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G r u n d f r a g e n d e r L i e d d i d a k t i k

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Mag.A.CyrmonG r u n d f r a g e n d e r L i e d d i d a k t i k1) KRITERIEN DER LIEDAUSWAHLLieder gehören zweifellos zum Bildungsgut der Grundschule: Dass man also mitKindern singen soll, war und ist eine allgemein pädagogische Forderung. Aber,welche Lieder soll man singen? Prinzipiell sollten Lieder für den Schulgebrauch„kindgemäß“ sein. - Kriterien dafür:• Text: Hat der Text mit der Erlebniswelt eines Kindes zu tun? Ist er für Kinderverständlich? Kinder erwarten von einem Lied keine „Wissensvermittlung“, sieerwarten vielmehr ein ganzheitliches, spielerisches Erleben des Liedes.Lieder, die zum Thema der Woche passen (meist in Verbindung mitSachunterricht), sollten sich mit Liedern „just for fun“ abwechseln. Nicht jedesLied muss belehrend sein.• Spielideen/Spielimpulse: Ermöglicht das Lied ein spielerisches Erleben bzw.ist es geeignet, Phantasie und Kreativität der Kinder zu fördern? (Bewegung,Tanz, szenische Darstellung, Malen,...)• Was beabsichtige ich mit der Auswahl eines Liedes? Möchte ich das Liedfür ein Schulfest verwenden, sollen am Lied musikalische Erkenntnissegewonnen werden, oder ist es Anlass zu Spiel oder Tanz?• Melodie: Ist sie überschaubar und einprägsam? Dies ist abhängig vonTonumfang, Tonlage, Melodiegliederung, Tonsprünge. Der Tonumfang bzw.die Tonlage sollte den vokalen Möglichkeiten der betroffenen Schülergruppeentsprechen (im max. Fall etwa c´- e´´) Beginnen sollte man allerdings imSechstonraum. Eine klare Gliederung der Melodie erleichtert das Mitsingenebenso wie eine Gliederung des Textes in Strophe und Refrain. DieMelodieführung in kleineren Tonleiterschritten ist zumeist einfacher zu singenals eine Melodie mit vielen (schwierigen) Intervallen.• Rhythmus: Beinhaltet das Lied rhythmische Schwierigkeiten (Triolen,Synkopen, Swingrhythmen)?• Harmonie des Liedes: Aus wie vielen verschiedenen Akkorden besteht dasLied? Wiederholen sich diese in einer regelmäßigen Abfolge? Ist es für eineBegleitung mit dem Orff-Instrumentarium geeignet oder begleitet der Lehrerdieses Lied auf „seinem“ Instrument? Ist die harmonische Anlage für dieKinder nachvollziehbar oder gibt es unerwartete harmonische Wendungen?Eine genaue Liedanalyse nach obigen Kriterien sollte der Liedvorbereitungvorausgehen um späteren Problemen bei der Liederarbeitung mitentsprechenden Vorübungen entgegenwirken zu können (vergleiche auchSachanalyse Lied)• Die eigenen Vorlieben beachten: was man selber gerne singt, kann manauch überzeugend vermitteln. Schüler haben meist ein feines Gespür dafür,ob der Lehrer „hinter einem Lied steht“ oder es nur „halbherzig vorführt“.• Was Kinder bereits mitbringen beachten: Welche Lieder kennen sie bereits?Welche Vorlieben haben sie? Die Liedinteressen der Schüler zuberücksichtigen bedeutet aber nicht, immer nur Lieder zu wählen, die „spontanankommen“.


