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pdf, 1.2 MB - Der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr - Bremen

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WOHNEN IN BREMEN –<br />

EINE GENERATIONENGERECHTE ADRESSE<br />

GEMEINSCHAFTLICH WOHNEN<br />

EIN LEITFADEN


INHALT<br />

VORWORT 5<br />

EINLEITUNG 6<br />

AKTUELL IN BREMEN 8<br />

GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN 18<br />

NACHBARSCHAFTSPROJEKTE 21<br />

WOHNPROJEKTE 23<br />

BEISPIELE 38<br />

ADRESSEN 69<br />

PHOTONACHWEIS / LITERATUR 71<br />

IMPRESSUM 75


VORWORT<br />

<strong>Bremen</strong> hat sich 2009 ein neues Leitbild der Stadtentwick-<br />

lung gegeben: <strong>Bremen</strong>! Lebenswert – urban – vernetzt<br />

<strong>Der</strong> demographische Wandel <strong>und</strong> die damit einherge-<br />

henden Veränderungen von Wohnwünschen erfordern neue<br />

Konzepte <strong>für</strong> eine älter <strong>und</strong> bunter werdende Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> stellen neue Herausforderungen an die Wohnungspo-<br />

litik. Immer mehr Bremerinnen <strong>und</strong> Bremer möchten sich<br />

neu ausrichten <strong>und</strong> sind mit Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bekannten auf der Suche<br />

nach geeigneten Gr<strong>und</strong>stücken <strong>und</strong> Objekten, in denen sie gemeinschaftlich<br />

wohnen können.<br />

<strong>Der</strong> Wunsch nach gemeinschaftlichem Wohnen kann sehr unterschiedlich<br />

sein. Die Zielsetzung richtet sich dabei nicht ausschließlich<br />

auf wirtschaftliche Aspekte. Vielmehr soll neben Hilfeleistungen<br />

im Bedarfsfall auch stärker die Gemeinschaft gelebt werden.<br />

Gemeinschaftliche Wohnprojekte tragen auf ihre Weise zur Wohn<strong>und</strong><br />

Lebensqualität der Stadtteile bei <strong>und</strong> wirken über das Haus hinaus<br />

in die Quartiere. Gemeinschaftliche Wohnprojekte bedeuten<br />

darüber hinaus Nachbarschaftshilfe <strong>und</strong> Engagement im Stadtteil<br />

<strong>und</strong> sind Beispiele <strong>für</strong> neue städtische Wohn- <strong>und</strong> Lebensformen.<br />

Die Hauptzielgruppe <strong>für</strong> gemeinschaftliches Wohnen ist die Gruppe<br />

der Generation 50 +. Angestrebt werden Wohnprojekte im Rahmen<br />

einer Hausgemeinschaft, wobei Objekte gesucht werden, in denen<br />

mehrere Wohnungen möglich sind <strong>und</strong> die vielleicht auch noch<br />

Räume <strong>für</strong> eine gemeinsame Nutzung umfassen. Auch Nachbarschaftsprojekte<br />

mit kurzen Wegen innerhalb einer Straße oder eines<br />

Quartiers sind gefragt.<br />

Neue Schritte seitens der Stadt <strong>Bremen</strong> sind mit einer Ausschreibung<br />

von städtischen Immobilien <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stücken eingeleitet, die<br />

von Wohngruppen in <strong>Bremen</strong> unter besonderen Bedingungen erworben<br />

werden können.<br />

Um sich auf dem Wege zu einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt<br />

nicht zu verlaufen, möchte ich mit diesem Leitfaden eine Orientierungshilfe<br />

geben. Es wird aufgezeigt, was alles möglich ist in dieser<br />

bunten Welt <strong>und</strong> was es gilt zu berücksichtigen. Es soll ein Traum<br />

werden, der sich auch erfüllen <strong>und</strong> leben lässt <strong>und</strong> der vielleicht<br />

noch mehr Menschen dazu anregt, diesem Beispiel zu folgen.<br />

Dr. Reinhard Loske,<br />

<strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa<br />

5


6<br />

Wandel –<br />

die Welt<br />

wird älter<br />

<strong>und</strong> bunter!<br />

neue<br />

Wohnformen<br />

neue<br />

Kombinationen<br />

EINLEITUNG<br />

Gemeinschaftliche Wohnformen haben b<strong>und</strong>esweit Konjunktur. <strong>Der</strong><br />

Wunsch nach einer funktionierenden städtischen Nachbarschaft<br />

oder nach einem unkomplizierten <strong>und</strong> verlässlichen Zusammenleben<br />

bei gleichzeitiger Wahrung der Privatheit in der Gemeinschaft<br />

ist bei vielen Menschen vorhanden. Die Vorstellungen zur Realisierung<br />

dieses Wunsches sind jedoch sehr verschieden. Klar ist <strong>für</strong> die<br />

Meisten, dass die Familie mit mehreren Generationen unter einem<br />

Dach oder in unmittelbarer Nachbarschaft lange nicht mehr das einzig<br />

denkbare Modell ist.<br />

Nicht erst seit der demografische Wandel in aller M<strong>und</strong>e ist, wird die<br />

Gesellschaft älter <strong>und</strong> bunter. Durch die zunehmende Individualisierung<br />

laufen viele Menschen Gefahr, einsamer zu werden. Das gilt<br />

<strong>für</strong> alt <strong>und</strong> jung in verschiedener Weise. <strong>Der</strong> demografische Wandel<br />

<strong>und</strong> die veränderten flexibilisierten <strong>und</strong> globalisierten Arbeits- <strong>und</strong><br />

Lebensverhältnisse <strong>für</strong> junge Menschen in Ausbildung <strong>und</strong> Beruf<br />

führen dazu, dass immer mehr Menschen ohne familiäre Bindungen<br />

leben. Auch immer mehr junge Menschen leben allein. Viele sind allein<br />

erziehend <strong>und</strong> organisieren ihren Alltag ohne Familienunterstützung.<br />

Die typische Kleinfamilie der Wirtschaftw<strong>und</strong>erzeit oder die<br />

Großfamilie der bäuerlichen Ökonomien sowie die homogenen Milieus<br />

der Arbeitersiedlungen mit eng verflochtenen Nachbarschaftsbeziehungen<br />

gehören weitestgehend der Vergangenheit an<br />

(vgl. auch Göschel. A. 2007).<br />

Mit dem demografischen Wandel ist außerdem die Zunahme des<br />

Bevölkerungsanteils der Älteren <strong>und</strong> Hochaltrigen verknüpft bei<br />

gleichzeitig stagnierenden bis abnehmenden jüngeren Jahrgängen.<br />

Das ist vor allem eine Herausforderung an die sozialen Sicherungssysteme.<br />

Für viele Menschen ist dies aber auch mit der Perspektive<br />

verb<strong>und</strong>en, im Alter allein zu sein <strong>und</strong> sich häusliche Pflege als<br />

R<strong>und</strong>um-Sorglos-Paket oder gar einen Heimaufenthalt nicht finanzieren<br />

zu können.<br />

Daher gibt es b<strong>und</strong>esweit ein hohes Interesse an gemeinschaftlichen<br />

Wohnformen, sowohl <strong>für</strong> Jüngere als auch <strong>für</strong> ältere Menschen,<br />

aber auch <strong>für</strong> Jung & Alt zusammen. <strong>Der</strong> Wunsch ist groß,<br />

neue Formen des Zusammenlebens auszuprobieren. Und hierbei ist<br />

der Blick nicht vorrangig auf Wohnformen gerichtet, die zugleich mit<br />

besonderer Pflege (Service-Wohnen) verknüpft sind – oder auf eine<br />

besondere Zielgruppe wie zum Beispiel Demenzkranke.<br />

Viele denken bei gemeinschaftlichem Wohnen zuerst an die Wohngemeinschaften<br />

der späten 1960er <strong>und</strong> 1970er Jahre. Aber das<br />

Spektrum an neuen gemeinschaftlichen Wohnformen ist viel breiter.


Gemeinschaftliches Wohnen kann in der Nachbarschaft im Quartier<br />

ebenso wie unter einem Dach als Hausgemeinschaft oder in einer<br />

gemeinsamen <strong>Bau</strong>gruppe mit verschiedenen Gebäuden <strong>und</strong> gemeinsam<br />

genutzten Flächen realisiert werden. Es kann in Eigentum,<br />

mit einer Genossenschaft oder zur Miete organisiert sein. Die Kombinationen<br />

sind so bunt wie die Lebensvorstellungen der Beteiligten.<br />

Nur macht es zu Beginn vielleicht etwas mehr Mühe, das Richtige<br />

auszuwählen. Das ist wie beim Kauf von etwas Maßgeschneidertem<br />

statt von der Stange. Da<strong>für</strong> hält es dann meistens länger.<br />

Oftmals gibt es eine Idee <strong>und</strong> es fehlen weitere Informationen dazu,<br />

in welcher Form ein gemeinschaftliches Wohnen verwirklicht werden<br />

kann. Manchmal wäre ein Hinweis wichtig, welche Schritte aufeinander<br />

folgen sollten <strong>und</strong> welche professionelle Beratung sinnvoll<br />

ist, um ein Projekt anzustoßen. Und nicht zuletzt sind professionelle<br />

Ansprechpartnerinnen <strong>und</strong> Ansprechpartner hilfreich, um Projekte<br />

beginnen <strong>und</strong> umsetzen zu können.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa (SUBVE) in <strong>Bremen</strong><br />

hat es sich zum Ziel gesetzt, gemeinschaftliche Wohnformen<br />

zu unterstützen. Dieser Leitfaden möchte daher eine erste Informationsmöglichkeit<br />

<strong>für</strong> alle Interessierten bieten.<br />

Er bietet einen Überblick über das Spektrum des gemeinschaftlichen<br />

Wohnens <strong>und</strong> geht dabei insbesondere auf die Situation in <strong>Bremen</strong><br />

ein. Die in der Stadt vorhandenen Informationsangebote <strong>und</strong> Unterstützungsmöglichkeiten<br />

sind hier <strong>für</strong> alle zusammengestellt.<br />

Insbesondere vor dem Hintergr<strong>und</strong> der bisherigen Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Ansätze in <strong>Bremen</strong> setzt der Leitfaden zwei Schwerpunkte, zu denen<br />

Anregungen <strong>und</strong> Erfahrungen zusammengestellt sind:<br />

• Nachbarschaftsprojekte im Quartier /<br />

Neue Formen von Nachbarschaften<br />

• Gemeinschaftliches Wohnen 'unter einem Dach'<br />

Allgemein Interessierte finden so einen Überblick über verschiedene<br />

Wege gemeinschaftlichen Wohnens als erste Orientierung.<br />

Innerhalb dieser beiden Schwerpunkte sind unterschiedliche Formen<br />

des Zusammenlebens <strong>und</strong> auch unterschiedliche Rechts- <strong>und</strong> Finanzierungsformen<br />

vorstellbar. Diese werden in einem beispielhaften Ablaufschema<br />

<strong>für</strong> die Realisierung einer Idee zum gemeinschaftlichen<br />

Wohnen dargestellt. Abschließend folgt ein praktischer Teil mit Adressen<br />

<strong>und</strong> Ansprechpartnerinnen <strong>und</strong> -partnern in <strong>Bremen</strong> sowie einigen<br />

b<strong>und</strong>esweit hilfreichen Adressen <strong>und</strong> weiterer Literatur zum Thema.<br />

professionelle<br />

Beratung<br />

Spektrum,<br />

Realisierung,<br />

Finanzierung,<br />

Partner<br />

7


8<br />

gründerzeitlicher<br />

Geschoss-<br />

wohnungsbau<br />

ist in <strong>Bremen</strong><br />

die Ausnahme<br />

Das Wohnungsangebot<br />

AKTUELL IN BREMEN<br />

Das Wohnungsangebot in <strong>Bremen</strong> ist im Wesentlichen durch drei<br />

verschiedene Siedlungstypen der Stadt geprägt. Sie bestimmen die<br />

unterschiedlichen Voraussetzungen <strong>für</strong> Angebot <strong>und</strong> Nachfrage in<br />

den jeweiligen Stadtteilen <strong>und</strong> Stadtquartieren:<br />

• Die innenstadtnahen, gemischt genutzten Quartiere der<br />

Stadterweiterungen des späten 19. <strong>und</strong> frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

sind durch das Bremer Haus geprägt, das weitestgehend<br />

in einem dichtmaschigen Raster von Straßen<br />

gebaut wurde. Diese Quartiere sind auf dem Wohnungsmarkt<br />

stark nachgefragt, ihnen wird eine hohe Lebensqualität<br />

zugesprochen. <strong>Der</strong> Eigentumsanteil in diesen<br />

Quartieren ist sehr hoch.<br />

• Die Nachkriegsmoderne ist in <strong>Bremen</strong> durch große zusammenhängende<br />

Wohngebiete mit dem Schwerpunkt<br />

Mietwohnungsbau von großen Wohnungsunternehmen<br />

geprägt. Ob Vahr, Marßel oder Kattenturm: hier dominiert<br />

der Mietwohnungsbau. Diese Siedlungen stellen den<br />

Schwerpunkt des Mietwohnungsmarktes zu erschwinglichen<br />

Preisen <strong>für</strong> <strong>Bremen</strong> dar.<br />

• Die Bebauung vorwiegend aus jüngerer Zeit bildet einen<br />

suburbanen Ring an den Rändern der Stadt <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>eslandes<br />

<strong>Bremen</strong>. Hier sind Reihenhaussiedlungen, aber<br />

auch Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhausgebiete entstanden, die<br />

ältere Orts- <strong>und</strong> Dorfkerne einschließen. Teilweise ist auch<br />

ergänzend Mietwohnungsbau eingestreut. Hier wurde in<br />

den letzten 20 bis 30Jahren schwerpunktmäßig <strong>für</strong> junge<br />

Familien gebaut. <strong>Der</strong> Eigentumsanteil ist hier höher als der<br />

Anteil an Mietwohnungen. Nachgefragt sind diese Gebiete<br />

als 'Wohnen im Grünen' unter der Programmatik '<strong>Bau</strong>en in<br />

<strong>Bremen</strong>'. Eine <strong>Bau</strong>weise, die die meisten deutschen Großstädte<br />

prägt, ist in <strong>Bremen</strong> eher eine Ausnahme:<br />

<strong>Der</strong> gründerzeitliche Mietwohnungsbau mit in der Regel 8 Wohnungen<br />

auf vier Etagen (Zweispänner) oder vier Wohnungen pro<br />

Haus (Einspänner), der sich gut <strong>für</strong> gemeinschaftliche Wohnprojekte<br />

eignet (siehe das Beispiel der Goethestraße in Bremerhaven), ist in<br />

<strong>Bremen</strong> die Ausnahme.<br />

Vielmehr gibt es in <strong>Bremen</strong> die b<strong>und</strong>esweit höchste Eigentumsquote<br />

<strong>und</strong> viele, vor allem auch jüngere Menschen <strong>und</strong> Familien schätzen


das Bremer Haus <strong>und</strong> die Bremer Reihenhaustraßen mit einer häufig<br />

bunten <strong>und</strong> generationendurchmischten Nachbarschaft. Dies sind in<br />

<strong>Bremen</strong> begehrte Wohnlagen, die natürlich auch schwerpunktmäßig<br />

von gemeinschaftlichen Wohnprojekten nachgefragt werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser spezifischen <strong>Bau</strong>tradition ist in den "innerstädtischen<br />

<strong>und</strong> bevorzugten Wohnlagen" (Kategorie des Gr<strong>und</strong>stücksmarktberichtes<br />

2009) der zumeist gründerzeitlich durchmischten<br />

Gebiete innerhalb der Stadt (Mitte, Östliche Vorstadt, Schwachhausen,<br />

Horn-Lehe, Neustadt, Findorff) wenig <strong>Bau</strong>substanz <strong>für</strong> den<br />

Umbau zum gemeinschaftlichen Wohnen verfügbar. Freie Gr<strong>und</strong>stücke<br />

<strong>für</strong> Neubau oder geeignete Gebäude zur Umnutzung sind<br />

eher eine Ausnahme, wenn sie auf dem Markt sind, werden sie aber<br />

entsprechend nachgefragt.<br />

<strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong>stücksmarktbericht 2009 (Hg. Gutachterausschuss <strong>für</strong><br />

Gr<strong>und</strong>stückswerte) gibt <strong>für</strong> den Kauf / Verkauf von Eigentumswohnungen<br />

im Bestand (<strong>Bau</strong>zeit 1981 – 2000) eine Spanne des Kaufpreises<br />

von 1.400,00 Euro bis 1.700,00 Euro pro Quadratmeter an.<br />

Für den Erstverkauf von neu erstellten ETW liegt der Durchschnittspreis<br />

bei 2.170,00 Euro (Findorff) bis 3.260,00 Euro (Schwachhausen).<br />

Für den Weiterverkauf eines Reihenhauses sind in den entsprechenden<br />

Wohnlagen 1.300,00 Euro (Findorff) bis 1.800,00 Euro<br />

(Schwachhausen) als mittlerer Kaufpreis genannt.<br />

Für Mietwohnungen (Mitte, Östliche Vorstadt), die bis 1949 gebaut<br />

wurden, gibt der Bericht einen durchschnittlichen Preis / Quadratmeter<br />

(Nettokaltmiete) von 5,40 – 8,00 Euro <strong>für</strong> Wohnungen bis 50<br />

Quadratmeter <strong>und</strong> eine Mietpreisspanne von 5,00 – 6,80 Euro <strong>für</strong><br />

größere Wohnungen an. Für neue Wohnungen bis 50 Quadratmeter<br />

(<strong>Bau</strong>jahre ab 1981) liegt das Mietniveau bei 6,20 – 8,80 Euro pro<br />

Quadratmeter <strong>und</strong> <strong>für</strong> größere Wohnungen bei 5,80 – 8,00 Euro pro<br />

Quadratmeter.<br />

Die Bodenrichtwertkarte <strong>für</strong> <strong>Bremen</strong> vom 01.0<strong>1.2</strong>008 (erscheint<br />

alle zwei Jahre) weist <strong>für</strong> die Östliche Vorstadt Quadratmeterpreise<br />

von 340,00 bis 570,00 Euro aus, die Tendenz ist eher steigend. Für<br />

Schwachhausen liegt der Richtwert im Mittel bei ca. 400,00 Euro<br />

<strong>und</strong> höher (Nähe Bürgerpark <strong>und</strong> Mitte) <strong>und</strong> hat ebenfalls eher eine<br />

steigende Tendenz.<br />

Für weniger begehrte Stadtlagen wie z.B. im Bremer Westen oder<br />

in <strong>Bremen</strong>-Nord reduzieren sich die Quadratmeterpreise teilweise<br />

erheblich.<br />

Je nach den jeweiligen Bodenrichtwerten, die sich im Gr<strong>und</strong>stücks-<br />

fehlende<br />

<strong>Bau</strong>substanz<br />

<strong>für</strong> gem.<br />

Wohnen in<br />

begehrten<br />

Wohnlagen<br />

Eigentum:<br />

1.400-<br />

1.700 €/qm<br />

Miete:<br />

5,8-8,0 €/qm<br />

AKTUELL: PREISGEFÜGE<br />

9


10<br />

Neubau:<br />

1.500-<br />

2.200 €/qm<br />

gutes<br />

Preisgefüge<br />

Forum<br />

gemeinschaftliches<br />

Wohnen<br />

preis niederschlagen, liegen die Herstellungskosten <strong>für</strong> einen Qua-<br />

dratmeter Wohnfläche inklusive Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden im Neubau zwi-<br />

schen 1.500,00 Euro <strong>und</strong> 2.200,00 Euro in <strong>Bremen</strong>. Entsprechend<br />

ist von einem Mietpreis von mindestens 8,50 Euro Kaltmiete auszugehen.<br />

Die Nebenkosten, die aufgr<strong>und</strong> von Energiekosten stetig<br />

steigen, betragen pro Quadratmeter Wohnfläche auch mindestens<br />

1,50 Euro; somit entsteht eine Gesamtmiete von mindestens 10,00<br />

Euro / Quadratmeter Wohnfläche im Neubau (alle Kostenangaben<br />

beziehen sich auf das Jahr 2008).<br />

Damit wohnen viele Menschen in <strong>Bremen</strong> aktuell wesentlich günstiger,<br />

als wenn sie in ein Wohnprojekt im Neubau ziehen. Und viele<br />

leben im älteren Haus- <strong>und</strong> Wohnungsbestand in <strong>Bremen</strong> häufig in<br />

lebenswerten, angenehmen Stadtteilen. Günstige Neubauvorhaben<br />

unter dem oben angegebenen Mittelwert sind zumeist nur in Lagen<br />

zu realisieren, die relativ niedrig in den Bodenrichtwerten <strong>und</strong> daher<br />

auch in den Gr<strong>und</strong>stückspreisen liegen.<br />

Insgesamt ist das Preisgefüge des Bremer Wohnungsangebotes<br />

gut, die Entscheidung <strong>für</strong> bestimmte Lagen hat Folgen <strong>für</strong> die Kosten.<br />

Das ist aber b<strong>und</strong>esweit in allen Großstädten so.<br />

Bei allen entstehenden Kosten bleibt es eine gr<strong>und</strong>legende Entscheidung,<br />

die bisherige Wohnsituation zu verändern. <strong>Der</strong> ökonomische<br />

Aspekt sollte bei dem Wunsch <strong>und</strong> bei der Entscheidung<br />

zum gemeinschaftlichen Wohnen immer mit bedacht werden. Nur<br />

was auch ökonomisch machbar <strong>und</strong> langfristig tragfähig ist, kann<br />

eine dauerhaft angenehme Wohnsituation ermöglichen.<br />

Akteure<br />

Im B<strong>und</strong>esland <strong>Bremen</strong> werden seit mehreren Jahren Angebote <strong>für</strong><br />

Menschen entwickelt, die an gemeinschaftlichen Wohnformen interessiert<br />

sind. Zu diesem Thema, das von unterschiedlichen Interessen<br />

<strong>und</strong> verschiedenen Akteuren bestimmt ist, gibt es dementsprechend<br />

auch verschiedene Netzwerke.<br />

Das Forum gemeinschaftliches Wohnen ist ein b<strong>und</strong>esweit enga-<br />

gierter gemeinnütziger Verein, der auch in <strong>Bremen</strong> die Möglichkeit<br />

bietet, sich zum Thema gemeinschaftliche Wohn- <strong>und</strong> Lebensformen<br />

zu informieren <strong>und</strong> der bei Bedarf auch Informationen zu<br />

den verschiedenen Wohnprojekten in <strong>Bremen</strong> geben kann.


