KoBo - Bonstetten
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<strong>KoBo</strong> Schule<br />
Keine Spur von Angela<br />
Nach der Menüwahl gespanntes Zuhören zwischen Kuchen und Getränken. (Bild: Ute Ruf)<br />
Von Ute Ruf<br />
Die Bibliothek <strong>Bonstetten</strong> und die angrenzenden<br />
Schulräume im Schachenmatten<br />
wurden zu einem Literaturcafé<br />
umgestaltet. An zehn Tischen sassen die<br />
Eltern von Kindern aus fünf Schulklassen<br />
und warteten auf eine Lesung zum Th ema<br />
«So ein Fest». Dies war das Motto<br />
der Schweizerischen Erzählnacht, die im<br />
November stattgefunden hatte. Weil da<br />
jedoch eine Projektwoche angesagt war,<br />
verschob man das Ereignis auf den 8.<br />
Februar 08.<br />
Auf jedem Tisch lag eine «Speisekarte»<br />
mit Menü-Vorschlägen z. B. «Rattenfest»<br />
und «Orangenfest» oder «Frohe Ostern».<br />
Nun konnte man etwas davon bestellen,<br />
bekam aber weder Rattenbraten noch<br />
Orangensalat noch Senfeier serviert, sondern<br />
einen Genuss literarischer Art: Man<br />
bekam eine Geschichte zu hören, eine<br />
Ratten-, Orangen- oder Ostergeschichte.<br />
Und das ging so:<br />
Nachdem sich die Eltern auf eine Geschichte<br />
geeinigt hatten – es galt nur Sammelbestellung<br />
– gaben sie den Wunsch an<br />
eine Bibliothekarin weiter. Diese erkannte<br />
anhand einer Liste, aus welcher Klasse die<br />
12 <strong>KoBo</strong> 01/08<br />
Autorin bzw. der Autor kam, und holte<br />
diesen aus einem der Klassenzimmer.<br />
(Die Teilnahme der Kinder war freiwillig<br />
und so machten nicht alle Kinder einer<br />
Klasse mit.)<br />
«Ich heisse … und gehe in die …. Klasse<br />
von …….»<br />
So stellte sich jeder Schreiberling vor<br />
und las dann seine Geschichte. Der anschliessende<br />
Beifall war ihm/ ihr sicher.<br />
Da wurde von Witz- und Wichtelfesten<br />
erzählt, von Häuser- und Horrorfesten<br />
und von Türlersee-Partys; man erinnerte<br />
sich an den eigenen zweiten Geburtstag<br />
und an Vaters vierzigsten. Es gab wahre<br />
und unwahre Geschichten. Manchmal<br />
hörte man Lachen und manchmal auch<br />
so was wie erschrecktes, lautes Einatmen.<br />
Die Geschichte von Christoph und<br />
Martin konnte ich den beiden abschwatzen.<br />
Es geht um das Abschiedsfest ihres<br />
Lehrers. Ich gebe sie hier gekürzt wieder.<br />
«Am Dienstagabend war es dann soweit.<br />
Die Knaben spielten Fussball und<br />
die Mädchen haben der Party den letzten<br />
Schliff gegeben und die Chips auf Plastikteller<br />
verteilt. Die Party begann, als wir<br />
die Stereoanlage angeschaltet und die CD<br />
von «Stress» hineingeschoben hatten.<br />
Irgendwann verliessen Herr Kaeser und<br />
Frau Locher das Klassenzimmer. Nun<br />
konnten wir für uns tanzen und schwatzen,<br />
das war sehr lustig. Dardan, Gabriel<br />
und wir beide gingen auf die Tanzfl äche,<br />
breakten, was das Zeug hielt und zeigten<br />
waghalsige Tricks und Flips. Die Mädchen<br />
haben geschrieen.<br />
Am Anfang hatte Frau Locher jedem<br />
von uns Nastücher verteilt und gesagt:<br />
Wenn Herr Kaeser hereinkommt, beginnen<br />
wir zu weinen. Natürlich haben wir<br />
nicht richtig geweint, aber wir vermissen<br />
ihn schon jetzt.»<br />
Ich ging von Tisch zu Tisch, hörte ein<br />
bisschen zu und notierte einzelne Sätze.<br />
Die Geschichten fand ich teilweise zu<br />
lang.<br />
Ich würde sagen: Zum Vorlesen reicht<br />
eine A4-Seite, sonst ermüden die Zuhörer.<br />
Kürzen und somit eine Erzählung<br />
kompakter machen, ist auch eine Kunst.<br />
Schliesslich betrat ich ein Klassenzimmer,<br />
in dem die Kinder auf ihren Auftritt warteten.<br />
Ich setzte mich auf ein Bänkli und<br />
fragte: «Wer hat mir einen guten Satz?»<br />
Da wurden mir viele Geschichten präsentiert<br />
und die meisten Kinder fanden, der