10.07.2015 Aufrufe

EMV-orientiertes Konzept für Blitzschutz und Erdung von Anlagen ...

EMV-orientiertes Konzept für Blitzschutz und Erdung von Anlagen ...

EMV-orientiertes Konzept für Blitzschutz und Erdung von Anlagen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

15.2Seite 1 <strong>von</strong> 20<strong>EMV</strong>-<strong>orientiertes</strong> <strong>Konzept</strong> für <strong>Blitzschutz</strong> <strong>und</strong><strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> <strong>Anlagen</strong> der Chemieindustrie1. AllgemeinesDieses <strong>Konzept</strong> enthält die gr<strong>und</strong>sätzlichen Anforderungendes äußeren <strong>und</strong> inneren <strong>Blitzschutz</strong>es <strong>und</strong> diedarüber hinausgehenden Anforderungen der elektromagnetischenVerträglichkeit (<strong>EMV</strong>) zur weiteren Reduzierungder elektromagnetischen Einwirkungen aufelektrische <strong>und</strong> elektronische Systeme einer Anlageder Chemieindustrie. Dabei werden insbesondere dieAnforderungen an die Systeme <strong>und</strong> Einrichtungen derProzessleittechnik (PLT) behandelt.Der äußere <strong>Blitzschutz</strong> besteht aus Fangeinrichtungen,Ableitungseinrichtungen <strong>und</strong> miteinander verb<strong>und</strong>enen<strong>Erdung</strong>sanlagen. Seine Aufgabe ist das Einfangendes Blitzes, die sichere Ableitung des Stromes inRichtung Erdboden <strong>und</strong> seine Verteilung im Erdreich.Der innere <strong>Blitzschutz</strong> umfasst alle zusätzlichen Maßnahmen,die zur Reduzierung der elektromagnetischenEinwirkungen durch Blitz innerhalb des zuschützenden Raumes erforderlich sind. Dazu gehöreninsbesondere der <strong>Blitzschutz</strong>-Potentialausgleich <strong>und</strong>das Beachten der Näherungsabstände.Die Gebäude werden wie folgt in Schutzklassen eingeteilt:• Gebäude mit wichtigen Einrichtungen der PLT:Schutzklasse I nach DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) Ed.2: 2011-10• sonstige Gebäude: Schutzklasse III nach DIN EN62305-3 / VDE 0185-305-3 Okt.2006.2. Planungs- <strong>und</strong> MontagerichtlinienDie Gliederung dieses Abschnitts erfolgt anhand derunterschiedlichen Bereiche innerhalb einer Chemieanlage:Gebäude-Konstruktion, Außen-<strong>und</strong> Innen-Bereich <strong>von</strong> Gebäuden, Produktionsanlagen, Bereichzwischen Gebäuden <strong>und</strong> Produktionsanlagen. Dadurchwerden verschiedene Punkte zwar gr<strong>und</strong>sätzlichmehrfach angesprochen; sie werden aber nur aneiner Stelle detailliert behandelt. An den anderen Stellenwird jeweils darauf verwiesen.2.1 Gebäude-KonstruktionDieser Abschnitt behandelt alle Maßnahmen, die dem<strong>EMV</strong>-gerechten Aufbau eines Gebäudes dienen.Die darüber hinausgehenden Anforderungen zurelektromagnetischen Verträglichkeit der <strong>Anlagen</strong> behandelnweitere Maßnahmen, die die elektromagnetischenEinwirkungen durch Blitz <strong>und</strong> andere Störeinflüsseweiter reduzieren. Dazu gehörenz.B. die elektromagnetische Schirmwirkung <strong>von</strong> Gebäuden,die Kabelverlegung, die <strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> Kabeltragkonstruktionen<strong>und</strong> Schränken, etc. sowie dieBehandlung <strong>von</strong> Kabelschirmen <strong>und</strong> die Netzform derVersorgungs- <strong>und</strong> Signalnetze.Alle in diesem <strong>Konzept</strong> beschriebenen Maßnahmensind dabei so aufeinander abgestimmt, dasskeineunzulässig hohen Überspannungen in die Einrichtungender PLT eingekoppelt werden können. Die Maßnahmensind weiterhin auch für alle anderen elektronischenSysteme gültig, z.B. Objektschutz-Anlage,Brandmelde-Anlage, Kommunikations-Anlage, etc.Die Verkabelung dieser <strong>Anlagen</strong> verläuft auf demgleichen Verkabelungslevelwie die PLT-Kabel, <strong>und</strong>dadurch sind Überkopplungen möglich. Im folgendenwird deshalb zumeist allgemein <strong>von</strong> Elektroniksystemenbzw. Elektronikkabeln gesprochen.Die in diesem <strong>Konzept</strong> beschriebenen Maßnahmenreduzieren auch die Überspannungen in Niederspannungs-<strong>Anlagen</strong>.Die Anforderungen für die <strong>Erdung</strong>der Nieder- <strong>und</strong> Mittelspannungs-<strong>Anlagen</strong> nach starkstromtechnischenGesichtspunkten (Beherrschung<strong>von</strong> Kurzschlussströmen bei Erdfehlern), die über dierein blitzschutztechnischen Anforderungen hinausgehen,sind ebenfalls in diesem <strong>Konzept</strong> behandelt.2.1.1 Äußerer <strong>Blitzschutz</strong>2.1.1.1 FangeinrichtungenFür Gebäude mit wichtigen Einrichtungen der PLT, dieder Schutzklasse I nach DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) Ed.2: 2011-10 zugeordnet werden, sind aufdem Dach Fangeinrichtungen vorzugsweise in Form<strong>von</strong> Maschen mit einer Maschenweite <strong>von</strong> ca. 5 m x5 m zu installieren (Bilder 1 <strong>und</strong> 2). Dabei sind insbesonderealle Dachränder, -kanten <strong>und</strong> -ecken mitFangleitungen zu schützen. Die Fangleitungen sind anden Dachrändern mit der Bewehrung bzw. der Metallfassadeder Gebäudeschirmung nach Abschnitt 2.1.2oder ggf. mit den Ableitungen nach Abschnitt 2.1.1.2zu verbinden.Für sonstige Gebäude, die der Schutzklasse III nachDIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) Ed.2: 2011-10zugeordnet werden, sind auf dem Dach Fangeinrichtungenvorzugsweise in Form <strong>von</strong> Maschen mit einerMaschenweite <strong>von</strong> ca. 5 m x 5 m zu installieren. Dabeisind insbesondere alle Dachränder, -kanten <strong>und</strong> -eckenmit Fangleitungen zu schützen. Die Fangeinrichtungensind an den Dachrändern mit den Ableitungennach Abschnitt 2.1.1.2 zu verbinden.Verfasser: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern, Manfred Weinig Stand 05/2012


