2 Baustellentyp Neubau mit Sortier<strong>in</strong>sel (Messegelände)<br />

Die E<strong>in</strong>richtung und der Betrieb <strong>von</strong> Sortier<strong>in</strong>seln auf e<strong>in</strong>em Baustellengelände ist derzeit selten<br />

anzutreffen. Bei der ausgewählten Baustelle handelt es sich um den Bau der U-Bahnstation<br />

Messegelände. Baubeg<strong>in</strong>n war Mai 2003. Voraussichtliches Bauende ist Ende 2004.<br />

Auf dieser Baustelle s<strong>in</strong>d mehrere Bauträger tätig, die jeweils unterschiedliche<br />

Sammellogistiken für ihre Abfälle anwenden. E<strong>in</strong> Bauträger errichtete für die Dauer der<br />

Bautätigkeiten e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gezäunte Sortier<strong>in</strong>sel für die getrennte Erfassung der anfallenden<br />

Baustellenabfälle.<br />

Die Sammel<strong>in</strong>sel wird vom Polier der Baustelle betreut, dieser ist auch für e<strong>in</strong>e sortenre<strong>in</strong>e<br />

Trennung der Abfälle zuständig und verantwortlich. Er hat auch dafür zu sorgen, dass<br />

entsprechend freie Entsorgungskapazitäten für die verschiedenen Fraktionen zur Verfügung<br />

stehen.<br />

In Abhängigkeit der Masse und der Volum<strong>in</strong>a der verschiedenen Abfallarten wurden<br />

unterschiedliche Sammele<strong>in</strong>richtungen aufgestellt:<br />

• Die Mulde für Metallabfälle wird direkt vom Schrotthändler bei Bedarf abgeholt und<br />

ausgetauscht.<br />

• E<strong>in</strong> Conta<strong>in</strong>er für Holzabfälle (unbehandeltes und behandeltes vermischt), welcher direkt<br />

vom Verwerter abgeholt wird.<br />

• Die mit e<strong>in</strong>er Plane verschlossene Mulde für Kartonagenabfälle wird ebenfalls direkt vom<br />

Verwerter abgeholt.<br />

• In Sackgestellen werden Papier-, Kunststoff- und Styroporabfälle sortenre<strong>in</strong> getrennt,<br />

gesammelt und bei Bedarf zur Arge ÖKOmacher gebracht.


Abbildung 5-6: Sortier<strong>in</strong>sel (Quelle:<br />

ÖKOTECHNA)<br />

Seite 68<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Abbildung 5-7: Sortenre<strong>in</strong> gesammelte<br />

Holzabfälle<br />

5.4.1.3 Baustellentyp Sanierung S4<br />

Die Bautätigkeiten bestehen aus e<strong>in</strong>em Zubau und e<strong>in</strong>er Renovierung des bereits vorhandenen<br />

Gebäudes. Mit den Arbeiten wurde im Dezember 2001 begonnen und diese sollten im August<br />

2003 beendet se<strong>in</strong>.<br />

Im Durchschnitt s<strong>in</strong>d auf der Baustelle zwischen 150 und 200 Personen bzw. 15 bis 20<br />

Gewerke beschäftigt. Zum Zeitpunkt des Baustellenbesuches waren vor allem Installateure,<br />

Elektriker, Trockenausbauer (Gips und Aluprofile) und Maurer (Außenfassade) beschäftigt.<br />

Im Außenbereich wurde zum Zeitpunkt der Dokumentation gerade die Fassade mit Styropor<br />

erneuert. Im Innenbereich der Baustelle wurden gerade die Wände <strong>in</strong> Form <strong>von</strong><br />

Gipskartonwänden e<strong>in</strong>gezogen und Installationsarbeiten durchgeführt.<br />

Vom Entsorgungsunternehmen wurde e<strong>in</strong>e Mulde für Metallabfälle, zwei Mulden für Holzabfälle<br />

und vier Mulden für vermischte Baustellenabfälle für die Entsorgung zur Verfügung gestellt. Die<br />

Metallabfälle wurden direkt vom Schrotthändler abgeholt und e<strong>in</strong>er weiteren Verwertung<br />

zugeführt.<br />

Die Mulden mit den Holzabfällen und den gemischten <strong>Baustellenabfällen</strong> wurden auf das<br />

Gelände der Firma Ökomacher transportiert und nachsortiert.<br />

Abbildung 5-8: Gemischte Baustellenabfälle Abbildung 5-9: Verunre<strong>in</strong>igter<br />

Baustellenbereich


Seite 69<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

5.4.1.4 Baustellentyp Sanierung S5<br />

Im Zuge der Neugestaltung e<strong>in</strong>er Schule wurden Sanierungsarbeiten im und am Gebäude<br />

durchgeführt. Beg<strong>in</strong>n der Bauarbeiten war Feber 2003. Das voraussichtliche Ende der<br />

Bautätigkeiten ist mit Dezember 2003 angesetzt. Im Durchschnitt waren auf der Baustelle<br />

zwischen 35 und 40 Bauarbeiter beschäftigt. Die zum Zeitpunkt der Dokumentation tätigen 8 –<br />

10 Gewerke (Berufsgruppen) konnten den Bereichen Elektriker, Installateur, Trockenbauer<br />

zugeordnet werden.<br />

Vom beauftragten Entsorgungsunternehmen wurden je e<strong>in</strong>e Mulde für gemischte<br />

Baustellenabfälle, für alte Fenster (<strong>in</strong>kl. Glas) (Abbildung 5-10), für gemischte Abfälle und drei<br />

Mulden für Bauschutt (Abbildung 5-11) am Baugelände verstreut aufgestellt.<br />

Der sortenre<strong>in</strong> angefallene Bauschutt (Abbildung 5-11) wurde direkt zu e<strong>in</strong>er<br />

Behandlungsanlage für die Gew<strong>in</strong>nung <strong>von</strong> Recycl<strong>in</strong>gbaustoffen gebracht.<br />

Am Ende der Bauphase (E<strong>in</strong>richtungsphase) s<strong>in</strong>d am Baustellengelände die Aufstellung<br />

eigener Conta<strong>in</strong>er für Verpackungsabfälle (Kunststoffe, Metalle, Kartonagen) geplant.<br />

Im Zuge der Sanierung wurden ke<strong>in</strong>e Bauteile für e<strong>in</strong>e spätere Wiederverwendung bzw.<br />

Weiterverwendung separiert. Nur Fenster <strong>in</strong>kl. Gläser wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er extra Mulde gesammelt<br />

und zum Sortierbetrieb der Arge ÖKOmacher gebracht. Alle anderen angefallenen Bauteile<br />

wurden <strong>in</strong> die Mulden für gemischte Baustellenabfälle e<strong>in</strong>gebracht.<br />

Abbildung 5-10: Sammlung <strong>von</strong> Fenstern und<br />

Türen<br />

Abbildung 5-11: Getrennt erfasster Bauschutt<br />

5.4.1.5 Baustellentyp Abbruch/Abriss A6<br />

Bei Baustelle A6 wurden re<strong>in</strong>e Abbruchtätigkeiten durchgeführt. Im Durchschnitt waren auf<br />

dieser Baustelle 35 Bauarbeiter vor allem <strong>von</strong> Abbruchfirmen beschäftigt.<br />

