Juli 2011 - HZwei
Juli 2011 - HZwei
Juli 2011 - HZwei
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
38<br />
ELEKTROMObILITäT<br />
Thema: Elektromobilität Autor: Sven Geitmann<br />
ARM, SExy uNd E-MobIL<br />
Berliner Bewerbung zur Hauptstadt für Elektromobilität<br />
Berlin will die Hauptstadt für Elektromobilität werden. Am<br />
22. März <strong>2011</strong> hat sich der Regierende Bürgermeister Klaus<br />
Wowereit offiziell um diesen Titel beworben. Über eine eigene<br />
Agentur für Elektromobilität, die eMO, verfügt die<br />
Bundeshauptstadt bereits (s. <strong>HZwei</strong> Jan. <strong>2011</strong>). Der eMO<br />
oblag es dann auch, die „Bewerbungsveranstaltung“ in<br />
Form eines Empfangs im Energieforum in Berlin zu organisieren.<br />
Am Vormittag desselben Tages hatte der Berliner<br />
Senat das „Aktionsprogramm Elektromobilität Berlin-<br />
Brandenburg 2020“ verabschiedet, das dazu verhelfen soll,<br />
die Hauptstadtregion als nationales Kompetenzzentrum<br />
für Elektromobilität zu etablieren.<br />
„Unser Ziel ist es, im Jahr 2020 in Berlin 100.000 Elektroautos<br />
auf die Straße zu bringen“, sagte der Regierende Bürgermeister<br />
Klaus Wowereit und fügte noch hinzu: „Unsere Stadt hat<br />
große Chancen, ein bedeutender Standort der Elektromobilität<br />
in Europa zu werden.“ Harald Wolf, Berlins Senator für<br />
Wirtschaft, Technologie und Frauen, ergänzte: „Das Aktionsprogramm<br />
ist eine gute Basis, um unsere Region als nationales<br />
Kompetenzzentrum und überregionalen ‚Showroom‘<br />
der Elektromobilität zu etablieren.“ Aktuell stehen für die<br />
250 Elektrofahrzeuge, die in der 3,5-Mio.-Einwohner-Stadt<br />
unterwegs sind, 200 Ladepunkte zur Verfügung.<br />
Gernot Lobenberg, Leiter der Berliner Agentur für Elektromobilität<br />
eMO, konkretisierte diese Aussagen: „Berlin<br />
bietet ideale Voraussetzungen, um Standort für einen nationalen<br />
und internationalen Showroom der Elektromobilität<br />
zu werden. Mit aktuell über ein Dutzend Projektvorhaben<br />
mit einem Gesamtvolumen von über 80 Millionen Euro<br />
wird in der Hauptstadtregion im Bereich E-Mobilität mehr<br />
getestet und erprobt als in jeder anderen deutschen Stadt.<br />
Zudem ist keine andere Stadt so offen für neue Ideen und<br />
somit auch für neue Mobilitätskonzepte wie Berlin.“<br />
Nach den Plänen des Senats soll beispielsweise auf dem Gelände<br />
des ehemaligen Flughafens Tempelhof, wo auch Mitte<br />
Mai <strong>2011</strong> die Michelin Challenge Bibendum stattfand (s. S. 34 ),<br />
ein Kompetenzzentrum mit Erlebniswelt e-THF 2020 entstehen,<br />
das E-Mobilität und auch regenerative Energietechniken sichtbar<br />
und erlebbar macht. Außerdem werden derzeit interessierte<br />
Partner gesucht, um bis Ende 2012 einen anspruchsvollen<br />
Testparcours einrichten zu können. Auch am Flughafen Tegel,<br />
<strong>HZwei</strong> 07|11<br />
der 2012 stillgelegt wird, und im Clean Tech Park Marzahn<br />
könnte sich die Thematik fortsetzen, indem dort beispielsweise<br />
neue Entwicklungs- und Produktionsstandorte aufgebaut werden.<br />
