pdf, 1.2 MB - Der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr - Bremen
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WOHNEN IN BREMEN –<br />
EINE GENERATIONENGERECHTE ADRESSE<br />
GEMEINSCHAFTLICH WOHNEN<br />
EIN LEITFADEN
INHALT<br />
VORWORT 5<br />
EINLEITUNG 6<br />
AKTUELL IN BREMEN 8<br />
GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN 18<br />
NACHBARSCHAFTSPROJEKTE 21<br />
WOHNPROJEKTE 23<br />
BEISPIELE 38<br />
ADRESSEN 69<br />
PHOTONACHWEIS / LITERATUR 71<br />
IMPRESSUM 75
VORWORT<br />
<strong>Bremen</strong> hat sich 2009 ein neues Leitbild der Stadtentwick-<br />
lung gegeben: <strong>Bremen</strong>! Lebenswert – urban – vernetzt<br />
<strong>Der</strong> demographische Wandel <strong>und</strong> die damit einherge-<br />
henden Veränderungen von Wohnwünschen erfordern neue<br />
Konzepte <strong>für</strong> eine älter <strong>und</strong> bunter werdende Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> stellen neue Herausforderungen an die Wohnungspo-<br />
litik. Immer mehr Bremerinnen <strong>und</strong> Bremer möchten sich<br />
neu ausrichten <strong>und</strong> sind mit Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bekannten auf der Suche<br />
nach geeigneten Gr<strong>und</strong>stücken <strong>und</strong> Objekten, in denen sie gemeinschaftlich<br />
wohnen können.<br />
<strong>Der</strong> Wunsch nach gemeinschaftlichem Wohnen kann sehr unterschiedlich<br />
sein. Die Zielsetzung richtet sich dabei nicht ausschließlich<br />
auf wirtschaftliche Aspekte. Vielmehr soll neben Hilfeleistungen<br />
im Bedarfsfall auch stärker die Gemeinschaft gelebt werden.<br />
Gemeinschaftliche Wohnprojekte tragen auf ihre Weise zur Wohn<strong>und</strong><br />
Lebensqualität der Stadtteile bei <strong>und</strong> wirken über das Haus hinaus<br />
in die Quartiere. Gemeinschaftliche Wohnprojekte bedeuten<br />
darüber hinaus Nachbarschaftshilfe <strong>und</strong> Engagement im Stadtteil<br />
<strong>und</strong> sind Beispiele <strong>für</strong> neue städtische Wohn- <strong>und</strong> Lebensformen.<br />
Die Hauptzielgruppe <strong>für</strong> gemeinschaftliches Wohnen ist die Gruppe<br />
der Generation 50 +. Angestrebt werden Wohnprojekte im Rahmen<br />
einer Hausgemeinschaft, wobei Objekte gesucht werden, in denen<br />
mehrere Wohnungen möglich sind <strong>und</strong> die vielleicht auch noch<br />
Räume <strong>für</strong> eine gemeinsame Nutzung umfassen. Auch Nachbarschaftsprojekte<br />
mit kurzen Wegen innerhalb einer Straße oder eines<br />
Quartiers sind gefragt.<br />
Neue Schritte seitens der Stadt <strong>Bremen</strong> sind mit einer Ausschreibung<br />
von städtischen Immobilien <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stücken eingeleitet, die<br />
von Wohngruppen in <strong>Bremen</strong> unter besonderen Bedingungen erworben<br />
werden können.<br />
Um sich auf dem Wege zu einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt<br />
nicht zu verlaufen, möchte ich mit diesem Leitfaden eine Orientierungshilfe<br />
geben. Es wird aufgezeigt, was alles möglich ist in dieser<br />
bunten Welt <strong>und</strong> was es gilt zu berücksichtigen. Es soll ein Traum<br />
werden, der sich auch erfüllen <strong>und</strong> leben lässt <strong>und</strong> der vielleicht<br />
noch mehr Menschen dazu anregt, diesem Beispiel zu folgen.<br />
Dr. Reinhard Loske,<br />
<strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa<br />
5
6<br />
Wandel –<br />
die Welt<br />
wird älter<br />
<strong>und</strong> bunter!<br />
neue<br />
Wohnformen<br />
neue<br />
Kombinationen<br />
EINLEITUNG<br />
Gemeinschaftliche Wohnformen haben b<strong>und</strong>esweit Konjunktur. <strong>Der</strong><br />
Wunsch nach einer funktionierenden städtischen Nachbarschaft<br />
oder nach einem unkomplizierten <strong>und</strong> verlässlichen Zusammenleben<br />
bei gleichzeitiger Wahrung der Privatheit in der Gemeinschaft<br />
ist bei vielen Menschen vorhanden. Die Vorstellungen zur Realisierung<br />
dieses Wunsches sind jedoch sehr verschieden. Klar ist <strong>für</strong> die<br />
Meisten, dass die Familie mit mehreren Generationen unter einem<br />
Dach oder in unmittelbarer Nachbarschaft lange nicht mehr das einzig<br />
denkbare Modell ist.<br />
Nicht erst seit der demografische Wandel in aller M<strong>und</strong>e ist, wird die<br />
Gesellschaft älter <strong>und</strong> bunter. Durch die zunehmende Individualisierung<br />
laufen viele Menschen Gefahr, einsamer zu werden. Das gilt<br />
<strong>für</strong> alt <strong>und</strong> jung in verschiedener Weise. <strong>Der</strong> demografische Wandel<br />
<strong>und</strong> die veränderten flexibilisierten <strong>und</strong> globalisierten Arbeits- <strong>und</strong><br />
Lebensverhältnisse <strong>für</strong> junge Menschen in Ausbildung <strong>und</strong> Beruf<br />
führen dazu, dass immer mehr Menschen ohne familiäre Bindungen<br />
leben. Auch immer mehr junge Menschen leben allein. Viele sind allein<br />
erziehend <strong>und</strong> organisieren ihren Alltag ohne Familienunterstützung.<br />
Die typische Kleinfamilie der Wirtschaftw<strong>und</strong>erzeit oder die<br />
Großfamilie der bäuerlichen Ökonomien sowie die homogenen Milieus<br />
der Arbeitersiedlungen mit eng verflochtenen Nachbarschaftsbeziehungen<br />
gehören weitestgehend der Vergangenheit an<br />
(vgl. auch Göschel. A. 2007).<br />
Mit dem demografischen Wandel ist außerdem die Zunahme des<br />
Bevölkerungsanteils der Älteren <strong>und</strong> Hochaltrigen verknüpft bei<br />
gleichzeitig stagnierenden bis abnehmenden jüngeren Jahrgängen.<br />
Das ist vor allem eine Herausforderung an die sozialen Sicherungssysteme.<br />
Für viele Menschen ist dies aber auch mit der Perspektive<br />
verb<strong>und</strong>en, im Alter allein zu sein <strong>und</strong> sich häusliche Pflege als<br />
R<strong>und</strong>um-Sorglos-Paket oder gar einen Heimaufenthalt nicht finanzieren<br />
zu können.<br />
Daher gibt es b<strong>und</strong>esweit ein hohes Interesse an gemeinschaftlichen<br />
Wohnformen, sowohl <strong>für</strong> Jüngere als auch <strong>für</strong> ältere Menschen,<br />
aber auch <strong>für</strong> Jung & Alt zusammen. <strong>Der</strong> Wunsch ist groß,<br />
neue Formen des Zusammenlebens auszuprobieren. Und hierbei ist<br />
der Blick nicht vorrangig auf Wohnformen gerichtet, die zugleich mit<br />
besonderer Pflege (Service-Wohnen) verknüpft sind – oder auf eine<br />
besondere Zielgruppe wie zum Beispiel Demenzkranke.<br />
Viele denken bei gemeinschaftlichem Wohnen zuerst an die Wohngemeinschaften<br />
der späten 1960er <strong>und</strong> 1970er Jahre. Aber das<br />
Spektrum an neuen gemeinschaftlichen Wohnformen ist viel breiter.
Gemeinschaftliches Wohnen kann in der Nachbarschaft im Quartier<br />
ebenso wie unter einem Dach als Hausgemeinschaft oder in einer<br />
gemeinsamen <strong>Bau</strong>gruppe mit verschiedenen Gebäuden <strong>und</strong> gemeinsam<br />
genutzten Flächen realisiert werden. Es kann in Eigentum,<br />
mit einer Genossenschaft oder zur Miete organisiert sein. Die Kombinationen<br />
sind so bunt wie die Lebensvorstellungen der Beteiligten.<br />
Nur macht es zu Beginn vielleicht etwas mehr Mühe, das Richtige<br />
auszuwählen. Das ist wie beim Kauf von etwas Maßgeschneidertem<br />
statt von der Stange. Da<strong>für</strong> hält es dann meistens länger.<br />
Oftmals gibt es eine Idee <strong>und</strong> es fehlen weitere Informationen dazu,<br />
in welcher Form ein gemeinschaftliches Wohnen verwirklicht werden<br />
kann. Manchmal wäre ein Hinweis wichtig, welche Schritte aufeinander<br />
folgen sollten <strong>und</strong> welche professionelle Beratung sinnvoll<br />
ist, um ein Projekt anzustoßen. Und nicht zuletzt sind professionelle<br />
Ansprechpartnerinnen <strong>und</strong> Ansprechpartner hilfreich, um Projekte<br />
beginnen <strong>und</strong> umsetzen zu können.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa (SUBVE) in <strong>Bremen</strong><br />
hat es sich zum Ziel gesetzt, gemeinschaftliche Wohnformen<br />
zu unterstützen. Dieser Leitfaden möchte daher eine erste Informationsmöglichkeit<br />
<strong>für</strong> alle Interessierten bieten.<br />
Er bietet einen Überblick über das Spektrum des gemeinschaftlichen<br />
Wohnens <strong>und</strong> geht dabei insbesondere auf die Situation in <strong>Bremen</strong><br />
ein. Die in der Stadt vorhandenen Informationsangebote <strong>und</strong> Unterstützungsmöglichkeiten<br />
sind hier <strong>für</strong> alle zusammengestellt.<br />
Insbesondere vor dem Hintergr<strong>und</strong> der bisherigen Erfahrungen <strong>und</strong><br />
Ansätze in <strong>Bremen</strong> setzt der Leitfaden zwei Schwerpunkte, zu denen<br />
Anregungen <strong>und</strong> Erfahrungen zusammengestellt sind:<br />
• Nachbarschaftsprojekte im Quartier /<br />
Neue Formen von Nachbarschaften<br />
• Gemeinschaftliches Wohnen 'unter einem Dach'<br />
Allgemein Interessierte finden so einen Überblick über verschiedene<br />
Wege gemeinschaftlichen Wohnens als erste Orientierung.<br />
Innerhalb dieser beiden Schwerpunkte sind unterschiedliche Formen<br />
des Zusammenlebens <strong>und</strong> auch unterschiedliche Rechts- <strong>und</strong> Finanzierungsformen<br />
vorstellbar. Diese werden in einem beispielhaften Ablaufschema<br />
<strong>für</strong> die Realisierung einer Idee zum gemeinschaftlichen<br />
Wohnen dargestellt. Abschließend folgt ein praktischer Teil mit Adressen<br />
<strong>und</strong> Ansprechpartnerinnen <strong>und</strong> -partnern in <strong>Bremen</strong> sowie einigen<br />
b<strong>und</strong>esweit hilfreichen Adressen <strong>und</strong> weiterer Literatur zum Thema.<br />
professionelle<br />
Beratung<br />
Spektrum,<br />
Realisierung,<br />
Finanzierung,<br />
Partner<br />
7
8<br />
gründerzeitlicher<br />
Geschoss-<br />
wohnungsbau<br />
ist in <strong>Bremen</strong><br />
die Ausnahme<br />
Das Wohnungsangebot<br />
AKTUELL IN BREMEN<br />
Das Wohnungsangebot in <strong>Bremen</strong> ist im Wesentlichen durch drei<br />
verschiedene Siedlungstypen der Stadt geprägt. Sie bestimmen die<br />
unterschiedlichen Voraussetzungen <strong>für</strong> Angebot <strong>und</strong> Nachfrage in<br />
den jeweiligen Stadtteilen <strong>und</strong> Stadtquartieren:<br />
• Die innenstadtnahen, gemischt genutzten Quartiere der<br />
Stadterweiterungen des späten 19. <strong>und</strong> frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
sind durch das Bremer Haus geprägt, das weitestgehend<br />
in einem dichtmaschigen Raster von Straßen<br />
gebaut wurde. Diese Quartiere sind auf dem Wohnungsmarkt<br />
stark nachgefragt, ihnen wird eine hohe Lebensqualität<br />
zugesprochen. <strong>Der</strong> Eigentumsanteil in diesen<br />
Quartieren ist sehr hoch.<br />
• Die Nachkriegsmoderne ist in <strong>Bremen</strong> durch große zusammenhängende<br />
Wohngebiete mit dem Schwerpunkt<br />
Mietwohnungsbau von großen Wohnungsunternehmen<br />
geprägt. Ob Vahr, Marßel oder Kattenturm: hier dominiert<br />
der Mietwohnungsbau. Diese Siedlungen stellen den<br />
Schwerpunkt des Mietwohnungsmarktes zu erschwinglichen<br />
Preisen <strong>für</strong> <strong>Bremen</strong> dar.<br />
• Die Bebauung vorwiegend aus jüngerer Zeit bildet einen<br />
suburbanen Ring an den Rändern der Stadt <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>eslandes<br />
<strong>Bremen</strong>. Hier sind Reihenhaussiedlungen, aber<br />
auch Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhausgebiete entstanden, die<br />
ältere Orts- <strong>und</strong> Dorfkerne einschließen. Teilweise ist auch<br />
ergänzend Mietwohnungsbau eingestreut. Hier wurde in<br />
den letzten 20 bis 30Jahren schwerpunktmäßig <strong>für</strong> junge<br />
Familien gebaut. <strong>Der</strong> Eigentumsanteil ist hier höher als der<br />
Anteil an Mietwohnungen. Nachgefragt sind diese Gebiete<br />
als 'Wohnen im Grünen' unter der Programmatik '<strong>Bau</strong>en in<br />
<strong>Bremen</strong>'. Eine <strong>Bau</strong>weise, die die meisten deutschen Großstädte<br />
prägt, ist in <strong>Bremen</strong> eher eine Ausnahme:<br />
<strong>Der</strong> gründerzeitliche Mietwohnungsbau mit in der Regel 8 Wohnungen<br />
auf vier Etagen (Zweispänner) oder vier Wohnungen pro<br />
Haus (Einspänner), der sich gut <strong>für</strong> gemeinschaftliche Wohnprojekte<br />
eignet (siehe das Beispiel der Goethestraße in Bremerhaven), ist in<br />
<strong>Bremen</strong> die Ausnahme.<br />
Vielmehr gibt es in <strong>Bremen</strong> die b<strong>und</strong>esweit höchste Eigentumsquote<br />
<strong>und</strong> viele, vor allem auch jüngere Menschen <strong>und</strong> Familien schätzen
das Bremer Haus <strong>und</strong> die Bremer Reihenhaustraßen mit einer häufig<br />
bunten <strong>und</strong> generationendurchmischten Nachbarschaft. Dies sind in<br />
<strong>Bremen</strong> begehrte Wohnlagen, die natürlich auch schwerpunktmäßig<br />
von gemeinschaftlichen Wohnprojekten nachgefragt werden.<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieser spezifischen <strong>Bau</strong>tradition ist in den "innerstädtischen<br />
<strong>und</strong> bevorzugten Wohnlagen" (Kategorie des Gr<strong>und</strong>stücksmarktberichtes<br />
2009) der zumeist gründerzeitlich durchmischten<br />
Gebiete innerhalb der Stadt (Mitte, Östliche Vorstadt, Schwachhausen,<br />
Horn-Lehe, Neustadt, Findorff) wenig <strong>Bau</strong>substanz <strong>für</strong> den<br />
Umbau zum gemeinschaftlichen Wohnen verfügbar. Freie Gr<strong>und</strong>stücke<br />
<strong>für</strong> Neubau oder geeignete Gebäude zur Umnutzung sind<br />
eher eine Ausnahme, wenn sie auf dem Markt sind, werden sie aber<br />
entsprechend nachgefragt.<br />
<strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong>stücksmarktbericht 2009 (Hg. Gutachterausschuss <strong>für</strong><br />
Gr<strong>und</strong>stückswerte) gibt <strong>für</strong> den Kauf / Verkauf von Eigentumswohnungen<br />
im Bestand (<strong>Bau</strong>zeit 1981 – 2000) eine Spanne des Kaufpreises<br />
von 1.400,00 Euro bis 1.700,00 Euro pro Quadratmeter an.<br />
Für den Erstverkauf von neu erstellten ETW liegt der Durchschnittspreis<br />
bei 2.170,00 Euro (Findorff) bis 3.260,00 Euro (Schwachhausen).<br />
Für den Weiterverkauf eines Reihenhauses sind in den entsprechenden<br />
Wohnlagen 1.300,00 Euro (Findorff) bis 1.800,00 Euro<br />
(Schwachhausen) als mittlerer Kaufpreis genannt.<br />
Für Mietwohnungen (Mitte, Östliche Vorstadt), die bis 1949 gebaut<br />
wurden, gibt der Bericht einen durchschnittlichen Preis / Quadratmeter<br />
(Nettokaltmiete) von 5,40 – 8,00 Euro <strong>für</strong> Wohnungen bis 50<br />
Quadratmeter <strong>und</strong> eine Mietpreisspanne von 5,00 – 6,80 Euro <strong>für</strong><br />
größere Wohnungen an. Für neue Wohnungen bis 50 Quadratmeter<br />
(<strong>Bau</strong>jahre ab 1981) liegt das Mietniveau bei 6,20 – 8,80 Euro pro<br />
Quadratmeter <strong>und</strong> <strong>für</strong> größere Wohnungen bei 5,80 – 8,00 Euro pro<br />
Quadratmeter.<br />
Die Bodenrichtwertkarte <strong>für</strong> <strong>Bremen</strong> vom 01.0<strong>1.2</strong>008 (erscheint<br />
alle zwei Jahre) weist <strong>für</strong> die Östliche Vorstadt Quadratmeterpreise<br />
von 340,00 bis 570,00 Euro aus, die Tendenz ist eher steigend. Für<br />
Schwachhausen liegt der Richtwert im Mittel bei ca. 400,00 Euro<br />
<strong>und</strong> höher (Nähe Bürgerpark <strong>und</strong> Mitte) <strong>und</strong> hat ebenfalls eher eine<br />
steigende Tendenz.<br />
Für weniger begehrte Stadtlagen wie z.B. im Bremer Westen oder<br />
in <strong>Bremen</strong>-Nord reduzieren sich die Quadratmeterpreise teilweise<br />
erheblich.<br />
Je nach den jeweiligen Bodenrichtwerten, die sich im Gr<strong>und</strong>stücks-<br />
fehlende<br />
<strong>Bau</strong>substanz<br />
<strong>für</strong> gem.<br />
Wohnen in<br />
begehrten<br />
Wohnlagen<br />
Eigentum:<br />
1.400-<br />
1.700 €/qm<br />
Miete:<br />
5,8-8,0 €/qm<br />
AKTUELL: PREISGEFÜGE<br />
9
10<br />
Neubau:<br />
1.500-<br />
2.200 €/qm<br />
gutes<br />
Preisgefüge<br />
Forum<br />
gemeinschaftliches<br />
Wohnen<br />
preis niederschlagen, liegen die Herstellungskosten <strong>für</strong> einen Qua-<br />
dratmeter Wohnfläche inklusive Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden im Neubau zwi-<br />
schen 1.500,00 Euro <strong>und</strong> 2.200,00 Euro in <strong>Bremen</strong>. Entsprechend<br />
ist von einem Mietpreis von mindestens 8,50 Euro Kaltmiete auszugehen.<br />
Die Nebenkosten, die aufgr<strong>und</strong> von Energiekosten stetig<br />
steigen, betragen pro Quadratmeter Wohnfläche auch mindestens<br />
1,50 Euro; somit entsteht eine Gesamtmiete von mindestens 10,00<br />
Euro / Quadratmeter Wohnfläche im Neubau (alle Kostenangaben<br />
beziehen sich auf das Jahr 2008).<br />
Damit wohnen viele Menschen in <strong>Bremen</strong> aktuell wesentlich günstiger,<br />
als wenn sie in ein Wohnprojekt im Neubau ziehen. Und viele<br />
leben im älteren Haus- <strong>und</strong> Wohnungsbestand in <strong>Bremen</strong> häufig in<br />
lebenswerten, angenehmen Stadtteilen. Günstige Neubauvorhaben<br />
unter dem oben angegebenen Mittelwert sind zumeist nur in Lagen<br />
zu realisieren, die relativ niedrig in den Bodenrichtwerten <strong>und</strong> daher<br />
auch in den Gr<strong>und</strong>stückspreisen liegen.<br />
Insgesamt ist das Preisgefüge des Bremer Wohnungsangebotes<br />
gut, die Entscheidung <strong>für</strong> bestimmte Lagen hat Folgen <strong>für</strong> die Kosten.<br />
Das ist aber b<strong>und</strong>esweit in allen Großstädten so.<br />
Bei allen entstehenden Kosten bleibt es eine gr<strong>und</strong>legende Entscheidung,<br />
die bisherige Wohnsituation zu verändern. <strong>Der</strong> ökonomische<br />
Aspekt sollte bei dem Wunsch <strong>und</strong> bei der Entscheidung<br />
zum gemeinschaftlichen Wohnen immer mit bedacht werden. Nur<br />
was auch ökonomisch machbar <strong>und</strong> langfristig tragfähig ist, kann<br />
eine dauerhaft angenehme Wohnsituation ermöglichen.<br />
Akteure<br />
Im B<strong>und</strong>esland <strong>Bremen</strong> werden seit mehreren Jahren Angebote <strong>für</strong><br />
Menschen entwickelt, die an gemeinschaftlichen Wohnformen interessiert<br />
sind. Zu diesem Thema, das von unterschiedlichen Interessen<br />
<strong>und</strong> verschiedenen Akteuren bestimmt ist, gibt es dementsprechend<br />
auch verschiedene Netzwerke.<br />
Das Forum gemeinschaftliches Wohnen ist ein b<strong>und</strong>esweit enga-<br />
gierter gemeinnütziger Verein, der auch in <strong>Bremen</strong> die Möglichkeit<br />
bietet, sich zum Thema gemeinschaftliche Wohn- <strong>und</strong> Lebensformen<br />
zu informieren <strong>und</strong> der bei Bedarf auch Informationen zu<br />
den verschiedenen Wohnprojekten in <strong>Bremen</strong> geben kann.