Vom Entsorgungsunternehmen wurden je e<strong>in</strong>e Mulde für gemischte Baustellenabfälle, für<br />

Metallabfälle (Abbildung 5-12), für Erdaushub, für Bauschutt und Deponieschutt (vor allem<br />

Gipsabfälle) am Baustellengelände für die Erfassung am Bau anfallender Abfälle bereit gestellt.<br />

Die Mulde mit den Metallabfällen wurde bei Bedarf direkt vom Schrotthändler ausgetauscht.<br />

Das Erdaushubmaterial wurde direkt auf die Deponie Langes Feld gebracht.<br />

Der Bauschutt wurde zur Aufbereitung zur Recycl<strong>in</strong>ganlage der Firma ÖKOTECHNA<br />

ENTSORGUNGS- UND UMWELTTECHNIK GESMBH. nach Perchtoldsdorf gebracht.<br />

Deponieschutt und gemischte Baustellenabfälle wurden zur Arge ÖKOmacher gebracht und<br />

nachsortiert. Hauptbestandteile der gemischten Baustellenabfälle waren Kunststofffolien,<br />

Kartonageabfälle, haushaltsähnliche Abfälle und Fenster.


Seite 70<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Holzabfälle (behandeltes und unbehandeltes Holz) wurden lose am Baugelände<br />

zwischengelagert (Abbildung 5-13) und bei Bedarf direkt vom Verwerter abgeholt.<br />

Während der Abrisstätigkeiten war der Polier für die ordnungsgemäße Erfassung der Abfälle <strong>in</strong><br />

den entsprechenden Mulden bzw. für die Zwischenlagerung <strong>von</strong> Holz am entsprechend dafür<br />

vorgesehenen Bereich zuständig.<br />

Bei den Abbruchtätigkeiten wurden ke<strong>in</strong>e Bauteile wie z.B. Fenster für e<strong>in</strong>e weitere<br />

Verwendung separiert.<br />

Abbildung 5-12: Getrennt gesammelte<br />

Metallabfälle<br />

Abbildung 5-13: Lose gesammelte<br />

Holzabfälle<br />

5.4.2 Sortierung und Verwertung <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong><br />

Das Ziel e<strong>in</strong>er Sortierung und Aufbereitung <strong>von</strong> Bauabfällen ist die Trennung <strong>in</strong> verschiedene<br />

verwertbare m<strong>in</strong>eralische und nicht m<strong>in</strong>eralische Fraktionen, nicht verwertbare Stoffe und ggf.<br />

Sonderabfälle, um sie anschließend e<strong>in</strong>er stofflichen oder energetischen Verwertung bzw. e<strong>in</strong>er<br />

entsprechenden Beseitigung zuzuführen (WALKER, 1998).<br />

Zur Sortierung der <strong>in</strong>homogenen gemischten Bauabfälle s<strong>in</strong>d relativ komplexe Anlagen<br />

erforderlich, <strong>in</strong> denen die Verfahrensschritte Fördern, Klassieren, Sortieren, Verdichten und<br />

Lagern s<strong>in</strong>nvoll mite<strong>in</strong>ander komb<strong>in</strong>iert werden.<br />

Forschungs- und Entwicklungsbedarf besteht noch h<strong>in</strong>sichtlich der Mechanisierung bzw.<br />

Automatisierung <strong>von</strong> Sortierprozessen, um die manuelle Sortierung e<strong>in</strong>schränken oder sogar<br />

ersetzen zu können. Weiterh<strong>in</strong> wird die Optimierung bisher angewandter Aggregate und die<br />

Anpassung der Anlagenkonzepte an veränderte Randbed<strong>in</strong>gungen (z.B. wechselnde<br />

Zusammensetzung des Inputmaterials) angestrebt.<br />

Die Entwicklung der nicht verwertbaren Sortierreste, die bspw. bei der Sortierung <strong>von</strong><br />

<strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> Hamburg (UMWELTBEHÖRDE HAMBURG, 2000) anfielen, zeigt deutlich,<br />

dass die Sortiertiefe im Wesentlichen durch das Verhältnis der Entsorgungskosten für die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Sortierfraktionen bestimmt wird (Tabelle 5-15). Nach der Veränderung der<br />

Gebührenstruktur für hausmüllähnliche Gewerbeabfälle der Stadtre<strong>in</strong>igung 1994 (Umstellung<br />

<strong>von</strong> volumenbezogener auf gewichtsbezogene Gebühr) wurden früher nicht genutzte<br />

Verwertungsmöglichkeiten wirtschaftlich <strong>in</strong>teressant und die Menge der Sortierreste nahm<br />

drastisch ab. Es wurden auch zusätzlich Möglichkeiten der energetischen Verwertung <strong>von</strong><br />

heizwertreichen Fraktionen aus der Sortierung genutzt. Gemischte Baustellenabfälle werden <strong>in</strong><br />

sogenannte Baumixmulden gesammelt und meist nicht direkt deponiert (Deponiekosten)<br />

sondern weiterbehandelt.


Seite 71<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Tabelle 5-15: Sortierrestabfälle aus Sortieranlagen (UMWELTBEHÖRDE HAMBURG, 2000)<br />

Jahr Baustellenabfälle zur Sortierung <strong>in</strong> Hamburg [t/a] Restabfälle aus der Sortierung [t/a]<br />

1990 444.000 102.000<br />

1993 510.000 101.000<br />

1996 367.500 48.500<br />

1999 325.000 14.000<br />

Im Dezember 1997 wurden <strong>in</strong> Deutschland 48 Sortieranlagen (SCHUBERT et al.,1997) für<br />

Bauabfälle untersucht. Die Bandbreite der Sortiertechniken stellte sich als sehr vielfältig heraus.<br />

Sie reicht <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Sortierung per Hand am Boden, bis h<strong>in</strong> zu automatisierten<br />

Anlagen bestehend aus Rosten, W<strong>in</strong>dsichtern, Magnetabscheidern und Lesebändern. Von den<br />

befragten Unternehmen betreiben 18 e<strong>in</strong>e teilweise automatisierte Sortieranlage komb<strong>in</strong>iert mit<br />

e<strong>in</strong>em Leseband mit 2 bis 8 Arbeitsplätzen. Aus dem Baustoffgemischen werden je nach Art der<br />

Sortierung alle Wertstoffe wie Metalle, Papier, Kartonagen, Kunststoffe, Glas, Folien, Holz,<br />

usw., aussortiert und der Verwertung zugeführt. Bei den automatisierten Anlagen wurden zu<br />

90 % Angaben über die erzielbaren Verwertungsquoten gemacht. Diese schwanken zwischen<br />

40 und 100 % und liegen im Mittel bei 77 %. Viele Anlagenbetreiber erwähnten, dass die<br />

Steigerung der Verwertungsquote aus technischer Sicht auf 90 % bis 100 % möglich ist. Sie<br />

ergänzten jedoch, dass dies bei der momentanen Marktlage nicht rentabel ist. Drei der<br />

untersuchten Anlagen sortieren die Bauabfälle ausschließlich per Hand. Zwei dieser<br />

