und Jugendhilfe (Hrsg.) Kinder - Peter Marquard

Altersgrenzen A
verbreitet, bei dem neben SGB VIII-Aufgaben noch andere Dienstleistungen übernommen
werden.
Nahezu alle Allgemeinen Sozialdienste arbeiten nach dem Prinzip der regionalen
räumlichen Zuständigkeit, d.h. jede Fachkraft (i.d.R. Sozialarbeiter/-pädagoge) ist
in einem definierten Bezirk für alle dem Allgemeinen Sozialdienst zugeordneten
Aufgaben zuständig (Bezirkssozialarbeit). Zu seinem Profil gehört auch, dass Klientenkontakte
in vergleichsweise hohem Umfang in Form von Hausbesuchen stattfinden.
Für eine kompetente sozialpädagogische Diagnostik ist die Fachkraft darauf
angewiesen, das Verhalten der Familienmitglieder im häuslichen Umfeld zu sehen.
In diesem Profil findet allerdings auch die traditionelle Skepsis ihre Begründung,
wenn sie der behördlichen Kinder- und Jugendhilfe deren problematische Mischung
von Hilfe- und Kontrollfunktionen vorhält.
Das heutige Profil des Allgemeinen Sozialdienstes hat sich insbesondere aus dem
früher verbreiteten Außendienst des Jugend-, Gesundheits- oder Sozialamts entwickelt.
Dieser Außendienst arbeitete den jeweiligen Innendiensten zu, besuchte die
Familien in ihren Wohnungen und prüfte Leistungsvoraussetzungen. Er erstellte
Stellungnahmen, die über den Innendienst an andere Stellen, z.B. das Familiengericht
oder die Schule, weitergeleitet wurden. Der Außendienst hatte regelmäßig
keine eigenen Entscheidungskompetenzen, die lagen beim Innendienst, z.B. in den
für Erziehungshilfen zuständigen Verwaltungsabteilungen. Mittlerweile sind Innenund
Außendienste meist im Allgemeinen Sozialdienst zusammengefasst, sowohl in
fachlich-methodischer als auch in organisatorischer Hinsicht.
Ob der Allgemeine Sozialdienst für sein multifunktionales Aufgabenprofil –
quantitativ wie qualitativ – adäquat ausgestattet ist, wird in der Fachliteratur zunehmend
bezweifelt.
Weiterführende Hinweise:
Bassarak (Hrsg.), Modernisierung kommunaler Sozialverwaltungen und der Sozialen
Dienste, 1997; Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (Hrsg.), Profil für einen kommunalen
Sozialdienst, 2002; Schrapper, Allgemeiner Sozialdienst, in: Kreft/Mielenz (Hrsg.),
Wörterbuch Soziale Arbeit, 6. Aufl. 2008
Altersgrenzen
� Handlungsfähigkeit, � Rechtsfähigkeit
Thomas Mörsberger
Im geltenden Recht gibt es eine große Vielfalt von Altersgrenzen, an die bestimmte
Rechtsfolgen geknüpft sind. Im Rahmen der Entwicklung eines jungen Menschen
sind im Kinder- und Jugendhilferecht, aber auch in anderen Rechtsbereichen zahlreiche
Altersgrenzen festgelegt, ab denen ein junger Mensch als hinreichend alt
oder „reif“ angesehen wird, um eigenständig an gesellschaftlichen Vorgängen teilzunehmen.
Altersgrenzen haben in erster Linie eine Schutzfunktion. Sie werden
gesetzt, um junge Menschen oder die Gesellschaft besser vor bestimmten nachteiligen
Folgen zu schützen, weil Kinder und Jugendliche in ihrer Reife noch nicht so
weit fortgeschritten sind, ihr eigenes Tun für sich oder die Auswirkungen ihres
Tuns auf die Gesellschaft zu erkennen und abzuschätzen. Viele dieser Altersgrenzen
9