<strong>Der</strong> Arbeitskreis Wohnprojekte <strong>Bremen</strong> ist ein Zusammenschluss<br />
von Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertretern der Wohnprojekte. Zweck <strong>und</strong><br />
Aufgabe des Arbeitskreises ist es, die Interessen der Wohnprojekte<br />
<strong>und</strong> Wohngruppen zu vertreten. Er organisiert den Erfahrungsaustausch<br />
der Projekte <strong>und</strong> Gruppen, unterstützt <strong>und</strong> koordiniert die<br />
Suche nach geeigneten Wohnobjekten <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stücken. <strong>Der</strong> Arbeitskreis<br />
ist Gesprächspartner <strong>für</strong> Behörden, Politik, Verwaltung,<br />
Wohnungswirtschaft sowie Medien etc.<br />
<strong>Der</strong> Arbeitskreis hat das Ziel, das gemeinschaftliche Wohnen in<br />
<strong>Bremen</strong> zu verwirklichen <strong>und</strong> die Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Voraussetzungen<br />
da<strong>für</strong> zu verbessern. Ein weiterer Schwerpunkt des<br />
Arbeitskreises ist die Öffentlichkeitsarbeit durch Veranstaltungen,<br />
Pressearbeit oder Kontakt zu den politischen Parteien.<br />
<strong>Der</strong> Arbeitskreis arbeitet mit anderen Gruppierungen <strong>und</strong> Organisationen<br />
zusammen, z.B. mit dem Forum Gemeinschaftliches Wohnen<br />
(FGW), Wohnen <strong>und</strong> Mehr (WuM) e.V., <strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>,<br />
<strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa, Ortsbeiräten, Bremer Heimstiftung, bauen <strong>und</strong><br />
leben (b+l) eG. etc.<br />
Für nähere Informationen zu den aktiven Projekten zum gemeinschaftlichen<br />
Wohnen in <strong>Bremen</strong> ist es sinnvoll, Kontakt zum Arbeitskreis<br />
Wohnprojekte <strong>Bremen</strong> aufzunehmen (siehe Adressen,<br />
Informationen <strong>und</strong> Unterstützung, S. 69 ff).<br />
Neue Formen von Nachbarschaften oder gemeinschaftliches Woh-<br />
nen im Quartier gibt es in <strong>Bremen</strong> in einer vielfältigen Angebots-<br />
landschaft von der Bremer Heimstiftung als bekanntestem Akteur.<br />
Sie organisiert z.B. mit dem "Haus im Viertel" soziale <strong>und</strong> kulturelle<br />
Angebote, aber auch konkrete Hilfen <strong>und</strong> Serviceleistungen <strong>und</strong><br />
stellt Räumlichkeiten der Begegnung zur Verfügung. Selbständigkeit,<br />
Eigeninitiative <strong>und</strong> soziales Miteinander werden unterstützt <strong>und</strong><br />
gefördert. Die Angebote der Bremer Heimstiftung erstrecken sich<br />
von einem Wohnen in guter Nachbarschaft mit unterschiedlichen<br />
Leistungen, über Wohnen <strong>und</strong> Pflege (ambulant <strong>und</strong> stationär) in<br />
Stadtteilhäusern, Stiftungsdörfern <strong>und</strong> Residenzen bis hin zu Pflegewohngemeinschaften<br />
im Stadtteil; allen gemeinsam ist eine gute<br />
Nachbarschaft.<br />
Darüber hinaus werden nachbarschaftliche Hilfen in <strong>Bremen</strong> über 17<br />
Dienstleistungszentren, die Kirchengemeinden, die beiden Modellversuche<br />
zur aufsuchenden Altenarbeit sowie über private Anbieter<br />
<strong>und</strong> andere Institutionen geleistet.<br />
Arbeitskreis<br />
Wohnprojekte<br />
<strong>Bremen</strong><br />
neue Formen<br />
von Nachbarschaften<br />
AKTUELL: AKTEURE<br />
11
12<br />
niedrigschwellige<br />
Angebote<br />
Weitere<br />
Akteure<br />
<strong>für</strong> gemeinschaftliches<br />
Wohnen<br />
Dachgenossenschaft<br />
'bauen <strong>und</strong><br />
Leben eG'<br />
Niedrigschwellige Angebote <strong>für</strong> Ältere gibt es in <strong>Bremen</strong> seit ca. fünf<br />
Jahren mit Nachbarschaftstreffs in Blockdiek, Kattenturm <strong>und</strong> Blumenthal.<br />
Diese beruhen auf einer Kooperation der dortigen Wohnungsunternehmen<br />
mit Anbietern von Pflegedienstleistungen. Die<br />
Nachbarschaftstreffs werden von der Fachkommission "Wohnen im<br />
Alter" bei der <strong>Senator</strong>in <strong>für</strong> Arbeit, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong><br />
Soziales begleitet.<br />
Die GEWOBA als Wohnungsunternehmen mit städtischer Beteiligung<br />
bietet ihren älteren Mietern in <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Bremerhaven seit<br />
2009 als speziellen Service eine persönliche, individuelle <strong>und</strong> kostenlose<br />
Beratung an. Auf Wunsch kann eine Unterstützung bei der<br />
Beantragung von Leistungen, bei technischen Hilfen oder Umbauten<br />
in der Wohnung bis hin zur Vermittlung von hauswirtschaftlichen,<br />
sozialen oder pflegerischen Serviceleistungen gewählt werden. Ziel<br />
ist, Hilfeleistungen aber auch präventiv wirkende Aktivitäten anzubieten,<br />
die den Verbleib älterer oder allein lebender Menschen in der<br />
eigenen Wohnung unterstützen. Vergleichbare Leistungen werden<br />
auch von anderen Bremer Wohnungsunternehmen den jeweiligen<br />
Mietern angeboten. Hierin ist ein Lückenschluss zu sehen, angesiedelt<br />
zwischen dem Ansatz des gemeinschaftlichen Wohnens <strong>und</strong><br />
Wohnangeboten mit Service, Pflege <strong>und</strong> Dienstleistung von professionellen<br />
Anbietern.<br />
Weitere Akteure <strong>für</strong> gemeinschaftliches Wohnen sind in <strong>Bremen</strong><br />
breit gefächert. Es gibt einige Vereine als Zusammenschluss von<br />
Projektgruppen oder als Vertretung eines Projektes nach Außen.<br />
Eine wesentliche Einrichtung ist der Verein kom.fort, Beratungsstelle<br />
<strong>für</strong> barrierefreies <strong>Bau</strong>en <strong>und</strong> Wohnen, der sich mit Wohnmöglichkeiten<br />
im Alter <strong>und</strong> bei körperlichen Beeinträchtigungen vor allem<br />
unter dem Aspekt der Wohnungsanpassung beschäftigt. Im Jahr<br />
2006 wurde von kom.fort im Auftrag des <strong>Senator</strong>s <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>,<br />
<strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa eine Befragung von Bremer Wohnprojekten<br />
über Vorstellungen, Zielsetzungen <strong>und</strong> Handlungsbedarfe <strong>für</strong> gemeinschaftliches<br />
Wohnen in <strong>Bremen</strong> durchgeführt. Diese Ausarbeitung<br />
sollte die Nachfrage erfassen <strong>und</strong> dazu beigetragen, stärker<br />
<strong>für</strong> gemeinschaftliches Wohnen als neue Wohnform zu werben <strong>und</strong><br />
Modellprojekte in <strong>Bremen</strong> zu realisieren.<br />
In der seit März 2008 bestehenden Dachgenossenschaft 'bauen<br />
<strong>und</strong> Leben eG' treffen Akteure zusammen, die mit neuen Genossenschaftsmitgliedern<br />
auch neue gemeinschaftliche Wohnprojekte<br />
entwickeln möchten.
Und auch einige Bremer <strong>und</strong> Bremerhavener Wohnungsunterneh-<br />
men sind mit unterschiedlich starkem Engagement aktiv <strong>für</strong> gemein-<br />
schaftliches Wohnen am Start. Vorbildliche Beispiele wurden u.a.<br />
in Bremerhaven von der Städtischen Wohnungsgesellschaft mbH<br />
(STÄWOG) realisiert.<br />
Schlussendlich sind zahlreiche Architekturbüros aber auch andere<br />
Beratungs- oder Planungsbüros mit dem Thema befasst <strong>und</strong> sehen<br />
darin eine spannende Zukunftsaufgabe.<br />
Neben diesen Akteuren weist <strong>Bremen</strong> eine bunte Szene an Initiativen<br />
in Straßen <strong>und</strong> Quartieren auf, die in kleineren Gruppen das<br />
gemeinschaftliche Wohnen in der Nachbarschaft diskutieren <strong>und</strong><br />
probieren.<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> Erkenntnisse<br />
Seit etwa 5 Jahren gibt es in <strong>Bremen</strong> verschiedene Ansätze zur<br />
Realisierung gemeinschaftlicher Wohnprojekte. Gemeinsam mit<br />
Investoren oder Wohnungsunternehmen, getragen durch eine Genossenschaftsgründung<br />
oder mit Hilfe einer Dachgenossenschaft,<br />
konnten erste Projekte realisiert werden. Durch das Zusammenwirken<br />
eines Beschäftigungsträgers, der Internationalen Jacobs-<br />
Universität <strong>und</strong> einer Projektgruppe konnte auch ein Beispiel in<br />
<strong>Bremen</strong>-Nord realisiert werden.<br />
Aus der spezifischen Marktlage <strong>Bremen</strong>s <strong>und</strong> den bisherigen Erfahrungen<br />
bei der Realisierung gemeinschaftlicher Wohnprojekte lassen<br />
sich einige wesentliche Konsequenzen zur zukünftigen Unterstützung<br />
<strong>und</strong> Weiterentwicklung des gemeinschaftlichen Wohnens<br />
in <strong>Bremen</strong> formulieren.<br />
• <strong>Der</strong> wichtigste erste Schritt einer Gruppe ist die Einschät-<br />
zung der finanziellen Möglichkeiten im Abgleich mit den<br />
Vorstellungen, Anforderungen <strong>und</strong> Wünschen der einzelnen<br />
Gruppenmitglieder.<br />
• Wenn dann die Phase des konkreten Erwerbs eines<br />
Gr<strong>und</strong>stücks / einer Immobilie beginnt <strong>und</strong> die Sicherstellung<br />
der da<strong>für</strong> notwendigen Finanzierung erforderlich<br />
wird geht es 'ans Eingemachte', weil die Ideen <strong>und</strong> Wünsche<br />
mit der Realität des Finanzierbaren konfrontiert werden.<br />
Viele Projekte in <strong>Bremen</strong> geraten in dieser Phase ins<br />
Stocken.<br />
Wohnungsunternehmen<br />
Wohnen in der<br />
Nachbarschaft<br />
verschiedene<br />
Ansätze in<br />
<strong>Bremen</strong><br />
Finanzierung<br />
AKTUELL: ERFAHRUNGEN<br />
13
14<br />
gemeinschaftliches<br />
Wohnen im<br />
Quartier<br />
'unter<br />
einem<br />
Dach'<br />
zentrale<br />
Informationsstelle<br />
transparentes<br />
Angebot<br />
Viele in Wohnprojekten Engagierte wohnen aktuell zu relativ gün-<br />
stigen Konditionen <strong>und</strong> sind mit den marktüblichen Kauf- oder Miet-<br />
preisen bei Neubau, vor allem in den von Ihnen gewünschten Lagen<br />
der Stadt (<strong>und</strong> das sind zumeist die Lagen im höheren Preissegment<br />
wie zum Beispiel Östliche Vorstadt <strong>und</strong> Schwachhausen), finanziell<br />
häufig überfordert.<br />
• Beim nachbarschaftlichen Wohnen im Quartier bietet<br />
<strong>Bremen</strong> gute Voraussetzungen <strong>für</strong> weitere Innovationen.<br />
Einige Konzepte <strong>und</strong> Initiativen in einzelnen Stadtteilen<br />
sind in den Startlöchern. Auch dieser Ansatz sollte von<br />
Initiativen stärker verfolgt werden <strong>und</strong> bedarf weiterer<br />
Unterstützung.<br />
• Für ein gemeinschaftliches Wohnen 'unter einem Dach'<br />
ist bei der aktuellen Situation am Bremer Wohnungsmarkt<br />
eine frühzeitige <strong>und</strong> intensive Informationsphase wichtig,<br />
in der das Machbare <strong>für</strong> die Projekte im Mittelpunkt steht.<br />
Damit können die Wünsche <strong>und</strong> Zielvorstellungen rechtzeitig<br />
an der 'harten Realität' gemessen werden.<br />
• <strong>Der</strong> Ausbau der bisherigen Informationen zu einer zentralen<br />
Informationsstelle innerhalb der Verwaltung, in der die<br />
Fäden zusammenlaufen, wäre als Ansprechstelle bei individuellen<br />
Fragen <strong>für</strong> die Wohnprojektgruppen hilfreich.<br />
Auf diese Forderung wurde in Fachveranstaltungen,<br />
Schreiben <strong>und</strong> Gesprächen mehrfach verwiesen.<br />
• Ein transparentes Angebot von günstigen Gr<strong>und</strong>stücken<br />
oder geeigneten Immobilien in passender Lage <strong>und</strong> Größe<br />
ist in jedem Fall hilfreich zur Information der Wohnprojekte.<br />
Diese Marktübersicht könnte initiiert von der<br />
Verwaltung von den Akteuren der Immobilienwirtschaft<br />
erstellt werden. Eine Marktübersicht könnte aber auch als<br />
Rubrik im Immobilienteil der lokalen Presse oder auf entsprechenden<br />
Internetseiten von privat angeboten werden.<br />
Eine Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren<br />
der Wohnprojekte ist hier denkbar.
• Ein weiteres Hindernis stellte auch die bisherige Vergabe-<br />
praxis der "Richtlinien zum Verkauf von Gr<strong>und</strong>stücken des<br />
Landes <strong>und</strong> der Stadtgemeinde <strong>Bremen</strong>" dar, die über die<br />
Anstalt des öffentlichen Rechts 'Immobilien <strong>Bremen</strong>' abgewickelt<br />
wird. Ihr politischer Auftrag, die Gr<strong>und</strong>stücke<br />
in der Regel zum Höchstgebot <strong>und</strong> in festgelegten Fristen<br />
zu veräußern, erschwerte bislang eine erfolgreiche<br />
Angebotsabgabe der Wohnprojektgruppen. Hier gibt es<br />
seit November 2008 neue Regelungen zur Vergabe städtischer<br />
Gr<strong>und</strong>stücke <strong>und</strong> Gebäude, die den Zugang von<br />
Wohnprojekten erleichtern sollen (siehe S. 16).<br />
• Eine wichtige Etappe ist auch die Bereitschaft bremischer<br />
Wohnungsunternehmen der ag wohnen mit gemeinschaftlichen<br />
Wohnprojekten zu kooperieren. Erste Schritte sind<br />
dazu in die Wege geleitet worden, hier zukünftig stärker<br />
mit Gruppen <strong>und</strong> der Verwaltung Projekte zu entwickeln.<br />
Ein Kernproblem ist dabei, dass die Bestandsobjekte dieser<br />
Unternehmen meistens vermietet sind. Daher werden<br />
hier zumeist nur vereinzelt Wohnungen frei.<br />
Insgesamt ist <strong>für</strong> <strong>Bremen</strong> eine größere Wertschätzung aller Ansätze<br />
seitens der Politik, der Verwaltung <strong>und</strong> der großen Wohnungsunternehmen<br />
<strong>für</strong> die gemeinschaftlichen Wohnformen wichtig. Eine Reihe<br />
von aktuellen Veröffentlichungen zu diesem Thema in der Tagespresse<br />
tragen auch dazu bei, das Thema weiter zu transportieren.<br />
Zur Realisierung eines Projektes gehören Mut, Durchblick <strong>und</strong> Beharrlichkeit<br />
der Beteiligten auf dem Weg zum Ziel.<br />
Städtische Rahmenbedingungen<br />
Die Unterstützung von gemeinschaftlichen Wohnprojekten ist b<strong>und</strong>esweit<br />
ein politisches Thema. Insbesondere in den großen Städten<br />
gibt es unterschiedliche Förderwege <strong>für</strong> gemeinschaftliches Wohnen,<br />
z. T. auch in der Variante der Unterstützung von <strong>Bau</strong>herrengemeinschaften<br />
bei einzelnen Konversionsprojekten (siehe Tübingen<br />
Südstadt, Freiburg Rieselfeld oder Freiburg Vauban).<br />
Für Modellprojekte kann in <strong>Bremen</strong> z. B. im Wohnungsbestand<br />
im Rahmen einer Modernisierung oder bei Neubauten eine Wohnraumförderung<br />
ermöglicht werden, sofern die Bestimmungen <strong>und</strong><br />
Regelungen der Sozialen Wohnraumförderung eingehalten werden.<br />
Mit dieser Unterstützung entstand auch z.B. ein "Leuchtturm": das<br />
Vergabe<br />
städtischer<br />
Gr<strong>und</strong>stücke<br />
<strong>und</strong> Gebäude<br />
bremische<br />
Wohnungsunternehmen<br />
Wert-<br />
schätzung<br />
aller Ansätze<br />
unterschiedliche<br />
Förderwege<br />
AKTUELL: RAHMENBEDINGUNGEN<br />
15
16<br />
"Wohnen in<br />
<strong>Bremen</strong> -<br />
eine generationengerechte<br />
Adresse"<br />
verlängerte<br />
Abgabefrist<br />
Gr<strong>und</strong>stücke<br />
<strong>für</strong><br />
Wohnprojekte<br />
Wohnprojekt der STÄWOG in der Goethestraße in Bremerhaven.<br />
Eine spezielle, über die Wohnraumförderung hinausgehende bzw.<br />
eine dazu gesonderte finanzielle Förderung von <strong>Bau</strong>gemeinschaften/<br />
Gemeinschaftswohnen gibt es in <strong>Bremen</strong> derzeit nicht.<br />
Das Handlungskonzept "Wohnen in <strong>Bremen</strong> - eine generationengerechte<br />
Adresse", das vom SUBVE 2006 erarbeitet wurde, formuliert<br />
<strong>für</strong> das Handlungsfeld 'Gemeinschaftliches Wohnen' die Notwendigkeit<br />
einer stärkeren Unterstützung der Wohnprojekte durch die<br />
Verwaltung.<br />
Diese sollte u.a. in Form eines gesonderten Vergabeverfahrens von<br />
städtischen Gr<strong>und</strong>stücken / Bestandsimmobilien durch "Immobilien<br />
<strong>Bremen</strong> - Anstalt des öffentlichen Rechts" zugunsten der Wohnprojekte<br />
erfolgen. Dazu wurden Ende 2008 die "Richtlinien zum Verkauf<br />
von Gr<strong>und</strong>stücken des Landes <strong>und</strong> der Stadtgemeinde <strong>Bremen</strong>" um<br />
den Punkt 4. erweitert, der den Verkauf von Gr<strong>und</strong>stücken <strong>für</strong> Projekte<br />
des gemeinschaftlichen Wohnens umfasst.<br />
Verkauf von Gr<strong>und</strong>stücken<br />
"Für <strong>Bau</strong>gemeinschaften mit dem Ziel gemeinschaftlichen Wohnens<br />
/ gemeinschaftlicher Nutzung sind die Verkaufsverfahren der öffentlichen<br />
oder beschränkten Ausschreibung - ggfs. unter Berücksichtigung<br />
der VOB Teil A - anzuwenden. Es können sowohl ein Höchstgebot,<br />
ein Mindestgebot oder ein Festpreis zugr<strong>und</strong>e gelegt werden.<br />
Wenn mehrere Kriterien <strong>für</strong> die Vergabeentscheidung relevant sein<br />
sollen, sind diese zusammen mit ihrer Gewichtung in der Ausschreibung<br />
zu benennen. Aufgr<strong>und</strong> der heterogenen Zusammensetzung<br />
der <strong>Bau</strong>gemeinschaften <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Schwierigkeiten,<br />
ein Nutzungs-, Bebauungs- oder Finanzierungskonzept abzustimmen,<br />
kann die Vergabeentscheidung bis zu 12 Monate nach<br />
erfolgter Ausschreibung getroffen werden."<br />
Danach können zukünftig gesondert <strong>für</strong> gemeinschaftliche Wohn-<br />
projekte Gr<strong>und</strong>stücke abweichend von einem Höchstgebot ausge-<br />
schrieben werden. Des weiteren wird den Projektgruppen mehr Zeit<br />
<strong>für</strong> die Abgabe eines Angebotes eingeräumt <strong>und</strong> die Vergabeentscheidung<br />
soll stärker an der beabsichtigten Nutzung ausgerichtet<br />
werden.<br />
Die Stadt <strong>Bremen</strong> hat Anfang 2010 eine erste Ausschreibung von 3<br />
Projekten/Gr<strong>und</strong>stücken <strong>für</strong> gemeinschaftliche Wohnprojekte durchgeführt<br />
<strong>und</strong> bereitet eine weitere Ausschreibung <strong>für</strong> das Frühjahr<br />
2010 vor.
