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10 KULTUR / VERANSTALTUNGEN REF.INFO / KIRCHENBOTE BIRS / LAUFENTAL / 12. DEZEMBER 2006<br />
LUPENREIN<br />
URSI ANDRESS. Five ex<br />
tremely schizophrenic la<br />
mpstands comfortably un<br />
Tiergottesdienst<br />
in der Kirche<br />
Elisabethen Basel<br />
BEIM EINGANG zur Kirche stehen Eimer<br />
mit Wasser. Sie gelten den durstigen<br />
Vierbeinern am diesjährigen<br />
«Schöpfungsfest für Mensch und<br />
Tier», den die Offene Kirche Elisabethen<br />
heuer gemeinsam mit der Umweltorganisation<br />
WWF gestaltet hat<br />
– fast ausschliesslich Hunde, eine<br />
Katze und zwei Meerschweinchen.<br />
Der Tiergottesdienst kann in einem<br />
Punkt mit dem Krabbelgottesdienst<br />
verglichen werden: Lebhaftigkeit ist<br />
vorprogrammiert. Doch die anwesenden<br />
Geschöpfe waren erstaunlich diszipliniert:<br />
kein anhaltendes Kläffen,<br />
keine vorgezogene Hundetoilette.<br />
Erst als der <strong>ref</strong>ormierte Pfarrer André<br />
Feuz und seine katholische Kollegin<br />
Eva Südbeck-Baur das zahlreich<br />
erschienene Publikum für den Segen<br />
zum Aufstehen aufforderten, machte<br />
sich unter den Haustieren die allgemeine<br />
Unruhe breit. Vor der individuellen<br />
Segnung gab es einen<br />
schlichten, kurzweiligen Gottesdienst,<br />
der mit dem gemeinsamen<br />
Lied «Morning has broken» eingestimmt<br />
wurde.<br />
ANDRÉ FEUZ verband in seinem Vortrag<br />
den Slogan «Wir atmen alle die<br />
gleiche Luft» mit dem biblischen Text<br />
Prediger 3,19. Das Predigerbuch, so<br />
der Pfarrer, sei «fast schon revolutionär»,<br />
weil darin der Mensch keinen<br />
Vorrang vor dem Tier hat. Er forderte<br />
die Anwesenden dazu auf, respektvoll<br />
und «zärtlich» miteinander umzugehen.<br />
Denn beide, Menschen und<br />
Tiere, würden in der christlich-jüdischen<br />
Tradition den Odem, die von<br />
Gott eingehauchte «Lebendigkeit».<br />
Verblüffende Schönheit: Die Bodeninstallation «Mandala» von Hendrikje Kühne und Beat Klein.<br />
Blick auf Gott<br />
AUSSTELLUNG/ In der Kartause Ittingen sind Gottesbilder<br />
von 30 zeitgenössischen Kunstschaffenden zu sehen<br />
Das ehemalige Kartäuserkloster<br />
strahlt Ruhe und Distanz<br />
zum Weltgetümmel aus. Im<br />
Innern hingegen begegnet<br />
man zur Zeit einer grosser<br />
Spannung. Die Räume beherbergen<br />
die Ausstellung «Gott<br />
sehen. Das Überirdische in<br />
der zeitgenössischen Kunst».<br />
Fünfundzwanzig vollkommen<br />
verschiedene Blicke auf Gott<br />
prallen aufeinander und auf<br />
die Gottesvorstellungen der<br />
Betrachtenden.<br />
IM KELLER liegt so viel rosa<br />
Knete wie der Zürcher Künstler<br />
San Keller Körpermasse<br />
hat. Daneben wird lebensgross<br />
sein Foto an die Wand<br />
projiziert. Die Besucherinnen<br />
und Besucher sind aufgefordert,<br />
einen Menschen nach<br />
diesem Bild zu kneten. Un-<br />
mittelbar daneben finden sich<br />
gekrümmte Wurzelstöcke,<br />
aus denen gemalte Gesichter<br />
blicken:<br />
DER ÖSTERREICHER Franz<br />
Huemer findet Gott und<br />
christliche Mythologie in der<br />
Natur und arbeitet die Motive<br />
mit Feile und Pinsel heraus.<br />
Im gleichen Raum schlüpft jeden<br />
Sonntag ein Schauspieler<br />
mit seinen Armen in Lederbänder,<br />
kreuzigt sich an der<br />
Wand, wenn auch nur zum<br />
Schein, denn er sitzt dabei auf<br />
einem Velosattel. Blut, Dornenkrone,<br />
alles was zum Bild<br />
gehört, ist vorhanden. «Schedule<br />
of the cruzifix» heisst das<br />
Werk des polnischen Künstlers<br />
Pawel Althamer, das nicht<br />
Gott, sondern das Bild von<br />
ihm thematisiert.<br />
Ein kleiner Raum ist verschiedenen<br />
Fotografien gewidmet.<br />
Der britische Künstler<br />
Adam Chodzko hat via Inserat<br />
Fotos von Menschen gesucht,<br />
die «wie Gott aussehen».<br />
Erhalten hat er unspektakuläre<br />