15.2Seite 2 <strong>von</strong> 20<strong>EMV</strong>-<strong>orientiertes</strong> <strong>Konzept</strong> für <strong>Blitzschutz</strong> <strong>und</strong><strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> <strong>Anlagen</strong> der ChemieindustrieBild 2: Ausführung FangeinrichtungenBild 1: Äußerer <strong>Blitzschutz</strong> Fangeinrichtungen2.1.1.2 AbleitungseinrichtungenGebäude mit wichtigen Einrichtungen der PLT, die derSchutzklasse I nach DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) Ed.2: 2011-10 zugeordnet werden, sind vorzugsweiseals engmaschige „Faraday‘sche Käfige“ nachAbschnitt 2.1.2 auszubilden. Die Funktionen der Ableitungenwird dann <strong>von</strong> einem verschweißten Maschennetzaus R<strong>und</strong>stahl ø 10 mm mit einer Maschenweite<strong>von</strong> ca. 5 m x 5 m in der Bewehrung der Außenwändeoder <strong>von</strong> der Metallfassade übernommen (Bilder 3 <strong>und</strong>4a+4b). Dort, wo die Ausbildung eines „Faraday‘schenKäfigs“ nicht möglich ist, sind Ableitungen im Abstand<strong>von</strong> ca. 10 m an den Außenwänden r<strong>und</strong> um die Gebäudezu errichten. Diese Ableitungen sind mit demRingerder <strong>und</strong> dem F<strong>und</strong>amenterder nach Abschnitt2.1.1.3 zu verbinden.Für sonstige Gebäude, die der Schutzklasse III nachDIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) Ed.2: 2011-10 zugeordnetwerden, sind Ableitungen im Abstand <strong>von</strong> ca.15 m an den Außenwänden r<strong>und</strong> um die Gebäude zuerrichten. Diese Ableitungen sind mit dem Ringerder<strong>und</strong> dem F<strong>und</strong>amenterder nach Abschnitt 2.1.1.3 zuverbinden.Bild 3: Anschluss <strong>von</strong> Metallfassaden, Fang- <strong>und</strong> Ableitungseinrichtungen <strong>und</strong> BewehrungVerfasser: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern, Manfred Weinig Stand 05/2012


15.2Seite 4 <strong>von</strong> 20<strong>EMV</strong>-<strong>orientiertes</strong> <strong>Konzept</strong> für <strong>Blitzschutz</strong> <strong>und</strong><strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> <strong>Anlagen</strong> der Chemieindustrie2.1.2 Gebäude aus Stahlbeton oder mit MetallfassadeInnerhalb <strong>von</strong> Gebäuden entstehen bei einem BlitzeinschlagÜberspannungen in den elektrischen Einrichtungen.Die Höhe der Spannungen ist u.a. abhängig<strong>von</strong> der Gebäudedämpfung für elektromagnetischeFelder, hierbei insbesondere für magnetische Felder.Um eine ausreichende Schirmwirkung der Gebäudezu erreichen, ist es sinnvoll, alle Gebäude mit wichtigenPLT-Einrichtungen als geschlossenen, engmaschigen„Faraday‘schen Käfig“ auszuführen.Dieses wird erreicht durch:• eine durchgehende übliche Bewehrung (mindestenszweilagig) um das gesamte Gebäude (Sohle, Außenwände,Decken <strong>und</strong> Dach);• eine geschlossene Metallfassade bei Skelettbauten(Bild 3). Dabei muss das Dach entweder durchgehendbewehrt sein oder z.B. bei Fertigteilen mit einemdurchgehenden Gitter mit einer Maschenweite<strong>von</strong> kleiner 15 cm x 15 cm (z.B. Baustahlmatten) abgedecktwerden (Bild 7).2.2 Außen an GebäudenDieser Abschnitt behandelt alle Maßnahmen, die dem<strong>EMV</strong>-gerechten Aufbau elektrischer Geräte <strong>und</strong> derenVerkabelung an der Gebäude-Außenseite dienen.2.2.1 Kabeltragkonstruktionen (Kabelbahnen)Kabeltragkonstruktionen sind im gesamten Verlaufkomplett über kurze Verbindungselemente durch-zuverbinden.Dies gilt auch für Gitter- <strong>und</strong> Rohrbahnen.Kabeltragkonstruktionen sind mindestens an den Endenauf kürzestem Wege mit der Bewehrung bzw. derMetallfassade zu verbinden. Bei längeren Kabeltragkonstruktionensind Verbindungen mit der Bewehrungbzw. der Metallfassade im Abstand <strong>von</strong> ca. 20 m vorzunehmen.Führen Kabeltrassen in ein Gebäude hinein (Kabeldurchführungen),so sind die Kabeltragkonstruktionenan den Gebäudegrenzen auf kürzestem Wege mit derBewehrung oder der Metallfassade <strong>und</strong> mit den Kabeltragkonstruktionenim Innenbereich zu verbinden.An den Verbindungsstellen ist eine sichere elektrischeVerbindung zu realisieren. Eine Darstellung der Einzelmaßnahmenan einer typischen Kabeltragkonstruktion(einschließlich Gitterbahnen) enthalten die BilderBild 8: Ausführung Kabelbahnen - ÜbersichtBild 7: Zusätzliche Abschirmmaßnahmen auf GebäudedächernBild 9: Ausführung Kabelbahnen - Detail KnickstelleVerfasser: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern, Manfred Weinig Stand 05/2012