<strong>Der</strong> Arbeitskreis Wohnprojekte <strong>Bremen</strong> ist ein Zusammenschluss<br />

von Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertretern der Wohnprojekte. Zweck <strong>und</strong><br />

Aufgabe des Arbeitskreises ist es, die Interessen der Wohnprojekte<br />

<strong>und</strong> Wohngruppen zu vertreten. Er organisiert den Erfahrungsaustausch<br />

der Projekte <strong>und</strong> Gruppen, unterstützt <strong>und</strong> koordiniert die<br />

Suche nach geeigneten Wohnobjekten <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stücken. <strong>Der</strong> Arbeitskreis<br />

ist Gesprächspartner <strong>für</strong> Behörden, Politik, Verwaltung,<br />

Wohnungswirtschaft sowie Medien etc.<br />

<strong>Der</strong> Arbeitskreis hat das Ziel, das gemeinschaftliche Wohnen in<br />

<strong>Bremen</strong> zu verwirklichen <strong>und</strong> die Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Voraussetzungen<br />

da<strong>für</strong> zu verbessern. Ein weiterer Schwerpunkt des<br />

Arbeitskreises ist die Öffentlichkeitsarbeit durch Veranstaltungen,<br />

Pressearbeit oder Kontakt zu den politischen Parteien.<br />

<strong>Der</strong> Arbeitskreis arbeitet mit anderen Gruppierungen <strong>und</strong> Organisationen<br />

zusammen, z.B. mit dem Forum Gemeinschaftliches Wohnen<br />

(FGW), Wohnen <strong>und</strong> Mehr (WuM) e.V., <strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>,<br />

<strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa, Ortsbeiräten, Bremer Heimstiftung, bauen <strong>und</strong><br />

leben (b+l) eG. etc.<br />

Für nähere Informationen zu den aktiven Projekten zum gemeinschaftlichen<br />

Wohnen in <strong>Bremen</strong> ist es sinnvoll, Kontakt zum Arbeitskreis<br />

Wohnprojekte <strong>Bremen</strong> aufzunehmen (siehe Adressen,<br />

Informationen <strong>und</strong> Unterstützung, S. 69 ff).<br />

Neue Formen von Nachbarschaften oder gemeinschaftliches Woh-<br />

nen im Quartier gibt es in <strong>Bremen</strong> in einer vielfältigen Angebots-<br />

landschaft von der Bremer Heimstiftung als bekanntestem Akteur.<br />

Sie organisiert z.B. mit dem "Haus im Viertel" soziale <strong>und</strong> kulturelle<br />

Angebote, aber auch konkrete Hilfen <strong>und</strong> Serviceleistungen <strong>und</strong><br />

stellt Räumlichkeiten der Begegnung zur Verfügung. Selbständigkeit,<br />

Eigeninitiative <strong>und</strong> soziales Miteinander werden unterstützt <strong>und</strong><br />

gefördert. Die Angebote der Bremer Heimstiftung erstrecken sich<br />

von einem Wohnen in guter Nachbarschaft mit unterschiedlichen<br />

Leistungen, über Wohnen <strong>und</strong> Pflege (ambulant <strong>und</strong> stationär) in<br />

Stadtteilhäusern, Stiftungsdörfern <strong>und</strong> Residenzen bis hin zu Pflegewohngemeinschaften<br />

im Stadtteil; allen gemeinsam ist eine gute<br />

Nachbarschaft.<br />

Darüber hinaus werden nachbarschaftliche Hilfen in <strong>Bremen</strong> über 17<br />

Dienstleistungszentren, die Kirchengemeinden, die beiden Modellversuche<br />

zur aufsuchenden Altenarbeit sowie über private Anbieter<br />

<strong>und</strong> andere Institutionen geleistet.<br />

Arbeitskreis<br />

Wohnprojekte<br />

<strong>Bremen</strong><br />

neue Formen<br />

von Nachbarschaften<br />

AKTUELL: AKTEURE<br />

11


12<br />

niedrigschwellige<br />

Angebote<br />

Weitere<br />

Akteure<br />

<strong>für</strong> gemeinschaftliches<br />

Wohnen<br />

Dachgenossenschaft<br />

'bauen <strong>und</strong><br />

Leben eG'<br />

Niedrigschwellige Angebote <strong>für</strong> Ältere gibt es in <strong>Bremen</strong> seit ca. fünf<br />

Jahren mit Nachbarschaftstreffs in Blockdiek, Kattenturm <strong>und</strong> Blumenthal.<br />

Diese beruhen auf einer Kooperation der dortigen Wohnungsunternehmen<br />

mit Anbietern von Pflegedienstleistungen. Die<br />

Nachbarschaftstreffs werden von der Fachkommission "Wohnen im<br />

Alter" bei der <strong>Senator</strong>in <strong>für</strong> Arbeit, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong><br />

Soziales begleitet.<br />

Die GEWOBA als Wohnungsunternehmen mit städtischer Beteiligung<br />

bietet ihren älteren Mietern in <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Bremerhaven seit<br />

2009 als speziellen Service eine persönliche, individuelle <strong>und</strong> kostenlose<br />

Beratung an. Auf Wunsch kann eine Unterstützung bei der<br />

Beantragung von Leistungen, bei technischen Hilfen oder Umbauten<br />

in der Wohnung bis hin zur Vermittlung von hauswirtschaftlichen,<br />

sozialen oder pflegerischen Serviceleistungen gewählt werden. Ziel<br />

ist, Hilfeleistungen aber auch präventiv wirkende Aktivitäten anzubieten,<br />

die den Verbleib älterer oder allein lebender Menschen in der<br />

eigenen Wohnung unterstützen. Vergleichbare Leistungen werden<br />

auch von anderen Bremer Wohnungsunternehmen den jeweiligen<br />

Mietern angeboten. Hierin ist ein Lückenschluss zu sehen, angesiedelt<br />

zwischen dem Ansatz des gemeinschaftlichen Wohnens <strong>und</strong><br />

Wohnangeboten mit Service, Pflege <strong>und</strong> Dienstleistung von professionellen<br />

Anbietern.<br />

Weitere Akteure <strong>für</strong> gemeinschaftliches Wohnen sind in <strong>Bremen</strong><br />

breit gefächert. Es gibt einige Vereine als Zusammenschluss von<br />

Projektgruppen oder als Vertretung eines Projektes nach Außen.<br />

Eine wesentliche Einrichtung ist der Verein kom.fort, Beratungsstelle<br />

<strong>für</strong> barrierefreies <strong>Bau</strong>en <strong>und</strong> Wohnen, der sich mit Wohnmöglichkeiten<br />

im Alter <strong>und</strong> bei körperlichen Beeinträchtigungen vor allem<br />

unter dem Aspekt der Wohnungsanpassung beschäftigt. Im Jahr<br />

2006 wurde von kom.fort im Auftrag des <strong>Senator</strong>s <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>,<br />

<strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa eine Befragung von Bremer Wohnprojekten<br />

über Vorstellungen, Zielsetzungen <strong>und</strong> Handlungsbedarfe <strong>für</strong> gemeinschaftliches<br />

Wohnen in <strong>Bremen</strong> durchgeführt. Diese Ausarbeitung<br />

sollte die Nachfrage erfassen <strong>und</strong> dazu beigetragen, stärker<br />

<strong>für</strong> gemeinschaftliches Wohnen als neue Wohnform zu werben <strong>und</strong><br />

Modellprojekte in <strong>Bremen</strong> zu realisieren.<br />

In der seit März 2008 bestehenden Dachgenossenschaft 'bauen<br />

<strong>und</strong> Leben eG' treffen Akteure zusammen, die mit neuen Genossenschaftsmitgliedern<br />

auch neue gemeinschaftliche Wohnprojekte<br />

entwickeln möchten.


Und auch einige Bremer <strong>und</strong> Bremerhavener Wohnungsunterneh-<br />

men sind mit unterschiedlich starkem Engagement aktiv <strong>für</strong> gemein-<br />

schaftliches Wohnen am Start. Vorbildliche Beispiele wurden u.a.<br />

in Bremerhaven von der Städtischen Wohnungsgesellschaft mbH<br />

(STÄWOG) realisiert.<br />

Schlussendlich sind zahlreiche Architekturbüros aber auch andere<br />

Beratungs- oder Planungsbüros mit dem Thema befasst <strong>und</strong> sehen<br />

darin eine spannende Zukunftsaufgabe.<br />

Neben diesen Akteuren weist <strong>Bremen</strong> eine bunte Szene an Initiativen<br />

in Straßen <strong>und</strong> Quartieren auf, die in kleineren Gruppen das<br />

gemeinschaftliche Wohnen in der Nachbarschaft diskutieren <strong>und</strong><br />

probieren.<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Erkenntnisse<br />

Seit etwa 5 Jahren gibt es in <strong>Bremen</strong> verschiedene Ansätze zur<br />

Realisierung gemeinschaftlicher Wohnprojekte. Gemeinsam mit<br />

Investoren oder Wohnungsunternehmen, getragen durch eine Genossenschaftsgründung<br />

oder mit Hilfe einer Dachgenossenschaft,<br />

konnten erste Projekte realisiert werden. Durch das Zusammenwirken<br />

eines Beschäftigungsträgers, der Internationalen Jacobs-<br />

Universität <strong>und</strong> einer Projektgruppe konnte auch ein Beispiel in<br />

<strong>Bremen</strong>-Nord realisiert werden.<br />

Aus der spezifischen Marktlage <strong>Bremen</strong>s <strong>und</strong> den bisherigen Erfahrungen<br />

bei der Realisierung gemeinschaftlicher Wohnprojekte lassen<br />

sich einige wesentliche Konsequenzen zur zukünftigen Unterstützung<br />

<strong>und</strong> Weiterentwicklung des gemeinschaftlichen Wohnens<br />

in <strong>Bremen</strong> formulieren.<br />

• <strong>Der</strong> wichtigste erste Schritt einer Gruppe ist die Einschät-<br />

zung der finanziellen Möglichkeiten im Abgleich mit den<br />

Vorstellungen, Anforderungen <strong>und</strong> Wünschen der einzelnen<br />

Gruppenmitglieder.<br />

• Wenn dann die Phase des konkreten Erwerbs eines<br />

Gr<strong>und</strong>stücks / einer Immobilie beginnt <strong>und</strong> die Sicherstellung<br />

der da<strong>für</strong> notwendigen Finanzierung erforderlich<br />

wird geht es 'ans Eingemachte', weil die Ideen <strong>und</strong> Wünsche<br />

mit der Realität des Finanzierbaren konfrontiert werden.<br />

Viele Projekte in <strong>Bremen</strong> geraten in dieser Phase ins<br />

Stocken.<br />

Wohnungsunternehmen<br />

Wohnen in der<br />

Nachbarschaft<br />

verschiedene<br />

Ansätze in<br />

<strong>Bremen</strong><br />

Finanzierung<br />

AKTUELL: ERFAHRUNGEN<br />

13


14<br />

gemeinschaftliches<br />

Wohnen im<br />

Quartier<br />

'unter<br />

einem<br />

Dach'<br />

zentrale<br />

Informationsstelle<br />

transparentes<br />

Angebot<br />

Viele in Wohnprojekten Engagierte wohnen aktuell zu relativ gün-<br />

stigen Konditionen <strong>und</strong> sind mit den marktüblichen Kauf- oder Miet-<br />

preisen bei Neubau, vor allem in den von Ihnen gewünschten Lagen<br />

der Stadt (<strong>und</strong> das sind zumeist die Lagen im höheren Preissegment<br />

wie zum Beispiel Östliche Vorstadt <strong>und</strong> Schwachhausen), finanziell<br />

häufig überfordert.<br />

• Beim nachbarschaftlichen Wohnen im Quartier bietet<br />

<strong>Bremen</strong> gute Voraussetzungen <strong>für</strong> weitere Innovationen.<br />

Einige Konzepte <strong>und</strong> Initiativen in einzelnen Stadtteilen<br />

sind in den Startlöchern. Auch dieser Ansatz sollte von<br />

Initiativen stärker verfolgt werden <strong>und</strong> bedarf weiterer<br />

Unterstützung.<br />

• Für ein gemeinschaftliches Wohnen 'unter einem Dach'<br />

ist bei der aktuellen Situation am Bremer Wohnungsmarkt<br />

eine frühzeitige <strong>und</strong> intensive Informationsphase wichtig,<br />

in der das Machbare <strong>für</strong> die Projekte im Mittelpunkt steht.<br />

Damit können die Wünsche <strong>und</strong> Zielvorstellungen rechtzeitig<br />

an der 'harten Realität' gemessen werden.<br />

• <strong>Der</strong> Ausbau der bisherigen Informationen zu einer zentralen<br />

Informationsstelle innerhalb der Verwaltung, in der die<br />

Fäden zusammenlaufen, wäre als Ansprechstelle bei individuellen<br />

Fragen <strong>für</strong> die Wohnprojektgruppen hilfreich.<br />

Auf diese Forderung wurde in Fachveranstaltungen,<br />

Schreiben <strong>und</strong> Gesprächen mehrfach verwiesen.<br />

• Ein transparentes Angebot von günstigen Gr<strong>und</strong>stücken<br />

oder geeigneten Immobilien in passender Lage <strong>und</strong> Größe<br />

ist in jedem Fall hilfreich zur Information der Wohnprojekte.<br />

Diese Marktübersicht könnte initiiert von der<br />

Verwaltung von den Akteuren der Immobilienwirtschaft<br />

erstellt werden. Eine Marktübersicht könnte aber auch als<br />

Rubrik im Immobilienteil der lokalen Presse oder auf entsprechenden<br />

Internetseiten von privat angeboten werden.<br />

Eine Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren<br />

der Wohnprojekte ist hier denkbar.


• Ein weiteres Hindernis stellte auch die bisherige Vergabe-<br />

praxis der "Richtlinien zum Verkauf von Gr<strong>und</strong>stücken des<br />

Landes <strong>und</strong> der Stadtgemeinde <strong>Bremen</strong>" dar, die über die<br />

Anstalt des öffentlichen Rechts 'Immobilien <strong>Bremen</strong>' abgewickelt<br />

wird. Ihr politischer Auftrag, die Gr<strong>und</strong>stücke<br />

in der Regel zum Höchstgebot <strong>und</strong> in festgelegten Fristen<br />

zu veräußern, erschwerte bislang eine erfolgreiche<br />

Angebotsabgabe der Wohnprojektgruppen. Hier gibt es<br />

seit November 2008 neue Regelungen zur Vergabe städtischer<br />

Gr<strong>und</strong>stücke <strong>und</strong> Gebäude, die den Zugang von<br />

Wohnprojekten erleichtern sollen (siehe S. 16).<br />

• Eine wichtige Etappe ist auch die Bereitschaft bremischer<br />

Wohnungsunternehmen der ag wohnen mit gemeinschaftlichen<br />

Wohnprojekten zu kooperieren. Erste Schritte sind<br />

dazu in die Wege geleitet worden, hier zukünftig stärker<br />

mit Gruppen <strong>und</strong> der Verwaltung Projekte zu entwickeln.<br />

Ein Kernproblem ist dabei, dass die Bestandsobjekte dieser<br />

Unternehmen meistens vermietet sind. Daher werden<br />

hier zumeist nur vereinzelt Wohnungen frei.<br />

Insgesamt ist <strong>für</strong> <strong>Bremen</strong> eine größere Wertschätzung aller Ansätze<br />

seitens der Politik, der Verwaltung <strong>und</strong> der großen Wohnungsunternehmen<br />

<strong>für</strong> die gemeinschaftlichen Wohnformen wichtig. Eine Reihe<br />

von aktuellen Veröffentlichungen zu diesem Thema in der Tagespresse<br />

tragen auch dazu bei, das Thema weiter zu transportieren.<br />

Zur Realisierung eines Projektes gehören Mut, Durchblick <strong>und</strong> Beharrlichkeit<br />

der Beteiligten auf dem Weg zum Ziel.<br />

Städtische Rahmenbedingungen<br />

Die Unterstützung von gemeinschaftlichen Wohnprojekten ist b<strong>und</strong>esweit<br />

ein politisches Thema. Insbesondere in den großen Städten<br />

gibt es unterschiedliche Förderwege <strong>für</strong> gemeinschaftliches Wohnen,<br />

z. T. auch in der Variante der Unterstützung von <strong>Bau</strong>herrengemeinschaften<br />

bei einzelnen Konversionsprojekten (siehe Tübingen<br />

Südstadt, Freiburg Rieselfeld oder Freiburg Vauban).<br />

Für Modellprojekte kann in <strong>Bremen</strong> z. B. im Wohnungsbestand<br />

im Rahmen einer Modernisierung oder bei Neubauten eine Wohnraumförderung<br />

ermöglicht werden, sofern die Bestimmungen <strong>und</strong><br />

Regelungen der Sozialen Wohnraumförderung eingehalten werden.<br />

Mit dieser Unterstützung entstand auch z.B. ein "Leuchtturm": das<br />

Vergabe<br />

städtischer<br />

Gr<strong>und</strong>stücke<br />

<strong>und</strong> Gebäude<br />

bremische<br />

Wohnungsunternehmen<br />

Wert-<br />

schätzung<br />

aller Ansätze<br />

unterschiedliche<br />

Förderwege<br />

AKTUELL: RAHMENBEDINGUNGEN<br />

15


16<br />

"Wohnen in<br />

<strong>Bremen</strong> -<br />

eine generationengerechte<br />

Adresse"<br />

verlängerte<br />

Abgabefrist<br />

Gr<strong>und</strong>stücke<br />

<strong>für</strong><br />

Wohnprojekte<br />

Wohnprojekt der STÄWOG in der Goethestraße in Bremerhaven.<br />

Eine spezielle, über die Wohnraumförderung hinausgehende bzw.<br />

eine dazu gesonderte finanzielle Förderung von <strong>Bau</strong>gemeinschaften/<br />

Gemeinschaftswohnen gibt es in <strong>Bremen</strong> derzeit nicht.<br />

Das Handlungskonzept "Wohnen in <strong>Bremen</strong> - eine generationengerechte<br />

Adresse", das vom SUBVE 2006 erarbeitet wurde, formuliert<br />

<strong>für</strong> das Handlungsfeld 'Gemeinschaftliches Wohnen' die Notwendigkeit<br />

einer stärkeren Unterstützung der Wohnprojekte durch die<br />

Verwaltung.<br />

Diese sollte u.a. in Form eines gesonderten Vergabeverfahrens von<br />

städtischen Gr<strong>und</strong>stücken / Bestandsimmobilien durch "Immobilien<br />

<strong>Bremen</strong> - Anstalt des öffentlichen Rechts" zugunsten der Wohnprojekte<br />

erfolgen. Dazu wurden Ende 2008 die "Richtlinien zum Verkauf<br />

von Gr<strong>und</strong>stücken des Landes <strong>und</strong> der Stadtgemeinde <strong>Bremen</strong>" um<br />

den Punkt 4. erweitert, der den Verkauf von Gr<strong>und</strong>stücken <strong>für</strong> Projekte<br />

des gemeinschaftlichen Wohnens umfasst.<br />

Verkauf von Gr<strong>und</strong>stücken<br />

"Für <strong>Bau</strong>gemeinschaften mit dem Ziel gemeinschaftlichen Wohnens<br />

/ gemeinschaftlicher Nutzung sind die Verkaufsverfahren der öffentlichen<br />

oder beschränkten Ausschreibung - ggfs. unter Berücksichtigung<br />

der VOB Teil A - anzuwenden. Es können sowohl ein Höchstgebot,<br />

ein Mindestgebot oder ein Festpreis zugr<strong>und</strong>e gelegt werden.<br />

Wenn mehrere Kriterien <strong>für</strong> die Vergabeentscheidung relevant sein<br />

sollen, sind diese zusammen mit ihrer Gewichtung in der Ausschreibung<br />

zu benennen. Aufgr<strong>und</strong> der heterogenen Zusammensetzung<br />

der <strong>Bau</strong>gemeinschaften <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Schwierigkeiten,<br />

ein Nutzungs-, Bebauungs- oder Finanzierungskonzept abzustimmen,<br />

kann die Vergabeentscheidung bis zu 12 Monate nach<br />

erfolgter Ausschreibung getroffen werden."<br />

Danach können zukünftig gesondert <strong>für</strong> gemeinschaftliche Wohn-<br />

projekte Gr<strong>und</strong>stücke abweichend von einem Höchstgebot ausge-<br />

schrieben werden. Des weiteren wird den Projektgruppen mehr Zeit<br />

<strong>für</strong> die Abgabe eines Angebotes eingeräumt <strong>und</strong> die Vergabeentscheidung<br />

soll stärker an der beabsichtigten Nutzung ausgerichtet<br />

werden.<br />

Die Stadt <strong>Bremen</strong> hat Anfang 2010 eine erste Ausschreibung von 3<br />

Projekten/Gr<strong>und</strong>stücken <strong>für</strong> gemeinschaftliche Wohnprojekte durchgeführt<br />

<strong>und</strong> bereitet eine weitere Ausschreibung <strong>für</strong> das Frühjahr<br />

2010 vor.