• Alte oder neue Lieder? Die Antwort kann nur heißen: Alte und neue Lieder.Voraussetzung bei der Auswahl sollte aber sein, dass die Lieder mit dem zutun haben, was Kinder interessiert und bewegt. Nicht jedes überlieferte Lied istveraltet, nicht jedes neue Lied ist aktuell! Auch der Mut zur Veränderung istmanchmal notwendig (Text, Melodie und Rhythmus sind veränderbar!) ImIdealfall wird der Vorrat an Liedern aus einer Mischung aus alten (z.B.historisches, alpenländisches und europäisches Volkslied, Kunstlied,..) undneuen (das für den Schulgebrauch komponierte Lied), veränderten oder auchselbst erfundenen bestehen. Lieder aus anderen Ländern, in anderenSprachen gehalten, dürfen ebenfalls nicht fehlen.2) LIEDVERMITTLUNGDie Frage nach der „richtigen Methode“„Ein Liederdrill, ein `Einpauken`von Liedern, ein `Singzwang` ist das Schlimmste,was man Schülern und Liedern antun kann“ (Lemmermann, 1984, S.199)„Auswendiglernen“ sollte spielerisch, abwechslungsreich und nicht mechanisch undöde verlaufen.Die einzig allein gültige, richtige Methode, also ein Rezept für die Liederarbeitung,gibt es zum Glück nicht. Jedes Lied stellt den Lehrer vor eine neue Entscheidung. Obman die richtige Wahl aus dem „Topf der Möglichkeiten“ getroffen hat? Die Antwortwerden die Kinder geben.Voraussetzung für eine erfolgreiche Liedvermittlung ist die eigene Begeisterung fürdas Lied und die sichere Beherrschung des Liedes (melodisch, rhythmisch; auch denText sollte man auswendig können!)Die Liedvermittlung erfolgt entwickelnd und ist in mehrere Abschnitte gegliedert, diesich auf mehrere Tage verteilen lassen. Es ist nicht sinnvoll, eine Unterrichtsstundemit der Arbeit an einem Lied zu verbringen! Wiederholungen, immer anders gestaltet,geben Sicherheit, festigen das, was den Kindern bereits vertraut ist.Lieder sind nicht nur zum Singen da. Ziel sollte das ganzheitliche Erleben sein:Neben dem Singen gibt es noch weitere Aktivitäten, die die Kinder zum Liedausüben, man spricht von sogenannten Spielliedern. Spielideen können sein: dasErfinden weiterer Strophen, das Darstellen von Geschichten, die Bewegung am Platzdurch Ausführen von textbezogenen Gesten, die tänzerische Bewegung im Raum(vgl. dazu: G. Merget: Musik erleben, S.68ff.)Die Arbeit am Lied lässt sich in 3 Phasen einteilen:1) Liedeinführung (Einstimmung, Vorbereitung, Motivation)Eine Erwartungshaltung wird geschaffen; Körper und Stimme werdenaufgewärmt.Möglichkeiten:• Inhalt des Liedes in Geschichtenform erzählen (Inhalte klären, schwierigeWortbedeutungen klären)Mag.A.Cyrmon


• Stimmbildungsgeschichten bzw. Einsingübungen sollten sich direkt auf dasLied beziehen.• Vorsingen des Liedes mit Begleitung am Lehrerinstrument2) LiederarbeitungText und Melodie werden (meist gemeinsam) erarbeitet.Gliederung des Liedes in sinnvolle Abschnitte!MELODIE:• Vorsingen - Nachsingen („Papageienmethode“)Die Papageienmethode, in der Literatur oft als unbrauchbar und veraltetbeschrieben, hat durchaus seine Berechtigung, allerdings müssen einige Spielregelneingehalten werden: Wenn der L singt, hören die K zu. Zur Verdeutlichung kann manwährend des Vorsprechens bzw. Vorsingens auf sich zeigen und während derWiederholung auf die Gruppe deuten. Auch bei dieser Methode ist Abwechslunggefragt:* leise/laut singen, fröhlich/traurig* Mit dem Refrain beginnen* Mit einem markanten Motiv beginnen* Begleitung in verschiedenen Variationen (Lehrerinstrument, Körperinstrumente,Orff- Instrumente,...)* Sozialform ändern (in verschiedenen Kleingruppen singen; alle mitlangen Haaren, auf Wunsch Soloparts vergeben,...)• Luftschrift (die Luftschrift gibt durch Auf- und Abbewegen derflachen Hand in rhythmischer Weise den ungefähren Melodieverlaufwieder), die Linienschrift bzw. die Strichnotenschrift an der Tafeloder am Overhead eignen sich ebenfalls als visuelle Hilfe für dieMelodieerarbeitung.TEXT:Der Text prägt sich am besten ein, wenn er gemeinsam mit der Melodie gelerntwird: Sind Sprach- und Melodierhythmus identisch, kann man annehmen, dass esbeim Singen zu keinen größeren Schwierigkeiten kommt- das rhythmischeEinstudieren des Textes würde damit kaum gewinnbringend sein.Sind Sprach- und Melodierhythmus nicht identisch: L spricht den Text imRhythmus der Melodie vor - K sprechen ihn nach. Diese Methode sollte man nurselten verwenden, sie wirkt auf K oft demotivierend und außerdem schafft sie oftnur künstliche Schwierigkeiten. Zudem bleibt einem der nächste „Lernschritt“, dieVerbindung mit der Melodie, ohnehin nicht erspart!• Bilder als Texthilfe (v. a. in GS1 keine Texte austeilen !!!!)Auch Bilder erleichtern das Merken des Textes: entweder werden bestimmteWörter oder Stropheninhalte in Bildern festgehalten (vom L vorbereitet) oder die Kmalen in Gruppen zu den einzelnen Strophen selber ein Bild, diese Bilder werdenaufgehängt und ein Schüler zeigt die Abfolge mit.Mag.A.Cyrmon


