Aussteigen in Faro, Aufklären in Kabul TITELTHEMA Seite 04 - KV
Aussteigen in Faro, Aufklären in Kabul TITELTHEMA Seite 04 - KV
Aussteigen in Faro, Aufklären in Kabul TITELTHEMA Seite 04 - KV
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<strong>KV</strong>_02_2006_1 10.<strong>04</strong>.2006 11:11 Uhr <strong>Seite</strong> 1<br />
AMAKADEMISCHE<br />
MONATSBLÄTTER<br />
Zeitschrift des Kartellverbandes<br />
katholischer deutscher Studentenvere<strong>in</strong>e<br />
<strong>KV</strong> • 118. Jahrgang • Nr. 03<br />
<strong>Aussteigen</strong> <strong>in</strong> <strong>Faro</strong>,<br />
<strong>Aufklären</strong> <strong>in</strong> <strong>Kabul</strong><br />
<strong>Aufklären</strong> <strong>in</strong> <strong>Kabul</strong> <strong>TITELTHEMA</strong> <strong>Seite</strong> <strong>04</strong><br />
8.000 Euro für Mütter<br />
POLITIK <strong>Seite</strong> 18<br />
Kirche und Welt an der Elbe<br />
<strong>KV</strong>-AKADEMIE <strong>Seite</strong> 16<br />
APRIL 2006<br />
8.000 Euro für Mütter
<strong>KV</strong>_02_2006_2 10.<strong>04</strong>.2006 11:11 Uhr <strong>Seite</strong> 2<br />
INHALT EDITORIAL<br />
GEISTLICHES WORT<br />
Der Angst widerstehen 03<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
<strong>Aussteigen</strong> <strong>in</strong> <strong>Faro</strong>,<br />
<strong>Aufklären</strong> <strong>in</strong> <strong>Kabul</strong> <strong>04</strong><br />
<strong>KV</strong>-AKADEMIE<br />
Radtour 11<br />
Kirche und Welt an der Elbe 16<br />
Begegnung mit unserer Kirche 17<br />
ANSICHTSSACHE<br />
Weltbürgerkrieg? 12<br />
Götter im Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsanzug? 21<br />
ÜBER DEN <strong>KV</strong> HINAUS<br />
Frei zum Dialog 14<br />
<strong>KV</strong>-STIPENDIUM<br />
„Ich b<strong>in</strong> sehr dankbar für die Hilfe“ 15<br />
SALZBURGER HOCHSCHULWOCHEN<br />
„Gott im Kommen“ 18<br />
POLITIK<br />
8.000 Euro für Mütter 18<br />
AUS DEM <strong>KV</strong><br />
Das Rad dreht sich weiter 19<br />
Jetzt Förderung beantragen<br />
oder spenden 20<br />
PERSONALIA<br />
Nachruf: Prof. Karl Suso Frank 22<br />
Klaus Töpfer kommt zurück 23<br />
DIE GLOSSE<br />
Abgestempelt 23<br />
TERMINE 24<br />
IMPRESSUM<br />
02 AM<br />
Liebe Kartellbrüder,<br />
liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />
als ich vor längerer Zeit e<strong>in</strong>mal die Redaktion<br />
e<strong>in</strong>er Fachzeitschrift besuchte, erzählte<br />
mir e<strong>in</strong> Unbeteiligter, dessen Zimmer an<br />
das des Chefredakteurs grenzte, er höre jedes<br />
Mal, wenn das Manuskript e<strong>in</strong>er Ausgabe<br />
zur Druckerei gehe, wie im Nachbarzimmer<br />
jemandem e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> vom Herzen<br />
falle. Ähnlich ergeht es mir: Immer b<strong>in</strong> ich<br />
froh, wenn wir es e<strong>in</strong>mal wieder geschafft<br />
haben und ich das Editorial absenden kann,<br />
weil das Heft fertig ist. Es ist vielen<br />
Kartellbrüdern unbekannt, dass unsere<br />
„Akademischen Monatsblätter“ im Gegensatz zu Zeitschriften<br />
anderen akademischer Studentenverbände, die nur vier oder sechs<br />
Ausgaben produzieren, zehn Mal im Jahr ersche<strong>in</strong>en. Da ist e<strong>in</strong>e<br />
gewisse Hektik nicht auszuschließen, vor allem weil wir die Vorzüge<br />
e<strong>in</strong>er häufigen Ersche<strong>in</strong>ungsweise nutzen und immer aktuell<br />
se<strong>in</strong> wollen. Deshalb schieben wir oft neue Artikel noch e<strong>in</strong> und<br />
müssen dafür andere herausnehmen. Unzulänglichkeiten und Pannen<br />
bleiben dabei gelegentlich nicht aus. So fiel e<strong>in</strong> Artikel, der<br />
den Kartellbrüdern <strong>in</strong> Paderborn für ihre ausgezeichnete Organisation<br />
der VV im vergangenen Jahr herzlich dankte, e<strong>in</strong>fach unter den<br />
Tisch. Wir bitten um Nachsicht. Als nur e<strong>in</strong>ige wenige Beispiele für<br />
unsere „Zeitgerechtigkeit“ seien auf die Würdigung des kürzlich<br />
verstorbenen Kirchenhistorikers Kb Karl Suso Frank, das Interview<br />
mit Kb Dietmar Mrogenda, der soeben aus Afghanistan als Soldat<br />
zurückkehrte, und den Bericht über e<strong>in</strong>e Tagung Anfang April <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong> verwiesen, bei der Kb Paul Kirchhof 8.000 € jährlich für<br />
Mütter forderte. Der Satz Kirchhofs, e<strong>in</strong> Staat, der sich nicht um<br />
se<strong>in</strong>en Nachwuchs kümmere, sei zukunftsvergessen, lässt sich<br />
übrigens unschwer auf unsere Situation übertragen, wenn wir<br />
Staat durch <strong>KV</strong>-Korporation ersetzen.<br />
Mit diesem Appell will ich schließen<br />
Akademische Monatsblätter<br />
Herausgeber: Kartellverband katholischer deutscher Studentenvere<strong>in</strong>e (<strong>KV</strong>).<br />
V.i.S.d.P: Dr. Wolfgang Löhr, c/o <strong>KV</strong>-Sekretariat.<br />
Kommissionsverlag: Verband alter <strong>KV</strong>er e.V., <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 10 16 80, 45746 Marl, L<strong>in</strong>der Weg 44, 45770 Marl, Telefon (02365) 5729010, Telefax (02365) 5729051, am@kartellverband.de.<br />
Anzeigenverwaltung: <strong>KV</strong>-Sekretariat, Anschrift wie oben. Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 15.<br />
Druck: Pomp, Bottrop.<br />
Die AM werden im Rahmen der Verbandszugehörigkeit allen Kartellangehörigen ohne besondere Bezugsgebühr geliefert.<br />
Redaktion: Prof. Dr. Wilhelm Schreckenberg (Ehrenvorsitzender), Dr. Wolfgang Löhr (Vorsitz und v.i.S.d.P), Stefan E<strong>in</strong>ecke, Timo Hirte, Siegfried Koß, Dr. Günter Georg K<strong>in</strong>zel, Michael Kotulla,<br />
Hans-Joachim Leciejewski, Re<strong>in</strong>hard Nixdorf, Harald Stollmeier, Prof. Dr. Hans-Georg Wehl<strong>in</strong>g. Koord<strong>in</strong>ation: Thorsten Malessa.<br />
Die Akademischen Monatsblätter ersche<strong>in</strong>en zehnmal im Jahr. Es wird gebeten, Manuskripte an die oben genannte E-Mail-Adresse zu senden. Die Redaktion setzt das E<strong>in</strong>verständnis zu etwaigen<br />
Kürzungen und redaktionellen Änderungen voraus. Die mit Namen versehenen Beiträge geben die Me<strong>in</strong>ung des Verfassers und nicht unbed<strong>in</strong>gt die der Redaktion wieder. Die Beiträge s<strong>in</strong>d grundsätzlich<br />
<strong>in</strong> ehrenamtlicher Mitarbeit geschrieben. Der Abdruck ist nur mit Zustimmung der Redaktion gestattet.<br />
H<strong>in</strong>weis nach § 4 Abs. 3 PD-SVD.<br />
Gegen das übliche Verfahren der Anschriften-Weitergabe durch die Deutsche Post AG kann der Zeitschriftenempfänger jederzeit Widerspruch beim <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 10 16 80, 45746 Marl, e<strong>in</strong>legen.<br />
ISSN 0002-3000<br />
Internet-Adresse: www.kartellverband.de / am@kartellverband.de<br />
Ausgabe 5/2006: Redaktionsschluss: 08.05.2006, Auslieferung: 16.06.2006<br />
Titelfoto und Fotos Titelthema: Norbert Bach<br />
Euer
<strong>KV</strong>_02_2006_3 10.<strong>04</strong>.2006 11:12 Uhr <strong>Seite</strong> 3<br />
GEISTLICHES WORT<br />
Der Angst widerstehen<br />
Der laute Ruf Jesu am Kreuz ist Ausdruck der vollkommenen<br />
Verlassenheit. ER musste, so überliefert<br />
es Markus, die Erfahrung machen, dass Gott sich<br />
ihm total entzieht. Am Kreuz blieb ihm nur noch<br />
„die dunkle Leere des Nichts und Niemand“ (Peter<br />
Köster). Und dennoch ist der laute Schrei nicht e<strong>in</strong><br />
Schrei der Verzweiflung, sondern e<strong>in</strong> letztes Festhalten<br />
an dem Vater, der auf das Schreien des Armen<br />
hört und se<strong>in</strong> Antlitz vor dem Elend nicht verbirgt<br />
(Ps 22,25).<br />
Die Beobachter reagieren mit mutwilliger Verwechslung<br />
und legen Christi Vertrauen auf Gott als e<strong>in</strong><br />
Vertrauen auf Elija aus, der im jüdischen Glauben<br />
als Nothelfer gilt, der dem Gerechten <strong>in</strong> der Todesstunde<br />
beistehen wird. So wollen die spottenden<br />
Beobachter abwarten, ob dieser Nothelfer auch<br />
kommt und ihn vom Kreuz herunterholt.<br />
ER bleibt bis zum letzten Schrei den irdischen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
unterworfen, aber nichts und niemand konnte<br />
ihm die Freiheit nehmen, den Willen se<strong>in</strong>es Vater<br />
zu erfüllen. Es gibt die unheimliche Macht menschlicher<br />
Angst, das Gegenteil dessen zu tun, was wir<br />
wollen. Dieser Angst hat ER widerstanden und ist<br />
damit für die Glaubenden zu e<strong>in</strong>em Zeichen geworden,<br />
auf welchem Weg der Mensch letztlich zu Gott<br />
gelangt und damit nicht im endgültigen Tod vers<strong>in</strong>kt.<br />
Es kommt letztlich darauf an, die Passion nach Markus<br />
nicht nur als Bericht zu lesen, sondern das Zeugnis<br />
vom Tod Jesu <strong>in</strong> das eigene Leben zu nehmen.<br />
Und so ist zu fragen: Welche Situationen habe ich<br />
erlebt, <strong>in</strong> denen ich ke<strong>in</strong>en anderen Weg sah, als gegen<br />
me<strong>in</strong>e Überzeugung zu handeln? Welche tiefstmenschliche<br />
Angst hat mich zum Widers<strong>in</strong>nigen gezwungen?<br />
Kann die Haltung, mit der ER <strong>in</strong> den Tod<br />
g<strong>in</strong>g, mich überzeugen, den Kreislauf der Angst, der<br />
<strong>in</strong>s Verderben führt, zu durchbrechen, <strong>in</strong>dem ich im<br />
Angesicht der Angst wahrhaftig und damit menschlich<br />
bleibe und nicht der Versuchung von Lüge<br />
und/oder Gewalt erliege?<br />
Der Hauptmann erkennt vom Schlusspunkt des irdischen<br />
Lebens her, wer dieser Jesus ist und erlebt<br />
das Sterben des Gottessohnes als Epiphanie: ER offenbart<br />
sich im wortlosen Todesschrei als Sohn<br />
Gottes.<br />
Jesus aber ließ e<strong>in</strong>en lauten Schrei und hauchte<br />
den Geist aus. Da spliss der Vorhang des Tempels<br />
entzwei von oben bis unten. Als aber der Hauptmann,<br />
der ihm gegenüber dabei stand,ihn so den<br />
Geist aushauchen sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser<br />
Mensch war Gottessohn!<br />
(Mk 15,37-39)<br />
Gregor der Große sagt: Die Heilige Schrift hat die<br />
Besonderheit, dass sie „durch e<strong>in</strong> und dasselbe Wort<br />
e<strong>in</strong>e Episode erzählt und e<strong>in</strong> Mysterium enthüllt“<br />
(Mor. XX, 1.11). Diesen über den Buchstaben h<strong>in</strong>ausgehenden<br />
S<strong>in</strong>n, die Väter nennen ihn Allegorie, gilt<br />
es immer wieder neu zu entdecken. E<strong>in</strong> berühmtes<br />
Distichon aus dem Mittelalter hält fest:<br />
Littera gesta docet, quid credas allegoria,<br />
Moralia quid agas, quo tendas anagogia.<br />
Der Buchstabe (littera) erzählt die sichtbaren Fakten,<br />
die Allegorie das <strong>in</strong> der Geschichte verborgene Geheimnis,<br />
die Wahrheit des Heiles, die Gegenstand<br />
des Glaubens (quid credas) ist. Die Schrift hat weiterh<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en moralischen S<strong>in</strong>n (quid agas), e<strong>in</strong>e Bedeutung<br />
für die Gestaltung des Lebens aus dem<br />
Glauben. Die Schrift führt den Glaubenden letztlich<br />
<strong>in</strong> die Bewegung auf die letzgültige Ausrichtung<br />
(anagogia), denn sie ermöglicht e<strong>in</strong>en durch die<br />
Hoffnung geöffneten Blick auf die Zukunft h<strong>in</strong>, die<br />
Auferstehung, die uns <strong>in</strong> der Taufe bereits zuteil<br />
wurde.<br />
Hans-Joachim Leciejewski<br />
Hans-Joachim Leciejewski<br />
AM 03
<strong>KV</strong>_02_2006_4 10.<strong>04</strong>.2006 11:12 Uhr <strong>Seite</strong> 4<br />
<strong>04</strong> AM<br />
Interviews: Michael Kotulla<br />
<strong>Aussteigen</strong> <strong>in</strong> Far<br />
<strong>KV</strong>er im Ausland<br />
Es ist e<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>senwahrheit, dass die Welt immer mehr<br />
zusammenrückt und Entfernungen immer weniger<br />
e<strong>in</strong>e Rolle spielen. Da ist nicht verwunderlich,<br />
wenn die Zahl der <strong>KV</strong>er im Ausland wächst. Natürlich<br />
hat der <strong>KV</strong> auch erfreulicherweise e<strong>in</strong>ige ausländische<br />
Mitglieder. Aber um die geht es nicht. Hier wollen wir<br />
an zwei Beispielen zeigen, nämlich Dietmar Mrogenda<br />
(Ost, Albi, AR) und Kurt Hahn (Arm), wie <strong>KV</strong>er zeit-<br />
weise oder auf Dauer im Ausland leben.<br />
AM Lieber Dietmar Mrogenda, wir <strong>KV</strong>er kennen Dich als<br />
Mitglied des Altherrenbundvorstandes. In De<strong>in</strong>em Hauptberuf<br />
bist Du Soldat. In welchem Rang, wo bist Du stationiert und<br />
welche Führungsaufgaben nimmst Du dort wahr?<br />
Momentan b<strong>in</strong> ich im Rang Hauptmann e<strong>in</strong>gesetzt als Batteriechef<br />
der Beobachtungsbatterie beim Artillerieaufklärungsbataillon<br />
131 <strong>in</strong> Mühlhausen, Thür<strong>in</strong>gen. Als Batteriechef ist me<strong>in</strong>e<br />
Hauptaufgabe die Führung und Ausbildung der mir unterstellten<br />
Soldaten.<br />
AM Im August 20<strong>04</strong> erhieltst Du bzw. das Artillerieaufklärungsbataillon<br />
131 den Auftrag, für die International Security<br />
Assistance Force (ISAF) <strong>in</strong> <strong>Kabul</strong> Personal bereitzustellen und<br />
auszubilden. Warst Du persönlich darauf vorbereitet oder war<br />
dies e<strong>in</strong> „Blitz aus heiterem Himmel“?<br />
Wer sich für den Soldatenberuf entscheidet, muss sich mit<br />