Alle Angebote der Stadt <strong>Bremen</strong> an Gr<strong>und</strong>stücken <strong>und</strong> Immobili-<br />

en sind im Internet auf der Seite der "Immobilien <strong>Bremen</strong>" unter:<br />

www.immobilienportal.bremen.de einzusehen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich besteht <strong>für</strong> alle Gruppen <strong>und</strong> Interessenten die Not-<br />

wendigkeit, Unterlagen <strong>und</strong> Informationen zunächst genau darauf-<br />

hin zu prüfen, ob die individuellen Vorstellungen <strong>und</strong> Interessen<br />

umsetzbar sind. Darüber hinaus ist aber auch von entscheidender<br />

Bedeutung, gemeinsam zu klären, welche Bedingungen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten<br />

damit einhergehen. Bei konkreten <strong>Bau</strong>vorhaben <strong>und</strong><br />

spezifischen Fragen sind neben Informationen <strong>und</strong> Hilfestellungen<br />

seitens der Verwaltungen weitere Fachberatungen erforderlich. Das<br />

kann sowohl eine unabhängige Beratung durch ein Architekturbüro,<br />

eine Anlaufstelle <strong>für</strong> Wohnprojekte sowie eine Finanzierungsberatung<br />

sein, die die Fragen der Bezahlbarkeit <strong>und</strong> Finanzierung solide<br />

prüft <strong>und</strong> Wege der Realisierung aufzeigt.<br />

Das von kom.fort e.V. als Beratungsstelle <strong>für</strong> Barrierefreies <strong>Bau</strong>en<br />

<strong>und</strong> Wohnen im Januar 2007 veröffentlichte 'Konzept <strong>für</strong> gemeinschaftliches<br />

Wohnen in <strong>Bremen</strong>', das aus der Befragung der Wohnprojektgruppen<br />

entstanden ist, enthält weitere Vorschläge einer<br />

stärkeren Unterstützung von Wohnprojekten. Dazu sind veränderte<br />

Rahmenbedingungen erforderlich, die sich vor allem auf eine zentrale<br />

Bündelung von wesentlichen Informationen innerhalb <strong>und</strong> außerhalb<br />

der Verwaltung <strong>und</strong> auf eine Koordination beziehen, wie sie<br />

in diesem Leitfaden zusammengetragen worden sind.<br />

<strong>Der</strong>zeitig sind innerhalb der Verwaltung bei dem <strong>Senator</strong> <strong>für</strong> Um-<br />

welt, <strong>Bau</strong>, <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa im Referat Städtebau bei Frau Re-<br />

gina Schröder (Kontakt siehe Adressen S.69 ff) Informationen zum<br />

gemeinschaftlichen Wohnen in <strong>Bremen</strong> erhältlich.<br />

individuelle<br />

Vorstellungen<br />

+<br />

praktische<br />

Umsetzung<br />

Beratungsstelle<br />

kom.fort e.V.<br />

AKTUELL: RAHMENBEDINGUNGEN<br />

17


18<br />

gegenseitige<br />

Hilfe<br />

soziale<br />

Netzwerke<br />

Gemeinschaft<br />

beginnt vor<br />

dem Einzug<br />

Toleranz <strong>und</strong><br />

Kompromisse<br />

GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN<br />

Gemeinschaftliches Wohnen ist auch in <strong>Bremen</strong> ein wichtiges Stich-<br />

wort, geht es doch darum, neue Wohnformen zu entwickeln. Viele<br />

ältere Menschen sehen darin eine Möglichkeit, nicht allein <strong>und</strong> einsam,<br />

sondern in angenehmer, selbst gewählter Gesellschaft mit der<br />

Möglichkeit gegenseitiger Hilfe zu leben. Sie möchten damit auch<br />

die Abhängigkeit von den eigenen Kindern vermeiden, die zudem<br />

oftmals weit weg wohnen <strong>und</strong> nicht jederzeit vorbeikommen können.<br />

Junge Familien wollen ihren Alltag mit anderen Familien teilen, mit<br />

der Idee, auf ein Verständnis <strong>für</strong> ihre Lebenssituation <strong>und</strong> gegenseitige<br />

Unterstützung vertrauen zu können. Ein buntes Miteinander<br />

verschiedener Generationen <strong>und</strong> Lebensweisen in selbst gewählter<br />

Nachbarschaft ist das Ziel anderer Gruppen.<br />

Bei aller Vielfalt der Interessen <strong>und</strong> Vorstellungen: Es besteht der<br />

Wunsch nach einem gut funktionierenden sozialen Netzwerk <strong>und</strong><br />

einem hohen Anteil an Selbstorganisation bei gleichzeitig gewährleisteter<br />

Individualität <strong>und</strong> Privatheit. Eine wesentliche Perspektive<br />

ist ein starkes Miteinander <strong>und</strong> eine gute Nachbarschaft, die in verschiedensten<br />

Lebenslagen gegenseitige Unterstützung im Alltag<br />

<strong>und</strong> Aufgehobensein in einer Gemeinschaft bedeuten können.<br />

Ein wesentlicher Vorteil gegenüber den üblichen Wohnformen ist:<br />

die Gemeinschaft beginnt schon vor dem Einzug. Zukünftige Nachbarinnen<br />

<strong>und</strong> Nachbarn können selbst gewählt werden, ähnlich gesinnte<br />

Menschen treffen aufeinander, gegenseitige Unterstützung<br />

<strong>und</strong> Zusammenarbeit beginnt bereits in der Projektentwicklung.<br />

Gemeinschaftliches Wohnen bedeutet auch, dass die teilnehmenden<br />

Personen von der ersten Idee an als Mitwirkende beteiligt sind. Art<br />

<strong>und</strong> Weise des Zusammenlebens werden vom ersten Treffen an in<br />

der Gruppe geregelt. Kommunikations- <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen<br />

werden in der Gruppe entwickelt <strong>und</strong> festgelegt.<br />

Diese Prozesse sind in der Umsetzung oftmals langwierig <strong>und</strong> anstrengend.<br />

Sie brauchen Engagement, Geduld <strong>und</strong> langen Atem.<br />

Interessen wollen geklärt, Regelungen <strong>und</strong> Vereinbarungen <strong>für</strong> das<br />

zukünftige Zusammenleben getroffen werden. Und auch im gemeinsamen<br />

Alltag sind Konflikte oftmals nicht zu vermeiden. Da sind in<br />

vielen Situationen Kompromissbereitschaft <strong>und</strong> Toleranz eine wichtige<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> eine erfolgreiche Nachbarschaft.<br />

<strong>Der</strong> Gewinn besteht darin, mit Leuten zusammen leben zu können,<br />

mit denen gemeinsam geplant <strong>und</strong> umgesetzt, gestritten <strong>und</strong> gefeiert<br />

wird. Dies ergibt ein besonderes Miteinander, wie es an keiner<br />

anderen Stelle aufgebaut werden kann.


Unterschiedliche Wege<br />

Wie der Wunsch nach gemeinschaftlichem Wohnen umgesetzt wird,<br />

kann ganz unterschiedlich sein. In einem Fall besteht der Wunsch,<br />

in der bestehenden Siedlung mit den alt bekannten Nachbarn die<br />

Nachbarschaft enger zu knüpfen <strong>und</strong> durch verschiedene Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> gegenseitige Hilfe zu vertiefen. Im anderen Fall entsteht die Idee,<br />

<strong>für</strong> die Gruppe ein gemeinsames Haus zu bauen, in dem neben den<br />

eigenen Wohnungen auch Räume vorhanden sind, die alle gemeinsam<br />

nutzen können. Wiederum andere Gruppen beschließen, eine<br />

Wohnung oder ein Gebäude von oben bis unten gemeinsam zu nutzen.<br />

Diese verschiedenen Vorstellungen gemeinschaftlichen Wohnens<br />

können in zwei Gruppenformen beschrieben werden:<br />

NACHBARSCHAFTSPROJEKTE WOHNPROJEKTE<br />

in Straßen-<br />

nachbarschaft<br />

GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN<br />

Das Nachbarschaftsprojekt<br />

in Quartiers-<br />

nachbarschaft<br />

in Eigentum in Miete<br />

• Umfasst mehrere Gebäude, eine Straße, eine Siedlung<br />

oder interessierte Personen im Quartier <strong>und</strong> somit eine<br />

deutlich größere Anzahl an Personen, die im Eigentum<br />

oder zur Miete wohnen können.<br />

• Im Mittelpunkt stehen gemeinsame Aktivitäten, gezielte<br />

Aktionen <strong>für</strong> einen Schwerpunkt (z.B. Förderung des Zusammenlebens<br />

verschiedener Generationen oder von<br />

Nachbarschaftshilfe).<br />

• Diese Projekte können auch im Rahmen von Stadtentwicklungsprojekten<br />

entstehen.<br />

• Werden neue Quartiere geplant, können sich Einzelbauherren<br />

oder <strong>Bau</strong>gruppen zusammenschließen, um<br />

weiter führende Interessen wie <strong>Verkehr</strong>sberuhigung,<br />

Ökologisches <strong>Bau</strong>en oder Infrastruktureinrichtungen zu<br />

verfolgen.<br />

GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN: FORMEN<br />

19


20<br />

Das Wohnprojekt<br />

• Alle Wohnformen, in denen getrennte Haushalte innerhalb<br />

eines Gebäudes oder auch eines Wohnkomplexes eine<br />

geplante Gemeinschaft pflegen.<br />

• Jeder Haushalt hat eine eigene Wohnung.<br />

• Zusätzlich dazu kann es gemeinschaftlich genutzte Räume<br />

geben, wie z.B. einen Gemeinschaftsraum, eine Gästewohnung,<br />

Werkstatt, Sauna oder Garten.<br />

• Mitspracheregelungen müssen zwischen den Bewohnerinnen<br />

<strong>und</strong> Bewohnern ausgehandelt werden. Ebenso ist<br />

es nötig zu klären, wer die Hausverwaltung übernimmt.<br />

Wenn entschieden wurde, welche Form des gemeinschaftlichen<br />

Wohnens gewünscht wird, sind verschiedene Schritte der Umsetzung<br />

notwendig. Dabei macht es einen wesentlichen Unterschied,<br />

ob gemeinschaftliches Wohnen in einer neuen Form von Nachbarschaft<br />

oder ein Umzug in ein gemeinsam bewohntes Gebäude<br />

überlegt werden. Jedes Projekt erfordert unterschiedliche Umsetzungsschritte<br />

<strong>und</strong> auch unterschiedliche Beratungsangebote <strong>und</strong><br />

Kooperationspartner. Die folgenden Informationen sind daher danach<br />

gegliedert, welche Form des gemeinschaftlichen Wohnens<br />

umgesetzt werden soll.<br />

Zur leichteren Übersicht werden die jeweils notwendigen Schritte<br />

beschrieben <strong>und</strong> empfohlene Beratungsangebote <strong>für</strong> die jeweiligen<br />

Gruppenformen benannt. Somit können interessierte Leserinnen<br />

<strong>und</strong> Leser direkt zu dem Teil blättern, der <strong>für</strong> ihre Projektidee relevant<br />

ist.<br />

Die Wohnform in einer Wohngemeinschaft wird in dieser Veröffentlichung<br />

nicht weiter beschrieben, da sie außerhalb studentischer<br />

Zusammenhänge eine eher seltene Wohnform der Generation 50+<br />

darstellt.<br />

Sie gewinnt dagegen an Bedeutung im Rahmen des betreuten Wohnens,<br />

z.B. <strong>für</strong> demenzkranke Menschen.


NACHBARSCHAFTSPROJEKTE<br />

Gemeinschaftliches Wohnen in Nachbarschaftsprojekten ist eng<br />

verb<strong>und</strong>en mit den jeweiligen Interessen <strong>und</strong> Vorstellungen der Beteiligten.<br />

Gemeinsam ist die Idee, gemeinschaftliches Wohnen auf<br />

sozialen Netzwerken in einer Straße, einer Siedlung oder einem<br />

Stadtteil aufzubauen.<br />

Hier<strong>für</strong> ist ein Umzug nicht unbedingt nötig. Vielleicht gibt es schon<br />

langjährige gute nachbarschaftliche Beziehungen in der Straße, die<br />

enger <strong>und</strong> verlässlicher geknüpft werden könnten. Neue Nachbarschaften<br />

können aber auch geschaffen werden, wenn Bekannte,<br />

Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e gemeinsam in eine Straße oder eine Siedlung<br />

ziehen.<br />

Ebenso möglich sind auch erweiterte nachbarschaftliche Aktivitäten,<br />

die z. B. von einer Wohnungsgesellschaft innerhalb einer<br />

Siedlung – zum Beispiel von einem Quartierstreff aus – organisiert<br />

werden. Solche Einrichtungen können langfristig als Katalysatoren<br />

<strong>für</strong> das Entstehen <strong>und</strong> Funktionieren von Netzwerken in der Siedlung<br />

wirken.<br />

Nachbarschaftsgruppen können in erster Linie dazu gedacht sein,<br />

gemeinsame Ausflüge zu unternehmen, Kulturveranstaltungen zu<br />

besuchen oder bisweilen gemeinsam zu essen. Sie können langfristig<br />

zu einem sozialen Netz vertieft werden, in dem Unterstützung<br />

beim Einkaufen, Krankenbesuche oder Begleitung zu Arztterminen<br />

mitbedacht sind. Ebenso können die Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />

der einzelnen Teilnehmenden als Kompetenzen in das Netzwerk<br />

einfließen. Denkbar ist auch, dass gemeinsam Veranstaltungen <strong>für</strong><br />

die Gruppe, aber auch <strong>für</strong> andere Interessierte organisiert werden,<br />

so dass der Kreis schrittweise erweitert werden kann. Neben ihrer<br />

Bedeutung <strong>für</strong> Geselligkeit <strong>und</strong> Gemeinschaft im Alltag können<br />

sie langfristig auch zur Unterstützung, Hilfestellung <strong>und</strong> als soziales<br />

Netzwerk <strong>für</strong> ein Wohnen im Nachbarschaftsprojekt beitragen.<br />

Da viele verschiedene Menschen einbezogen sind <strong>und</strong> das Gefüge<br />

insgesamt eher locker ist, braucht ein derartiges Netzwerk längere<br />

Zeit, bis es <strong>für</strong> die Beteiligten als verlässlich <strong>und</strong> vertrauenswürdig<br />

wahrgenommen wird. Wer also auf gemeinschaftliches Wohnen in<br />

Nachbarschaften als Unterstützung im Alter setzt, sollte frühzeitig<br />

damit anfangen.<br />

alte + neue<br />

Nachbarschaften<br />

Netzwerk:<br />

viele<br />

Fähigkeiten +<br />

Kompetenzen<br />

STRAßEN-/QUARTIERSNACHBARSCHAFT<br />

21


22<br />

Kooperationspartner<br />

Zur Umsetzung unterschiedlicher Ideen <strong>für</strong> ein Nachbarschaftspro-<br />

jekt ist es notwendig, Kooperationspartner zu suchen. Wird eine<br />

Möglichkeit <strong>für</strong> einen gemeinsamen Mittagstisch gesucht, sind<br />

z.B. lokale Gastronomie oder Lebensmittelläden Ansprechpartner.<br />

Dienstleistungszentren, Beratungsstellen, die im Stadtteil angesiedelt<br />

sind, könnten entsprechende Angebote unterbreiten. Vielleicht<br />

können auch mit Kultureinrichtungen des Stadtteils spezifische<br />

Veranstaltungen vereinbart werden. Auch größere Träger der Wohlfahrtspflege<br />

oder Kirchengemeinden sind anzusprechen, wenn es<br />

darum geht, Veranstaltungen zu planen, Räume zu organisieren<br />

oder <strong>für</strong> die Gruppe Informationen zu erhalten.<br />

Auftreten in der Öffentlichkeit<br />

Gehen die Ideen <strong>für</strong> ein Nachbarschaftsprojekt über den informellen<br />

Austausch hinaus, kann es erforderlich sein, einen formalen Rahmen<br />

zu finden, um gemeinsam nach außen zu treten. Vielleicht ist<br />

auch ein Treffpunkt nötig, der angemietet werden muss. Ebenso<br />

kann eine Vertretung zur Organisation von Veranstaltungen oder<br />

zum Einsammeln von Spenden sinnvoll erscheinen. Ein möglicher<br />

Weg hierzu ist die Gründung eines Vereins. Je nach Zielsetzung des<br />

Vereins können dann auch Institutionen Mitglieder werden.<br />

GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN IN NACHBARSCHAFTSPROJEKTEN –<br />

KOOPERATIONEN UND UNTERSTÜTZUNG<br />

SCHRITTE KOOPERATIONSPARTNER UNTERSTÜTZUNG<br />

Informationen<br />

sammeln<br />

Interessierte finden<br />

<strong>und</strong> gemeinsame<br />

Ziele formulieren<br />

Kooperationspartner<br />

suchen<br />

Bei Bedarf:<br />

Eine geeignete<br />

Rechtsform wählen<br />

Kultureinrichtungen<br />

Beratungseinrichtungen<br />

Gastronomie<br />

Kirchengemeinden<br />

Vereine<br />

Wohnungsunternehmen<br />

Wohlfahrtsverbände<br />

Broschüren,<br />

Leitfäden,<br />

nachbarschaftliche<br />

Netzwerke,<br />

Beratungsstellen<br />

Bei Bedarf Moderation<br />

durch<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Beratungsstellen


Wohnprojekte im Eigentum<br />

WOHNPROJEKTE<br />

Ein Weg, gemeinschaftliches Wohnen zu realisieren, ist gemeinsam<br />

neu zu bauen oder ein Gebäude zu erwerben <strong>und</strong> umzubauen. Gemeinsames<br />

Vorgehen ermöglicht es, an vielen Stellen anfallende Kosten<br />

zu teilen (Beratung, Gr<strong>und</strong>stück, Gemeinschaftseinrichtungen,<br />

Materialbeschaffung) oder auch durch Eigenleistung Ausgaben zu<br />

vermeiden. Ebenso können gewünschte Qualitätsstandards (z.B. in<br />

Materialverwendung, Energiestandards) in der Gruppe beschlossen<br />

<strong>und</strong> vereinbart werden.<br />

Um Projekte durchzuführen, die zu gemeinsamen Wohneigentum<br />

führen sollen, sind verschiedene Schritte sinnvoll. Diese Schritte<br />

sind hier aufgezeichnet, ebenso wie wichtige Inhalte, die dann besprochen<br />

<strong>und</strong> geklärt werden sollten. Trotz dieser chronologischen<br />

Reihe ist es sinnvoll, ein Wohnprojekt in Eigentum realistisch einzuschätzen.<br />

Eine wichtige Überlegung zu Beginn ist daher, in welcher<br />

formalen Form ein Zusammenleben letztendlich stattfinden soll.<br />

Erste Schritte <strong>für</strong> Wohnprojekte im Eigentum<br />

Informationen sammeln<br />

Bereits während die Idee reift <strong>und</strong> erste Vorstellungen formuliert<br />

werden, sollten sich die Interessenten umfassend über Möglichkeiten,<br />

Formen <strong>und</strong> Umsetzungsschritte von gemeinschaftlichem<br />

Wohnen informieren. Hilfreich dazu ist es:<br />

• Beratungsstellen <strong>für</strong> Wohnprojekte zu nutzen<br />

• Informationsmaterial zu Möglichkeiten <strong>und</strong> Formen von<br />

gemeinschaftlichen Wohnprojekten im Eigentum zusammen<br />

zu tragen<br />

• Erfahrungen bestehender Wohnprojekte <strong>für</strong> die eigene<br />

Idee auszuwerten.<br />

Gruppenbildung <strong>und</strong> Zielformulierung<br />

Wird die Idee konkreter, kann die Suche nach weiteren Interessierten<br />

beginnen, um die gewünschte Gruppengröße zu erreichen. Eine<br />

sorgfältige Entwicklung der Gruppe ist wichtig, damit von Beginn<br />

an ein fre<strong>und</strong>liches <strong>und</strong> soziales Miteinander erlebt werden kann. In<br />

dieser Phase sind sinnvoll:<br />

• Regelmäßige Gruppentreffen zum gegenseitigen Kennenlernen<br />

• Abstimmung der Interessen, Vorstellungen <strong>und</strong> Ansprüche<br />

wie soll<br />

miteinander<br />

gelebt<br />

werden?<br />

WOHNPROJEKTE IM EIGENTUM<br />

23


24<br />

Moderation<br />

• Sorgfältige Klärung der Finanzierbarkeit<br />

• Gemeinsame Besuche bei verschiedenen Wohnpro-<br />

jekten<br />

• Besprechen <strong>und</strong> Planen von Zeithorizonten, damit der<br />

Projektverlauf absehbar bleibt (z.B. bei nötigem Verkauf<br />

einer vorhandenen Immobilie).<br />

Eine pragmatische Größe der Gruppe erleichtert Abstimmungen<br />

<strong>und</strong> Vereinbarungen – auch im späteren Zusammenleben. Hilfreich<br />

kann es sein, bereits in dieser Phase eine Gruppenmoderation einzuführen,<br />

die den Prozess der Gruppenfindung, Zielentwicklung <strong>und</strong><br />

auch der Projektentwicklung begleitet <strong>und</strong> in Konfliktsituationen<br />

berät.<br />

Im Rahmen der Gruppenfindung ist es wichtig, dass wesentliche<br />

Vorstellungen über die Form <strong>und</strong> Inhalte, die mit dem Wohnprojekt<br />

realisiert werden sollen, ausgetauscht <strong>und</strong> festgehalten werden.<br />

Sind die Entscheidungen soweit gediehen, können gemeinsame<br />

Ziele <strong>für</strong> ein zukünftiges gemeinschaftliches Wohnen festgelegt<br />

werden. Hierbei kann ein Leitmotiv oder gemeinsames Profil <strong>für</strong> die<br />

Gruppe hilfreich sein.<br />

Zielkriterien<br />

• Neubau, Umnutzung oder Umbau einer bestehenden<br />

Immobilie<br />

• Größe des Projektes, Anzahl der Wohneinheiten <strong>und</strong> der<br />

Personen<br />

• Altersaufbau <strong>und</strong> soziale Struktur der Gruppe<br />

• Endgültige Rechtsform bei Einzug<br />

Zuständigkeiten <strong>und</strong> Erwartungen<br />

• Interne Organisation (Aufgabenverteilung <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen)<br />

• Gemeinschaftsräume <strong>und</strong> deren Verwaltung <strong>und</strong> Nutzung<br />

• Pflege der Außenanlagen <strong>und</strong> Gemeinschaftsflächen<br />

• Zukünftige gemeinschaftliche Aktivitäten<br />

• Erwartungen bezüglich gegenseitiger Hilfe <strong>und</strong> eventueller<br />

Pflege


Ein schriftliches Konzept sowie schriftliche Vereinbarungen tragen<br />

zur Verbindlichkeit der gemeinsamen Ziele bei.<br />

Finanzierung<br />

Schon frühzeitig sollte auch das Thema Finanzierung diskutiert werden.<br />

Ein vertrauensvoller <strong>und</strong> offener Umgang mit diesem Thema<br />

ist notwendig, um eine realistische finanzielle Basis <strong>für</strong> die Gruppe<br />

herstellen zu können. Zu klären sind:<br />

• Vorhandenes Eigenkapital<br />

• Fördermöglichkeiten<br />

• Realistische Vorstellung zur Höhe der<br />

tragbaren Wohnkosten <strong>und</strong> Belastungen<br />

• Höhe der Gesamtkosten<br />

• Finanzierung der Gemeinschaftsflächen<br />

• Möglichkeiten einer Fremdfinanzierung.<br />

In dieser Phase sollte eine umfassende Finanzierungsberatung in<br />

Anspruch genommen werden, auch wenn sie eventuell Kosten verursacht.<br />

Wie die Gruppenmoderation ist auch eine sorgfältige Beratung<br />

in Fragen der Finanzierung eine zusätzliche Ausgabe der Gruppe,<br />

die langfristig dazu beiträgt, im Projektverlauf Geld zu sparen.<br />

Gr<strong>und</strong>stück / Immobilie<br />

Die Suche nach einem geeigneten Gr<strong>und</strong>stück oder Objekt kann einen<br />

längeren Zeitraum beanspruchen <strong>und</strong> erfordert daher von allen<br />