Alle Angebote der Stadt <strong>Bremen</strong> an Gr<strong>und</strong>stücken <strong>und</strong> Immobili-<br />
en sind im Internet auf der Seite der "Immobilien <strong>Bremen</strong>" unter:<br />
www.immobilienportal.bremen.de einzusehen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich besteht <strong>für</strong> alle Gruppen <strong>und</strong> Interessenten die Not-<br />
wendigkeit, Unterlagen <strong>und</strong> Informationen zunächst genau darauf-<br />
hin zu prüfen, ob die individuellen Vorstellungen <strong>und</strong> Interessen<br />
umsetzbar sind. Darüber hinaus ist aber auch von entscheidender<br />
Bedeutung, gemeinsam zu klären, welche Bedingungen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten<br />
damit einhergehen. Bei konkreten <strong>Bau</strong>vorhaben <strong>und</strong><br />
spezifischen Fragen sind neben Informationen <strong>und</strong> Hilfestellungen<br />
seitens der Verwaltungen weitere Fachberatungen erforderlich. Das<br />
kann sowohl eine unabhängige Beratung durch ein Architekturbüro,<br />
eine Anlaufstelle <strong>für</strong> Wohnprojekte sowie eine Finanzierungsberatung<br />
sein, die die Fragen der Bezahlbarkeit <strong>und</strong> Finanzierung solide<br />
prüft <strong>und</strong> Wege der Realisierung aufzeigt.<br />
Das von kom.fort e.V. als Beratungsstelle <strong>für</strong> Barrierefreies <strong>Bau</strong>en<br />
<strong>und</strong> Wohnen im Januar 2007 veröffentlichte 'Konzept <strong>für</strong> gemeinschaftliches<br />
Wohnen in <strong>Bremen</strong>', das aus der Befragung der Wohnprojektgruppen<br />
entstanden ist, enthält weitere Vorschläge einer<br />
stärkeren Unterstützung von Wohnprojekten. Dazu sind veränderte<br />
Rahmenbedingungen erforderlich, die sich vor allem auf eine zentrale<br />
Bündelung von wesentlichen Informationen innerhalb <strong>und</strong> außerhalb<br />
der Verwaltung <strong>und</strong> auf eine Koordination beziehen, wie sie<br />
in diesem Leitfaden zusammengetragen worden sind.<br />
<strong>Der</strong>zeitig sind innerhalb der Verwaltung bei dem <strong>Senator</strong> <strong>für</strong> Um-<br />
welt, <strong>Bau</strong>, <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa im Referat Städtebau bei Frau Re-<br />
gina Schröder (Kontakt siehe Adressen S.69 ff) Informationen zum<br />
gemeinschaftlichen Wohnen in <strong>Bremen</strong> erhältlich.<br />
individuelle<br />
Vorstellungen<br />
+<br />
praktische<br />
Umsetzung<br />
Beratungsstelle<br />
kom.fort e.V.<br />
AKTUELL: RAHMENBEDINGUNGEN<br />
17
18<br />
gegenseitige<br />
Hilfe<br />
soziale<br />
Netzwerke<br />
Gemeinschaft<br />
beginnt vor<br />
dem Einzug<br />
Toleranz <strong>und</strong><br />
Kompromisse<br />
GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN<br />
Gemeinschaftliches Wohnen ist auch in <strong>Bremen</strong> ein wichtiges Stich-<br />
wort, geht es doch darum, neue Wohnformen zu entwickeln. Viele<br />
ältere Menschen sehen darin eine Möglichkeit, nicht allein <strong>und</strong> einsam,<br />
sondern in angenehmer, selbst gewählter Gesellschaft mit der<br />
Möglichkeit gegenseitiger Hilfe zu leben. Sie möchten damit auch<br />
die Abhängigkeit von den eigenen Kindern vermeiden, die zudem<br />
oftmals weit weg wohnen <strong>und</strong> nicht jederzeit vorbeikommen können.<br />
Junge Familien wollen ihren Alltag mit anderen Familien teilen, mit<br />
der Idee, auf ein Verständnis <strong>für</strong> ihre Lebenssituation <strong>und</strong> gegenseitige<br />
Unterstützung vertrauen zu können. Ein buntes Miteinander<br />
verschiedener Generationen <strong>und</strong> Lebensweisen in selbst gewählter<br />
Nachbarschaft ist das Ziel anderer Gruppen.<br />
Bei aller Vielfalt der Interessen <strong>und</strong> Vorstellungen: Es besteht der<br />
Wunsch nach einem gut funktionierenden sozialen Netzwerk <strong>und</strong><br />
einem hohen Anteil an Selbstorganisation bei gleichzeitig gewährleisteter<br />
Individualität <strong>und</strong> Privatheit. Eine wesentliche Perspektive<br />
ist ein starkes Miteinander <strong>und</strong> eine gute Nachbarschaft, die in verschiedensten<br />
Lebenslagen gegenseitige Unterstützung im Alltag<br />
<strong>und</strong> Aufgehobensein in einer Gemeinschaft bedeuten können.<br />
Ein wesentlicher Vorteil gegenüber den üblichen Wohnformen ist:<br />
die Gemeinschaft beginnt schon vor dem Einzug. Zukünftige Nachbarinnen<br />
<strong>und</strong> Nachbarn können selbst gewählt werden, ähnlich gesinnte<br />
Menschen treffen aufeinander, gegenseitige Unterstützung<br />
<strong>und</strong> Zusammenarbeit beginnt bereits in der Projektentwicklung.<br />
Gemeinschaftliches Wohnen bedeutet auch, dass die teilnehmenden<br />
Personen von der ersten Idee an als Mitwirkende beteiligt sind. Art<br />
<strong>und</strong> Weise des Zusammenlebens werden vom ersten Treffen an in<br />
der Gruppe geregelt. Kommunikations- <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen<br />
werden in der Gruppe entwickelt <strong>und</strong> festgelegt.<br />
Diese Prozesse sind in der Umsetzung oftmals langwierig <strong>und</strong> anstrengend.<br />
Sie brauchen Engagement, Geduld <strong>und</strong> langen Atem.<br />
Interessen wollen geklärt, Regelungen <strong>und</strong> Vereinbarungen <strong>für</strong> das<br />
zukünftige Zusammenleben getroffen werden. Und auch im gemeinsamen<br />
Alltag sind Konflikte oftmals nicht zu vermeiden. Da sind in<br />
vielen Situationen Kompromissbereitschaft <strong>und</strong> Toleranz eine wichtige<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> eine erfolgreiche Nachbarschaft.<br />
<strong>Der</strong> Gewinn besteht darin, mit Leuten zusammen leben zu können,<br />
mit denen gemeinsam geplant <strong>und</strong> umgesetzt, gestritten <strong>und</strong> gefeiert<br />
wird. Dies ergibt ein besonderes Miteinander, wie es an keiner<br />
anderen Stelle aufgebaut werden kann.
Unterschiedliche Wege<br />
Wie der Wunsch nach gemeinschaftlichem Wohnen umgesetzt wird,<br />
kann ganz unterschiedlich sein. In einem Fall besteht der Wunsch,<br />
in der bestehenden Siedlung mit den alt bekannten Nachbarn die<br />
Nachbarschaft enger zu knüpfen <strong>und</strong> durch verschiedene Aktivitäten<br />
<strong>und</strong> gegenseitige Hilfe zu vertiefen. Im anderen Fall entsteht die Idee,<br />
<strong>für</strong> die Gruppe ein gemeinsames Haus zu bauen, in dem neben den<br />
eigenen Wohnungen auch Räume vorhanden sind, die alle gemeinsam<br />
nutzen können. Wiederum andere Gruppen beschließen, eine<br />
Wohnung oder ein Gebäude von oben bis unten gemeinsam zu nutzen.<br />
Diese verschiedenen Vorstellungen gemeinschaftlichen Wohnens<br />
können in zwei Gruppenformen beschrieben werden:<br />
NACHBARSCHAFTSPROJEKTE WOHNPROJEKTE<br />
in Straßen-<br />
nachbarschaft<br />
GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN<br />
Das Nachbarschaftsprojekt<br />
in Quartiers-<br />
nachbarschaft<br />
in Eigentum in Miete<br />
• Umfasst mehrere Gebäude, eine Straße, eine Siedlung<br />
oder interessierte Personen im Quartier <strong>und</strong> somit eine<br />
deutlich größere Anzahl an Personen, die im Eigentum<br />
oder zur Miete wohnen können.<br />
• Im Mittelpunkt stehen gemeinsame Aktivitäten, gezielte<br />
Aktionen <strong>für</strong> einen Schwerpunkt (z.B. Förderung des Zusammenlebens<br />
verschiedener Generationen oder von<br />
Nachbarschaftshilfe).<br />
• Diese Projekte können auch im Rahmen von Stadtentwicklungsprojekten<br />
entstehen.<br />
• Werden neue Quartiere geplant, können sich Einzelbauherren<br />
oder <strong>Bau</strong>gruppen zusammenschließen, um<br />
weiter führende Interessen wie <strong>Verkehr</strong>sberuhigung,<br />
Ökologisches <strong>Bau</strong>en oder Infrastruktureinrichtungen zu<br />
verfolgen.<br />
GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN: FORMEN<br />
19
20<br />
Das Wohnprojekt<br />
• Alle Wohnformen, in denen getrennte Haushalte innerhalb<br />
eines Gebäudes oder auch eines Wohnkomplexes eine<br />
geplante Gemeinschaft pflegen.<br />
• Jeder Haushalt hat eine eigene Wohnung.<br />
• Zusätzlich dazu kann es gemeinschaftlich genutzte Räume<br />
geben, wie z.B. einen Gemeinschaftsraum, eine Gästewohnung,<br />
Werkstatt, Sauna oder Garten.<br />
• Mitspracheregelungen müssen zwischen den Bewohnerinnen<br />
<strong>und</strong> Bewohnern ausgehandelt werden. Ebenso ist<br />
es nötig zu klären, wer die Hausverwaltung übernimmt.<br />
Wenn entschieden wurde, welche Form des gemeinschaftlichen<br />
Wohnens gewünscht wird, sind verschiedene Schritte der Umsetzung<br />
notwendig. Dabei macht es einen wesentlichen Unterschied,<br />
ob gemeinschaftliches Wohnen in einer neuen Form von Nachbarschaft<br />
oder ein Umzug in ein gemeinsam bewohntes Gebäude<br />
überlegt werden. Jedes Projekt erfordert unterschiedliche Umsetzungsschritte<br />
<strong>und</strong> auch unterschiedliche Beratungsangebote <strong>und</strong><br />
Kooperationspartner. Die folgenden Informationen sind daher danach<br />
gegliedert, welche Form des gemeinschaftlichen Wohnens<br />
umgesetzt werden soll.<br />
Zur leichteren Übersicht werden die jeweils notwendigen Schritte<br />
beschrieben <strong>und</strong> empfohlene Beratungsangebote <strong>für</strong> die jeweiligen<br />
Gruppenformen benannt. Somit können interessierte Leserinnen<br />
<strong>und</strong> Leser direkt zu dem Teil blättern, der <strong>für</strong> ihre Projektidee relevant<br />
ist.<br />
Die Wohnform in einer Wohngemeinschaft wird in dieser Veröffentlichung<br />
nicht weiter beschrieben, da sie außerhalb studentischer<br />
Zusammenhänge eine eher seltene Wohnform der Generation 50+<br />
darstellt.<br />
Sie gewinnt dagegen an Bedeutung im Rahmen des betreuten Wohnens,<br />
z.B. <strong>für</strong> demenzkranke Menschen.
NACHBARSCHAFTSPROJEKTE<br />
Gemeinschaftliches Wohnen in Nachbarschaftsprojekten ist eng<br />
verb<strong>und</strong>en mit den jeweiligen Interessen <strong>und</strong> Vorstellungen der Beteiligten.<br />
Gemeinsam ist die Idee, gemeinschaftliches Wohnen auf<br />
sozialen Netzwerken in einer Straße, einer Siedlung oder einem<br />
Stadtteil aufzubauen.<br />
Hier<strong>für</strong> ist ein Umzug nicht unbedingt nötig. Vielleicht gibt es schon<br />
langjährige gute nachbarschaftliche Beziehungen in der Straße, die<br />
enger <strong>und</strong> verlässlicher geknüpft werden könnten. Neue Nachbarschaften<br />
können aber auch geschaffen werden, wenn Bekannte,<br />
Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e gemeinsam in eine Straße oder eine Siedlung<br />
ziehen.<br />
Ebenso möglich sind auch erweiterte nachbarschaftliche Aktivitäten,<br />
die z. B. von einer Wohnungsgesellschaft innerhalb einer<br />
Siedlung – zum Beispiel von einem Quartierstreff aus – organisiert<br />
werden. Solche Einrichtungen können langfristig als Katalysatoren<br />
<strong>für</strong> das Entstehen <strong>und</strong> Funktionieren von Netzwerken in der Siedlung<br />
wirken.<br />
Nachbarschaftsgruppen können in erster Linie dazu gedacht sein,<br />
gemeinsame Ausflüge zu unternehmen, Kulturveranstaltungen zu<br />
besuchen oder bisweilen gemeinsam zu essen. Sie können langfristig<br />
zu einem sozialen Netz vertieft werden, in dem Unterstützung<br />
beim Einkaufen, Krankenbesuche oder Begleitung zu Arztterminen<br />
mitbedacht sind. Ebenso können die Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />
der einzelnen Teilnehmenden als Kompetenzen in das Netzwerk<br />
einfließen. Denkbar ist auch, dass gemeinsam Veranstaltungen <strong>für</strong><br />
die Gruppe, aber auch <strong>für</strong> andere Interessierte organisiert werden,<br />
so dass der Kreis schrittweise erweitert werden kann. Neben ihrer<br />
Bedeutung <strong>für</strong> Geselligkeit <strong>und</strong> Gemeinschaft im Alltag können<br />
sie langfristig auch zur Unterstützung, Hilfestellung <strong>und</strong> als soziales<br />
Netzwerk <strong>für</strong> ein Wohnen im Nachbarschaftsprojekt beitragen.<br />
Da viele verschiedene Menschen einbezogen sind <strong>und</strong> das Gefüge<br />
insgesamt eher locker ist, braucht ein derartiges Netzwerk längere<br />
Zeit, bis es <strong>für</strong> die Beteiligten als verlässlich <strong>und</strong> vertrauenswürdig<br />
wahrgenommen wird. Wer also auf gemeinschaftliches Wohnen in<br />
Nachbarschaften als Unterstützung im Alter setzt, sollte frühzeitig<br />
damit anfangen.<br />
alte + neue<br />
Nachbarschaften<br />
Netzwerk:<br />
viele<br />
Fähigkeiten +<br />
Kompetenzen<br />
STRAßEN-/QUARTIERSNACHBARSCHAFT<br />
21
22<br />
Kooperationspartner<br />
Zur Umsetzung unterschiedlicher Ideen <strong>für</strong> ein Nachbarschaftspro-<br />
jekt ist es notwendig, Kooperationspartner zu suchen. Wird eine<br />
Möglichkeit <strong>für</strong> einen gemeinsamen Mittagstisch gesucht, sind<br />
z.B. lokale Gastronomie oder Lebensmittelläden Ansprechpartner.<br />
Dienstleistungszentren, Beratungsstellen, die im Stadtteil angesiedelt<br />
sind, könnten entsprechende Angebote unterbreiten. Vielleicht<br />
können auch mit Kultureinrichtungen des Stadtteils spezifische<br />
Veranstaltungen vereinbart werden. Auch größere Träger der Wohlfahrtspflege<br />
oder Kirchengemeinden sind anzusprechen, wenn es<br />
darum geht, Veranstaltungen zu planen, Räume zu organisieren<br />
oder <strong>für</strong> die Gruppe Informationen zu erhalten.<br />
Auftreten in der Öffentlichkeit<br />
Gehen die Ideen <strong>für</strong> ein Nachbarschaftsprojekt über den informellen<br />
Austausch hinaus, kann es erforderlich sein, einen formalen Rahmen<br />
zu finden, um gemeinsam nach außen zu treten. Vielleicht ist<br />
auch ein Treffpunkt nötig, der angemietet werden muss. Ebenso<br />
kann eine Vertretung zur Organisation von Veranstaltungen oder<br />
zum Einsammeln von Spenden sinnvoll erscheinen. Ein möglicher<br />
Weg hierzu ist die Gründung eines Vereins. Je nach Zielsetzung des<br />
Vereins können dann auch Institutionen Mitglieder werden.<br />
GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN IN NACHBARSCHAFTSPROJEKTEN –<br />
KOOPERATIONEN UND UNTERSTÜTZUNG<br />
SCHRITTE KOOPERATIONSPARTNER UNTERSTÜTZUNG<br />
Informationen<br />
sammeln<br />
Interessierte finden<br />
<strong>und</strong> gemeinsame<br />
Ziele formulieren<br />
Kooperationspartner<br />
suchen<br />
Bei Bedarf:<br />
Eine geeignete<br />
Rechtsform wählen<br />
Kultureinrichtungen<br />
Beratungseinrichtungen<br />
Gastronomie<br />
Kirchengemeinden<br />
Vereine<br />
Wohnungsunternehmen<br />
Wohlfahrtsverbände<br />
Broschüren,<br />
Leitfäden,<br />
nachbarschaftliche<br />
Netzwerke,<br />
Beratungsstellen<br />
Bei Bedarf Moderation<br />
durch<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Beratungsstellen
Wohnprojekte im Eigentum<br />
WOHNPROJEKTE<br />
Ein Weg, gemeinschaftliches Wohnen zu realisieren, ist gemeinsam<br />
neu zu bauen oder ein Gebäude zu erwerben <strong>und</strong> umzubauen. Gemeinsames<br />
Vorgehen ermöglicht es, an vielen Stellen anfallende Kosten<br />
zu teilen (Beratung, Gr<strong>und</strong>stück, Gemeinschaftseinrichtungen,<br />
Materialbeschaffung) oder auch durch Eigenleistung Ausgaben zu<br />
vermeiden. Ebenso können gewünschte Qualitätsstandards (z.B. in<br />
Materialverwendung, Energiestandards) in der Gruppe beschlossen<br />
<strong>und</strong> vereinbart werden.<br />
Um Projekte durchzuführen, die zu gemeinsamen Wohneigentum<br />
führen sollen, sind verschiedene Schritte sinnvoll. Diese Schritte<br />
sind hier aufgezeichnet, ebenso wie wichtige Inhalte, die dann besprochen<br />
<strong>und</strong> geklärt werden sollten. Trotz dieser chronologischen<br />
Reihe ist es sinnvoll, ein Wohnprojekt in Eigentum realistisch einzuschätzen.<br />
Eine wichtige Überlegung zu Beginn ist daher, in welcher<br />
formalen Form ein Zusammenleben letztendlich stattfinden soll.<br />
Erste Schritte <strong>für</strong> Wohnprojekte im Eigentum<br />
Informationen sammeln<br />
Bereits während die Idee reift <strong>und</strong> erste Vorstellungen formuliert<br />
werden, sollten sich die Interessenten umfassend über Möglichkeiten,<br />
Formen <strong>und</strong> Umsetzungsschritte von gemeinschaftlichem<br />
Wohnen informieren. Hilfreich dazu ist es:<br />
• Beratungsstellen <strong>für</strong> Wohnprojekte zu nutzen<br />
• Informationsmaterial zu Möglichkeiten <strong>und</strong> Formen von<br />
gemeinschaftlichen Wohnprojekten im Eigentum zusammen<br />
zu tragen<br />
• Erfahrungen bestehender Wohnprojekte <strong>für</strong> die eigene<br />
Idee auszuwerten.<br />
Gruppenbildung <strong>und</strong> Zielformulierung<br />
Wird die Idee konkreter, kann die Suche nach weiteren Interessierten<br />
beginnen, um die gewünschte Gruppengröße zu erreichen. Eine<br />
sorgfältige Entwicklung der Gruppe ist wichtig, damit von Beginn<br />
an ein fre<strong>und</strong>liches <strong>und</strong> soziales Miteinander erlebt werden kann. In<br />
dieser Phase sind sinnvoll:<br />
• Regelmäßige Gruppentreffen zum gegenseitigen Kennenlernen<br />
• Abstimmung der Interessen, Vorstellungen <strong>und</strong> Ansprüche<br />
wie soll<br />
miteinander<br />
gelebt<br />
werden?<br />
WOHNPROJEKTE IM EIGENTUM<br />
23
24<br />
Moderation<br />
• Sorgfältige Klärung der Finanzierbarkeit<br />
• Gemeinsame Besuche bei verschiedenen Wohnpro-<br />
jekten<br />
• Besprechen <strong>und</strong> Planen von Zeithorizonten, damit der<br />
Projektverlauf absehbar bleibt (z.B. bei nötigem Verkauf<br />
einer vorhandenen Immobilie).<br />
Eine pragmatische Größe der Gruppe erleichtert Abstimmungen<br />
<strong>und</strong> Vereinbarungen – auch im späteren Zusammenleben. Hilfreich<br />
kann es sein, bereits in dieser Phase eine Gruppenmoderation einzuführen,<br />
die den Prozess der Gruppenfindung, Zielentwicklung <strong>und</strong><br />
auch der Projektentwicklung begleitet <strong>und</strong> in Konfliktsituationen<br />
berät.<br />
Im Rahmen der Gruppenfindung ist es wichtig, dass wesentliche<br />
Vorstellungen über die Form <strong>und</strong> Inhalte, die mit dem Wohnprojekt<br />
realisiert werden sollen, ausgetauscht <strong>und</strong> festgehalten werden.<br />
Sind die Entscheidungen soweit gediehen, können gemeinsame<br />
Ziele <strong>für</strong> ein zukünftiges gemeinschaftliches Wohnen festgelegt<br />
werden. Hierbei kann ein Leitmotiv oder gemeinsames Profil <strong>für</strong> die<br />
Gruppe hilfreich sein.<br />
Zielkriterien<br />
• Neubau, Umnutzung oder Umbau einer bestehenden<br />
Immobilie<br />
• Größe des Projektes, Anzahl der Wohneinheiten <strong>und</strong> der<br />
Personen<br />
• Altersaufbau <strong>und</strong> soziale Struktur der Gruppe<br />
• Endgültige Rechtsform bei Einzug<br />
Zuständigkeiten <strong>und</strong> Erwartungen<br />
• Interne Organisation (Aufgabenverteilung <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen)<br />
• Gemeinschaftsräume <strong>und</strong> deren Verwaltung <strong>und</strong> Nutzung<br />
• Pflege der Außenanlagen <strong>und</strong> Gemeinschaftsflächen<br />
• Zukünftige gemeinschaftliche Aktivitäten<br />
• Erwartungen bezüglich gegenseitiger Hilfe <strong>und</strong> eventueller<br />
Pflege
Ein schriftliches Konzept sowie schriftliche Vereinbarungen tragen<br />
zur Verbindlichkeit der gemeinsamen Ziele bei.<br />
Finanzierung<br />
Schon frühzeitig sollte auch das Thema Finanzierung diskutiert werden.<br />
Ein vertrauensvoller <strong>und</strong> offener Umgang mit diesem Thema<br />
ist notwendig, um eine realistische finanzielle Basis <strong>für</strong> die Gruppe<br />
herstellen zu können. Zu klären sind:<br />
• Vorhandenes Eigenkapital<br />
• Fördermöglichkeiten<br />
• Realistische Vorstellung zur Höhe der<br />
tragbaren Wohnkosten <strong>und</strong> Belastungen<br />
• Höhe der Gesamtkosten<br />
• Finanzierung der Gemeinschaftsflächen<br />
• Möglichkeiten einer Fremdfinanzierung.<br />
In dieser Phase sollte eine umfassende Finanzierungsberatung in<br />
Anspruch genommen werden, auch wenn sie eventuell Kosten verursacht.<br />
Wie die Gruppenmoderation ist auch eine sorgfältige Beratung<br />
in Fragen der Finanzierung eine zusätzliche Ausgabe der Gruppe,<br />
die langfristig dazu beiträgt, im Projektverlauf Geld zu sparen.<br />
Gr<strong>und</strong>stück / Immobilie<br />
Die Suche nach einem geeigneten Gr<strong>und</strong>stück oder Objekt kann einen<br />
längeren Zeitraum beanspruchen <strong>und</strong> erfordert daher von allen<br />
Beteiligten Ausdauer. Diese Suche kann durch die Gruppe erfolgen,<br />
es kann aber auch ein Makler von der Gruppe beauftragt werden.<br />
Gibt es Gr<strong>und</strong>stücke oder Immobilien, die <strong>für</strong> das Projekt in Frage<br />
kommen, sind mehrere Fragen zu klären:<br />
• Kontakt mit Gr<strong>und</strong>stücks- bzw. Hauseigentümer knüpfen<br />
• Angaben über Größe <strong>und</strong> Verfügbarkeit<br />
• Angaben zu allen Kosten in Erfahrung bringen (Erwerbskosten,<br />
Gr<strong>und</strong>steuer, Kosten <strong>für</strong> etwaige Vermittler,<br />
daraus resultierende monatliche Belastungen etc.)<br />
• Bei Auswahl eines <strong>Bau</strong>gr<strong>und</strong>stücks: Auskunft über die<br />
Bebaubarkeit des Gr<strong>und</strong>stücks (z.B. Bebauungsplan)<br />
hinsichtlich der gemeinschaftlichen Bebauung<br />
WOHNPROJEKTE IM EIGENTUM<br />
Finanzierungsberatung<br />
25
26<br />
Architektin/<br />
Architekt<br />
Generalunternehmen<br />
• Bei einem Objekt im Bestand: Auflagen <strong>für</strong> den Umbau<br />
(z.B. Denkmalschutz / bauordnungsrechtliche Aspekte)<br />
• Das Gr<strong>und</strong>buch mit den einzelnen Abteilungen einsehen,<br />
welche rechtlichen Einzelpunkte oder Verbindlichkeiten<br />
dort enthalten sind.<br />
Beteiligung an Planung <strong>und</strong> baulicher Umsetzung<br />
Gemeinsame Wohnprojekte haben den Vorteil, dass bereits in der<br />
Planung <strong>und</strong> später in der baulichen Umsetzung mitgewirkt werden<br />
kann. In dieser Phase sind verschiedene Fragen gemeinsam zu besprechen<br />
<strong>und</strong> zu klären, wie z.B.:<br />
• Gr<strong>und</strong>risse der Wohnungen<br />
• Formen der inneren Erschließung<br />
• Unterkellerung oder nicht<br />
• Vorhandensein <strong>und</strong> Anzahl von Gemeinschaftsräumen<br />
• Vorhandensein <strong>und</strong> Anzahl von Nebengebäuden (Garagen,<br />
Schuppen)<br />
• Gestaltung von Außenanlagen<br />
• Gewünschte bauliche Standards (z. B. Barrierefreiheit,<br />
Generationengerechtigkeit, Energieeffizienz, Materialverwendung)<br />
• Mögliche Reduktion der <strong>Bau</strong>kosten durch Eigenleistung<br />
• Umfang der individuellen Eigenleistungen.<br />
Spätestens in dieser Phase sollte eine Architektin oder ein Architekt<br />
eingeb<strong>und</strong>en werden, um die verschiedenen Vorstellungen in<br />
konkrete Pläne umzuwandeln. Ausführungsplanungen <strong>und</strong> Kostenschätzungen<br />
müssen erstellt werden, erste Kontakte zu <strong>Bau</strong>firmen<br />
sind notwendig. Im Weiteren müssen Ausschreibungen verfasst,<br />
versandt, Angebote geprüft <strong>und</strong> Aufträge vergeben werden. Architektin<br />
bzw. Architekt sollten neben fachlicher Kompetenz auch Erfahrungen<br />
mit der Begleitung von Wohnprojektgruppen vorweisen<br />
können, da in dieser Phase viel kommunikatives Geschick erforderlich<br />
ist. Auch diese fachliche Beratung <strong>und</strong> Begleitung kostet, macht<br />
sich aber langfristig unbedingt bezahlt.<br />
Wahlweise kann die Gruppe die Leistungen auch an ein Generalunternehmen<br />
vergeben, das Objekt schlüsselfertig herzustellen.