Unternehmen gaben an, dass sie <strong>in</strong> nächster Zeit den Bau e<strong>in</strong>er automatisierte Anlage<br />

vorhaben. Bei dieser Form der Sortiertechnik liegen die erreichbaren Verwertungsquoten im<br />

Mittel bei 50 bis 60 %.<br />

Es konnten bei dieser Untersuchung ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlichen Regelungen für die<br />

Annahmebed<strong>in</strong>gungen und die Preisbildung festgestellt werden. Um die Wirtschaftlichkeit <strong>von</strong><br />

Sortierarbeiten untersuchen zu können, ist es erforderlich, Bauschuttre<strong>in</strong>heitsklassen zu<br />

def<strong>in</strong>ieren. Die Def<strong>in</strong>ition der Re<strong>in</strong>heitsklasse muss sich an den Marktpreisen orientieren. Die<br />

Durchführung <strong>von</strong> Sortierarbeiten wird nur praktiziert, wenn sich dadurch e<strong>in</strong>e Reduzierung der<br />

Entsorgungsgebühren erzielen lässt, die den Sortieraufwand kompensiert oder e<strong>in</strong>e<br />

Kostene<strong>in</strong>sparung ermöglicht. Die Untersuchungen ergaben, dass bei den nicht automatisierten<br />

Sortieranlagen lediglich zwischen „Bauschutt (mit maximal 5 % Störstoffen)" und<br />

„Baumischabfällen" unterschieden wird. Bei den teilweise automatisierten und umfangreicheren<br />

Sortieranlagen ist die Differenzierung nach Re<strong>in</strong>heitsklassen h<strong>in</strong>gegen detaillierter. Nur 16,7 %<br />

der Unternehmer unterscheiden lediglich zwischen „Bauschutt mit maximal 5 % Störstoffen" und<br />

„Baumischabfällen". Die Hälfte der Unternehmer unterscheidet zusätzlich e<strong>in</strong>e dritte<br />

Re<strong>in</strong>heitsklasse „Bauschutt mit maximal 20 % Störstoffen". E<strong>in</strong> Drittel der Unternehmen<br />

unterscheidet sogar zwischen vier oder mehr Re<strong>in</strong>heitsklassen oder legt die Preise <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit vom spezifischen Bauschuttgewicht des Gemisches fest.<br />

Im Folgenden wird der typische Ablauf e<strong>in</strong>er Sortieranlage näher beschrieben (DEISL, 1996):<br />

Die gemischten Baustellenabfälle werden auf der Baustelle gesammelt und zur Sortieranlage<br />

transportiert. Die Mengen werden bei der E<strong>in</strong>gangskontrolle der Anlage erfasst. Der erste<br />

Schritt der Aufbereitung besteht aus e<strong>in</strong>er Vorsortierung meist durch e<strong>in</strong>en Hydraulikbagger mit<br />

Polypgreifer und Sortierpersonal. Größere Bestandteile wie Holzbohlen, Türen, Eisenprofile und<br />

großflächige Folien, Betonteile, etc., werden aus dem Gemisch aussortiert und zur<br />

weitergehenden Aufbereitung oder Beseitigung <strong>in</strong> Conta<strong>in</strong>er oder Boxen abgelegt. Mit dem <strong>von</strong><br />

groben Wertstoffen und Störstoffen befreiten Materialgemisch wird der Aufgabebunker<br />

beschickt, <strong>von</strong> dem aus über e<strong>in</strong>e Abzugsvorrichtung die kont<strong>in</strong>uierliche Beaufschlagung der<br />

Anlage erfolgt. Nachgeschaltet ist <strong>in</strong> der Regel zunächst e<strong>in</strong>e zweistufige Vorabsiebung. Als<br />

unterer Trennschnitt der Vorabsiebung werden meist Schwerlasttrommelsiebe oder bewegte<br />

Roste (Rollenrost, Sternsieb, o. ä.) mit e<strong>in</strong>er Maschenweite <strong>von</strong> 45 mm gewählt. Nach e<strong>in</strong>er<br />

Magnetscheidung mittels Überbandmagnet erfolgt die Abtrennung der fe<strong>in</strong>sten Körnungen<br />

(Sand) über Kreisschw<strong>in</strong>gsiebmasch<strong>in</strong>en oder Spannwellensiebe. Fe<strong>in</strong>- und Mittelkorn der<br />

Siebstufen werden e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>dsichtung unterzogen, wobei e<strong>in</strong>e im Quer– oder Gegenstrom


Seite 72<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

gerichtete Luftströmung den Materialstrom <strong>in</strong> schwere (m<strong>in</strong>eralische) Komponenten und leichte,<br />

flugfähige Bestandteile wie Holzspäne, Papier, Folien, etc., auftrennt. Das Schwergut wird<br />

nachfolgend e<strong>in</strong>er Sortierbühne zugeführt, wo das Materialgemisch <strong>von</strong> letzten<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen durch manuelle Sortierung befreit wird. Ebenfalls auf die Sortierbühne<br />

gefördert wird der Überlauf der Vorabsiebung. Getrennt aussortiert werden meist Holz, Papier<br />

und Pappe, NE-Metalle, Kunststoffe sowie Problemabfälle und Störstoffe. Das m<strong>in</strong>eralische<br />

Überkorn wird zwischengelagert und <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>von</strong> Materialzusammensetzung und<br />

Beschaffenheit <strong>in</strong> den Brech- und Siebstufen e<strong>in</strong>er Bauschuttaufbereitung weitergehend<br />

aufbereitet.<br />

W<strong>in</strong>dsichter<br />

Leichtfraktion<br />

Beseitigung<br />

Verfahrensablauf der Aufbereitung<br />

<strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong><br />

Gemischte Baustellenabfälle<br />

Magnetabscheider<br />

FE-<br />

Metall<br />

Kunststoffe<br />

Presse<br />

Sortierband<br />

Papier,<br />

Pappe<br />

Presse<br />

Verwertung<br />

Abbildung 5-14: Typischer Ablauf e<strong>in</strong>er Sortieranlage für Baustellenabfälle<br />

Holz<br />

Shredder<br />

Erfassung<br />

Transport<br />

E<strong>in</strong>gangskontrolle (Waage, EDV)<br />

Grobsortierung<br />

Altkabel,<br />

Metall<br />

Bauschutt, Beton-,<br />

Mauer-, Werkabbruch<br />

Sortierrest<br />

M<strong>in</strong>eralische<br />

Fraktion<br />

Sortierband<br />

Prallbecher<br />

Siebe<br />

Recycl<strong>in</strong>g Baustoffe<br />

diverse Korngrößen


Seite 73<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Die im Rahmen des vorliegenden Projekts durchgeführten Interviews mit Entsorgungsbetrieben<br />

ergaben, dass <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> derzeit folgende Fraktionen aus gemischten <strong>Baustellenabfällen</strong> sortiert<br />

und e<strong>in</strong>er weiteren Verwertung zugeführt werden:<br />

• m<strong>in</strong>eralische Baurestmassen (Bauschutt, ...)<br />

• Altholz behandelt – Verwertung <strong>in</strong> der Spanplatten<strong>in</strong>dustrie<br />

