Das Konzept der Zivil-Militärischen Kooperation (CIMIC)
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Tillmann Höntzsch 31<br />
kooperieren; ganz abzulehnen ist <strong>CIMIC</strong>, so z. B. Caritas International, wenn die<br />
Streitkräfte auch Konfliktpartei sind (z. B. Kosovo). 79<br />
Im deutschen Kontext lässt sich beobachten, dass die Zusammenarbeit<br />
ziviler Organisationen mit <strong>der</strong> Bundeswehr oft sehr pragmatisch abläuft und das<br />
Auftreten <strong>der</strong> Bundeswehr im Allgemeinen und im Vergleich zu Streitkräften<br />
an<strong>der</strong>er Nationen durchaus positiv gesehen wird. Vor allem in <strong>der</strong> Frühphase <strong>der</strong><br />
PSO auf dem Balkan hat die Bundeswehr durch ihre schnelle Hilfe und großes<br />
Engagement sowohl das eigene Ansehen als auch das <strong>der</strong> deutschen<br />
Gesamtleistung gesteigert. 80 Der neue Pragmatismus ist auch in <strong>der</strong> Einschätzung<br />
von <strong>CIMIC</strong> seitens des BMZ zu sehen, das die Möglichkeit einer subsidiären<br />
Übernahme ziviler Aufgaben durch die Bundeswehr im humanitären und<br />
Wie<strong>der</strong>aufbau‐Bereich anerkennt, wenn dies zur Erfüllung des militärischen<br />
Auftrags erfor<strong>der</strong>lich ist o<strong>der</strong> zivile Organisationen nicht zur Verfügung stehen. 81<br />
Allerdings sollen diese Bemerkungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass <strong>CIMIC</strong><br />
von Seiten <strong>der</strong> <strong>Zivil</strong>en durchaus kritisch betrachtet wird. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Mangel<br />
an Subsidiarität, die ja neben dem Kriterium <strong>der</strong> Sicherung des Truppenumfeldes<br />
laut Doktrin die Auswahl von Projekten bestimmen soll, wird kritisiert. Mit dem<br />
Argument <strong>der</strong> Schnelligkeit (die <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Bundeswehr, prophylaktisch<br />
geeignetes Personal und Logistik vor Ort haben zu können, geschuldet ist) wird die<br />
Subsidiaritätsfrage von <strong>der</strong> Bundeswehr unterlaufen. 82 Es besteht daher aus Sicht<br />
<strong>der</strong> EZ‐Akteure die Gefahr, dass die Bundeswehr ihre Aktivitäten im Bereich des<br />
Wie<strong>der</strong>aufbaus weiter ausbauen wird. Da die Bundeswehr die Projektarbeit im Sinn<br />
<strong>der</strong> „Force Protection“ durchführt und da es ihr an entwicklungspolitischer<br />
Kompetenz mangelt, erfüllt die Projektauswahl oft nicht die EZ‐Prinzipien – z. B.<br />
Nachhaltigkeit – und ist nicht Teil einer übergeordneten Entwicklungskonzeption.<br />
79 Vgl.: Lieser, Jürgen: Helfer als Handlanger – Politisches Statement von Caritas International<br />
September 2004, Quelle: www.caritas‐international.de/23220.html (Stand: April 2007).<br />
80 Vgl.: Klingebiel, Stephan/Roeh<strong>der</strong>, Katja, a.a.O. (FN 30), 22 ff.<br />
81 Vgl.:BMZ, a.a.O. (FN 29), S. 14.<br />
82 Vgl.: Roeh<strong>der</strong>, Katja: Verhältnis von militärischen und entwicklungspolitischen Komponenten<br />
beim Wie<strong>der</strong>aufbau in Post‐Konflikt‐Situationen, Bonn 2003, S. 4.