Rechtsformen in der <strong>Bau</strong>phase<br />
Schon vor der <strong>Bau</strong>phase werden die ersten formalen Schritte der<br />
Gruppenbildung notwendig. Da gemeinsame Geschäfte getätigt,<br />
Verträge geschlossen <strong>und</strong> verbindliche Vereinbarungen eingegangen<br />
werden, braucht es eine gemeinsame Rechtsform. Diese unterscheidet<br />
sich aus verschiedenen Gründen jedoch von der zukünftigen<br />
Rechtsform der Gruppe. Je nach Interessenslage in der<br />
<strong>Bau</strong>phase gibt es zwei Möglichkeiten des Zusammenschlusses: die<br />
<strong>Bau</strong>(herren)gemeinschaft <strong>und</strong> die <strong>Bau</strong>gruppe. Die übliche Rechtsform<br />
ist in beiden Fällen die Gesellschaft bürgerlichen Rechts<br />
(GbR).<br />
Eine weitere Rechtsform ist die Genossenschaft, bei der Eigentumsanteile<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig Miete möglich sind. Bevor mit dem <strong>Bau</strong> begonnen<br />
wird, müsste eine neue Genossenschaft gegründet oder<br />
Anschluss an eine bestehende Genossenschaft gesucht werden.<br />
<strong>Bau</strong>(herren)gemeinschaft<br />
Ein Zusammenschluss zu einer <strong>Bau</strong>(herren)gemeinschaft erfolgt<br />
dann, wenn ein Gebäude gemeinsam neu gebaut oder umgebaut<br />
werden soll. Spätestens wenn ein Gr<strong>und</strong>stück oder eine passende<br />
Immobilie gef<strong>und</strong>en sind, ist es sinnvoll, die Gemeinschaft formal<br />
festzulegen. Die Gemeinschaft handelt zusammen, beauftragt eine<br />
Architektin / einen Architekten <strong>für</strong> die Beratung <strong>und</strong> beauftragt zumeist<br />
auch einzelne Gewerke in der <strong>Bau</strong>phase. Da die <strong>Bau</strong>(herren)<br />
gemeinschaft schon frühzeitig gemeinsam handeln muss (Architektenbeauftragung,<br />
Bodengutachten, Auswahl weiterer Mitglieder<br />
etc.), braucht sie eine Rechtsform.<br />
Für diesen Schritt wird üblicherweise eine Planungsgesellschaft in<br />
Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet. Die<br />
GbR hat den Vorteil, dass sie relativ unkompliziert <strong>und</strong> ohne Notar<br />
geschlossen werden kann. Ihr Nachteil ist, dass alle Mitglieder untereinander<br />
mit ihrem vollständigen Vermögen haften.<br />
<strong>Bau</strong>gruppe<br />
Besteht gemeinsames Interesse an einem Gr<strong>und</strong>stück, dieses soll<br />
aber geteilt <strong>und</strong> im Einzeleigentum bebaut werden, wird eine <strong>Bau</strong>gruppe<br />
gegründet. <strong>Der</strong> Unterschied zur <strong>Bau</strong>gemeinschaft besteht<br />
darin, dass jeder Realeigentum erwirbt <strong>und</strong> sich mit seinen Nachbarn<br />
weniger abstimmen muss als bei der Wohnungseigentümergemeinschaft.<br />
<strong>Bau</strong>parzellen entstehen in diesem Fall aber erst nach<br />
der Aufteilung des vorhandenen Gr<strong>und</strong>stücks. Diese Teilung wird<br />
<strong>Bau</strong>(herren)gemeinschaft<br />
oder<br />
<strong>Bau</strong>gruppe?<br />
Planungsgesellschaft<br />
WOHNPROJEKTE IM EIGENTUM<br />
27
28<br />
weniger<br />
Absprache<br />
Mieter <strong>und</strong><br />
Vermieter in<br />
einer Person<br />
zumeist von den Käufern im Rahmen des notariellen Gr<strong>und</strong>stücker-<br />
werbs veranlasst.<br />
Gibt es jedoch noch nicht genug Käufer, um alle Parzellen neu zu<br />
bebauen, empfiehlt sich in diesem Zusammenhang die Gründung<br />
einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), in der dann auch eine<br />
Festlegung der Parzellen erfolgen kann. Später hinzukommende<br />
Kaufinteressenten dürfen dann nur noch unter den übrig gebliebenen<br />
Parzellen auswählen.<br />
Eingetragene Genossenschaft<br />
Die eingetragene Genossenschaft ist ein wirtschaftlicher Verein, mit<br />
dessen Hilfe gemeinschaftliches <strong>Bau</strong>en <strong>und</strong> Wohnen finanziert wird.<br />
<strong>Der</strong> finanzielle Gr<strong>und</strong>stock entsteht durch Anteile, die von den Mitgliedern<br />
als Kapitalanlage eingezahlt werden. Mit der Mitgliedschaft<br />
in einer Genossenschaft sind lebenslanges Wohnrecht <strong>und</strong> günstige<br />
Mieten verb<strong>und</strong>en. Damit entsteht eine Doppelrolle – die Bewohnerinnen<br />
<strong>und</strong> Bewohner sind zugleich Vermieter <strong>und</strong> Mieter.<br />
Bei kleinen Genossenschaften ist oftmals aus ökonomischen Gründen<br />
der Anschluss an eine Dachgenossenschaft sinnvoll, wenn zum<br />
Beispiel auch Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger eingeb<strong>und</strong>en werden sollen,<br />
die über geringere Einkommen verfügen. Für die Finanzierung eines<br />
Projektes wird das Gesamtvermögen der Genossenschaft geprüft<br />
<strong>und</strong> nicht die Einzelanteile der Genossenschafter. Ebenso haftet die<br />
Genossenschaft mit ihrem Vermögen, die Genossenschafterinnen<br />
<strong>und</strong> Genossenschafter haften mit ihren Anteilen <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />
mit einem zuvor vereinbarten Haftsummenzuschlag.<br />
Eine Genossenschaft wird rechtsfähig durch eine kostenpflichtige<br />
Prüfung eines Genossenschaftsverbandes <strong>und</strong> den Eintrag in ein<br />
Genossenschaftsregister. Die Prüfung wird in regelmäßigen Abständen<br />
wiederholt <strong>und</strong> gewährleistet eine ordnungsgemäße Geschäftsführung<br />
<strong>und</strong> Buchhaltung.
Rechtsformen nach <strong>Bau</strong>abschluss<br />
Nach Fertigstellung des Gebäudes ziehen alle Mitglieder des Wohn-<br />
projektes in ihre Wohnungen. Eine Rechtsform ist notwendig, um<br />
dem Zusammenwohnen einen abgesicherten Rahmen zu geben.<br />
Die übliche Form ist die Wohnungseigentümergemeinschaft nach<br />
Wohnungseigentumsgesetz (WEG). In dieser Rechtsform wird zwischen<br />
Sondereigentum (der eigenen Wohnung) <strong>und</strong> Gemeinschaftseigentum,<br />
über das alle gemeinsam entscheiden, unterschieden.<br />
• In der Wohnungseigentümergemeinschaft nach Wohnungseigentumsgesetz<br />
(WEG) ist jede Eigentümerin, jeder<br />
Eigentümer <strong>für</strong> die Finanzierung <strong>und</strong> in der Regel <strong>für</strong><br />
die Unterhaltung des Sondereigentums individuell verantwortlich<br />
<strong>und</strong> haftet nur in der Höhe ihres oder seines Eigentumsanteils.<br />
Mit der Gründung der Gemeinschaft wird<br />
auch ein Teilungsvertrag <strong>für</strong> das Gebäude erstellt, der<br />
diese Einzelheiten der Unterhaltung ebenso beinhaltet.<br />
Das Verhältnis der Miteigentümerinnen <strong>und</strong> Miteigentümer<br />
sowie der Umgang mit Gemeinschaftseigentum werden<br />
durch eine Gemeinschaftsordnung geregelt. Ein Einfluss<br />
der Gruppe auf Mitsprache bei Eigentümerwechsel kann<br />
nur durch Vor- oder Ankaufsrechte gesichert werden.<br />
Im Vordergr<strong>und</strong> stehen die Pläne <strong>für</strong> gemeinsames Handeln.<br />
Zu klären ist:<br />
• welche Entscheidungen gemeinsam getroffen werden<br />
sollen<br />
• wer Bestandteil dieser Gemeinschaft ist<br />
• wie Kompetenzen <strong>und</strong> Verantwortungen innerhalb der<br />
Gemeinschaft geregelt werden<br />
• wie Konflikte geregelt werden<br />
• wie weiterhin mit Finanzfragen umgegangen wird: Verteilung<br />
der Gewinne / Verluste, Einsatz von Eigenkapital,<br />
Kapitalvergabe an Einzelne beim Austritt, Vorgehen im<br />
Erbfall.<br />
Wohnungseigentümergemeinschaft<br />
WOHNPROJEKTE IM EIGENTUM<br />
29
30<br />
WOHNPROJEKTE IM EIGENTUM –<br />
SINNVOLLE SCHRITTE UND UNTERSTÜTZUNG<br />
SCHRITTE UNTERSTÜTZUNG<br />
Informationen sammeln<br />
Eine Gruppe finden <strong>und</strong> gemeinsame<br />
Ziele formulieren<br />
Über die Finanzierung<br />
reden<br />
Ein Gr<strong>und</strong>stück oder eine<br />
Immobilie suchen<br />
Bei Planung <strong>und</strong> baulicher<br />
Umsetzung mitwirken<br />
Mögliche Gruppenformen<br />
<strong>und</strong> Rechtsform der<br />
<strong>Bau</strong>phase<br />
Einzug <strong>und</strong> dauerhafte<br />
Rechtsform<br />
Gemeinschaftliches<br />
Wohnen<br />
nach dem Einzug<br />
Broschüren<br />
Leitfäden<br />
Bestehende Wohnprojekte<br />
Beratungsstellen<br />
Moderation<br />
Finanzberatung<br />
Architektin/Architekt/Makler<br />
Architektin/Architekt<br />
<strong>Bau</strong>unternehmen<br />
Beratungsstellen<br />
Beratungsstellen<br />
Bei Bedarf Moderation
Wohnprojekte zur Miete<br />
Eine Alternative zum gemeinschaftlichen Wohnen im Eigentum ist<br />
die Möglichkeit, gemeinsam ein Wohngebäude zu mieten. Auch in<br />
diesem Fall kann neu gebaut oder ein bestehendes Gebäude den<br />
Wünschen der Gruppe entsprechend umgebaut werden.<br />
Ein Mietprojekt wird immer gemeinsam mit einem Kooperationspartner<br />
geplant. Dieser Partner kann ein Wohnungsunternehmen,<br />
ein Investor oder ein <strong>Bau</strong>träger sein, der das Gebäude plant, baut<br />
oder modernisiert <strong>und</strong> als Eigentümer auftritt. Auch eine Genossenschaft<br />
kann als Kooperationspartnerin <strong>und</strong> Eigentümerin angefragt<br />
werden.<br />
Ein Wohnprojekt zur Miete hat verschiedene Vorteile <strong>für</strong> Wohnungsunternehmen<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Projektgruppe.<br />
• Mit einem Wohnprojekt erhält das Unternehmen dauerhafte,<br />
verlässliche Mieterinnen <strong>und</strong> Mieter, auch wenn der<br />
Vorlauf etwas länger dauern <strong>und</strong> eine spezielle Beratung<br />
nötig sein kann. Im Endeffekt gibt es geringere Vermarktungskosten,<br />
da das Projekt in der Regel von <strong>Bau</strong>beginn<br />
an vollständig vermietet ist. Das Unternehmen kann niedrigere<br />
Verwaltungskosten haben, wenn die Gruppe die<br />
Angelegenheiten im Zusammenleben weitgehend selbständig<br />
regelt. Eine gut organisierte Gruppe ist ein dauerhafter<br />
verlässlicher Partner, der geringe Fluktuation <strong>und</strong><br />
eine funktionierende Nachbarschaft gewährleistet.<br />
• Diese Vorteile betreffen auch die Projektgruppe. Die Mieterinnen<br />
<strong>und</strong> Mieter können von Beginn an das Wohnprojekt<br />
mitgestalten, ohne Eigentum erwerben zu müssen.<br />
Sie erhalten eine verlässliche <strong>und</strong> dauerhafte Nachbarschaft,<br />
in der sie starken Einfluss auf die Angelegenheiten<br />
des Zusammenlebens nehmen können. Und dennoch<br />
enthält das Mietverhältnis große Wohnsicherheit, umfassende<br />
Kostentransparenz <strong>und</strong> langfristig kalkulierbare<br />
Mieten.<br />
Erste Schritte zum Wohnen zur Miete<br />
Informationen sammeln<br />
Bereits während die Idee reift <strong>und</strong> erste Vorstellungen formuliert<br />
werden, sollten sich die Interessenten umfassend über Möglichkeiten,<br />
Formen <strong>und</strong> Umsetzungsschritte von gemeinschaftlichem<br />
Wohnen zur Miete informieren. Hilfreich dazu ist es:<br />
Wohnungsunternehmen<br />
+<br />
Projektgruppen<br />
WOHNPROJEKTE ZUR MIETE<br />
31
32<br />
• Beratungsstellen <strong>für</strong> Wohnprojekte zu nutzen<br />
• Informationsmaterial zu Möglichkeiten <strong>und</strong> Formen von<br />
gemeinschaftlichen Wohnprojekten zur Miete zusammen<br />
zu tragen<br />
• Erfahrungen bestehender Wohnprojekte <strong>für</strong> die eigene<br />
Idee auszuwerten.<br />
Gruppenbildung <strong>und</strong> Zielformulierung<br />
Wird die Idee konkreter, kann die Suche nach weiteren Interessierten<br />
beginnen, um die gewünschte Gruppengröße zu erreichen. Eine<br />
sorgfältige Entwicklung der Gruppe ist wichtig, damit von Beginn<br />
an ein fre<strong>und</strong>liches <strong>und</strong> soziales Miteinander erlebt werden kann. In<br />
dieser Phase sind sinnvoll:<br />
• Regelmäßige Gruppentreffen zum gegenseitigen Kennenlernen<br />
• Sorgfältige Abstimmung der Interessen, Vorstellungen<br />
<strong>und</strong> Ansprüche<br />
• Sorgfältige Klärung der möglichen finanziellen Belastung<br />
• Gemeinsame Besuche bei verschiedenen Wohnprojekten,<br />
die den eigenen Vorstellungen nahe kommen<br />
• Besprechen <strong>und</strong> Planen von Zeithorizonten, damit der<br />
Projektverlauf absehbar bleibt.<br />
Eine pragmatische Größe der Gruppe erleichtert Abstimmungen <strong>und</strong><br />
Vereinbarungen – auch im späteren Zusammenleben. Hilfreich kann<br />
es sein, bereits in dieser Phase eine Gruppenmoderation einzuführen,<br />
die den Prozess der Gruppenfindung, Zielentwicklung <strong>und</strong> auch<br />
der Projektentwicklung begleitet <strong>und</strong> in Konfliktsituationen berät.<br />
Im Rahmen der Gruppenfindung ist es wichtig, dass wesentliche<br />
Vorstellungen über die Form <strong>und</strong> Inhalte, die mit dem Wohnprojekt<br />
realisiert werden sollen, ausgetauscht <strong>und</strong> festgehalten werden.<br />
Sind die Entscheidungen soweit gediehen, können gemeinsame<br />
Ziele <strong>für</strong> ein zukünftiges gemeinschaftliches Wohnen festgelegt<br />
werden. Hierbei kann ein Leitmotiv oder gemeinsames Profil <strong>für</strong> die<br />
Gruppe hilfreich sein.