Beteiligten Ausdauer. Diese Suche kann durch die Gruppe erfolgen,<br />

es kann aber auch ein Makler von der Gruppe beauftragt werden.<br />

Gibt es Gr<strong>und</strong>stücke oder Immobilien, die <strong>für</strong> das Projekt in Frage<br />

kommen, sind mehrere Fragen zu klären:<br />

• Kontakt mit Gr<strong>und</strong>stücks- bzw. Hauseigentümer knüpfen<br />

• Angaben über Größe <strong>und</strong> Verfügbarkeit<br />

• Angaben zu allen Kosten in Erfahrung bringen (Erwerbskosten,<br />

Gr<strong>und</strong>steuer, Kosten <strong>für</strong> etwaige Vermittler,<br />

daraus resultierende monatliche Belastungen etc.)<br />

• Bei Auswahl eines <strong>Bau</strong>gr<strong>und</strong>stücks: Auskunft über die<br />

Bebaubarkeit des Gr<strong>und</strong>stücks (z.B. Bebauungsplan)<br />

hinsichtlich der gemeinschaftlichen Bebauung<br />

WOHNPROJEKTE IM EIGENTUM<br />

Finanzierungsberatung<br />

25


26<br />

Architektin/<br />

Architekt<br />

Generalunternehmen<br />

• Bei einem Objekt im Bestand: Auflagen <strong>für</strong> den Umbau<br />

(z.B. Denkmalschutz / bauordnungsrechtliche Aspekte)<br />

• Das Gr<strong>und</strong>buch mit den einzelnen Abteilungen einsehen,<br />

welche rechtlichen Einzelpunkte oder Verbindlichkeiten<br />

dort enthalten sind.<br />

Beteiligung an Planung <strong>und</strong> baulicher Umsetzung<br />

Gemeinsame Wohnprojekte haben den Vorteil, dass bereits in der<br />

Planung <strong>und</strong> später in der baulichen Umsetzung mitgewirkt werden<br />

kann. In dieser Phase sind verschiedene Fragen gemeinsam zu besprechen<br />

<strong>und</strong> zu klären, wie z.B.:<br />

• Gr<strong>und</strong>risse der Wohnungen<br />

• Formen der inneren Erschließung<br />

• Unterkellerung oder nicht<br />

• Vorhandensein <strong>und</strong> Anzahl von Gemeinschaftsräumen<br />

• Vorhandensein <strong>und</strong> Anzahl von Nebengebäuden (Garagen,<br />

Schuppen)<br />

• Gestaltung von Außenanlagen<br />

• Gewünschte bauliche Standards (z. B. Barrierefreiheit,<br />

Generationengerechtigkeit, Energieeffizienz, Materialverwendung)<br />

• Mögliche Reduktion der <strong>Bau</strong>kosten durch Eigenleistung<br />

• Umfang der individuellen Eigenleistungen.<br />

Spätestens in dieser Phase sollte eine Architektin oder ein Architekt<br />

eingeb<strong>und</strong>en werden, um die verschiedenen Vorstellungen in<br />

konkrete Pläne umzuwandeln. Ausführungsplanungen <strong>und</strong> Kostenschätzungen<br />

müssen erstellt werden, erste Kontakte zu <strong>Bau</strong>firmen<br />

sind notwendig. Im Weiteren müssen Ausschreibungen verfasst,<br />

versandt, Angebote geprüft <strong>und</strong> Aufträge vergeben werden. Architektin<br />

bzw. Architekt sollten neben fachlicher Kompetenz auch Erfahrungen<br />

mit der Begleitung von Wohnprojektgruppen vorweisen<br />

können, da in dieser Phase viel kommunikatives Geschick erforderlich<br />

ist. Auch diese fachliche Beratung <strong>und</strong> Begleitung kostet, macht<br />

sich aber langfristig unbedingt bezahlt.<br />

Wahlweise kann die Gruppe die Leistungen auch an ein Generalunternehmen<br />

vergeben, das Objekt schlüsselfertig herzustellen.


Rechtsformen in der <strong>Bau</strong>phase<br />

Schon vor der <strong>Bau</strong>phase werden die ersten formalen Schritte der<br />

Gruppenbildung notwendig. Da gemeinsame Geschäfte getätigt,<br />

Verträge geschlossen <strong>und</strong> verbindliche Vereinbarungen eingegangen<br />

werden, braucht es eine gemeinsame Rechtsform. Diese unterscheidet<br />

sich aus verschiedenen Gründen jedoch von der zukünftigen<br />

Rechtsform der Gruppe. Je nach Interessenslage in der<br />

<strong>Bau</strong>phase gibt es zwei Möglichkeiten des Zusammenschlusses: die<br />

<strong>Bau</strong>(herren)gemeinschaft <strong>und</strong> die <strong>Bau</strong>gruppe. Die übliche Rechtsform<br />

ist in beiden Fällen die Gesellschaft bürgerlichen Rechts<br />

(GbR).<br />

Eine weitere Rechtsform ist die Genossenschaft, bei der Eigentumsanteile<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig Miete möglich sind. Bevor mit dem <strong>Bau</strong> begonnen<br />

wird, müsste eine neue Genossenschaft gegründet oder<br />

Anschluss an eine bestehende Genossenschaft gesucht werden.<br />

<strong>Bau</strong>(herren)gemeinschaft<br />

Ein Zusammenschluss zu einer <strong>Bau</strong>(herren)gemeinschaft erfolgt<br />

dann, wenn ein Gebäude gemeinsam neu gebaut oder umgebaut<br />

werden soll. Spätestens wenn ein Gr<strong>und</strong>stück oder eine passende<br />

Immobilie gef<strong>und</strong>en sind, ist es sinnvoll, die Gemeinschaft formal<br />

festzulegen. Die Gemeinschaft handelt zusammen, beauftragt eine<br />

Architektin / einen Architekten <strong>für</strong> die Beratung <strong>und</strong> beauftragt zumeist<br />

auch einzelne Gewerke in der <strong>Bau</strong>phase. Da die <strong>Bau</strong>(herren)<br />

gemeinschaft schon frühzeitig gemeinsam handeln muss (Architektenbeauftragung,<br />

Bodengutachten, Auswahl weiterer Mitglieder<br />

etc.), braucht sie eine Rechtsform.<br />

Für diesen Schritt wird üblicherweise eine Planungsgesellschaft in<br />

Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet. Die<br />

GbR hat den Vorteil, dass sie relativ unkompliziert <strong>und</strong> ohne Notar<br />

geschlossen werden kann. Ihr Nachteil ist, dass alle Mitglieder untereinander<br />

mit ihrem vollständigen Vermögen haften.<br />

<strong>Bau</strong>gruppe<br />

Besteht gemeinsames Interesse an einem Gr<strong>und</strong>stück, dieses soll<br />

aber geteilt <strong>und</strong> im Einzeleigentum bebaut werden, wird eine <strong>Bau</strong>gruppe<br />

gegründet. <strong>Der</strong> Unterschied zur <strong>Bau</strong>gemeinschaft besteht<br />

darin, dass jeder Realeigentum erwirbt <strong>und</strong> sich mit seinen Nachbarn<br />

weniger abstimmen muss als bei der Wohnungseigentümergemeinschaft.<br />

<strong>Bau</strong>parzellen entstehen in diesem Fall aber erst nach<br />

der Aufteilung des vorhandenen Gr<strong>und</strong>stücks. Diese Teilung wird<br />

<strong>Bau</strong>(herren)gemeinschaft<br />

oder<br />

<strong>Bau</strong>gruppe?<br />

Planungsgesellschaft<br />

WOHNPROJEKTE IM EIGENTUM<br />

27


28<br />

weniger<br />

Absprache<br />

Mieter <strong>und</strong><br />

Vermieter in<br />

einer Person<br />

zumeist von den Käufern im Rahmen des notariellen Gr<strong>und</strong>stücker-<br />

werbs veranlasst.<br />

Gibt es jedoch noch nicht genug Käufer, um alle Parzellen neu zu<br />

bebauen, empfiehlt sich in diesem Zusammenhang die Gründung<br />

einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), in der dann auch eine<br />

Festlegung der Parzellen erfolgen kann. Später hinzukommende<br />

Kaufinteressenten dürfen dann nur noch unter den übrig gebliebenen<br />

Parzellen auswählen.<br />

Eingetragene Genossenschaft<br />

Die eingetragene Genossenschaft ist ein wirtschaftlicher Verein, mit<br />

dessen Hilfe gemeinschaftliches <strong>Bau</strong>en <strong>und</strong> Wohnen finanziert wird.<br />

<strong>Der</strong> finanzielle Gr<strong>und</strong>stock entsteht durch Anteile, die von den Mitgliedern<br />

als Kapitalanlage eingezahlt werden. Mit der Mitgliedschaft<br />

in einer Genossenschaft sind lebenslanges Wohnrecht <strong>und</strong> günstige<br />

Mieten verb<strong>und</strong>en. Damit entsteht eine Doppelrolle – die Bewohnerinnen<br />

<strong>und</strong> Bewohner sind zugleich Vermieter <strong>und</strong> Mieter.<br />

Bei kleinen Genossenschaften ist oftmals aus ökonomischen Gründen<br />

der Anschluss an eine Dachgenossenschaft sinnvoll, wenn zum<br />

Beispiel auch Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger eingeb<strong>und</strong>en werden sollen,<br />

die über geringere Einkommen verfügen. Für die Finanzierung eines<br />

Projektes wird das Gesamtvermögen der Genossenschaft geprüft<br />

<strong>und</strong> nicht die Einzelanteile der Genossenschafter. Ebenso haftet die<br />

Genossenschaft mit ihrem Vermögen, die Genossenschafterinnen<br />

<strong>und</strong> Genossenschafter haften mit ihren Anteilen <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

mit einem zuvor vereinbarten Haftsummenzuschlag.<br />

Eine Genossenschaft wird rechtsfähig durch eine kostenpflichtige<br />

Prüfung eines Genossenschaftsverbandes <strong>und</strong> den Eintrag in ein<br />

Genossenschaftsregister. Die Prüfung wird in regelmäßigen Abständen<br />

wiederholt <strong>und</strong> gewährleistet eine ordnungsgemäße Geschäftsführung<br />

<strong>und</strong> Buchhaltung.


Rechtsformen nach <strong>Bau</strong>abschluss<br />

Nach Fertigstellung des Gebäudes ziehen alle Mitglieder des Wohn-<br />

projektes in ihre Wohnungen. Eine Rechtsform ist notwendig, um<br />

dem Zusammenwohnen einen abgesicherten Rahmen zu geben.<br />

Die übliche Form ist die Wohnungseigentümergemeinschaft nach<br />

Wohnungseigentumsgesetz (WEG). In dieser Rechtsform wird zwischen<br />

Sondereigentum (der eigenen Wohnung) <strong>und</strong> Gemeinschaftseigentum,<br />

über das alle gemeinsam entscheiden, unterschieden.<br />

• In der Wohnungseigentümergemeinschaft nach Wohnungseigentumsgesetz<br />

(WEG) ist jede Eigentümerin, jeder<br />

Eigentümer <strong>für</strong> die Finanzierung <strong>und</strong> in der Regel <strong>für</strong><br />

die Unterhaltung des Sondereigentums individuell verantwortlich<br />

<strong>und</strong> haftet nur in der Höhe ihres oder seines Eigentumsanteils.<br />

Mit der Gründung der Gemeinschaft wird<br />

auch ein Teilungsvertrag <strong>für</strong> das Gebäude erstellt, der<br />

diese Einzelheiten der Unterhaltung ebenso beinhaltet.<br />

Das Verhältnis der Miteigentümerinnen <strong>und</strong> Miteigentümer<br />

sowie der Umgang mit Gemeinschaftseigentum werden<br />

durch eine Gemeinschaftsordnung geregelt. Ein Einfluss<br />

der Gruppe auf Mitsprache bei Eigentümerwechsel kann<br />

nur durch Vor- oder Ankaufsrechte gesichert werden.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> stehen die Pläne <strong>für</strong> gemeinsames Handeln.<br />

Zu klären ist:<br />

• welche Entscheidungen gemeinsam getroffen werden<br />

sollen<br />

• wer Bestandteil dieser Gemeinschaft ist<br />

• wie Kompetenzen <strong>und</strong> Verantwortungen innerhalb der<br />

Gemeinschaft geregelt werden<br />

• wie Konflikte geregelt werden<br />

• wie weiterhin mit Finanzfragen umgegangen wird: Verteilung<br />

der Gewinne / Verluste, Einsatz von Eigenkapital,<br />

Kapitalvergabe an Einzelne beim Austritt, Vorgehen im<br />

Erbfall.<br />

Wohnungseigentümergemeinschaft<br />

WOHNPROJEKTE IM EIGENTUM<br />

29


30<br />

WOHNPROJEKTE IM EIGENTUM –<br />

SINNVOLLE SCHRITTE UND UNTERSTÜTZUNG<br />

SCHRITTE UNTERSTÜTZUNG<br />

Informationen sammeln<br />

Eine Gruppe finden <strong>und</strong> gemeinsame<br />

Ziele formulieren<br />

Über die Finanzierung<br />

reden<br />

Ein Gr<strong>und</strong>stück oder eine<br />

Immobilie suchen<br />

Bei Planung <strong>und</strong> baulicher<br />

Umsetzung mitwirken<br />

Mögliche Gruppenformen<br />

<strong>und</strong> Rechtsform der<br />

<strong>Bau</strong>phase<br />

Einzug <strong>und</strong> dauerhafte<br />

Rechtsform<br />

Gemeinschaftliches<br />

Wohnen<br />

nach dem Einzug<br />

Broschüren<br />

Leitfäden<br />

Bestehende Wohnprojekte<br />

Beratungsstellen<br />

Moderation<br />

Finanzberatung<br />

Architektin/Architekt/Makler<br />

Architektin/Architekt<br />

<strong>Bau</strong>unternehmen<br />

Beratungsstellen<br />

Beratungsstellen<br />

Bei Bedarf Moderation


Wohnprojekte zur Miete<br />

Eine Alternative zum gemeinschaftlichen Wohnen im Eigentum ist<br />

die Möglichkeit, gemeinsam ein Wohngebäude zu mieten. Auch in<br />

diesem Fall kann neu gebaut oder ein bestehendes Gebäude den<br />

Wünschen der Gruppe entsprechend umgebaut werden.<br />

Ein Mietprojekt wird immer gemeinsam mit einem Kooperationspartner<br />

geplant. Dieser Partner kann ein Wohnungsunternehmen,<br />

ein Investor oder ein <strong>Bau</strong>träger sein, der das Gebäude plant, baut<br />

oder modernisiert <strong>und</strong> als Eigentümer auftritt. Auch eine Genossenschaft<br />

kann als Kooperationspartnerin <strong>und</strong> Eigentümerin angefragt<br />

werden.<br />

Ein Wohnprojekt zur Miete hat verschiedene Vorteile <strong>für</strong> Wohnungsunternehmen<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Projektgruppe.<br />

• Mit einem Wohnprojekt erhält das Unternehmen dauerhafte,<br />

verlässliche Mieterinnen <strong>und</strong> Mieter, auch wenn der<br />

Vorlauf etwas länger dauern <strong>und</strong> eine spezielle Beratung<br />

nötig sein kann. Im Endeffekt gibt es geringere Vermarktungskosten,<br />

da das Projekt in der Regel von <strong>Bau</strong>beginn<br />

an vollständig vermietet ist. Das Unternehmen kann niedrigere<br />

Verwaltungskosten haben, wenn die Gruppe die<br />

Angelegenheiten im Zusammenleben weitgehend selbständig<br />

regelt. Eine gut organisierte Gruppe ist ein dauerhafter<br />

verlässlicher Partner, der geringe Fluktuation <strong>und</strong><br />

eine funktionierende Nachbarschaft gewährleistet.<br />

• Diese Vorteile betreffen auch die Projektgruppe. Die Mieterinnen<br />

<strong>und</strong> Mieter können von Beginn an das Wohnprojekt<br />

mitgestalten, ohne Eigentum erwerben zu müssen.<br />

Sie erhalten eine verlässliche <strong>und</strong> dauerhafte Nachbarschaft,<br />

in der sie starken Einfluss auf die Angelegenheiten<br />

des Zusammenlebens nehmen können. Und dennoch<br />

enthält das Mietverhältnis große Wohnsicherheit, umfassende<br />

Kostentransparenz <strong>und</strong> langfristig kalkulierbare<br />

Mieten.<br />

Erste Schritte zum Wohnen zur Miete<br />

Informationen sammeln<br />

Bereits während die Idee reift <strong>und</strong> erste Vorstellungen formuliert<br />

werden, sollten sich die Interessenten umfassend über Möglichkeiten,<br />

Formen <strong>und</strong> Umsetzungsschritte von gemeinschaftlichem<br />

Wohnen zur Miete informieren. Hilfreich dazu ist es:<br />

Wohnungsunternehmen<br />

+<br />

Projektgruppen<br />

WOHNPROJEKTE ZUR MIETE<br />

31


32<br />

• Beratungsstellen <strong>für</strong> Wohnprojekte zu nutzen<br />

• Informationsmaterial zu Möglichkeiten <strong>und</strong> Formen von<br />

gemeinschaftlichen Wohnprojekten zur Miete zusammen<br />

zu tragen<br />

• Erfahrungen bestehender Wohnprojekte <strong>für</strong> die eigene<br />

Idee auszuwerten.<br />

Gruppenbildung <strong>und</strong> Zielformulierung<br />

Wird die Idee konkreter, kann die Suche nach weiteren Interessierten<br />

beginnen, um die gewünschte Gruppengröße zu erreichen. Eine<br />

sorgfältige Entwicklung der Gruppe ist wichtig, damit von Beginn<br />

an ein fre<strong>und</strong>liches <strong>und</strong> soziales Miteinander erlebt werden kann. In<br />

dieser Phase sind sinnvoll:<br />

• Regelmäßige Gruppentreffen zum gegenseitigen Kennenlernen<br />

• Sorgfältige Abstimmung der Interessen, Vorstellungen<br />

<strong>und</strong> Ansprüche<br />

• Sorgfältige Klärung der möglichen finanziellen Belastung<br />

• Gemeinsame Besuche bei verschiedenen Wohnprojekten,<br />

die den eigenen Vorstellungen nahe kommen<br />

• Besprechen <strong>und</strong> Planen von Zeithorizonten, damit der<br />

Projektverlauf absehbar bleibt.<br />

Eine pragmatische Größe der Gruppe erleichtert Abstimmungen <strong>und</strong><br />

Vereinbarungen – auch im späteren Zusammenleben. Hilfreich kann<br />

es sein, bereits in dieser Phase eine Gruppenmoderation einzuführen,<br />

die den Prozess der Gruppenfindung, Zielentwicklung <strong>und</strong> auch<br />

der Projektentwicklung begleitet <strong>und</strong> in Konfliktsituationen berät.<br />

Im Rahmen der Gruppenfindung ist es wichtig, dass wesentliche<br />

Vorstellungen über die Form <strong>und</strong> Inhalte, die mit dem Wohnprojekt<br />

realisiert werden sollen, ausgetauscht <strong>und</strong> festgehalten werden.<br />

Sind die Entscheidungen soweit gediehen, können gemeinsame<br />

Ziele <strong>für</strong> ein zukünftiges gemeinschaftliches Wohnen festgelegt<br />

werden. Hierbei kann ein Leitmotiv oder gemeinsames Profil <strong>für</strong> die<br />

Gruppe hilfreich sein.