• Altholz unbehandelt – thermische Verwertung<br />

• Kunststoff – thermische Verwertung<br />

• Metall – stoffliche Verwertung<br />

• Restfraktion – Deponie<br />

• Kabeln – stoffliche Verwertung <strong>von</strong> Kupfer<br />

Das Sortieren der Wertfraktionen erfolgt händisch und sche<strong>in</strong>t ökonomisch optimiert. Es gibt<br />

laut Auskunft der Befragten ke<strong>in</strong>e Abnahmeschwierigkeiten h<strong>in</strong>sichtlich der Wertfraktionen<br />

(Altholz, Kunststoff, Metall), e<strong>in</strong>e verstärkte Auftrennung und Verwertung ist denkbar, würde<br />

allerd<strong>in</strong>gs beträchtliche Mehrkosten für die Sortierung verursachen. E<strong>in</strong> weiteres Problem der<br />

verstärkten Auftrennung stellt sich aufgrund der Menge – je genauer verschiedene Materialien<br />

getrennt werden, umso besser wären stoffliche Verwertungswege zu realisieren. Steigende<br />

Entsorgungspreise könnten den vermehrten Aufwand kompensieren. Gleichzeitig stellt sich<br />

aber die Frage, ob das entsprechende Material regelmäßig <strong>in</strong> ausreichender Menge anfällt um<br />

den Aufwand zu rechtfertigen.<br />

Für die auf der Baustelle e<strong>in</strong>gesetzten Kunst- und Verbundstoffe (unterschiedliches<br />

Verpackungsmaterial) gibt es laut Auskunft der ARA e<strong>in</strong>e Vergütung für die Anlieferung<br />

sortenre<strong>in</strong>er und lizenzierter Verpackungsabfälle bei den regionalen Übernahmestellen. Dies gilt<br />

jedoch nur für bestimmte Stoffgruppen. Wichtig ist dabei, dass die verwendeten Kunst- und<br />

Verbundstoffe frei <strong>von</strong> halogenerierten organischen Verb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d.<br />

Die Restfraktion kommt derzeit auf die Deponie. Die Entsorgungsbetriebe rechnen damit, dass<br />

nach Inkrafttreten der neuen Deponieverordnung Änderungen notwendig werden. Es könnte<br />

möglicherweise zu verstärktem Sortieren führen, voraussichtlich wird die Restfraktion nach dem<br />

01. 01. 2004 thermisch entsorgt. Denkbar wäre dabei e<strong>in</strong> vorgeschaltetes Splitt<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

heizwertreiche und <strong>in</strong>erte Fraktionen.<br />

Bei den Verwertungsmöglichkeiten für die m<strong>in</strong>eralischen Fraktionen der gemischten Bau- und<br />

Abbruchabfälle ist zwischen dem Produkt- und dem Stoffrecycl<strong>in</strong>g zu unterscheiden (WALKER,<br />

1998). Da die Wiederverwendung e<strong>in</strong>es Produkts (z.B. e<strong>in</strong>es Ziegels als Ziegel) nur<br />

e<strong>in</strong>geschränkt möglich ist, wird auch künftig die stoffliche Verwertung vorrangig <strong>von</strong> Bedeutung<br />

se<strong>in</strong>. Die Verwertung m<strong>in</strong>eralischer Bestandteile aus <strong>Baustellenabfällen</strong> erfordert<br />

Verfahrensweisen und –schritte, welche die Herstellung verkaufs- bzw. marktfähiger Produkte<br />

gewährleisten. Diese müssen zudem den spezifischen Qualitäts- und Nutzungsanforderungen<br />

gerecht werden und def<strong>in</strong>ierte Gebrauchseigenschaften aufweisen. Die m<strong>in</strong>eralische Fraktion<br />

<strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> ist nach der Aufbereitung den m<strong>in</strong>eralischen Recycl<strong>in</strong>gbaustoffen<br />

zuzuordnen, deren Haupte<strong>in</strong>satzgebiet der Tiefbau (Erd-, Straßen-, Wege- und<br />

Landschaftsbau) ist. Dabei haben m<strong>in</strong>eralische Recycl<strong>in</strong>gbaustoffe die gleichen bautechnischen<br />

Anforderungen wie Primärbaustoffe (Sande, Kiese, Naturste<strong>in</strong>e) zu erfüllen, zusätzlich ist die<br />

Umweltverträglichkeit nachzuweisen.


5.4.3 Input-Outputanalyse <strong>von</strong> Baustellenabfallsortieranlagen<br />

Seite 74<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Die Input-Outputanalyse ist e<strong>in</strong>e Methode zur Untersuchung der Beziehung zwischen den Input-<br />

und den Outputflüssen <strong>von</strong> Sortierbetrieben. Um Vergleichswerte für die Sortieranlagen <strong>von</strong><br />

<strong>Baustellenabfällen</strong> zu erhalten, wurden die jährlich angelieferten Mengen den aussortierten<br />

Stoffmengen gegenübergestellt. E<strong>in</strong>e statistische Auswertung des Input und Output der<br />

Baustellenabfallsortieranlagen zeigen die folgenden Abschnitte, wobei drei unterschiedliche<br />

Sortieranlagen <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> beschrieben werden.<br />

5.4.3.1 Sortierbetrieb I (ÖKOmacher)<br />

Die Firma OEKOTECHNA Entsorgungs- und Umwelttechnik GesmbH betrieb bis November<br />

2002 am Standort 1020 <strong>Wien</strong> Nordbahnhof e<strong>in</strong>e Baustellenabfallsortierung. Mit Ende November<br />

2002 wurde e<strong>in</strong>e Kooperation mit der Saubermacher Dienstleistungs AG als ARGE ÖKOmacher<br />

e<strong>in</strong>gegangen und der Sortierbetrieb am Standort der Saubermacher Dienstleistungs AG 1230<br />

<strong>Wien</strong>, Oberlaaerstraße 272, weitergeführt. Die <strong>von</strong> den Baustellen angelieferten<br />

Baustellenabfälle („Baumix“) werden im Sortierbetrieb <strong>in</strong> ihre verwertbaren Fraktionen getrennt,<br />

die dann e<strong>in</strong>er Wiederverwertung zugeführt oder umweltgerecht entsorgt werden.<br />

Das Ziel der ARGE ÖKOmacher ist die Sortiereffizienz der Baustellenabfälle kont<strong>in</strong>uierlich zu<br />

verbessern, sodass die verbleibende Restmüllmenge stetig m<strong>in</strong>imiert wird (weniger als 10 %).<br />

In den EMAS-Umwelterklärungen der OEKOTECHNA Entsorgungs- und Umwelttechnik<br />

GesmbH (ÖKOTECHNA 2000 und ÖKOTECHNA 2003) wird angeführt, dass der aus der<br />

Baustellenabfallsortierung verbleibende Restmüllanteil <strong>von</strong> 27 % 1996 auf 15 % 1999 und auf<br />