Zielkriterien<br />
• Neubau oder Umnutzung <strong>und</strong> Umbau einer bestehenden<br />
Immobilie<br />
• Größe des Projektes, Anzahl der Wohnungen <strong>und</strong> der<br />
Personen<br />
• Altersaufbau <strong>und</strong> soziale Struktur der Gruppe<br />
Zuständigkeiten <strong>und</strong> Erwartungen<br />
• Interne Organisation (Aufgabenverteilung <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen)<br />
• Verwaltung <strong>und</strong> Nutzung der Gemeinschaftsräume<br />
• Pflege der Außenanlagen <strong>und</strong> Gemeinschaftsflächen<br />
• Zukünftige gemeinschaftliche Aktivitäten<br />
• Erwartungen zu gegenseitiger Hilfe <strong>und</strong> eventueller Pflege<br />
Ein schriftliches Konzept sowie schriftliche Vereinbarungen untereinander<br />
<strong>und</strong> mit dem Kooperationspartner tragen zur Verbindlichkeit<br />
der gemeinsamen Ziele bei.<br />
Finanzierung<br />
Schon frühzeitig sollten auch beim Projekt zur Miete die finanziellen<br />
Rahmenbedingungen diskutiert werden. Ein vertrauensvoller <strong>und</strong><br />
offener Umgang mit diesem Thema ist notwendig, um eine realistische<br />
finanzielle Basis <strong>für</strong> die Gruppe herstellen zu können. Zu klären<br />
sind:<br />
• Maximal mögliche Mietbelastung inklusive Nebenkosten<br />
• Ansprüche auf Wohnraumförderung<br />
• Realistische Vorstellung über die zukünftigen Mietkosten<br />
• Höhe der Gesamtkosten<br />
• Finanzierung von Gemeinschaftsflächen<br />
In dieser Phase sollte eine umfassende Beratung in Anspruch genommen<br />
werden, auch wenn sie erst einmal Kosten verursacht. Wie<br />
die Gruppenmoderation, so ist auch diese Beratung eine zusätzliche<br />
Ausgabe der Gruppe, die langfristig dazu beiträgt, im Projektverlauf<br />
Geld <strong>und</strong> Enttäuschungen zu sparen.<br />
WOHNPROJEKTE ZUR MIETE<br />
33
34<br />
Rechtsformen<br />
Auch bei gemeinschaftlichem Wohnen in Mietprojekten kann es<br />
sinnvoll sein, eine Rechtsform zu wählen, um als 'juristische Person'<br />
wahrgenommen zu werden <strong>und</strong> gegenüber den zukünftigen Kooperationspartnern<br />
handeln zu können. Eine mögliche Rechtsform steht<br />
auch in direktem Zusammenhang mit der Zielsetzung der Gruppe.<br />
Vor der Entscheidung sollten verschiedene Fragen beantwortet werden.<br />
Im Fordergr<strong>und</strong> stehen die Pläne <strong>für</strong> gemeinsames Handeln.<br />
Zu klären ist:<br />
• welche Entscheidungen gemeinsam getroffen werden<br />
sollen<br />
• wer Bestandteil dieser Gemeinschaft ist<br />
• wie Kompetenzen <strong>und</strong> Verantwortungen innerhalb der<br />
Gemeinschaft geregelt werden<br />
• wie Konfliktfälle geregelt werden<br />
• wie bei Auszug eines Gruppenmitglieds die Weitervermietung<br />
der Wohnungen gehandhabt wird.<br />
Bei einer Kooperation mit einer Wohnungsgesellschaft oder einem<br />
<strong>Bau</strong>träger sind ein Verein oder eine Gesellschaft bürgerlichen<br />
Rechts (GbR) die üblichen Rechtsformen. Ein weiterer Weg, gemeinschaftliches<br />
Wohnen zur Miete zu realisieren kann auch die Gründung<br />
einer Genossenschaft oder der Anschluss an eine bestehende<br />
Genossenschaft sein.<br />
• Mit einer Mindestzahl von sieben Mitgliedern ist die Gründung<br />
eines Vereins auch <strong>für</strong> kleinere Gruppen möglich.<br />
Sie kann schon bei der Projektentwicklung die Verhandlungen<br />
mit externen Partnern erleichtern. In der Wohnphase<br />
kann der Verein die innere Organisation regeln<br />
oder auch Betreiber von Gemeinschaftseinrichtungen<br />
oder Veranstalter sein.<br />
Ein Verein ist zudem in der Lage, Fördermitglieder zu<br />
werben, da die Beiträge als Spenden steuerlich wirksam<br />
gemacht werden können. Dazu müssen die Aktivitäten<br />
des Vereins allerdings vom Finanzamt als gemeinnützig<br />
anerkannt werden (<strong>und</strong> da<strong>für</strong> reicht gemeinschaftliches<br />
Wohnen nicht aus).
• Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) wird durch<br />
gemeinsames Handeln der Gruppe begründet. Die Mitglieder<br />
sind nach außen alle gemeinschaftlich verantwortlich<br />
<strong>für</strong> alles, das die Gruppe entscheidet <strong>und</strong> macht. Da<br />
jedes Mitglied mit seinem vollständigen Vermögen haftet,<br />
eignet sich das Modell eher <strong>für</strong> kleinere Gruppen.<br />
• Die Eingetragene Genossenschaft ist ein wirtschaftlicher<br />
Verein, mit dessen Hilfe <strong>Bau</strong>en <strong>und</strong> Wohnen finanziert<br />
wird (siehe Kapitel 5.1).<br />
Kooperationspartner / Kooperationsvertrag<br />
Sind Wünsche <strong>und</strong> finanzielle Rahmenbedingungen weitgehend geklärt,<br />
ist es an der Zeit, einen passenden Kooperationspartner zu<br />
finden. Dies sind Wohnungsbauunternehmen, Investoren oder <strong>Bau</strong>träger,<br />
die eventuell sogar bereits über ein passendes Gr<strong>und</strong>stück<br />
oder ein den Wünschen entsprechendes Gebäude verfügen. Diese<br />
Suche kann einige Zeit in Anspruch nehmen <strong>und</strong> erfordert von der<br />
Gruppe ein hohes Maß an Eigeninitiative.<br />
Vor den Gesprächen mit dem zukünftigen Vermieter ist es sinnvoll,<br />
einen Entwurf eines Kooperationsvertrages als Verhandlungsgr<strong>und</strong>lage<br />
vorzubereiten. Das hat zugleich den Vorteil, dass die Vorstellungen<br />
<strong>und</strong> Wünsche der Gruppe schriftlich ausformuliert werden.<br />
Inhalte eines derartigen Kooperationsvertrages sollten sein:<br />
• Zusammenarbeit <strong>und</strong> Mitbestimmung in der Planungs<strong>und</strong><br />
später in der Nutzungsphase<br />
• Grad der Selbstverwaltung der Mieter <strong>und</strong> Mieterinnen<br />
• Regelungen zur Mitsprache bei Mieterwechsel<br />
• Anzahl, Größe <strong>und</strong> Ausstattung der Wohnungen<br />
• Anzahl, Größe <strong>und</strong> Finanzierung der Gemeinschaftsräume<br />
• Außenanlagen <strong>und</strong> Nebengebäude<br />
• Kostenrahmen des Projektes<br />
• Miethöhe <strong>und</strong> Mietentwicklung<br />
• Enthaltene Eigenleistungen<br />
• Instandhaltung.<br />
WOHNPROJEKTE ZUR MIETE<br />
35
36<br />
Da in diesem Kooperationsvertrag bereits auch bauliche <strong>und</strong> pla-<br />
nerische Vorstellungen angesprochen <strong>und</strong> ausformuliert werden<br />
sollten, ist es gegebenenfalls sinnvoll, in dieser Phase eine fachliche<br />
Beratung der Gruppe zu organisieren. Kompetenzen in der Projektentwicklung,<br />
Kommunikation mit Wohnungsbauunternehmen oder<br />
<strong>Bau</strong>trägern sowie Erfahrungen mit <strong>Bau</strong>gruppen sind hierbei wichtige<br />
Voraussetzungen.<br />
Beteiligung an Planung <strong>und</strong> baulicher Umsetzung<br />
Steht der Kooperationsvertrag <strong>und</strong> geht es in die Planungs- <strong>und</strong><br />
Umsetzungsphase, so übernimmt zumeist das Wohnungsbauunternehmen,<br />
Investor oder der <strong>Bau</strong>träger die weiteren Schritte. Im Unterschied<br />
zu den Wohnprojekten im Eigentum sind die zukünftigen<br />
Mieterinnen <strong>und</strong> Mieter also weitgehend entlastet.<br />
Gleichzeitig ist es an ihnen, bei allen weiteren Schritten darauf zu<br />
achten, dass ihre Ideen, Interessen <strong>und</strong> Vorstellungen auch umgesetzt<br />
werden.<br />
Mietvertrag / Einzug<br />
Verbindliche Mietverträge sind in der Regel Voraussetzung <strong>für</strong> einen<br />
Kooperationspartner. Somit muss die Verbindlichkeit der Mitglieder<br />
rechtzeitig erfolgen.<br />
Die Mitgliedschaft im Verein bzw. der GbR bedeutet zugleich die<br />
Anerkennung der formulierten Ziele <strong>und</strong> Vereinbarungen. Um eine<br />
langfristige Sicherung der Ziele <strong>und</strong> Vereinbarungen zu gewährleisten,<br />
sollten diese <strong>für</strong> alle Hausbewohnerinnen <strong>und</strong> Hausbewohner<br />
Bestandteil des Mietvertrages sein.
GEMEINSCHAFTLICHE MIETPROJEKTE –<br />
SCHRITTE, KOOPERATIONSPARTNER UND UNTERSTÜTZUNG<br />
SCHRITTE KOOPERATIONSPARTNER UNTERSTÜTZUNG<br />
Informationen<br />
sammeln<br />
Gruppe finden <strong>und</strong><br />
gemeinsame Ziele<br />
formulieren<br />
Über die<br />
Finanzierung reden<br />
Kooperationspartner<br />
suchen, Kooperationsvertrag<br />
formulieren<br />
Geeignete Rechtsform<br />
wählen<br />
Bei Planung <strong>und</strong><br />
baulicher Umsetzung<br />
mitwirken<br />
Mietvertrag unterzeichen<br />
<strong>und</strong> einziehen<br />
Gemeinschaftliches<br />
Wohnen nach dem<br />
Einzug<br />
Wohnungsunternehmen,<br />
Investor, <strong>Bau</strong>träger<br />
Wohnungsunternehmen,<br />
Investor, <strong>Bau</strong>träger<br />
Broschüren,<br />
Leitfäden,<br />
Bestehende Wohnprojekte,<br />
Beratungsstellen<br />
Moderation<br />
Finanzberatung<br />
Architektin/Architekt<br />
Beratungsstellen<br />
Moderation<br />
Wohnungsverwaltung Beratungsstellen<br />
Wohnungsverwaltung Bei Bedarf Moderation<br />
WOHNPROJEKTE ZUR MIETE<br />
37
38<br />
NEUE NACHBARSCHAFTEN IN BREMEN<br />
• Haus im Viertel<br />
• Nachbarn treffen Nachbarn<br />
NEUE NACHBARSCHAFTEN BUNDESWEIT<br />
• Vereinigte Wohnstätten 1889 e.G. <strong>und</strong> Nachbarschaftshil-<br />
feverein Hand in Hand e.V.<br />
• Genossenschaft <strong>und</strong> Nachbarschaftshilfeverein Freie<br />
Scholle Bielefeld<br />
• Miteinander Wohnen e.V., Berlin<br />
• Nachbarschaftsbörse Ackermannbogen, München<br />
• Bürgergemeinschaft Eichstettten e.V.<br />
EIGENTUM + MIETE<br />
BEISPIELE<br />
• Haus am Fleet – gemeinschaftlich planen bauen wohnen<br />
• Zusammen Wohnen - Voneinander Leben Lernen. Generationsübergreifendes<br />
Wohnen in der ehemaligen Cigarrenmanufactur<br />
• Lebens(t)raum Nachbarschaftliches Wohnen Bremerhaven-Lehe<br />
BENACHBARTE STÄDTE + LANDKREISE<br />
• Hausgemeinschaft "Alt + Jung" in Oldenburg<br />
• AllerWohnen e.G. – genossenschaftliches Wohnen in Verden<br />
an der Aller<br />
• Ökologische Siedlung Lilienthal
HAUS IM VIERTEL<br />
Lage <strong>Bremen</strong>-Steintor<br />
Leitung Bremer Heimstiftung<br />
Kooperationspartner Paritätische Dienste, Soka Gakkai-Inter-<br />
nationale-Volkshochschule, Montessori-Kindergarten, Deutsches<br />
Rotes Kreuz, F<strong>und</strong>amtTreffen e.V., buffetissimo, DRK<br />
Architekten Haslob, Kruse <strong>und</strong> Partner<br />
Grösse<br />
Wohnen mit Service<br />
• 84 Wohnungen <strong>für</strong> Senioren<br />
• Beratungsbüro <strong>und</strong> Verwaltung<br />
• Pflegestützpunkt ambulanter Pflegedienst<br />
"Akzent-Wohnen"<br />
• 7 Wohnungen <strong>für</strong> jüngere Körperbehinderte<br />
• 1 Wohngemeinschaft <strong>für</strong> 4 junge Körperbehinderte<br />
Anlass<br />
Das Projekt wurde in einem Stadtteil errichtet, in dem insgesamt ein<br />
geringes Angebot an Pflegeplätzen vorhanden war. Ebenso fehlte<br />
ein Wohnangebot <strong>für</strong> ältere oder behinderte Menschen. Die Bebauung<br />
besteht überwiegend aus dem typischen "Bremer Haus", das<br />
mehrstöckig <strong>und</strong> mit zum Teil steilen <strong>und</strong> engen Treppenhäusern<br />
ausgestattet ist. Viele Menschen wollten gerne in dem lebhaften <strong>und</strong><br />
vertrauten Stadtteil bleiben, konnten aber ihre Wohnungen nur mehr<br />
mit großer Mühe nutzen.<br />
Durch den Wegzug <strong>und</strong> Abriss der Brotfabrik wurde mitten im Stadtteil<br />
ein großes Gr<strong>und</strong>stück frei. Die Bremer Heimstiftung traf die<br />
Entscheidung, auf diesem Gr<strong>und</strong>stück "Wohnen mit Service" anzubieten,<br />
weil dadurch vielfältige Bedürfnisse von Älteren im Stadtteil<br />
damit abgedeckt werden kann.<br />
Ziele + Inhalte<br />
Mit dem Projekt sind mehrer Ziele <strong>und</strong> Inhalte <strong>für</strong> die Mieterinnen<br />
<strong>und</strong> Mieter verb<strong>und</strong>en:<br />
• selbstständiges, selbst bestimmtes Wohnen in der eigenen<br />
Wohnung, solange wie möglich <strong>und</strong> gewünscht (in<br />
selbst definierter Würde alt zu werden <strong>und</strong> zu leben)<br />
• Unterstützung des Vertrauens in eigene Fähigkeiten, um<br />
NEUE<br />
NACHBAR-<br />
SCHAFTEN<br />
IN BREMEN<br />
BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN IN BREMEN<br />
39
40<br />
damit Hilfsbedürftigkeit zu vermeiden bzw. entscheidend<br />
hinauszuzögern.<br />
• Erleben von Sicherheit <strong>und</strong> Geborgenheit in der Wohnung<br />
/im Haus<br />
• Erhalt oder Wiederherstellung des sozialen Umfelds<br />
• Vermeidung von Isolation <strong>und</strong> Vereinsamung<br />
• Vermeidung bzw. Hinauszögerung von Heim- <strong>und</strong> Klinikaufenthalten<br />
• "Normalität" des Wohnens, keine Institution<br />
• Leben in der Gemeinschaft /im Stadtteil<br />
Die Bremer Heimstiftung bemüht sich, an ihren regionalen<br />
Standorten neben den eigenen Angeboten <strong>für</strong><br />
ältere Menschen auch Kooperationspartner anzusiedeln<br />
<strong>und</strong> so Kompetenzzentren <strong>für</strong> den Stadtteil zu<br />
schaffen. Dabei entstehen Abbildungen des Stadtteils<br />
im Miniaturformat, wobei nicht nur ältere Menschen<br />
sondern auch weitere Interessengruppen gezielt angesprochen<br />
werden.<br />
Das Dienstleistungszentrum des Deutschen Roten Kreuzes ergänzt<br />
das Wohnangebot um den Bereich der wohnortnahen Beratung <strong>und</strong><br />
der Stabilisierung des Wohnens in den eigenen vier Wänden durch<br />
den Einsatz von weiterführenden Hilfen wie Nachbarschaftshelferinnen<br />
<strong>und</strong> Mobilen Sozialdienst. Das gemeinsame Ziel ist dabei die<br />
Verhinderung frühzeitiger Heimaufnahmen.<br />
Die Wohngemeinschaft <strong>für</strong> Demente wendet sich an eine Klientel,<br />
deren Versorgung im Wohnen mit Service häufig an Grenzen stößt.<br />
Zielsetzung ist dabei die Vernetzung der Hilfestrukturen vor Ort zur<br />
Optimierung der Versorgung dieses Personenkreises.<br />
Gerade das Zusammenleben von jungen Körperbehinderten <strong>und</strong> alten<br />
Menschen hat sich als sehr fruchtbar erwiesen. Die älteren Mieter<br />
relativieren die zunehmende eigene körperliche Gebrechlichkeit<br />
angesichts der sichtbaren Einschränkungen der Körperbehinderten<br />
<strong>und</strong> lernen von ihrer Anpassungsfähigkeit <strong>und</strong> Lebensfreude. Das<br />
Thema "Alt <strong>und</strong> Jung" definiert sich durch die Kooperation mit dem<br />
auf dem Gelände gebauten Montessori-Kindergarten. Bei weiter<br />
abnehmenden familiären Bindungen ist die Weckung von größerem<br />
Verständnis <strong>für</strong>einander <strong>und</strong> der Abbau von gegenseitigen Vorurtei-
len ein wesentliches Ziel.<br />
Das Viertel ist der Bremer Stadtteil, in dem Gegensätze aufeinanderprallen.<br />
Nebeneinander existieren viele Lebensstile, Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> ein Miteinander ist ein besseres Kennen lernen der jeweils<br />
Anderen. Die Vergrößerung von Toleranz gegenüber Andersdenkenden<br />
<strong>und</strong> Andersgläubigen ist ein Ziel, das wir mit dem Einzug der<br />
buddhistischen Laienorganisation verbinden.<br />
Hauptbausteine<br />
Das Programm des "Hauses im Viertel" ist vielseitig<br />
<strong>und</strong> umfasst verschiedene Zielgruppen.<br />
Im Kern steht ein Angebot <strong>für</strong> ältere <strong>und</strong> <strong>für</strong> behinderte<br />
Menschen. Dies umfasst:<br />
• Wohnen mit Service<br />
• Betreute Wohngruppen<br />
• Wohnungsanpassung / Wohnberatung<br />
• Barrierefreier Wohnungsbau<br />
• Anpassung des Wohnumfelds<br />
• Beratungsangebote<br />
• Vermittlung von Diensten<br />
• Ambulante Dienste<br />
• Angebot von niedrigschwelligen Diensten<br />
<strong>und</strong> Alltagshilfen<br />
• Koordination von Diensten<br />
Zusätzlich dazu sollten die älteren Menschen in Aktivitäten<br />
des Stadtteils eingeb<strong>und</strong>en werden. Und es<br />
sollten Angebote geschaffen werden, die den Stadtteil<br />
ins Haus bringen:<br />
• Bereitstellung von Gemeinschaftsräumen<br />
<strong>und</strong> Treffpunkten<br />
• Gemeinschafts- <strong>und</strong> Freizeitangebote<br />
• Förderung von Selbst- <strong>und</strong> Nachbarschaftshilfe<br />
• Selbstorganisiertes gemeinschaftliches Wohnen<br />
• Betreuungsangebot <strong>für</strong> Kinder<br />
BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN IN BREMEN<br />
41
42<br />
Realisierung<br />
Das Angebot umfasst zurzeit:<br />
Wohnen mit Service<br />
• 84 Wohnungen <strong>für</strong> Senioren<br />
• Beratungsbüro <strong>und</strong> Verwaltung<br />
• Pflegestützpunkt ambulanter Dienste<br />
"Akzent-Wohnen"<br />
• 7 Wohnungen <strong>für</strong> jüngere Körperbehinderte<br />
• 1 Wohngemeinschaft <strong>für</strong> 4 körperbehinderte<br />
junge Menschen<br />
• Wohngemeinschaft <strong>für</strong> 8 dementiell Erkrankte<br />
• 3 Wohnungen<br />
Nach der Fertigstellung eines Anbaus <strong>und</strong> der Modernisierung des<br />
alten F<strong>und</strong>amtes, das dem Gr<strong>und</strong>stück benachbart lag, konnten weitere<br />
Räumlichkeiten <strong>für</strong> Interessierte zur Verfügung gestellt werden.<br />
Inzwischen sind in den Gebäuden verschiedene Gruppen. Es gibt:<br />
• Eine öffentliche Cafeteria mit Mittagstisch, Veranstaltungen,<br />
Tanztee, Theater etc.<br />
• Den Verein F<strong>und</strong>amtTreffen e.V. mit kulturellen Veranstaltungen<br />
• Ein Buddhistisches Zentrum mit religiös-kulturellen Veranstaltungen<br />
• Die Volkshochschule mit verschiedenen Kursen<br />
• Den Montessori-Kindergarten mit 1 Gruppe <strong>für</strong> 28 Kinder<br />
im Alter von 3-6 Jahren <strong>und</strong> 1 Jahr<br />
• Gruppe mit 8 Kindern im Alter von 1-3 Jahren<br />
• Ein Dienstleistungszentrum des DRK<br />
• Gemeinschaftsraum
Finanzierung<br />
Die <strong>Bau</strong>finanzierung erfolgte seitens der Bremer Heimstiftung (Ei-<br />
genmittel, Kredite <strong>und</strong> Förderung durch "Stiftung Wohnliche Stadt"<br />
zum Umbau des ehemaligen F<strong>und</strong>amtgebäudes). Eine Refinanzierung<br />
durch Mieten ist geplant.<br />
Die eingesetzten Stellen werden über die jeweiligen Anbieter finanziert,<br />
eine Re-Finanzierung erfolgt über Betreuungspauschale, Pflegeverträge,<br />
Teilnehmerbeiträge etc.<br />
Übertragbarkeit<br />
Einzelne <strong>Bau</strong>steine sind übertragbar <strong>und</strong> werden auch innerhalb<br />
der Bremer Heimstiftung bereits "kopiert". Die Gesamtkonzeption<br />
ist den Gegebenheiten vor Ort geschuldet <strong>und</strong> insofern standortbezogen.<br />
Perspektiven<br />
Die mit dem Umbau des F<strong>und</strong>amtes <strong>und</strong> dem Neubau ins "Haus<br />
im Viertel" hinzukommenden Angebote müssen integriert, <strong>und</strong> das<br />
Zusammenspiel der bisher im Stadtteil verstreuten Einrichtungen<br />
muss neu definiert werden. Perspektivisch soll das im Wohnen mit<br />
Service angebotene Dienstleistungspaket auch <strong>für</strong> andere Menschen<br />
im Stadtteil zugänglich sein.<br />
BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN IN BREMEN<br />
43
44<br />
NEUE<br />
NACHBAR-<br />
SCHAFTEN<br />
IN BREMEN<br />
Lage <strong>Bremen</strong>-Kattenturm, Theodor-Billroth-Straße 48, 1. Etage<br />
Leitung Bremer Heimstiftung<br />
Kooperationspartner Brebau, Dienstleistungszentrum, Zentrale<br />
Pflege, Förderwerk e.V.<br />
Architekten Haslob, Kruse <strong>und</strong> Partner<br />
Grösse ca. 50 qm<br />
Altersstruktur zwischen 60 <strong>und</strong> 91 Jahren<br />
Angebot Mittagstische von 11 Uhr bis 14 Uhr,<br />
bei Aktivitäten: flexible Öffnungszeiten<br />
Anzahl der Nutzerinnen <strong>und</strong> Nutzer Seit Beginn im Dezem-<br />
ber 2005 stetige Steigerung der teilnehmenden Gäste, momentan<br />
im Durchschnitt 15 Gäste<br />
Ziele + Idee<br />
Das Kooperationsprojekt "Nachbarn treffen Nachbarn"<br />
der Bremer Heimstiftung, der Brebau, dem Dienstleistungszentrum,<br />
der Zentralen Pflege <strong>und</strong> dem Förderwerk<br />
e.V. wurde im Dezember in der ersten Etage eines<br />
der Wohngebäude in der Theodor-Billroth-Straße in<br />
<strong>Bremen</strong>-Kattenturm als offener Nachbarschaftstreff<br />
eingerichtet.<br />
Die Idee war, ein Wohnangebot <strong>für</strong> Hilfe- <strong>und</strong> Pflegebedürftige Menschen<br />
zu schaffen, das ermöglichen soll, mit hoher Versorgungssicherheit<br />
langfristig im Quartier zu verbleiben.<br />
Eine Gr<strong>und</strong>lage dazu war der Aufbau von generationsübergreifenden<br />
sozialen Netzen.<br />
• Vermeidung von Isolation <strong>und</strong> Vereinsamung<br />
• Förderung von Kontakten <strong>und</strong> Geselligkeiten<br />
• Organisation von Hilfe- <strong>und</strong> Pflegebedarfen im Quartier<br />
• Vernetzung mit Kooperationspartnern im Quartier<br />
• Gewinnen von Freiwilligen<br />
• Aufwertung des Wohnquartiers<br />
NACHBARN<br />
TREFFEN<br />
NACHBARN
Angebote<br />
<strong>Der</strong> Treffpunkt "Nachbarn treffen Nachbarn" bietet einen täglich<br />
wechselnden Mittagstisch <strong>für</strong> alle Nachbarn der Einrichtung in der<br />
Zeit von 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr.<br />
Des Weiteren werden angeboten:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Unterstützung von Selbsthilfeaktivitäten<br />
"alles r<strong>und</strong> um die Wohnung"<br />
Vermittlung hauswirtschaftlicher Hilfen<br />
Ambulante Pflege<br />
Hausnotruf<br />
Beratung zu barrierefreiem Wohnen<br />
Apothekenservice<br />
Veranstaltungen wie Sommerfeste, Spargelessen,<br />
Ausflüge etc.<br />
Kosten<br />
<strong>Der</strong> Mittagstisch wird nach einer Matrix berechnet. Eine Bezuschussung<br />
des Mittagstisches ist nach Überprüfung möglich.<br />
Erfahrungen<br />
Unter dem Motto "Nachbarn treffen Nachbarn" ist<br />
ein überzeugendes Konzept <strong>für</strong> ein selbstbestimmtes<br />
Leben im Alter umgesetzt worden. In der offenen<br />
Einrichtung finden Seniorinnen <strong>und</strong> Senioren viel Unterstützung<br />
<strong>für</strong> ein eigenständiges Leben. Konkrete<br />
Hilfsangebote sind der tägliche Mittagstisch (Montag<br />
bis Sonntag). Das Mittagessen wird vom Stadtteilhaus<br />
Kattenesch angeliefert. Einzige Ausnahme ist der Mittwoch, denn<br />
da kochen die Gäste gemeinsam mit der Mitarbeiterin im Treffpunkt<br />
selbst. Im Vorfeld der Kochaktion werden Vorschläge <strong>und</strong> Wünsche<br />
der Gäste gesammelt.<br />
Zu einer festen Einrichtung sind die Sprechst<strong>und</strong>en des Dienstleistungszentrums<br />
jeden Mittwoch im Treffpunkt geworden – es werden<br />
Fragen aller Art beantwortet <strong>und</strong> konkrete Hilfen angeboten<br />
Kommen Anfragen bezüglich Hauskrankenpflege oder Hausnotruf,<br />
wird der Kontakt zur Zentralen Pflege vermittelt.<br />
Verschiedene Fachleute, zum Beispiel die Apotheke, der Kontakt-<br />
BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN IN BREMEN<br />
45
46<br />
polizist oder Vertreterinnen von kom.fort – Verein zur Beratung <strong>für</strong><br />
barrierefreies bauen <strong>und</strong> wohnen –, stehen hier bei Fragen ebenfalls<br />
hilfreich zur Seite.<br />
Benötigt einer der Gäste Hilfestellung beim Ausfüllen eines Antrags<br />
oder dem Besorgen eines Hilfsmittels, wird er durch die Mitarbeiterin<br />
des Treffpunktes unterstützt.<br />
Jeden 1. Mittwoch im Monat bietet ein Kooperationspartner eine<br />
Nachmittagsveranstaltung wie zum Beispiel einen Spielenachmittag,<br />
eine Filmvorführung oder einen Musiknachmittag an.<br />
Im Treffpunkt können sich die Seniorenassistentinnen <strong>und</strong> –assistenten,<br />
die ihre Weiterbildung über das Förderwerk absolvieren, in<br />
einem weiteren Praxisfeld qualifizieren.