Zielkriterien<br />

• Neubau oder Umnutzung <strong>und</strong> Umbau einer bestehenden<br />

Immobilie<br />

• Größe des Projektes, Anzahl der Wohnungen <strong>und</strong> der<br />

Personen<br />

• Altersaufbau <strong>und</strong> soziale Struktur der Gruppe<br />

Zuständigkeiten <strong>und</strong> Erwartungen<br />

• Interne Organisation (Aufgabenverteilung <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen)<br />

• Verwaltung <strong>und</strong> Nutzung der Gemeinschaftsräume<br />

• Pflege der Außenanlagen <strong>und</strong> Gemeinschaftsflächen<br />

• Zukünftige gemeinschaftliche Aktivitäten<br />

• Erwartungen zu gegenseitiger Hilfe <strong>und</strong> eventueller Pflege<br />

Ein schriftliches Konzept sowie schriftliche Vereinbarungen untereinander<br />

<strong>und</strong> mit dem Kooperationspartner tragen zur Verbindlichkeit<br />

der gemeinsamen Ziele bei.<br />

Finanzierung<br />

Schon frühzeitig sollten auch beim Projekt zur Miete die finanziellen<br />

Rahmenbedingungen diskutiert werden. Ein vertrauensvoller <strong>und</strong><br />

offener Umgang mit diesem Thema ist notwendig, um eine realistische<br />

finanzielle Basis <strong>für</strong> die Gruppe herstellen zu können. Zu klären<br />

sind:<br />

• Maximal mögliche Mietbelastung inklusive Nebenkosten<br />

• Ansprüche auf Wohnraumförderung<br />

• Realistische Vorstellung über die zukünftigen Mietkosten<br />

• Höhe der Gesamtkosten<br />

• Finanzierung von Gemeinschaftsflächen<br />

In dieser Phase sollte eine umfassende Beratung in Anspruch genommen<br />

werden, auch wenn sie erst einmal Kosten verursacht. Wie<br />

die Gruppenmoderation, so ist auch diese Beratung eine zusätzliche<br />

Ausgabe der Gruppe, die langfristig dazu beiträgt, im Projektverlauf<br />

Geld <strong>und</strong> Enttäuschungen zu sparen.<br />

WOHNPROJEKTE ZUR MIETE<br />

33


34<br />

Rechtsformen<br />

Auch bei gemeinschaftlichem Wohnen in Mietprojekten kann es<br />

sinnvoll sein, eine Rechtsform zu wählen, um als 'juristische Person'<br />

wahrgenommen zu werden <strong>und</strong> gegenüber den zukünftigen Kooperationspartnern<br />

handeln zu können. Eine mögliche Rechtsform steht<br />

auch in direktem Zusammenhang mit der Zielsetzung der Gruppe.<br />

Vor der Entscheidung sollten verschiedene Fragen beantwortet werden.<br />

Im Fordergr<strong>und</strong> stehen die Pläne <strong>für</strong> gemeinsames Handeln.<br />

Zu klären ist:<br />

• welche Entscheidungen gemeinsam getroffen werden<br />

sollen<br />

• wer Bestandteil dieser Gemeinschaft ist<br />

• wie Kompetenzen <strong>und</strong> Verantwortungen innerhalb der<br />

Gemeinschaft geregelt werden<br />

• wie Konfliktfälle geregelt werden<br />

• wie bei Auszug eines Gruppenmitglieds die Weitervermietung<br />

der Wohnungen gehandhabt wird.<br />

Bei einer Kooperation mit einer Wohnungsgesellschaft oder einem<br />

<strong>Bau</strong>träger sind ein Verein oder eine Gesellschaft bürgerlichen<br />

Rechts (GbR) die üblichen Rechtsformen. Ein weiterer Weg, gemeinschaftliches<br />

Wohnen zur Miete zu realisieren kann auch die Gründung<br />

einer Genossenschaft oder der Anschluss an eine bestehende<br />

Genossenschaft sein.<br />

• Mit einer Mindestzahl von sieben Mitgliedern ist die Gründung<br />

eines Vereins auch <strong>für</strong> kleinere Gruppen möglich.<br />

Sie kann schon bei der Projektentwicklung die Verhandlungen<br />

mit externen Partnern erleichtern. In der Wohnphase<br />

kann der Verein die innere Organisation regeln<br />

oder auch Betreiber von Gemeinschaftseinrichtungen<br />

oder Veranstalter sein.<br />

Ein Verein ist zudem in der Lage, Fördermitglieder zu<br />

werben, da die Beiträge als Spenden steuerlich wirksam<br />

gemacht werden können. Dazu müssen die Aktivitäten<br />

des Vereins allerdings vom Finanzamt als gemeinnützig<br />

anerkannt werden (<strong>und</strong> da<strong>für</strong> reicht gemeinschaftliches<br />

Wohnen nicht aus).


• Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) wird durch<br />

gemeinsames Handeln der Gruppe begründet. Die Mitglieder<br />

sind nach außen alle gemeinschaftlich verantwortlich<br />

<strong>für</strong> alles, das die Gruppe entscheidet <strong>und</strong> macht. Da<br />

jedes Mitglied mit seinem vollständigen Vermögen haftet,<br />

eignet sich das Modell eher <strong>für</strong> kleinere Gruppen.<br />

• Die Eingetragene Genossenschaft ist ein wirtschaftlicher<br />

Verein, mit dessen Hilfe <strong>Bau</strong>en <strong>und</strong> Wohnen finanziert<br />

wird (siehe Kapitel 5.1).<br />

Kooperationspartner / Kooperationsvertrag<br />

Sind Wünsche <strong>und</strong> finanzielle Rahmenbedingungen weitgehend geklärt,<br />

ist es an der Zeit, einen passenden Kooperationspartner zu<br />

finden. Dies sind Wohnungsbauunternehmen, Investoren oder <strong>Bau</strong>träger,<br />

die eventuell sogar bereits über ein passendes Gr<strong>und</strong>stück<br />

oder ein den Wünschen entsprechendes Gebäude verfügen. Diese<br />

Suche kann einige Zeit in Anspruch nehmen <strong>und</strong> erfordert von der<br />

Gruppe ein hohes Maß an Eigeninitiative.<br />

Vor den Gesprächen mit dem zukünftigen Vermieter ist es sinnvoll,<br />

einen Entwurf eines Kooperationsvertrages als Verhandlungsgr<strong>und</strong>lage<br />

vorzubereiten. Das hat zugleich den Vorteil, dass die Vorstellungen<br />

<strong>und</strong> Wünsche der Gruppe schriftlich ausformuliert werden.<br />

Inhalte eines derartigen Kooperationsvertrages sollten sein:<br />

• Zusammenarbeit <strong>und</strong> Mitbestimmung in der Planungs<strong>und</strong><br />

später in der Nutzungsphase<br />

• Grad der Selbstverwaltung der Mieter <strong>und</strong> Mieterinnen<br />

• Regelungen zur Mitsprache bei Mieterwechsel<br />

• Anzahl, Größe <strong>und</strong> Ausstattung der Wohnungen<br />

• Anzahl, Größe <strong>und</strong> Finanzierung der Gemeinschaftsräume<br />

• Außenanlagen <strong>und</strong> Nebengebäude<br />

• Kostenrahmen des Projektes<br />

• Miethöhe <strong>und</strong> Mietentwicklung<br />

• Enthaltene Eigenleistungen<br />

• Instandhaltung.<br />

WOHNPROJEKTE ZUR MIETE<br />

35


36<br />

Da in diesem Kooperationsvertrag bereits auch bauliche <strong>und</strong> pla-<br />

nerische Vorstellungen angesprochen <strong>und</strong> ausformuliert werden<br />

sollten, ist es gegebenenfalls sinnvoll, in dieser Phase eine fachliche<br />

Beratung der Gruppe zu organisieren. Kompetenzen in der Projektentwicklung,<br />

Kommunikation mit Wohnungsbauunternehmen oder<br />

<strong>Bau</strong>trägern sowie Erfahrungen mit <strong>Bau</strong>gruppen sind hierbei wichtige<br />

Voraussetzungen.<br />

Beteiligung an Planung <strong>und</strong> baulicher Umsetzung<br />

Steht der Kooperationsvertrag <strong>und</strong> geht es in die Planungs- <strong>und</strong><br />

Umsetzungsphase, so übernimmt zumeist das Wohnungsbauunternehmen,<br />

Investor oder der <strong>Bau</strong>träger die weiteren Schritte. Im Unterschied<br />

zu den Wohnprojekten im Eigentum sind die zukünftigen<br />

Mieterinnen <strong>und</strong> Mieter also weitgehend entlastet.<br />

Gleichzeitig ist es an ihnen, bei allen weiteren Schritten darauf zu<br />

achten, dass ihre Ideen, Interessen <strong>und</strong> Vorstellungen auch umgesetzt<br />

werden.<br />

Mietvertrag / Einzug<br />

Verbindliche Mietverträge sind in der Regel Voraussetzung <strong>für</strong> einen<br />

Kooperationspartner. Somit muss die Verbindlichkeit der Mitglieder<br />

rechtzeitig erfolgen.<br />

Die Mitgliedschaft im Verein bzw. der GbR bedeutet zugleich die<br />

Anerkennung der formulierten Ziele <strong>und</strong> Vereinbarungen. Um eine<br />

langfristige Sicherung der Ziele <strong>und</strong> Vereinbarungen zu gewährleisten,<br />

sollten diese <strong>für</strong> alle Hausbewohnerinnen <strong>und</strong> Hausbewohner<br />

Bestandteil des Mietvertrages sein.


GEMEINSCHAFTLICHE MIETPROJEKTE –<br />

SCHRITTE, KOOPERATIONSPARTNER UND UNTERSTÜTZUNG<br />

SCHRITTE KOOPERATIONSPARTNER UNTERSTÜTZUNG<br />

Informationen<br />

sammeln<br />

Gruppe finden <strong>und</strong><br />

gemeinsame Ziele<br />

formulieren<br />

Über die<br />

Finanzierung reden<br />

Kooperationspartner<br />

suchen, Kooperationsvertrag<br />

formulieren<br />

Geeignete Rechtsform<br />

wählen<br />

Bei Planung <strong>und</strong><br />

baulicher Umsetzung<br />

mitwirken<br />

Mietvertrag unterzeichen<br />

<strong>und</strong> einziehen<br />

Gemeinschaftliches<br />

Wohnen nach dem<br />

Einzug<br />

Wohnungsunternehmen,<br />

Investor, <strong>Bau</strong>träger<br />

Wohnungsunternehmen,<br />

Investor, <strong>Bau</strong>träger<br />

Broschüren,<br />

Leitfäden,<br />

Bestehende Wohnprojekte,<br />

Beratungsstellen<br />

Moderation<br />

Finanzberatung<br />

Architektin/Architekt<br />

Beratungsstellen<br />

Moderation<br />

Wohnungsverwaltung Beratungsstellen<br />

Wohnungsverwaltung Bei Bedarf Moderation<br />

WOHNPROJEKTE ZUR MIETE<br />

37


38<br />

NEUE NACHBARSCHAFTEN IN BREMEN<br />

• Haus im Viertel<br />

• Nachbarn treffen Nachbarn<br />

NEUE NACHBARSCHAFTEN BUNDESWEIT<br />

• Vereinigte Wohnstätten 1889 e.G. <strong>und</strong> Nachbarschaftshil-<br />

feverein Hand in Hand e.V.<br />

• Genossenschaft <strong>und</strong> Nachbarschaftshilfeverein Freie<br />

Scholle Bielefeld<br />

• Miteinander Wohnen e.V., Berlin<br />

• Nachbarschaftsbörse Ackermannbogen, München<br />

• Bürgergemeinschaft Eichstettten e.V.<br />

EIGENTUM + MIETE<br />

BEISPIELE<br />

• Haus am Fleet – gemeinschaftlich planen bauen wohnen<br />

• Zusammen Wohnen - Voneinander Leben Lernen. Generationsübergreifendes<br />

Wohnen in der ehemaligen Cigarrenmanufactur<br />

• Lebens(t)raum Nachbarschaftliches Wohnen Bremerhaven-Lehe<br />

BENACHBARTE STÄDTE + LANDKREISE<br />

• Hausgemeinschaft "Alt + Jung" in Oldenburg<br />

• AllerWohnen e.G. – genossenschaftliches Wohnen in Verden<br />

an der Aller<br />

• Ökologische Siedlung Lilienthal


HAUS IM VIERTEL<br />

Lage <strong>Bremen</strong>-Steintor<br />

Leitung Bremer Heimstiftung<br />

Kooperationspartner Paritätische Dienste, Soka Gakkai-Inter-<br />

nationale-Volkshochschule, Montessori-Kindergarten, Deutsches<br />

Rotes Kreuz, F<strong>und</strong>amtTreffen e.V., buffetissimo, DRK<br />

Architekten Haslob, Kruse <strong>und</strong> Partner<br />

Grösse<br />

Wohnen mit Service<br />

• 84 Wohnungen <strong>für</strong> Senioren<br />

• Beratungsbüro <strong>und</strong> Verwaltung<br />

• Pflegestützpunkt ambulanter Pflegedienst<br />

"Akzent-Wohnen"<br />

• 7 Wohnungen <strong>für</strong> jüngere Körperbehinderte<br />

• 1 Wohngemeinschaft <strong>für</strong> 4 junge Körperbehinderte<br />

Anlass<br />

Das Projekt wurde in einem Stadtteil errichtet, in dem insgesamt ein<br />

geringes Angebot an Pflegeplätzen vorhanden war. Ebenso fehlte<br />

ein Wohnangebot <strong>für</strong> ältere oder behinderte Menschen. Die Bebauung<br />

besteht überwiegend aus dem typischen "Bremer Haus", das<br />

mehrstöckig <strong>und</strong> mit zum Teil steilen <strong>und</strong> engen Treppenhäusern<br />

ausgestattet ist. Viele Menschen wollten gerne in dem lebhaften <strong>und</strong><br />

vertrauten Stadtteil bleiben, konnten aber ihre Wohnungen nur mehr<br />

mit großer Mühe nutzen.<br />

Durch den Wegzug <strong>und</strong> Abriss der Brotfabrik wurde mitten im Stadtteil<br />

ein großes Gr<strong>und</strong>stück frei. Die Bremer Heimstiftung traf die<br />

Entscheidung, auf diesem Gr<strong>und</strong>stück "Wohnen mit Service" anzubieten,<br />

weil dadurch vielfältige Bedürfnisse von Älteren im Stadtteil<br />

damit abgedeckt werden kann.<br />

Ziele + Inhalte<br />

Mit dem Projekt sind mehrer Ziele <strong>und</strong> Inhalte <strong>für</strong> die Mieterinnen<br />

<strong>und</strong> Mieter verb<strong>und</strong>en:<br />

• selbstständiges, selbst bestimmtes Wohnen in der eigenen<br />

Wohnung, solange wie möglich <strong>und</strong> gewünscht (in<br />

selbst definierter Würde alt zu werden <strong>und</strong> zu leben)<br />

• Unterstützung des Vertrauens in eigene Fähigkeiten, um<br />

NEUE<br />

NACHBAR-<br />

SCHAFTEN<br />

IN BREMEN<br />

BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN IN BREMEN<br />

39


40<br />

damit Hilfsbedürftigkeit zu vermeiden bzw. entscheidend<br />

hinauszuzögern.<br />

• Erleben von Sicherheit <strong>und</strong> Geborgenheit in der Wohnung<br />

/im Haus<br />

• Erhalt oder Wiederherstellung des sozialen Umfelds<br />

• Vermeidung von Isolation <strong>und</strong> Vereinsamung<br />

• Vermeidung bzw. Hinauszögerung von Heim- <strong>und</strong> Klinikaufenthalten<br />

• "Normalität" des Wohnens, keine Institution<br />

• Leben in der Gemeinschaft /im Stadtteil<br />

Die Bremer Heimstiftung bemüht sich, an ihren regionalen<br />

Standorten neben den eigenen Angeboten <strong>für</strong><br />

ältere Menschen auch Kooperationspartner anzusiedeln<br />

<strong>und</strong> so Kompetenzzentren <strong>für</strong> den Stadtteil zu<br />

schaffen. Dabei entstehen Abbildungen des Stadtteils<br />

im Miniaturformat, wobei nicht nur ältere Menschen<br />

sondern auch weitere Interessengruppen gezielt angesprochen<br />

werden.<br />

Das Dienstleistungszentrum des Deutschen Roten Kreuzes ergänzt<br />

das Wohnangebot um den Bereich der wohnortnahen Beratung <strong>und</strong><br />

der Stabilisierung des Wohnens in den eigenen vier Wänden durch<br />

den Einsatz von weiterführenden Hilfen wie Nachbarschaftshelferinnen<br />

<strong>und</strong> Mobilen Sozialdienst. Das gemeinsame Ziel ist dabei die<br />

Verhinderung frühzeitiger Heimaufnahmen.<br />

Die Wohngemeinschaft <strong>für</strong> Demente wendet sich an eine Klientel,<br />

deren Versorgung im Wohnen mit Service häufig an Grenzen stößt.<br />

Zielsetzung ist dabei die Vernetzung der Hilfestrukturen vor Ort zur<br />

Optimierung der Versorgung dieses Personenkreises.<br />

Gerade das Zusammenleben von jungen Körperbehinderten <strong>und</strong> alten<br />

Menschen hat sich als sehr fruchtbar erwiesen. Die älteren Mieter<br />

relativieren die zunehmende eigene körperliche Gebrechlichkeit<br />

angesichts der sichtbaren Einschränkungen der Körperbehinderten<br />

<strong>und</strong> lernen von ihrer Anpassungsfähigkeit <strong>und</strong> Lebensfreude. Das<br />

Thema "Alt <strong>und</strong> Jung" definiert sich durch die Kooperation mit dem<br />

auf dem Gelände gebauten Montessori-Kindergarten. Bei weiter<br />

abnehmenden familiären Bindungen ist die Weckung von größerem<br />

Verständnis <strong>für</strong>einander <strong>und</strong> der Abbau von gegenseitigen Vorurtei-


len ein wesentliches Ziel.<br />

Das Viertel ist der Bremer Stadtteil, in dem Gegensätze aufeinanderprallen.<br />

Nebeneinander existieren viele Lebensstile, Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> ein Miteinander ist ein besseres Kennen lernen der jeweils<br />

Anderen. Die Vergrößerung von Toleranz gegenüber Andersdenkenden<br />

<strong>und</strong> Andersgläubigen ist ein Ziel, das wir mit dem Einzug der<br />

buddhistischen Laienorganisation verbinden.<br />

Hauptbausteine<br />

Das Programm des "Hauses im Viertel" ist vielseitig<br />

<strong>und</strong> umfasst verschiedene Zielgruppen.<br />

Im Kern steht ein Angebot <strong>für</strong> ältere <strong>und</strong> <strong>für</strong> behinderte<br />

Menschen. Dies umfasst:<br />

• Wohnen mit Service<br />

• Betreute Wohngruppen<br />

• Wohnungsanpassung / Wohnberatung<br />

• Barrierefreier Wohnungsbau<br />

• Anpassung des Wohnumfelds<br />

• Beratungsangebote<br />

• Vermittlung von Diensten<br />

• Ambulante Dienste<br />

• Angebot von niedrigschwelligen Diensten<br />

<strong>und</strong> Alltagshilfen<br />

• Koordination von Diensten<br />

Zusätzlich dazu sollten die älteren Menschen in Aktivitäten<br />

des Stadtteils eingeb<strong>und</strong>en werden. Und es<br />

sollten Angebote geschaffen werden, die den Stadtteil<br />

ins Haus bringen:<br />

• Bereitstellung von Gemeinschaftsräumen<br />

<strong>und</strong> Treffpunkten<br />

• Gemeinschafts- <strong>und</strong> Freizeitangebote<br />

• Förderung von Selbst- <strong>und</strong> Nachbarschaftshilfe<br />

• Selbstorganisiertes gemeinschaftliches Wohnen<br />

• Betreuungsangebot <strong>für</strong> Kinder<br />

BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN IN BREMEN<br />

41


42<br />

Realisierung<br />

Das Angebot umfasst zurzeit:<br />

Wohnen mit Service<br />

• 84 Wohnungen <strong>für</strong> Senioren<br />

• Beratungsbüro <strong>und</strong> Verwaltung<br />

• Pflegestützpunkt ambulanter Dienste<br />

"Akzent-Wohnen"<br />

• 7 Wohnungen <strong>für</strong> jüngere Körperbehinderte<br />

• 1 Wohngemeinschaft <strong>für</strong> 4 körperbehinderte<br />

junge Menschen<br />

• Wohngemeinschaft <strong>für</strong> 8 dementiell Erkrankte<br />

• 3 Wohnungen<br />

Nach der Fertigstellung eines Anbaus <strong>und</strong> der Modernisierung des<br />

alten F<strong>und</strong>amtes, das dem Gr<strong>und</strong>stück benachbart lag, konnten weitere<br />

Räumlichkeiten <strong>für</strong> Interessierte zur Verfügung gestellt werden.<br />

Inzwischen sind in den Gebäuden verschiedene Gruppen. Es gibt:<br />

• Eine öffentliche Cafeteria mit Mittagstisch, Veranstaltungen,<br />

Tanztee, Theater etc.<br />

• Den Verein F<strong>und</strong>amtTreffen e.V. mit kulturellen Veranstaltungen<br />

• Ein Buddhistisches Zentrum mit religiös-kulturellen Veranstaltungen<br />

• Die Volkshochschule mit verschiedenen Kursen<br />

• Den Montessori-Kindergarten mit 1 Gruppe <strong>für</strong> 28 Kinder<br />

im Alter von 3-6 Jahren <strong>und</strong> 1 Jahr<br />

• Gruppe mit 8 Kindern im Alter von 1-3 Jahren<br />

• Ein Dienstleistungszentrum des DRK<br />

• Gemeinschaftsraum


Finanzierung<br />

Die <strong>Bau</strong>finanzierung erfolgte seitens der Bremer Heimstiftung (Ei-<br />

genmittel, Kredite <strong>und</strong> Förderung durch "Stiftung Wohnliche Stadt"<br />

zum Umbau des ehemaligen F<strong>und</strong>amtgebäudes). Eine Refinanzierung<br />

durch Mieten ist geplant.<br />

Die eingesetzten Stellen werden über die jeweiligen Anbieter finanziert,<br />

eine Re-Finanzierung erfolgt über Betreuungspauschale, Pflegeverträge,<br />

Teilnehmerbeiträge etc.<br />

Übertragbarkeit<br />

Einzelne <strong>Bau</strong>steine sind übertragbar <strong>und</strong> werden auch innerhalb<br />

der Bremer Heimstiftung bereits "kopiert". Die Gesamtkonzeption<br />

ist den Gegebenheiten vor Ort geschuldet <strong>und</strong> insofern standortbezogen.<br />

Perspektiven<br />

Die mit dem Umbau des F<strong>und</strong>amtes <strong>und</strong> dem Neubau ins "Haus<br />

im Viertel" hinzukommenden Angebote müssen integriert, <strong>und</strong> das<br />

Zusammenspiel der bisher im Stadtteil verstreuten Einrichtungen<br />

muss neu definiert werden. Perspektivisch soll das im Wohnen mit<br />

Service angebotene Dienstleistungspaket auch <strong>für</strong> andere Menschen<br />

im Stadtteil zugänglich sein.<br />

BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN IN BREMEN<br />

43


44<br />

NEUE<br />

NACHBAR-<br />

SCHAFTEN<br />

IN BREMEN<br />

Lage <strong>Bremen</strong>-Kattenturm, Theodor-Billroth-Straße 48, 1. Etage<br />

