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Antike Astronomie: Von Eudoxos bis zum Almagest - Mathematik.de

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Das heliozentrische Weltbild <strong>de</strong>s Aristarchos von Samos<br />

Aristarchos (Aristarch) von Samos (ca. 310 – 230 v.Chr.) war <strong>Mathematik</strong>er und Astronom.<br />

Er hat eine brillante Metho<strong>de</strong> zur Bestimmung <strong>de</strong>s Verhältnisses <strong>de</strong>r Entfernungen<br />

Er<strong>de</strong>/Sonne und Er<strong>de</strong>/Mond ersonnen. Lediglich Probleme bei <strong>de</strong>r genauen Bestimmung<br />

von Winkeln haben ihn daran gehin<strong>de</strong>rt, das Verhältnis mit einem Fehler kleiner als 1<br />

Promille zu bestimmen. Da aber das von ihm ersonnene Verfahren sehr sensibel auf<br />

Messfehler reagiert, hat er <strong>de</strong>n tatsächlichen Wert <strong>de</strong>utlich verfehlt.<br />

Aristarchos hat sowohl aus geo- wie aus heliozentrischer Sicht über Probleme <strong>de</strong>r<br />

<strong>Astronomie</strong> nachgedacht. Überliefert ist aber nur eine geozentrische Schrift, so dass wir<br />

für eine Rekonstruktion seiner heliozentrischen Arbeiten auf die lei<strong>de</strong>r nicht sehr<br />

ergiebigen Sekundärquellen angewiesen sind. Soviel ist aber klar: Aristarchos ging von<br />

einer Eigendrehung <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> als Ursache für <strong>de</strong>n Tag/Nacht Rhythmus, wie einem<br />

jährlichen Umlauf um die Sonne als Ursache für <strong>de</strong>n Wechsel <strong>de</strong>r Jahreszeiten aus. 22<br />

Aristarch von Samos gab die Erörterung gewisser<br />

Hypothesen heraus, in welchen aus <strong>de</strong>n gemachten<br />

Voraussetzungen erschlossen wird, daß <strong>de</strong>r Kosmos ein<br />

Vielfaches <strong>de</strong>r von mir angegebenen Größe sei. Es wird<br />

nämlich angenommen, daß die Fixsterne und die Sonne<br />

unbeweglich seien, die Er<strong>de</strong> sich um die Sonne, die in <strong>de</strong>r<br />

Mitte <strong>de</strong>r Erdbahn läge, in einem Kreise bewege, die<br />

Fixsternsphäre aber, <strong>de</strong>ren Mittelpunkt die Sonne bil<strong>de</strong>, so<br />

groß sei, daß die Peripherie <strong>de</strong>r Erdbahn sich <strong>zum</strong> Abstan<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Fixsterne verhalte wie <strong>de</strong>r Mittelpunkt <strong>de</strong>r Kugel zu<br />

ihrer Oberfläche. (Archime<strong>de</strong>s: Die Sandzahl) 23<br />

Das Archime<strong>de</strong>s Zitat stützt <strong>de</strong>utlich die Annahme, dass<br />

Aristarchos, als in Geometrie geschulter <strong>Mathematik</strong>er und<br />

Astronom, sich darüber im Klaren war, dass ein heliozentrisches<br />

Weltbild nach einer parallaktischen Verschiebung <strong>de</strong>r<br />

Fixsternpositionen im Wechsel <strong>de</strong>r Jahreszeiten verlangt. D.h. die<br />

Positionen <strong>de</strong>r Fixsterne müssen im Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Jahreszeiten mit<br />

an<strong>de</strong>ren Winkeln gemessen wer<strong>de</strong>n (s. Abb. 6). Da eine<br />

Parallaxe damals nicht messbar war, konnte das (aus<br />

heliozentrischer Sicht) nur be<strong>de</strong>uten, dass die Fixsterne eine<br />

Entfernung zur Er<strong>de</strong> haben, die mit riesig nicht einmal annähernd<br />

angemessen beschrieben ist.<br />

Die Parallaxe existiert. Beim erdnächsten Stern (Proxima<br />

Centauri) beträgt sie 0,722''. 24 Abbildung 6: Die im<br />

heliozentrischen<br />

Weltbild zu erwarten<strong>de</strong><br />

Parallaxe bei Fixsternbeobachtungen<br />

Das lag weit außerhalb <strong>de</strong>r<br />

Messmöglichkeiten <strong>de</strong>r <strong>Antike</strong>. Erst im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt konnte<br />

erstmals die Existenz einer Parallaxe für Fixsterne nachgewiesen<br />

wer<strong>de</strong>n (Bessel, 1838). Noch Kopernikus hätte wohl sein letztes<br />

Hemd für <strong>de</strong>n Nachweis einer solchen Parallaxe gegeben. Aber<br />

auch er hatte keine Chance.<br />

Wir wissen nicht, wie intensiv sich Aristarchos in die Ausarbeitung seines heliozentrischen<br />

Systems vertieft hat. Überragend genaue Prognosen hat er damit je<strong>de</strong>nfalls nicht erzielt.<br />

22 Das Auftreten scheinbar retrogra<strong>de</strong>r Bewegungsphasen bei Wan<strong>de</strong>lsternen ergibt sich daraus dann ganz natürlich.<br />

23 Archime<strong>de</strong>s: Über Spiralen, Kugel und Zylin<strong>de</strong>r [u.a.]. Frankfurt am Main: Deutsch, 1996. S. 349f<br />

24 Das ist weniger als <strong>de</strong>r millionste Teil eines Vollkreises!<br />

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