VEREINIGTE WOHNSTÄT-<br />
TEN 1889 E.G. + NACH-<br />
BARSCHAFTSHILFEVEREIN<br />
HAND IN HAND E.V.<br />
Vereinigte Wohnstätten 1889 e.G.<br />
Lage Stadt Kassel<br />
Rechtsform Genossenschaft<br />
•<br />
•<br />
4000 Wohnungen in Kassel<br />
500 Wohnungen in Bad Wildungen<br />
<strong>und</strong> Waldeck<br />
Nachbarschaftshilfeverein Hand in Hand e.V.<br />
Lage Stadt Kassel<br />
Rechtsform Verein<br />
•<br />
•<br />
Mitglieder: ca. 700<br />
Personal in 4 Nachbarschaftstreffs: 3 Sozialarbeiterinnen,<br />
2 FSJ-lerinnen,<br />
Kosten <strong>für</strong> den Verein<br />
• Einmalkosten:<br />
bauliche Maßnahmen <strong>und</strong> Ausstattung der Treffs: ca.<br />
50.000,00 € / Treff<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
1 Stelle Sozialmanagement unternehmensintern:<br />
ca. 50.000,00 € / Jahr<br />
3 Stellen Sozialarbeit (á 40.000,00 €):<br />
ca. 120.000,00 € / Jahr<br />
Sonstige betriebliche Ausgaben:<br />
ca. 80.000,00 € / Jahr<br />
Jährliche Kosten <strong>für</strong> 4 Treffs:<br />
ca. 200.000,00 € / Jahr<br />
Ziele<br />
Eine veränderte Zusammensetzung <strong>und</strong> zunehmende Alterung der<br />
Bewohnerschaft, die in einigen Siedlungen ca. 40 % an älteren<br />
Menschen betrug, erforderten von der Genossenschaft Vereinigte<br />
Wohnstätten 1889 e.G. eine Anpassung des Konzeptes, um den verschiedenen<br />
Ansprüchen gerecht werden zu können.<br />
NEUE<br />
NACHBAR-<br />
SCHAFTEN<br />
BUNDESWEIT<br />
BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN BUNDESWEIT<br />
47
48<br />
Ziel war es, Wohnenbleiben ein Leben lang möglich zu machen.<br />
<strong>Der</strong> Gedanke des Lebenslaufwohnens wurde geprägt <strong>und</strong> inhaltlich<br />
ausgebaut. Im Kern stand das Quartier als direkter Lebensraum.<br />
Das Konzept wurde entsprechend um den Quartiersgedanken:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Soziales Netzwerk im direkten Umfeld<br />
Annäherung von Generationen <strong>und</strong> Kulturen<br />
Soziale Integration <strong>und</strong> gegenseitige Hilfe<br />
Mischstruktur ehrenamtlicher <strong>und</strong> professioneller Hilfen<br />
Vielfalt von Wohn- <strong>und</strong> Serviceangeboten<br />
3 Säulen<br />
Mit Hilfe dreier Strategien wurde auf die Veränderungen reagiert.<br />
<strong>Bau</strong>liche Veränderungen<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Neue Wohnformen<br />
barrierefreier Neubau <strong>und</strong><br />
Bestandsentwicklung<br />
Räume <strong>für</strong> Begegnung im Stadtteil<br />
Wohnumfeldgestaltung<br />
Beteiligung der Bewohner/innen<br />
Zeitgemäße Unternehmensorganisation<br />
• Klare Unternehmensphilosophie<br />
• Stadtteilbezogene Teams aus technischen <strong>und</strong> kauf-<br />
männischen K<strong>und</strong>enbetreuer/innen mit detaillierten<br />
Kenntnissen über vorhandene Nachbarschaften<br />
• Vorort Management von Beschwerden <strong>und</strong><br />
Nachbarschaftskonflikten<br />
Soziales Management<br />
• K<strong>und</strong>enbetreuung<br />
•<br />
Nachbarschaftshilfeverein Hand in Hand e.V.
Um tragfähige Netzwerke aufzubauen <strong>und</strong> ehrenamt-<br />
liche <strong>und</strong> nachbarschaftliche Hilfe zu mobilisieren,<br />
wurde die Gründung des Vereins Hand in Hand e.V.<br />
angeregt, der seit 2002 in den vier Nachbarschaftstreffs<br />
der Genossenschaft tätig ist.<br />
In dem Verein sind zurzeit ca. 600 Mitglieder versammelt,<br />
die unterschiedliche ehrenamtliche Angebote organisieren.<br />
Diese Angebote richten sich an die ältere Generation, aber auch an<br />
jüngere Menschen <strong>und</strong> an Menschen mit unterschiedlichem kulturellem<br />
<strong>und</strong> ethnischem Hintergr<strong>und</strong>.<br />
<strong>Der</strong> Verein ist zurzeit personell mit drei diplomierten Sozialarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> 2 Frauen im Freiwilligen Sozialen Jahr ausgestattet. Ihre<br />
Aufgaben umfassen:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Präsenzzeiten im Nachbarschaftstreff<br />
Zugehende Sozial-, Wohn- <strong>und</strong> Altenberatung<br />
Koordination der mobilen sozialen Alltagshilfen<br />
Unterstützung von pflegenden Angehörigen<br />
Fachliche Steuerung <strong>und</strong> Begleitung des bürgerschaftlichen<br />
Engagements<br />
Qualifizierung der Ehrenamtlichen<br />
Gremienarbeit im Stadtteilnetzwerk<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die Koordinations-, Beratungs- <strong>und</strong> Vermittlungsleistungen<br />
sind <strong>für</strong> die Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohnern<br />
kostenlos. Nur <strong>für</strong> die Inanspruchnahme von Alltagshilfen<br />
werden Gebühren zwischen 4 <strong>und</strong> 7 € / St<strong>und</strong>e<br />
erhoben.<br />
Mit ihren Aktivitäten erreicht Hand in Hand e.V. wöchentlich<br />
ca. 310 Menschen in den jeweiligen Stadtteilen<br />
Diese Aktivitäten ermöglichen Begegnung <strong>und</strong> sind eine Gr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>für</strong> soziale Netzwerke im Stadtteil. Angenommen werden die Angebote<br />
von Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft, aller Altersstufen<br />
<strong>und</strong> verschiedener Kulturen. <strong>Der</strong> Verein hat es geschafft, eine<br />
Institution in den Stadtteilen <strong>und</strong> in der Stadt Kassel zu werden. Er<br />
wirkt weit über den Horizont der Genossenschaft hinaus.<br />
BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN BUNDESWEIT<br />
49
50<br />
Kooperationen<br />
Die Umsetzung des Quartierskonzeptes wäre ohne verlässliche Ko-<br />
operationen nicht möglich gewesen. Neben den Bewohnerinnen <strong>und</strong><br />
Bewohnern, die viele der ehrenamtlichen Angebote sowohl bereitstellen<br />
als auch nutzen, gibt es weitere wichtige Akteure aus den<br />
Stadtteilen <strong>und</strong> der Stadt Kassel. Eingeb<strong>und</strong>en sind verschiedene<br />
Pflegedienste, Kommunale Beratungsstellen, Sozial- <strong>und</strong> Jugendamt<br />
der Stadt Kassel, Kirchen- <strong>und</strong> Sozialverbände, Vereine in den<br />
Stadtteilen, <strong>und</strong> viele Menschen aus den verschiedenen Stadtteilen.
FREIE SCHOLLE BIELEFELD<br />
GENOSSENSCHAFT FREIE SCHOLLE<br />
Lage Stadt Bielefeld<br />
Rechtsform Genossenschaft, gegründet 1911<br />
Größe insgesamt 5.007 Wohnungen <strong>und</strong> 7.278 Mitglieder<br />
Angebot Ergänzung der Nachbarschaftstreffs mit Arztpraxen,<br />
Ergotherapie, Bäckerei <strong>und</strong> Friseur<br />
Kosten 370.000,00 € inklusive Sachkosten (<strong>für</strong> 3 Sozialarbeiter<br />
<strong>und</strong> 1 Bürokraft in Teilzeit), umgerechnet auf die Wohnung ist dies<br />
monatl. € 6,11 der Nutzungsgebühr <strong>für</strong> diese Arbeit (auf qm bezogen<br />
9 Cent oder 2 % der Netto-Kalt-Nutzungsgebühr)<br />
NACHBARSCHAFTSVEREIN<br />
Lage Stadt Bielefeld<br />
Rechtsform gegründet 1990, heute 1.600 Mitglieder<br />
Kooperationspartner Arbeiterwohlfahrt (betreibt Cafeteria <strong>und</strong><br />
Aktivitätszentrum), Diakoniestation des evangelischen Gemeindedienstes<br />
(ambulante Versorgung Pflegebedürftiger), Amt <strong>für</strong> soziale<br />
Dienst der Stadt Bielefeld<br />
Kosten <strong>für</strong> soziale Dienstleistungen 328.000 € (davon 150.000 €<br />
Personalkosten <strong>für</strong> 4 Sozialarbeiter, 3 nachbarschaftliche Helferinnen,<br />
1 Bürokraft <strong>und</strong> 5 Zivildienstleistende)<br />
Ziele<br />
Die Genossenschaft Freie Scholle Bielefeld wurde 1911 gegründet,<br />
um bezahlbaren Wohnraum <strong>für</strong> Leute mit geringen Einkommen zu<br />
schaffen. Die Gründer wollten auf ihrem eigenen Stück Land <strong>und</strong><br />
ohne Bevorm<strong>und</strong>ung leben. Heute verfügt die Genossenschaft über<br />
einen Bestand von 5007 Wohnungen <strong>und</strong> hat 7.278 Mitglieder.<br />
Ab den 1980er Jahren nahmen die Auszüge aufgr<strong>und</strong> hohen Alters<br />
der Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohner zu. Dies veranlasste die Genossenschaft,<br />
neue Strategien zu überlegen, um ihren Mitgliedern<br />
einen möglichst langen Verbleib im Verb<strong>und</strong> der Genossenschaft<br />
zu ermöglichen. 1988 wurde die Altenberatung <strong>und</strong> –betreuung gegründet,<br />
die zu einem Modellprojekt entwickelt wurde. Dazu wurden<br />
auf verschiedenen Ebenen Strategien eingeführt:<br />
NEUE<br />
NACHBAR-<br />
SCHAFTEN<br />
BUNDESWEIT<br />
BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN BUNDESWEIT<br />
51
52<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Dienstleistungen <strong>für</strong> 'normales Wohnen'<br />
Nachbarschaftliche Hilfsstrukturen<br />
Neue Wohnkonzepte <strong>für</strong> alt <strong>und</strong> jung.<br />
Dienstleistungen<br />
Gr<strong>und</strong>sätzliches Ziel der Genossenschaft ist es, ein<br />
engmaschiges Netz von Hilfen derart zu knüpfen,<br />
dass auch im hohen Alter <strong>und</strong> bei Pflegebedürftigkeit<br />
ein Verbleib in der eigenen Wohnung nach Wunsch<br />
möglich ist. Um dieses zu gewährleisten, wurde eine<br />
eigene Wohnungsberatung <strong>für</strong> ältere Bewohnerinnen<br />
<strong>und</strong> Bewohner aufgebaut. Arbeitsschwerpunkte der<br />
Sozialarbeiter sind die Förderung der Selbst- <strong>und</strong> Nachbarschaftshilfe,<br />
die Anpassung der Wohnung <strong>und</strong> des Wohnumfeldes an die<br />
Anforderungen älterer Menschen <strong>und</strong> die Organisation <strong>und</strong> Koordination<br />
von Hilfen. Diese Beratung erfolgt im Prinzip der aufsuchenden<br />
Hilfe. Aufgabe der Sozialarbeiter ist es, die älteren Mitglieder in<br />
ihrer Wohnung zu besuchen <strong>und</strong> gemeinsam mit ihnen jeweils individuelle<br />
Hilfen zu erarbeiten <strong>und</strong> zu organisieren. Dies reicht von<br />
Veränderungen in den Wohnungen bis hin zu häuslicher Pflege bei<br />
akuter Erkrankung oder Rückkehr aus dem Krankenhaus. Weitere<br />
Aufgaben sind:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Bereitstellung <strong>und</strong> Organisation von Pflegehilfsmitteln<br />
durch den Aufbau eines Pflegehilfsmitteldepots<br />
individuelle Anpassungsmaßnahmen in der Wohnung <strong>und</strong><br />
im Wohnfeld, die in Zusammenarbeit mit der technischen<br />
Abteilung der Genossenschaft realisiert werden<br />
die Vermittlung von ambulanten Pflegediensten<br />
Absprachen mit Hausärzten <strong>und</strong> Physiotherapeuten<br />
Beratung der Finanzierung der Pflege.<br />
Bereits 1989 wurde die Altenberatung um eine Kurzzeitpflegewohnung<br />
erweitert. Heute gibt es zwei Wohngruppen<br />
mit insgesamt 6 hoch betagten Genossenschaftsmitgliedern,<br />
die barrierefrei zugänglich sind.<br />
Um die Altenarbeit der Genossenschaft zu unterstützen<br />
<strong>und</strong> auszubauen, wurde im Jahr 1990 von Genossenschaftsmitgliedern<br />
der Verein Freie Scholle Nach-
arschaftshilfe e.V. gegründet. Durch diesen Verein war es möglich,<br />
das Angebot der Altenberatung <strong>und</strong> –betreuung um einen mobilen<br />
sozialen Dienst zu erweitern. Beschäftigt sind 5 Zivildienstleistende,<br />
deren Aufgabe es ist, die Haus- <strong>und</strong> Außenreinigung <strong>für</strong> ältere <strong>und</strong><br />
behinderte Menschen zu übernehmen oder auch einzelne Personen<br />
bei Arztbesuchen oder beim Einkauf zu begleiten. Dieser Dienst<br />
muss kostendeckend betrieben werden, daher wird ein Kostenbeitrag<br />
von 4 – 6 € pro St<strong>und</strong>e verlangt.<br />
Nachbarschaftliche Hilfsstrukturen<br />
In den elf Siedlungsgebieten der Genossenschaft, die<br />
zwischen 240 <strong>und</strong> 1.000 Wohnungen umfassen, wurden<br />
Nachbarschaftstreffs eingerichtet. Sie werden vom<br />
Verein Freie Scholle Nachbarschaftshilfe e.V. betrieben.<br />
In diesen Nachbarschaftstreffs arbeiten zugleich<br />
auch die Büros <strong>für</strong> die dezentrale Mitgliederbetreuung,<br />
Altenberatung <strong>und</strong> Regiebetrieb sowie die Gremien der<br />
erweiterten genossenschaftlichen Selbstverwaltung.<br />
Die Gr<strong>und</strong>idee aber ist es, den Mitgliedern Räumlichkeiten<br />
zur Verfügung zu stellen, die sie selbstbestimmt<br />
nutzen können. Zu den Aktivitäten , die von über 60 ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern organisiert<br />
werden, gehören der gemeinsame Mittagstisch,<br />
Kaffeenachmittage <strong>für</strong> die älteren Bewohnerinnen <strong>und</strong><br />
Bewohner, Krabbelgruppen, Lerngruppen <strong>und</strong> Kinderspielnachmittage<br />
<strong>für</strong> die kommende Mitgliedergeneration.<br />
Neue Wohnkonzepte<br />
Gemeinschaftliches Wohnen ist ein Gedanke der Genossenschaft,<br />
der dem Zusammenleben von Beginn an zu Gr<strong>und</strong>e liegt. Da es möglich<br />
sein sollte, so lange wie möglich in der Genossenschaft wohnen<br />
zu bleiben, wurden ab den 1990er Jahren schrittweise in einzelnen<br />
Siedlungen barrierefreie Wohnungen gebaut. Diese sind den Nachbarschaftszentren<br />
zugeordnet, so dass zum einen die Wohnungen<br />
zum anderen die notwendigen ges<strong>und</strong>heitlichen Dienstleistungen<br />
<strong>und</strong> Gelegenheiten <strong>für</strong> Gemeinschaft vorhanden sind.<br />
Auch im Rahmen von Modernisierungen wurden Wohnungen zusammengelegt,<br />
erneuert <strong>und</strong> barrierefrei errichtet. Damit wurde es<br />
möglich, ältere Menschen in der Siedlung zu halten <strong>und</strong> auch jungen<br />
BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN BUNDESWEIT<br />
53
54<br />
Familien mit behinderten Mitgliedern größere Wohnungen bieten zu<br />
können.<br />
Ergänzt wird das Angebot durch Gästewohnungen, die in einigen<br />
Siedlungen den Genossenschaftsmitgliedern zu Verfügung stehen.<br />
Erfahrungen<br />
Die Zusammenarbeit der Projektpartner ist sehr produktiv. Die offene<br />
Organisationsstruktur, die allen Partnern ihre Eigenständigkeit<br />
belässt, hat sich dabei sehr bewährt. In allen Siedlungsgebieten<br />
der Genossenschaft wird die Quartiersarbeit durch Ausbau der<br />
Bewohnerselbstverwaltung, Schaffung von Nachbarschaftstreffs,<br />
Umstrukturierung des Wohnungsbestandes durch familiengerechte<br />
Modernisierung <strong>und</strong> barrierefreie Neubauten fortgesetzt.