15.2Seite 5 <strong>von</strong> 20<strong>EMV</strong>-<strong>orientiertes</strong> <strong>Konzept</strong> für <strong>Blitzschutz</strong> <strong>und</strong><strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> <strong>Anlagen</strong> der Chemieindustrie2.2.2 Kabel außen an bzw. auf GebäudenHierzu zählen z.B. Kabel, die außen seitlich an oderauf Gebäuden zu Gebern, Antennen, Telefonen, Kameras,Meldeeinrichtungen, Beleuchtungseinrichtungen,etc. verlegt werden.Außerhalb <strong>von</strong> Gebäuden dürfen nur Elektronik-kabelmit einem elektrisch ausreichend leitfähigen Schirmmit ausreichender Stromtragfähigkeit (z.B. Geflecht)verwendet werden (Ausnahme: Kabellänge außerhalbdes Gebäudes < 1m).Bild 10:Ausführung Kabelbahnen Detail GebäudeeintrittEs ist auf eine konsequente Leveltrennung zu ach-ten.Auf den Leittechnik-Pritschen dürfen nur Elektronikkabel(PLT, Kommunikation, Brandmel-de-<strong>Anlagen</strong>,Objektschutz, Rufanlagen, etc. ) mit einer Nennspannung< 60 V verlegt werden. NS-<strong>und</strong> MS-Kabel dürfennur auf eigenen Pritschen verlegt werden. Für die Kabelabständegilt:• NS-Kabel: Abstand > 0,2 m zur LT-Pritsche;• MS-Kabel: Abstand > 0,4 m zur LT-Pritsche.Es ist darauf zu achten, dass die Kabelabstände auchfür die obersten, auf den jeweiligen Pritschen liegendenKabel gelten. Die Pritschen sollten nicht überfülltwerden.Wie bei den Pritschen ist auch bei den Steigetras-senauf eine konsequente Leveltrennung der Elek-tronikkabelzu den NS- <strong>und</strong> MS-Kabeln zu achten. Es geltendie gleichen Festlegungen.Weiterhin wird empfohlen, außerhalb <strong>von</strong> Gebäuden<strong>und</strong> Kabelkanälen nur geschirmte NS-Kabel zu verwenden.Die Kabel sind so zu verlegen, dass sie nicht direktvom Blitz getroffen werden können. Die Kabel sindmöglichst direkt an dem elektrischen Gerät aus demGebäude bzw. aus der Metallfassade herauszuführen.Bis zu einer Länge <strong>von</strong> ca. 1 m sind für Elektronikkabelkeine Zusatzmaßnahmen erforderlich. Bei NS-Kabelnsind gr<strong>und</strong>sätzlich keine Zusatzmaßnahmen erforderlich.Bei Elektronikkabeln, die länger als 1 m an der Außenwandverlegt werden, <strong>und</strong> bei allen Kabeln (einschließlichNS-Kabeln) auf Dächern <strong>und</strong> seitlich anGebäuden oberhalb 20 m können folgende Schutzmaßnahmendurchgeführt werden:• wenn keine direkten Blitzeinschläge in die Kabelmöglich sind: Verlegung der Kabel direkt außen ander bewehrten Außenwand bzw. der Metallfassade<strong>und</strong> Anschluss des stromtragfähigem Kabelschirmsdirekt am Gebäudeeintritt (Bild 11) <strong>und</strong> am elektrischenGerät;In bestimmten Bereichen der Verkabelung (Mauer-<strong>und</strong>Deckendurchführungen <strong>und</strong> Stichverkabelung) ist esnicht immer möglich, die o.g. Abstände zwischen Elektronikkabeln<strong>und</strong> den NS- <strong>und</strong> MS-Kabeln einzuhalten.Dabei sind folgende Abstände zulässig:Für die Länge l ist die Summe aller Parallelführungenauf der gesamten Kabelstrecke zugr<strong>und</strong>e zu legen.Bild 11: Ausführung Anschluss Kabelschirme <strong>von</strong> Außenkabelnam GebäudeeintrittVerfasser: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern, Manfred Weinig Stand 05/2012


15.2Seite 12 <strong>von</strong> 20<strong>EMV</strong>-<strong>orientiertes</strong> <strong>Konzept</strong> für <strong>Blitzschutz</strong> <strong>und</strong><strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> <strong>Anlagen</strong> der Chemieindustrie2.3.6 UnterverteilerDie metallenen Unterverteiler sind bei Wandmontageauf kurzem Wege mit der Bewehrung bzw. dem Innenerdungsnetzzu verbinden. Sind Unterverteiler auf einemMontagegestell montiert, so ist dieses ebenfallsmit der Bewehrung bzw. dem Innenerdungsnetz zuverbinden.2.3.7 PLT-GerätePLT-Geräte (Geber, Messumformer,etc.) sind gr<strong>und</strong>sätzlichwie die Unterverteiler zu erden. Sind PLT-Geräteauf (geerdeten) Rohrleitungen oder anderen Metallkonstruktionenmontiert, so sind dort direkte elektrischeAnschlüsse, ggf. über flexible Verbindungen, zuschaffen. Bei Wandmontage ist eine kurze Verbindungzur Bewehrung bzw. dem Innenerdungsnetz herzustellen.2.3.8 Starkstromtechnische KomponentenFür MS-<strong>Anlagen</strong> (> 1 kV) wird in der Regel zusätzlichzum Anschluss an das Innenerdungsnetz des eigenenGebäudes eine <strong>Erdung</strong>sleitung vorgesehen. Diese<strong>Erdung</strong>sleitung bzw. -Sammelleitung muss den Doppelerdschlussstromführen können, sofern der Querschnittdes Kabelschirmes nicht ausreicht. Sie wirdam Verbraucher <strong>und</strong> in der Schaltanlage an die Bewehrung(verschweißtes Maschennetz) bzw. an dasInnenerdungsnetz <strong>und</strong> bei Kabeln aus dem Außenbereicham Gebäudeeintritt an die Bewehrung bzw. Metallfassadeangeschlossen. Die Verlegung erfolgt parallelzur Kabelpritsche auf dem Level der MS-Kabel.Elektrische Betriebsmittel < 1 kV werden nicht zusätzlichgeerdet, wenn bereits die Schutzleiter (PE) angeschlossensind. Nicht zum Betriebsstromkreis gehörendeMetallteile der Betriebsmittel mit Nennspannungen> 1 kV werden zusätzlich geerdet (verschweißtesMaschennetz in Bewehrung bzw. Innenerdungsnetz),soweit sie nicht über ihre Befestigungskonstruktion bereitsausreichend geerdet sind (Bild 26).Schaltanlagen werden zusätzlich zum Anschluss anden Schutzleiter (PE) geerdet (verschweißtes Maschennetzin Bewehrung bzw. Innenerdungsnetz), umeine Mehrfacherdung des Schutzleiters (PE) zu erreichen<strong>und</strong> Schutz gegen Potentialanhebungen durchandere Metallteile zu bieten.Nicht zu den elektrischen Betriebsmitteln gehörendeMetallteile, die im Fehlerfall:• mit unter Spannung stehenden Teilen durch Lichtbogenoder direkte Berührung in Verbindung kommenkönnen, werden geerdetBild 26: Ausführung Anschluss Pumpe über <strong>Erdung</strong>sfestpunktan Bewehrung(DIN VDE 0141). Ist dieses bereits durch einen angeschlossenenSchutzleiter (PE) erreicht, wird keinezusätzliche <strong>Erdung</strong> vorgenommen.• nicht unter Spannung stehen können, werden nurdann angeschlossen, wenn sie mit Teil-längen <strong>und</strong>nichtisoliert im Erdreich liegen oder der Abstand zublanken, spannungsführenden Teilen < 1,5 m ist.• Der Querschnitt <strong>von</strong> <strong>Erdung</strong>s- bzw. Potential-ausgleichs-Sammelleitungenwird nach DIN VDE 0141für den maximalen Kurzschluss-strom ausgelegt.Die Realisierung erfolgt durch Parallelverlegung desEinheitsquer-schnitts 70 mm².Im folgenden werden die komponentenspezifi-schenEinzelmaßnahmen beschrieben:• Der Transformatorrahmen der MS- <strong>und</strong> NS-Transformatorenwird ebenso wie der Sternpunkt (N) <strong>von</strong>NS-Transformatoren mit minde-stens zwei Cu-Seilen70 mm² an das <strong>Erdung</strong>s-system (verschweißtesMaschennetz in Bewehrung bzw. Innenerdungsnetz)angeschlossen.• Die Gehäuse <strong>von</strong> MS-Schaltanlagen werden an jedemEnde einer Schaltschrank-Reihe mit zwei Cu-Seilen 70 mm² an das <strong>Erdung</strong>ssystem (verschweißtesMaschennetz in Bewehrung bzw. Innenerdungsnetz)angeschlossen .• Der Schutzleiter (PE) <strong>von</strong> NS-<strong>Anlagen</strong> soll vorzugsweiseam Transformator gebildet werden, nichtVerfasser: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern, Manfred Weinig Stand 05/2012