Leitung Bremer Heimstiftung<br />

Kooperationspartner Brebau, Dienstleistungszentrum, Zentrale<br />

Pflege, Förderwerk e.V.<br />

Architekten Haslob, Kruse <strong>und</strong> Partner<br />

Grösse ca. 50 qm<br />

Altersstruktur zwischen 60 <strong>und</strong> 91 Jahren<br />

Angebot Mittagstische von 11 Uhr bis 14 Uhr,<br />

bei Aktivitäten: flexible Öffnungszeiten<br />

Anzahl der Nutzerinnen <strong>und</strong> Nutzer Seit Beginn im Dezem-<br />

ber 2005 stetige Steigerung der teilnehmenden Gäste, momentan<br />

im Durchschnitt 15 Gäste<br />

Ziele + Idee<br />

Das Kooperationsprojekt "Nachbarn treffen Nachbarn"<br />

der Bremer Heimstiftung, der Brebau, dem Dienstleistungszentrum,<br />

der Zentralen Pflege <strong>und</strong> dem Förderwerk<br />

e.V. wurde im Dezember in der ersten Etage eines<br />

der Wohngebäude in der Theodor-Billroth-Straße in<br />

<strong>Bremen</strong>-Kattenturm als offener Nachbarschaftstreff<br />

eingerichtet.<br />

Die Idee war, ein Wohnangebot <strong>für</strong> Hilfe- <strong>und</strong> Pflegebedürftige Menschen<br />

zu schaffen, das ermöglichen soll, mit hoher Versorgungssicherheit<br />

langfristig im Quartier zu verbleiben.<br />

Eine Gr<strong>und</strong>lage dazu war der Aufbau von generationsübergreifenden<br />

sozialen Netzen.<br />

• Vermeidung von Isolation <strong>und</strong> Vereinsamung<br />

• Förderung von Kontakten <strong>und</strong> Geselligkeiten<br />

• Organisation von Hilfe- <strong>und</strong> Pflegebedarfen im Quartier<br />

• Vernetzung mit Kooperationspartnern im Quartier<br />

• Gewinnen von Freiwilligen<br />

• Aufwertung des Wohnquartiers<br />

NACHBARN<br />

TREFFEN<br />

NACHBARN


Angebote<br />

<strong>Der</strong> Treffpunkt "Nachbarn treffen Nachbarn" bietet einen täglich<br />

wechselnden Mittagstisch <strong>für</strong> alle Nachbarn der Einrichtung in der<br />

Zeit von 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr.<br />

Des Weiteren werden angeboten:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Unterstützung von Selbsthilfeaktivitäten<br />

"alles r<strong>und</strong> um die Wohnung"<br />

Vermittlung hauswirtschaftlicher Hilfen<br />

Ambulante Pflege<br />

Hausnotruf<br />

Beratung zu barrierefreiem Wohnen<br />

Apothekenservice<br />

Veranstaltungen wie Sommerfeste, Spargelessen,<br />

Ausflüge etc.<br />

Kosten<br />

<strong>Der</strong> Mittagstisch wird nach einer Matrix berechnet. Eine Bezuschussung<br />

des Mittagstisches ist nach Überprüfung möglich.<br />

Erfahrungen<br />

Unter dem Motto "Nachbarn treffen Nachbarn" ist<br />

ein überzeugendes Konzept <strong>für</strong> ein selbstbestimmtes<br />

Leben im Alter umgesetzt worden. In der offenen<br />

Einrichtung finden Seniorinnen <strong>und</strong> Senioren viel Unterstützung<br />

<strong>für</strong> ein eigenständiges Leben. Konkrete<br />

Hilfsangebote sind der tägliche Mittagstisch (Montag<br />

bis Sonntag). Das Mittagessen wird vom Stadtteilhaus<br />

Kattenesch angeliefert. Einzige Ausnahme ist der Mittwoch, denn<br />

da kochen die Gäste gemeinsam mit der Mitarbeiterin im Treffpunkt<br />

selbst. Im Vorfeld der Kochaktion werden Vorschläge <strong>und</strong> Wünsche<br />

der Gäste gesammelt.<br />

Zu einer festen Einrichtung sind die Sprechst<strong>und</strong>en des Dienstleistungszentrums<br />

jeden Mittwoch im Treffpunkt geworden – es werden<br />

Fragen aller Art beantwortet <strong>und</strong> konkrete Hilfen angeboten<br />

Kommen Anfragen bezüglich Hauskrankenpflege oder Hausnotruf,<br />

wird der Kontakt zur Zentralen Pflege vermittelt.<br />

Verschiedene Fachleute, zum Beispiel die Apotheke, der Kontakt-<br />

BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN IN BREMEN<br />

45


46<br />

polizist oder Vertreterinnen von kom.fort – Verein zur Beratung <strong>für</strong><br />

barrierefreies bauen <strong>und</strong> wohnen –, stehen hier bei Fragen ebenfalls<br />

hilfreich zur Seite.<br />

Benötigt einer der Gäste Hilfestellung beim Ausfüllen eines Antrags<br />

oder dem Besorgen eines Hilfsmittels, wird er durch die Mitarbeiterin<br />

des Treffpunktes unterstützt.<br />

Jeden 1. Mittwoch im Monat bietet ein Kooperationspartner eine<br />

Nachmittagsveranstaltung wie zum Beispiel einen Spielenachmittag,<br />

eine Filmvorführung oder einen Musiknachmittag an.<br />

Im Treffpunkt können sich die Seniorenassistentinnen <strong>und</strong> –assistenten,<br />

die ihre Weiterbildung über das Förderwerk absolvieren, in<br />

einem weiteren Praxisfeld qualifizieren.


VEREINIGTE WOHNSTÄT-<br />

TEN 1889 E.G. + NACH-<br />

BARSCHAFTSHILFEVEREIN<br />

HAND IN HAND E.V.<br />

Vereinigte Wohnstätten 1889 e.G.<br />

Lage Stadt Kassel<br />

Rechtsform Genossenschaft<br />

•<br />

•<br />

4000 Wohnungen in Kassel<br />

500 Wohnungen in Bad Wildungen<br />

<strong>und</strong> Waldeck<br />

Nachbarschaftshilfeverein Hand in Hand e.V.<br />

Lage Stadt Kassel<br />

Rechtsform Verein<br />

•<br />

•<br />

Mitglieder: ca. 700<br />

Personal in 4 Nachbarschaftstreffs: 3 Sozialarbeiterinnen,<br />

2 FSJ-lerinnen,<br />

Kosten <strong>für</strong> den Verein<br />

• Einmalkosten:<br />

bauliche Maßnahmen <strong>und</strong> Ausstattung der Treffs: ca.<br />

50.000,00 € / Treff<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

1 Stelle Sozialmanagement unternehmensintern:<br />

ca. 50.000,00 € / Jahr<br />

3 Stellen Sozialarbeit (á 40.000,00 €):<br />

ca. 120.000,00 € / Jahr<br />

Sonstige betriebliche Ausgaben:<br />

ca. 80.000,00 € / Jahr<br />

Jährliche Kosten <strong>für</strong> 4 Treffs:<br />

ca. 200.000,00 € / Jahr<br />

Ziele<br />

Eine veränderte Zusammensetzung <strong>und</strong> zunehmende Alterung der<br />

Bewohnerschaft, die in einigen Siedlungen ca. 40 % an älteren<br />

Menschen betrug, erforderten von der Genossenschaft Vereinigte<br />

Wohnstätten 1889 e.G. eine Anpassung des Konzeptes, um den verschiedenen<br />

Ansprüchen gerecht werden zu können.<br />

NEUE<br />

NACHBAR-<br />

SCHAFTEN<br />

BUNDESWEIT<br />

BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN BUNDESWEIT<br />

47


48<br />

Ziel war es, Wohnenbleiben ein Leben lang möglich zu machen.<br />

<strong>Der</strong> Gedanke des Lebenslaufwohnens wurde geprägt <strong>und</strong> inhaltlich<br />

ausgebaut. Im Kern stand das Quartier als direkter Lebensraum.<br />

Das Konzept wurde entsprechend um den Quartiersgedanken:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Soziales Netzwerk im direkten Umfeld<br />

Annäherung von Generationen <strong>und</strong> Kulturen<br />

Soziale Integration <strong>und</strong> gegenseitige Hilfe<br />

Mischstruktur ehrenamtlicher <strong>und</strong> professioneller Hilfen<br />

Vielfalt von Wohn- <strong>und</strong> Serviceangeboten<br />

3 Säulen<br />

Mit Hilfe dreier Strategien wurde auf die Veränderungen reagiert.<br />

<strong>Bau</strong>liche Veränderungen<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Neue Wohnformen<br />

barrierefreier Neubau <strong>und</strong><br />

Bestandsentwicklung<br />

Räume <strong>für</strong> Begegnung im Stadtteil<br />

Wohnumfeldgestaltung<br />

Beteiligung der Bewohner/innen<br />

Zeitgemäße Unternehmensorganisation<br />

• Klare Unternehmensphilosophie<br />

• Stadtteilbezogene Teams aus technischen <strong>und</strong> kauf-<br />

männischen K<strong>und</strong>enbetreuer/innen mit detaillierten<br />

Kenntnissen über vorhandene Nachbarschaften<br />

• Vorort Management von Beschwerden <strong>und</strong><br />

Nachbarschaftskonflikten<br />

Soziales Management<br />

• K<strong>und</strong>enbetreuung<br />

•<br />

Nachbarschaftshilfeverein Hand in Hand e.V.


Um tragfähige Netzwerke aufzubauen <strong>und</strong> ehrenamt-<br />

liche <strong>und</strong> nachbarschaftliche Hilfe zu mobilisieren,<br />

wurde die Gründung des Vereins Hand in Hand e.V.<br />

angeregt, der seit 2002 in den vier Nachbarschaftstreffs<br />

der Genossenschaft tätig ist.<br />

In dem Verein sind zurzeit ca. 600 Mitglieder versammelt,<br />

die unterschiedliche ehrenamtliche Angebote organisieren.<br />

Diese Angebote richten sich an die ältere Generation, aber auch an<br />

jüngere Menschen <strong>und</strong> an Menschen mit unterschiedlichem kulturellem<br />

<strong>und</strong> ethnischem Hintergr<strong>und</strong>.<br />

<strong>Der</strong> Verein ist zurzeit personell mit drei diplomierten Sozialarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> 2 Frauen im Freiwilligen Sozialen Jahr ausgestattet. Ihre<br />

Aufgaben umfassen:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Präsenzzeiten im Nachbarschaftstreff<br />

Zugehende Sozial-, Wohn- <strong>und</strong> Altenberatung<br />

Koordination der mobilen sozialen Alltagshilfen<br />

Unterstützung von pflegenden Angehörigen<br />

Fachliche Steuerung <strong>und</strong> Begleitung des bürgerschaftlichen<br />

Engagements<br />

Qualifizierung der Ehrenamtlichen<br />

Gremienarbeit im Stadtteilnetzwerk<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Koordinations-, Beratungs- <strong>und</strong> Vermittlungsleistungen<br />

sind <strong>für</strong> die Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohnern<br />

kostenlos. Nur <strong>für</strong> die Inanspruchnahme von Alltagshilfen<br />

werden Gebühren zwischen 4 <strong>und</strong> 7 € / St<strong>und</strong>e<br />

erhoben.<br />

Mit ihren Aktivitäten erreicht Hand in Hand e.V. wöchentlich<br />

ca. 310 Menschen in den jeweiligen Stadtteilen<br />

Diese Aktivitäten ermöglichen Begegnung <strong>und</strong> sind eine Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>für</strong> soziale Netzwerke im Stadtteil. Angenommen werden die Angebote<br />

von Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft, aller Altersstufen<br />

<strong>und</strong> verschiedener Kulturen. <strong>Der</strong> Verein hat es geschafft, eine<br />

Institution in den Stadtteilen <strong>und</strong> in der Stadt Kassel zu werden. Er<br />

wirkt weit über den Horizont der Genossenschaft hinaus.<br />

BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN BUNDESWEIT<br />

49


50<br />

Kooperationen<br />

Die Umsetzung des Quartierskonzeptes wäre ohne verlässliche Ko-<br />

operationen nicht möglich gewesen. Neben den Bewohnerinnen <strong>und</strong><br />

Bewohnern, die viele der ehrenamtlichen Angebote sowohl bereitstellen<br />

als auch nutzen, gibt es weitere wichtige Akteure aus den<br />

Stadtteilen <strong>und</strong> der Stadt Kassel. Eingeb<strong>und</strong>en sind verschiedene<br />

Pflegedienste, Kommunale Beratungsstellen, Sozial- <strong>und</strong> Jugendamt<br />

der Stadt Kassel, Kirchen- <strong>und</strong> Sozialverbände, Vereine in den<br />

Stadtteilen, <strong>und</strong> viele Menschen aus den verschiedenen Stadtteilen.


FREIE SCHOLLE BIELEFELD<br />

GENOSSENSCHAFT FREIE SCHOLLE<br />

Lage Stadt Bielefeld<br />

Rechtsform Genossenschaft, gegründet 1911<br />

Größe insgesamt 5.007 Wohnungen <strong>und</strong> 7.278 Mitglieder<br />

Angebot Ergänzung der Nachbarschaftstreffs mit Arztpraxen,<br />

Ergotherapie, Bäckerei <strong>und</strong> Friseur<br />

Kosten 370.000,00 € inklusive Sachkosten (<strong>für</strong> 3 Sozialarbeiter<br />

<strong>und</strong> 1 Bürokraft in Teilzeit), umgerechnet auf die Wohnung ist dies<br />

monatl. € 6,11 der Nutzungsgebühr <strong>für</strong> diese Arbeit (auf qm bezogen<br />

9 Cent oder 2 % der Netto-Kalt-Nutzungsgebühr)<br />

NACHBARSCHAFTSVEREIN<br />

Lage Stadt Bielefeld<br />

Rechtsform gegründet 1990, heute 1.600 Mitglieder<br />

Kooperationspartner Arbeiterwohlfahrt (betreibt Cafeteria <strong>und</strong><br />

Aktivitätszentrum), Diakoniestation des evangelischen Gemeindedienstes<br />

(ambulante Versorgung Pflegebedürftiger), Amt <strong>für</strong> soziale<br />

Dienst der Stadt Bielefeld<br />

Kosten <strong>für</strong> soziale Dienstleistungen 328.000 € (davon 150.000 €<br />

Personalkosten <strong>für</strong> 4 Sozialarbeiter, 3 nachbarschaftliche Helferinnen,<br />

1 Bürokraft <strong>und</strong> 5 Zivildienstleistende)<br />

Ziele<br />

Die Genossenschaft Freie Scholle Bielefeld wurde 1911 gegründet,<br />

um bezahlbaren Wohnraum <strong>für</strong> Leute mit geringen Einkommen zu<br />

schaffen. Die Gründer wollten auf ihrem eigenen Stück Land <strong>und</strong><br />

ohne Bevorm<strong>und</strong>ung leben. Heute verfügt die Genossenschaft über<br />

einen Bestand von 5007 Wohnungen <strong>und</strong> hat 7.278 Mitglieder.<br />

Ab den 1980er Jahren nahmen die Auszüge aufgr<strong>und</strong> hohen Alters<br />

der Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohner zu. Dies veranlasste die Genossenschaft,<br />

neue Strategien zu überlegen, um ihren Mitgliedern<br />

einen möglichst langen Verbleib im Verb<strong>und</strong> der Genossenschaft<br />

zu ermöglichen. 1988 wurde die Altenberatung <strong>und</strong> –betreuung gegründet,<br />

die zu einem Modellprojekt entwickelt wurde. Dazu wurden<br />

auf verschiedenen Ebenen Strategien eingeführt:<br />

NEUE<br />

NACHBAR-<br />

SCHAFTEN<br />

BUNDESWEIT<br />

BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN BUNDESWEIT<br />

51


52<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Dienstleistungen <strong>für</strong> 'normales Wohnen'<br />

Nachbarschaftliche Hilfsstrukturen<br />

Neue Wohnkonzepte <strong>für</strong> alt <strong>und</strong> jung.<br />

Dienstleistungen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzliches Ziel der Genossenschaft ist es, ein<br />

engmaschiges Netz von Hilfen derart zu knüpfen,<br />

dass auch im hohen Alter <strong>und</strong> bei Pflegebedürftigkeit<br />

ein Verbleib in der eigenen Wohnung nach Wunsch<br />

möglich ist. Um dieses zu gewährleisten, wurde eine<br />

eigene Wohnungsberatung <strong>für</strong> ältere Bewohnerinnen<br />

<strong>und</strong> Bewohner aufgebaut. Arbeitsschwerpunkte der<br />

Sozialarbeiter sind die Förderung der Selbst- <strong>und</strong> Nachbarschaftshilfe,<br />

die Anpassung der Wohnung <strong>und</strong> des Wohnumfeldes an die<br />

Anforderungen älterer Menschen <strong>und</strong> die Organisation <strong>und</strong> Koordination<br />

von Hilfen. Diese Beratung erfolgt im Prinzip der aufsuchenden<br />

Hilfe. Aufgabe der Sozialarbeiter ist es, die älteren Mitglieder in<br />

ihrer Wohnung zu besuchen <strong>und</strong> gemeinsam mit ihnen jeweils individuelle<br />

Hilfen zu erarbeiten <strong>und</strong> zu organisieren. Dies reicht von<br />

Veränderungen in den Wohnungen bis hin zu häuslicher Pflege bei<br />

akuter Erkrankung oder Rückkehr aus dem Krankenhaus. Weitere<br />

Aufgaben sind:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Bereitstellung <strong>und</strong> Organisation von Pflegehilfsmitteln<br />

durch den Aufbau eines Pflegehilfsmitteldepots<br />

individuelle Anpassungsmaßnahmen in der Wohnung <strong>und</strong><br />

im Wohnfeld, die in Zusammenarbeit mit der technischen<br />

Abteilung der Genossenschaft realisiert werden<br />

die Vermittlung von ambulanten Pflegediensten<br />

Absprachen mit Hausärzten <strong>und</strong> Physiotherapeuten<br />

Beratung der Finanzierung der Pflege.<br />

Bereits 1989 wurde die Altenberatung um eine Kurzzeitpflegewohnung<br />

erweitert. Heute gibt es zwei Wohngruppen<br />

mit insgesamt 6 hoch betagten Genossenschaftsmitgliedern,<br />

die barrierefrei zugänglich sind.<br />

Um die Altenarbeit der Genossenschaft zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> auszubauen, wurde im Jahr 1990 von Genossenschaftsmitgliedern<br />

der Verein Freie Scholle Nach-


arschaftshilfe e.V. gegründet. Durch diesen Verein war es möglich,<br />

das Angebot der Altenberatung <strong>und</strong> –betreuung um einen mobilen<br />

sozialen Dienst zu erweitern. Beschäftigt sind 5 Zivildienstleistende,<br />

deren Aufgabe es ist, die Haus- <strong>und</strong> Außenreinigung <strong>für</strong> ältere <strong>und</strong><br />

behinderte Menschen zu übernehmen oder auch einzelne Personen<br />

bei Arztbesuchen oder beim Einkauf zu begleiten. Dieser Dienst<br />

muss kostendeckend betrieben werden, daher wird ein Kostenbeitrag<br />

von 4 – 6 € pro St<strong>und</strong>e verlangt.<br />

Nachbarschaftliche Hilfsstrukturen<br />

In den elf Siedlungsgebieten der Genossenschaft, die<br />

zwischen 240 <strong>und</strong> 1.000 Wohnungen umfassen, wurden<br />

Nachbarschaftstreffs eingerichtet. Sie werden vom<br />

Verein Freie Scholle Nachbarschaftshilfe e.V. betrieben.<br />

In diesen Nachbarschaftstreffs arbeiten zugleich<br />

auch die Büros <strong>für</strong> die dezentrale Mitgliederbetreuung,<br />

Altenberatung <strong>und</strong> Regiebetrieb sowie die Gremien der<br />

erweiterten genossenschaftlichen Selbstverwaltung.<br />

Die Gr<strong>und</strong>idee aber ist es, den Mitgliedern Räumlichkeiten<br />

zur Verfügung zu stellen, die sie selbstbestimmt<br />

nutzen können. Zu den Aktivitäten , die von über 60 ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern organisiert<br />

werden, gehören der gemeinsame Mittagstisch,<br />

Kaffeenachmittage <strong>für</strong> die älteren Bewohnerinnen <strong>und</strong><br />

Bewohner, Krabbelgruppen, Lerngruppen <strong>und</strong> Kinderspielnachmittage<br />

<strong>für</strong> die kommende Mitgliedergeneration.<br />

Neue Wohnkonzepte<br />

Gemeinschaftliches Wohnen ist ein Gedanke der Genossenschaft,<br />

der dem Zusammenleben von Beginn an zu Gr<strong>und</strong>e liegt. Da es möglich<br />

sein sollte, so lange wie möglich in der Genossenschaft wohnen<br />

zu bleiben, wurden ab den 1990er Jahren schrittweise in einzelnen<br />

Siedlungen barrierefreie Wohnungen gebaut. Diese sind den Nachbarschaftszentren<br />

zugeordnet, so dass zum einen die Wohnungen<br />

zum anderen die notwendigen ges<strong>und</strong>heitlichen Dienstleistungen<br />

<strong>und</strong> Gelegenheiten <strong>für</strong> Gemeinschaft vorhanden sind.<br />

Auch im Rahmen von Modernisierungen wurden Wohnungen zusammengelegt,<br />

erneuert <strong>und</strong> barrierefrei errichtet. Damit wurde es<br />

möglich, ältere Menschen in der Siedlung zu halten <strong>und</strong> auch jungen<br />

BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN BUNDESWEIT<br />

53


54<br />

Familien mit behinderten Mitgliedern größere Wohnungen bieten zu<br />

können.<br />

Ergänzt wird das Angebot durch Gästewohnungen, die in einigen<br />

Siedlungen den Genossenschaftsmitgliedern zu Verfügung stehen.<br />

Erfahrungen<br />

Die Zusammenarbeit der Projektpartner ist sehr produktiv. Die offene<br />

Organisationsstruktur, die allen Partnern ihre Eigenständigkeit<br />

belässt, hat sich dabei sehr bewährt. In allen Siedlungsgebieten<br />

der Genossenschaft wird die Quartiersarbeit durch Ausbau der<br />

Bewohnerselbstverwaltung, Schaffung von Nachbarschaftstreffs,<br />

Umstrukturierung des Wohnungsbestandes durch familiengerechte<br />

Modernisierung <strong>und</strong> barrierefreie Neubauten fortgesetzt.