den Besonderheiten des Soldatenberufes ause<strong>in</strong>andergesetzt<br />
haben. Ausbildungen, Übungen, Lehrgänge und Standortwechsel<br />
s<strong>in</strong>d hier nur e<strong>in</strong>ige Faktoren, die das persönliche Lebens-<br />
Aufkläre
<strong>KV</strong>_02_2006_5 10.<strong>04</strong>.2006 11:12 Uhr <strong>Seite</strong> 5<br />
ro,<br />
ren <strong>in</strong> <strong>Kabul</strong><br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
Kver <strong>in</strong> der Welt – nach dem Studium oder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er späteren Berufslaufbahn<br />
verschlägt es manchen Kartellbruder an entlegene Enden des Globus. Wir<br />
haben e<strong>in</strong>ige unserer Kartellbrüder im Ausland aufgespürt und zu ihren Erfahrungen<br />
befragt. Unser Foto zeigt übrigens symbolisch e<strong>in</strong>en historischen Globus<br />
bei e<strong>in</strong>er Ausstellung im Grand Palais, Paris, Oktober 2005.<br />
Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb<br />
AM 05
<strong>KV</strong>_02_2006_6 10.<strong>04</strong>.2006 11:12 Uhr <strong>Seite</strong> 6<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
„Trennungsbed<strong>in</strong>gte<br />
Faktoren fangen an, e<strong>in</strong>e<br />
immense Rolle zu spielen.<br />
Die Frage nach der<br />
E<strong>in</strong>stellung der Familie,<br />
Freunde, Bekannten? Die<br />
Sorge um die Daheimgebliebenen,<br />
die Abwesenheit<br />
bei wichtigen Ereignissen.<br />
Die fehlende<br />
<strong>in</strong>dividuelle Entspannung,<br />
usw. Aber auch hier werden<br />
hilfreiche H<strong>in</strong>weise<br />
und Hilfen angeboten,<br />
wie man sich mit diesen<br />
Themen ause<strong>in</strong>andersetzen<br />
kann. Wichtig ist<br />
nur, dass man es auch<br />
wirklich tut.“<br />
06 AM<br />
umfeld und damit auch die Familie bee<strong>in</strong>flussen. Somit<br />
kann man nicht sagen, dass ich überrascht war,<br />
den E<strong>in</strong>satzauftrag zu erhalten. Schließlich ist dieses<br />
e<strong>in</strong> Bestandteil unseres Berufes und der Auftrag<br />
kam auch so frühzeitig, dass ausreichend Zeit gegeben<br />
war, alle nötigen Vorbereitungen zu treffen.<br />
AM Wie haben wir uns die Vorbereitungen für<br />
e<strong>in</strong>en solchen E<strong>in</strong>satz vorzustellen?<br />
Die Vorbereitungen auf den E<strong>in</strong>satz beziehen sich<br />
sowohl auf den E<strong>in</strong>satz selber als auch auf die persönlichen<br />
Angelegenheiten. Für den E<strong>in</strong>satz wird<br />
jeder neben der gesundheitlichen Vorsorge, wie<br />
Untersuchungen, notwendige Impfungen, etc. auch<br />
<strong>in</strong> den wichtigsten Ausbildungsgebieten geschult, so<br />
dass er <strong>in</strong> der Lage ist, se<strong>in</strong>e Aufgaben im E<strong>in</strong>satz zu<br />
beherrschen. Natürlich kann man nicht auf jede<br />
eventuelle Situation vorbereitet werden, aber das<br />
notwendige Rüstzeug wird e<strong>in</strong>em jeden an die Hand<br />
gegeben, wodurch jeder Soldat <strong>in</strong> die Lage versetzt<br />
wird handlungssicher und verantwortungsbewusst<br />
zu agieren. Neben den <strong>in</strong>dividuellen Fähigkeiten<br />
spielt <strong>in</strong> der Vorausbildung natürlich auch die Vorbereitung<br />
auf landesspezifische Gegebenheiten e<strong>in</strong>e<br />
nicht zu unterschätzende Rolle. E<strong>in</strong> Verständnis für<br />
das Land, für die Bevölkerung erweckt auch e<strong>in</strong> besseres<br />
Verständnis für den Auftrag, was wiederum<br />
Handlungssicherheit und Professionalität impliziert.<br />
Aber auch die persönlichen Vorbereitungen s<strong>in</strong>d für<br />
e<strong>in</strong>en solchen E<strong>in</strong>satz nicht zu unterschätzen. Nennen<br />
möchte ich hier nur e<strong>in</strong>ige Schlagworte, wie<br />
Kontovollmacht, Versicherungen, Leerung des Briefkastens,<br />
Blumengießen, etc. Aber dies s<strong>in</strong>d nur organisatorische<br />
D<strong>in</strong>ge. Trennungsbed<strong>in</strong>gte Faktoren<br />
fangen hier an, e<strong>in</strong>e immense Rolle zu spielen. Die<br />
Frage nach der E<strong>in</strong>stellung der Familie, Freunde,<br />
Bekannten. Die Sorge um die Daheimgebliebenen,<br />
die Abwesenheit bei wichtigen Ereignissen. Die fehlende<br />
<strong>in</strong>dividuelle Entspannung usw. Aber auch hier<br />
werden hilfreiche H<strong>in</strong>weise und Hilfen angeboten,<br />
wie man sich mit diesen Themen ause<strong>in</strong>andersetzen<br />
kann. Wichtig ist nur, dass man es auch wirklich tut.<br />
AM Wieviele Soldaten gehörten zu dieser Ausbildungsgruppe<br />
und <strong>in</strong> welchem Alter waren sie?<br />
Die E<strong>in</strong>satzvorausbildung ist von allen Soldaten, die<br />
für das jeweilige Kont<strong>in</strong>gent vorgesehen s<strong>in</strong>d, zu<br />
durchlaufen. Damit ist auch das gesamte Altersspektrum<br />
gegeben und die Größe der Ausbildungsgruppe<br />
ist def<strong>in</strong>iert durch den Ausbildungs<strong>in</strong>halt.<br />
Man kann aber sagen, dass die Gruppenstärke<br />
immer nur so groß gewählt wird, dass der Ausbildungserfolg<br />
maximal ist.<br />
AM Solche Vorbereitungen können ja nicht nur<br />
organisatorischer Art se<strong>in</strong>. Gehörte zu De<strong>in</strong>en Führungsaufgaben<br />
auch e<strong>in</strong>e gewisse psychologische<br />
Vorbereitung?<br />
Ja und ne<strong>in</strong>. Innere Führung ist auch im E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>tegraler Bestandteil. Zu jeder Führungsaufgabe<br />
gehört auch unweigerlich e<strong>in</strong> gewisses psychologisches<br />
Fähigkeitsprofil, das im Rahmen von Ausbildungen<br />
auch geschult wird. Wie auch im Heimatland<br />
hat man als Vorgesetzter besondere Pflichten gegenüber<br />
se<strong>in</strong>en Untergebenen. Im E<strong>in</strong>satz spielen<br />
viele Faktoren e<strong>in</strong>e Rolle, dienstliche aber auch<br />
private. Und hier ist jeder gefragt, sich um se<strong>in</strong>en<br />
Kameraden zu kümmern. Dieses funktioniert auch<br />
hervorragend. Aber trotzdem hat man im E<strong>in</strong>satz<br />
auch Truppenpsychologen und Militärgeistliche vor<br />
Ort, an die man sich als Vorgesetzter ebenso wenden<br />
kann wie der Betroffene selbst auch.<br />
AM Wenn ich mich recht er<strong>in</strong>nere, gab es vor<br />
dem eigentlichen E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>e „Vortour“. Welche<br />
Bed<strong>in</strong>gungen habt Ihr <strong>in</strong> Afghanistan vorgefunden?<br />
„Vortour“ ist wohl der falsche Begriff. Im Vorfeld<br />
des E<strong>in</strong>satzes war ich zur Erkundung im E<strong>in</strong>satzland.<br />
Ziel der Erkundung war es, e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick über die<br />
Bed<strong>in</strong>gungen und Voraussetzungen im E<strong>in</strong>satzland zu<br />
gew<strong>in</strong>nen. Diese Informationen dienten dann dazu,<br />
gezielt den eigenen E<strong>in</strong>satz vorzubereiten und nötige<br />
vorbereitende Maßnahmen im Heimatland zu treffen.<br />
Zudem ergab sich auch dadurch die Möglichkeit,<br />
die anderen Soldaten des E<strong>in</strong>satzkont<strong>in</strong>gentes und<br />
auch deren Familienangehörige mit Informationen<br />
aus „erster Hand“ zu versorgen. So konnte e<strong>in</strong> Verständnis<br />
der Angehörigen für die besonderen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
und Belastungen im E<strong>in</strong>satzalltag geweckt<br />
werden.<br />
AM Wann begann der eigentliche E<strong>in</strong>satz und<br />
wie lange hat er gedauert?<br />
Der E<strong>in</strong>satz erstreckte sich von März bis Juli 2005.<br />
Die Führung der gemischten Aufklärungskompanie<br />
ISAF VII KABUL übernahm ich Anfang April.<br />
AM Kannst Du die Art und den Umfang Eures<br />
E<strong>in</strong>satzes – ohne militärische Geheimnisse preiszugeben<br />
– kurz skizzieren?<br />
Hauptauftrag der Kompanie war die Überwachung<br />
von Räumen und Objekten. Schwerpunkt hierbei war<br />
die Unterstützung von E<strong>in</strong>sätzen des Deutschen E<strong>in</strong>satzverbandes<br />
und der <strong>Kabul</strong> Mult<strong>in</strong>ational Brigade<br />
(KMNB).
<strong>KV</strong>_02_2006_7 10.<strong>04</strong>.2006 11:13 Uhr <strong>Seite</strong> 7<br />
Die Kompanie ist mit den modernsten Aufklärungssysteme<br />
ausgestattet, wie die Luftgestützte Unbemannte<br />
NahaufklärungsAusstattung LUNA, die<br />
Abbildende Luftgestützte Aufklärungs-Drohne Im<br />
Nächstbereich ALADIN, das Leichte Gefechtsfeldüberwachungsradar<br />
LEGAR und die Beobachtungsfahrzeuge<br />
FENNEK.<br />
In den vielfältigsten Aufklärungsmissionen, die sich<br />
nicht nur auf den Raum <strong>Kabul</strong> beschränkten, hat die<br />
gemischte Aufklärungskompanie ISAF VII mehr als<br />
deutlich bewiesen, welche Aufklärungsergebnisse<br />
und E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten sie den Bedarfsträgern <strong>in</strong><br />
Afghanistan zur Verfügung stellen kann.<br />
AM Hattet Ihr Kontakt mit E<strong>in</strong>heimischen und wie<br />
wurdet Ihr dort aufgenommen?<br />
Natürlich hatten wir Kontakt zur dortigen Bevölkerung,<br />
schließlich war dies auch Bestandteil unseres<br />
Auftrages. Das Verhältnis kann grundsätzlich als<br />
freundlich beschrieben werden. Die Akzeptanz ist<br />
sehr hoch, so dass man berechtigte Hoffnungen hegen<br />
kann, dass die Bemühungen <strong>in</strong> den kommenden<br />
Generationen zu Buche schlagen werden und das<br />
Ziel der Schaffung e<strong>in</strong>es sicheren und stabilen Umfeldes<br />
erreicht wird.<br />
So haben wir nicht nur Aufklärungsarbeit betrieben,<br />
sondern auch soziale Unterstützung für e<strong>in</strong> Projekt<br />
der Gerolf Dechentreiter Wohlfahrtsstiftung e.V.<br />
Diese hat sich den Aufbau e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derkrankenhauses<br />
zur Behandlung verarmter K<strong>in</strong>der auf die Fahnen<br />
geschrieben.<br />
Mit der Übergabe e<strong>in</strong>es „Feldschecks“ <strong>in</strong> Höhe von<br />
1030 Euro haben wir unseren operationellen Beitrag<br />
zur Sicherstellung von Sicherheit und Stabilität <strong>in</strong><br />
dieser Region geleistet und unseren Auftrag durch<br />
soziales Engagement abgerundet.<br />
Das Irene-Salimi-K<strong>in</strong>derkrankenhaus bedarf dieser<br />
Art von Unterstützung, da es sich alle<strong>in</strong> aus Spendengeldern<br />
f<strong>in</strong>anziert und damit den K<strong>in</strong>dern, der<br />
Zukunft dieses Landes, wieder Perspektiven und<br />
Hoffnung gibt. Auf diese Weise s<strong>in</strong>d diese humanitären<br />
Hilfeleistungen eng verknüpft mit der Arbeit,<br />
die unsere Soldaten <strong>in</strong> Afghanistan leisten. E<strong>in</strong>e<br />
schönere Abrundung und e<strong>in</strong>en besseren Abschluss<br />
des E<strong>in</strong>satzes konnte es deshalb nicht geben.<br />
AM Gab es für Euch e<strong>in</strong>e besonders gefährliche<br />
Situation?<br />
Die Vorbereitung auf den E<strong>in</strong>satz umfasst alle denkbaren<br />
Facetten. Auf diese Weise wird man <strong>in</strong> die<br />
Lage versetzt verme<strong>in</strong>tlich gefährliche Situationen<br />
handhaben zu können. Respekt und gesunder Menschenverstand<br />
s<strong>in</strong>d hier grundlegend. Die Ausbildung,<br />
die Kameradschaft und vor allem die Profes-<br />
sionalität waren Garanten dafür, dass me<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit<br />
heil und gesund nach Deutschland zurückgekehrt ist.<br />
AM Wie war – salopp gefragt – die Stimmung<br />
der „Truppe“?<br />
Salopp geantwortet – den Umständen, der Auftragslage<br />
und den Umwelte<strong>in</strong>flüssen entsprechend gut.<br />
AM Wirkt mit e<strong>in</strong>em zeitlichen Abstand dieser<br />
E<strong>in</strong>satz bei Dir nach und wenn ja, wie?<br />
Natürlich haben sich E<strong>in</strong>stellungen geändert. Die<br />
E<strong>in</strong>drücke und Erfahrungen waren vielfältig und mit<br />
Sicherheit prägend. Man geht auf jeden Fall offener<br />
und vor allem bewusster durch das Leben.<br />
AM Solche oder ähnliche E<strong>in</strong>sätze können sich<br />
wiederholen. Kannst Du jungen Männern dennoch<br />
raten, Berufssoldat zu werden?<br />
Das Auftrags- und E<strong>in</strong>satzspektrum der Bundeswehr<br />
ist vielfältig. Es wird mit Sicherheit nicht der letzte<br />
E<strong>in</strong>satz gewesen se<strong>in</strong>. Die Frage, ob ich jungen<br />
Männern raten kann Berufssoldat zu werden, muss<br />
ich etwas differenzieren. Zuerst e<strong>in</strong>mal verpflichtet<br />
man sich als Soldat auf Zeit, die Dauer hängt dabei<br />
von der jeweiligen Laufbahn ab, ob Mannschafts-,<br />
Unteroffiziers- oder Offizierslaufbahn. Der Beruf des<br />
Soldaten ist auf jeden Fall e<strong>in</strong>er der komplexesten<br />
und vielfältigsten. Ich kann jedem raten, sich über<br />
die Möglichkeiten der Laufbahnen zu <strong>in</strong>formieren, ob<br />
er sich dann verpflichtet, muss er alle<strong>in</strong> entscheiden.<br />
Die Entscheidung, ob er der Typ für den Soldatenberuf<br />
ist, kann ihm ke<strong>in</strong>er abnehmen. Soldat ist<br />
nur e<strong>in</strong> Stück weit e<strong>in</strong> Beruf, viel eher e<strong>in</strong>e Berufung.<br />
Ich, für me<strong>in</strong>en Teil, bereue die Entscheidung<br />
nicht.<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