Miteinander Wohnen e.V.<br />
Lage Berlin<br />
Kontakt www.miteinanderwohnen.de<br />
<strong>Der</strong> Verein Miteinander Wohnen e.V. wurde von Quartiersbewohne-<br />
rinnen <strong>und</strong> Quartiersbewohnern des Bezirkes Lichtenberg in Berlin<br />
gegründet. Er hat einen starken Schwerpunkt in der Unterstützung<br />
älterer Menschen. In Selbsthilfe wurde ein umfangreiches Leistungsangebot<br />
aufgebaut. <strong>Der</strong> Verein wird vor allem durch viele ehrenamtliche<br />
Vereinsmitglieder getragen. Er bietet Beratung, Besuchs<strong>und</strong><br />
Begleitdienste, häusliche Hilfe <strong>und</strong> kulturelle Veranstaltungen.<br />
Zu einem Netzwerk unterschiedlicher Akteurinnen <strong>und</strong> Akteure<br />
gehört die Koordinierungsstelle "R<strong>und</strong> ums Alter" des Bezirks, die<br />
auch Wohnberatung anbietet. <strong>Der</strong> Verein wird vom Bezirksamt begleitet<br />
<strong>und</strong> unterstützt.<br />
Nachbarschaftsbörse Ackermannbogen<br />
Lage München<br />
Kontakt www.nachbarschaftsboerse.org<br />
NEUE<br />
NACHBARSCHAFTEN<br />
BUNDESWEIT<br />
<strong>Der</strong> Ackermannbogen ist ein neues Wohngebiet in attraktiver Lage<br />
der Stadt München. Zur Belebung <strong>und</strong> Beförderung der neu entstehenden<br />
Nachbarschaften wurde von Mitgliedern des Vereins wagnis<br />
e.V. eine Nachbarschaftsbörse gegründet. Die Wohnungsbaugenossenschaft<br />
wagnis e.G. stellte da<strong>für</strong> Räume zur Verfügung. Eine<br />
Gr<strong>und</strong>finanzierung wird von der Stadt München bereitgestellt. Alle<br />
weiteren Kosten werden durch Spenden <strong>und</strong> mit Hilfe von Sponsoren<br />
gedeckt.<br />
Die Nachbarschaftsbörse bietet ein umfangreiches Angebot <strong>für</strong><br />
Jung <strong>und</strong> Alt. Darin sind sowohl Fitnesskurse, ein Chor, gemeinsames<br />
Frühstück <strong>und</strong> verschiedene Kulturveranstaltungen als auch<br />
Beratungsangebote <strong>und</strong> verschiedene Nachbarschaftshilfen enthalten.<br />
Die Nachbarschaftsbörse wird auch genutzt, um Anlässe <strong>für</strong><br />
Begegnungen (Flohmarkt, Straßenfest) zu organisieren. Eine Zeitung<br />
berichtet über Veranstaltungen <strong>und</strong> Ereignisse im Stadtteil.<br />
BEISPIELE – NEUE NACHBARSCHAFTEN BUNDESWEIT<br />
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56<br />
Bürgergemeinschaft Eichstettten e.V.<br />
Lage Eichstetten<br />
Kontakt www.eichstetten.de<br />
Die Bürgergemeinschaft Eichstetten e.V. ist ein gemeinnütziger Ver-<br />
ein, der mit dem Ziel gegründet wurde, Hilfestellungen <strong>für</strong> ältere oder<br />
hilfebedürftige Menschen im ganzen Dorf durch engagierte Bürgerinnen<br />
<strong>und</strong> Bürger zu gewährleisten. Sie wird getragen von der Idee<br />
des Dorfes als Solidargemeinschaft, die <strong>für</strong> sich die Aufgabe des<br />
Generationenvertrages aufgreift <strong>und</strong> neu gestaltet.<br />
Zurzeit gehören dem Verein ca. 430 Haushalte in Eichstetten als Mitglieder<br />
an. <strong>Der</strong> Mitgliedsbeitrag beträgt 15,35 € im Jahr.<br />
Hilfebedürftige Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger können hauswirtschaftliche<br />
oder pflegerische Dienste von aktiven Mitgliedern der Bürgergemeinschaft<br />
gegen eine Aufwandsentschädigung in Anspruch nehmen.<br />
Die erforderliche Qualifikation zur Hauswirtschaftlichen Altenhelferin<br />
haben 11 Eichstetter Frauen in einem ersten Kurs <strong>und</strong> 9 Frauen in<br />
einem 2. Kurs erlangt. Sollte es pflegerisch erforderlich sein, werden<br />
die Kräfte der Bürgergemeinschaft durch einen kirchlichen Pflegedienst<br />
unterstützt.<br />
Beim Aufbau der Bürgergemeinschaft wurde Eichstetten durch das<br />
Landesprogramm zur Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements<br />
des Landes Baden-Württemberg unterstützt.
HAUS AM FLEET<br />
Lage <strong>Bremen</strong>-Findorff<br />
Größe 14 Wohneinheiten<br />
Anzahl 20 Bewohnerinnen/Bewohner<br />
Altersstruktur 32 - 81 Jahre<br />
Rechtsform Wohnungseigentümergemeinschaft<br />
Architektin Jutta Unland<br />
Projektsteuerung netzwerk bauen <strong>und</strong> leben eG<br />
Zeitplan Bewerbung <strong>für</strong> Gr<strong>und</strong>stückskauf: 05/2004<br />
<strong>Bau</strong>beginn 04/2007<br />
Fertigstellung 05/2008<br />
Kosten ca. 1.950 bis 2.300 €/m² Wohnfläche<br />
Ziele<br />
"Wohnen ist mehr als ein Dach über dem Kopf"<br />
Immer mehr Menschen suchen aufgr<strong>und</strong> der auseinander<br />
fallenden Familienverbände neue Wohn- <strong>und</strong><br />
Lebensgemeinschaften, in denen sie sich aufgehoben<br />
fühlen. Alle möchten möglichst lange selbst bestimmt<br />
im gewohnten Umfeld leben können, Kontakte zu anderen<br />
Menschen pflegen, ob jung oder alt, <strong>und</strong> aktiv<br />
am gesellschaftlichen Leben im unmittelbaren Umfeld<br />
teilhaben <strong>und</strong> es mitgestalten.<br />
Auf Initiative <strong>und</strong> unter Moderation durch das "netzwerk bauen <strong>und</strong><br />
leben" (heute "bauen <strong>und</strong> leben eG") hat sich diese <strong>Bau</strong>gemeinschaft<br />
im Alter zwischen 32 <strong>und</strong> 81 Jahren zusammengef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> gemeinsam<br />
ihre Wohnung wie auch das gesamte Gebäude geplant.<br />
Wie viel Gemeinschaft gelebt werden soll oder welche<br />
sonstigen Aktivitäten geplant <strong>und</strong> durchgeführt werden,<br />
sind ebenso Themen der regelmäßigen Treffen<br />
wie auch die Planung des Gebäudes, seiner äußeren<br />
Erscheinung, seines Angebotes an gemeinschaftlich<br />
genutzten Räumen <strong>und</strong> vieles mehr.<br />
Entgegen der ursprünglichen Idee, nur Eigentumswohnungen<br />
zu bauen, wurden letztendlich 11 Eigentumswohnungen erstellt<br />
<strong>und</strong> 3 Wohnungen durch einen Investor finanziert <strong>und</strong> vermietet.<br />
Das Gebäude wurde im Mai 2008 fertig gestellt <strong>und</strong> bezogen.<br />
EIGENTUM<br />
+<br />
MIETE<br />
BEISPIELE – EIGENTUM + MIETE IN BREMEN<br />
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58<br />
Projektentwicklung, <strong>Bau</strong>phase, Zusammenleben<br />
Das Gebäude schließt an mehrere Gestaltungsgr<strong>und</strong>lagen an:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Fortsetzung des Themas "Woh-<br />
nen am Fleet"<br />
• Entwicklung dreier Wohnflügel<br />
unterschiedlicher Größe, verb<strong>und</strong>en<br />
über eine große Halle<br />
• Maximale Beleuchtung, Besonnung<br />
<strong>und</strong> Ausrichtung aller Wohnungen<br />
• Leichtigkeit des gesamten Gebäudes<br />
durch Gliederung der<br />
Fassade <strong>und</strong> Wahl der Materialien<br />
– Putz, Ziegel, Faserzement.<br />
Einrichtung von Gemeinschaftsbereichen: Gemeinschaftsraum<br />
mit WC/Dusche/Küche<br />
Werkraum, große Kommunikationszonen<br />
Berücksichtigung der Anforderungen <strong>für</strong> barrierefreies Wohnen<br />
(Fahrstuhl, schwellenlose Zugänge zu den Terrassen <strong>und</strong> Balkonen,<br />
bodengleiche Dusche)
CIGARRENMANUFACTUR –<br />
G E N E R AT I O N S Ü BE R-<br />
G R E I F E N DE S WOHNEN<br />
Lage <strong>Bremen</strong>-Burgdamm<br />
Wohneinheiten 17<br />
Wohnfläche 1004 qm<br />
Gesamtnutzfläche 1.350 qm<br />
BewohnerInnen 23<br />
Alter 6-84 Jahre<br />
Architekten Archidea / Ronald Kirsch / Ninous Tatari<br />
Projektsteuerung <strong>und</strong> Vermietung bras e. V.<br />
Zeitraum Umbau- <strong>und</strong> Sanierung 2005 - 2007<br />
Kosten 1.600.000 €<br />
Gruppenziele<br />
In <strong>Bremen</strong>-Burgdamm hat die bras e.V. ein w<strong>und</strong>er-<br />
schönes Klinkergebäude aus dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
erworben; Sanierung <strong>und</strong> Umbau erfolgte in eigener<br />
Regie mit zu qualifizierenden Langzeitarbeitslosen im<br />
Verb<strong>und</strong> mit Firmen des 1. Arbeitsmarktes.<br />
Getragen von der Leitidee, dass Jung <strong>und</strong> Alt viel voneinander<br />
lernen können, initiiert die bras das zusammen<br />
Wohnen <strong>und</strong> miteinander Tun von Menschen, die unterschiedlichen<br />
Generationen angehören. Die Leitidee<br />
des Projektes ist das gemeinsame, selbst bestimmte<br />
Zusammenleben von Jung <strong>und</strong> Alt unter einem Dach,<br />
das geprägt ist von gegenseitigem Respekt <strong>und</strong> der<br />
Verantwortung <strong>für</strong>einander, des Lernens voneinander<br />
<strong>und</strong> der sich daraus ergebenden Inspiration. Sie beinhaltet<br />
die Vielfalt unterschiedlicher Lebenserfahrung der BewohnerInnen<br />
<strong>und</strong> Bewohner, die im gemeinsamen Diskurs eine Vorstellung<br />
von einem lebendigen Zusammenleben entwickeln. Senioren, Behinderte<br />
<strong>und</strong> Studenten wohnen zusammen / bilden eine gemeinsame<br />
Wohn- <strong>und</strong> Arbeitstruktur, die eine Brücke bildet zwischen<br />
dem Stadtteil <strong>und</strong> der IUB: Die Stärken der Beteiligten werden sowohl<br />
in der Architektur als auch in der gemeinsamen Lebensstruktur<br />
verb<strong>und</strong>en, so dass ein dauerhafter Sozialfaktor in diesem Stadtteil<br />
entsteht.<br />
EIGENTUM<br />
+<br />
MIETE<br />
BEISPIELE – EIGENTUM + MIETE IN BREMEN<br />
59
60<br />
Projektverlauf<br />
Es wurden insgesamt 17 Wohneinheiten geschaffen<br />
zwischen 20 <strong>und</strong> 110m 2 mit Balkon oder Dachterrasse<br />
(Ausnahme 20m2-Apartments), die weitestgehend<br />
barrierefreies Wohnen ermöglichen. Ein Nachbarschaftscafé<br />
mit Terrasse <strong>und</strong> Hobbyraum im UG bietet<br />
den Bewohnern einen Treffpunkt <strong>für</strong> Kunstkurse<br />
<strong>und</strong> Bildungsseminare oder andere Freizeitangebote.<br />
In den Mietverträgen ist ein Passus enthalten, mit<br />
dem sich der Vermieter, die bras e.V., dazu verpflichtet,<br />
in dem Projekt gemeinschaftliches Wohnen zu<br />
unterstützen <strong>und</strong> zu befördern.<br />
<strong>Der</strong> Umbau wurde nach hohen ökologischen Qualitätsrichtlinien<br />
durchgeführt: kontrollierte Wohnraumlüftung,<br />
Regenwassernutzungsanlage, Wärmedämmung<br />
<strong>und</strong> Schallschutz (Lärmschutzwand mit<br />
Reeteindeckung), Brennholz- <strong>und</strong> Pelletsanlage.<br />
Das Gebäude ist ein massiver Ziegelbau, dessen<br />
inneres Tragwerk aus einem Stützenraster besteht,<br />
dass das Gebäude in 7 Quer- <strong>und</strong> 4 Längsfelder analog<br />
der Fenstergliederung teilt. Im UG gibt es vorh.<br />
Stahlr<strong>und</strong>stützen <strong>und</strong> Stahlunterzüge sowie eine<br />
Kappendecke. Das EG <strong>und</strong> die Obergeschosse bestehen<br />
aus einem Holztragwerk (Holzstützen <strong>und</strong><br />
Balkendecken). Glaskuben <strong>und</strong> Balkone, die gezielt<br />
in die Backsteinfassade integriert wurden, machen<br />
auf das Gebäude (wieder) aufmerksam. Die großflächige<br />
Verglasung der Kuben bietet durch die relativ<br />
hohe Gr<strong>und</strong>stückslage des Gebäudes einen hervorragenden<br />
Blick auf die Lesumniederung.
BREMERHAVEN-LEHE<br />
LEBENS(T)RAUM<br />
NACHBARSCHAFTLICHES<br />
WOHNEN<br />
Inhalte aus: wohnprojekt-bremerhaven.de<br />
Lage Bremerhaven-Lehe<br />
Größe 10 barrierearme Mietwohnungen, 2 Gemeinschaftswoh-<br />
nungen mit Sauna, Werkstatt, Gemeinschaftsküche, Atelier, Ge-<br />
meinschaftsraum mit Gästezimmer<br />
Gruppe 13 Erwachsene + 2 Kinder zwischen 2 <strong>und</strong> 73 Jahren<br />
Rechtsform privater Zusammenschluss interessierter Bewohne-<br />
rinnen <strong>und</strong> Bewohner<br />
Vermietung, Verwaltung, Architektur, Projektsteuerung<br />
Städtische Wohnungsbaugesellschaft Bremerhaven (STÄWOG)<br />
Zeitraum Start 2002, Entscheidung <strong>für</strong> Gebäude 2004,<br />
Umbau / Einzug 2005<br />
Kosten 478.000 €<br />
Ziele<br />
"Selbst bestimmt <strong>und</strong> Tür an Tür gemeinsam mit Menschen leben"<br />
Gemeinsam wohnen, individuell <strong>und</strong> selbst bestimmt<br />
– mit dem Gedanken eine solche Lebensform zu verwirklichen,<br />
beschäftigte sich unsere Projektgruppe<br />
seit einigen Jahren, bietet sie doch die Möglichkeit von<br />
gemeinsamen Unternehmungen, gegenseitiger Unterstützung<br />
oder einfach sozialer Kontaktaufnahme an<br />
einem ganz normalen Alltag. Unsere Annahme: Damit<br />
können wir Rückzug <strong>und</strong> Vereinsamung in jedem Alter<br />
entgegentreten.<br />
Projektverlauf<br />
Im Herbst 2002 festigten sich die Gedanken zum Entschluss,<br />
<strong>und</strong> wir machten uns daran, unsere Vorstellungen<br />
aufzuschreiben <strong>und</strong> sie an verschiedene Bremerhavener<br />
Organisationen zu senden. Wir wollten<br />
erfahren, ob wir Unterstützung <strong>für</strong> ein solches Wohnprojekt<br />
vorfänden. Die STÄWOG <strong>und</strong> das <strong>Bau</strong>amt reagierten<br />
sofort. Die VHS Bremerhaven bot uns ihre Mithilfe an.<br />
Nicht nur, dass wir 2003 mit ihrer Hilfe drei größere Veranstaltungen<br />
mit bis zu 50 Teilnehmern organisieren konnten, sie nahm sich des<br />
Themas "Alternative Wohnformen im Alter" selber an, indem sie<br />
eine umfangreiche Ausstellung über solche Projekte in Deutsch-<br />
EIGENTUM<br />
+<br />
MIETE<br />
BEISPIELE – EIGENTUM + MIETE IN BREMERHAVEN<br />
61
62<br />
land veranstaltete <strong>und</strong> uns Räume <strong>für</strong> Seminare <strong>und</strong><br />
regelmäßige Sitzungen zur Verfügung stellte. Um unser<br />
Wissen über gemeinschaftliche Wohnformen zu<br />
vertiefen, wurden außen stehende Berater eingeladen<br />
(Rechtsanwalt, Moderatoren, Vertreter von Organisationen<br />
<strong>und</strong> Wohnungsbaugesellschaften). Zusätzlich<br />
besuchten wir verschiedene Wohnprojekte.<br />
Während dieser Unternehmungen <strong>und</strong> einigen gemeinsamen<br />
Ausflügen festigten wir uns 2004 als Gruppe<br />
mit 22 Personen. Unser Konzept unterbreiteten wir<br />
möglichen <strong>Bau</strong>trägern <strong>und</strong> Wohnungsgesellschaften. Mehrere Gebäude<br />
wurden uns daraufhin angeboten.<br />
Erfahrungen<br />
Ein Teil der Gruppe entschied sich nach langer, intensiver<br />
Diskussion <strong>für</strong> das Haus Goethestr. 43. Die<br />
notwendigen <strong>und</strong> von uns gewünschten Umbaumaßnahmen<br />
übernahm die STÄWOG. Schwerpunkte waren<br />
neben Sanierungsmaßnahmen der gläserne Fahrstuhl,<br />
neue Balkone <strong>und</strong> eine barrierearme <strong>Bau</strong>weise.<br />
Anfang 2005 begannen die Planung <strong>und</strong> dann der Umbau<br />
unserer Wohnungen. Das folgende halbe Jahr war von großer<br />
Bedeutung <strong>für</strong> den Gruppenprozess: Wir lernten uns unter Bedingungen<br />
des täglichen Lebens kennen – ein spannender Prozess, der<br />
uns fester zusammenschweißte.<br />
Besondere Beachtung verdient die gute Zusammenarbeit<br />
mit der STÄWOG. Wir konnten uns von Anfang<br />
an in die Planungen, insbesondere in die Gestaltungen<br />
unserer Wohnungen einbringen. Es wurde festgelegt,<br />
welche Arbeiten die STÄWOG übernahm. Wir kalkulierten<br />
unsere selbst zu finanzierenden Sonderwünsche.<br />
Vor <strong>Bau</strong>beginn unterschrieben wir unsere Mietverträge.<br />
Auch der Gemeinschaftsraum wurde an eine Person vermietet,<br />
die sich im Weiteren um die Teilung der Kosten kümmert. Im<br />
Sommer 2005 zogen wir ein.<br />
Das Haus ist nun von drei Ehepaaren, sechs Singles <strong>und</strong> einer<br />
vierköpfigen Familie bewohnt. Wir sind ein Mehrgenerationenhaus<br />
geworden. Unsere Erfahrungen mit nachbarschaftlichem Wohnen<br />
sind so positiv, dass wir anderen Interessierten Mut machen wollen,<br />
solch ein Vorhaben anzugehen <strong>und</strong> gegen Widerstände von außen<br />
wie von innen bis zur Realisierung durchzuhalten. Es lohnt sich!
HAUSGEMEINSCHAFT<br />
"ALT+JUNG"<br />
IN OLDENBURG<br />
Lage Oldenburg-Eversten, ca. 3 km zur<br />
Innenstadt, gute <strong>Verkehr</strong>sanbindung, gute In-<br />
frastruktur (Kindergarten, Schule, Einkaufen,<br />
medizinische Versorgung etc.)<br />
Wohneinheiten 12<br />
BewohnerInnen 20<br />
Alter 5-19 Jahre (7), 35-81Jahre (13)<br />
Rechtsform Verein seit 2005<br />
Kooperationspartner Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat die Gruppe<br />
begleitet, GSG <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> Wohngesellschaft mbH stand in engem<br />
Kontakt zur Arbeiterwohlfahrt (AWO) <strong>und</strong> hat das Haus geplant,<br />
gebaut <strong>und</strong> vermietet die Wohnungen.<br />
Architekten / Projektsteuerung<br />
GSG <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> Wohngesellschaft mbH<br />
Zeitplan Projektgründungsphase ca. 5 Jahre, <strong>Bau</strong>phase 1 Jahr<br />
Kosten ca. <strong>1.2</strong>00.000 €, errichtet im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus<br />
Gruppenziele<br />
Vor dem Einzug wurden folgende Ziele <strong>und</strong><br />
Vereinbarungen formuliert:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Toleranz, Akzeptanz, Offenheit<br />
gegenseitige Unterstützung auf freiwilliger Basis<br />
Hilfe in begrenztem Umfang, keine professionelle Unterstützung<br />
im Krankheitsfall<br />
Respektierung der Privatsphäre<br />
Wahlfamilie leben – Freiheit, Sicherheit, soziales Netz<br />
Regelmäßige, verbindliche Treffen: 1x wöchentlich in der<br />
Gruppe, 1x monatlich öffentlich<br />
aktive Projektarbeit<br />
Im Laufe des Zusammenlebens wurden<br />
folgende Themen stärker gewichtet:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
es muss den Wunsch <strong>für</strong> ein aktives Miteinander geben<br />
Konfliktfähigkeit<br />
Kinderfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
BENACHBARTE<br />
STÄDTE +<br />
GEMEINDEN<br />
BEISPIELE – BENACHBARTE STÄDTE + GEMEINDEN<br />
63
64<br />
Projektverlauf<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
In 1990 Gesprächskreis "alternative Wohnformen" bei der<br />
AWO, seither Kooperation AWO/GSG<br />
1992 Ausweitung der Zielgruppe der Senioren um allein<br />
Erziehende<br />
gemeinsame Gesprächsgruppen, Workshops, Wochenenden,<br />
Erfahrungsaustausch mit anderen Projekten<br />
1994/95 <strong>Bau</strong> des Wohnhauses, Mitsprachemöglichkeiten<br />
der zukünftigen Bewohnerinnen bei der Ausstattung ihrer<br />
Wohnungen (Fliesen, Bodenbeläge, Raumaufteilung)<br />
Einzug 11/1995: 5 Seniorinnen, 6 Mütter mit Kindern –<br />
insgesamt 19 Personen<br />
Gruppe hat Vorschlagsrecht <strong>und</strong> sorgt sich um Nachmieter<br />
bei Wohnungswechsel<br />
Seit 1997 Mitgliedschaft der Hausgemeinschaft im Forum<br />
<strong>für</strong> gemeinschaftliches Wohnen<br />
Gründung eines Vereins der Hausgemeinschaft "Alt +<br />
Jung" e.V. in 2005<br />
Hausgemeinschaft gewinnt den Preis "Netzwerk-Nachbarschaft"<br />
des BHW (2004)<br />
Hausgemeinschaft gewinnt den 1. Deutschen Altenhilfepreis<br />
des DRK (2007)<br />
Erfahrungen<br />
Trotz intensiver Vorbereitungen <strong>und</strong> Vereinbarungen ging es in der<br />
Anfangszeit des Zusammenlebens zunächst darum, den "kleinsten<br />
gemeinsamen Nenner" zu finden. Dabei war die weiterhin statt findende<br />
pädagogische Begleitung hilfreich.<br />
Pro Seniorin fand sich ein Ersatzenkelkind. Mit dem Heranwachsen<br />
der Kinder mussten neue Wertigkeiten <strong>und</strong> Aufgaben, insbesondere<br />
<strong>für</strong> die Älteren, definiert werden, während die Mütter unabhängiger<br />
wurden <strong>und</strong> in gewissem Umfang wieder vermehrt ihre Berufstätigkeit<br />
aufnahmen. Die Gruppe insgesamt musste sich auf einen veränderten<br />
Lebensalltag einstellen, eine Herausforderung, die sie jedoch<br />
allein bewältigte.<br />
Einschneidend waren zwei Todesfälle, die einzelne Bewohnerinnen<br />
noch enger zusammen gebracht haben.
