Juli 2011 - HZwei
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MESSE<br />
Thema: Messe Autor: Sven Geitmann<br />
dIE EINZIGE WANdHäNGENdE bRENNSToffZELLE<br />
Vaillant präsentiert 4. SOFC-Generation<br />
Abb. 1: „Die Frage ist nicht ob, sondern wann die Brennstoffzellen-<br />
Technologie im Hausenergiebereich wettbewerbsfähig wird.“<br />
(Zitat Vaillant-Präsentation)<br />
Vaillant hatte gelinde gesagt etwas Pech bei der Wahl der<br />
geeigneten Technik für ihr Brennstoffzellenheizgerät: Weder<br />
die zunächst favorisierte Niedertemperatur-PEM noch<br />
die Hochtemperatur-PEM konnte die in sie gesteckten Erwartungen<br />
erfüllen. 2008 entschied sich der Heizgerätehersteller<br />
daher für die Festoxid-Brennstoffzelle (SOFC)<br />
und hoffte, damit nun die richtige Technologie gefunden<br />
zu haben. Während der Hannover Messe präsentierte das<br />
Remscheider Unternehmen das erste Mal die neuste Version<br />
dieses Hochtemperaturkonzepts. Es handelt sich dabei<br />
um die mittlerweile vierte Gerätegeneration, ein wandhängendes<br />
System, das ab Herbst <strong>2011</strong> im Callux-Projekt getestet<br />
werden soll.<br />
Es war das erste Mal, dass Vaillant auf der Hannover Messe<br />
eine Pressekonferenz veranstaltete. Entsprechend groß<br />
war die Resonanz, zumindest wenn man diesen Termin mit<br />
anderen Pressekonferenzen im Brennstoffzellensektor vergleicht.<br />
Dr. Carsten Voigtländer, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der Vaillant Group (s. Abb. 2, re.), war gleich am<br />
ersten Messetag höchstpersönlich im Convention Center erschienen,<br />
um den versammelten Pressevertretern und Part-<br />
<strong>HZwei</strong> 07|11<br />
nern über die bisherigen Entwicklungsarbeiten sowie die<br />
weitere Planung zu berichten. Gemäß seinen Ausführungen<br />
bildet die Brennstoffzellentechnik einen wesentlichen Baustein<br />
im Portfolio des Unternehmens. Voigtländer betonte<br />
zudem, dass Vaillant bereits seit vielen Jahren engagiert an<br />
der Verknüpfung konventioneller und alternativer Energietechniken<br />
arbeite, so wie beispielsweise an der Kombination<br />
von effizienten Gasbrennwertheizgeräten oder Wärmepumpen<br />
mit Solarthermieanlagen.<br />
Aktuell, berichtete Voigtländer, werde intensiv an verbrennungsmotorisch<br />
betriebenen Heizgeräten gearbeitet.<br />
So stellte Vaillant Mitte März <strong>2011</strong> während der ISH<br />
in Frankfurt zusammen mit Honda das erdgasbetriebene<br />
Mikro-KWK-System ecoPOWER 1.0 vor (KWK: Kraft-<br />
Wärme-Kopplung). Voigtländer sagte: „Wir erwarten KWK-<br />
Lösungen mit Verbrennungsmotor mit über 140 Prozent<br />
Wirkungsgrad.“ Diese Systeme seien jedoch wegen der Geräuschentwicklung<br />
infolge der Vibrationen und der vielen<br />
bewegten Massen nicht für Etagenwohnungen oder Wohnrauminstallationen<br />
geeignet. Hier verfügten Brennstoffzellen<br />
mit ihren niedrigen Geräuschemissionen sowie ihrer<br />
nochmals höheren Effizienz über Pluspunkte.<br />
pLATzSpAREND AN DER WAND Der Vaillant-Vorsitzende<br />
zeigte sich ebenso erfreut, die mittlerweile 4. Gerätegeneration<br />
(G4) zeigen zu können, wie der Leiter der Entwicklung<br />
Kraft-Wärme-Kopplung, Joachim Berg. Besonders stolz war<br />
Berg, dass es den Ingenieuren bereits im Vorgängermodell<br />
G3 gelungen war, alle Komponenten inklusive des Erdgasreformers<br />
in ein wandhängendes Gerät zu integrieren, was ein<br />
deutliches Unterscheidungskriterium zu allen Mitbewerbern<br />
darstellt. Derzeit ist die Mikro-KWK-Anlage (98 cm x 62 cm<br />
x 60 cm) mit 150 Kilogramm noch sehr schwer, Berg sagte<br />
jedoch: „Hier besteht noch Entwicklungspotential.“<br />
Die SOFC-Anlage, die für Einfamilienhäuser konzipiert<br />
wurde, wird mit Erdgas betrieben, da in Europa bereits eine<br />
bestens ausgebaute Erdgas-Infrastruktur vorhanden ist, was<br />
bei Wasserstoff nicht der Fall ist. Der Nachteil bei der Wahl<br />
dieses Energieträgers ist jedoch, dass allein die Gasaufbereitung<br />
knapp die Hälfte des Systemgewichts und -volumens<br />
ausmacht. Das Herzstück stellt der Festoxid-Brennstoffzellenstapel<br />
dar, der bei vergleichsweise hohen Temperaturen<br />
von 800 °C arbeitet und vom Entwicklungspartner Staxera<br />
kommt.<br />
Das moderne Heizungsgerät liefert 1 kW el und 2 kW therm,<br />
erzeugt bei gleichem Energieeinsatz deutlich mehr Strom als<br />
konventionelle Systeme und weist zudem sehr niedrige CO 2-<br />
und Stickoxid-Emissionen auf. Der Gesamtwirkungsgrad<br />
liegt mit 80 bis 85 % zwar etwas niedriger als bei den Mitbewerbern,<br />
aber dafür ist die Anlage start-und-stopp-fähig.<br />
Voigtländer sagte dazu: „Hausbesitzer wollen sich nicht von<br />
der Heizung vorschreiben lassen, wann sie diese ein- oder<br />
ausschalten dürfen. Deswegen haben wir uns zu Lasten eines<br />
noch höheren Wirkungsgrades für die Schnellstartfähigkeit<br />
entschieden.“ Innerhalb von zwei bis drei Stunden ist die<br />
Anlage auf voller Betriebsleistung. Der Degradationsgrad<br />
beträgt nach 1.000 Stunden etwa 0,8 %.