Dietmar Mrogenda (Ost, Albi, AR)<br />
überreicht e<strong>in</strong>en Scheck<br />
über 1030 Euro für den Aufbau<br />
e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derkrankenhauses <strong>in</strong><br />
Afghanistan.<br />
AM 07
<strong>KV</strong>_02_2006_8 10.<strong>04</strong>.2006 11:13 Uhr <strong>Seite</strong> 8<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
Kurt Hahn (Arm) <strong>in</strong> Portugal.<br />
„Man hat von <strong>Seite</strong>n der<br />
Behörden, aber auch der<br />
örtlichen Anwaltskammer<br />
alle nur erdenklichen<br />
Hürden aufgerichtet, bis<br />
endlich nach ungefähr<br />
e<strong>in</strong>em Jahr me<strong>in</strong>e Registrierung<br />
als deutscher<br />
Anwalt erfolgte. Offenbar<br />
fürchtet man angesichts<br />
erheblicher Anwaltsdichte<br />
die Konkurrenz.“<br />
08 AM<br />
AM Lieber Kartellbruder Kurt Hahn, wenn wir uns<br />
<strong>in</strong> dieser Ausgabe der AM mit <strong>KV</strong>ern im Ausland befassen,<br />
nehmen De<strong>in</strong>e Frau und Du e<strong>in</strong>e besondere<br />
Stellung e<strong>in</strong>. Ihr beide hattet e<strong>in</strong>e Anwaltspraxis <strong>in</strong><br />
Bonn und Köln, habt 20<strong>04</strong> diese aufgegeben, Euer<br />
Haus verkauft und seid nach Portugal gezogen. Seid<br />
Ihr Aussteiger?<br />
Wir s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Aussteiger. Wir würden uns eher als<br />
„Umsteiger“ bezeichnen.<br />
AM Hattet Ihr vorher persönliche Kontakte nach<br />
Portugal oder was hat Euch motiviert, völlig neu anzufangen?<br />
Wir kennen Portugal seit mehr als 20 Jahren von<br />
zahlreichen Reisen durch das ganze Land. Enge persönliche<br />
Kontakte waren dabei nicht entstanden.<br />
Uns hat jedoch die Vielfältigkeit der Landschaft und<br />
der Kultur auf relativ engem Raum sowie die freundliche<br />
Zurückhaltung der Menschen, mit denen man<br />
als Tourist zusammenkam, sehr gefallen. Als wir<br />
dann nach 25-jähriger anwaltlicher Tätigkeit merkten,<br />
daß die Arbeit weitgehend <strong>in</strong> Rout<strong>in</strong>e erstarrt<br />
war, entschlossen wir uns, unserem Leben und<br />
unserer Arbeit durch e<strong>in</strong>en Wechsel des Standorts<br />
neue Impulse zu geben. Die Wahl fiel auf Portugal,<br />
weil wir dieses Land gut zu kennen glaubten und –<br />
da es sich um e<strong>in</strong> Land im Aufbau handelt – wir dort<br />
bessere Entfaltungsmöglichkeiten sahen. Nicht zu<br />
vergessen auch das legendäre Algarve-Klima mit<br />
320 Sonnentagen!<br />
AM Habt Ihr Euren Anwaltsberuf völlig aufgegeben<br />
und was habt Ihr an se<strong>in</strong>e Stelle gesetzt?<br />
Me<strong>in</strong>e Frau hat auf ihre Zulassung als Rechtsanwält<strong>in</strong><br />
verzichtet und kümmert sich um die Verwaltung<br />
unseres Ferienhauses und um die Betreuung der<br />
Gäste. Sie arbeitet ferner ehrenamtlich für verschiedene<br />
K<strong>in</strong>der – und Tierschutzprojekte. Ich b<strong>in</strong> als<br />
Rechtsanwalt nach wie vor <strong>in</strong> Deutschland und zusätzlich<br />
<strong>in</strong> Portugal als „deutscher Rechtsanwalt“<br />
zugelassen.<br />
AM E<strong>in</strong> portugiesischer Journalist soll e<strong>in</strong>mal<br />
gesagt haben: die Portugiesen träumen davon im<br />
21. Jahrhundert zu leben, werden dann aber wach<br />
und stellen fest, sie leben im Mittelalter. Siehst Du<br />
das auch so?<br />
Jedenfalls für die Algarve kann man dies zum Teil<br />
bejahen, wenn auch die Formulierung sehr überspitzt<br />
ist. Tradition und Fortschritt stoßen sich schon<br />
mal hart im Raum. Nach unserer Erfahrung gibt es<br />
hier allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> starkes Nord-Süd-Gefälle: Lissabon<br />
und Porto s<strong>in</strong>d sicherlich eher mit mitteleuropäischen<br />
Städten vergleichbar als die Algarve. Hier<br />
ist Geduld und Gelassenheit überlebenswichtig.<br />
AM War es schwierig, beruflich und besonders<br />
privat <strong>in</strong> Eurer neuen Heimat Fuss zufassen. Wie<br />
s<strong>in</strong>d die Menschen und wie gehen sie auf Fremde<br />
zu? Wie kommt Ihr mit Unterschieden <strong>in</strong> den<br />
Mentalitäten von Portugiesen und Deutschen zurecht?<br />
Man hat von <strong>Seite</strong>n der Behörden, aber auch der<br />
örtlichen Anwaltskammer alle nur erdenklichen Hürden<br />
aufgerichtet, bis endlich nach ungefähr e<strong>in</strong>em<br />
Jahr me<strong>in</strong>e Registrierung als deutscher Anwalt erfolgte.<br />
Offenbar fürchtet man angesichts auch hier<br />
augensche<strong>in</strong>licher erheblicher Anwaltsdichte die<br />
„Konkurrenz“. Die Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen, die ich<br />
hier <strong>in</strong>zwischen kennengelernt habe, s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />
von großer Freundlichkeit und an e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit<br />
<strong>in</strong>teressiert. Man muß aber schon selbst auf<br />
die Menschen zugehen, sonst geschieht nichts.<br />
Private Kontakte unterhalten wir mehr zu Landsleuten,<br />
die teilweise schon Jahrzehnte hier leben<br />
und <strong>in</strong> den verschiedensten Berufen arbeiten sowie<br />
zu unseren Nachbarn. Wir haben „die Portugiesen“,
<strong>KV</strong>_02_2006_9 10.<strong>04</strong>.2006 11:13 Uhr <strong>Seite</strong> 9<br />
die es natürlich genausowenig gibt wie „die Deutschen“,<br />
auf unseren Reisen schon ganz gut kennengelernt<br />
und kommen gut mite<strong>in</strong>ander klar, so lange<br />
wir nicht falsche – preußische – Erwartungen hegen,<br />
was immer mal wieder vorkommt, weil´s <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
dr<strong>in</strong>steckt. Überhaupt: man kann nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong> anderes<br />
Land gehen und anfangen, die dortigen Menschen/Verhältnisse<br />
zu verändern, vielmehr muß man<br />
selbst zur Toleranz und auch Anpassung bereit se<strong>in</strong>,<br />
sonst gibt das nichts und man wird zwangsläufig<br />
unglücklich. E<strong>in</strong> solcher Umzug ist schon e<strong>in</strong>e Herausforderung,<br />
auch die eigene Existenz kritisch zu<br />
betrachten.<br />
AM Gab es schon e<strong>in</strong>mal Anlässe, nach Deutschland<br />
zurückzukehren?<br />
Wir waren bisher nur e<strong>in</strong>mal wieder <strong>in</strong> Deutschland,<br />
um noch e<strong>in</strong>iges abzuwickeln und Familie und Freunde<br />
zu besuchen.<br />
Inzwischen haben wir drei ausgesetzte Hunde aufgenommen<br />
und kommen jedenfalls zusammen nicht<br />
mehr ohne weiteres weg. Die Besuche haben sich<br />
<strong>in</strong>zwischen eher nach hier verlagert.<br />
AM Ihr seid <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Alter zur Algarve gezogen,<br />
als man noch nicht von e<strong>in</strong>em Ruhesitz sprechen<br />
konnte.Hat Euch das bei der Kontaktsuche geholfen<br />
oder seid Ihr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zone der Ruheständler gelandet?<br />
Natürlich haben wir ganz bewußt den Umzug <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Alter gemacht, <strong>in</strong> dem wir uns noch zutrauen,<br />
neue Kontakte zu knüpfen, mit unbekannten Herausforderungen<br />
fertig zu werden und aktiv am Leben<br />
unserer neuen Umgebung teilzunehmen. Daß wir es<br />
uns etwas besser gehen lassen, als <strong>in</strong> den Jahren<br />
zuvor, hängt schon mit der wunderschönen Lage<br />
unseres Anwesens <strong>in</strong>mitten ziemlich ursprünglicher<br />
Natur, dem milden Klima, der Nähe zum Meer und<br />
allem, was auch damit verbunden ist, zusammen.<br />
Wir haben uns nicht zur Ruhe gesetzt, lassen es<br />
aber etwas ruhiger angehen ... .<br />
AM Wie stellt sich Dir das berufliche Umfeld<br />
dar? Kann e<strong>in</strong> deutscher Anwalt e<strong>in</strong>en Portugiesen<br />
so ohne weiteres vertreten?<br />
Re<strong>in</strong> rechtlich gesehen kann ich hier jedermann vertreten,<br />
vor Gericht allerd<strong>in</strong>gs nur im Zusammenwirken<br />
mit e<strong>in</strong>em portugiesischen Anwalt . Selbstverständlich<br />
habe ich mir Grundzüge des portugiesischen<br />
Rechts angeeignet.<br />
Tatsächlich biete ich me<strong>in</strong>e Dienste aber ausschließlich<br />
<strong>in</strong> der Beratung und Vertretung bei Fragen des<br />
deutschen bzw.<strong>in</strong>ternationalen Privatrechts an und<br />
b<strong>in</strong> gut beschäftigt mit dem Entwurf von Testamenten,<br />
der Abwicklung von Erbfällen und last not least<br />
der Beratung <strong>in</strong> Familiensachen. Bei ca. 25.000 ständig<br />
hier lebenden Deutschen ist e<strong>in</strong> entsprechender<br />
Bedarf vorhanden. Wo erforderlich, arbeite ich gut<br />
und gerne mit hiesigen Kollegen zusammen.<br />
AM Du bist <strong>KV</strong>er, und zwar Arm<strong>in</strong>e. Ist De<strong>in</strong> Umzug<br />
nach Portugal auch e<strong>in</strong> Ausstieg aus dem <strong>KV</strong>?<br />
Es ist den lieben Bundes- und Kartellbrüdern sicherlich<br />
nicht verborgen geblieben, daß ich <strong>in</strong> den letzten<br />
20 Jahren <strong>in</strong> Deutschland berufsbed<strong>in</strong>gt nicht<br />
viel Zeit für das Verb<strong>in</strong>dungsleben aufbr<strong>in</strong>gen<br />
konnte, wiewohl ich durchaus mit vielen Arm<strong>in</strong>en<br />
bis zuletzt regelmäßigen Kontakt gepflegt habe.<br />
Das kann, wenn es nach mir geht, auch gerne so<br />
weitergehen.<br />
AM Ich danke Dir herzlich für dieses Gespräch<br />
und wünsche Euch von Herzen e<strong>in</strong>e schöne und<br />
spannende Zeit. Vielleicht treibt es auch e<strong>in</strong>mal<br />
Kartellbrüder <strong>in</strong> Euer Ferienhaus. Dies könnte dann<br />
auch e<strong>in</strong> Wiedersehen mit dem <strong>KV</strong> se<strong>in</strong>. Wäre das<br />
e<strong>in</strong> Weg?<br />
Me<strong>in</strong>e Frau und ich freuen uns immer über den Besuch<br />
netter, <strong>in</strong>teressanter Menschen, sei er verbunden<br />
mit der Anmietung unseres Ferienhauses oder<br />
auch „auf der Durchreise“.<br />
Wir s<strong>in</strong>d mal gespannt, wer den Weg zu uns f<strong>in</strong>det.<br />
Um im Bild zu bleiben: aussteigen <strong>in</strong> <strong>Faro</strong>!<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
„Wir waren bisher nur<br />
e<strong>in</strong>mal wieder <strong>in</strong><br />
Deutschland, um noch<br />
e<strong>in</strong>iges abzuwickeln und<br />
Familie und Freunde zu<br />
besuchen. Inzwischen<br />
haben wir drei ausgesetzte<br />
Hunde aufgenommen<br />
und kommen jedenfalls<br />
zusammen nicht<br />
mehr ohne weiteres weg.<br />
Die Besuche haben sich<br />
<strong>in</strong>zwischen eher nach<br />
hier verlagert.“<br />
AM 09
<strong>KV</strong>_02_2006_10 10.<strong>04</strong>.2006 11:14 Uhr <strong>Seite</strong> 10<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
10 AM
<strong>KV</strong>_02_2006_11 10.<strong>04</strong>.2006 11:14 Uhr <strong>Seite</strong> 11<br />
RADTOUR<br />
<strong>KV</strong>-AKADEMIE<br />
AM 11
<strong>KV</strong>_02_2006_12 10.<strong>04</strong>.2006 11:14 Uhr <strong>Seite</strong> 12<br />
ANSICHTSSACHE<br />
Weltbürgerkrieg?<br />
Von Wolfgang Löhr<br />
Auf die Unangemessenheit<br />
der Reaktionen der<br />
Muslime, die teilweise<br />
durch Irreführung – es<br />
tauchten Karrikaturen<br />
auf, die nichts mit den -<br />
dänischen zu tun hatten<br />
– und durch politisches<br />
Kalkül – Teheran konnte<br />
von dem Atomstreit ablenken<br />
– aufgeheizt und<br />
gesteuert wurden, wiesen<br />
viele kirchliche Stimmen<br />
h<strong>in</strong>. Sie er<strong>in</strong>nerten<br />
dabei an e<strong>in</strong>en anderen<br />
wichtigen Aspekt:<br />
In Europa haben viele<br />
Menschen das Gefühl<br />
dafür verloren, wodurch<br />
andere <strong>in</strong> ihrer Würde<br />
verletzt werden könnten.<br />
12 AM<br />
Lachen über Religion<br />
aber es bleibt<br />
Seit der amerikanische Politikwissenschaftler Samuel<br />
P. Hunt<strong>in</strong>gton vor dreizehn Jahren e<strong>in</strong>en Aufsatz <strong>in</strong> der Zeitschrift<br />
„Foreign Affairs“ mit dem Titel „The Clash of Civilizations?“<br />
veröffentlichte, ist über diese Me<strong>in</strong>ungsäußerung<br />
viel geredet und geschrieben worden. Vielen „Feuilletonchefs<br />
und Mediengurus“ diente jene „kurze F<strong>in</strong>gerübung<br />
luftiger Begriffe“ als Köder, um sich darüber auszulassen,<br />
ob es zu e<strong>in</strong>em Konflikt zwischen „Islam“ und dem „Westen“<br />
kommen könne, so der Nahostexperte J. Hippler. Fast<br />
e<strong>in</strong>hellig war die Me<strong>in</strong>ung, Hut<strong>in</strong>gtons Formel „The West<br />
aga<strong>in</strong>st the Rest“ sei oberflächig, ebenso wie se<strong>in</strong>e Behauptung,<br />
militärische Stärke sei notwendig, um westliche<br />
Interessen zu sichern. Jetzt plötzlich, seit wenigen Wochen<br />
sche<strong>in</strong>t es so, als ob Hunt<strong>in</strong>gton geradezu prophetisch die<br />
Aufruhr <strong>in</strong> der islamischen Welt vorhergesehen habe. Vermutlich<br />
hat aber auch er nicht daran geglaubt, dass e<strong>in</strong><br />
paar fast schon vergessene, wenig witzige Karrikaturen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er dänischen Zeitung im September 2005 vier Monate<br />
später <strong>in</strong> vielen islamischen Ländern plötzlich e<strong>in</strong>e Empörung<br />