9,5 % 2002 reduziert werden konnte. Der verbleibende Restmüllanteil liegt somit unter 10 %<br />

des Inputs an <strong>Baustellenabfällen</strong>.<br />

Am Betriebsstandort bef<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>e Waage mit genauer EDV-Erfassung der Daten, e<strong>in</strong>e<br />

befestigte Manipulationsfläche (Muldenabkippbereich und Flächen für temporäre Schüttungen<br />

mit Dichtasphalt versehen), e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gehauster Bereich, sowie Conta<strong>in</strong>er für die Mannschaft und<br />

das Büro.<br />

Die Manipulation der Mulden und Conta<strong>in</strong>er sowie die Verladung wird <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Bagger mit<br />

Greifer und e<strong>in</strong>em Radlader mit Schaufel vorgenommen. Die Sortierung wird großteils händisch<br />

<strong>von</strong> 4 Mitarbeitern durchgeführt, wobei e<strong>in</strong> Mitarbeiter zwischenzeitlich den Radlader bedient.<br />

Bei der Sortierung wird zur Unterstützung auch der Greifer e<strong>in</strong>gesetzt, der <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em weiteren<br />

Mitarbeiter betrieben wird. Für die sortenre<strong>in</strong>en aussortierten Fraktionen stehen mehrere<br />

Conta<strong>in</strong>er bereit. Die zur ARGE ÖKOmacher angelieferten Abfälle <strong>von</strong> Baustellen umfassen <strong>in</strong><br />

erster L<strong>in</strong>ie gemischte Baustellenabfälle („Baumix“) sowie <strong>in</strong> wesentlich ger<strong>in</strong>gerem Ausmaß<br />

Lieferungen <strong>von</strong> Sperrmüll, verunre<strong>in</strong>igten Bauschutt, gemischten Holzabfällen und Grünschnitt.<br />

Die Anlieferung erfolgt vorwiegend mittels Abkippmulden (v.a. 8 m 3 ) auf LKWs.<br />

Die beladenen LKWs fahren <strong>in</strong> das Betriebsgelände e<strong>in</strong> und werden auf e<strong>in</strong>er Waage<br />

verwogen. Hierbei erfolgt e<strong>in</strong>e erste Sichtkontrolle der Abfälle sowie e<strong>in</strong>e elektronische<br />

Aufzeichnung der Abfallherkunft und Art. Die angelieferte Abfallmenge wird bestimmt, sobald<br />

der leere LKW beim Verlassen des Betriebsgeländes abermals verwogen wird. Die Ladung wird<br />

auf der befestigten Sortierfläche abgekippt (Abbildung 5-15) und das Material mit dem Bagger<br />

ause<strong>in</strong>ander gezogen, sodass e<strong>in</strong>e genaue visuelle Betrachtung und endgültige Deklaration der<br />

Abfälle erfolgen kann. Die angelieferten Fraktionen unterscheiden sich <strong>in</strong> ihrer<br />

Zusammensetzung sehr stark. Die Zusammensetzung und Art der Abfälle hängt vom<br />

Entwicklungszustand der jeweiligen Baustelle ab. Demnach s<strong>in</strong>d angelieferte Baustellenabfälle<br />

<strong>von</strong> Abbrüchen sehr stark mit m<strong>in</strong>eralischen Bestandteilen (Schutt) angereichert, während die<br />

Zusammensetzung <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>von</strong> Baustellen, die sich <strong>in</strong> der Rohbauphase<br />

bef<strong>in</strong>den, hauptsächlich <strong>von</strong> Verpackungs- und Verschnittmaterialen geprägt ist (Abbildung<br />

5-16).


Seite 75<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Abbildung 5-15: Anlieferung Abbildung 5-16: Gemischte Baustellenabfälle<br />

(v.a. Verpackungsabfälle)<br />

Aus dem entzerrten Material werden zuerst sperrige Anteile wie Holzlatten, Fenster, Türen,<br />

Türstöcke, Möbel, Sanitäre<strong>in</strong>richtungen, Paletten, Platten, Grünschnitt, Scheibtruhen, etc.,<br />

manuell aussortiert. Auch angelieferte gefährliche Abfälle wie Kühlschränke, Autobatterien und<br />

Leuchtstoffröhren werden zu Beg<strong>in</strong>n manuell aussortiert. Parallel dazu werden große<br />

Verpackungsfolien aus Kunststoff, Schrott, Bleche, große Kartonagen und Kabeln aussortiert.<br />

Für die Fraktionen unbehandeltes Holz, behandeltes Holz, Verpackungskartonagen,<br />

Verpackungsfolien aus Kunststoff, Kabel, Schrott und Blech stehen eigene Conta<strong>in</strong>er zur<br />

Verfügung, <strong>in</strong> denen die aussortierten Bestandteile mittels Greifer sortenre<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gebracht<br />

werden.<br />

Holzabfälle werden optisch <strong>in</strong> behandelte und unbehandelte unterschieden und mittels Schaufel<br />

des Radladers <strong>in</strong> den entsprechenden Conta<strong>in</strong>er verbracht. Der Fraktion „Holz unbehandelt“<br />

werden vorwiegend Holzpaletten aber auch Schal- und Spanplatten mit Furnier zugeordnet<br />

(Abbildung 5-17). Lackierte Hölzer sowie Holzabfälle aus Verbunden (z.B. Möbelstücke) werden<br />

als Fraktion „Holz behandelt“ getrennt gesammelt (Abbildung 5-18). Fenster mit Holzrahmen<br />

werden entglast und der Rahmen der behandelten Altholzfraktion zugegeben.<br />

Abbildung 5-17: Fraktion unbehandeltes Holz Abbildung 5-18: Fraktion behandeltes Holz<br />

Die <strong>in</strong> Conta<strong>in</strong>ern sortenre<strong>in</strong> gesammelten Fraktionen werden regelmäßig abgeholt und laut<br />

Auskunft des Unternehmens <strong>in</strong> Folge stofflich verwertet (Kunststofffolien, Kartonagen, Schrott,<br />

Blech, unbehandeltes Holz, Grünschnitt), energetisch verwertet (behandeltes Holz) oder<br />

deponiert (Restfraktion, Bauschutt).


Seite 76<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Nach der manuellen Sortierung wird der verbleibende Sortierrest je nach Beschaffenheit<br />

entweder mittels Radlader auf den Bauschutthaufen aufgebracht oder als Restmüllfraktion<br />

mittels Greifer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Conta<strong>in</strong>er befördert. E<strong>in</strong>e am Sortierplatz abgekippte Mulde mit<br />

<strong>Baustellenabfällen</strong> wird <strong>in</strong> etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nettozeit <strong>von</strong> 30 M<strong>in</strong>uten abgearbeitet. Die Sortierer<br />

bearbeiten gleichzeitig mehrere getrennt abgekippte Baustellenabfallhaufen.<br />

Die aus den angelieferten <strong>Baustellenabfällen</strong> verbliebene Restmüllfraktion (= Sortierrest)<br />

besteht vorwiegend aus großen und kle<strong>in</strong>en Verpackungsfolien aus Kunststoff,<br />

Kunststoffeimern und -kanistern, PET-Flaschen, Umreifungsbändern, Kartuschen, kle<strong>in</strong>en<br />

