Juli 2011 - HZwei
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22<br />
WEITERbILDUNG<br />
Thema: Weiterbildung Autor: Sven Geitmann<br />
dIE büRGER HAbEN dAS WoRT<br />
Votum zum Einsatz von grünem Wasserstoff<br />
Am Vormittag des 16. Mai <strong>2011</strong>, zeitgleich zum Auftritt der<br />
NPE im Bundeskanzleramt, haben 16 Bürgerinnen und<br />
Bürger in Berlin ein Votum abgegeben, das ihre Haltung<br />
zum Thema Wasserstoff widerspiegelt und darüber hinaus<br />
Empfehlungen ausspricht, wie mit der Wasserstofftechnik<br />
im Rahmen der Energiewende umgegangen werden sollte.<br />
Die Teilnehmer der so genannten Bürgerkonferenz überreichten<br />
das 22-seitige Gutachten, in dem die Ergebnisse<br />
eines mehrwöchigen sozialwissenschaftlichen Projektes<br />
zusammengefasst sind, im Bundespresseamt an Dirk Inger<br />
vom Bundesverkehrsministerium.<br />
Deutschland ist eine Demokratie. Alle Macht geht vom Volke<br />
aus. So sollte es nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch<br />
sein. In der Realität ist es jedoch etwas komplizierter,<br />
so dass spätestens seit dem verstärkten Auftreten der Lobbyisten<br />
immer wieder Zweifel aufkommen, ob Politik tatsächlich<br />
im Interesse der Bürgerinnen und Bürger gemacht wird.<br />
Um herauszubekommen, was wirklich im Sinne des Volkes<br />
ist, gibt es Wahlen. Weitere Instrumente, um die Stimmung<br />
in der Bevölkerung zu erfahren, sind Meinungsumfragen.<br />
Und es gibt Bürgerkonferenzen.<br />
WAS IST EINE büRGERKONFERENz? Das im Rahmen dieses<br />
Projektes angewandte Prinzip der Bürgerkonferenz orientiert<br />
sich an den Konsensus-Konferenzen aus Dänemark. Hierbei<br />
werden zufällig ausgewählte Personen eingeladen, sich umfassend<br />
mit einer bestimmten Thematik auseinanderzusetzen und<br />
sich dazu eine eigene Meinung zu bilden. In Deutschland wurden<br />
bereits vier derartige meinungsbildende Maßnahmen über<br />
neue Technologiethemen durchgeführt: zu Gen diagnostik,<br />
Nanotechnologie, Stammzellen- und Hirnforschung. Dieses<br />
Mal organisierte die Bürgerkonferenz das Unabhängige Institut<br />
für Umweltfragen (UfU), dessen Motto lautet: Umweltfra-<br />
<strong>HZwei</strong> 07|11<br />
Abb.: Die Studentin Verena Zeffler<br />
übergab das Votum an Dirk Inger, BMVBS<br />
gen bürgernah. Das ergebnisoffen organisierte Vorhaben trug<br />
den Titel „Mobil mit Wasserstoff“ und wurde im Auftrag des<br />
Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
(BMVBS) und der Nationalen Organisation Wasserstoff- und<br />
Brennstoffzellentechnologie (NOW) durchgeführt. Das Ziel<br />
ist, herauszubekommen, welche Forderungen Bürgerinnen<br />
und Bürger an eine sozialverträgliche Realisierung einer H 2-<br />
Wirtschaft im Mobilitätssektor haben.<br />
Im Rahmen dieses Projektes, das Teil des übergeordneten<br />
HyTrust-Vorhabens (hy für hydrogen, trust: engl. Vertrauen)<br />
ist, trafen sich an drei Wochenenden im April und Mai dieses<br />
Jahres zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger in der<br />
Bundeshauptstadt. Das UfU hatte zuvor insgesamt 10.000<br />
Personen aus Berlin-Brandenburg angeschrieben. Aus den<br />
79 Rückmeldungen wählten die Organisatoren anschließend<br />
eine repräsentative Mischung aus jeweils neun Männer und<br />
Frauen unterschiedlicher Herkunft (Stadt und Land), unterschiedlichen<br />
Alters (21 bis 79 Jahre) und aus verschiedenen<br />
Tätigkeitsfeldern, die ehrenamtlich an diesem Vorhaben<br />
teilnahmen, aus. Die Gruppengröße reduzierte sich dann im<br />
Laufe des Projekts auf 16 Mitwirkende.<br />
Teile des Meinungsbildungsprogramms waren ausgiebige<br />
Expertenbefragungen, eigene Praxisversuche sowie<br />
zahlreiche Diskussionsrunden. Es kamen Fachleute aus der<br />
Industrie, aus Forschung, Politik und Verwaltung. Unter<br />
anderem war auch <strong>HZwei</strong>-Herausgeber Sven Geitmann zu<br />
Gast, um die Thematik aus möglichst neutraler Sicht zu beleuchten<br />
und über Chancen sowie Risiken der Wasserstofftechnologie<br />
zu diskutieren. Erste praktische Erfahrungen<br />
sammelten die Volksvertreter gleich am ersten Wochenende<br />
an Lehr- und Demonstrationsobjekten, mit deren Hilfe sie<br />
beispielsweise selber Wasserstoff herstellen konnten. Am<br />
zweiten Wochenende ging es dann weiter mit eigenen Versuchsfahrten<br />
in Brennstoffzellenautos.