und „e<strong>in</strong>e bizarre Wucht der Emotionen“ auslösen<br />
würden, die immer gefährlicher wurden. Thomas Assheuer<br />
vermutete <strong>in</strong> der „Zeit“ vom 9. Februar, möglicherweise sei<br />
der „Zauberlehrl<strong>in</strong>g“ Hunt<strong>in</strong>gton sowieso <strong>in</strong>zwischen klüger<br />
geworden als jene, die sich „triumphierend“ auf ihn beriefen,<br />
denn schon beim Irakkrieg hatte Hunt<strong>in</strong>ton gewarnt,<br />
e<strong>in</strong> solcher Angriff könne Geister hervorrufen, die die westliche<br />
Welt sobald nicht mehr los werden würde. E<strong>in</strong>s bleibt<br />
festzuhalten, dass trotz e<strong>in</strong>er Vielzahl von Stimmen, die zur<br />
Mäßigung aufrufen, darunter auch Vertreter der Muslime <strong>in</strong><br />
Deutschland, die Angst vor dem von Hunt<strong>in</strong>gton vorausgesagten<br />
„Weltbürgerkrieg“ wächst und auch geschürt wird.<br />
E<strong>in</strong>e sehr gefährliche Falle, wie Thomas Assheuer <strong>in</strong> der<br />
„Zeit“ me<strong>in</strong>te.<br />
Zurecht hat unser Kartellbruder Hans-Jochen Jaschke, der<br />
<strong>in</strong> der Deutschen Bischofskonferenz für den Dialog mit den<br />
Muslimen zuständig ist, auf Grund der heftigen Reaktionen<br />
gemahnt, man müsse respektieren, „dass andere ihre religiösen<br />
Gefühle verletzt“ sähen „und für sie die Grenze zur<br />
Blasphemie überschritten“ sei. Unter den Muslimen gäbe<br />
es e<strong>in</strong> starkes Gefühl der M<strong>in</strong>derwertigkeit und des Herabgesetztse<strong>in</strong>s.<br />
Die Karrikaturen seien Zündstoff gewesen.<br />
In diesem Zusammenhang wurde darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass<br />
bei uns „Formen des fe<strong>in</strong>s<strong>in</strong>nigen Verständnisses für die<br />
muslimische Empörung“ zu beobachten seien, so Thomas<br />
Schmid <strong>in</strong> der Frankfurter Sonntagszeitung vom 5. Februar.<br />
Er hielt sie für „Fehl am Platz“. Was dem Betrachter zugemutet<br />
werden kann, demonstrierte dann se<strong>in</strong>e Zeitung, de-<br />
ren Tagesausgabe der Pressefreiheit höchsten Rang e<strong>in</strong>geräumt<br />
hatte, durch die Abbildung dreier Karrikaturen, darunter<br />
e<strong>in</strong>e plumpe von Ernst Kahl, und den H<strong>in</strong>weis, der<br />
Surrealist Max Ernst sei wegen se<strong>in</strong>es Bildes „Die Jungfrau<br />
züchtigt das Jesusk<strong>in</strong>d vor drei Zeugen“ 1926 aus der Kirche<br />
ausgeschlossen worden. Besonderen Anstoß nahm<br />
Schmid an e<strong>in</strong>er Äußerung des Kard<strong>in</strong>als Karl Lehmann, der<br />
gesagt hatte, Satiren würden problematisch, wenn sie an<br />
den „Kernbestand e<strong>in</strong>es religiösen Bekenntnisses“ rührten,<br />
wodurch er die Presse- und Me<strong>in</strong>ungsfreiheit sicher nicht <strong>in</strong><br />
Zweifel ziehen wollte. Schmid me<strong>in</strong>te dazu, der Christ dürfe<br />
und solle darauf h<strong>in</strong>wirken, „dass der Überbietungswettbewerb<br />
im Tabubruch, der seit mehr als e<strong>in</strong>em Jahrhundert<br />
e<strong>in</strong> selbstlaufender Motor der modernen <strong>in</strong>tellektuellen<br />
Welt“ sei, „an Schnelligkeit und Unbeirrbarkeit verlieren<br />
möge.“ Hier ist zu fragen, wie dies geschehen soll, etwa<br />
durch grenzenlose Tolerierung? Schmid fuhr fort, der Christ<br />
dürfe „nicht e<strong>in</strong>mal den ger<strong>in</strong>gsten Ansche<strong>in</strong> erwecken, er<br />
schiele auf Verbote und erkenne <strong>in</strong> den armen Seelen marodierender<br />
Muslime Gleichges<strong>in</strong>nte.“ Letzteres hat bisher<br />
niemand getan, und die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass es jemand<br />
noch tun wird, ist eher ger<strong>in</strong>g. Wie sagte doch der<br />
Präsident des Zentralkommitees der Deutschen Katholiken,<br />
Hans Joachim Meyer: „Gäbe es ähnlich verletzende Christus-Karrikaturen,<br />
würden die Christen zwar auch reagieren,<br />
aber sie täten es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Form, wie sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er freiheitlichen<br />
Form herausgebildet hat.“ Ob Christen darauf<br />
überhaupt noch reagieren würden, sei übrigens dah<strong>in</strong> gestellt.<br />
Es wird zwar heute noch mit e<strong>in</strong>er Geldstrafe oder<br />
mit e<strong>in</strong>er Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft, wer<br />
öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften „den Inhalt<br />
des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen<br />
Frieden zu stören“ (§ 166 StGB). Und diese Strafandrohung<br />
gilt nicht exklusiv für das Christentum. Doch ist besagter<br />
Paragraph strittig. Aber immerh<strong>in</strong> haben deutsche<br />
Gerichte etwa <strong>in</strong> der Darstellung e<strong>in</strong>es Kruzifixes als Mausefalle<br />
oder <strong>in</strong> der Abbildung e<strong>in</strong>es gekreuzigten Schwe<strong>in</strong>s<br />
auf e<strong>in</strong>em T-Shirt e<strong>in</strong>e Beschimpfung gesehen. Selbst die<br />
Kunstfreiheit, die e<strong>in</strong>en hohen verfassungsrechtlichen Wert<br />
hat, ist nicht grenzenlos. Im E<strong>in</strong>zelfall muss sie „gegen das<br />
für friedliches Zusammenlebern unabd<strong>in</strong>gbare Toleranzangebot<br />
abgewogen werden“, stellte Re<strong>in</strong>hard Müller<br />
ebenfalls <strong>in</strong> der Frankfurter Sonntagszeitung vom 5. Februar<br />
fest und bezog damit e<strong>in</strong>e andere Position als se<strong>in</strong> Kollege.<br />
Er erwähnte dabei ferner, dass der Europäische Gerichtshof<br />
für Menschenrechte 1994 über den Film „Liebeskonzil“ zu<br />
bef<strong>in</strong>den hatte, der 1985 <strong>in</strong> Innsbruck beschlagnahmt worden<br />
war. Als Begründung war vom dortigen Landgericht an-
<strong>KV</strong>_02_2006_13 10.<strong>04</strong>.2006 11:15 Uhr <strong>Seite</strong> 13<br />
ist erlaubt,<br />
uns im Halse stecken<br />
geführt worden, <strong>in</strong> dem Film sei „Gottvater als seniler, impotenter<br />
Trottel, Christus als Kret<strong>in</strong> und die Gottesmutter<br />
Maria als lüsterne Dame“ erschienen. Der Europäische Gerichtshof<br />
bestätigte das Innsbrucker Urteil.<br />
Auf die Unangemessenheit der Reaktionen der Muslime,<br />
die teilweise durch Irreführung – es tauchten Karrikaturen<br />
auf, die nichts mit den dänischen zu tun hatten – und durch<br />
politisches Kalkül – Teheran konnte von dem Atomstreit ablenken<br />
– aufgeheizt und gesteuert wurden, wiesen viele<br />
kirchliche Stimmen h<strong>in</strong>. Sie er<strong>in</strong>nerten dabei an e<strong>in</strong>en anderen<br />
wichtigen Aspekt: In Europa haben viele Menschen das<br />
Gefühl dafür verloren, wodurch andere <strong>in</strong> ihrer Würde verletzt<br />
werden könnten. Der Vatikan erklärte dazu: „Jede<br />
Form von überzogener Kritik oder Verächtlichmachung von<br />
anderen“ zeige „e<strong>in</strong>en Mangel an menschlicher Sensibilität“<br />
und „könne unter Umständen e<strong>in</strong>e unzulässige Provokation<br />
se<strong>in</strong>.“ Das müsse nicht bedeuten, hieß es weiter,<br />
dass sich die Europäer und ihre Medien jetzt durch die<br />
Reaktion e<strong>in</strong>iger Muslime „<strong>in</strong> die Selbszensur“ treiben lassen<br />
sollten, wie es etwa Thomas Schmid befürchtet hatte.<br />
Natürlich gilt noch der Satz Kurt Tucholskys: „Was darf<br />
Satire? Alles.“ Aber damit ist nicht gesagt, wie die<br />
Katholische Nachrichtenagentur argumentierte, dass sie<br />
auch „alles“ tun müsse.<br />
Bemerkenswert <strong>in</strong> der aktuellen Diskussion war der Artikel<br />
von Hans Maier (E d Arm) im „Rhe<strong>in</strong>ischen Merkur“ vom<br />
9. Februar, der neue Aspekte beleuchtete. Zunächst e<strong>in</strong>mal<br />
bekannte sich der Autor zur Religionssatire. „Auch der menschenfreundliche<br />
Gott des Christentums“, so lesen wir,<br />
„verlangt nicht, <strong>in</strong> stummer Ehrfurcht und ohne Lachen verehrt<br />
zu werden. Er ist ja nicht nur ferner Herrscher, nicht nur<br />
strenger Richter, sondern naher Helfer – und man kann mit<br />
ihm reden, wie es Don Camillo <strong>in</strong> Guarischis erfrischendem<br />
Buch tut.“ „Freilich“, so schränkte Maier e<strong>in</strong>, „der humoristische<br />
und satirische Umgang mit Religion bedarf der<br />
Intelligenz und Sensibilität.“ Und gerade das vermisste er<br />
bei den dänischen Karrikaturen. Es gäbe Grenzen. Dennoch:<br />
Nur im äußersten Notfall dürfe das Strafgesetzbuch herangezogen<br />
werden: Dabei bleibt offen, wann dieses Stadium<br />
erreicht ist. Maier sieht vieles bei der Eskalation eher als<br />
kultur- denn als religionsbed<strong>in</strong>gt an. Die Rückkehr der Religion,<br />
aber nicht der eigenen, erwecke Ängste und Selbstvorwürfe.<br />
E<strong>in</strong>erseits würden, so me<strong>in</strong>t er, christliche Kirchen<br />
geschlossen, andererseits entständen neue Moscheen.<br />
Was dort gepredigt würde, verständen nur wenige,<br />
was verunsichere. Viele empfänden „die islamische M<strong>in</strong>derheit<br />
als mögliches Konfliktpotential im Land.“ Ferner<br />
würden islamische Familien e<strong>in</strong>em anderen Wertekodex als<br />
wir folgen. Schließlich fänden hochqualifizierte junge Männer<br />
trotz e<strong>in</strong>es gewissen Unterlegenheitsgefühls <strong>in</strong> den<br />
islamischen Ländern, auf das Weihbischof Jaschke schon<br />
aufmerksam gemacht hatte, den radikalen Islam zunehmend<br />
attraktiver. Er böte ihnen „<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er globalisierten Welt<br />
mit unbegrenzten Handlungsräumen“ die Möglichkeit,<br />
„neue ungeahnte Machterfahrungen zu machen.“ Sie<br />
schlössen damit an e<strong>in</strong>e islamische Tradition an, die mit<br />
kämpferischer Entschlossenheit, die Welt zum e<strong>in</strong>en, e<strong>in</strong>zigen<br />
Gott führen wolle. Da stellt sich die beängstigende<br />
Frage, ob der Islam überhaupt <strong>in</strong> der Lage ist, bestimmte<br />
Elemente unserer westlicher Kultur wie etwa die Trennung<br />
von Kirche und Staat, die Anerkennung <strong>in</strong>dividueller Menschenrechte<br />
und die Toleranz zu respektieren. Es gibt Beobachter,<br />
die das für e<strong>in</strong>e Illusion halten.<br />
ANSICHTSSACHE<br />
Ausschreitungen gehören im Westjordanland längst zum Alltag. Ist das <strong>in</strong> Zukunft der normale Umgang zwischen Anhängern<br />
unterschiedlicher Religionen? Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb<br />
AM 13
<strong>KV</strong>_02_2006_14 10.<strong>04</strong>.2006 11:15 Uhr <strong>Seite</strong> 14<br />
ÜBER DEN <strong>KV</strong> HINAUS<br />
Frei zum Dialog<br />
Die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart<br />
Über die älteste katholische Akademie <strong>in</strong><br />
Deutschland verfügt die Diözese Rottenburg-<br />
Stuttgart. Sie hatte ihre erste Tagung am 17./<br />
18. Februar 1951, die offizielle Eröffnung und<br />
Stiftungsfeier war erst zwei Jahre später am<br />
21./ 22. Februar 1953. Angeregt war diese<br />
Gründung zweifellos durch das Beispiel der<br />
Evangelischen Akademie Bad Boll, die unter<br />
Dr. Eberhard Müller sehr bald bundesweit zur<br />
Institution wurde. Bis heute verstehen sich beide<br />
Akademien als Partner, <strong>in</strong> durchaus fruchtbarer<br />
ökumenischer Konkurrenz. Zwei der vier Rottenburger<br />
Bischöfe der Nachkriegszeit, Georg<br />
Moser und der gegenwärtige Bischof Dr. Gebhard<br />
Fürst, waren zuvor lange Jahre Direktoren<br />
der Akademie (1961-1970 bzw. 1986-2000) und<br />
haben den weltoffenen Geist, der die Arbeit der<br />
Akademie von Anfang an bestimmt hat, <strong>in</strong> die<br />
Leitung der Diözese getragen. Zugleich wird<br />
damit auch die hohe <strong>in</strong>nerkirchliche Wertschätzung<br />
sichtbar, die die Akademie der Diözese<br />
Rottenburg-Stuttgart genießt.<br />
Prof. Dr. Alfons Auer, der soeben im Alter von<br />
91 Jahren verstorbene Nestor der Moraltheologie<br />
im katholischen Deutschland, war der erste<br />
hauptamtliche Direktor. Er sah se<strong>in</strong>e und der<br />
Akademie Aufgabe <strong>in</strong> „schöpferischer Ruhelosigkeit“,<br />
gepaart mit e<strong>in</strong>em „offenen Blick“ für<br />
die Wahrheit jenseits kirchlicher Grenzen, geformt<br />
von e<strong>in</strong>em „Geist der Freiheit“. Auch von<br />
se<strong>in</strong>en Nachfolgern im Amt des Akademiedirektors<br />
wurde die Verortung zwischen Kirche und<br />
Welt betont: als Ohr der Kirche, zur Welt – gerade<br />
auch der nicht-katholischen, ja nicht-kirchlichen<br />
Welt – geöffnet; zugleich aber auch Stimme<br />
der Kirche h<strong>in</strong> zur Welt, frei zum offenen Dialog.<br />
Statt anonymer Kongressatmosphäre wollte<br />
man lebendige Begegnung und die Entwicklung<br />
von eigener Sachkompetenz <strong>in</strong> politischen, gesellschaftlichen<br />
und wirtschaftlichen Fragen.<br />
Die jeweiligen konkreten Arbeitsformen der<br />
Akademie bilden sich <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise<br />
<strong>in</strong> den Besucherzahlen über die 50 Jahre<br />
ihres Bestehens h<strong>in</strong> ab. Seit Ende der 90-Jahre<br />
hat sich die Gesamtzahl derTeilnehmer <strong>in</strong> den<br />
beiden Tagungshäusern Stuttgart-Hohenheim<br />