Fotografien, meist<br />
eingesandt vom Ehe- und Liebespartner.<br />
Überhaupt ist den<br />
Fotografien viel Platz gewidmet.<br />
Die schwedische Fotokünstlerin<br />
Carla Ahlander<br />
sieht Gott in einem anonymen<br />
Gespräch zwischen zwei<br />
Frauen. Der amerikanische<br />
Fotograf Duane Michals fotografierte<br />
«Christ in New<br />
York». Entstanden sind Fotografien,<br />
die wie alte Heiligenbildchen<br />
anmuten.<br />
Ernst von Känel: Streiflichter zur Christianisierung<br />
des Thunerseegebiets und der<br />
angrenzenden Regionen<br />
BUCHTIPPS FILMTIPPS<br />
SACHBUCH<br />
ZAUNKÖNIG UND<br />
ADLER<br />
Bauer und Philosoph – Ernst Därendinger<br />
ist beides: Der 84-jährige<br />
Waadtländer hat sich schon in<br />
seiner Autobiografie kritische Gedanken<br />
zur Landwirtschaftspolitik<br />
gemacht. In seinem neuen<br />
Buch geht er noch einen Schritt<br />
weiter: Wo liegt die ethische Verpflichtung<br />
des Bauern der ausgebeuteten<br />
Natur gegenüber? Wo<br />
begegnen wir Gott? Därendinger<br />
zeigt uns, wo die Wurzeln seines<br />
Denkens liegen: in seiner Jugend<br />
als Bauernsohn in Lützelflüh, in<br />
der erschütternden Erfahrung<br />
des Atombombenabwurfs über<br />
Hiroshima, in der Freundschaft<br />
mit dem Kunstmaler Werner Gfeller,<br />
in der Auseinandersetzung<br />
ndruckender Aufschrei. KVB<br />
Ernst Därendinger:<br />
Zaunkönig und Adler. Mit einem Essay<br />
von Werner Wüthrich. Verlag Huber<br />
Frauenfeld 2005, 215 S., Fr.36.–<br />
BELLETRISTIK<br />
SARA LACHT UND<br />
JOSEF WEINT<br />
Der <strong>ref</strong>ormierte Bieler Pfarrer Peter<br />
Egger erzählt die biblischen<br />
Geschichten von der Schöpfung<br />
bis Josef neu. Jede Erzählung<br />
wird durch einen Kommentar ergänzt,<br />
der die bibelwissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse und Eggers<br />
eigene Erzählkriterien detailliert<br />
erläutert. Die Geschichten lesen<br />
sich lebendig und zeichnen sich<br />
durch eine sorgfältige Übertragung<br />
in eine kindgerechte Sprache<br />
aus, die leicht lesbaren Kommentare<br />
sind sehr hilfreich. Allerdings<br />
eignet sich das Buch primär<br />
für Unterrichtende und weniger<br />
für lesende Kinder oder erzählende<br />
Eltern, wie vom Verlag<br />
vorgeschlagen – da wäre eine bebilderte<br />
Kinderbibel . KVB<br />
Peter Egger: Warum Sara lacht<br />
und Josef weint. Ur-, Väter- und Josefgeschichten,<br />
für Kinder und Erwachsene neu<br />
erzählt und kommentiert.<br />
TVZ 2005, 338 S., Fr.37.80<br />
RELIGION<br />
DAS VATERUNSER – FÜR<br />
KINDER<br />
Regine Schindler, bekannt als Autorin<br />
zahlreicher Kinderbücher,<br />
legt zusammen mit dem französischen<br />
Illustrator Eric Battut ein<br />
Bilderbuch zum Vaterunser vor.<br />
Die Idee ist nicht neu, aber sie besticht.<br />
Das Gebet Jesu mit der familiären<br />
Anrede Abba, dem zutraulichen<br />
«Papa», kann durchaus<br />
im Kinderzimmer an die<br />
nächste Generation weitergegeben<br />
werden. Regine Schindler findet<br />
einfache Worte, die zum Gespräch<br />
anregen. Die Übersetzung<br />
in die Mundart wird den Erwachsenen<br />
überlassen. Die atmosphärische<br />
Bildsprache hilft besonders<br />
kleineren Kindern. Die atmosphärische<br />
Bildsprache hilft besonders<br />
kleineren Kindern. MVK<br />
Regine Schindler, Eric Battut: Das Vaterunser,<br />
bohem press 2005, Fr.24.–<br />
Wer lebte wie zwischen<br />
Thun und Interlaken? Va, Vis et Deviens<br />
GESCHICHTE<br />
DIE ERSTEN CHRISTEN<br />
AM THUNERSEE<br />
Wie kam eigentlich das Christentum<br />
ins Berner Oberland? – Alles<br />
begann mit dieser Frage eines<br />
Katecheten. Der ehemalige Spiezer<br />
Pfarrer Ernst von Känel (81)<br />
forschte nach, förderte aber vorerst<br />
bloss Spekulatives zu Tage:<br />
Die landläufigen Vorstellungen<br />
benannten die römische Armee<br />
in Allmendingen, Abtrünnige der<br />