15.2Seite 13 <strong>von</strong> 20<strong>EMV</strong>-<strong>orientiertes</strong> <strong>Konzept</strong> für <strong>Blitzschutz</strong> <strong>und</strong><strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> <strong>Anlagen</strong> der Chemieindustriein der Schaltanlage. Die PE-Schienen <strong>von</strong> NS-Schaltanlagen werden an jedem Ende einer Schaltschrank-Reihemit einem Cu-Seil 70 mm² an das<strong>Erdung</strong>ssystem (verschweißtes Maschennetz in Bewehrungbzw. Innenerdungsnetz) angeschlossen.Der Schutzleiter (PE) wird mit der Schrankerdungverb<strong>und</strong>en. Die übrigenSchutzmaßnahmen entsprechenDIN VDE 0100.• Der Neutralleiter (N) <strong>von</strong> NS-<strong>Anlagen</strong> soll in denSchaltanlagen nicht geerdet werden (TN-S-Netzform,vgl. Abschnitt 2.3.11).• NS-Motoren sowie alle anderen NS-Verbraucherbrauchen nicht gesondert geerdet zu werden, wennim Leistungskabel ein Schutzleiter (PE) mitgeführt<strong>und</strong> angeschlossen ist (Schutzleiter-Querschnittentsprechend VDE 0100, Teil 540). Eine zusätzliche<strong>Erdung</strong> kann aus <strong>EMV</strong>-Gründen sinnvoll sein (Pumpen,sonstige Aggregate).2.3.9 Sonstige Metallkonstruktionen(Klimaanlagen/ Rohre)Metallene Konstruktionen, die in das Gebäude eintreten,werden direkt am Gebäudeeintritt nach Abschnitt2.2.3 geerdet.Metallene Konstruktionen im Innenbereich (Länge > 1m) werden mindestens einmal an die Bewehrung bzw.das Innenerdungsnetz angeschlossen. Bei längerenKonstruktionen sind Verbindungen mit der Bewehrungbzw. dem Innenerdungsnetz im Abstand <strong>von</strong> ca. 20 mvorzunehmen.2.3.11 Netzformen der PLT-Spannungsversorgungen2.3.11.1 500 V TN-NetzDie 500 V-Wechselstrom-Netze sind vorzugsweiseals TN-S-Netze auszuführen (Bild 28). Dazu wird derNeutralleiter (N) nur am Transformator geerdet (vgl.Abschnitt 2.3.8). Ist dies nicht möglich, so ist zumindesteine letztmalige <strong>Erdung</strong> des Neutralleiters (N) inder Schaltanlage anzustreben. Danach in RichtungVerbraucher erfolgt keine weitere <strong>Erdung</strong> des Neutralleiters(N). Dies entspricht der Netzform TN-C-S.2.3.11.2 500 V IT-NetzDas gesamte 500 V-Netz hat keine direkte Erdverbindung,sondern ist nur indirekt über das Erdschluss-Überwachungssystem mit Erde verb<strong>und</strong>en. Aus Sichtder <strong>EMV</strong> bestehen keine weiteren Anforderungen.2.3.11.3 230 V TN-NetzDie 230 V-Wechselstrom-Netze sind vorzugsweiseals TN-S-Netze auszuführen (Bild 28). Dazu wird derNeutralleiter (N) nur am Transformator geerdet (vgl.Abschnitt 2.3.8). Ist dies nicht möglich, so ist zumindesteine letztmalige <strong>Erdung</strong> des Neutralleiters (N) inder Schaltanlage anzustreben. Danach in RichtungVerbraucher erfolgt keine weitere <strong>Erdung</strong> des Neutralleiters(N). Dies entspricht der Netzform TN-C-S.2.3.10 MesswartenWartenpulte <strong>und</strong> Wartentafeln einschließlich derGr<strong>und</strong>rahmen sind zu behandeln wie unter Abschnitt2.3.5 für Schränke beschrieben (Bild 27). Die Anforderungenan die Leveltrennung nach Abschnitt 2.2.1 sindauch im Bereich <strong>von</strong> Wartenpulten <strong>und</strong> Wartentafelnzu berücksichtigen.Bild 27: Ausführung <strong>Erdung</strong> WartentafelBild 28: TN-S-Netzform <strong>von</strong> NiederspannungsnetzenVerfasser: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern, Manfred Weinig Stand 05/2012