und We<strong>in</strong>garten auf gut 20.000 pro Jahr e<strong>in</strong>gependelt;<br />
im Jahre 20<strong>04</strong> waren es genau 22.148.<br />
Die Gesamtzahl der Veranstaltungen belief sich<br />
im selben Jahr auf 397. Beide Tagungshäuser<br />
werden auch für Gastveranstaltungen angebo-<br />
14 AM<br />
ten, vorzugsweise für Institutionen, die der Akademie<br />
„ideell“ nahe stehen.<br />
Strukturell ist die Arbeit der Akademie <strong>in</strong> drei<br />
Sach- und Fachbereiche gegliedert: Theologie –<br />
Kirche – Religion; Kultur und Geisteswissenschaften;<br />
Gesellschaft und Politik. Themenschwerpunkte<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen der historische<br />
Bereich, Arbeitsmigration und Ausländer sowie<br />
M<strong>in</strong>derheiten, Dritte Welt und gesellschaftlich<br />
Benachteiligte. Auch Fragen der Wirtschaftsund<br />
Arbeitswelt traten immer stärker hervor.<br />
Die Akademie ist längst zum Forum verschiedener<br />
gesellschaftlicher Gruppen und Ort öffentlicher<br />
Diskussion für neu aufkommende Entwicklungen,<br />
politische Prozesse und Fragestellungen<br />
geworden. Zur Behandlung von Grundsatzfragen<br />
vor breitem Publikum kommt gezielt Projektarbeit,<br />
die zugleich den Sachverstand der Akademie<br />
<strong>in</strong> den betreffenden Bereichen erhöht. Beispiele<br />
hierfür s<strong>in</strong>d Projekte wie Wirtschaft und<br />
christliche Ethik, das zweijährige Projekt <strong>in</strong>terkulturelle<br />
Öffnung sozialer Dienste (gefördert<br />
durch die Robert-Bosch-Stiftung) und das Projekt<br />
Entschädigung und Versöhnung ehemaliger<br />
Zwangsarbeiter <strong>in</strong> kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong><br />
der Diözese Rottenburg.<br />
Seit über zwanzig Jahren stellt sich die Akademie<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenen Referat den Fragen des<br />
Verhältnisses von Kirche und zeitgenössischer<br />
Kunst, so mit Ausstellungen <strong>in</strong> beiden Tagungshäusern<br />
(„Kunst-Raum-Akademie“), aber auch<br />
mit dem traditionellen „Aschermittwoch der<br />
Künstler“, dem Treffen von Künstlern aus der<br />
Diözese mit dem Bischof, oder Symposien wie<br />
zuletzt zur Zukunft des Kirchenbaus mit weit<br />
über hundert Fachleuten aus ganz Deutschland.<br />
Zu e<strong>in</strong>er der wichtigsten Fachveranstaltung ihrer<br />
Art <strong>in</strong> Deutschland haben sich die seit 1985<br />
stattf<strong>in</strong>denden „Hohenheimer Tage zum Ausländerrecht“<br />
entwickelt, an denen <strong>in</strong> diesem Jahr<br />
rund 250 Fachleute aus Politik, Verwaltung,<br />
Rechtsprechung, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden<br />
und Gewerkschaften teilnahmen. Innerhalb des<br />
2002 neu e<strong>in</strong>gerichteten Schwerpunkts Christlich-islamischer<br />
Dialog hat sich die Akademie<br />
von Anfang an der Diskussion über die E<strong>in</strong>führung<br />
islamischen Religionsunterrichts an den<br />
öffentlichen Schulen beteiligt und e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational<br />
vernetztes „Theologisches Forum Christentum<br />
– Islam“ <strong>in</strong>itiiert. Internationale Vernetzungen<br />
bestehen auch für den Schwerpunkt<br />
„Theologie und Naturwissenschaft“ (zum Beispiel<br />
mit dem „Religion and Science Network<br />
Germany“ und dem „Metanexus Institute Philadelphia“,<br />
USA), mit dem „Arbeitskreis Internationale<br />
Hexenforschung“ (AKIH) und für e<strong>in</strong>e<br />
Reihe anderer Arbeitsschwerpunkte. E<strong>in</strong>es der<br />
Veranstaltungs-Highlights ist die Verleihung des<br />
Aleksandr-Men-Preises, alljährlich im Wechsel<br />
zwischen Stuttgart und Moskau, zu der <strong>in</strong> Stuttgart<br />
jeweils gut 500 Personen zusammen kommen.<br />
Der Preis, der nach dem 1990 ermordeten<br />
russisch-orthodoxen Erzpriester benannt ist,<br />
wurde bislang u. a. an Lew Kopelew (1996),<br />
Gerd Ruge (1999), Michael Gorbatschov (2000,<br />
hierbei hielt Hans-Dietrich Genscher die Laudatio)<br />
und Otto Graf Lambsdorff (2001) verliehen.<br />
Die Akademie beschäftigt neben Theologen<br />
auch Historiker, Islamwissenschaftler und e<strong>in</strong>e<br />
Kunsthistoriker<strong>in</strong>. Mit Dr. Abraham Peter Kustermann<br />
ist seit dem Jahre 2000 erstmals e<strong>in</strong><br />
Nicht-Priester Direktor der Akademie. Die kritische<br />
Begleitung der Arbeit wie auch die Verknüpfung<br />
mit allen Bereichen der Gesellschaft,<br />
mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur,<br />
leistet das Kuratorium der Akademie. Ihm gehören<br />
Politiker aller Parteien - wie M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />
Dr. Annette Schavan und der Fraktionsvorsitzende<br />
der „Grünen“ im Stuttgarter Landtag, W<strong>in</strong>fried<br />
Kretschmann -, hohe Beamte wie der<br />
Staatsekretär im Stuttgarter Staatsm<strong>in</strong>isterium<br />
Kb Rudolf Böhmler, Bürgermeister, Professoren,<br />
Wirtschafter und Gewerkschafter an. Vorsitzender<br />
des Kuratoriums ist seit 9. November<br />
2005 auf Wunsch des Bischofs Kb Prof. Dr.<br />
Hans-Georg Wehl<strong>in</strong>g, Stellvertretende Vorsitzende<br />
s<strong>in</strong>d der frühere Erste Bürgermeister der<br />
Stadt Stuttgart Dr. Rolf Thier<strong>in</strong>ger sowie Kb Senator<br />
Hermann Fünfgeld, der langjährige Intendant<br />
des Süddeutschen Rundfunks.<br />
Die Akademie hat das Glück, mit Hohenheim<br />
(Stuttgart) und dem Barock-Kloster We<strong>in</strong>garten<br />
<strong>in</strong> Oberschwaben gleich zwei auch architektonisch<br />
herausragende Tagungshäuser zu besitzen,<br />
die alle Voraussetzungen für e<strong>in</strong>en beständigen<br />
Dialogprozess mitbr<strong>in</strong>gen, der getragen<br />
ist von Offenheit, Transparenz und Inspiration<br />
sowie selbstverständlich katholischer Gastlichkeit.<br />
Daran, dass die Kirche <strong>in</strong> der produktiven<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem Zeitgeist als<br />
‚Haus’ des <strong>in</strong>spirierenden Gottesgeistes heute<br />
„<strong>in</strong>tellektuell, ethisch und ästhetisch bewohnbar“<br />
(Friedrich von Hügel) ist und bleibt, hat die<br />
kirchliche Akademiearbeit ke<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Anteil.<br />
Hans-Georg Wehl<strong>in</strong>g
<strong>KV</strong>_02_2006_15 10.<strong>04</strong>.2006 11:15 Uhr <strong>Seite</strong> 15<br />
<strong>KV</strong>-STIPENDIUM<br />
„Ich b<strong>in</strong> sehr dankbar<br />
für die Hilfe“<br />
<strong>KV</strong>-Stipendiat Joseph George Alesseril<br />
In der großen Freude um die Wahl e<strong>in</strong>es Papstes aus unserern Reihen hatte der <strong>KV</strong>-Rat beschlossen<br />
statt e<strong>in</strong>er aufwendigen Anzeige, das Geld lieber für e<strong>in</strong>en guten Zweck auszugeben. Deshalb beschloss er,<br />
den Papst zu bitten, uns e<strong>in</strong>en Priesteramtskandidaten, der <strong>in</strong> Rom studiert, zu benennen, dessen Studium<br />
wir f<strong>in</strong>anzieren wollten. Aus Rom wurde uns e<strong>in</strong> junger Inder genannt, der sich kürzlich brieflich an uns<br />
wandte und sich herzlich bedankte. Die katholische Kirche <strong>in</strong> Indien ist arm und wird durch unsere<br />
Zuwendung unterstützt. Viele junge Menschen entschließen sich dort ganz anders als bei uns, Priester zu<br />
werden. Sie zu fördern, ist e<strong>in</strong> Zeichen christlicher Solidarität!<br />
Liebe Freunde <strong>in</strong> Jesus Christus, Gebete und Grüße aus Rom!!<br />
Ich b<strong>in</strong> Bruder Joseph George Alesseril und ich schreibe diesen Brief, um me<strong>in</strong>e<br />
Gefühle und herzliche Dankbarkeit Euch gegenüber wegen des großen Gefallens,<br />
den Ihr mir getan habt, zu übermitteln.<br />
Ich habe das Geld erhalten, das Ihr Eurem Brief an mich beigelegt hattet, aber<br />
aufgrund me<strong>in</strong>er Prüfungen <strong>in</strong> diesem Monat konnte ich Euch nicht sofort<br />
zurückschreiben. Bitte entschuldigt das.<br />
Ich b<strong>in</strong> sehr dankbar für die Hilfe, die ihr mir zu me<strong>in</strong>em Studium und Werdegang<br />
als Priester gebt. Ich b<strong>in</strong> gebürtiger Inder, genauer gesagt aus Kerala, aus<br />
der Diözese Coch<strong>in</strong>.<br />
Ich freue mich, Euch hiermit auch herzlichen Dank von <strong>Seite</strong>n me<strong>in</strong>es Bischofs,<br />
dem ehrenwerten Hochwürden Dr. Thattunkal, für Euren Gefallen zu übermitteln.<br />
Derzeit studiere ich im ersten Jahr Theologie an der Urbania Universität <strong>in</strong><br />
Rom, <strong>in</strong>sgesamt s<strong>in</strong>d es noch m<strong>in</strong>destens fünf Jahre.<br />
Danke und seid versichert, dass me<strong>in</strong>e bescheidenen Gebete alle Eure Absichten<br />
begleiten. Liebe, Frieden und Freude über den Herrn Jesus,<br />
Bruder Joseph George Alesseril, Pontificio Collegio Urbano,<br />
Via Urbano, VIII, 16, 00165, Rom, Italien<br />
AM 15
<strong>KV</strong>_02_2006_16 10.<strong>04</strong>.2006 11:16 Uhr <strong>Seite</strong> 16<br />
<strong>KV</strong>-AKADEMIE<br />
16 AM
<strong>KV</strong>_02_2006_17 10.<strong>04</strong>.2006 11:16 Uhr <strong>Seite</strong> 17<br />
<strong>KV</strong>-AKADEMIE<br />
AM 17
<strong>KV</strong>_02_2006_18 10.<strong>04</strong>.2006 11:16 Uhr <strong>Seite</strong> 18<br />
SALZBURGER HOCHSCHULWOCHEN<br />
„Gott im Kommen“<br />
Salzburger Hochschulwochen schreiben Preis aus<br />
POLITIK<br />
18 AM<br />
Zu ihrem 75-jährigen Bestehen <strong>in</strong> diesem Jahr schreiben die Salzburger Hochschulwochen e<strong>in</strong>en Publikumspreis für wissenschaftliche Kommunikation<br />
aus. Graduierte Wissenschaftler aller Fachrichtungen der Jahrgänge 1971 und jünger s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>geladen, sich zu bewerben.<br />
Erbeten werden Texte im Umfang e<strong>in</strong>es 30-m<strong>in</strong>ütigen Vortrags zum Thema der Salzburger Hochschulwochen 2006, „Gott im Kommen“. Die<br />
Vortragssprache ist Deutsch. E<strong>in</strong>e Jury wählt drei Beiträge aus, das Publikum der Salzburger Hochschulwochen bestimmt daraus dann die<br />
Preisträger. Kriterien für die Vergabe des Preises s<strong>in</strong>d fachwissenschaftliche Qualität, <strong>in</strong>haltliche Orig<strong>in</strong>alität sowie die kommunikative Transferleistung.<br />
Der Preis zielt <strong>in</strong> besonderem Maße auf die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse an e<strong>in</strong> breiteres Publikum.<br />
1. Preis: 1.000 Euro – gestiftet vom Katholischen Akademikerverband Deutschlands;<br />
2. Preis: 300 Euro – gestiftet von der Katholischen Akademikerarbeit Deutschlands;<br />
3. Preis: 200 Euro – gestiftet von der Kultur- und Sozialstiftung des Kartellverbandes katholischer deutscher Studentenvere<strong>in</strong>e.<br />
Die Kosten für Anreise und Unterbr<strong>in</strong>gung der Vortragenden übernimmt das Direktorium. Mit dem Publikumspreis ist der Abdruck des Vortrages<br />
im Tagungsband verbunden.<br />
Manuskripte müssen bis zum 1. Mai 2006 e<strong>in</strong>gehen. Um e<strong>in</strong>e unabhängige Jury-Entscheidung zu gewährleisten, muss die Zusendung zwei<br />
Umschläge enthalten, die jeweils mit e<strong>in</strong>em identischen Passwort zu versehen s<strong>in</strong>d. Kuvert A enthält alle relevanten Angaben zur Person sowie<br />
e<strong>in</strong>e Text-Diskette, Kuvert B den anonymen Redetext. Bis zum 15. August 2006 werden alle E<strong>in</strong>sender benachrichtigt. Die Manuskripte<br />
können nicht zurückgesendet werden.<br />
Zusendungen s<strong>in</strong>d zu richten an: Sekretariat der Salzburger Hochschulwochen<br />
Univ.-Prof. Dr. Gregor Maria Hoff<br />
Obmann des Direktoriums<br />
Mönchsberg 2a · A – 5020 Salzburg<br />
office@salzburger-hochschulwochen.at<br />
8.000 Euro für Mütter<br />
Von He<strong>in</strong>rich Wullhorst Kirchhof: Politik muss sich entscheiden<br />
„Was ist sozial?“ Das war e<strong>in</strong>e der Kernfragen bei e<strong>in</strong>er Veranstaltung<br />
von Kolp<strong>in</strong>g, BKU und K<strong>KV</strong> Anfang April <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. „Der soziale Staat<br />
muss die Freiheit des Menschen zur Entfaltung br<strong>in</strong>gen“, betonte<br />
Steuerexperte Kb Professor Paul Kirchhof (Rh-P, Sx, E d Arm), der im<br />
Wahlkampf zum Kompetenzteam Angela Merkels gehörte. Die Freiheit<br />
setze immer auch den Willen voraus, Verantwortung zu übernehmen.<br />
Der Staat sei gefordert, dies zu unterstützen. Bessere Bed<strong>in</strong>gungen für<br />
Familien <strong>in</strong> Deutschland hält Kb Kirchhof dabei für unerlässlich. Hier<br />
stehe der Staat vor e<strong>in</strong>er Entscheidung: „Wollen wir e<strong>in</strong>e im Erwerbsleben<br />
sterbende Gesellschaft oder e<strong>in</strong>e im K<strong>in</strong>d vitale?“<br />
Zukunftsvergessener Staat<br />
E<strong>in</strong> Staat, der sich nicht um se<strong>in</strong>en Nachwuchs kümmere, sei zukunftsvergessen,<br />
erklärte der vor der Bundestagswahl als F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister gehandelte<br />
Juraprofessor. „Wachstum ist K<strong>in</strong>derwachstum und ohne K<strong>in</strong>derwachstum<br />
wird es auch ke<strong>in</strong> Wirtschaftswachstum geben“. Zur Freiheit,<br />
die der Staat sicherstellen müsse, gehöre auch die Wahlfreiheit,<br />
