Antike Astronomie: Von Eudoxos bis zum Almagest - Mathematik.de
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Hipparchos ist auch <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n exzentrischen Kreis (Exzenter) in die<br />
geozentrische <strong>Astronomie</strong> einführt. Exzentrisch heißt hierbei einfach, dass <strong>de</strong>r Kreis die<br />
Er<strong>de</strong> umspannt, die Er<strong>de</strong> aber nicht im Mittelpunkt <strong>de</strong>s Kreises liegt.<br />
Hipparchos hat sich mit <strong>de</strong>r genauen Länge <strong>de</strong>s astronomischen Jahres und <strong>de</strong>r<br />
(astronomischen) Jahreszeiten beschäftigt. Um die Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Länge <strong>de</strong>r vier<br />
astronomischen Jahreszeiten zu erklären, nahm er eine exzentrische Bahn <strong>de</strong>r Sonne um<br />
die Er<strong>de</strong> an.<br />
Das war gemessen an <strong>de</strong>n damaligen Denkwelten durchaus kühn. Psychologisch war<br />
damit ein weiterer Schritt zur Aufweichung <strong>de</strong>r radikalen Geozentrik <strong>de</strong>s Aristoteles getan.<br />
Abbildung 9: Bei passend gewählten<br />
Parametern kann man mit Epizyklen eine<br />
zu einer Exzenterkonstruktion gleichwertige<br />
Bahn erzeugen (schematische<br />
Skizze).<br />
Ptolemaios: Der Äquant<br />
Man kann allerdings bei geschickter Wahl <strong>de</strong>r<br />
Parameter, in einem Epizyklenmo<strong>de</strong>ll ebenfalls<br />
eine exzentrische Bahn mo<strong>de</strong>llieren.<br />
Zumin<strong>de</strong>st Ptolemaios (vielleicht aber sogar<br />
schon Hipparchos) wusste dies. 29 Die Exzenter<br />
<strong>de</strong>s Hipparchos waren aber trotz<strong>de</strong>m<br />
i<strong>de</strong>engeschichtlich ein wichtiger Schritt<br />
vorwärts. Durch die Einführung <strong>de</strong>r Exzenter<br />
verliert die Er<strong>de</strong> ganz offensichtlich ihre<br />
Stellung als Zentrum <strong>de</strong>r ganzen Welt.<br />
Mit Epizykel und Exzenter hat die Er<strong>de</strong> ihre Stellung als unbestrittener Mittelpunkt aller<br />
Drehbewegungen <strong>de</strong>s Kosmos bereits verloren. Aber noch wird von allen<br />
Drehbewegungen verlangt, dass sie gleichförmig erfolgen. Noch kennt man keine<br />
Beschleunigungen o<strong>de</strong>r Verzögerungen auf <strong>de</strong>n Kreisbahnen.<br />
Es ist Ptolemaios selbst, <strong>de</strong>r das Prinzip <strong>de</strong>r unbedingt konstanten Winkelgeschwindigkeit<br />
verabschie<strong>de</strong>t. Vor Ptolemaios konnten zwar die verschie<strong>de</strong>nen an einer Mo<strong>de</strong>llierung<br />
beteiligten Kreisbewegungen unterschiedliche Winkelgeschwindigkeiten und sogar<br />
entgegengesetzte Orientierungen haben, aber je<strong>de</strong> Kreisbewegung für sich betrachtet<br />
hatte eine konstante Winkelgeschwindigkeit: Sie war gleichförmig.<br />
Die Art und Weise, in <strong>de</strong>r Ptolemaios mit <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach gleichförmiger<br />
Kreisbewegung bricht, verrät, dass er sich dabei nicht ganz wohl gefühlt hat.<br />
Er gewinnt die ungleichförmige Bewegung auf einem Kreis A durch Konstruktion mittels<br />
einer gleichförmigen Bewegung auf einen Hilfskreis B. Man versteht die Grundi<strong>de</strong>e am<br />
schnellsten wenn man von einem Hilfskreis B mit <strong>de</strong>m Radius rB ausgeht (s. Abb. 10).<br />
29 Den Hinweis <strong>zum</strong> antiken Wissen um die Mo<strong>de</strong>llierbarkeit von Exzentern durch Epizyklen verdanke ich Frau<br />
Sandra Trosien. Sie hat mich auf die hierfür relevanten Stellen im Buch 3, Kapitel 3 <strong>de</strong>s <strong>Almagest</strong> hingewiesen.<br />
Dort wird insbeson<strong>de</strong>re ab Hei 226 die Möglichkeit <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llierung von exzentrischen Bahnen durch Epizyklen<br />
zur Sprache gebracht. Vgl. z.B.: K. Manitius (Hrsg); Ptolemäus: Handbuch <strong>de</strong>r <strong>Astronomie</strong>, Bd. 1; B.G. Teubner<br />
Verlagsgesellschaft Leipzig 1963. S.148ff.<br />
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