KoBo - Bonstetten
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<strong>KoBo</strong> Kultur<br />
Was verbindet Ruedi und Julius?<br />
10 <strong>KoBo</strong> 01/08<br />
Februar<br />
Dank der Schaltjahr-Regelung<br />
halten die Kalenderjahre mit den<br />
Jahreszeiten Schritt. Das Regelwerk<br />
ist jedoch nicht für die Ewigkeit<br />
bestimmt. Es muss überarbeitet<br />
werden – in etwa 3000 Jahren.<br />
Aus der <strong>KoBo</strong>-Redaktion<br />
29.<br />
Ruedi gehört zu jenen Menschen, die sich<br />
heute nicht nur über den <strong>KoBo</strong> freuen<br />
können, sondern auch über ihren raren<br />
Geburtstag: den 29. Februar! Mit seinen<br />
nunmehr 64 Lebensjahren kann er dieses<br />
Mal erst zum 16. Mal regulär Geburtstag<br />
feiern. Denn der 29. Februar kommt gemäss<br />
gregorianischem Kalender nur in all<br />
jenen Jahren vor, die durch vier oder vierhundert<br />
teilbar sind.<br />
Frühling im Winter<br />
Der Grund hierfür ist, dass es dummerweise<br />
nicht genau 365 Tage dauert, bis die<br />
Erde einmal um die Sonne gewandert ist,<br />
sondern genau 365 Tage, 5 Stunden, 48<br />
Minuten und 46 Sekunden – oder bruchgenau<br />
ausgedrückt 365,23636 Tage.<br />
Das bedeutet: Ohne Korrektur würde<br />
sich das Datum im Kalender jedes Jahr<br />
um etwa einen Vierteltag gegenüber der<br />
Samariterverein<br />
<strong>Bonstetten</strong>-Wettswil<br />
N O T F Ä L L E<br />
bei Kleinkindern<br />
Ein Kurs für Mütter, Väter und Betreuungspersonen<br />
von Kindern. Dieses Wissen<br />
gibt Sicherheit und Selbstvertrauen.<br />
Im März 08: Di. 4./Mo. 10./Di. 11. /Di. 18.<br />
4 x 2 Stunden 20.00 – 22.00 Uhr<br />
im Gemeindesaal <strong>Bonstetten</strong><br />
Kosten Einzelperson CHF 100.–<br />
Ehepaar CHF 150.–<br />
Auskunft Tel. 044 700 02 82 (H. Illi,<br />
Samariterlehrerin) oder 044 700 11 95<br />
(S. Bottarella, Präsidentin)<br />
Jahreszeit nach hinten verschieben und<br />
dann wäre irgendwann einmal Frühling<br />
im Winter! Damit dies nicht geschieht,<br />
schalten wir regelmässig einen zusätzlichen<br />
Tag ein – eine Regel, die bereits<br />
den alten Ägyptern bekannt war und später<br />
von den Römern übernommen wurde.<br />
Und da beginnt auch schon die Wirrnis.<br />
Jahr der Verwirrung<br />
Denn im Römischen Reich bestimmte<br />
anfangs der oberste Priester, wann Schaltmonate<br />
eingesetzt wurden. Und vom zusätzlichen<br />
Steuerertrag profi tierte damals<br />
der jeweilige Statthalter. Dies blieb den<br />
Priestern nicht verborgen, worauf sie die<br />
Schaltmonate nur noch gegen Geld in<br />
den Kalender aufnahmen. Bizarre Folgen<br />
hatte dies, als sich Priester und Statthalter<br />
nicht mehr über den Preis einigen konnten:<br />
Die Schalttage wurden nicht mehr<br />
berücksichtigt und der ganze Kalender<br />
verschob sich.<br />
Diesem Treiben setzte Julius Cäsar ein<br />
Ende, indem er im Jahr 45 vor Christus<br />
den sogenannten Julianischen Kalender<br />
einführte. Die verlorenen Tage wurden<br />
im Jahr zuvor nachgeholt. So dauerte das<br />
Jahr 46 vor Christus 460 Tage und trug<br />