Miteinander Wohnen e.V.<br />

Lage Berlin<br />

Kontakt www.miteinanderwohnen.de<br />

<strong>Der</strong> Verein Miteinander Wohnen e.V. wurde von Quartiersbewohne-<br />

rinnen <strong>und</strong> Quartiersbewohnern des Bezirkes Lichtenberg in Berlin<br />

gegründet. Er hat einen starken Schwerpunkt in der Unterstützung<br />

älterer Menschen. In Selbsthilfe wurde ein umfangreiches Leistungsangebot<br />

aufgebaut. <strong>Der</strong> Verein wird vor allem durch viele ehrenamtliche<br />

Vereinsmitglieder getragen. Er bietet Beratung, Besuchs<strong>und</strong><br />

Begleitdienste, häusliche Hilfe <strong>und</strong> kulturelle Veranstaltungen.<br />

Zu einem Netzwerk unterschiedlicher Akteurinnen <strong>und</strong> Akteure<br />

gehört die Koordinierungsstelle "R<strong>und</strong> ums Alter" des Bezirks, die<br />

auch Wohnberatung anbietet. <strong>Der</strong> Verein wird vom Bezirksamt begleitet<br />

<strong>und</strong> unterstützt.<br />

Nachbarschaftsbörse Ackermannbogen<br />

Lage München<br />

Kontakt www.nachbarschaftsboerse.org<br />

NEUE<br />

NACHBARSCHAFTEN<br />

BUNDESWEIT<br />

<strong>Der</strong> Ackermannbogen ist ein neues Wohngebiet in attraktiver Lage<br />

der Stadt München. Zur Belebung <strong>und</strong> Beförderung der neu entstehenden<br />

Nachbarschaften wurde von Mitgliedern des Vereins wagnis<br />

e.V. eine Nachbarschaftsbörse gegründet. Die Wohnungsbaugenossenschaft<br />

wagnis e.G. stellte da<strong>für</strong> Räume zur Verfügung. Eine<br />

Gr<strong>und</strong>finanzierung wird von der Stadt München bereitgestellt. Alle<br />

weiteren Kosten werden durch Spenden <strong>und</strong> mit Hilfe von Sponsoren<br />

gedeckt.<br />

Die Nachbarschaftsbörse bietet ein umfangreiches Angebot <strong>für</strong><br />

Jung <strong>und</strong> Alt. Darin sind sowohl Fitnesskurse, ein Chor, gemeinsames<br />

Frühstück <strong>und</strong> verschiedene Kulturveranstaltungen als auch<br />

Beratungsangebote <strong>und</strong> verschiedene Nachbarschaftshilfen enthalten.<br />

Die Nachbarschaftsbörse wird auch genutzt, um Anlässe <strong>für</strong><br />

Begegnungen (Flohmarkt, Straßenfest) zu organisieren. Eine Zeitung<br />

berichtet über Veranstaltungen <strong>und</strong> Ereignisse im Stadtteil.<br />

BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN BUNDESWEIT<br />

55


56<br />

Bürgergemeinschaft Eichstettten e.V.<br />

Lage Eichstetten<br />

Kontakt www.eichstetten.de<br />

Die Bürgergemeinschaft Eichstetten e.V. ist ein gemeinnütziger Ver-<br />

ein, der mit dem Ziel gegründet wurde, Hilfestellungen <strong>für</strong> ältere oder<br />

hilfebedürftige Menschen im ganzen Dorf durch engagierte Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger zu gewährleisten. Sie wird getragen von der Idee<br />

des Dorfes als Solidargemeinschaft, die <strong>für</strong> sich die Aufgabe des<br />

Generationenvertrages aufgreift <strong>und</strong> neu gestaltet.<br />

Zurzeit gehören dem Verein ca. 430 Haushalte in Eichstetten als Mitglieder<br />

an. <strong>Der</strong> Mitgliedsbeitrag beträgt 15,35 € im Jahr.<br />

Hilfebedürftige Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger können hauswirtschaftliche<br />

oder pflegerische Dienste von aktiven Mitgliedern der Bürgergemeinschaft<br />

gegen eine Aufwandsentschädigung in Anspruch nehmen.<br />

Die erforderliche Qualifikation zur Hauswirtschaftlichen Altenhelferin<br />

haben 11 Eichstetter Frauen in einem ersten Kurs <strong>und</strong> 9 Frauen in<br />

einem 2. Kurs erlangt. Sollte es pflegerisch erforderlich sein, werden<br />

die Kräfte der Bürgergemeinschaft durch einen kirchlichen Pflegedienst<br />

unterstützt.<br />

Beim Aufbau der Bürgergemeinschaft wurde Eichstetten durch das<br />

Landesprogramm zur Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements<br />

des Landes Baden-Württemberg unterstützt.


HAUS AM FLEET<br />

Lage <strong>Bremen</strong>-Findorff<br />

Größe 14 Wohneinheiten<br />

Anzahl 20 Bewohnerinnen/Bewohner<br />

Altersstruktur 32 - 81 Jahre<br />

Rechtsform Wohnungseigentümergemeinschaft<br />

Architektin Jutta Unland<br />

Projektsteuerung netzwerk bauen <strong>und</strong> leben eG<br />

Zeitplan Bewerbung <strong>für</strong> Gr<strong>und</strong>stückskauf: 05/2004<br />

<strong>Bau</strong>beginn 04/2007<br />

Fertigstellung 05/2008<br />

Kosten ca. 1.950 bis 2.300 €/m² Wohnfläche<br />

Ziele<br />

"Wohnen ist mehr als ein Dach über dem Kopf"<br />

Immer mehr Menschen suchen aufgr<strong>und</strong> der auseinander<br />

fallenden Familienverbände neue Wohn- <strong>und</strong><br />

Lebensgemeinschaften, in denen sie sich aufgehoben<br />

fühlen. Alle möchten möglichst lange selbst bestimmt<br />

im gewohnten Umfeld leben können, Kontakte zu anderen<br />

Menschen pflegen, ob jung oder alt, <strong>und</strong> aktiv<br />

am gesellschaftlichen Leben im unmittelbaren Umfeld<br />

teilhaben <strong>und</strong> es mitgestalten.<br />

Auf Initiative <strong>und</strong> unter Moderation durch das "netzwerk bauen <strong>und</strong><br />

leben" (heute "bauen <strong>und</strong> leben eG") hat sich diese <strong>Bau</strong>gemeinschaft<br />

im Alter zwischen 32 <strong>und</strong> 81 Jahren zusammengef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> gemeinsam<br />

ihre Wohnung wie auch das gesamte Gebäude geplant.<br />

Wie viel Gemeinschaft gelebt werden soll oder welche<br />

sonstigen Aktivitäten geplant <strong>und</strong> durchgeführt werden,<br />

sind ebenso Themen der regelmäßigen Treffen<br />

wie auch die Planung des Gebäudes, seiner äußeren<br />

Erscheinung, seines Angebotes an gemeinschaftlich<br />

genutzten Räumen <strong>und</strong> vieles mehr.<br />

Entgegen der ursprünglichen Idee, nur Eigentumswohnungen<br />

zu bauen, wurden letztendlich 11 Eigentumswohnungen erstellt<br />

<strong>und</strong> 3 Wohnungen durch einen Investor finanziert <strong>und</strong> vermietet.<br />

Das Gebäude wurde im Mai 2008 fertig gestellt <strong>und</strong> bezogen.<br />

EIGENTUM<br />

+<br />

MIETE<br />

BEISPIELE – EIGENTUM + MIETE IN BREMEN<br />

57


58<br />

Projektentwicklung, <strong>Bau</strong>phase, Zusammenleben<br />

Das Gebäude schließt an mehrere Gestaltungsgr<strong>und</strong>lagen an:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Fortsetzung des Themas "Woh-<br />

nen am Fleet"<br />

• Entwicklung dreier Wohnflügel<br />

unterschiedlicher Größe, verb<strong>und</strong>en<br />

über eine große Halle<br />

• Maximale Beleuchtung, Besonnung<br />

<strong>und</strong> Ausrichtung aller Wohnungen<br />

• Leichtigkeit des gesamten Gebäudes<br />

durch Gliederung der<br />

Fassade <strong>und</strong> Wahl der Materialien<br />

– Putz, Ziegel, Faserzement.<br />

Einrichtung von Gemeinschaftsbereichen: Gemeinschaftsraum<br />

mit WC/Dusche/Küche<br />

Werkraum, große Kommunikationszonen<br />

Berücksichtigung der Anforderungen <strong>für</strong> barrierefreies Wohnen<br />

(Fahrstuhl, schwellenlose Zugänge zu den Terrassen <strong>und</strong> Balkonen,<br />

bodengleiche Dusche)


CIGARRENMANUFACTUR –<br />

G E N E R AT I O N S Ü BE R-<br />

G R E I F E N DE S WOHNEN<br />

Lage <strong>Bremen</strong>-Burgdamm<br />

Wohneinheiten 17<br />

Wohnfläche 1004 qm<br />

Gesamtnutzfläche 1.350 qm<br />

BewohnerInnen 23<br />

Alter 6-84 Jahre<br />

Architekten Archidea / Ronald Kirsch / Ninous Tatari<br />

Projektsteuerung <strong>und</strong> Vermietung bras e. V.<br />

Zeitraum Umbau- <strong>und</strong> Sanierung 2005 - 2007<br />

Kosten 1.600.000 €<br />

Gruppenziele<br />

In <strong>Bremen</strong>-Burgdamm hat die bras e.V. ein w<strong>und</strong>er-<br />

schönes Klinkergebäude aus dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

erworben; Sanierung <strong>und</strong> Umbau erfolgte in eigener<br />

Regie mit zu qualifizierenden Langzeitarbeitslosen im<br />

Verb<strong>und</strong> mit Firmen des 1. Arbeitsmarktes.<br />

Getragen von der Leitidee, dass Jung <strong>und</strong> Alt viel voneinander<br />

lernen können, initiiert die bras das zusammen<br />

Wohnen <strong>und</strong> miteinander Tun von Menschen, die unterschiedlichen<br />

Generationen angehören. Die Leitidee<br />

des Projektes ist das gemeinsame, selbst bestimmte<br />

Zusammenleben von Jung <strong>und</strong> Alt unter einem Dach,<br />

das geprägt ist von gegenseitigem Respekt <strong>und</strong> der<br />

Verantwortung <strong>für</strong>einander, des Lernens voneinander<br />

<strong>und</strong> der sich daraus ergebenden Inspiration. Sie beinhaltet<br />

die Vielfalt unterschiedlicher Lebenserfahrung der BewohnerInnen<br />

<strong>und</strong> Bewohner, die im gemeinsamen Diskurs eine Vorstellung<br />

von einem lebendigen Zusammenleben entwickeln. Senioren, Behinderte<br />

<strong>und</strong> Studenten wohnen zusammen / bilden eine gemeinsame<br />

Wohn- <strong>und</strong> Arbeitstruktur, die eine Brücke bildet zwischen<br />

dem Stadtteil <strong>und</strong> der IUB: Die Stärken der Beteiligten werden sowohl<br />

in der Architektur als auch in der gemeinsamen Lebensstruktur<br />

verb<strong>und</strong>en, so dass ein dauerhafter Sozialfaktor in diesem Stadtteil<br />

entsteht.<br />

EIGENTUM<br />

+<br />

MIETE<br />

BEISPIELE – EIGENTUM + MIETE IN BREMEN<br />

59


60<br />

Projektverlauf<br />

Es wurden insgesamt 17 Wohneinheiten geschaffen<br />

zwischen 20 <strong>und</strong> 110m 2 mit Balkon oder Dachterrasse<br />

(Ausnahme 20m2-Apartments), die weitestgehend<br />

barrierefreies Wohnen ermöglichen. Ein Nachbarschaftscafé<br />

mit Terrasse <strong>und</strong> Hobbyraum im UG bietet<br />

den Bewohnern einen Treffpunkt <strong>für</strong> Kunstkurse<br />

<strong>und</strong> Bildungsseminare oder andere Freizeitangebote.<br />

In den Mietverträgen ist ein Passus enthalten, mit<br />

dem sich der Vermieter, die bras e.V., dazu verpflichtet,<br />

in dem Projekt gemeinschaftliches Wohnen zu<br />

unterstützen <strong>und</strong> zu befördern.<br />

<strong>Der</strong> Umbau wurde nach hohen ökologischen Qualitätsrichtlinien<br />

durchgeführt: kontrollierte Wohnraumlüftung,<br />

Regenwassernutzungsanlage, Wärmedämmung<br />

<strong>und</strong> Schallschutz (Lärmschutzwand mit<br />

Reeteindeckung), Brennholz- <strong>und</strong> Pelletsanlage.<br />

Das Gebäude ist ein massiver Ziegelbau, dessen<br />

inneres Tragwerk aus einem Stützenraster besteht,<br />

dass das Gebäude in 7 Quer- <strong>und</strong> 4 Längsfelder analog<br />

der Fenstergliederung teilt. Im UG gibt es vorh.<br />

Stahlr<strong>und</strong>stützen <strong>und</strong> Stahlunterzüge sowie eine<br />

Kappendecke. Das EG <strong>und</strong> die Obergeschosse bestehen<br />

aus einem Holztragwerk (Holzstützen <strong>und</strong><br />

Balkendecken). Glaskuben <strong>und</strong> Balkone, die gezielt<br />

in die Backsteinfassade integriert wurden, machen<br />

auf das Gebäude (wieder) aufmerksam. Die großflächige<br />

Verglasung der Kuben bietet durch die relativ<br />

hohe Gr<strong>und</strong>stückslage des Gebäudes einen hervorragenden<br />

Blick auf die Lesumniederung.


BREMERHAVEN-LEHE<br />

LEBENS(T)RAUM<br />

NACHBARSCHAFTLICHES<br />

WOHNEN<br />

Inhalte aus: wohnprojekt-bremerhaven.de<br />

Lage Bremerhaven-Lehe<br />

Größe 10 barrierearme Mietwohnungen, 2 Gemeinschaftswoh-<br />

nungen mit Sauna, Werkstatt, Gemeinschaftsküche, Atelier, Ge-<br />

meinschaftsraum mit Gästezimmer<br />

Gruppe 13 Erwachsene + 2 Kinder zwischen 2 <strong>und</strong> 73 Jahren<br />

Rechtsform privater Zusammenschluss interessierter Bewohne-<br />

rinnen <strong>und</strong> Bewohner<br />

Vermietung, Verwaltung, Architektur, Projektsteuerung<br />

Städtische Wohnungsbaugesellschaft Bremerhaven (STÄWOG)<br />

Zeitraum Start 2002, Entscheidung <strong>für</strong> Gebäude 2004,<br />

Umbau / Einzug 2005<br />

Kosten 478.000 €<br />

Ziele<br />

"Selbst bestimmt <strong>und</strong> Tür an Tür gemeinsam mit Menschen leben"<br />

Gemeinsam wohnen, individuell <strong>und</strong> selbst bestimmt<br />

– mit dem Gedanken eine solche Lebensform zu verwirklichen,<br />

beschäftigte sich unsere Projektgruppe<br />

seit einigen Jahren, bietet sie doch die Möglichkeit von<br />

gemeinsamen Unternehmungen, gegenseitiger Unterstützung<br />

oder einfach sozialer Kontaktaufnahme an<br />

einem ganz normalen Alltag. Unsere Annahme: Damit<br />

können wir Rückzug <strong>und</strong> Vereinsamung in jedem Alter<br />

entgegentreten.<br />

Projektverlauf<br />

Im Herbst 2002 festigten sich die Gedanken zum Entschluss,<br />

<strong>und</strong> wir machten uns daran, unsere Vorstellungen<br />

aufzuschreiben <strong>und</strong> sie an verschiedene Bremerhavener<br />

Organisationen zu senden. Wir wollten<br />

erfahren, ob wir Unterstützung <strong>für</strong> ein solches Wohnprojekt<br />

vorfänden. Die STÄWOG <strong>und</strong> das <strong>Bau</strong>amt reagierten<br />

sofort. Die VHS Bremerhaven bot uns ihre Mithilfe an.<br />

Nicht nur, dass wir 2003 mit ihrer Hilfe drei größere Veranstaltungen<br />

mit bis zu 50 Teilnehmern organisieren konnten, sie nahm sich des<br />

Themas "Alternative Wohnformen im Alter" selber an, indem sie<br />

eine umfangreiche Ausstellung über solche Projekte in Deutsch-<br />

EIGENTUM<br />

+<br />

MIETE<br />

BEISPIELE – EIGENTUM + MIETE IN BREMERHAVEN<br />

61


62<br />

land veranstaltete <strong>und</strong> uns Räume <strong>für</strong> Seminare <strong>und</strong><br />

regelmäßige Sitzungen zur Verfügung stellte. Um unser<br />

Wissen über gemeinschaftliche Wohnformen zu<br />

vertiefen, wurden außen stehende Berater eingeladen<br />

(Rechtsanwalt, Moderatoren, Vertreter von Organisationen<br />

<strong>und</strong> Wohnungsbaugesellschaften). Zusätzlich<br />

besuchten wir verschiedene Wohnprojekte.<br />

Während dieser Unternehmungen <strong>und</strong> einigen gemeinsamen<br />

Ausflügen festigten wir uns 2004 als Gruppe<br />

mit 22 Personen. Unser Konzept unterbreiteten wir<br />

möglichen <strong>Bau</strong>trägern <strong>und</strong> Wohnungsgesellschaften. Mehrere Gebäude<br />

wurden uns daraufhin angeboten.<br />

Erfahrungen<br />

Ein Teil der Gruppe entschied sich nach langer, intensiver<br />

Diskussion <strong>für</strong> das Haus Goethestr. 43. Die<br />

notwendigen <strong>und</strong> von uns gewünschten Umbaumaßnahmen<br />

übernahm die STÄWOG. Schwerpunkte waren<br />

neben Sanierungsmaßnahmen der gläserne Fahrstuhl,<br />

neue Balkone <strong>und</strong> eine barrierearme <strong>Bau</strong>weise.<br />

Anfang 2005 begannen die Planung <strong>und</strong> dann der Umbau<br />

unserer Wohnungen. Das folgende halbe Jahr war von großer<br />

Bedeutung <strong>für</strong> den Gruppenprozess: Wir lernten uns unter Bedingungen<br />

des täglichen Lebens kennen – ein spannender Prozess, der<br />

uns fester zusammenschweißte.<br />

Besondere Beachtung verdient die gute Zusammenarbeit<br />

mit der STÄWOG. Wir konnten uns von Anfang<br />

an in die Planungen, insbesondere in die Gestaltungen<br />

unserer Wohnungen einbringen. Es wurde festgelegt,<br />

welche Arbeiten die STÄWOG übernahm. Wir kalkulierten<br />

unsere selbst zu finanzierenden Sonderwünsche.<br />

Vor <strong>Bau</strong>beginn unterschrieben wir unsere Mietverträge.<br />

Auch der Gemeinschaftsraum wurde an eine Person vermietet,<br />

die sich im Weiteren um die Teilung der Kosten kümmert. Im<br />

Sommer 2005 zogen wir ein.<br />

Das Haus ist nun von drei Ehepaaren, sechs Singles <strong>und</strong> einer<br />

vierköpfigen Familie bewohnt. Wir sind ein Mehrgenerationenhaus<br />

geworden. Unsere Erfahrungen mit nachbarschaftlichem Wohnen<br />

sind so positiv, dass wir anderen Interessierten Mut machen wollen,<br />

solch ein Vorhaben anzugehen <strong>und</strong> gegen Widerstände von außen<br />

wie von innen bis zur Realisierung durchzuhalten. Es lohnt sich!


HAUSGEMEINSCHAFT<br />

"ALT+JUNG"<br />

IN OLDENBURG<br />

Lage Oldenburg-Eversten, ca. 3 km zur<br />

Innenstadt, gute <strong>Verkehr</strong>sanbindung, gute In-<br />

frastruktur (Kindergarten, Schule, Einkaufen,<br />

medizinische Versorgung etc.)<br />

Wohneinheiten 12<br />

BewohnerInnen 20<br />

Alter 5-19 Jahre (7), 35-81Jahre (13)<br />

Rechtsform Verein seit 2005<br />

Kooperationspartner Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat die Gruppe<br />

begleitet, GSG <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> Wohngesellschaft mbH stand in engem<br />

Kontakt zur Arbeiterwohlfahrt (AWO) <strong>und</strong> hat das Haus geplant,<br />

gebaut <strong>und</strong> vermietet die Wohnungen.<br />

Architekten / Projektsteuerung<br />

GSG <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> Wohngesellschaft mbH<br />

Zeitplan Projektgründungsphase ca. 5 Jahre, <strong>Bau</strong>phase 1 Jahr<br />

Kosten ca. <strong>1.2</strong>00.000 €, errichtet im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus<br />

Gruppenziele<br />

Vor dem Einzug wurden folgende Ziele <strong>und</strong><br />

Vereinbarungen formuliert:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Toleranz, Akzeptanz, Offenheit<br />

gegenseitige Unterstützung auf freiwilliger Basis<br />

Hilfe in begrenztem Umfang, keine professionelle Unterstützung<br />

im Krankheitsfall<br />

Respektierung der Privatsphäre<br />

Wahlfamilie leben – Freiheit, Sicherheit, soziales Netz<br />

Regelmäßige, verbindliche Treffen: 1x wöchentlich in der<br />

Gruppe, 1x monatlich öffentlich<br />

aktive Projektarbeit<br />

Im Laufe des Zusammenlebens wurden<br />

folgende Themen stärker gewichtet:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

es muss den Wunsch <strong>für</strong> ein aktives Miteinander geben<br />

Konfliktfähigkeit<br />

Kinderfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

BENACHBARTE<br />

STÄDTE +<br />

GEMEINDEN<br />

BEISPIELE – BENACHBARTE STÄDTE + GEMEINDEN<br />

63


64<br />

Projektverlauf<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

In 1990 Gesprächskreis "alternative Wohnformen" bei der<br />

AWO, seither Kooperation AWO/GSG<br />

1992 Ausweitung der Zielgruppe der Senioren um allein<br />

Erziehende<br />

gemeinsame Gesprächsgruppen, Workshops, Wochenenden,<br />

Erfahrungsaustausch mit anderen Projekten<br />

1994/95 <strong>Bau</strong> des Wohnhauses, Mitsprachemöglichkeiten<br />

der zukünftigen Bewohnerinnen bei der Ausstattung ihrer<br />

Wohnungen (Fliesen, Bodenbeläge, Raumaufteilung)<br />

Einzug 11/1995: 5 Seniorinnen, 6 Mütter mit Kindern –<br />

insgesamt 19 Personen<br />

Gruppe hat Vorschlagsrecht <strong>und</strong> sorgt sich um Nachmieter<br />

bei Wohnungswechsel<br />

Seit 1997 Mitgliedschaft der Hausgemeinschaft im Forum<br />

<strong>für</strong> gemeinschaftliches Wohnen<br />

Gründung eines Vereins der Hausgemeinschaft "Alt +<br />

Jung" e.V. in 2005<br />

Hausgemeinschaft gewinnt den Preis "Netzwerk-Nachbarschaft"<br />

des BHW (2004)<br />

Hausgemeinschaft gewinnt den 1. Deutschen Altenhilfepreis<br />

des DRK (2007)<br />

Erfahrungen<br />

Trotz intensiver Vorbereitungen <strong>und</strong> Vereinbarungen ging es in der<br />

Anfangszeit des Zusammenlebens zunächst darum, den "kleinsten<br />

gemeinsamen Nenner" zu finden. Dabei war die weiterhin statt findende<br />

pädagogische Begleitung hilfreich.<br />

Pro Seniorin fand sich ein Ersatzenkelkind. Mit dem Heranwachsen<br />

der Kinder mussten neue Wertigkeiten <strong>und</strong> Aufgaben, insbesondere<br />

<strong>für</strong> die Älteren, definiert werden, während die Mütter unabhängiger<br />

wurden <strong>und</strong> in gewissem Umfang wieder vermehrt ihre Berufstätigkeit<br />

aufnahmen. Die Gruppe insgesamt musste sich auf einen veränderten<br />

Lebensalltag einstellen, eine Herausforderung, die sie jedoch<br />

allein bewältigte.<br />

Einschneidend waren zwei Todesfälle, die einzelne Bewohnerinnen<br />

noch enger zusammen gebracht haben.