15.2Seite 14 <strong>von</strong> 20<strong>EMV</strong>-<strong>orientiertes</strong> <strong>Konzept</strong> für <strong>Blitzschutz</strong> <strong>und</strong><strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> <strong>Anlagen</strong> der Chemieindustrie2.3.11.4 230 V IT-Netz2.4 ProduktionsanlagenDas gesamte 230 V-Netz hat keine direkte Erdverbindung,sondern ist nur indirekt über das Erdschluss-Überwachungssystem mit Erde verb<strong>und</strong>en. Aus Sichtder <strong>EMV</strong> bestehen keine weiteren Anforderungen.2.3.11.5 24 V-SpannungsversorgungDie red<strong>und</strong>ante 24 V-Spannungsversorgung einesProzessleitsystems wird wie folgt aufgebaut:• Das gesamte 24 V-Spannungssystem hat keine direkteErdverbindung, sondern ist nur indirekt überdas Erdschluss-Überwachungssystem mit Erde verb<strong>und</strong>en.• Die 0 V-Ausgänge der beiden Netzteile A <strong>und</strong> B sindauf kurzem Wege miteinander zu verbinden. DerKabelquerschnitt muss mindestens dem Kabelquerschnittdes 0 V-Ausgangs vom Netzteil entsprechen.• In den 0 V-Leitungen des Haupt- <strong>und</strong> Unterverteilersdürfen niemals Sicherungen eingebaut werden. EinTrennschalter ist jedoch zulässig.• Parallel zum Netzteil A <strong>und</strong> B wird je eine aus-reichenddimensionierte Stützbatterie eingebaut.2.3.12 PLT-SignalleitungenDie Verkabelung im Innenbereich ist bevorzugt mit geschirmtenKabeln (üblicherweise Folienschirm) auszuführen.Das gilt besonders dann, wenn die Kabel denRaum verlassen <strong>und</strong> zu einem anderen (Schalt-)Raumführen.Die Folienschirme sind im Schrank, am Rangierverteilerbzw. am Endgerät auf dem kürzestmöglichen Wegan der Schirmschiene anzuschließen. Von dort wirdeine kurze Verbindung zur Schrankmasse <strong>und</strong> damitzur Bewehrung hergestellt.An Unterverteilern sind alle Schirme der Sammelkabel<strong>und</strong> Stichkabel über eine Schirmschiene anzuschließen.Dieser Abschnitt behandelt alle Maßnahmen, die dem<strong>EMV</strong>-gerechten Aufbau elektrischer Geräte <strong>und</strong> derenVerkabelung in der Produktionsanlage dienen.Ist die Anbindung der Produktionsanlage mit demMesswarten- bzw. Schaltraumgebäude gemäß Abschnitt2.5 ausgeführt, gelten für die Verkabelungzwischen Anlage <strong>und</strong> Gebäude ebenfalls die unter Abschnitt2.4 beschriebenen Maßnahmen.2.4.1 Äußerer <strong>Blitzschutz</strong>2.4.1.1 FangeinrichtungenIn den Produktionsanlagen werden üblicherweise keinegesonderten Fangeinrichtungen errichtet. Ein direkterBlitzeinschlag in die metallenen Kom-ponentender Produktionsanlagen ist gr<strong>und</strong>sätzlich zulässig.Bestehen für einzelne Komponenten diesbezüglichbesondere Anforderungen, so sind ent-weder Fangleitungenbzw. maschenförmige Fangeinrichtungen nachAbschnitt 2.1.1.1 oder teiliso-lierte Fangeinrichtungenzu errichten (Bild 13).Befinden sich innerhalb der Produktionsanlagen Gebäudemit wichtigen Einrichtungen der PLT, die derSchutzklasse I nach DIN EN 62305-3 / VDE 0185-305-3 Okt. 2006 zugeordnet werden, gelten die Anforderungenaus Abschnitt 2.1.2.4.1.2 AbleitungenIn den Produktionsanlagen werden üblicherweise keinegesonderten Ableitungen errichtet. Die ge-samteStahlkonstruktion der Produktionsanlage wird so ausgeführt,dass sie den Blitzstrom führen kann.2.4.1.3 <strong>Erdung</strong>ssystemUnter der Produktionsanlage ist ein <strong>Erdung</strong>smaschennetzmit einer Maschenweite <strong>von</strong> ca. 10 m x 10m aus Cu-Seilen 70 mm² in einer Tiefe <strong>von</strong> mindestens0,5 m zu verlegen.An dieses <strong>Erdung</strong>smaschennetz sind die F<strong>und</strong>a-menterderder Stahlkonstruktionen, der Rohr-brücken <strong>und</strong>der Produktionsanlagen selbst sowie die F<strong>und</strong>amenterderbzw. Ringerder der ggf. vor-handenen Gebäudeim Abstand <strong>von</strong> ca. 10 m anzuschließen (Bilder 29 bis31).Verfasser: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern, Manfred Weinig Stand 05/2012


15.2Seite 15 <strong>von</strong> 20<strong>EMV</strong>-<strong>orientiertes</strong> <strong>Konzept</strong> für <strong>Blitzschutz</strong> <strong>und</strong><strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> <strong>Anlagen</strong> der ChemieindustrieDie F<strong>und</strong>amenterder (FE) der Stahlkonstruktionen,der Rohrbrücken, der Produktionsanlagen <strong>und</strong> derggf. vorhandenen Gebäude sind nach DIN 18014 zuerrichten. Es gelten die Anforderungen aus Abschnitt2.1.1.3.2.4.2 StahlbauBild 29: Ausführung Anschluss Produktionsstätte überAnschlussfahne an F<strong>und</strong>amenterderDie Stahlkonstruktionen der Produktionsanlagen einschließlichder Produktionsstätten sind miteinanderelektrisch sicher leitend zu verbinden. Dies gilt für alleVerbindungsstellen bzw. Kreuzungsstellen <strong>von</strong> Stahlkonstruktioneninnerhalb der Produktionsanlagen <strong>und</strong>insbesondere für die Rohrleitungsbrücken. Schweißverbindungensind Klemmverbindungen gr<strong>und</strong>sätzlichvorzuziehen.Die Stahlkonstruktionen sind an den F<strong>und</strong>amentenmit den an den F<strong>und</strong>amenterdern angeschlossenen<strong>Erdung</strong>sfestpunkten oder Anschlussfahnen zu verbinden.Damit erfolgt eine Anbindung der Stahlkonstruktionen(im Rastermaß <strong>von</strong> ca. 10 m x 10 m) an das<strong>Erdung</strong>smaschennetz aus Abschnitt 2.4.1.3.2.4.3 Kabeltragkonstruktionen (Kabelbahnen)Kabeltragkonstruktionen sind im gesamten Verlaufkomplett über kurze Verbindungselemente durchzuverbinden.Dies gilt auch für Gitter- <strong>und</strong> Rohr-bahnen.Es gelten die Anforderungen aus den Abschnitten2.2.1 bzw. 2.3.2 (Bilder 8 bis 10).Bild 30: Ausführung Anschluss Tragkonstruktion überAnschlussfahnen an F<strong>und</strong>amenterderKabeltragkonstruktionen sind an allen Auflagestellenmit der Stahlkonstruktion der Produktionsanlage zuverbinden.Führen Kabeltrassen in eine Stahlkonstruktion derProduktionsanlage hinein, sind die Kabeltragkonstruktionenan der Kabeldurchführung auf kürzestem Wegemit der Stahlkonstruktion <strong>und</strong> ggf. mit den Kabeltragkonstruktionenim Innenbereich zu verbinden.Führen Kabeltrassen in ein Gebäude in einer Produktionsanlagehinein, sind die Kabeltragkonstruktionenan den Gebäudegrenzen auf kürzestem Wege mit derBewehrung oder der Metallfassade <strong>und</strong> mit den Kabeltragkonstruktionenim Innenbereich zu verbinden.2.4.4 Kabel in ProduktionsanlagenBild 31: Ausführung Anschluss Stahlbetonträger überAnschlussfahne an F<strong>und</strong>amenterderAußerhalb <strong>von</strong> Gebäuden dürfen nur Elektronikkabelmit einem elektrisch ausreichend leitfähigen Schirmmit ausreichender Stromtragfähigkeit (z.B. Geflecht)verwendet werden (Ausnahme: Kabellänge außerhalbdes Gebäudes < 1m). Es wird empfohlen, im Außenbereichnur doppelt geschirmte Elektronikkabel mit Folienschirm<strong>und</strong> zusätzlichem stromtragfähigen Schirmeinzusetzen.Verfasser: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern, Manfred Weinig Stand 05/2012