ob und <strong>in</strong> welchem Unfang e<strong>in</strong> Elternteil neben der K<strong>in</strong>dererziehung erwerbstätig<br />
se<strong>in</strong> wolle. „Die Leistung der Mütter, die traditionell die K<strong>in</strong>der<br />
erziehen, muss honoriert werden“, stellte Kirchhof e<strong>in</strong> neues F<strong>in</strong>anzierungsmodell<br />
vor.<br />
70 Milliarden <strong>in</strong>vestieren<br />
„Bisher betragen die Aufwendungen des Bundes für K<strong>in</strong>der etwa 70<br />
Milliarden Euro im Jahr. Das Geld sollten wir besser unmittelbar den<br />
Müttern geben.“<br />
So werde die Erziehungsleistung belohnt. „Die K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong> oder die<br />
Lehrer<strong>in</strong> erhalten für ihre Tätigkeit schließlich auch Geld.“ Acht- bis<br />
Zehntausend Euro kämen so pro K<strong>in</strong>d und Jahr zusammen. Das würde<br />
den Eltern dann die Entscheidung ermöglichen, wie sie ihre K<strong>in</strong>der erziehen<br />
wollen. Gleichzeitig würden die Mütter zu e<strong>in</strong>em ernstzunehmenden<br />
Wirtschaftsfaktor mit der entsprechenden gesellschaftlichen<br />
Anerkennung. „Wir s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> armer Staat“, erklärte Kirchhof, „wir s<strong>in</strong>d<br />
nur arm an K<strong>in</strong>dern.“ Deshalb könne sich der Staat e<strong>in</strong>e solche Entlohnung<br />
der Erziehungsleistung erlauben. Kritik an der Politik der Bundesregierung<br />
wollte Kirchhof nicht üben. „Sie wissen, dass ich mich für e<strong>in</strong><br />
Amt <strong>in</strong>teressiert hatte. Jetzt b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> der Position des Professors aus<br />
Heidelberg als Beobachter von außen.“ Aus diesem Grunde halte er<br />
sich mit se<strong>in</strong>en Äußerungen bewusst zurück. Den mehr als 150 Zuhörern<br />
wurde dennoch deutlich, dass Kirchhof weiter auf Veränderungen,<br />
gerade im Steuerrecht, hofft. Der Abbau staatlicher Subventionen sei<br />
e<strong>in</strong>e der großen Aufgaben. Daneben müsse e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facheres Steuersystem<br />
dem derzeitigen Konzept der Neuverschuldung des Staates entgegengesetzt<br />
werden. „Unser Steuerrecht wimmelt von Ausnahme- und<br />
Privilegierungstatbeständen. In diesem System veranlasst der Staat se<strong>in</strong>e<br />
Bürger dazu, statt nach Gew<strong>in</strong>nen zu streben, e<strong>in</strong>e Sehnsucht nach<br />
Verlusten zu entwickeln, um steuerliche Vorteile zu haben.“ E<strong>in</strong>e Regelbesteuerung<br />
von 25 Prozent halte er nach wie vor für den richtigen<br />
Weg.<br />
He<strong>in</strong>rich Wullhorst ist Redakteur beim Kolp<strong>in</strong>gblatt.
<strong>KV</strong>_02_2006_19 10.<strong>04</strong>.2006 11:16 Uhr <strong>Seite</strong> 19<br />
Das Rad dreht<br />
sich weiter<br />
Farbentragen: Was ist wirklich<br />
wichtig für unseren Verband?<br />
Man könnte me<strong>in</strong>en, im Verband gebe es nur e<strong>in</strong> Rad,<br />
das e<strong>in</strong>geteilt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Felder entsprechend e<strong>in</strong>zelnen<br />
Themen, sich um se<strong>in</strong>e eigene Achse dreht und so<br />
zwangsläufig mit se<strong>in</strong>er Umdrehungs-Frequenz die<br />
e<strong>in</strong>zelnen Felder nach oben br<strong>in</strong>gt. Mit e<strong>in</strong>er gewissen<br />
Regelmäßigkeit kommen so e<strong>in</strong>ige wenige Themen,<br />
wie z.B. die Farbendiskussion, die Aufnahme von<br />
Frauen oder die Frage der Katholizität immer wieder <strong>in</strong><br />
die Diskussion.<br />
Was ist wirklich wichtig für unseren Verband?<br />
Von Karl Kautzsch<br />
Aus der Sicht derjenigen, die das e<strong>in</strong>e oder andere<br />
<strong>in</strong>terne Thema ansprechen, sicherlich dieses angesprochene<br />
Thema.<br />
Wenn diese Bestrebungen jedoch nicht mit unserer<br />
Satzung vere<strong>in</strong>bar s<strong>in</strong>d, muss man sich die Frage stellen:<br />
Schaffen wir es nicht, unsere Traditionen, die ja<br />
letztlich unsere Satzung begründet haben, oder unsere<br />
Identität, die ja unseren Zusammenhalt darstellt, richtig<br />
an nachwachsende Generationen weiter zu geben?<br />
Aus der Sicht der Führungsgremien, die den Anspruch<br />
an sich stellen, unseren Verband <strong>in</strong> die Zukunft zu<br />
führen, bedeuten Themen, bei denen Satzungsverstöße<br />
betroffen s<strong>in</strong>d, eigentlich unnötige Zeitverluste, da die<br />
Satzung der geme<strong>in</strong>same Konsens des Verbandes ist,<br />
dem sich alle Mitglieder verpflichtet fühlen.<br />
Die Mitglieder der Führungsgremien haben sich mit der<br />
Übernahme e<strong>in</strong>es Amtes im Verband bereit erklärt, Zeit<br />
für den Verband e<strong>in</strong>zusetzen und sie tun es gern, auch<br />
wenn dies neben Beruf oder Studium zu Lasten der<br />
Freizeit und der Familie geht. Es ist jedoch zu fragen,<br />
ob e<strong>in</strong> derartiger Zeite<strong>in</strong>satz wirklich se<strong>in</strong> muss, e<strong>in</strong>en<br />
geme<strong>in</strong>sam vere<strong>in</strong>barten Konsens ständig <strong>in</strong> Frage zu<br />
stellen. Oder gibt es e<strong>in</strong>en Umgang mite<strong>in</strong>ander, der es<br />
erlaubt, diese Zeit lieber für zukunftsweisende Aktivitäten<br />
des Verbandes e<strong>in</strong>zusetzen?<br />
AUS DEM <strong>KV</strong><br />
Satzungsverstöße müssen von den Führungsgremien<br />
von Amts wegen verfolgt werden und b<strong>in</strong>den somit<br />
Zeit. Der <strong>KV</strong>-Rat wird dies strikt tun, aber ich sage ganz<br />
ehrlich, dass ich me<strong>in</strong>e Zeit lieber anders für den <strong>KV</strong><br />
e<strong>in</strong>setze.<br />
Wichtig für unseren Verband s<strong>in</strong>d Themen wie:<br />
➢ Werbemaßnahmen und Zunahme der Nettozahlen<br />
der Aktiven<br />
➢ Unser Lebensbund und das gute Mite<strong>in</strong>ander der<br />
Generationen<br />
➢ Unser Wahrgenommenwerden <strong>in</strong> Kirche und Gesellschaft<br />
➢ Außenwirkung des Verbandes und Abbau von pauschalen<br />
Vorurteilen im Ersche<strong>in</strong>ungsbild von Studentenkorporationen<br />
Mit diesen Schwerpunkten kann unser Verband <strong>in</strong> der<br />
Zukunft stabil bleiben. Hierzu gehört aber auch e<strong>in</strong> eigenes<br />
Profil. Unsere Gründungsväter haben für dieses<br />
eigene Profil ganz bewusst das Tragen e<strong>in</strong>es Farbenbandes<br />
abgelehnt. Me<strong>in</strong> Amtsvorgänger, Kb Dr. Wolfgang<br />
Löhr, hat dazu <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Artikel „Nichtfarbentragend“<br />
<strong>in</strong> den Akademischen Monatsblättern Nr. 4/2002<br />
folgendes Fazit geschrieben:<br />
Ziehen wir e<strong>in</strong> Fazit, so können wir feststellen, dass<br />
das Nichtfarbentragen e<strong>in</strong>e lange Tradition hat und<br />
auch auf die demokratische Studentenbewegung des<br />
19. Jahrhunderts verweist, wo es aus sozialen Gründen<br />
abgelehnt und das Fundament zu dem gelegt wurde,<br />
was wir heute die Zivilgesellschaft nennen. Das ist e<strong>in</strong><br />
verpflichtendes Erbe.<br />
Wenn wir e<strong>in</strong>e eigene „Corporate Identity“ haben wollen,<br />
wie es heute so oft genannt wird, dann brauchen<br />
wir e<strong>in</strong>e eigene Identifikation mit unserem Verband und<br />
die bekommen wir nicht, wenn wir es anderen Verbänden<br />
nachmachen, e<strong>in</strong> Band und/oder e<strong>in</strong>e Mütze tragen<br />
und uns somit nicht mehr unterscheiden. Nur durch<br />
e<strong>in</strong>e Unterscheidung von den anderen Korporationsverbänden<br />
können wir e<strong>in</strong>en eigenen Standpunkt deutlich<br />
machen.<br />
AM 19
<strong>KV</strong>_02_2006_20 10.<strong>04</strong>.2006 11:17 Uhr <strong>Seite</strong> 20<br />
AUS DEM <strong>KV</strong><br />
20 AM<br />
Das Rad hat sich auf das Feld Farbendiskussion gedreht. Wir beschäftigen<br />
uns wieder e<strong>in</strong>mal mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternen Thema, anstatt<br />
nach außen zu gehen und zu zeigen, was <strong>KV</strong> bedeutet, was es bedeutet,<br />
als <strong>KV</strong>er <strong>in</strong> unserer Gesellschaft, an der Hochschule, <strong>in</strong> der<br />
Wirtschaft und <strong>in</strong> der Kirche mitzuarbeiten.<br />
Zeigen wir, was essentiell für e<strong>in</strong>en <strong>KV</strong>er ist.<br />
Zeigen wir, welches positive Potenzial wir im <strong>KV</strong> haben.<br />
Zeigen wir, dass wir stolz s<strong>in</strong>d, <strong>KV</strong>er zu se<strong>in</strong>.<br />
Zeigen wir, dass wir zukunftsorientiert die Tradition des <strong>KV</strong> weiter<br />
tragen.<br />
Bei dieser Diskussion trifft mich persönlich die Tatsache, dass teilweise<br />
das Bewusstse<strong>in</strong>, es handelt sich um e<strong>in</strong>en Satzungsverstoß,<br />
nicht vorhanden ist oder ignoriert wird, dass mit oberflächlichen<br />
Begründungen, Verantwortung weitergereicht wird, und dass sachlich<br />
begonnene Diskussionen auf e<strong>in</strong>e persönliche Ebene gezogen<br />
werden. Alles ist dem Ergebnis e<strong>in</strong>er derartigen Diskussion nicht<br />
dienlich. Ich b<strong>in</strong> gern zu offenen Diskussionen bereit, aber sie müssen<br />
sachlich und fair bleiben.<br />
Ist es für unseren Verband nicht wesentlich effektiver, geme<strong>in</strong>sam<br />
voran zu gehen als <strong>in</strong>tern gegene<strong>in</strong>ander zu arbeiten?<br />
Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> demokratischer Verband und wer Veränderungen<br />
möchte, muss die demokratischen Wege gehen und darf nicht<br />
durch e<strong>in</strong>faches Handeln me<strong>in</strong>en, Fakten schaffen zu können. Wir<br />
haben die Vertreterversammlungen, bei denen für unseren Verband<br />
entscheidende Beschlüsse diskutiert und gefasst werden können.<br />
Es ist sicherlich nicht immer der leichtere Weg, aber e<strong>in</strong> Weg, der<br />
im S<strong>in</strong>ne des geme<strong>in</strong>samen Konsenses der richtige ist.<br />
Wir s<strong>in</strong>d unserer Tradition, unserem Erbe, unserer Satzung und unserer<br />
Identität verpflichtet und stolz darauf; deshalb lasst uns darauf<br />
aufbauend geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> die Zukunft gehen.<br />
Karl Kautzsch ist Vorsitzender des <strong>KV</strong>-Rates<br />
Jetzt Förderung beantragen -<br />
oder spenden<br />
<strong>KV</strong>-Stiftung sammelt Geld und f<strong>in</strong>anziert Projekte<br />
Die Kultur- und Sozialstiftung des <strong>KV</strong> hat im Jahr 2005<br />
die Förderung von Projekten aufgenommen. Unterstützt<br />
wurden u. a. die vom KStV Markomannia organisierte<br />
Mat<strong>in</strong>ee mit dem Erzbischof von Lubl<strong>in</strong> Josef Zyc<strong>in</strong>ski<br />
und Bischof Josef Homeier (Hildesheim) im Rahmen<br />
des Münsteraner Bistumsjubiläums und die <strong>KV</strong>-Oase<br />
auf dem Unitashaus im Rahmen des Weltjugendtages<br />
<strong>in</strong> Köln. Für 2006 ist neben der bereits überwiesenen<br />
Unterstützung für die Würzburger <strong>KV</strong>-Tage u. a. die<br />
Aussetzung e<strong>in</strong>es Preises anlässlich der 75. Salzburger<br />
Hochschulwochen geplant. Weitere Förderungen s<strong>in</strong>d<br />
möglich, Anträge können formlos über das <strong>KV</strong>-Sekretariat<br />
e<strong>in</strong>gereicht werden. Wer die Arbeit der Kultur- und<br />
Sozialstiftung unterstüzen möchte, kann dies <strong>in</strong> Form<br />
Pfälzer <strong>KV</strong>-Treffen<br />
Das diesjährige Pfälzer-<strong>KV</strong>-Treffen beg<strong>in</strong>nt am Samstag,<br />
dem 29. April 2006, um 14.00 Uhr <strong>in</strong> den Räumen<br />
von Heilig Kreuz <strong>in</strong> Landau. Abends f<strong>in</strong>det im Festsaal<br />
des Pfarrzentrums e<strong>in</strong> Kommers statt, bei dem<br />
Kb Prof. Dr. Eduard Schmä<strong>in</strong>g über die Führungskultur<br />
<strong>in</strong> Deutschland spricht. Wer teilnehmen und weitere<br />
E<strong>in</strong>zelheiten erfahren möchte, wende sich an Kb Dr.<br />
Anton Cadus, Pommernstr. 27, 67065 Ludwigshafen.<br />
e<strong>in</strong>er Spende (steht der Stiftung direkt zur Verfügung)<br />
oder <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Zustiftung tun. Im zweiten Fall<br />
wächst das Geld dem Stiftungsvermögen zu, dessen Erträge<br />
wiederum nutzbar s<strong>in</strong>d.<br />
Jeder Euro hilft! Zuwendungsbestätigungen stellt das<br />
Sekretariat (Herr Kaiser) unverzüglich aus.<br />
Das Konto der Stiftung:<br />
Pax-Bank Essen (BLZ: 370 601 93;<br />
Konto: 2006 268 016)<br />
Bitte kennzeichnet bei Euren Überweisungen, ob es<br />
sich um e<strong>in</strong>e Spende oder e<strong>in</strong>e Zustiftung handelt.<br />
<strong>KV</strong>-VISA-Karte läuft ab<br />
Die Kooperation des <strong>KV</strong> mit „Entrium Direct Bankers“ ist<br />
ausgelaufen. Grund ist die Fusion von Entrium mit der<br />
Allgeme<strong>in</strong>en Deutschen Direktbank AG. VISA-Karten<br />
des <strong>KV</strong> <strong>in</strong> Kooperation mit Entrium, die noch im Umlauf<br />
s<strong>in</strong>d, behalten ihre Gültigkeit; Folgekarten werden jedoch<br />
nicht ausgestellt. Wer die Karte weiter benutzen<br />
will, kann sie ohne zusätzliche Kosten gegen e<strong>in</strong>e „EntriumCard“<br />
e<strong>in</strong>tauschen.