Kartonagen, Kraftpapiersäcken, Zigarettenschachteln, Dämmmaterial, Nicht-<br />

Verpackungskunststoffen (Matten, Rohre, Abdeckplanen, Kabelrohre, Schienen), Textilien<br />

sowie e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>eralischen Kle<strong>in</strong>- und Fe<strong>in</strong>fraktion (Abbildung 5-19 und Abbildung 5-20).<br />

Theoretisch könnte der verbleibende Restmüllanteil noch weit unter 10 % gedrückt werden, da<br />

e<strong>in</strong> Großteil der Materialien leicht aussortierbare Kunststoffe s<strong>in</strong>d. Wirtschaftliche Überlegungen<br />

– z.B. begrenzte Anzahl an Sortierpersonal, Anzahl an Anlieferungen pro Zeite<strong>in</strong>heit sowie die<br />

ger<strong>in</strong>ge Masse <strong>von</strong> Kunststoffabfällen – setzen der Sortiereffizienz Grenzen.<br />

Abbildung 5-19: Restmüllfraktion (Sortierrest) Abbildung 5-20: Restmüllfraktion (Sortierrest)<br />

Bis Ende des Jahres 2003 wird die Restmüllfraktion noch auf Massenabfalldeponien<br />

abgelagert. Auf Grund der mit 1.1.2004 <strong>in</strong> Kraft tretenden Bestimmungen der<br />

Deponieverordnung, wird die Restmüllfraktion (= Sortierrest) künftig nicht mehr deponiert,<br />

sondern voraussichtlich nach e<strong>in</strong>er mechanischen Aufbereitung zum Großteil e<strong>in</strong>er<br />

energetischen Verwertung zugeführt.<br />

Der angelieferte Bauschutt ist e<strong>in</strong> Gemisch aus Mörtel, Ziegel und Beton, Pflasterste<strong>in</strong>en,<br />

Asphaltbruch, Erde, Sand, Eternit, Heraklith, Gips, Glas, Silikatbeton, Gasbeton, Fliesen,<br />

Kl<strong>in</strong>ker, Asbestzement <strong>in</strong> gebundener Form, Faserzement, Porzellan und nicht-m<strong>in</strong>eralischen<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen. Die nicht-m<strong>in</strong>eralischen Verunre<strong>in</strong>igungen s<strong>in</strong>d vorwiegend Dämmstoffe,<br />

Installationsmaterial sowie Holzabfälle. Größere Bestandteile werden händisch aussortiert. Der<br />

verbleibende m<strong>in</strong>eralische Rest mit nicht-m<strong>in</strong>eralischen Bauwerksbestandteilen wird mittels<br />

Radlader auf den Bauschuttkegel, der als Deponieschutt bezeichnet wird, aufgebracht.<br />

Staubemissionen entstehen beim Abkippen der Mulde, durch w<strong>in</strong>dbed<strong>in</strong>gte Aufwirbelungen<br />

sowie durch zu- und abfahrenden Verkehr. Bei Bedarf werden deshalb die Fahrstraßen und der<br />

Sortierplatz feucht gehalten.<br />

Die Baustellenabfallsortierung wird über das ganze Jahr betrieben, wobei <strong>in</strong> den Monaten <strong>von</strong><br />

Mai bis Oktober die meisten Anlieferungen pro Tag (60 bis 80) erfolgen. In den W<strong>in</strong>termonaten<br />

werden vorwiegend Baustellenabfälle <strong>von</strong> Ausbauten angeliefert.


Seite 77<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Zur Erfüllung der Aufzeichnungs- und Nachweispflichten gemäß Abfallnachweis-VO und<br />

Baurestmassentrenn-VO werden vom Sortierwerkbetreiber anhand der elektronisch<br />

vorliegenden Daten monatliche Statistiken über die aussortierten Fraktionen erstellt und den<br />

zuständigen Baustellenbetreibern übermittelt.<br />

Folgende Statistik zeigt die Zusammensetzung des Output <strong>von</strong> 60.00t bzw. 130.000m³<br />

Inputmaterial der Sortieranlage ÖKOTECHNA (GRETZMACHER, 2003):<br />

• 65 Masse-% M<strong>in</strong>eralische Stoffe: Beton, Asphalt, Ziegel, Mischmauerwerk,<br />

•<br />

Deponieschutt (Heraklith, Gips, Ytong)<br />

16 Masse-% Holz: unbehandelt und behandelt, Grünschnitt, Wurzelstöcke<br />

• 2 Masse-% Metalle: Bleche (Eisen, Alum<strong>in</strong>ium, Kupfer), Schrott (Eisen, Kupfer, Blei,<br />

Legierungen)<br />

• 1 Masse-% Verpackungen: Karton, Papier, Folien, Styropor<br />

• 16 Masse-% Restmüll: nicht verwertbar, weil Verbundstoff, Dämmstoff, zu stark<br />

verunre<strong>in</strong>igt<br />

• Flohmarktware: wiederverwendbare Produkte<br />

Diese statistischen Werte entsprechen jedoch nicht den tatsächlichen Anteilen, da vor allem die<br />

m<strong>in</strong>eralischen Stoffe <strong>von</strong> der Baustelle direkt zu Verwertungsanlagen oder<br />

Baurestmassendeponien verbracht werden. Auch die Statistik der Baustellenentsorgung ergibt<br />

ke<strong>in</strong>e konkreten Zahlen, da aufgrund der verschiedenen Baumaßnahmen (Neubau, Ausbau,<br />

Teilsanierung, Revitalisierung, Abbruch) unterschiedliche Abfallmengen anfallen.<br />

Bei der Unterscheidung Neubau-Revitalisierung ergibt dies folgende annähernde Angaben:<br />

Neubau Revitalisierung<br />

• Baustellenabfälle (Sortierfraktion) 64 % 45 %<br />

• m<strong>in</strong>eralische Baurestmassen 9 % 46 %<br />

• Holz gemischt 24 % 8 %<br />

Abbildung 5-21: Input-Output des Sortierbetriebs I (ARGE ÖKOmacher)


Seite 78<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

5.4.3.2 Sortierbetrieb II (Muldenzentrale Sortier & Recycl<strong>in</strong>g GmbH)<br />

Der Betrieb sortiert seit etwa 10 Jahren die übernommenen Baumixmulden, da laut Auskunft<br />

der Befragten e<strong>in</strong> direktes Deponieren des gemischten Baustellenabfalls aufgrund des hohen<br />

organischen Anteils und der Sperrigkeit (macht Verdichten unmöglich) nicht möglich ist. Ziel des<br />

Sortiervorgangs ist es, ger<strong>in</strong>ge Mengen <strong>von</strong> Restmüll (hohe Deponiekosten) und e<strong>in</strong>e maximale<br />

Ausbeute gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gender Fraktionen zu erhalten.<br />

Bei Muldenanlieferung wird vorerst e<strong>in</strong>e händische Bodensortierung vorgenommen, bei der<br />