15.2Seite 16 <strong>von</strong> 20<strong>EMV</strong>-<strong>orientiertes</strong> <strong>Konzept</strong> für <strong>Blitzschutz</strong> <strong>und</strong><strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> <strong>Anlagen</strong> der ChemieindustrieWeiterhin wird empfohlen, außerhalb <strong>von</strong> Gebäuden<strong>und</strong> Kabelkanälen auch nur geschirmte NS-Kabel zuverwenden.Die Kabel sind gr<strong>und</strong>sätzlich so zu verlegen, dass sienicht direkt vom Blitz getroffen werden können. DieKabel sind möglichst bis direkt zum elektrischen Gerätauf den Kabeltragkonstruktionen zu führen. Dies giltinsbesondere für Kabel zwischen der Produktionsanlage<strong>und</strong> dem Schaltraum. Um direkte Blitzeinschlägein das Kabel bzw. das elektrischen Gerät auszuschließen,kann die Installation einer teilisolierten Blitzfangeinrichtungsinnvoll sein.• Handelt es sich um doppelt geschirmte Kabel (Kabelmit Folienschirm <strong>und</strong> zusätzlichem stromtragfähigenSchirm), sind die zusätzlichen stromtragfähigenSchirme gemäß der obigen Darstellung zu behandeln,d.h. ohne wirksame Unterbrechung bis zumPLT-Gerät zu führen <strong>und</strong> sowohl am Unterverteilerals auch am PLT-Gerät aufzulegen. Der Folienschirmist dagegen lediglich am Elektronik-Schrankaufzulegen.Auch die Schirme <strong>von</strong> NS-Kabeln sind nach der obigenDarstellung aufzulegen, d.h. an den Unterverteilern<strong>und</strong> an den jeweiligen Endgeräten sind Anschlüssevorzunehmen.Es wird empfohlen, nach Möglichkeit LWL-Kabel füralle elektronischen Verbindungen zwischen räumlichgetrennten Gebäuden <strong>und</strong> Produktionsanlagen zuverwenden. In diesen Fällen ist darauf zu achten, dassdie LWL-Kabel keine metallenen Aufbauelemente enthalten(Stahlseele, Metallschirme).2.4.5 Schalt- <strong>und</strong> ElektronikschränkeSchränke in den Produktionsanlagen sind direkt mitder Stahlkonstruktion zu verbinden. Die Schränke sinddabei an mindestens zwei Punkten mit der Stahlkonstruktionzu verschweißen oder zu verschrauben.Für Schränke, die in Gebäuden in Produktionsan-lageninstalliert werden, gelten die Anforderungen ausAbschnitt 2.3.5.2.4.6 UnterverteilerBild 32: <strong>Erdung</strong> der Schirme <strong>von</strong> PLT-Kabeln Doppeltgeschirmte Kabel für den Außenbereich mit Folienschirm<strong>und</strong> stromtragfähigem GeflechtschirmDie Kabelschirme der PLT-Kabel sind wie folgt zu behandeln(Bild 32):• Handelt es sich um einfach geschirmte Elektronikkabelmit Geflechtschirm, sind die Kabel-schirmeam Unterverteiler über die PG-metallene Verschraubungaufzulegen, <strong>von</strong> dort ohne Unterbrechung biszum PLT-Gerät weiterzuführen <strong>und</strong> dort wiederumaufzulegen. Der Unterverteiler <strong>und</strong> das PLT-Gerätsind auf kürzestem Weg mit der Stahlkonstruktionder Produktionsanlage zu verbinden.Die metallenen Unterverteiler sind bei Wandmonta-geauf kurzem Wege mit der Stahlkonstruktion der Produktionsanlagezu verbinden. Sind Unterverteiler aufeinem Montagegestell montiert, so ist dieses ebenfallsmit der Stahlkonstruktion zu verbinden.2.4.7 PLT-GerätePLT-Geräte (Geber, Messumformer,etc.) sind gr<strong>und</strong>sätzlichwie die Unterverteiler zu erden. Sind PLT-Geräte auf (geerdeten) Rohrleitungen oder anderenMetallkonstruktionen montiert, so sind elektrische Anschlüsse,ggf. über flexible Verbindungen, zu schaffen.Bei Wandmontage ist eine kurze Verbindung zur Stahlkonstruktionherzustellen.2.4.8 Starkstromtechnische KomponentenEs gelten die Anforderungen aus Abschnitt 2.3.8.Verfasser: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern, Manfred Weinig Stand 05/2012