• Mit Bewegungen und Gesten den Text( gemeinsam mit Melodie)erarbeiten• Erarbeitung über den SprechrhythmusKürzere Textstellen in verschiedenen Stimmungen vorsprechen: z.B. müde,gähnend oder wütend und laut oder flüsternd; die K können die jeweilige Stimmungerraten und/oder in gleicher Stimmung nachsprechen.Weitere musikalische Ideen, damit sich Text und Melodie spielendeinprägen:• Während der L die Melodie auf einem Instrument spielt, summt oder singt,gehen die Kinder frei im Raum. Wenn der L unterbricht, bleiben K stehen, bisdie Melodie wieder zu hören ist.• Reifen werden im Raum ausgelegt. Kinder gehen zur Liedmelodie frei imRaum. Endet die Liedstrophe (oder der Refrain), setzen sich die Kinder ineinen Reifen (Liedschluss wird vorausgehört)• K bilden eine Schlange. Der „Schlangenkopf“ geht durch den Raum und machtzur gespielten Melodie eine einfache Bewegung - alle anderen versuchendiese nachzumachen. Wenn der Anführer nicht mehr ein solcher sein möchte,läuft er schnell an das Schlangenende. Der nächste Schlangenkopf machteine neue Bewegung vor.• Die K malen die gehörte Melodie als Weg auf ihr Blatt. Bei Wiederholungenfahren sie diesen Weg mehrfach nach.• Der L spielt die Melodie, die K summen diese mit. Wenn der L aufhört,summen die K alleine weiter – so weit wie sie kommen, dann hilft der Lwieder.• Die K legen zur vorgespielten Melodie mit Hölzchen, Bausteinen oderStofffleckerln ein gemeinsames Fantasiebild, indem sie nacheinander ihrenStein anlegen.• Ein Lied wird weitergegeben: Kreisform, Dirigent steht in der Mitte. Dieeinzelnen Kinder singen nur so lange, wie sie vom Dirigenten in der Mitteangeschaut werden.• Flüsterpost: Das Lied wird durch eine Flüstertüte (Papprolle) von Ohr zu Ohrleise weitergegeben. Das letzte Kind singt laut vor, was bei ihm angekommenist.• Melodiepuzzle zusammenfügen: Das Lied wird in mehrere Abschnitte aufPapierstreifen zerlegt. L singt Lied vor, K ordnen die Abschnitte richtig(Kontakt mit Notenschrift!)Die wichtige Rolle des Lehrers* Auf Ruhe achten, wenn nötig diese herstellen!* Lied alleine vorsingen (mit Lehrerinstrument)* Ohne Instrument weiterarbeiten: auf richtigen Anfangston achten* Einsätze geben und die Gruppe leiten (dirigieren)* Vor- und Nachsingen: auf die richtige, sinnvolle Phrasenlänge achten* Ohne Erklärungen: Vorsingen des Lehrers (Hand auf sich gezeigt)- sofortigesNachsingen der Schüler (Einsatz geben!)* Schwierige Tonsprünge mitzeigen bzw. auch die Schüler zeigen lassen (beiwelcher Silbe kommt der tiefe Ton?)Mag.A.Cyrmon