Sperrgut (Holz, Metall, Riesenfolien, Kartonagen, etc.) abgetrennt wird. Anschließend erfolgt<br />

e<strong>in</strong>e mechanische Vorsortierung (Mix 1 Anlage). Die Anlage besteht aus e<strong>in</strong>em Rüttler, e<strong>in</strong>em<br />

achteckigen Trommelsieb und e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>dsichter. Es entstehen folgende vier Fraktionen:<br />

• m<strong>in</strong>eralische Fe<strong>in</strong>fraktion, die zur Baurestmassendeponie gebracht wird,<br />

• m<strong>in</strong>eralische Fraktion (Grobgemisch), das <strong>in</strong> Mix 2 Anlage weiter aufgeschlossen wird,<br />

• Sperrgut, das nach dem Entfernen großer Ste<strong>in</strong>e (werden mit Bauschutt zur<br />

Recycl<strong>in</strong>ganlage gebracht) <strong>in</strong> die Sperrgut-Anlage e<strong>in</strong>gebracht wird,<br />

• Restmüll (= Output aus W<strong>in</strong>dsichter), der ohne weitere Aufbereitung deponiert wird.<br />

Das Grobgemisch wird über e<strong>in</strong> Leseband (händisches Aussortieren <strong>von</strong> Wertstoffen und<br />

organischem Material) <strong>in</strong> die Mix 2 Anlage e<strong>in</strong>gebracht, wo das m<strong>in</strong>eralische Material mittels<br />

Brecher, Sieb und W<strong>in</strong>dsichter zu Schüttmaterial (allerd<strong>in</strong>gs nicht frostsicher wegen Holz- und<br />

Kunststoffanteilen) verarbeitet wird. Die entstehenden Fraktionen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer<br />

Zusammensetzung ähnlich, nur die Teilchengröße variiert. Der Anteil an organischer<br />

Verunre<strong>in</strong>igung erreicht ke<strong>in</strong>e 5 %. Damit ist das Ablagern auf e<strong>in</strong>er Baurestmassendeponie<br />

möglich. Das Material hat ke<strong>in</strong>en monetären Wert.<br />

Sowohl die im Grobgemisch aussortierten Wertstoffe, als auch das <strong>in</strong> der Vorsortierung<br />

abgetrennte Sperrgut wird <strong>in</strong> die Sperrgut-Anlage e<strong>in</strong>gebracht. Durch e<strong>in</strong> Förderband wird das<br />

Material <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Trommelsieb gebracht. Das Trommelsieb dient zur Abtrennung der<br />

m<strong>in</strong>eralischen Fraktion (die wiederum direkt <strong>in</strong> die Mix 2 Anlage überführt wird).<br />

Am anschließenden Leseband erfolgt e<strong>in</strong>e händische Sortierung: Kunststoff-Folien und<br />

Kunststoff-Hohlkörper (Kübeln, Kanister), Kartonagen und Papier, behandeltes und<br />

unbehandeltes Holz sowie Metall werden aufgetrennt. Der verbleibende Restmüll wird<br />

deponiert.<br />

Durch den Sortiervorgang kommen nur 20-40 % (kg) des Mulden<strong>in</strong>halts auf e<strong>in</strong>e Deponie,<br />

wobei 10-15 % auf Baurestmassendeponien und etwa 5 bis max.10 % auf Restmülldeponien<br />

entsorgt werden.


Seite 79<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Abbildung 5-22: Sortierablauf (Muldenzentrale Sortier & Recycl<strong>in</strong>g GmbH)<br />

Die aussortierten Wertstoffe werden den jeweiligen Verwertungsfirmen übergeben. Lizenzierte<br />

Kunststoff-Folien und Hohlkörper und auch Karton bzw. Papier werden zur stofflichen<br />

Verwertung an die EVA (Erfassen und Verwerten <strong>von</strong> Altstoffen GesmbH) weitergegeben.<br />

Metall und Eisen wird an die VOEST ALPINE STAHL GmbH oder an Schrotthändler verkauft.<br />

Behandeltes Holz wird der Spanplatten<strong>in</strong>dustrie zur Verfügung gestellt (bspw. Egger Werke St.<br />

Johann, Wörgl, Unterradlberg oder Leoben). Die Muldenzentrale muss für behandeltes Holz<br />

Entsorgungsgebühr bezahlen.<br />

Unbehandeltes Holz hoher Qualität (vor allem Paletten) wird mehrmals geshreddert und gesiebt<br />

und zur stofflichen Verwertung an Durisol verkauft (15-16 Tonnen pro Tag). Die Durisol-Werke<br />

erzeugen auf Holzbasis ökologische Baustoffe für den Hochbau speziell für Wärmedämmung<br />

und Schallschutz. Die Muldenzentrale erzielt mit unbehandeltem Holz e<strong>in</strong>en Erlös. Das restliche<br />

unbehandelte Holz wird geshreddert und metallentfrachtet und gelangt ebenfalls <strong>in</strong> die<br />

Spanplatten<strong>in</strong>dustrie (Egger Werke).


Seite 80<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Abbildung 5-23: Input-Output des Sortierbetriebs II (Muldenzentrale Sortier & Recycl<strong>in</strong>g GmbH)<br />

5.4.3.3 Sortierbetrieb III (OTTOKAR KLUG Ges.m.b.H)<br />

Der Betrieb OTTOKAR KLUG Ges.m.b.H liegt an der Nordseite <strong>von</strong> <strong>Wien</strong> im Industriegebiet <strong>von</strong><br />

Gerasdorf. Im Umkreis bef<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>ige Deponien und zwei Bauschutt-Recycl<strong>in</strong>g-Anlagen.<br />

Die Baustellenmischabfälle werden <strong>in</strong> der am Standort Gerasdorf vorhandenen Sortieranlage<br />

getrennt und e<strong>in</strong>er dementsprechenden externen Behandlung oder Entsorgung zugeführt.<br />

Die Materialaufgabe bei der Sortieranlage erfolgt über e<strong>in</strong>e Vibrationsaufgaber<strong>in</strong>ne mit e<strong>in</strong>er<br />

Leistung <strong>von</strong> 50-60 m³/h, e<strong>in</strong>em Stufenstabrost (Maschenweite


Seite 81<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Polyethylenfolien, die im Bauwesen meist als Verpackungsmaterial e<strong>in</strong>gesetzt werden, werden<br />

ähnlich wie Papier verdichtet und anschließend e<strong>in</strong>er Verwertung zugeführt. Eisenmetalle<br />

(Bleche, Profile, Bewehrungsstähle, Rohre und Gusseisenteile) werden e<strong>in</strong>er stofflichen<br />

Verwertung zugeführt.<br />

Die Sortierreste der beschriebenen Anlage s<strong>in</strong>d nicht verwertbare und nicht m<strong>in</strong>eralische<br />

Anteile <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong>. Dazu zählen unter anderem Sperrmüll, leicht-volum<strong>in</strong>öse<br />

Abfälle, Kunststoffe (PET Flaschen, Autoreifen), Papier und Pappe, sowie<br />

Alum<strong>in</strong>iumgetränkedosen. Es handelt sich dabei meist um Materialien, die untrennbar<br />

mite<strong>in</strong>ander verbunden s<strong>in</strong>d oder die aufgrund ihres Zustandes ke<strong>in</strong>er Verwertung zugeführt<br />

werden können. Zum Sortierrest gehören darüber h<strong>in</strong>aus auch diejenigen Leichtstoffe, die<br />

durch die W<strong>in</strong>dsichtung separiert wurden und hauptsächlich aus Kunststoffen, Papier, Holz und<br />