15.2Seite 17 <strong>von</strong> 20<strong>EMV</strong>-<strong>orientiertes</strong> <strong>Konzept</strong> für <strong>Blitzschutz</strong> <strong>und</strong><strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> <strong>Anlagen</strong> der Chemieindustrie2.4.9 Sonstige Metallkonstruktionen (Rohrleitungen).Sonstige metallene Konstruktionen in den Produktionsanlagensind, unabhängig <strong>von</strong> deren Länge, andie Stahlkonstruktion anzuschließen. Bei längerenKonstruktionen sind Verbindungen mit der Stahlkonstruktionim Abstand <strong>von</strong> ca. 10 m vorzunehmen. Diesgilt insbesondere für alle Rohrleitungen auf den Rohrleitungsbrücken.Gleisanlagen, Kranschienen, Beladestationen mitWiegeeinrichtungen, etc. sind direkt mit dem <strong>Erdung</strong>smaschennetzzu verbinden.2.4.10 NäherungenIm Bereich der Produktionsanlagen bestehengr<strong>und</strong>sätzlichkeine Anforderungen an Sicherheitsabstände.Die Stahlkonstruktionen <strong>und</strong> Produktionsstätten selbstführen bei Blitzeinschlag Teil-Blitzströme, deren Scheitelwertedurch die vielfachen <strong>und</strong> sehr engmaschigenVerbindungen dereinzelnen Metallteile sehr geringsind. Damit bestehen Anforderungen an Sicherheitsabständenur imeinige mm-Bereich, die durch die Kabelisolierungenausreichend gewährleistet werden.Die Unterverteiler, PLT-Geräte, Schränke <strong>und</strong> andereKomponenten werden direkt mit der Stahlkonstruktionverb<strong>und</strong>en (<strong>Blitzschutz</strong>-Potentialausgleich), so dasshier keine Anforderungen an Sicherheitsabstände existieren.Im Bereich <strong>von</strong> zusätzlich errichteten Fangeinrichtungennach Abschnitt 2.4.1.1 für spezielle Komponentenist ein Trennungsabstand <strong>von</strong> 0,25 mzwischen den zuschützenden elektrischen Komponenten bzw. metallenenKonstruktionen <strong>und</strong> denFangleitungen bzw. Fangstangeneinzuhalten. Der o.g. Wert <strong>von</strong> 0,25 m ist alsgr<strong>und</strong>legender Standardwert zu betrachten. Im Einzelfallkann eine genauere Berechnung des TrennungsabstandsnachDIN EN 62305-3 / VDE 0185-305-3 Okt.2006 erforderlich sein.2.4.11 Schutz vor direkten BlitzeinschlägenEin direkter Blitzeinschlag in die Kabeltragkonstruktionenist zu vermeiden. Dies sollte zunächst durch baulicheMaßnahmen gewährleistet werden, z.B. durch dieAnordnung der Kabeltrassen innerhalb des Stahlbaus.Lässt sich dies nicht realisieren, ist ggf. der Einsatzteilisolierter Fangeinrichtungen erforderlich.Bei Kabelverbindungen zwischen elektrischen Geräteninnerhalb der Produktionsanlage <strong>und</strong> Geräten imSchaltraum ist ein Überspannungsschutz nicht erforderlich,wenn:• die Produktionsanlage gemäß Abschnitt 2.5 mit dem(Schaltraum-)Gebäude verb<strong>und</strong>en ist,• die Kabeltrassen gemäß Abschnitt 2.4.3 durch-verb<strong>und</strong>ensind,• Kabel gemäß Abschnitt 2.4.4 verwendet <strong>und</strong> verlegtwurden <strong>und</strong>• die Kabelschirme gemäß Abschnitt 2.4.4 angeschlossensind.Kabelverbindungen zwischen elektrischen Gerätendiediese Bedingungen nicht erfüllen, müssen mit Überspannungs-Schutzgerätengemäß Abschnitt 2.6 versehenwerden.2.5 Anbindung der Produktionsanlagen<strong>und</strong> GebäudeDieser Abschnitt behandelt alle Maßnahmen, die dem<strong>EMV</strong>-gerechten Aufbau elektrischer Geräte <strong>und</strong> derenVerkabelung zwischen• Produktionsanlage <strong>und</strong> Messwarten- bzw. Schaltraumgebäude,• Produktionsanlage <strong>und</strong> benachbarter Produktionsanlageoder• Gebäude <strong>und</strong> Gebäude dienen.Ist diese Anbindung gemäß Abschnitt 2.5 ausgeführt,gelten für die Verkabelung zwischen Anlage <strong>und</strong> Gebäudealle unter Abschnitt 2.4 beschriebenen Maßnahmen.2.5.1 <strong>Erdung</strong>ssystemZwischen Gebäuden <strong>und</strong> Produktionsanlagen istein<strong>Erdung</strong>smaschennetz mit einer Maschenweite<strong>von</strong> ca.20 m x 20 m aus Cu-Seilen 70 mm² in einer Tiefe <strong>von</strong>mindestens 0,5 m zu verlegen. Die-ses <strong>Erdung</strong>smaschennetzist an die Ringerder umdie Gebäude <strong>und</strong> andie <strong>Erdung</strong>smaschennetzeunter den Produktionsanlagenanzuschließen.An dieses <strong>Erdung</strong>smaschennetz sind die F<strong>und</strong>a-menterderder Stahlkonstruktionen <strong>und</strong> Rohr-brücken, dieGebäude <strong>und</strong> Produktionsanlagen ver-binden, im Abstand<strong>von</strong> ca. 20 m anzuschließen. Es gelten die Anforderungenaus den Abschnitten 2.1.1.3 <strong>und</strong> 2.4.1.3.2.5.2 Stahlbau2.4.12 Überspannungs-Schutzgeräte inProduktionsanlagenÜberspannungs-Schutzgeräte sind nur dort einzusetzen,wo die passiven Schutzmaßnahmen nicht ausreichen.Die Stahlkonstruktionen zwischen Gebäuden <strong>und</strong> Produktionsanlagensind miteinander elektrischsicher leitendzu verbinden. Es gelten die Anforderungen aus2.4.2Verfasser: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern, Manfred Weinig Stand 05/2012


15.2Seite 18 <strong>von</strong> 20<strong>EMV</strong>-<strong>orientiertes</strong> <strong>Konzept</strong> für <strong>Blitzschutz</strong> <strong>und</strong><strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> <strong>Anlagen</strong> der ChemieindustrieBemerkung:- Halfeneisen an den Enden miteinanderverschweißt- Oben gezeigte Anordnung aufbeiden Seiten des Brattbergrahmens- Wenn der Brattbergrahmen <strong>von</strong>beiden Seiten zugänglich ist, kanndieser auch auf beiden Seiten mitder Bewehrung verb<strong>und</strong>en werden.Bild 33: Dehnfugen-Überbrückung durch Brattbergrahmen2.5.3 Dehnfugen-ÜberbrückungBei aneinanderstoßenden Gebäuden mit Kabelverbindungenist es erforderlich, die Dehnfugen zuüberbrücken. Dazu sind die Gebäude im Bereich derKabeldurchführungen durch die Brattbergrahmen miteinanderzu verbinden (Bild 33). Zusätzlich dazu sind,falls vorhanden, Metallfassaden <strong>und</strong> Dachgitter zuüberbrücken.2.5.4 KabelkanäleFür Kabelkanäle gilt für die Schirmwirkung prinzipielldas gleiche wie bei Gebäuden nach Abschnitt 2.1.2.Kanäle aus Ortbeton sind durchgehend bewehrt. DieDehnfugen im Kanalverlauf <strong>und</strong> zu den Gebäudenbzw. Produktionsanlagen werden im Abstand <strong>von</strong> ca.0,5 m mit Cu-Seilen 70 mm² überbrückt (Bild 34). Anden Dehnfugen werden die Bewehrungsstäbe an beidseitigvorhandene, umlaufende Anschlussringe (z.B.Halfeneisen) angeschlossen.Kanäle aus Fertigteilen bestehen aus U-förmigen bewehrtenSegmenten. Die Abdeckplatten sind ebenfallsbewehrt. Die Dehnfugen zwischen den U-Segmenten<strong>und</strong> den Abdeckplatten sind nicht überbrückt. DieKabelverlegung gilt als Erdverlegung (vgl. Abschnitt2.5.5).Bild 34: Dehnfugen-Überbrückung bei KabelkanälenEine Alternative zur zusätzlichen, engeren Über-brückung<strong>von</strong> vielen Dehnfugen bei langen Kabel-kanälenist die Verlegung <strong>von</strong> Elektronikkabeln in geschlossenenMetallrohren, Metallwannen oder flexiblen Kabelschutzschläuchen(Bild 12). Damit wird die erforderlicheelektromagnetische Schirmwirkung <strong>von</strong> den beidseitigan die Gebäudeschirmungen angeschlossenenRohren, Wannen bzw. Schutzschläuchen erreicht.2.5.5 ErdkabeltrassenBei der Erdverlegung sind die Kabel in PE-Rohren zuverlegen. Elektronikkabel dürfen nicht mit NS-oderMS-Kabeln in einem gemeinsamen Rohr verlegt werden.Zwischen den PE-Rohren sind ausreichende Abstände(vgl. Abschnitt 2.2.1) einzuhalten.Über den erdverlegten Kabeln ist ein Cu-Seil 70 mm²zu verlegen (Bild 35). Bei breiten Erdkabeltrassen sindggf. mehrere Cu-Seile erforderlich. Die Cu-Seile sindan beiden Enden an die Gebäude-Ringerder bzw. das<strong>Erdung</strong>smaschennetz der Produktionsanlage anzuschließen.Endet das Kabel an einem einzelnen Gerätim Gelände, so ist das Cu-Seil dort anzuschließen <strong>und</strong>auch mit dem <strong>Erdung</strong>smaschennetz zu verbinden.Verfasser: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern, Manfred Weinig Stand 05/2012


