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technik werkstattmarkt<br />
Die tickende<br />
„Klima-Uhr“<br />
_ Ein ganzes Bündel neuer<br />
Verordnungen – allen voran die<br />
Chemikalien-Klimaschutzverordnung<br />
– regelt den Umgang<br />
mit Klimaanlagen. Wer einen<br />
gesetzeskonformen Klimaservice<br />
bieten möchte, sollte diese<br />
Regel kennen. Insbesondere<br />
der geforderte neue Sachkundenachweis<br />
ruft zur Eile.<br />
G<br />
enau genommen dürfen nur<br />
Werkstattmitarbeiter mit gültigem<br />
Sachkundenachweis<br />
Hand an den Kältemittelkreislauf<br />
einer Fahrzeugklimaanlage<br />
legen. Dies gilt nicht nur für Instandsetzungsarbeiten,<br />
sondern für alle Serviceund<br />
Wartungstätigkeiten. Prinzipiell<br />
ist dies schon der Fall, wenn der Klimafachmann<br />
das Klimaservicegerät für die<br />
turnusmäßige Wartung anschließt oder<br />
wenn er eine undichte Stelle im Kältemittelkreislauf<br />
suchen will.<br />
Neue Gesetze, neue Regeln<br />
Eines dieser Regelwerke ist die Chemikalien-Klimaschutzverordnung,<br />
im Beamtendeutsch<br />
kurz ChemKlimaschutzV<br />
genannt. Sie wurde am 7. Juli 2008 im<br />
Bundesgesetzblatt veröffentlicht und<br />
ist am 1. August 2008 von vielen Klimafachleuten<br />
unbemerkt in Kraft getreten.<br />
Die ChemKlimaschutzV ergänzt und konkretisiert<br />
die im Mai 2006 eingeführte<br />
Verordnung (EG) Nr. 842/2006 des Europäischen<br />
Parlaments über bestimmte<br />
fluorierte Treibhausgase (F-Gase-Verordnung).<br />
Darüber hinaus gilt seit Mai 2006<br />
die Richtlinie 2006/40/EG, welche die<br />
Grundlagen für die Reduktion der Emis-<br />
28 <strong>amz</strong> - auto | motor | zubehör Nr. 12-2009<br />
Die Zeit läuft: Bis spätestens 4. Juli 2010 müssen alle Werkstattmitarbeiter, die am Kältemittelkreislauf<br />
der Klimaanlage arbeiten, einen neuen Sachkundenachweis vorweisen können.<br />
Foto (1): Kuss<br />
sionen aus Fahrzeugklimaanlagen zum<br />
Inhalt hat – und nicht nur die Automobilindustrie<br />
sondern vor allem auch den Klimafachmann<br />
in der Werkstatt betrifft.<br />
Diese EU-Verordnungen regeln aber<br />
nicht nur die Reduktion von Emissionen<br />
oder die Verwendung und Rückgewinnung<br />
bestimmter fluorierter Treibhausgase,<br />
sondern insbesondere auch die<br />
Ausbildung und Zertifizierung von Unternehmen<br />
und Personen, die mit solchen<br />
Gasen umgehen – und darunter<br />
fällt auch der so genannte neue Sachkundenachweis<br />
für Kfz-Fachleute.<br />
Sachkundenachweis für alle<br />
Ein Sachkundenachweis ist allerdings<br />
nicht erst vorgeschrieben, seit Worte<br />
wie „Klimakatastrophe“ und „Treibhauseffekt“<br />
den Allgemeinwortschatz bereichern,<br />
sondern gehört seit jeher zur<br />
Grundausstattung von Kfz-Betrieben, die<br />
sich mit Klimaanlagen befassen. Während<br />
es bislang ausreichte, dass wenigstens<br />
ein Mitarbeiter über das Sachkundezertifikat<br />
verfügte, müssen nun alle,<br />
die mit Kältemittel in Berührung kommen,<br />
einen entsprechenden Nachweis<br />
vorlegen.<br />
Entsprechende Trainings dürfen<br />
Kfz-Innungen, Industrie- und Handelskammern,<br />
Fahrzeughersteller und<br />
-importeure sowie – und soweit eine<br />
Anerkennung vorliegt – auch die so genannten<br />
„dritten Schulungsstätten“ wie<br />
Klimaservicegeräte-Anbieter, zertifizierte<br />
freie Trainer oder Prüforganisationen, anbieten<br />
und abhalten.<br />
Defizite beim Handling<br />
Gründe, die Inhalte des Sachkundenachweises<br />
anzupassen, sind unter anderem<br />
die Defizite des Servicepersonals, die<br />
nach Ansicht der EU bestehen. Vielen Kfz-<br />
Fachleuten sei das umweltgefährdende<br />
Potential von R134a gar nicht bewusst,<br />
so die europäischen Klimaschützer.<br />
Ein Beispiel dafür sei die Lecksuche:<br />
„Um Undichtigkeiten zu lokalisieren,<br />
verwenden viele Werkstätten ein UV-<br />
Kontrastmittel, das zusammen mit dem<br />
Kältemittel in die undichte Klimaanlage<br />
gefüllt wird.“ Nach Ansicht der EU ist<br />
diese Art der Diagnose nicht nur nicht<br />
mehr zeitgemäß, sondern auch umweltschädlich.<br />
Denn beim anschließenden<br />
Klimabetrieb, um das UV-Mittel in der<br />
undichten Anlage zu verteilen, gelange<br />
zwangsläufig Kältemittel in die Umwelt.<br />
Schnell handeln<br />
Die neue ChemKlimaschutzV verpflichtet<br />
Werkstätten, an einem Trainingsprogramm<br />
nach der EG-Verordnung<br />
307/2008 teilzunehmen. Im Klartext<br />
bedeutet dies, dass ab sofort jeder Servicemitarbeiter,<br />
der an Fahrzeugklimaanlagen<br />
hantiert, ein Sachkundezertifikat<br />
haben muss. Zudem läuft die „Schonfrist“<br />
für Kfz-Fachleute, die schon vor dem 4.<br />
Juli 2008 über praktische Erfahrungen an<br />
Fahrzeugklimaanlagen verfügten, am 4.<br />
Juli 2010 ab. Es ist also Eile geboten, denn<br />
die Wartelisten der Schulungsanbieter<br />
füllen sich.<br />
Klaus Kuss