thebäischen Legion im Obersimmental<br />
oder die irischen Mönche<br />
Beatus und Justus. Da erwachte<br />
im Autor der Forschertrieb: In einer<br />
akribischen Fleissarbeit trug<br />
er zu acht Problemkreisen alle<br />
verfügbaren Quellen zusammen.<br />
Seine Arbeit macht sowohl die<br />
Fragestellungen, das historische<br />
Material und Bau der Urkirche<br />
von Einigen um. MVK<br />
Ernst von Känel: Streiflichter zur Christianisierung<br />
des Thunerseegebiets und der<br />
angrenzenden Regionen, Pro Business,<br />
Berlin 2005, 111 Seiten, Fr.34.–<br />
Mittelalter<br />
zum Zuhören<br />
MYSTIK/ Die Literatur des Mittelalters<br />
stösst heute wieder vermehrt<br />
auf Interesse. Kürzlich ist das erste<br />
Hörbuch als CD erschienen.<br />
Die heutige Zeit, so<br />
heisst es, sei vom<br />
wieder erwachenden<br />
Interesse für spirituelle<br />
Themen geprägt.<br />
Dazu passt es, dass<br />
auch das mittelalterliche<br />
Klosterleben<br />
vermehrt ins Blickfeld<br />
rückt. In diesem<br />
Umfeld ist die neue<br />
CD zu verstehen, die<br />
unter dem Titel «Stimmen<br />
aus mittelalterlichenFrauenklöstern»<br />
geistliche<br />
Texte jener Zeit zum<br />
ersten Mal über das<br />
Hören zugänglich<br />
macht. Künstlerischer<br />
Freiraum gibt Hintergrund<br />
der CD ist die<br />
Five Klingons auctioned<br />
off one<br />
chrysanthemum,<br />
Ausstellung «Krone und Schleier», die<br />
im Frühling und Sommer dieses Jahres<br />
in Deutschland stattgefunden und grosses<br />
Echo ausgelöst hatte. Unter der Beteiligung<br />
von 80 internationalen Museen<br />
gab die Ausstellung einen Eindruck vom<br />
Leben, das hinter den Klostermauern geführt<br />
wurde: So zeugt vor allem das reiche<br />
Kunst- und Literaturschaffen von<br />
den Freiräumen, die sich Frauen gerade<br />
im abgeschlossenen Bezirk des Klosters<br />
erobern konnten.<br />
KRONE und Schleier sind dabei die Erkennungsmerkmale<br />
der religiös lebenden<br />
Frauen: der Schleier, der ursprünglich<br />
auf die Hochzeit mit Christus, dem<br />
himmlischen Bräutigam, verwies, die<br />
Brautkrone als Symbol für den Eintritt<br />
ins ewige Königreich. Entsprechend<br />
zum Grundprinzip der Ausstellung, die<br />
das damalige Leben über das Auge zugänglich<br />
machen wollte, steht denn auch<br />
der Versuch. ANDREA ZGRAGGEN<br />
MIGRATION<br />
VA, VIS ET DEVIENS<br />
Geh, lebe und werde! Mit diesen Worten schickt eine hungergeplagte<br />
Mutter ihren christlich erzogenen Jungen dezidiert weg, damit er in Israel<br />
überleben kann. Auf dem Hintergrund der vor zwanzig Jahren<br />
durchgeführten «Operation Moses», bei welcher aus sudanesischen<br />
Flüchtlingslagern etwa 8000 äthiopische Juden – Nachkommen König<br />
Salomos und der Königin von Saba –ins Land «voll Milch und Honig»<br />
ausgeflogen wurden, erzählt der Spielfilm des rumänischstämmigen<br />
Regisseurs Radu Mihaileanu die Geschichte des Jungen Shlomo, der,<br />
entwurzelt und in einer fremden und manchmal auch feindlichen Umgebung,<br />
lernen muss, mit einem Geheimnis zu leben und ein Mann zu<br />
werden. Ein sowohl vertracktes wie tief bewegendes und subtil erzähltes<br />
Migrationsschicksal. HH > AB 3. NOVEMBER IM KINO<br />
WESTERN<br />
THE GOOD, THE BAD AND THE UGLY<br />
Geh, lebe und werde! Mit diesen Worten schickt eine hungergeplagte<br />
Mutter ihren christlich erzogenen Jungen dezidiert weg, damit er in Israel<br />
überleben kann. Auf dem Hintergrund der vor zwanzig Jahren<br />
durchgeführten «Operation Moses», bei welcher aus sudanesischen<br />
Flüchtlingslagern etwa 8000 äthiopische Juden – Nachkommen König<br />
Salomos und der Königin von Saba –ins Land «voll Milch und Honig»<br />
ausgeflogen wurden, erzählt der Spielfilm des rumänischstämmigen<br />
Regisseurs Radu Mihaileanu die Gesgendes und subtil erzähltes Migrationsschicksal.<br />
HH > AB 3. NOVEMBER IM KINO