Informationen 1/2012 (3 2 MB) - Johannes-Diakonie Mosbach
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34 Rhein-Neckar-Werkstätten<br />
Arbeiten, wo man Mensch sein darf<br />
Heidelberger Traditionsunternehmen übernimmt RNW-Beschäftigten<br />
Heidelberg. Andreas B.*, 43, ist ein Glückspilz. Er<br />
bekam 2011 schon Mitte Dezember ein „Weihnachtsgeschenk“,<br />
das er sich selbst verdient hat. Ab diesem<br />
Zeitpunkt wurde er nämlich von dem über 170 Jahre<br />
alten Traditionsunternehmen Klar Seifen in Heidelberg-Rohrbach<br />
in ein unbefristetes Anstellungsverhältnis<br />
übernommen. Das wäre an sich nichts Ungewöhnliches,<br />
wäre der ausgebildete Maler und Lackierer<br />
Andreas B.* nicht an Schizophrenie erkrankt.<br />
Vor rund zwei Jahren wurde er deshalb in den Rhein-<br />
Neckar-Werkstätten (RNW) in Heidelberg-Rohrbach<br />
aufgenommen, einer anerkannten Werkstatt für chronisch<br />
psychisch kranke Menschen (WfbM). Andreas B.<br />
hatte nach seiner Erkrankung mehrere Jahre in einer<br />
Gärtnerei gearbeitet. Deshalb war er froh, dass er in<br />
den RNW zunächst im Dienstleistungsbereich Grünanlagenpflege<br />
mitarbeiten konnte. Darüber lernte er<br />
Niels Klar kennen, Geschäftsführer von Klar Seifen.<br />
Die RNW pflegten damals die Grünflächen dieses Unternehmens.<br />
Sein Gruppenbetreuer bei den Rhein-<br />
Neckar-Werkstätten und Klar schlugen ihm vor, sich<br />
zunächst im Rahmen eines Praktikums an der Produktionsstraße<br />
von Klar Seifen zu erproben.<br />
Die Rhein-Neckar-Werkstätten Heidelberg, eine anerkannte<br />
Werkstatt für chronisch psychisch kranke Menschen, betreut<br />
mehrere Betroffene auf ausgelagerten Arbeitsplätzen wie hier<br />
im Bereich Verpackung bei Klar Seifen.<br />
Anders als auf früheren Arbeitsplätzen des allgemeinen<br />
Arbeitsmarktes hat er bei den RNW und Klar Seifen<br />
einen völlig neuen Umgangsstil kennen gelernt:<br />
freundlich, höflich, offen, vorurteilsfrei und wertschätzend.<br />
Falls einmal ein Fehler vorkommt, wird in ruhigem<br />
und sachlichen Ton gemeinsam danach gesucht,<br />
wie das Problem gelöst und der Fehler künftig vermieden<br />
werden kann. Diese Erfahrung und die Sicherheit<br />
im Rücken, weiter durch die RNW betreut zu werden,<br />
ermöglichten es Andreas B., nach dem Praktikum im<br />
Januar 2011 auf den WfbM-Außenarbeitsplatz bei<br />
Klar Seifen zu wechseln. Außenarbeitsplätze sind von<br />
WfbM betreute Arbeitsplätze, die sich in Unternehmen<br />
des ersten Arbeitsmarktes befinden.<br />
Er konnte sich gut in das Klar Seifen-Team integrieren<br />
und fühlte sich dort von Anfang an sehr wohl. „Hier<br />
kann ich Mensch sein, muss mich nicht verstellen und<br />
meine Erkrankung verheimlichen“, meint Andreas B.<br />
auf die Frage, was ihm denn besonders gut bei Klar<br />
Seifen gefällt. „Ich bin stolz, in dem familiengeführten<br />
Traditionsbetrieb arbeiten zu können und fühle<br />
mich verantwortlich dafür, dass wir gut und zuverlässig<br />
arbeiten und Qualitätsprodukte erzeugen“, ergänzt<br />
Andreas B. Er benötigt weiterhin seine Medikamente<br />
gegen die Erkrankung und seine Ruhepausen.<br />
Doch durch die positiven Erfahrungen konnte er sich<br />
gesundheitlich stabilisieren. „Ich komme bis heute<br />
jeden Tag gerne hierher zum Arbeiten. Dass mir nach<br />
und nach Verantwortung für bestimmte Maschinen<br />
und Produktionsabläufe übertragen wurde, hat mein<br />
Selbstbewusstsein ungemein gestärkt,“ bestätigt Andreas<br />
B. Auch mal ‚nein’ zu sagen bei Dingen, die er<br />
nicht möchte, hat er inzwischen schon gelernt. Das fiel<br />
ihm früher extrem schwer. „Dass ich mich abgrenzen<br />
darf, ohne dass mir daraus Nachteile entstehen - das<br />
ist eine ganz neue Erfahrung für mich“, stellt Andreas<br />
B. erstaunt fest.<br />
„Er macht seine Arbeit gut und zuverlässig und hat<br />
sich seine Chance verdient“, meint Niels Klar zu seiner<br />
Entscheidung, Andreas B. ab Mitte Dezember in ein<br />
unbefristetes Anstellungsverhältnis zu übernehmen.<br />
Klar hat bereits in früheren Führungspositionen in<br />
anderen Branchen – er ist Maschinenbau-Ingenieur