3) Liedsicherung (Übung, Vertiefung)Lieder sollten immer wieder aufgegriffen und wiederholt werden, um am Endeeines Schuljahres ein “Liedrepertoire“ aufgebaut zu haben.Wichtig: auf abwechslungsreiches Üben achten - Üben stets unter einemanderen Aspekt.• Weitere Strophen erarbeiten oder neue erfinden• Tanz, Bewegungsgestaltung zum Lied erarbeiten; szenische Darstellung -kann schon bei der Liedeinführung einfließen• Liedbegleitungen erarbeiten (Orff- Instr., selbstgebaute Instrumente, oder mitInstr., die die Schüler beherrschen, z.B. Blockflöte) inklusive Vor- undNachspiele.• Sozialform ändern: Kleingruppen, Solosänger,...• das Liedrepertoire in einem Klassenliederbuch festhalten und eventuell mitAufnahmen versehen.• Singen mit Playback (und bitte erst jetzt, nachdem das Lied erarbeitet wordenist)• Aufführung mit Programm planen und durchführenLiteratur:Kreusch-Jacob, D.: Musikerziehung. 3.Aufl. - München 1999.Lemmermann, H.: Musikunterricht. 3.Aufl. - Bad Heilbronn 1984.Merget, G: Erziehen mit Musik. - Köln 1998.Workshop Liedauswahl und Liedeinführung.- In: Grundschule Musik Nr.38/2006.Mag.A.Cyrmon


SACHANALYSELIED• Liedgattung : Volkslied, Kunstlied, Kanon, Kinderlied, das für denUnterrichtsgebrauch komponierte Lied, das populäre Lied, das religiöse Lied,..• Herkunft, soziokultureller Hintergrund: historischer bzw. geografischerBezug; Komponist bekannt oder anonym,...• Literaturangabe: Lehrwerk (Schulbuch), Liedersammlung,...• Aufbau des Liedes: Strophenlied mit Refrain (Kehrvers) oder ohne Refrain,...• Text: Schriftsprache, Dialekt, Fremdsprache, sinnfreie Silben;Ist die Wortwahl einfach und verständlich oder sind Begriffsklärungennotwendig? Gibt es mehrere Strophen? Ergibt sich eine Geschichte oder kannman einzelne Strophen weglassen? Eignet sich der Text (die Geschichte) zumszenischen Darstellen? Welche Methoden eignen sich zurErarbeitung des Textes? (wenn möglich gleich in Kombination mit derMelodie), z.B. Gesten am Platz, Bildkarten, Tafelskizzen,....• Melodie: In welcher Tonart steht das Lied? Entspricht der Tonumfang(=Abstand zwischen dem tiefsten und höchsten Ton der Melodie) und dieTonlage der Kinderstimme meiner Klasse? Enthält die Melodieführung großeTonsprünge (Intervalle), die eventuell zu Schwierigkeiten führen könnten?Wie ist die Melodie gegliedert? (Wo ist eine musikalische Phrase zu Ende?)Wird die Melodie einstimmig oder mehrstimmig angegeben bzw. ausgeführt?• Rhythmus: In welcher Taktart steht das Lied? Gibt es Notenwerte, dieüberwiegen? Kommen rhythmische Besonderheiten vor? (z.B. Triolen,Synkopen, Swing-Rhythmus,..) Beginnt das Lied mit einem Auftakt(=unvollständiger Anfangstakt)? Kommen Pausen vor, die Probleme bereitenkönnten?• Harmonie: Besteht das Lied aus nur einem oder mehreren Akkorden (auswelchen Stufen?) Wiederholen sich die Akkorde in regelmäßiger Abfolge?Eignet sich das Lied daher für die Begleitung mit dem Orff-Instrumentarium(z.B. Dreiklänge und Grundton auf dem Bassstab)? Gibt es Akkorde, die manbesser "vereinfachen" sollte (z.B. Dominantseptakkord)?Überlegungen zur instrumentalen Gestaltung:Welche Instrumente möchte ich verwenden?Wie viele Instrumente benötige ich - wie viele Schüler?Wie stelle ich die einzelnen Instrumente sinnvoll auf (Wichtig für das Einsatzgebendes Spielleiters!)Welche Hilfsmittel zum Musizieren stelle ich zur Verfügung (z.B. Farbpunkte)?Kann ich alle Schüler beschäftigen? (JA! Bei zu wenigen Orff - Instr. kann ein Teil derSchüler Körperinstrumente verwenden oder die Sing- und Musiziergruppen wechselneinander ab)Überlegungen zur Bewegungsgestaltung:Entscheide ich mich für eine freie oder gebundene Bewegungsgestaltung?Verwende ich dazu Materialien (z.B. Tücher, Requisiten,..)Welches Raumangebot steht zur Verfügung?Mag.A.Cyrmon

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