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Antike Astronomie: Von Eudoxos bis zum Almagest - Mathematik.de

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Das Phänomen <strong>de</strong>r retrogra<strong>de</strong>n Bewegungsphasen war schon <strong>de</strong>n Babyloniern bekannt.<br />

Aber sie nahmen es nicht <strong>zum</strong> Anlass eines tieferen Nach<strong>de</strong>nkens über <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>s<br />

Kosmos. Erst die griechische <strong>Antike</strong> sah darin ein Rätsel, das es mit <strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>s<br />

Verstan<strong>de</strong>s zu lösen galt.<br />

Für neue, gute I<strong>de</strong>en ist die griechische <strong>Antike</strong> <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ale Nährbo<strong>de</strong>n. Und so fin<strong>de</strong>t<br />

<strong>Eudoxos</strong> in Kallippos einen Schüler, <strong>de</strong>r seine Arbeit fortsetzt und die Mo<strong>de</strong>lle verbessert.<br />

Aristoteles (384 - 322 v.Chr.) erkennt die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r <strong>Eudoxos</strong>-Kallippos-Mo<strong>de</strong>lle und<br />

integriert diese Mo<strong>de</strong>lle zu einer geozentrischen Kosmologie. Diese Kosmologie hat<br />

Nachwirkungen, die <strong>bis</strong> tief in die europäische Renaissance hinein spürbar sind. Die in <strong>de</strong>r<br />

Scholastik einsetzen<strong>de</strong> Dogmatisierung <strong>de</strong>r aristotelischen Lehren ist eines <strong>de</strong>r<br />

Haupthin<strong>de</strong>rnisse für eine freie und offene Diskussion über heliozentrische Alternativen.<br />

Heliozentrische Gegenentwürfe zur geozentrischen Kosmologie gab es bereits in <strong>de</strong>r<br />

<strong>Antike</strong>. Aristarchos von Samos legt ein heliozentrisches Weltbild vor, das in seinen<br />

Grundzügen bereits <strong>de</strong>m kopernikanischen Weltbild entspricht. Aristarchos gewinnt in <strong>de</strong>r<br />

<strong>Antike</strong> jedoch kaum Anhänger. Er kann einige recht kluge Einwän<strong>de</strong> gegen die<br />

heliozentrische Weltsicht nicht überzeugend entkräften. Die <strong>Antike</strong> bleibt im wesentlichen<br />

geozentrisch gestimmt.<br />

Da aber selbst die von Kallippos verbesserten <strong>Eudoxos</strong> Mo<strong>de</strong>lle nicht beson<strong>de</strong>rs<br />

zuverlässig sind, wird in <strong>de</strong>r Spätantike an neuen geozentrischen Weltbil<strong>de</strong>rn gearbeitet.<br />

Ausgehend von Apollonios über Hipparchos <strong>bis</strong> hin zu Ptolemaios wer<strong>de</strong>n die Metho<strong>de</strong>n<br />

zur Mo<strong>de</strong>llierung geozentrischer Systeme immer wie<strong>de</strong>r verbessert.<br />

Stück für Stück entfernt man sich dabei vom ursprünglichen antiken I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r<br />

geozentrischen Himmelsmechanik: Der gleichförmigen Kreisbewegung mit <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> im<br />

Mittelpunkt. Das Repertoire <strong>de</strong>r Werkzeuge zur Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r Himmelsmechanik wird<br />

Stück für Stück erweitert.<br />

Die dadurch für die Mo<strong>de</strong>llierung neu gewonnenen Freiheitsgra<strong>de</strong> nutzt die <strong>Antike</strong> mit<br />

Erfolg. Der <strong>Almagest</strong> von Ptolemaios krönt diese Entwicklung. Das dort vorgestellte<br />

geozentrische Weltbild bleibt für ca. 1500 Jahre in Puncto Zuverlässigkeit und Genauigkeit<br />

unübertroffen.<br />

Noch Kopernikus scheitert am Versuch es mit <strong>de</strong>ssen Genauigkeit aufzunehmen. Erst<br />

Kepler gelingt es die Zuverlässigkeit <strong>de</strong>r ptolemäischen Prognosen zu übertrumpfen. Der<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Vorteil Keplers gegenüber Kopernikus: Er unterstellt keine gleichförmig<br />

durchlaufenen Kreisbahnen (wie Kopernikus), son<strong>de</strong>rn verwen<strong>de</strong>t Ellipsen, die von <strong>de</strong>n<br />

Planeten mit verän<strong>de</strong>rlicher Geschwindigkeit durchlaufen wer<strong>de</strong>n.<br />

Bis <strong>zum</strong> Erscheinen <strong>de</strong>r Rudolfinischen Tafeln von Kepler (1627) war je<strong>de</strong>r Seemann gut<br />

damit beraten, wenn er sich bei <strong>de</strong>r Navigation auf <strong>de</strong>m offenen Meer lieber <strong>de</strong>n<br />

ptolemäischen Tafeln anvertraute.<br />

Dieser Text schil<strong>de</strong>rt die Hauptetappen <strong>de</strong>r antiken <strong>Astronomie</strong> von <strong>Eudoxos</strong> <strong>bis</strong><br />

Ptolemaios.<br />

Wie so viele an<strong>de</strong>re Wissenschaften auch, verdankt die <strong>Astronomie</strong> ihre Anfänge <strong>de</strong>m<br />

intellektuell so fruchtbaren Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r griechischen <strong>Antike</strong>.<br />

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