Hysterie oder sinnvolle Wachsamkeit? - Landeskrankenhaus Feldkirch
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Aus den Häusern<br />
32<br />
„Babyfon“ – immer<br />
ein offenes Ohr<br />
Unkomplizierte und vernetzte Unterstützung für<br />
junge Eltern am LKH Bludenz.<br />
Eine Geburt ist nicht nur<br />
ein großes Glück, sondern<br />
kann auch zu belastenden<br />
Situationen in der Familie führen.<br />
Die Mitarbeiter auf der Wochenstation<br />
spüren oftmals, wenn<br />
es Unsicherheiten im Umgang<br />
mit dem Säugling gibt <strong>oder</strong> das<br />
soziale Umfeld Risiken birgt. Viel<br />
dagegen tun konnten Hebammen,<br />
Schwestern und Ärzte bisher<br />
jedoch nicht, denn schon nach wenigen<br />
Tagen verlassen die Mütter<br />
in der Regel das Krankenhaus –<br />
ein ungutes Gefühl bleibt zurück.<br />
Am LKH Bludenz gehören solche<br />
Fälle dank dem Projekt „Babyfon“<br />
nun der Vergangenheit an.<br />
Im Frühjahr 2008 wurde vom<br />
Land Vorarlberg ein Wettbewerb<br />
zur präventiven Unterstützung<br />
von Eltern mit Neugeborenen<br />
und Kleinkindern ausgeschrieben.<br />
„Babyfon“ ist eines der drei<br />
Siegerprojekte und läuft nun<br />
seit Dezember letzten Jahres am<br />
<strong>Landeskrankenhaus</strong> Bludenz. Die<br />
zwei Partner der Geburtenstation<br />
sind die IfS-Familienarbeit und<br />
connexia, Gesellschaft für Pflege<br />
und Gesundheit. In enger Zusammenarbeit<br />
wird jungen Eltern<br />
aktiv Unterstützung angeboten.<br />
„Unser Ziel ist die Früherkennung<br />
möglicher Entwicklungsstörungen“,<br />
erklärt Elisabeth Jonietz,<br />
die als Leiterin der Elternberatung<br />
von connexia das Projekt<br />
begleitet. In der Praxis umgesetzt<br />
wird dies durch zwei Projektmitarbeiterinnen:<br />
die Hebamme<br />
Helga Hartmann und die Diplomkrankenschwester<br />
Hildegard<br />
Burtscher. „Beide sind vor Ort im<br />
Krankenhaus und suchen gezielt<br />
das Gespräch mit den Wöchnerinnen.<br />
Wenn Bedarf besteht und die<br />
Eltern unser Angebot annehmen<br />
– alles geschieht selbstverständlich<br />
auf freiwilliger Basis – wird die<br />
Betreuung auch nach der Entlassung<br />
fortgesetzt“, so Jonietz. Das<br />
heißt konkret: Die Betreuerinnen<br />
besuchen die Mütter zuhause, helfen<br />
vor Ort <strong>oder</strong> stellen Kontakte<br />
zu anderen Beratungsstellen her.<br />
Darüber hinaus steht den Eltern<br />
t Erfolgreiche Vernetzung: (v.l.) nicole<br />
richter (IfS-Familienarbeit), Erich<br />
Gantner (LKH Bludenz), Elisabeth Jonietz<br />
(connexia) und Katja Gebhard<br />
(Wochenstation).<br />
VORARLBERGER LANDESKRANKENHÄUSER<br />
Das magazin Der Vorarlberger lanDeskrankenhäuser<br />
eine Telefonhotline zur Verfügung.<br />
„Die Projektmitarbeiterinnen<br />
sind sehr flexibel und gehen auf<br />
die individuellen Bedürfnisse der<br />
jungen Familien ein“, ergänzt<br />
Nicole Richter von der IfS-Familienarbeit.<br />
Alle Leistungen des<br />
„Babyfons“ sind bis zum zweiten<br />
Lebensjahr des Kindes kostenlos.<br />
Erfahrung und Vertrauen<br />
Für das Pflegepersonal auf der<br />
Wochenstation stellt das Projekt<br />
eine enorme Entlastung dar. In<br />
den wenigen Tagen nach der<br />
Geburt bleibt für Hebammen und<br />
Schwestern nicht viel Zeit für<br />
Gespräche <strong>oder</strong> besseres Kennenlernen<br />
der Eltern. „Wir wissen<br />
oft gar nicht, was in den Müttern<br />
vorgeht, wie es ihnen in der neuen<br />
