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Geraldine Chaplin wünscht ihrem<br />
Vater alles Gute zum Geburtstag.<br />
Flasche: Château Gris, Nuits<br />
St.Georges, 1945 (16. April 1959).<br />
Foto: Yves Debraine, Le Mont-sur-Lausanne<br />
BEAT HIRT,<br />
AUTOR UND FILM-<br />
PRODUZENT<br />
40 M EMORIAV <strong>BULLETIN</strong> NR.1 4<br />
EIN PLÄDOYER<br />
FÜR DAS ECHTE<br />
Zum täglichen Brot des Doku-Filmproduzenten Beat Hirt gehört auch das Verarbeiten<br />
von Archivmaterial. Eine kreative Tätigkeit, die Einfühlungsvermögen<br />
voraussetzt. Im folgenden Beitrag legt Hirt seine persönliche Sicht der Dinge<br />
dar. Er bezeichnet die Beurteilungspolitik in der Filmförderung als «archivfeindlich»<br />
und kritisiert das mangelnde Verständnis im Umgang mit dem audiovisuellen<br />
Gedächtnis der Schweiz.<br />
Charlie Chaplin hat am Weihnachtstag 1977<br />
am Genfersee das Zeitliche gesegnet. Zweieinhalb<br />
Jahrzehnte seines Lebens hat das<br />
geniale Multitalent in der Schweiz gelebt, dabei<br />
auch Spuren der audiovisuellen Art hinterlassen,<br />
mehrheitlich in Schwarz-Weiss. Für unseren<br />
Fernseh-Dokumentarfilm «Charlie Chaplin<br />
– die Schweizer Jahre» (2002) stückelten wir<br />
zusammen, was die Archive hergaben. Zu unserer<br />
Verblüffung war erstaunlich wenig zu<br />
finden. Und immer wieder wunderten wir uns,<br />
in welch schlechtem technischen Zustand wir<br />
Beiträge angetroffen haben.<br />
Unser Chaplin-Dokumentarfilm ist auf dem New<br />
York Film Festival 2003 mit einer World Medal<br />
in Bronze ausgezeichnet worden. Zuvor hatte<br />
das Bundesamt für Kultur dem Projekt jegliche<br />
Unterstützung verweigert. Freude herrschte,<br />
als uns der damalige Chef der Sektion Film per<br />
E-Mail zur Auszeichnung gratulierte. Aber er<br />
bestand in seinem Grusswort auch auf seinem<br />
Grundsatz: «Bei uns steht das Schaffen mit<br />
neuen Bildern im Vordergrund.»<br />
Archivmaterial passt in keine Schublade<br />
Solches ist typisch für das kulturelle Schubladendenken<br />
in diesem Land. Als kulturell wertvoll<br />
wird eigentlich nur betrachtet, was entweder<br />
schon wurmstichig oder noch nicht ganz<br />
trocken ist. Und sobald Neues mit Altem verwoben<br />
wird, fehlt die passende Schublade. Die<br />
Experten, welche im Auftrag der Kulturförderung<br />
Filmprojekte beurteilen, betrachten die<br />
Verarbeitung von Archivmaterial in der Regel