<strong>KV</strong>_02_2006_21 10.<strong>04</strong>.2006 11:17 Uhr <strong>Seite</strong> 21<br />
Rechtzeitig vor der Fußballweltmeisterschaft, die <strong>in</strong><br />
diesem Jahr <strong>in</strong> Deutschland stattf<strong>in</strong>det, setzte sich die<br />
Gesellschaft katholischer Publizisten mit dieser vorangestellten<br />
und ähnlichen Fragen auf ihrer Jahrestagung<br />
im März ause<strong>in</strong>ander. Dazu hieß es <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>ladung:<br />
„Samstags, 15 Uhr 30. In Deutschlands Fußballstadien<br />
startet die wochenendliche Liturgie.“ Zu dröhnenden<br />
Hymnen schreiten die modernen Götter <strong>in</strong> Zweierreihen<br />
<strong>in</strong> die Arenen. Rauch steigt zum Himmel. Mancher<br />
Spieler bekreuzigt sich. Gebetsartig rufen die Fans ihre<br />
Parolen von den Rängen.“ Wer ist da nicht an religiöse<br />
Riten er<strong>in</strong>nert? Wer fragt nicht, ob nicht die Menschen<br />
im Fußball e<strong>in</strong>e neue S<strong>in</strong>ngebung erwarten? Hört man<br />
sich Fußballreportagen an, so erlebt man, dass dabei<br />
vom Fußballgott oder Fußballgöttern die Rede ist. Otto<br />
Rehagel wurde als Tra<strong>in</strong>er der griechischen Nationalmannschaft<br />
bei der Europameisterschaft <strong>in</strong> Anspielung<br />
auf Herakles, den Sohn von Zeus und Alkmene, zum<br />
ANSICHTSSACHE<br />
Götter im Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsanzug?<br />
„Elf Freunde“ heißt das von der<br />
Wittener Bildhauer<strong>in</strong> Christel<br />
Lechner aus Beton geschaffene<br />
Skulpturenensemble. „Elf Freunde“,<br />
die alte Botschaft von Sepp<br />
Herberger, bekommt wieder<br />
neues Gewicht. Die zehn Spieler<br />
und e<strong>in</strong> Torwart, allesamt <strong>in</strong> Fußballtrikots,<br />
stehen im Halbkreis<br />
und lassen Assoziationen von<br />
Geschlossenheit und Teamgeist<br />
zu. Werte, die über den Sport h<strong>in</strong>aus<br />
Gültigkeit <strong>in</strong> der Gesellschaft<br />
haben sollen, so Christel Lechner.<br />
Foto: Ronald Wittek dpa/lrs<br />
<strong>KV</strong>-Jahrbuch auf CD<br />
Jetzt onl<strong>in</strong>e registrieren<br />
Wer sich auf der Internetseite www.kartellverband.de als User<br />
anmeldet, bekommt e<strong>in</strong>en besonderen Bonus: Das neue <strong>KV</strong>-Jahrbuch<br />
wird nicht nur als Buch gedruckt, sondern auch auf CD veröffentlicht.<br />
Und alle, die auf der <strong>KV</strong>-Homepage registriert s<strong>in</strong>d,<br />
erhalten die CD zugeschickt. Der H<strong>in</strong>tergrund: Die CD ist verschlüsselt,<br />
damit ke<strong>in</strong> Missbrauch mit den Daten betrieben werden<br />
kann. Als Zugang zur CD dienen die gleichen Anmeldedaten,<br />
die Ihr auch im Internet benutzt. Also: Jetzt registrieren und<br />
www.kartellverband.de, damit Ihr auch die praktischen<br />
Suchmöglichkeiten der <strong>KV</strong>-Jahrbuch-CD nutzen könnt!<br />
Rehakles und mit Herakles gleichgestellt. Das Stadion<br />
ist längst e<strong>in</strong> heiliger Ort geworden. Da ist es nur konsequent,<br />
wenn auf Schalke e<strong>in</strong>e Kapelle steht, die aber,<br />
wie die Besichtigung während der Tagung zeigte, mehr<br />
e<strong>in</strong> Meditationsraum ist. Aber immerh<strong>in</strong> wird dort getauft<br />
und geheiratet, und e<strong>in</strong> evangelischer Pfarrer mit<br />
e<strong>in</strong>em Schalkeschal quasi als Stola um den Hals hält<br />
dort Konfirmandenunterricht.<br />
Wie der Theologe Ansgar Kreutzer, Assistent an der<br />
Katholisch-Theologischen Privatuniversität L<strong>in</strong>z, Jahrgang<br />
1973, während der Tagung verdeutlichen konnte,<br />
gibt es zahlreiche Parallelen zwischen Fußball und<br />
Religion. Fußball ist dabei so etwas wie e<strong>in</strong>e Selbst<strong>in</strong>szenierung<br />
der Gesellschaft. Im Stadion, e<strong>in</strong>er Kultstätte<br />
mit Chören wie bei Stammesritualen, werden<br />
Affekte kompensiert, Emotionen abgebaut und Riten<br />
gepflegt, die an die Stelle von rationalem Handeln treten.<br />
Gegen die Ohnmachtserfahrung werden rituelle<br />
Handlungen gesetzt, außerirdische Mächte beschworen<br />
und damit S<strong>in</strong>n gestiftet. E<strong>in</strong>e Gegenwelt gegen die<br />
rationalgebundene Welt wird aufgebaut und die Ambivalenz<br />
von Rationalität und Irrationalität erfahren. Wer<br />
er<strong>in</strong>nert sich dabei nicht an das „Wunder von Bern“,<br />
das zu e<strong>in</strong>em Gründungsmythos e<strong>in</strong>es neuen Deutschlands<br />
nach dem verlorenen Weltkrieg wurde? Trotz vieler<br />
Assoziationen an religiöses Handeln und Sprechen<br />
sieht Ansgar Kreutzer im Fußball jedoch ke<strong>in</strong>e Ersatzreligion.<br />
Auf dem Platz und den Rängen gibt es ke<strong>in</strong><br />
wahres religiöses Verhalten, s<strong>in</strong>d religiöse Anspielungen<br />
nichts als Ironie. Da hatte Oliver Kahn schon recht,<br />
als er sich über das Sprechen vom Fußballgott ärgerte<br />
und me<strong>in</strong>te, es gibt nur e<strong>in</strong>en Gott. Dennoch kann der<br />
Sport, den schon der hl. Paulus mit dem Bild von der<br />
Rennbahn <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung rief, etwas religiös Wichtiges<br />
lehren: Das Scheitern des Machbarkeitsmythos, des<br />
Glaubens an die Verfügbarkeit von allem und jedem,<br />
aber auch und das Bild e<strong>in</strong>er offenen Gesellschaft.<br />
Mit Ironie und Witz setzte sich anschließend der Arzt<br />
Manfred Lütz gegen den Glauben zur Wehr, Gesundheit<br />
sei die höchste Tugend. Schon die Def<strong>in</strong>ition von Gesundheit<br />
sei strittig. Auf die Spitze getrieben heiße Gesundse<strong>in</strong><br />
nichts anderes, als nicht genügend untersucht<br />
worden zu se<strong>in</strong>. Er verwahrte sich gegen die Auffassung,<br />
e<strong>in</strong> Kranker sei e<strong>in</strong> Mensch 2. Klasse und lehnte<br />
den Begriff „Götter <strong>in</strong> Weiß“ ab. Es sei ferner falsch zu<br />
behaupten, wer heile, habe recht. Mit Schrecken sehe<br />
er die Entstehung e<strong>in</strong>er Gesundheitsreligion. In e<strong>in</strong>er<br />
Podiumsdiskussion wurde schließlich erkennbar, dass<br />
es so etwas wie Sportsgeist, als Fairplay, Kameradschaft<br />
bish<strong>in</strong> zur Freundschaft verstanden, durchaus<br />
gibt.<br />
W. L.<br />
AM 21
<strong>KV</strong>_02_2006_22 10.<strong>04</strong>.2006 11:17 Uhr <strong>Seite</strong> 22<br />
PERSONALIA<br />
22 AM<br />
†<br />
Prof. Dr. theol.<br />
Karl Suso Frank OFM<br />
Der K.St.V. Hansea-Halle zu Münster trauert um se<strong>in</strong>en<br />
Bundesbruder P. Karl Suso Frank, der am 4. Januar 2006<br />
überraschend und kurz vor Vollendung se<strong>in</strong>es 73. Lebensjahres<br />
<strong>in</strong> Freiburg verstarb.<br />
Geboren wurde er am 27. Januar 1933 <strong>in</strong> Wibl<strong>in</strong>gen bei<br />
Ulm. Nach dem Abitur <strong>in</strong> Hadamar 1952 trat er <strong>in</strong> das<br />
Noviziat der Franziskaner <strong>in</strong> Salmünster e<strong>in</strong> und absolvierte<br />
se<strong>in</strong>e philosophischen und theologischen Studien an den<br />
Ordenshochschulen der Thür<strong>in</strong>gischen Franziskanerprov<strong>in</strong>z<br />
<strong>in</strong> Sigmar<strong>in</strong>gen-Gorheim und <strong>in</strong> Fulda. Hier wurde er 1956<br />
durch se<strong>in</strong>e feierliche Profess endgültig <strong>in</strong> den Franziskanerorden<br />
aufgenommen. Die Priesterweihe empf<strong>in</strong>g er zusammen<br />
mit se<strong>in</strong>em Bruder P. Isnard W. Frank OP <strong>in</strong> Walberberg<br />
bei Bonn durch den Kölner Weihbischof<br />
Kb Josef Ferche (Aln, E d Un, E d Arm).<br />
Se<strong>in</strong> Promotionsstudium mit den Schwerpunkten Kirchengeschichte,<br />
Geschichte, Archäologie und Kunstgeschichte<br />
führte ihn 1959 an die Universität Münster, wo er als<br />
Schüler von Bernhard Kött<strong>in</strong>g 1963 mit e<strong>in</strong>er askesegeschichtlichen<br />
Arbeit, e<strong>in</strong>er Untersuchung über das Ideal<br />
des engelgleichen Lebens im frühen Mönchtum, feierlich<br />
promoviert wurde. Von 1964 bis 1969 wirkte er bereits als<br />
Lektor für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Liturgiegeschichte<br />
an den Ordenshochschulen <strong>in</strong> Fulda und danach<br />
<strong>in</strong> Münster: Gleichzeitig war er von 1965 bis 1967 Stipendiat<br />
der Deutschen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft mit Studienaufenthalten<br />
<strong>in</strong> Lyon, Rom und Gött<strong>in</strong>gen. 1968 erfolgte <strong>in</strong><br />
Münster die Habilitation für das Fachgebiet Alte Kirchengeschichte,<br />
Patrologie und Christliche Frömmigkeitsgeschichte;<br />
der Titel se<strong>in</strong>er Habilitationsschrift lautete:<br />
„Vita prophetica - vita apostolica. Grundlegung der apostolischen<br />
Lebensform im frühchristlichen Schrifttum".<br />
Noch im selben Jahr wurde er als ordentlicher Professor<br />
für Alte Kirchengeschichte und Patrologie an die Johannes-<br />
Gutenberg-Universität <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z berufen. Von 1974 bis zu<br />
se<strong>in</strong>er Emeritierung 2000 lehrte er dann <strong>in</strong> gleicher Stellung<br />
an der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-<br />
Universität <strong>in</strong> Freiburg. Hier genoss er bald hohe Wertschätzung<br />
und großes Ansehen. Dreimal vertraute ihm die<br />
Fakultät das Amt des Dekans an, lange Jahre gehörte er<br />
dem Großen Senat der Universität an. In vielen Kommissionen<br />
und Gremien war er für die Anliegen der Wissenschaft<br />
und der Studierenden engagiert. Se<strong>in</strong>e Vorlesungen waren<br />
wegen ihrer Lebendigkeit und rhetorischen Brillanz bei den<br />
Studierenden sehr beliebt; er war e<strong>in</strong> begeisterter und begeisternder<br />
Lehrer. Dabei verstand er sich als Sprachrohr<br />
der Väter und zitierte gern Isidor von Sevilla: „Me<strong>in</strong>e Stim-<br />
me spricht mit ihrer Zunge<br />
– Vox mea ipsorum<br />
est l<strong>in</strong>gua“.<br />
Mit großer Leidenschaft<br />
widmete er sich der Geschichte<br />
des Mönchtums<br />
und forschte nach<br />
den Ursprüngen der<br />
christlichen Askese. Bee<strong>in</strong>druckend<br />
ist die fast<br />
unübersehbare Zahl sei-<br />
Kb Karl Suso Frank<br />
ner Publikationen auf<br />
diesem Gebiet. In mehrere Sprachen übersetzte Standardwerke<br />
wie die „Grundzüge des christlichen Mönchtums“<br />
und das „Lehrbuch der Geschichte der Alten Kirche“ sowie<br />
zahllose Artikel zu Orden und Klöstern, die er als Fachberater<br />
der dritten Auflage des renommierten Lexikons für<br />
Theologie und Kirche verfasst hat, brachten ihm <strong>in</strong>ternationales<br />
Ansehen. Se<strong>in</strong>e Forschungsleistung wurde durch Mitgliedschaften<br />
<strong>in</strong> mehreren Akademien und <strong>in</strong>ternationalen<br />
wissenschaftlichen E<strong>in</strong>richtungen anerkannt.<br />
Dass er darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> ausgeprägtes Interesse für<br />
kunstgeschichtliche Themen hatte, wovon e<strong>in</strong>e Fülle von<br />
Veröffentlichungen auch auf diesem Gebiet zeugt, sei nur<br />
am Rande erwähnt, ebenso se<strong>in</strong> Vorsitz im Kirchengeschichtlichen<br />
