Informationen 1/2012 (3 2 MB) - Johannes-Diakonie Mosbach
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12 Betreutes Wohnen<br />
Um ihm den Überblick über die anfallenden Ausgaben<br />
zu erleichtern, hat seine Betreuerin Ulrike Baranyai<br />
zwei Sparbücher anlegen lassen, eins für die Nebenkostenabrechnung,<br />
die unweigerlich einmal im<br />
Jahr auf ihn zukommt, und eins zur Erfüllung seiner<br />
persönlichen Wünsche. „Fürs Betreute Wohnen ist es<br />
unbedingt wichtig, dass der Betreute mitarbeitet und<br />
gemeinsame Absprachen einhält“, sagt Ulrike Baranyai.<br />
„Außerdem braucht es schon eine gehörige Menge<br />
an Frustrationstoleranz, um zu sagen: Dies und jenes<br />
kann ich nicht haben, weil mir das Geld dazu fehlt.“<br />
Dennoch sagt Frank Brunken: „Als ich zum ersten<br />
Mal allein in meiner Wohnung war, habe ich gedacht:<br />
Wunderbar, das ist meins!“<br />
Inklusion und Nachbarschaft<br />
Auch Wolfgang Markl hat, wie er findet, mit seiner neuen<br />
Wohnung Glück gehabt. Eine 2-Zimmer-Wohnung<br />
in einem neu umgebauten Haus, naturnah und doch<br />
mit kurzen Einkaufswegen – das passt dem 46-Jährigen<br />
gut. „Vorher habe ich direkt im Zentrum von <strong>Mosbach</strong><br />
gewohnt“, sagt er. „In diesem Haus gab es immer<br />
Streit und Krach bei den anderen Mietern, und manchmal<br />
musste die Polizei kommen.“ Wolfgang Markl will<br />
vor allem eins: Ruhe. Auch aus diesem Grund ist das<br />
Betreute Wohnen für ihn eine gute Lösung. Günstige<br />
Wohnungen in der passenden Größe zu finden –<br />
mehr als 45 Quadratmeter stehen einer Einzelperson<br />
laut Bedingungen der Sozialhilfe nicht zu – ist jedoch<br />
nicht ganz einfach. Als Wohnort kommen nur die Gemeinden<br />
in Frage, die eine gute Infrastruktur bieten,<br />
Geschäfte am Ort und eine passable Anbindung an<br />
den Öffentlichen Nahverkehr haben. Dabei gilt es, Vermieter<br />
zu finden, die aufgeschlossen sind und deren<br />
weitere Mieter die BWB-Bewohner akzeptieren. Inklu-<br />
sion kann nur gelingen, wenn die Nachbarschaft ein<br />
entspanntes Zusammenleben mit Menschen „aus der<br />
<strong>Johannes</strong>-<strong>Diakonie</strong>“ pflegen. Für die Bewohner ist es<br />
außerdem ideal, wenn andere Teilnehmer des BWB in<br />
der Nähe wohnen, damit Besuche schnell und unproblematisch<br />
möglich sind. Meist mietet die <strong>Johannes</strong>-<strong>Diakonie</strong><br />
eine Wohnung fürs Trainingswohnen an, nach<br />
der Trainingsphase geht dann das Mietverhältnis an<br />
den Bewohner über. So entstehen mancherorts kleine<br />
„BWB-Inseln“.<br />
Qualifiziert betreut<br />
Auch Gudrun und Werner Kern sind mit ihrer Wohnung<br />
in Schwarzach sehr zufrieden. Das Ehepaar, das<br />
sich in einem Urlaub kennen lernte, hat unterschiedliche<br />
Wohnerfahrungen vom stationären Wohnen<br />
über Außenwohngruppen und Trainings-WGs gesammelt.<br />
Jetzt wohnen Gudrun und Werner zusammen<br />
mit den Meerschweinchen Leo und Lotta unter einem<br />
Dach und genießen im Sommer die große Terrasse.<br />
Der Vermieter ist ein ehemaliger Mitarbeiter der <strong>Johannes</strong>-<strong>Diakonie</strong>,<br />
zu den Mitmietern besteht ein gutes<br />
Verhältnis. Gudrun kann interessante Kochrezepte<br />
ausprobieren, ihr legendärer Nudelsalat wird bei jedem<br />
Grillfest ratzeputz aufgegessen. Werner ist in der<br />
Nähe seines geliebten Schwarzacher Hofs, wo er in der<br />
Landwirtschaft arbeitet, Tiere füttert und die Koppeln<br />
mäht. „Wir gehen ganz selten fort, weil wir uns hier<br />
so wohlfühlen“, sagt er. Möglicherweise ist das Modell<br />
„Wohnen rund um die Werkstatt“ eine gute Lösung,<br />
denn so sind Arbeitsstätte und Freunde immer in der<br />
Nähe, und auch die Betreuer haben keinen weiten Weg<br />
zu ihren Klienten. Je nach Hilfebedarfsgruppe 1, 2 und<br />
3 verbringen die Betreuer 2,5, 3,5 oder 6,25 Stunden in<br />
der Woche mit den BWB-Teilnehmern. Geldeinteilung,<br />
Wolfgang Markl hat jetzt eine gute Wohnung.<br />
Früher hat er in einem anderen Haus gewohnt.<br />
Da haben die anderen Mieter immer Krach gemacht.<br />
Manchmal kam sogar die Polizei.<br />
Er hat gemerkt:<br />
Die Nachbarn sind wichtig.<br />
Wenn die Nachbarn dich aus dem Haus haben wollen,<br />
hast du keinen Spaß mehr.<br />
„Einkaufen, kochen, waschen, putzen – früher haben das andere gemacht,<br />
da konnte ich es nicht lernen.“ Wolfgang Markl versorgt sich jetzt selbst.