bezeichnenderweise den Namen «Jahr der<br />
Verwirrung».<br />
Damit aber nicht genug. Cäsars Zeitrechnung<br />
hatte einen Haken: Das julianische<br />
Jahr kam dem Sonnenjahr zwar<br />
sehr nahe, war aber immer noch ein klein<br />
wenig zu lang, und zwar um 11 Minuten<br />
und 14 Sekunden. Was auf den ersten<br />
Blick nach wenig aussieht, läppert sich<br />
doch alle 129 Jahre auf einen ganzen Tag<br />
zusammen!<br />
Julianischer und Gregorianischer Kalender<br />
So kam es, dass sich mit Cäsars Schaltjahr-<br />
Regelung im Lauf der Jahrhunderte der<br />
Frühlingsbeginn immer mehr in Richtung<br />
Sommer verschob. Im 16. Jahrhundert<br />
war dieser kleine Unterschied schon auf<br />
zehn Tage angewachsen. Grund genug für<br />
Papst Gregor XIII. etwas gegen diese Ungenauigkeit<br />
zu unternehmen. Der katholischen<br />
Kirche passte diese Verschiebung<br />
überhaupt nicht, richtet sich doch Ostern<br />
– das höchste christliche Fest – seit jeher<br />
nach dem Frühlingsanfang: Ostern feiert<br />
die römische Christenheit am ersten<br />
Sonntag nach dem Frühlingsvollmond.<br />
Papst Gregor XIII. setzte eine Expertenkommission<br />
ein und verkündete 1582 auf<br />
deren Vorschlag hin, dass fortan der gregorianische<br />
Kalender gelten solle!<br />
10 verschwundene Tage<br />
Um die Welt wieder ins Lot zu rücken,<br />
liess der Papst kurzerhand zehn «überzählige»<br />
Tage aus dem Kalender streichen:<br />
Um keine grösseren Kirchenfeste<br />
zu tilgen, wurde dafür die Zeit vom 5. bis<br />
zum 14. Oktober gewählt. Diese beiden<br />
Tage folgten nun unmittelbar aufeinander<br />
– und seither klaff t hier ein rechnerisches<br />
schwarzes Loch im Kalender. Die Neuerung<br />
wurde in den katholischen Ländern<br />
sofort, in den anderen mit Verzögerung<br />
eingeführt. So feierte man 1701 im reformierten<br />
Kanton Bern Neujahr nicht am<br />
1., sondern am 12. Januar.<br />
Fast auf die Sekunde genau<br />
Um noch mehr Präzision im Schaltjahr-<br />
Regelwerk zu erreichen, sollten ausserdem<br />
künftig in allen Hunderterjahren – zum<br />
Beispiel 1700, 1800 und so weiter – die<br />
Schalttage wegfallen. Die Ausnahme von<br />
der Ausnahme: Alle durch 400 ohne Rest<br />
teilbaren Jahre sollten doch wieder Schalt-<br />
jahre sein. 2000 war beispielsweise ein<br />
solches «Ausnahme-Schaltjahr». Damit<br />
nähert sich der gregorianische Kalender<br />
mit einer Abweichung von gerade noch<br />
26 Sekunden dem Sonnenjahr an.<br />
Das Erstaunlichste am päpstlichen<br />
Wurf ist aber, dass auch heutige Astronomen<br />
trotz der enormen Fortschritte<br />
in der Zeitmessung und der Positionsbestimmung<br />
von Himmelskörpern keinen<br />
Grund sehen, den bewährten Kalender<br />
mit seinen Sonderregelungen zu ändern.<br />
Eventuell wird sich dies in rund 3000<br />
Jahren ändern, dann nämlich, wenn der<br />
gregorianische Kalender einen Tag vom<br />
Jahreszeitenkalender abweicht. Bis dahin<br />
feiert Ruedi seinen Geburtstag entweder<br />
am 29. Februar oder, was ihm noch viel<br />
lieber ist, am 28. Februar, und am 1. März,<br />
wenn das Jahr kein Schaltjahr ist ...