Im Rahmen der Modellregion Elektromobilität Berlin/<br />
Potsdam entsteht auf dem Campus des Europäischen Energie<br />
Forums EUREF am ehemaligen Gasometer im Bezirk Schöneberg<br />
ein Kompetenzzentrum für intermodale nachhaltige<br />
Mobilität mit der Plattform elektroMobilität sowie dem Projekt<br />
BeMobility. Außerdem könnten städtische Versuchszonen geschaffen<br />
werden. Der Strom für die geplanten elektrischen Antriebe<br />
soll grün sein und aus Brandenburg kommen.<br />
Auch auf wissenschaftlicher Ebene beabsichtigt Berlin zu<br />
punkten. Schon jetzt gibt es beispielsweise an der TU Berlin<br />
ein Forschungsnetzwerk Elektromobilität, an dem vier Fakultäten<br />
und 20 Fachgebiete koordiniert von Prof. Dr.-Ing. Dietmar<br />
Göhlich zusammenarbeiten. Die dort vorhandenen Kompetenzen<br />
sollen weiter ausgebaut und noch besser vernetzt<br />
werden. Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner sagte: „Wir sind<br />
uns einig, dass Berlin als Hauptstadt, Wissenschaftszentrum<br />
und internationale Metropole alle Chancen hat, zu einem weltweit<br />
beachteten Zentrum der Elektromobilität zu werden.“<br />
VERLEIHSTATION Kurz darauf, am 13. April <strong>2011</strong>, eröffnete<br />
in der Bundeshauptstadt der öffentliche Autoverleihservice<br />
yoove Mobility. Nachdem die jungen Geschäftsführer Fabian<br />
Paul und Hendrik Schneider die Gesellschaft erst im Frühjahr<br />
2010 in Berlin gegründet hatten, öffneten sie jetzt auch<br />
für interessierte Autofahrer die Türen. Anfangs gab es nur<br />
die zweirädrigen Elektroroller Segway zu mieten. Mittlerweile<br />
beinhaltet der Mini-Fuhrpark auch vier Elektroautos.<br />
Ein Mitsubishi i-MiEV kann dort fortan für 79 Euro pro<br />
Tag inklusive Strom, Versicherung und unbegrenzter Kilometerzahl<br />
gemietet werden. „Besonders in Großstädten<br />
nimmt die Nachfrage an bezahlbaren Elektroautos zu. Wir<br />
wollen dieses Thema für jeden erlebbar machen und bieten,<br />
im Gegensatz zu bisherigen Pilotprojekten, eine dauerhafte<br />
Vermietung für jedermann an“, erklärt Fabian Paul.<br />
Klaus Wowereits fast schon geflügelte Worte aus dem<br />
Jahr 2003 „Berlin ist arm, aber sexy“ könnten also bald um<br />
ein Attribut reicher sein. ||<br />
BATTERIEFABRIK IN uLM<br />
Auch ulm hat gute chancen, ein Elektromobilitätsschaufenster<br />
zu werden. Die Wissenschaftsstadt beheimatet<br />
nicht nur das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung<br />
Baden-Württemberg (ZSW), das Weiterbildungszentrum<br />
Brennstoffzelle ulm (WBzu) sowie<br />
die universität ulm. Anfang des Jahres wurde auch das<br />
Helmholtz-Institut ulm für Elektrochemische Energiespeicherung<br />
(HIu) gegründet, das sich auf Batterietechnik<br />
und Speicherung spezialisiert hat. Außerdem unterzeichnete<br />
Bildungsministerin Prof. Annette Schavan im<br />
Mai <strong>2011</strong> zusammen mit Dr. Hubert Jäger, Vorsitzender<br />
des Kompetenznetzwerks Lithium-Ionen-Batterien<br />
(KLiB), eine Absichtserklärung, dass dort eine Produktionsanlage<br />
für Lithium-Ionen-Batterien errichtet wird.