Situation geht“, erklärt DGKS<br />
Katja Gebhard, „Hildegard und<br />
Helga können in ihren Gesprächen<br />
mit den Wöchnerinnen viel<br />
tiefer gehen, viel mehr erfahren.“<br />
Die beiden sind Bezugs- und<br />
vor allem Vertrauenspersonen,<br />
nicht nur für die Mütter, sondern<br />
auch für das Personal. Durch ihre<br />
jahrelange Erfahrung sind sie erste<br />
Anlaufstelle bei allen möglichen<br />
Fragen und Unklarheiten. Katja<br />
Gebhard: „Aus unserer Sicht ist es<br />
eine große Erleichterung, dass es<br />
dieses mulmige Gefühl, das sich<br />
in manchen Fällen breit machte,<br />
nicht mehr gibt.“<br />
Optimale Zusammenarbeit<br />
Bisher werden im Rahmen von<br />
„Babyfon“ 25 Mütter betreut. Bei<br />
insgesamt 242 Neugeborenen sind<br />
das gut zehn Prozent. „Das ist viel,<br />
wenn man bedenkt, dass diese Fälle<br />
sonst keine Betreuung erhalten<br />
hätten“, betont Jonietz. Als äußerst<br />
positiv wird die enge Verknüpfung<br />
von externen Beratungsstellen und<br />
dem Krankenhaus empfunden.<br />
„Dieser aktive Austausch funktioniert<br />
bestens“, bestätigt Erich<br />
Gantner, Pflegedienstleiter am<br />
LKH Bludenz. Er freut sich, dass<br />
das „Babyfon“ ebenso wie die zwei<br />
anderen Projekte nun bis Ende<br />
2010 vom Land Vorarlberg finanziert<br />
werden. Nach Projektende<br />
wird erhoben, was insgesamt gut<br />
gelaufen ist <strong>oder</strong> wo es Probleme<br />
gab. Aus den Ergebnissen soll<br />
ein Projekt für ganz Vorarlberg<br />
entwickelt werden. Damit Kinder<br />
und ihre Eltern von Anfang an<br />
rundum gut betreut sind. n<br />
VORARLBERGER LANDESKRANKENHÄUSER Das magazin Der Vorarlberger lanDeskrankenhäuser<br />
Aus<br />
Wenn der irdische Weg<br />
zu Ende geht...<br />
Damit Schwerkranke ihre bemessene Zeit in Würde<br />
erleben können, setzt sich die Arbeitsgruppe „Viaticum“<br />
am LKH Rankweil seit 14 Jahren mit dem Thema<br />
„Sterben im Krankenhaus“ auseinander. Dass<br />
dieser Weg ein guter wird, das ist der Auftrag dieser<br />
interdisziplinären Gruppe.<br />
Sanft entschlafen im<br />
Kreise seiner Liebsten: das<br />
wünscht sich wohl jeder<br />
Mensch, wenn er seine letzte Reise<br />
antritt. Leider ist dies nicht jedem<br />
vergönnt. Oft reißt ein Krankenhausaufenthalt<br />
Menschen aus ihrer<br />
gewohnten Umgebung. Hinzu<br />
kommen Angst und Sorgen beim<br />
Betroffenen selbst, aber vor allem<br />
auch bei den Angehörigen. „Für<br />
die engste Umgebung ist es fast<br />
noch schwieriger mit der Situation<br />
umzugehen“, weiß Seelsorger<br />
Mag. Edgar Ferchl-Blum.<br />
Verantwortungsvolle Aufgabe<br />
Ferchl-Blum ist Mitglied der<br />
Arbeitsgruppe „Viaticum“, was so<br />
viel heißt wie „die letzte Wegzehrung“.<br />
Der Vereinigung gehören<br />
neben Seelsorgern auch Ärzte,<br />
Pflege- und Lehrpersonen an.<br />
Gemeinsam nehmen sie sich der<br />
verantwortungsvollen Aufgabe an,<br />
für Sterbende und deren Angehörige<br />
gute Rahmenbedingungen im<br />
Krankenhaus zu schaffen.<br />
Neben den behandelnden Ärzten<br />
sind es vor allem die Schwestern<br />
und Pfleger, die den Patienten<br />
am nächsten sind. Meist fragen<br />
die Betroffenen über ihre direkte<br />
Bezugsperson nach seelischem<br />
Beistand, da hier ein ganz besonderes<br />
Vertrauensverhältnis besteht.<br />
Ein enger Kontakt mit der Pflege<br />
sei daher für die Seelsorge extrem<br />
wichtig, beteuert das Viaticum-<br />
Team. Um möglichst nahe an den<br />