Trotz geringer Fluktuation veränderte sich die Grup-<br />

penstruktur, indem heute auch vollständige Familien in<br />

der Hausgemeinschaft leben.<br />

Insgesamt ist die Gemeinschaft "in die Jahre" gekommen:<br />

veränderte Familienkonstellationen (absehbarer<br />

Auszug von Kindern) bedeuten <strong>für</strong> die Mütter, dass sie<br />

sich räumlich verändern müssen / wollen. Es muss geklärt<br />

werden, wie <strong>und</strong> ob entsprechende Wohnungsangebote<br />

innerhalb der Gemeinschaft zu finden sind,<br />

was dann eine weitergehende Veränderung innerhalb<br />

der Alters- <strong>und</strong> Gruppenstruktur zur Folge hätte <strong>und</strong><br />

der ursprünglichen Konzeption der Hausgemeinschaft<br />

widerspricht.<br />

Die Hausgemeinschaft hat sich einen hohen Grad an<br />

Konfliktfähigkeit <strong>und</strong> Verbindlichkeit erarbeitet, was<br />

sich u. a. daran zeigt, dass die Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohner<br />

sich in bestimmten Situationen Hilfe von außen<br />

(Mediation) holen. Hierin wird gerade auch <strong>für</strong> Außenstehende<br />

die Qualität so einer Gemeinschaft gegenüber<br />

einer "normalen" guten Nachbarschaft deutlich,<br />

die sich im Falle von Ärger wahrscheinlich einfach auflösen<br />

würde.<br />

BEISPIELE – BENACHBARTE STÄDTE + GEMEINDEN<br />

65


66<br />

BENACHBARTE<br />

STÄDTE +<br />

GEMEINDEN<br />

Inhalte aus: allerwohnen.de<br />

Die AllerWohnen e.G. ist kein Wohnungsunternehmen wie jedes an-<br />

dere. Als Genossenschaft seit 1997 mit Sitz in Verden zeigen wir<br />

mit unseren Projekten, wie wir uns Wohnen <strong>und</strong> Zusammenleben in<br />

einer zukunftsfähigen Gesellschaft vorstellen.<br />

Die AllerWohnen e.G. ermöglicht Hausgemeinschaften, preisgünstiges<br />

<strong>und</strong> ökologisches Wohnen in demokratischer Selbstverwaltung.<br />

Alle Objekte sind dauerhaft jeglicher Spekulation entzogen<br />

<strong>und</strong> bleiben sozial geb<strong>und</strong>enes Eigentum.<br />

Die wichtigsten Projekte der AllerWohnen eG sind das Ökozentrum<br />

in Verden, die Hofgemeinschaft Stedorf <strong>und</strong> die Gemeinschaftssiedlung<br />

Neumühlen.<br />

Ökologisch<br />

Bei unseren <strong>Bau</strong>projekten achten wir konsequent auf Ökologie. Bei<br />

Sanierungen bemühen wir uns, alte <strong>Bau</strong>materialien durch Recycling<br />

wieder zu verwenden. Bei allen neuen Materialien achten wir konsequent<br />

auf deren <strong>Umwelt</strong>- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitseigenschaften. Energie<br />

sparen wir zuerst durch bestmögliche Dämmstandards. Darüber<br />

hinaus fördern wir den Einsatz regenerativer Energiequellen. Wir<br />

bauen Regenwassersammelanlagen <strong>und</strong> experimentieren mit Komposttoiletten<br />

<strong>und</strong> Pflanzenkläranlagen. Auf unseren Gr<strong>und</strong>stücken<br />

sorgen wir <strong>für</strong> eine naturnahe Gestaltung mit Obstbäumen, fruchttragenden<br />

Sträuchern <strong>und</strong> heimischen Gehölzen.<br />

Sozial<br />

Bei uns gilt:<br />

•<br />

•<br />

AllerWohnen e.G. –<br />

genossenschaftliches<br />

Wohnen in Verden<br />

Zwischen den Häusern gibt es einen Mietausgleich.<br />

Schuldenfreie Häuser zahlen in einen Solidarfonds, um<br />

mit dem Ertrag neue Hausprojekte zu ebenfalls günstigen<br />

Mieten zu finanzieren. Mit einem geringeren Betrag hat der<br />

Solidarfonds schon heute begonnen. <strong>Der</strong> Solidarfonds<br />

dient auch der Unterstützung sozialer, ökologischer <strong>und</strong><br />

progressiver politischer Ziele sowie der Mietsenkung <strong>für</strong><br />

langjährige BewohnerInnen. Darüber hinaus ist die Miete<br />

<strong>für</strong> die verschiedenen Hausprojekte eine Kostenmiete.<br />

Mieterinnen <strong>und</strong> Mieter können sich mit Eigenleistungen<br />

am <strong>Bau</strong> beteiligen <strong>und</strong> so ihre Miete senken oder "Extras"<br />

finanzieren.


•<br />

•<br />

•<br />

Die Hausgemeinschaften entscheiden selbst, wie sie die<br />

Miete <strong>für</strong> ihr Objekt untereinander aufteilen. AllerWohnen<br />

regt sie an, den Mietpreis auch nach dem verfügbaren<br />

Einkommen auszurichten.<br />

AllerWohnen schafft Wohnraum <strong>für</strong> verschiedene Lebensformen.<br />

Die Wohnungen haben etwa gleich große<br />

Zimmer, damit Alleinerziehende mit ihren Kindern, Wohngemeinschaften<br />

oder Familien gut Platz finden.<br />

In den Projekten entstehen Gemeinschaftseinrichtungen<br />

wie Partybereich, Versammlungsraum, Waschküche,<br />

Garten, Werkstätten, Kinderbetreuung, usw.<br />

Demokratisch<br />

Alle wichtigen Entscheidungen werden in öffentlichen Sitzungen im<br />

Konsens der anwesenden Mitglieder getroffen. Für den Streitfall ist<br />

ein Schlichtungsverfahren vereinbart. <strong>Der</strong> Vorstand führt die Geschäfte<br />

<strong>und</strong> ist persönlich verantwortlich. Die Treffen des Vorstandes<br />

finden gr<strong>und</strong>sätzlich gleichberechtigt im größeren Kreis statt ("Orgagruppe"),<br />

der allen BewohnerInnen unserer Projekte offen steht.<br />

Im Zusammenwirken von Mitgliederversammlung <strong>und</strong> Vorstand verbinden<br />

wir effizientes Handeln mit demokratischer Kontrolle. Das<br />

Herzstück unserer Selbstverwaltung ist die Autonomie der Hausgemeinschaften.<br />

Die BewohnerInnen kümmern sich um nahezu alle<br />

ihre Belange selbst. Insbesondere bestimmen sie selbst, wer in frei<br />

werdende Zimmer <strong>und</strong> Wohnungen einzieht. Die Genossenschaft<br />

beschränkt ihre Aktivität auf die Finanzierung, die rechtlichen, insbesondere<br />

eigentumsrechtlichen Fragen, die Kontrolle der ordentlichen<br />

Instandhaltung der Häuser sowie die Gestaltung der Mieten.<br />

Die Hausgemeinschaften stellen jeweils ein Mitglied im Aufsichtsrat<br />

<strong>und</strong> kontrollieren so die Arbeit des Vorstands.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich bauen wir keine Häuser auf Vorrat. Die zukünftigen<br />

Mieterinnen <strong>und</strong> Mieter können gemeinsam mit unserem Architekturbüro<br />

die Planung mitbestimmen.<br />

BEISPIELE – BENACHBARTE STÄDTE + GEMEINDEN<br />

67


68<br />

BENACHBARTE<br />

STÄDTE +<br />

GEMEINDEN<br />

Verein "Lebensraum Lilienthal"<br />

Dem gemeinnützigen Förderverein Raum <strong>und</strong> Leben e.V. wurde<br />

1990 eine Fläche in Lilienthal vorgestellt, <strong>für</strong> die sich bald eine Interessengemeinschaft<br />

von <strong>Bau</strong>willigen fand. Das daraufhin von einem<br />

Planungsteam erarbeitete Siedlungskonzept wurde den Gemeindevertretern<br />

vorgestellt <strong>und</strong> von diesen be<strong>für</strong>wortet. Parallel zu den<br />

Arbeiten der Planungsgruppe kümmerte sich eine "Kerngruppe" um<br />

neue Interessentinnen <strong>und</strong> Interessenten <strong>für</strong> das Lilienthaler Projekt<br />

<strong>und</strong> gründete am 30. Juni 1991 den Verein Lebensraum Lilienthal.<br />

Das Planungsteam erarbeitete in Abstimmung mit den <strong>Bau</strong>willigen<br />

einen Rahmenplan, in dem die Prinzipien des ökologischen <strong>Bau</strong>ens<br />

festgeschrieben sind. Die Gesellschaft <strong>für</strong> Landeskultur GmbH (GfL)<br />

hat in Zusammenarbeit mit dem Verein den Bebauungsplan <strong>für</strong> das<br />

Gelände erstellt. <strong>Der</strong> Verein "Lebensraum Lilienthal" hat zurzeit über<br />

30 Mitglieder, von denen alle bereits in der Siedlung wohnen. Jeder<br />

<strong>Bau</strong>willige verpflichtet sich, dem Verein beizutreten.<br />

<strong>Bau</strong>en im Lebensraum Lilienthal<br />

Ökologische<br />

Siedlung Lilienthal<br />

Inhalte aus: liliensiedlung.de<br />

Das Siedlungsgelände von Lebensraum Lilienthal e.V. ist ungefähr<br />

3 Hektar groß, ca. 70 Wohneinheiten auf 9 Teilbauflächen - den so<br />

genannten <strong>Bau</strong>fenstern - sind bereits entstanden <strong>und</strong> noch in Planung.<br />

Sieben Jahre Austausch über individuelle Wohnvorstellungen, zähe<br />

Verhandlungen <strong>und</strong> präzise Planungen des Vereins Lebensraum Lilienthal<br />

trugen im September 1997 zur Gr<strong>und</strong>steinlegung der ersten<br />

Häuser ihre Früchte. Im selben Jahr wurde Richtfest gefeiert.<br />

Dieses Projekt gibt ihnen die Möglichkeit, ein außergewöhnliches<br />

Wohnkonzept unter ökologischen <strong>und</strong> sozialen Gesichtspunkten<br />

mitzugestalten. Gerade in der Vielfalt der Architekturstile liegen der<br />

Charme <strong>und</strong> die Attraktivität dieser Siedlung. Hier wohnen schon<br />

über einh<strong>und</strong>ert 'soziale Individualisten', Singles <strong>und</strong> Paare, junge<br />

<strong>und</strong> alte, mit Kindern oder ohne, aus den verschiedensten Berufsfeldern<br />

- man wird akzeptiert mit seinem traditionell-bürgerlichen<br />

Lebenszuschnitt, aber auch beim Ausprobieren alternativer Lebensformen<br />

<strong>und</strong> ökologischen Wirtschaftens.


ADRESSEN<br />

Informationen + Unterstützung<br />

INFORMATIONEN FÜR WOHNPROJEKTE<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Forum gemeinschaftliches Wohnen e.V.,<br />

B<strong>und</strong>esvereinigung (FGW)<br />

Hildesheimer Straße 20<br />

30169 Hannover<br />

T: (0511) 475-3253 | F: -3530<br />

info@fgw-ev.de<br />

www.fgw-ev.de<br />

FGW-Regionalstelle <strong>Bremen</strong><br />

Kontakt:<br />

kom.fort e.V.<br />

Landwehrstraße 44<br />

28217 <strong>Bremen</strong><br />

T: (0421) 79 01 10 | F: -120<br />

oder: Wolfgang Ulrich<br />

T: (0421) 34 22 82<br />

fgw-bremen@arcor.de<br />

Arbeitskreis Wohnprojekte <strong>Bremen</strong><br />

Kontakt:<br />

Anita Kögel<br />

Hoyaer Straße 5<br />

28205 <strong>Bremen</strong><br />

T: (0421) 49 15 400<br />

anitakoegel@t-online.de<br />

www.arbeitskreis-wohnprojekte-bremen.de<br />

<strong>Der</strong> AK tagt jeden 1. Dienstag im Monat im Bürgerhaus Weserterrassen,<br />

Osterdeich 70B, 28203 <strong>Bremen</strong> (Stand 12/2009)<br />

Genossenschaft<br />

bauen <strong>und</strong> leben eG<br />

Feuerkuhle 32<br />

28207 <strong>Bremen</strong><br />

T: (0421) 959-1700 | F: -1701<br />

kontakt@bauen<strong>und</strong>leben.net<br />

www.bauen<strong>und</strong>leben.net<br />

VERGABE VON STÄDTISCHEN<br />

GRUNDSTÜCKEN UND GEBÄUDEN<br />

• Immobilien <strong>Bremen</strong><br />

Anstalt des öffentlichen Rechts<br />

Martinistraße 1<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

T: (0421) 361 896-0 | F: -90<br />

office@immobilien.bremen.de<br />

www.immobilienportal.bremen.de<br />

ADRESSEN<br />

69


70<br />

UNTERSTÜTZUNG UND INFORMATION<br />

•<br />

<strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa<br />

Contrescarpe 72<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Regina Schröder<br />

regina.schroeder@bau.bremen.de<br />

T: (0421) 361 4045<br />

F: (0421) 496 4045<br />

BERATUNG ZUR BARRIEREFREIHEIT<br />

• kom.fort e. V. – Beratung <strong>für</strong> barrierefreies<br />

<strong>Bau</strong>en <strong>und</strong> Wohnen<br />

Landwehrstr. 44<br />

28217 <strong>Bremen</strong><br />

T: (0421) 79 01-10 | F: -120<br />

info@kom-fort.de<br />

www.kom.fort.de<br />

INFORMATIONEN / KONTAKT ZU ARCHITEKTEN<br />

• Architektenkammer der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />

Geeren 41 / 43<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

T: (0421) 17 00 07<br />

F: (0421) 30 26 92<br />

info@architektenkammer-bremen.de<br />

www.architektenkammer-bremen.de<br />

•<br />

B<strong>und</strong> Deutscher Architekten BDA<br />

im Lande <strong>Bremen</strong> e.V.<br />

Altenwall 7/8<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

T: (0421) 32 54 76<br />

F: (0421) 32 13 78<br />

www.bdabremen.de


PHOTONACHWEIS<br />

Deckblatt + S.1<br />

•<br />

siehe "Lebens(t)raum Nachbarschaftliches Wohnen Bremerhaven"<br />

Seite 4<br />

•<br />

alle Bilder wurden den Beispielprojekten entnommen, Verweise:<br />

siehe Beispielprojekte<br />

Beispielprojekte S. 38-68<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Haus im Viertel: Bremer Heimstiftung<br />

Nachbarn treffen Nachbarn: Bremer Heimstiftung<br />

Vereinigte Wohnstätten 1889 e.G. + Nachbarschaftshilfeverein<br />

Hand In Hand e.V.: alle Vereinigte Wohnstätten 1889 e.G., Kassel/<br />

ausgenommen S.49 r.o.: Martin Richter, Hamburg<br />

Genossenschaft Freie Scholle: Freie Scholle e.G.<br />

Haus am Fleet: netzwerk bauen <strong>und</strong> leben e.G., <strong>Bremen</strong><br />

Lebens(t)raum Nachbarschaftliches Wohnen Bremerhaven:<br />

www.wohnprojekt-bremerhaven.de<br />

Generationsübergreifendes Wohnen in der ehem. Cigarrenmanufactur:<br />

bras e.V., <strong>Bremen</strong><br />

Hausgemeinschaft alt + jung: gsg Oldenburg, <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> Wohngesellschaft<br />

mbH<br />

LITERATUR<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Behörde <strong>für</strong> Stadtentwicklung <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> 2006: Zusammen<br />

bauen lohnt sich. <strong>Bau</strong>gemeinschaften <strong>für</strong> Familien in Hamburg.<br />

Hamburg<br />

Bürgerbüro Stadtentwicklung Hannover 2008: Ein neuer Leitfaden<br />

<strong>für</strong> gemeinschaftliche Wohnprojekte. Wohnen in Hannover.<br />

Hannover.<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend<br />

2008: Wohnen im Alter. Bewährte Wege – Neue Herausforderungen.<br />

Ein Handlungsleitfaden <strong>für</strong> Kommunen. Berlin<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> <strong>Verkehr</strong>, <strong>Bau</strong> <strong>und</strong> Stadtentwicklung 2007:<br />

Stadtquartiere <strong>für</strong> Jung <strong>und</strong> Alt. Das ExWoSt-Forschungsfeld<br />

"Innovationen <strong>für</strong> familien- <strong>und</strong> altengerechte Stadtquartiere".<br />

Berlin<br />

Göschel, Albrecht 2007: Die älter werdenden Gesellschaft oder:<br />

Wie viel Gemeinschaft brauchen wir in Zukunft? In: Andritzky,<br />

Strack (Hg.): Gemeinsam wohnen im Alter. Herrenalber Protokolle<br />

123.: 7 – 29. Karlsruhe<br />

Gutachterausschuss <strong>für</strong> Gr<strong>und</strong>stückswerte der Freien Hansestadt<br />

<strong>Bremen</strong> (Hg.) 2009: Gr<strong>und</strong>stückmarktbericht 2008. <strong>Bremen</strong><br />

Hessisches Sozialministerium 2006: Gemeinschaftliches Wohnen<br />

in Hessen. Wiesbaden<br />

PHOTONACHWEIS + LITERATUR<br />

71


72<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

HOCHTIEF Construction AG/Evangelischer Verband <strong>für</strong> Altenarbeit-Fachverband<br />

im Diakonischen Werk der Evangelischen<br />

Kirche im Rheinland/Evangelisches Erwachsenenbildungswerk<br />

Nordrhein 2006: WohnQuartier4 = Die Zukunft altersgerechter<br />

Quartiere gestalten. Düsseldorf/Essen<br />

Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein/Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>für</strong> zeitgemäßes <strong>Bau</strong>en 2002: Leitfaden <strong>für</strong> Gruppenwohnprojekte<br />

- <strong>und</strong> innovative Wohnkonzepte. Kiel<br />

Kreuzer, Volker 2006: Altengerechte Wohnquartiere. Stadtplanerische<br />

Empfehlungen <strong>für</strong> den Umgang mit demografischer Alterung<br />

auf kommunaler Ebene. Dortm<strong>und</strong>er Beiträge zur Planung<br />

125. Institut <strong>für</strong> Raumplanung der Universität Dortm<strong>und</strong>. Dortm<strong>und</strong><br />

Ministerium <strong>für</strong> Arbeit, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen 2006: Neue Wohnprojekte <strong>für</strong> ältere Menschen.<br />

Gemeinschaftliches Wohnen in Nordrhein-Westfalen.<br />

Beispiele <strong>und</strong> Wege zur Umsetzung. Düsseldorf<br />

<strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Bau</strong>, <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> <strong>Verkehr</strong> 2006: Wohnen in <strong>Bremen</strong><br />

– eine generationengerechte Adresse. Handlungskonzept. <strong>Bremen</strong><br />

<strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Bau</strong>, <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> <strong>Verkehr</strong> 2007: Wohnen in <strong>Bremen</strong> –<br />

eine generationengerechte Adresse. Konzepte <strong>für</strong> gemeinschaftliches<br />

Wohnen. <strong>Bremen</strong><br />

Senatsverwaltung <strong>für</strong> Stadtentwicklung 2006: Wohnen in der<br />

Berliner Innenstadt. Informationen <strong>für</strong> <strong>Bau</strong>gemeinschaften <strong>und</strong><br />

<strong>Bau</strong>gruppen. Berlin<br />

Wohnb<strong>und</strong> Informationen 2005: Wohnprojekte <strong>und</strong> nachbarschaftliches<br />

Wohnen in Schleswig-Holstein. Heft II+III/05. München<br />

Weitere Informationen <strong>und</strong> Veröffentlichungen des <strong>Senator</strong>s <strong>für</strong><br />

<strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>:<br />

bauumwelt.bremen.de ª <strong>Bau</strong> ª Wohnen <strong>und</strong> Fördern ª Wohnen in <strong>Bremen</strong>


NOTIZEN<br />

73


IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER<br />

Freie Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa<br />

Abtl. Städtebau, Stadtumbau <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />

Contrescarpe 72, 28195 <strong>Bremen</strong><br />

Kontakt: Regina Schröder<br />

regina.schroeder@bau.bremen.de<br />

T: (0421) 361-4045 | F: (0421) 496-4045<br />

BEARBEITUNG + LAYOUT<br />

protze + theiling<br />

Planung <strong>und</strong> Forschung<br />

Landschaft Stadt Freiraum<br />

Am Wall 113, 28195 <strong>Bremen</strong><br />

T: (0421) 178 647-70 | F: -69<br />

pt-planung.de | post@pt-planung.de<br />

Dr. Ing. Käthe Protze<br />

Dipl. Ing. Christoph Theiling<br />

Dipl. Ing. Thomas Czekaj<br />

Druck: BerlinDruck<br />

ISBN-Nr.: 3-933229-33-2<br />

<strong>Bremen</strong>, Februar 2010<br />

IMPRESSUM<br />

75


ISBN 3-933229-33-2

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