Staub bestehen.<br />

Abbildung 5-24: Input-Output des Sortierbetriebs III (OTTOKAR KLUG Ges.m.b.H)<br />

Tabelle 5-16: Input-Output Analyse <strong>von</strong> drei Sortierbetrieben<br />

Input- Outputanalyse Beispiel 1 Beispiel 2 Beispiel 3<br />

E<strong>in</strong>heiten<br />

Gemischte Abfälle aus Bautätigkeiten<br />

[t/a] [%] [t/a] [%] [t/a] [%]<br />

(Baustellenabfälle, Sperrmüll, Restmüll) 27.640 100 62.200 100 15.625 100<br />

Bauschutt 17.440 63 27.929 45 12.170 78<br />

Stoffliche Verwertung 5.225 19 14.291 23 1.130 7<br />

Thermische Verwertung 4.990 18 19.880 32 2.325 15


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<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Das Ergebnis der Input-Outputanalyse der drei betrachteten Sortierbetrieben zeigt<br />

zusammenfassend folgendes Bild:<br />

• Bauschuttanteil: zwischen 45 und 78 Massen-%<br />

• Stoffliche Verwertungsquote (ohne Bauschutt): 7 bis 19 Massen-%<br />

• Thermische Verwertungsquote: zwischen 15 und 32 Massen-%


6 Verzeichnisse<br />

6.1 Tabellenverzeichnis<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Tabelle 5-1: In <strong>Wien</strong> registrierte Gebäude und Wohnungsbestand <strong>in</strong> den Jahren 1869, 1981 und 1991 .......................................... 45<br />

Tabelle 5-2: Sanierte Wohnungen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> im Jahr 2001 ................................................................................................................. 45<br />

Tabelle 5-3: Neu-, Zu- und Umbauarbeiten, Abbrüche und Zusammenlegungen <strong>von</strong> Wohnungen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> im Jahr 2001................. 45<br />

Tabelle 5-4: Abfallaufkommen für Bodenaushub, Baurestmassen und Baustellenabfälle <strong>in</strong> Österreich 2002 ................................... 46<br />

Tabelle 5-5: Baurestmassen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> im Jahr 2000, Teil 1 ............................................................................................................... 47<br />

Tabelle 5-6: Baurestmassen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> im Jahr 2000 Teil 2 ................................................................................................................ 47<br />

Tabelle 5-7: Identifizierter Verbrauch an Materialien im Bauwesen <strong>in</strong> der Steiermark nach Baustoffgruppen (GLENCK, 2000)........ 49<br />

Tabelle 5-8: Aufkommen gemischte Bau- und Abbruchabfälle/Baustellenabfälle*............................................................................ 52<br />

Tabelle 5-9: Bauabfallmengen <strong>in</strong> der Schweiz (BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND LANDSCHAFT, 2001)......................... 52<br />

Tabelle 5-10: Zusammensetzung <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> Masse-%............................................................................................. 54<br />

Tabelle 5-11: Wassergehalt, Glühverlust und Heizwert <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> (FRUTH et al., 1997).............................................. 55<br />

Tabelle 5-12: Zusammensetzung <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> (Literaturangaben) .................................................................................. 55<br />

Tabelle 5-13: Unterschiede <strong>in</strong> der Abfallzusammensetzung bei Neubau und Revitalisierung ........................................................... 56<br />

Tabelle 5-14 : Abfallarten verschiedener Berufsgruppen (HAEBERLIN 1999) – geändert................................................................ 60<br />

Tabelle 5-15: Sortierrestabfälle aus Sortieranlagen (UMWELTBEHÖRDE HAMBURG, 2000)......................................................... 71<br />

Tabelle 5-16: Input-Output Analyse <strong>von</strong> drei Sortierbetrieben .......................................................................................................... 81


6.2 Abbildungsverzeichnis<br />

Seite 84<br />

<strong>Vermeidung</strong> <strong>von</strong> <strong>Baustellenabfällen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />

Abbildung 5-1: Bausparten der österreichischen Bau<strong>in</strong>dustrie 2002................................................................................................. 44<br />

Abbildung 5-2: Richtwerte zur Abschätzung des Abfallaufkommens (HAEBERLIN, 1997) ............................................................... 61<br />

Abbildung 5-3: Abfallaufkommen e<strong>in</strong>es Wohnhaus-Neubaus ........................................................................................................... 61<br />

Abbildung 5-4: Mulde für gemischte Baustellenabfälle – Neubau .................................................................................................... 67<br />

Abbildung 5-5: Verunre<strong>in</strong>igter Baustellenbereich.............................................................................................................................. 67<br />

Abbildung 5-6: Sortier<strong>in</strong>sel (Quelle: ÖKOTECHNA) ......................................................................................................................... 68<br />

Abbildung 5-7: Sortenre<strong>in</strong> gesammelte Holzabfälle.......................................................................................................................... 68<br />

Abbildung 5-8: Gemischte Baustellenabfälle .................................................................................................................................... 68<br />

Abbildung 5-9: Verunre<strong>in</strong>igter Baustellenbereich.............................................................................................................................. 68<br />

Abbildung 5-10: Sammlung <strong>von</strong> Fenstern und Türen ....................................................................................................................... 69<br />

Abbildung 5-11: Getrennt erfasster Bauschutt.................................................................................................................................. 69<br />

Abbildung 5-12: Getrennt gesammelte Metallabfälle ........................................................................................................................ 70<br />

Abbildung 5-13: Lose gesammelte Holzabfälle................................................................................................................................. 70<br />

Abbildung 5-14: Typischer Ablauf e<strong>in</strong>er Sortieranlage für Baustellenabfälle..................................................................................... 72<br />

Abbildung 5-15: Anlieferung............................................................................................................................................................. 75<br />

Abbildung 5-16: Gemischte Baustellenabfälle (v.a. Verpackungsabfälle) ......................................................................................... 75<br />

Abbildung 5-17: Fraktion unbehandeltes Holz.................................................................................................................................. 75<br />

Abbildung 5-18: Fraktion behandeltes Holz...................................................................................................................................... 75<br />

Abbildung 5-19: Restmüllfraktion (Sortierrest).................................................................................................................................. 76<br />

Abbildung 5-20: Restmüllfraktion (Sortierrest).................................................................................................................................. 76<br />

Abbildung 5-21: Input-Output des Sortierbetriebs I (ARGE ÖKOmacher)......................................................................................... 77<br />

Abbildung 5-22: Sortierablauf (Muldenzentrale Sortier & Recycl<strong>in</strong>g GmbH) ..................................................................................... 79<br />

Abbildung 5-23: Input-Output des Sortierbetriebs II (Muldenzentrale Sortier & Recycl<strong>in</strong>g GmbH) .................................................... 80<br />

Abbildung 5-24: Input-Output des Sortierbetriebs III (OTTOKAR KLUG Ges.m.b.H) ........................................................................ 81

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