Menschen zu sein, machen sich<br />
die Seelsorger täglich auf den<br />
Weg durch die Stationen. Dort<br />
gehen sie mit der angemessenen<br />
Zurückhaltung auf die Patienten<br />
zu. Denn was und wie viel ein Betroffener<br />
vom Angebot der Seelsorge<br />
annehmen möchte, bleibt<br />
allein seine Entscheidung. „Wer<br />
einen Wegbegleiter sucht, den<br />
begleiten wir, egal welcher Konfession<br />
er angehört“, versichert Edgar<br />
Ferchl-Blum.<br />
Individuelle Begleitung<br />
Wie Menschen mit Krankheit<br />
und Tod umgehen, ist individuell<br />
sehr verschieden. Voraussetzung<br />
ist daher, gemeinsam mit den<br />
Angehörigen herauszufinden, was<br />
der Betroffene braucht, um leichter<br />
mit dem Unausweichlichen<br />
umzugehen. „Einzelgänger etwa<br />
haben lieber ihre Ruhe“, spricht<br />
Daniela Bohle-Fritz, katholische<br />
Seelsorgerin am LKH <strong>Feldkirch</strong>,<br />
aus Erfahrung. „Aber auch diese<br />
Menschen können wir oft dazu<br />
ermutigen, ihre Gefühle auszudrücken,<br />
und damit Erleichterung<br />
schaffen“.<br />
In der besonderen Situation<br />
werden Symbole, wie Andenken<br />
und Fotografien, aber auch Rituale<br />
besonders wichtig. Alle Mitarbeiter<br />
am Krankenbett versuchen<br />
einem Sterbenden möglichst alle<br />
seine „letzten“ Wünsche zu erfüllen,<br />
damit ihm so viele lebenswerte<br />
Augenblicke wie möglich bleiben.<br />
„Das kann manchmal ganz wenig<br />
sein – eine Berührung <strong>oder</strong> ein<br />
intensiver Blickkontakt, die keine<br />
Worte benötigen“, sagt die Seelsorgerin.<br />
Bewusstsein schärfen<br />
„Wichtig ist uns, die Krankenhausmitarbeiter<br />
zu sensibilisieren,<br />
um möglichst allen betroffenen<br />
Patienten ein Sterben in Würde<br />
und Geborgenheit zu ermöglichen“,<br />
so Oberpfleger und Viaticum-Leiter<br />
Arthur Bertsch. Dabei<br />
behilflich sind die ehrenamtlichen,<br />
gut ausgebildeten Sterbebegleiter<br />
der Hospizbewegung.<br />
Obwohl der überwiegende Teil<br />
der Kranken ihre letzten Tage<br />
am liebsten daheim verbringen<br />
würden, ist das nicht immer möglich.<br />
So sterben an die hundert<br />
Patienten jährlich z.B im LKH<br />
Rankweil... Gerade da soll so viel<br />
Privatsphäre wie möglich geschaffen<br />
werden. „Die engsten Angehörigen<br />
können in den letzten<br />
Stunden rund um die Uhr beim<br />
Patienten sein und von ihm Abschied<br />
nehmen“ betont Seelsorger<br />
Edgar Ferchl-Blum. Aber gerade<br />
hier ist ein besonderes Phänomen<br />
zu beobachten: Oft sterben<br />
Patienten ganz früh morgens <strong>oder</strong><br />
nachts. Es scheint fast, als ob so<br />
mancher Reisende den letzten<br />
Weg alleine gehen will... n<br />
den Häusern<br />
DGKP<br />
Arthur Bertsch<br />
„Wir möchten sowohl<br />
dem Patienten<br />
selbst als auch<br />
seinen Angehörigen<br />
in der Grenzsituation<br />
des Sterbens<br />
professionelle<br />
Hilfe anbieten.“<br />
Mag. Edgar<br />
Ferchl-Blum<br />
„Welcher Konfession<br />
ein Patient angehört,<br />
ist für uns<br />
nicht relevant. Wir<br />
sind für alle da, die<br />
sich für ihren letzten<br />
Weg einen Begleiter<br />
wünschen.“<br />
Mag. Daniela<br />
Bohle-Fritz<br />
„Die Betroffenen<br />
gehen sehr unterschiedlich<br />
mit dem<br />
Sterben um. Unser<br />
Ziel ist es, möglichst<br />
auf die individuellenBedürfnisse<br />
einzugehen.“<br />
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