15.2Seite 19 <strong>von</strong> 20<strong>EMV</strong>-<strong>orientiertes</strong> <strong>Konzept</strong> für <strong>Blitzschutz</strong> <strong>und</strong><strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> <strong>Anlagen</strong> der Chemieindustrie2.6.1 <strong>Erdung</strong>ssystemEntfernte Gebäuden <strong>und</strong>/oder entfernte Produktionsanlagenkönnen nicht überein <strong>Erdung</strong>smaschennetzmiteinander verb<strong>und</strong>enwerden. Um die Potentialdif-ferenzzwischen denGebäuden so gering wiemög-lich zu halten, ist derPotentialausgleich dieserGebäude mit möglichstvielen zwischen den Gebäudenvorhandenen elektrischenLeitern zu realisieren(Cu-Seile der Erdkabel,Kabeltragkonstruktionen,Rohrbrücken, Rohrleitungen).2.6.2 ErdkabeltrassenBild 35: Verlegung <strong>von</strong> ErdkabeltrassenVerwendung stromtragfähiger Kabelschirme,Cu-Seil zum Schutz vor direkten BlitzeinschlägenBeim Gebäude ist der stromtragfähige Schirm unmittelbarhinter dem Gebäudeeintritt zu erden.Dazu ist der Schirm auf kürzestem Wege induktionsarman eine Schiene anzuschließen, die direkt mitder Gebäudebewehrung zu verbinden ist (Bild 11),anschließend ohne Unterbrechung bis z.B. zum Elektronikschrankzu führen <strong>und</strong> an der Schirmschiene anzuschließen.In der Produktionsanlage ist der stromtragfähigeSchirm am Unterverteiler <strong>und</strong> am PLT-Gerät anzuschließen.2.6 Zwischen entfernten Gebäuden <strong>und</strong> ProduktionsanlagenDieser Abschnitt behandelt alle Maßnahmen, die beiKabelverbindungen zwischen entfernten Gebäuden<strong>und</strong>/oder Produktionsanlagen für einen <strong>EMV</strong>-gerechtenAufbau einzuhalten sind. Als entfernt sind alle Gebäude/Produktionsanlagenzu betrachten, die nichtgemäß Abschnitt 2.5 verb<strong>und</strong>en sind bzw. verb<strong>und</strong>enwerden können.Es gelten gr<strong>und</strong>sätzlichdie Anforderungen aus Abschnitt2.5.5.Bei geschirmten Kabeln istder Geflechtschirm unmittelbarhinter dem Gebäudeeintrittzu erden. SofernKabel mit Folienschirm verlegtwurden, ist der Folienschirm gemeinsam mit demBeidraht unmittelbar hinter dem Gebäudeeintritt zuerden. Der Schirm ist auf kürzestem Wege induktionsarman eine Schiene anzuschließen, die direkt mit derGebäudebewehrung zu verbinden ist. Anschließendwird der Schirm ohne Unterbrechung bis z.B. zumElektronikschrank weitergeführt <strong>und</strong> an der Schirmschieneangeschlossen.2.6.3 Überspannungs-SchutzgeräteÜberspannungs-Schutzgeräte sind nur dort einzusetzen,wo durch primäre Maßnahmen, wie z.B. durchEinsatz <strong>von</strong> geschirmten Kabeln, durch Einsatz <strong>von</strong>Metallrohren oder geschlossenen Metallwannen oderdurch andere Abschirmungsmaßnahmen, kein ausreichenderSchutz erreicht werden kann. Das gilt nebenden PLT-Kabeln auch für alle anderen Elektronikkabel,in die bei ungenügendem Schutz unzulässige Überspannungeneinkoppeln können, wie ggf. auch für NS-Kabel.Verfasser: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern, Manfred Weinig Stand 05/2012


15.2Seite 20 <strong>von</strong> 20<strong>EMV</strong>-<strong>orientiertes</strong> <strong>Konzept</strong> für <strong>Blitzschutz</strong> <strong>und</strong><strong>Erdung</strong> <strong>von</strong> <strong>Anlagen</strong> der ChemieindustrieBeim Einsatz <strong>von</strong> Überspannungs-Schutzgeräten geltengr<strong>und</strong>sätzlich die Anforderungen aus Abschnitt2.2.6. Die Überspannungs-Schutzgeräte für ein Kabelsind in einem gemeinsamen Gehäuse (<strong>Blitzschutz</strong>kasten)einzusetzen (Bild 15). Zur Verringerung der beiBlitzeinschlag auftretenden Potentialdifferenzen istnoch Folgendes zu beachten:• Der <strong>Erdung</strong>sanschluss der Überspannungs-Schutzgeräteist direkt über die C-Schiene auf das Gehäusedes <strong>Blitzschutz</strong>kastens zu führen (ohne Verdrahtung).• Die Ein- <strong>und</strong> Ausgänge der Überspannungs-Schutzgerätesind räumlich getrennt zu verdrahten.• Alle Adern sind zu beschalten.• Der <strong>Blitzschutz</strong>kasten ist auf kürzestem Wege induktionsarmmit der Stahlkonstruktion zu verbinden.3. Prüfung <strong>und</strong> QualitätssicherungPrüfungen sind eine der Gr<strong>und</strong>bedingungen für die bestimmungsgemäßeWirksamkeit <strong>und</strong> die zuverlässigeInstandhaltung eines <strong>Blitzschutz</strong>systems. Technische<strong>Anlagen</strong>, die der Umwelt ständig ausgesetzt sind, verlierendurch äußere Beanspruchung, z.B. Korrosion,bzw. durch bauliche Veränderungen oft ihre Wirksamkeit.Zu diesen technischen <strong>Anlagen</strong> gehört naturgemäßauch das <strong>Blitzschutz</strong>system:Äußerer <strong>Blitzschutz</strong>:• Fangeinrichtung,• Ableitungseinrichtung,• <strong>Erdung</strong>sanlage,• Gebäude (Raum-; Geräte-, Leitungsschirmungen).Innerer <strong>Blitzschutz</strong>:• <strong>Blitzschutz</strong>potentialausgleich,• Näherungen,• Überspannungsschutz elektrischer Geräte.Die Qualitätssicherung ist durch die Maßnahmen derPlanung, fachgerechte <strong>und</strong> handwerkliche Ausführungsowie eine einwandfreie Dokumentation - unter Berücksichtigungder im Literaturverzeichnis aufgeführtenNormen, Vorschriften <strong>und</strong> Richtlinien - sicherzustellen.Verfasser: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern, Manfred Weinig Stand 05/2012

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!