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<strong>MEMORIAV</strong><br />

EGERKINGEN STATT MIAMI<br />

Jörg Schneider als Koni Frei<br />

DIE SCHWEIZ UND IHRE SERIEN und Silvia Jost als Erika Brunner<br />

in der Schweizer Fernsehserie<br />

«Motel», 1984. Foto: SF<br />

Die Zeiten, da Fernsehserien als kulturelle Verfallserscheinung betrachtet wurden,<br />

sind längst vorbei. Mittlerweile wird auf jedem Bildungsniveau gerne und ausführlich<br />

über Serien gefachsimpelt, und als Banause gilt nunmehr, wer hier nicht<br />

mitzureden weiss.<br />

Das aktuelle Interesse für Serien hat freilich<br />

gute Gründe. Hatte Hollywood einst das Fernsehen<br />

als Abklatsch belächelt, so ist es nun<br />

selbst zu dessen Epigone geworden: Alte<br />

Serien werden zu Kinofilmen aufgeblasen,<br />

dafür findet man originelle Ideen unterdessen<br />

eher bei den Fernsehanstalten als den grossen<br />

Produktionsstudios. Serien wie «Deadwood»,<br />

«CSI» oder das brillante Mafiaepos «The Sopranos»<br />

sehen dank neuen technischen Mitteln<br />

nicht nur aus wie grosses Kino, sondern sind oft<br />

auch spannender als dieses.<br />

Die neue Lust an der Serie hat indes auch eine<br />

nostalgische Seite: Wer sich an die Mehrteiler<br />

erinnert, mit denen er gross geworden ist, versichert<br />

sich dadurch seiner Geschichte. Die<br />

Serien von einst versprechen kuschelige Geborgenheit,<br />

und so verwundert es nicht, dass die<br />

DVD-Läden entsprechend bestückt sind mit<br />

alten TV-Hits von A wie «A-Team» bis Z wie<br />

«Die rote Zora». Doch wenn es offenbar eine<br />

Funktion der Fernsehserien ist, Identität zu<br />

stiften, lässt sich auch die Mentalität eines<br />

Landes anhand seiner TV-Geschichten untersuchen.<br />

«Polizischt Wäckerli» –<br />

die erste Schweizer Soap<br />

Wie überall hat auch in der Schweiz das Genre<br />

der Fernsehserie seinen Ursprung in den Hörspielserien<br />

der 50er-Jahre. Freilich waren schon<br />

da die Differenzen zwischen den Schweizerischen<br />

Hörstücken und jenen aus dem Ausland<br />

sprechend: Während in Amerika der maskierte<br />

Rächer «The Green Hornet» über den Äther auf<br />

Verbrecherjagd ging und in England der elegante<br />

Privatdetektiv Paul Temple bei einem<br />

Glas Martini Mordfälle löste, hatte die Schweiz<br />

1950 einen ungleich helvetischeren Hörspiel-<br />

Kriminalisten: den behäbigen «Polizischt<br />

JOHANNES BINOTTO,<br />

FILMPUBLIZIST<br />

M EMORIAV <strong>BULLETIN</strong> NR.1 4 29

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