Vere<strong>in</strong> der Erzdiözese Freiburg von 1983 bis<br />
1998 und se<strong>in</strong>e Mitgliedschaft im Ökumenischen Arbeitskreis<br />
evangelischer und katholischer Theologen.<br />
Neben all se<strong>in</strong>er Lehr- und Forschungstätigkeit war er immer<br />
pastoral tätig. Regelmäßig feierte er den Gottesdienst<br />
<strong>in</strong> der Freiburger Kirche St. Johann, dann viele Jahre <strong>in</strong><br />
St. Luitgard und zuletzt bei den Schwestern <strong>in</strong> St. Elisabeth<br />
an der Dreisam. Viele Gläubige werden ihn als mitreißenden<br />
Prediger <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung behalten.<br />
In se<strong>in</strong>en Münsteraner Jahren hatte sich P. Karl Suso Frank<br />
als junger Franziskanerpater der Hansea angeschlossen,<br />
der er bis zu se<strong>in</strong>em so plötzlichen Tod treu verbunden<br />
blieb. Unvergesslich wird wohl allen der Gottesdienst bleiben,<br />
den er mit der Hansea beim Stiftungsfest 20<strong>04</strong> <strong>in</strong> der<br />
Karmelkirche „Mutter vom guten Rat“ <strong>in</strong> Duisburg gefeiert<br />
hat. R. i. p.<br />
Peter Kranz (Hs)
<strong>KV</strong>_02_2006_23 10.<strong>04</strong>.2006 11:18 Uhr <strong>Seite</strong> 23<br />
Anfang dieses Jahres wird e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland fast<br />
schon (zu Unrecht) vergessener Politiker se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternationalen<br />
Auftrag zurückgeben. Geme<strong>in</strong>t ist Klaus<br />
Töpfer (Em d Kett). Nach acht Jahren als Direktor des<br />
UN-Umweltprogramms <strong>in</strong> Nairobi hat er das Angebot<br />
des UN-Generalsekretärs Kofi Annan, se<strong>in</strong>e Amtszeit<br />
um zwei Jahre zu verlängern, abgelehnt. Ob er <strong>in</strong><br />
Deutschland e<strong>in</strong> neues Amt annimmt, ist unbekannt.<br />
Er hat sich jedenfalls um den weltweiten Umweltschutz<br />
verdient gemacht und ist e<strong>in</strong>er der Väter des Klimaabkommens<br />
von Kyoto. In den 80er Jahren diente er <strong>in</strong><br />
mehreren Kab<strong>in</strong>etten Kohl und war zuletzt Umzugbeauftragter<br />
beim Wechsel der Regierung von Bonn nach<br />
Berl<strong>in</strong>. Auf ihn geht der Ausstieg aus der FCKW-Produktion,<br />
die E<strong>in</strong>führung des Dualen Systems und die Gründung<br />
des Amtes für Strahlenschutz zurück. In Deutschland<br />
wurde er mehrfach mit der Besetzung wichtiger<br />
Ämter <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht: Er war als künftiger<br />
Bundespräsident nach Johannes Rau und als Kandidat<br />
für das Amt des Regierenden Bürgermeisters <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
im Gespräch, wo man schon von e<strong>in</strong>em Wahlkampf<br />
PERSONALIA<br />
Klaus Töpfer kommt zurück<br />
E<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationaler Umweltanwalt aus unseren Reihen<br />
Kb Klaus Töpfer<br />
Bayerischer Presseclub<br />
Werner Häußner erneut Vorsitzender<br />
Klaus (Wowereit) gegen Klaus (Töpfer) fabulierte.<br />
Töpfer stammt aus Schlesien, wo er 1938 geboren wurde.<br />
Nach dem Abitur <strong>in</strong> Höxter studierte er Volkswirtschaft<br />
und wurde 1968 zum Dr. rer. pol. promoviert.<br />
1978 erhielt er e<strong>in</strong>e Professur für Raumforschung und<br />
Landesplanung an der Universität <strong>in</strong> Hannover. 1985<br />
ernannte ihn die Universität Ma<strong>in</strong>z, wo er M<strong>in</strong>ister für<br />
Umwelt und Gesundheit des Landes Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
geworden war, zum Honorarprofessor, 2005 erfolgte<br />
e<strong>in</strong>e Honorarprofessur <strong>in</strong> Tüb<strong>in</strong>gen. Kb Töpfer ist davon<br />
überzeugt, dass nur durch e<strong>in</strong>e konsequente Armutsbekämpfung<br />
e<strong>in</strong> globaler Umweltschutz erfolgreich<br />
werden kann.<br />
Wer ihn e<strong>in</strong>mal kennen gelernt hat, wird davon berichten<br />
können, dass se<strong>in</strong>e besondere Stärke dar<strong>in</strong> liegt,<br />
auf die Menschen zugehen und zuhören zu können. Obgleich<br />
<strong>in</strong>zwischen zum Weltbürger geworden, f<strong>in</strong>det er<br />
vielleicht nach se<strong>in</strong>er Rückkehr wieder e<strong>in</strong>mal Gelegenheit,<br />
mit dem <strong>KV</strong>, dem er seit 1985 angehört, Kontakt<br />
aufzunehmen.<br />
Der Würzburger Journalist Kb Dipl.-Theol. Werner Häußner (Nm-W, Ru-Ke) wurde am 28. März 2006 für weitere<br />
zwei Jahre zum Vorsitzenden des Bayerischen Presseclubs gewählt. Die Wahl des 52-Jährigen durch die Jahresversammlung<br />
des Vere<strong>in</strong>s <strong>in</strong> München erfolgte e<strong>in</strong>stimmig. Der Presseclub ist e<strong>in</strong> Zusammenschluß katholischer<br />
Medienschaffender <strong>in</strong> Bayern. Er besteht seit 52 Jahren und zählt zur Zeit knapp 60 Mitglieder. SK<br />
Die Glosse<br />
Abgestempelt<br />
Glückliches Österreich!<br />
Da flatterte der Redaktion e<strong>in</strong> Brief unseres Schwesterverbandes Ö<strong>KV</strong> <strong>in</strong>s Haus. Auf dem Umschlag e<strong>in</strong>e<br />
Briefmarke zu 55 Cent, bunt und ansprechend, <strong>in</strong> der Mitte e<strong>in</strong> Schild mit studentischem Zirkel. Die Umschrift<br />
wies daraufh<strong>in</strong>, dass die Katholisch Akademische Turnverb<strong>in</strong>dung Norica im Ö<strong>KV</strong> zu Graz ihr<br />
75. Stiftungsfest gefeiert hatte. Tu felix Austria! Als der <strong>KV</strong> bei se<strong>in</strong>er 150-Jahrfeier 2003 versuchte, das<br />
<strong>in</strong>zwischen zuständige F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isterium zur Auflage e<strong>in</strong>es Postwertzeichens zu veranlassen und dafür<br />
rechtzeitig mit Empfehlungen e<strong>in</strong>iger Bundestagsabgeordneter e<strong>in</strong>en eigenen Entwurf e<strong>in</strong>reichte, geschah zunächst gar nichts. Auf<br />
Rückfrage wurde uns lapidar mitgeteilt, dass an e<strong>in</strong>e Gedenkbriefmarke nicht gedacht sei! Ob die gängige Ablehnung der Korporationen<br />
dabei e<strong>in</strong>e Rolle gespielt hat, hätten wir gerne erfahren. Allzu oft werden alle Korporationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Sack gepackt. Immerh<strong>in</strong> hat<br />
am 27. März der SPD-Vorstand nach längerer Diskussion über die Verb<strong>in</strong>dungen jetzt differenziert. Nur e<strong>in</strong>e Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Korporation<br />
der „Buschenschaftlichen Geme<strong>in</strong>schaft“ ist mit der Mitgliedschaft <strong>in</strong> der SPD nicht vere<strong>in</strong>bar. Es müsste sich eigentlich von<br />
selbst verstehen, dass das Gedankengut dieser rückwärtsgewandten und stramm rechts ausgerichteten Gruppierung, die e<strong>in</strong>en „volksbezogenen<br />
Vaterlandsbegriff ohne Rücksicht auf staatliche Gebilde und deren Grenzen“ unterstützt und e<strong>in</strong>e „deutsche Machtpolitik“<br />
befürwortet, von den Demokraten <strong>in</strong> allen Lagern abgelehnt wird. WaW<br />
AM 23
<strong>KV</strong>_02_2006_24 10.<strong>04</strong>.2006 11:10 Uhr <strong>Seite</strong> 24<br />
A<br />
Akademische Monatsblätter K 1061 E<br />
Verband alter <strong>KV</strong>er e.V.<br />
Geschäftsstelle:<br />
<strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 10 16 80, 45746 Marl<br />
PVSt, Deutsche Post AG, „Entgelt bezahlt“ / §4 Abs. 3 PD-SVD: s. Impressum<br />
<strong>KV</strong>-TERMINKALENDER<br />
Aushang im Korporationshaus erbeten!<br />
TERMIN ORT TITEL VERANSTALTER<br />
10.-14.05.2006 Münster 105. Stiftungsfest der KStV Kb Florian Strecker,<br />
Cimbria im <strong>KV</strong> zu Münster xx@cimbria.net<br />
12.-14.05.2006 Würzburg Stiftungsfest Kb Dr. Sebastian Bleifuß, Philistersenior,<br />
Rheno-Frankonia (114 Jahre) notar.dr.bleifuss@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
und Tannenberg (79 Jahre)<br />
18.-21.05.2006 Tüb<strong>in</strong>gen 78. Stiftungsfest der Kb Michael Storz,<br />
KStV Rechberg michael.storz@student.uni-tueb<strong>in</strong>gen.de<br />
19.-21.05.2006 Münster 105. Stiftungsfest e.v. Bernd Schulte,<br />
KStV Markomannia im <strong>KV</strong> senior@markomannia.org<br />
zu Münster<br />
25.-28.05.2006 Hannover 130. Stiftungsfest des Kb Lauritz Rech, Wilhelm-Busch-Str. 24, 30167 Hannover,<br />
AV Gothia zu Hannover www.avgothia.de, <strong>in</strong>fo@avgothia,de<br />
26.-28.05.2006 München 123. Stiftungsfest der Kb Raimund Wolf, In der Knackenau 15, 82031 Grünwald,<br />
KStV Saxonia Tel. 089/6414157<br />
<strong>04</strong>.-05.06..2006 Bonn 110. Stiftungsfest der KStV Rheno-Borussia, Schumannstraße 113, 53113 Bonn,<br />
KStV Rheno-Borussia Tel. 0228/211786, www.rheno-borussia.de<br />
8.-11.06.2006 Darmstadt 105. Stifungsfest der KStV KStV Moenania-Starkenburg, Rosenhöhweg 4, 64287 Darmstadt<br />
Moenania-Starkenburg Tel. 06151/788058, fest-vx@moenania-starkenburg.de,<br />
www.moenania-starkenburg.de<br />
13.06.2006 Starnberg OZ-Treffen geme<strong>in</strong>sam mit Kb Edmund Emberger, Sonnwendstraße 22, 82152 Krail<strong>in</strong>g,<br />
den Farbenbrüdern des CV Tel. 089/8573211, emberger@gmx.de<br />
15.-18.06.2006 Karlsruhe 140. Stiftungsfest des KStV Laetitia, Kornblumenstr. 11, 76131 Karlsruhe,<br />
KStV Laetitia Tel. 0721/698082, stiftungsfest@kstv-laetitia,de, www.kstv-laetitia.de<br />
16-18.06.2006 Würzburg 142. Stiftungsfest e.s.v. KStV Walhalla, Mergentheimerstr. 32-34a, 97082 Würzburg,<br />
KStV Walhalla zu Würzburg senior@walhalla-wuerzburg.de<br />
23.-25.06.2006 Bad Kösen 2. Rudelsburgkommers KStV Abraxas-Rhe<strong>in</strong>preußen, Münchner Straße 34, 01187 Dresden,<br />
rudelsburgkommers@abraxas-rhe<strong>in</strong>preussen.de<br />
30.06.-02.07.2006 Magdeburg Kirche und Welt an der Elbe <strong>KV</strong>-Akademie, c/o <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 101680, 45746 Marl,<br />
Tel. 02365/5729010, Fax 02365/5729051, Kartellverband-<strong>KV</strong>@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
13.-16.07.2006 München 125. Stiftungsfest der KSStV Alemannia, Kaulbachstr. 20, 80539 München,<br />
KSStV Alemannia Tel. 089/288124-0<br />
16.-22.07.2006 Assisi Begegnung mit unserer Kirche <strong>KV</strong>-Akademie, c/o <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 101680, 45746 Marl,<br />
Tel. 02365/5729010, Fax 02365/5729051, Kartellverband-<strong>KV</strong>@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
21.-23.7.2006 Augsburg Rhetorik-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>KV</strong>-Akademie, c/o <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 101680, 45746 Marl,<br />
für Studium und Beruf Tel. 02365/5729010, Fax 02365/5729051, Kartellverband-<strong>KV</strong>@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
08.08.2006 Starnberg OZ-Treffen geme<strong>in</strong>sam mit Kb Edmund Emberger, Sonnwendstraße 22, 82152 Krail<strong>in</strong>g,<br />
den Farbenbrüdern des CV Tel. 089/8573211, emberger@gmx.de<br />
Weitere aktuelle Informationen und Term<strong>in</strong>e im Internet: www.kartellverband.de<br />
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<strong>in</strong>ternen Mitgliederbereich registriert, erhält das <strong>KV</strong>-Jahrbuch nicht nur als gebundenes<br />
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Eure Anmeldedaten im Internet gelten dann auch für diese verschlüsselte CD.