Trotz geringer Fluktuation veränderte sich die Grup-<br />
penstruktur, indem heute auch vollständige Familien in<br />
der Hausgemeinschaft leben.<br />
Insgesamt ist die Gemeinschaft "in die Jahre" gekommen:<br />
veränderte Familienkonstellationen (absehbarer<br />
Auszug von Kindern) bedeuten <strong>für</strong> die Mütter, dass sie<br />
sich räumlich verändern müssen / wollen. Es muss geklärt<br />
werden, wie <strong>und</strong> ob entsprechende Wohnungsangebote<br />
innerhalb der Gemeinschaft zu finden sind,<br />
was dann eine weitergehende Veränderung innerhalb<br />
der Alters- <strong>und</strong> Gruppenstruktur zur Folge hätte <strong>und</strong><br />
der ursprünglichen Konzeption der Hausgemeinschaft<br />
widerspricht.<br />
Die Hausgemeinschaft hat sich einen hohen Grad an<br />
Konfliktfähigkeit <strong>und</strong> Verbindlichkeit erarbeitet, was<br />
sich u. a. daran zeigt, dass die Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohner<br />
sich in bestimmten Situationen Hilfe von außen<br />
(Mediation) holen. Hierin wird gerade auch <strong>für</strong> Außenstehende<br />
die Qualität so einer Gemeinschaft gegenüber<br />
einer "normalen" guten Nachbarschaft deutlich,<br />
die sich im Falle von Ärger wahrscheinlich einfach auflösen<br />
würde.<br />
BEISPIELE – BENACHBARTE STÄDTE + GEMEINDEN<br />
65
66<br />
BENACHBARTE<br />
STÄDTE +<br />
GEMEINDEN<br />
Inhalte aus: allerwohnen.de<br />
Die AllerWohnen e.G. ist kein Wohnungsunternehmen wie jedes an-<br />
dere. Als Genossenschaft seit 1997 mit Sitz in Verden zeigen wir<br />
mit unseren Projekten, wie wir uns Wohnen <strong>und</strong> Zusammenleben in<br />
einer zukunftsfähigen Gesellschaft vorstellen.<br />
Die AllerWohnen e.G. ermöglicht Hausgemeinschaften, preisgünstiges<br />
<strong>und</strong> ökologisches Wohnen in demokratischer Selbstverwaltung.<br />
Alle Objekte sind dauerhaft jeglicher Spekulation entzogen<br />
<strong>und</strong> bleiben sozial geb<strong>und</strong>enes Eigentum.<br />
Die wichtigsten Projekte der AllerWohnen eG sind das Ökozentrum<br />
in Verden, die Hofgemeinschaft Stedorf <strong>und</strong> die Gemeinschaftssiedlung<br />
Neumühlen.<br />
Ökologisch<br />
Bei unseren <strong>Bau</strong>projekten achten wir konsequent auf Ökologie. Bei<br />
Sanierungen bemühen wir uns, alte <strong>Bau</strong>materialien durch Recycling<br />
wieder zu verwenden. Bei allen neuen Materialien achten wir konsequent<br />
auf deren <strong>Umwelt</strong>- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitseigenschaften. Energie<br />
sparen wir zuerst durch bestmögliche Dämmstandards. Darüber<br />
hinaus fördern wir den Einsatz regenerativer Energiequellen. Wir<br />
bauen Regenwassersammelanlagen <strong>und</strong> experimentieren mit Komposttoiletten<br />
<strong>und</strong> Pflanzenkläranlagen. Auf unseren Gr<strong>und</strong>stücken<br />
sorgen wir <strong>für</strong> eine naturnahe Gestaltung mit Obstbäumen, fruchttragenden<br />
Sträuchern <strong>und</strong> heimischen Gehölzen.<br />
Sozial<br />
Bei uns gilt:<br />
•<br />
•<br />
AllerWohnen e.G. –<br />
genossenschaftliches<br />
Wohnen in Verden<br />
Zwischen den Häusern gibt es einen Mietausgleich.<br />
Schuldenfreie Häuser zahlen in einen Solidarfonds, um<br />
mit dem Ertrag neue Hausprojekte zu ebenfalls günstigen<br />
Mieten zu finanzieren. Mit einem geringeren Betrag hat der<br />
Solidarfonds schon heute begonnen. <strong>Der</strong> Solidarfonds<br />
dient auch der Unterstützung sozialer, ökologischer <strong>und</strong><br />
progressiver politischer Ziele sowie der Mietsenkung <strong>für</strong><br />
langjährige BewohnerInnen. Darüber hinaus ist die Miete<br />
<strong>für</strong> die verschiedenen Hausprojekte eine Kostenmiete.<br />
Mieterinnen <strong>und</strong> Mieter können sich mit Eigenleistungen<br />
am <strong>Bau</strong> beteiligen <strong>und</strong> so ihre Miete senken oder "Extras"<br />
finanzieren.
•<br />
•<br />
•<br />
Die Hausgemeinschaften entscheiden selbst, wie sie die<br />
Miete <strong>für</strong> ihr Objekt untereinander aufteilen. AllerWohnen<br />
regt sie an, den Mietpreis auch nach dem verfügbaren<br />
Einkommen auszurichten.<br />
AllerWohnen schafft Wohnraum <strong>für</strong> verschiedene Lebensformen.<br />
Die Wohnungen haben etwa gleich große<br />
Zimmer, damit Alleinerziehende mit ihren Kindern, Wohngemeinschaften<br />
oder Familien gut Platz finden.<br />
In den Projekten entstehen Gemeinschaftseinrichtungen<br />
wie Partybereich, Versammlungsraum, Waschküche,<br />
Garten, Werkstätten, Kinderbetreuung, usw.<br />
Demokratisch<br />
Alle wichtigen Entscheidungen werden in öffentlichen Sitzungen im<br />
Konsens der anwesenden Mitglieder getroffen. Für den Streitfall ist<br />
ein Schlichtungsverfahren vereinbart. <strong>Der</strong> Vorstand führt die Geschäfte<br />
<strong>und</strong> ist persönlich verantwortlich. Die Treffen des Vorstandes<br />
finden gr<strong>und</strong>sätzlich gleichberechtigt im größeren Kreis statt ("Orgagruppe"),<br />
der allen BewohnerInnen unserer Projekte offen steht.<br />
Im Zusammenwirken von Mitgliederversammlung <strong>und</strong> Vorstand verbinden<br />
wir effizientes Handeln mit demokratischer Kontrolle. Das<br />
Herzstück unserer Selbstverwaltung ist die Autonomie der Hausgemeinschaften.<br />
Die BewohnerInnen kümmern sich um nahezu alle<br />
ihre Belange selbst. Insbesondere bestimmen sie selbst, wer in frei<br />
werdende Zimmer <strong>und</strong> Wohnungen einzieht. Die Genossenschaft<br />
beschränkt ihre Aktivität auf die Finanzierung, die rechtlichen, insbesondere<br />
eigentumsrechtlichen Fragen, die Kontrolle der ordentlichen<br />
Instandhaltung der Häuser sowie die Gestaltung der Mieten.<br />
Die Hausgemeinschaften stellen jeweils ein Mitglied im Aufsichtsrat<br />
<strong>und</strong> kontrollieren so die Arbeit des Vorstands.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich bauen wir keine Häuser auf Vorrat. Die zukünftigen<br />
Mieterinnen <strong>und</strong> Mieter können gemeinsam mit unserem Architekturbüro<br />
die Planung mitbestimmen.<br />
BEISPIELE – BENACHBARTE STÄDTE + GEMEINDEN<br />
67
68<br />
BENACHBARTE<br />
STÄDTE +<br />
GEMEINDEN<br />
Verein "Lebensraum Lilienthal"<br />
Dem gemeinnützigen Förderverein Raum <strong>und</strong> Leben e.V. wurde<br />
1990 eine Fläche in Lilienthal vorgestellt, <strong>für</strong> die sich bald eine Interessengemeinschaft<br />
von <strong>Bau</strong>willigen fand. Das daraufhin von einem<br />
Planungsteam erarbeitete Siedlungskonzept wurde den Gemeindevertretern<br />
vorgestellt <strong>und</strong> von diesen be<strong>für</strong>wortet. Parallel zu den<br />
Arbeiten der Planungsgruppe kümmerte sich eine "Kerngruppe" um<br />
neue Interessentinnen <strong>und</strong> Interessenten <strong>für</strong> das Lilienthaler Projekt<br />
<strong>und</strong> gründete am 30. Juni 1991 den Verein Lebensraum Lilienthal.<br />
Das Planungsteam erarbeitete in Abstimmung mit den <strong>Bau</strong>willigen<br />
einen Rahmenplan, in dem die Prinzipien des ökologischen <strong>Bau</strong>ens<br />
festgeschrieben sind. Die Gesellschaft <strong>für</strong> Landeskultur GmbH (GfL)<br />
hat in Zusammenarbeit mit dem Verein den Bebauungsplan <strong>für</strong> das<br />
Gelände erstellt. <strong>Der</strong> Verein "Lebensraum Lilienthal" hat zurzeit über<br />
30 Mitglieder, von denen alle bereits in der Siedlung wohnen. Jeder<br />
<strong>Bau</strong>willige verpflichtet sich, dem Verein beizutreten.<br />
<strong>Bau</strong>en im Lebensraum Lilienthal<br />
Ökologische<br />
Siedlung Lilienthal<br />
Inhalte aus: liliensiedlung.de<br />
Das Siedlungsgelände von Lebensraum Lilienthal e.V. ist ungefähr<br />
3 Hektar groß, ca. 70 Wohneinheiten auf 9 Teilbauflächen - den so<br />
genannten <strong>Bau</strong>fenstern - sind bereits entstanden <strong>und</strong> noch in Planung.<br />
Sieben Jahre Austausch über individuelle Wohnvorstellungen, zähe<br />
Verhandlungen <strong>und</strong> präzise Planungen des Vereins Lebensraum Lilienthal<br />
trugen im September 1997 zur Gr<strong>und</strong>steinlegung der ersten<br />
Häuser ihre Früchte. Im selben Jahr wurde Richtfest gefeiert.<br />
Dieses Projekt gibt ihnen die Möglichkeit, ein außergewöhnliches<br />
Wohnkonzept unter ökologischen <strong>und</strong> sozialen Gesichtspunkten<br />
mitzugestalten. Gerade in der Vielfalt der Architekturstile liegen der<br />
Charme <strong>und</strong> die Attraktivität dieser Siedlung. Hier wohnen schon<br />
über einh<strong>und</strong>ert 'soziale Individualisten', Singles <strong>und</strong> Paare, junge<br />
<strong>und</strong> alte, mit Kindern oder ohne, aus den verschiedensten Berufsfeldern<br />
- man wird akzeptiert mit seinem traditionell-bürgerlichen<br />
Lebenszuschnitt, aber auch beim Ausprobieren alternativer Lebensformen<br />
<strong>und</strong> ökologischen Wirtschaftens.
ADRESSEN<br />
Informationen + Unterstützung<br />
INFORMATIONEN FÜR WOHNPROJEKTE<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Forum gemeinschaftliches Wohnen e.V.,<br />
B<strong>und</strong>esvereinigung (FGW)<br />
Hildesheimer Straße 20<br />
30169 Hannover<br />
T: (0511) 475-3253 | F: -3530<br />
info@fgw-ev.de<br />
www.fgw-ev.de<br />
FGW-Regionalstelle <strong>Bremen</strong><br />
Kontakt:<br />
kom.fort e.V.<br />
Landwehrstraße 44<br />
28217 <strong>Bremen</strong><br />
T: (0421) 79 01 10 | F: -120<br />
oder: Wolfgang Ulrich<br />
T: (0421) 34 22 82<br />
fgw-bremen@arcor.de<br />
Arbeitskreis Wohnprojekte <strong>Bremen</strong><br />
Kontakt:<br />
Anita Kögel<br />
Hoyaer Straße 5<br />
28205 <strong>Bremen</strong><br />
T: (0421) 49 15 400<br />
anitakoegel@t-online.de<br />
www.arbeitskreis-wohnprojekte-bremen.de<br />
<strong>Der</strong> AK tagt jeden 1. Dienstag im Monat im Bürgerhaus Weserterrassen,<br />
Osterdeich 70B, 28203 <strong>Bremen</strong> (Stand 12/2009)<br />
Genossenschaft<br />
bauen <strong>und</strong> leben eG<br />
Feuerkuhle 32<br />
28207 <strong>Bremen</strong><br />
T: (0421) 959-1700 | F: -1701<br />
kontakt@bauen<strong>und</strong>leben.net<br />
www.bauen<strong>und</strong>leben.net<br />
VERGABE VON STÄDTISCHEN<br />
GRUNDSTÜCKEN UND GEBÄUDEN<br />
• Immobilien <strong>Bremen</strong><br />
Anstalt des öffentlichen Rechts<br />
Martinistraße 1<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
T: (0421) 361 896-0 | F: -90<br />
office@immobilien.bremen.de<br />
www.immobilienportal.bremen.de<br />
ADRESSEN<br />
69
70<br />
UNTERSTÜTZUNG UND INFORMATION<br />
•<br />
<strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa<br />
Contrescarpe 72<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Regina Schröder<br />
regina.schroeder@bau.bremen.de<br />
T: (0421) 361 4045<br />
F: (0421) 496 4045<br />
BERATUNG ZUR BARRIEREFREIHEIT<br />
• kom.fort e. V. – Beratung <strong>für</strong> barrierefreies<br />
<strong>Bau</strong>en <strong>und</strong> Wohnen<br />
Landwehrstr. 44<br />
28217 <strong>Bremen</strong><br />
T: (0421) 79 01-10 | F: -120<br />
info@kom-fort.de<br />
www.kom.fort.de<br />
INFORMATIONEN / KONTAKT ZU ARCHITEKTEN<br />
• Architektenkammer der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />
Geeren 41 / 43<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
T: (0421) 17 00 07<br />
F: (0421) 30 26 92<br />
info@architektenkammer-bremen.de<br />
www.architektenkammer-bremen.de<br />
•<br />
B<strong>und</strong> Deutscher Architekten BDA<br />
im Lande <strong>Bremen</strong> e.V.<br />
Altenwall 7/8<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
T: (0421) 32 54 76<br />
F: (0421) 32 13 78<br />
www.bdabremen.de
PHOTONACHWEIS<br />
Deckblatt + S.1<br />
•<br />
siehe "Lebens(t)raum Nachbarschaftliches Wohnen Bremerhaven"<br />
Seite 4<br />
•<br />
alle Bilder wurden den Beispielprojekten entnommen, Verweise:<br />
siehe Beispielprojekte<br />
Beispielprojekte S. 38-68<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Haus im Viertel: Bremer Heimstiftung<br />
Nachbarn treffen Nachbarn: Bremer Heimstiftung<br />
Vereinigte Wohnstätten 1889 e.G. + Nachbarschaftshilfeverein<br />
Hand In Hand e.V.: alle Vereinigte Wohnstätten 1889 e.G., Kassel/<br />
ausgenommen S.49 r.o.: Martin Richter, Hamburg<br />
Genossenschaft Freie Scholle: Freie Scholle e.G.<br />
Haus am Fleet: netzwerk bauen <strong>und</strong> leben e.G., <strong>Bremen</strong><br />
Lebens(t)raum Nachbarschaftliches Wohnen Bremerhaven:<br />
www.wohnprojekt-bremerhaven.de<br />
Generationsübergreifendes Wohnen in der ehem. Cigarrenmanufactur:<br />
bras e.V., <strong>Bremen</strong><br />
Hausgemeinschaft alt + jung: gsg Oldenburg, <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> Wohngesellschaft<br />
mbH<br />
LITERATUR<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Behörde <strong>für</strong> Stadtentwicklung <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong> 2006: Zusammen<br />
bauen lohnt sich. <strong>Bau</strong>gemeinschaften <strong>für</strong> Familien in Hamburg.<br />
Hamburg<br />
Bürgerbüro Stadtentwicklung Hannover 2008: Ein neuer Leitfaden<br />
<strong>für</strong> gemeinschaftliche Wohnprojekte. Wohnen in Hannover.<br />
Hannover.<br />
B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend<br />
2008: Wohnen im Alter. Bewährte Wege – Neue Herausforderungen.<br />
Ein Handlungsleitfaden <strong>für</strong> Kommunen. Berlin<br />
B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> <strong>Verkehr</strong>, <strong>Bau</strong> <strong>und</strong> Stadtentwicklung 2007:<br />
Stadtquartiere <strong>für</strong> Jung <strong>und</strong> Alt. Das ExWoSt-Forschungsfeld<br />
"Innovationen <strong>für</strong> familien- <strong>und</strong> altengerechte Stadtquartiere".<br />
Berlin<br />
Göschel, Albrecht 2007: Die älter werdenden Gesellschaft oder:<br />
Wie viel Gemeinschaft brauchen wir in Zukunft? In: Andritzky,<br />
Strack (Hg.): Gemeinsam wohnen im Alter. Herrenalber Protokolle<br />
123.: 7 – 29. Karlsruhe<br />
Gutachterausschuss <strong>für</strong> Gr<strong>und</strong>stückswerte der Freien Hansestadt<br />
<strong>Bremen</strong> (Hg.) 2009: Gr<strong>und</strong>stückmarktbericht 2008. <strong>Bremen</strong><br />
Hessisches Sozialministerium 2006: Gemeinschaftliches Wohnen<br />
in Hessen. Wiesbaden<br />
PHOTONACHWEIS + LITERATUR<br />
71
72<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
HOCHTIEF Construction AG/Evangelischer Verband <strong>für</strong> Altenarbeit-Fachverband<br />
im Diakonischen Werk der Evangelischen<br />
Kirche im Rheinland/Evangelisches Erwachsenenbildungswerk<br />
Nordrhein 2006: WohnQuartier4 = Die Zukunft altersgerechter<br />
Quartiere gestalten. Düsseldorf/Essen<br />
Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein/Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>für</strong> zeitgemäßes <strong>Bau</strong>en 2002: Leitfaden <strong>für</strong> Gruppenwohnprojekte<br />
- <strong>und</strong> innovative Wohnkonzepte. Kiel<br />
Kreuzer, Volker 2006: Altengerechte Wohnquartiere. Stadtplanerische<br />
Empfehlungen <strong>für</strong> den Umgang mit demografischer Alterung<br />
auf kommunaler Ebene. Dortm<strong>und</strong>er Beiträge zur Planung<br />
125. Institut <strong>für</strong> Raumplanung der Universität Dortm<strong>und</strong>. Dortm<strong>und</strong><br />
Ministerium <strong>für</strong> Arbeit, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen 2006: Neue Wohnprojekte <strong>für</strong> ältere Menschen.<br />
Gemeinschaftliches Wohnen in Nordrhein-Westfalen.<br />
Beispiele <strong>und</strong> Wege zur Umsetzung. Düsseldorf<br />
<strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Bau</strong>, <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> <strong>Verkehr</strong> 2006: Wohnen in <strong>Bremen</strong><br />
– eine generationengerechte Adresse. Handlungskonzept. <strong>Bremen</strong><br />
<strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Bau</strong>, <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> <strong>Verkehr</strong> 2007: Wohnen in <strong>Bremen</strong> –<br />
eine generationengerechte Adresse. Konzepte <strong>für</strong> gemeinschaftliches<br />
Wohnen. <strong>Bremen</strong><br />
Senatsverwaltung <strong>für</strong> Stadtentwicklung 2006: Wohnen in der<br />
Berliner Innenstadt. Informationen <strong>für</strong> <strong>Bau</strong>gemeinschaften <strong>und</strong><br />
<strong>Bau</strong>gruppen. Berlin<br />
Wohnb<strong>und</strong> Informationen 2005: Wohnprojekte <strong>und</strong> nachbarschaftliches<br />
Wohnen in Schleswig-Holstein. Heft II+III/05. München<br />
Weitere Informationen <strong>und</strong> Veröffentlichungen des <strong>Senator</strong>s <strong>für</strong><br />
<strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>:<br />
bauumwelt.bremen.de ª <strong>Bau</strong> ª Wohnen <strong>und</strong> Fördern ª Wohnen in <strong>Bremen</strong>
NOTIZEN<br />
73
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER<br />
Freie Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Verkehr</strong> <strong>und</strong> Europa<br />
Abtl. Städtebau, Stadtumbau <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />
Contrescarpe 72, 28195 <strong>Bremen</strong><br />
Kontakt: Regina Schröder<br />
regina.schroeder@bau.bremen.de<br />
T: (0421) 361-4045 | F: (0421) 496-4045<br />
BEARBEITUNG + LAYOUT<br />
protze + theiling<br />
Planung <strong>und</strong> Forschung<br />
Landschaft Stadt Freiraum<br />
Am Wall 113, 28195 <strong>Bremen</strong><br />
T: (0421) 178 647-70 | F: -69<br />
pt-planung.de | post@pt-planung.de<br />
Dr. Ing. Käthe Protze<br />
Dipl. Ing. Christoph Theiling<br />
Dipl. Ing. Thomas Czekaj<br />
Druck: BerlinDruck<br />
ISBN-Nr.: 3-933229-33-2<br />
<strong>Bremen</strong>, Februar 2010<br />
IMPRESSUM<br />
75
ISBN 3-933229-33-2