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Gegen den Strom - Diakonie Dresden

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Verantwortung tragen immer nur die Anderenwenndem Staat das Geld ausgehtEin Grundsatz des Sozialstaates inDeutschland ist, dass die Tätigkeit derkleineren Organisationen Vorrang vorstaatlichen Aktivitäten haben soll. Die Verantwortlichkeitdes Staates ist immer nachrangig,im Fachjargon: subsidiär. Daherunterstützt der Staat Freie Träger, Vereine,Kirche und Wohlfahrtsverbände mit finanziellenMitteln, da diese staatliche Aufgaben,z.B. das Betreiben von Kindertagesstätten,übernehmen. Auch die <strong>Diakonie</strong>-StadtmissionDres<strong>den</strong> bietet zahlreiche soziale Unterstützungsangebote,die zu großen Teilendurch die Landeshauptstadt, <strong>den</strong> FreistaatSachsen, <strong>den</strong> Kommunalen SozialverbandSachsen etc. finanziert wer<strong>den</strong>. Die Erfahrungdes Dritten Reiches lehrt uns, dass esnicht gut ist, wenn der Staat einen möglichsttotalen Einfluss auf die Gesellschafthat. Die Väter des Grundgesetzes wolleneine freie, plurale und offene Gesellschaft,in der der staatliche Einfluss gering ist undverschie<strong>den</strong>e Lebensformen und Weltanschauungenihrer Raum haben.Aber wie sieht die Zukunft aus? Finanzkrise,Sparzwang, Staatsverschuldung – das sindnur einige Begriffe, die in <strong>den</strong> letzten Monatendie Medien dominierten. Aus Ländernwie Griechenland und Spanien hören wir,dass soziale Sicherungssysteme stark zurückgefahrenwer<strong>den</strong>, um Sparauflagen zuerfüllen und ein Anwachsen des Schul<strong>den</strong>bergseinzudämmen. Leidtragende sind indiesen Ländern nicht etwa die wohlhaben<strong>den</strong>Teile der Bevölkerung, die durch märchenhafteSteuersparmodelle <strong>den</strong> Staat umMilliar<strong>den</strong> brachten, sondern diejenigen, diezwingend auf die Sicherung ihrer Existenz,Nachteilsausgleich und andere soziale Leistungenin schwierigen Lebenslagen angewiesensind.Nun könnte man meinen, dass uns Deutschedas nichts angeht. Zahlen wir doch auf Einkommen,Vermögen, Erbschaften etc. Steuernund geben dem Sozialstaat ein gutesFundament. Doch geschieht es auch hierzulande,dass der Staat sich zusehends ausder Finanzierung sozialer Leistungen undAngebote herausnimmt. Auch der deutscheStaat hat viele Jahre über seine Verhältnissegelebt und einen großen Schul<strong>den</strong>berg angehäuft.Die Anzahl armer Menschen steigtauch in Deutschland, obwohl der Reichtumzugleich zunimmt. Armut und Reichtum sindaber immer ungleicher verteilt.So wird es verstärkt Aufgabe der Kirchen, der<strong>Diakonie</strong> und Caritas und anderer Wohlfahrtsverbändeund Vereine sein, finanzielle Mittel zugenerieren, die ein Weiterarbeiten auch mit geringerenstaatlichen Zuschüssen ermöglicht.Quelle: pixelio.de Günther RichterDies setzt allerdings ein Um<strong>den</strong>ken in derGesellschaft voraus. Nicht der Staat, sondernder mündige Bürger entscheidet,welche Einrichtung oder welches Projektunterstützt wird. Persönlich Verantwortungübernehmen und unsere Gesellschaftmitgestalten – darauf kommt es zukünftigstärker an. Dass ein Staat mit einem derartigenModel nicht dem Untergang geweihtist, zeigen die USA. Armenküchen, Universitätenund sogar Präsi<strong>den</strong>tschaftswahlkämpfewer<strong>den</strong> dort durch Spen<strong>den</strong>gelderfinanziert. Zu spen<strong>den</strong> und sich ehrenamtlichzu engagieren, gehört in <strong>den</strong> USA zumguten Ton. Dieses Verhalten ist historischgewachsen.„In Deutschland und Europa ... ist Philanthropieeine private Tugend, die, auchhistorisch gesehen, nur die Lücken füllt,welche der Staat lässt“, schreibt die bekannteFundraiserin und Buchautorin MaritaHaibach. Philanthropie steht im weiterenSinn für Menschenliebe, Humanität,im engeren Sinn für Handlungen und Geschenkezum öffentlichen Wohl oder für Institutionen,welche Förderungen zu diesemZweck aufnehmen oder verteilen. Die historischund kulturell bedingten Unterschiedezwischen Deutschland und <strong>den</strong> USA in derSpen<strong>den</strong>kultur sind augenscheinlich.Dort eine Gesellschaft, die auf Eigeninitiativesetzt und die <strong>den</strong> Tüchtigenbelohnt, hier ein Staat, der vieles regelt.Wir leben in einem Land, in dem sichdas Spen<strong>den</strong> und Spen<strong>den</strong>sammelnerst (wieder) etablieren muss.Auch die <strong>Diakonie</strong>-Stadtmission Dres<strong>den</strong>wird dem sogenannten Fundraising(Mittelbeschaffung, Spen<strong>den</strong>) mehrAufmerksamkeit widmen. Diese Aufgabeist eine echte Herausforderung,<strong>den</strong>n die <strong>Diakonie</strong> wird in der Öffentlichkeitnicht als bedürftig wahrgenommen.Um in Zukunft finanziell unabhängigervon staatlichen Programmenund Förderungen zu sein, muss es gelingen,Menschen für die diakonischeArbeit zu begeistern. Es wäre schön,wenn im Bewusstsein der Menschenein Um<strong>den</strong>ken dahingehend stattfände,dass es die Aufgabe eines je<strong>den</strong>Bürgers ist, die Gesellschaft, in der wirleben, selber etwas mitzugestalten.Denn jede Spende ist eine Investitionin die Zukunft.Uta Nieder13

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