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Soziale Auswirkungen von Infrastrukturen und ... - Detlef Schwefel

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202.6 ÜberlebensenergiebilanzAnhand <strong>von</strong> veröffentlichten Daten, Informationen <strong>und</strong> Deutungen aus Sarawak sollen dieGr<strong>und</strong>züge einer Überlebensenergiebilanz entworfen werden unter der Bedingung, daß in derRegion ein großes, energieexportierendes Wasserkraftwerk geplant ist.Reis <strong>und</strong> Fisch waren <strong>und</strong> sind die Basis <strong>von</strong> Produktion <strong>und</strong> Reproduktion der auf Sarawaksiedelnden Kulturen. Dennoch ist das Land schon lange ein Reisimportland <strong>und</strong> die Provinz nur zu60% Selbstversorger <strong>von</strong> Reis; 70% der ländlichen Haushalte sind keine Reisselbstversorger.37Auch aus der Sicht der Bevölkerung ist die mangelnde Selbstversorgung mit Reis dasentwicklungspolitische Hauptproblem der Provinz, in der das Kraftwerk gebaut werden soll. Reinrechnerisch wäre Reisselbstversorgung möglich: Zum einen unter technischen <strong>und</strong>landwirtschaftlichen Gesichtspunkten, zum anderen bei Gleichverteilung des gemäßNahrungsmittelbilanzen verfügbaren Nahrungsmittelüberschusses. 38 Politisch wäreSelbstversorgung nötig wegen der begrenzten Anzahl naher Lieferländer <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> desWettbewerbs anderer Länder mit Reisknappheit bezüglich Reiseinfuhr vom Weltmarkt. 39Neben Verteilungsproblemen als Hauptursache für die Reisknappheit der Masse der Bevölkerungwird die mangelnde Selbstversorgung zurückgeführt auf Wanderfeldbau, mangelnde Intensität derBodennutzung, schlechte Brandrodung, Zerstörung durch wilde Tiere, schlechtesFarmmanagement. 40Wanderfeldbau <strong>und</strong> Brandrodungswirtschaft sind - so lauten Expertenurteile - bei dauerndem <strong>und</strong>längerfristigem, d.h. im Abstand <strong>von</strong> etwa 15 Jahren stattfindendem Wechsel - <strong>und</strong> sie waren esauch über Generationen hinweg - auf vielen Böden Sarawaks noch ökologisch unbedenklich.Umweltprobleme werden bislang nur aus einer Provinz Sarawaks gemeldet, insbesondere dort, woWanderfeldbau <strong>und</strong> kommerzielle Holzwirtschaft zusammentreffen. Wanderfeldbau findet ohnehinvorwiegend nicht im jungfräulichen sondern im sek<strong>und</strong>ären Urwald statt. Nur ein außerordentlichgeringer Anteil des Landes ist wegen zu starken Wanderfeldbaus <strong>und</strong> folglicher Unbrauchbarkeitendgültig verlassen worden. Bei geringer Bevölkerung kann Wanderfeldbau sogar günstigeWirkungen für die Umwelt haben. Eine Verringerung des Wanderfeldbaus hätte demgegenüber zurZeit erhebliche sozioökonomische Folgekosten. Sie hätte auch Opportunitätskosten, da beiTrockenreis andere Bedarfsprodukte wie Mais, Tapioka <strong>und</strong> lokales Gemüse neben Tabak,Erdnüssen <strong>und</strong> Ginger angebaut werden können. 41 Wanderfeldbau - auch als Besitzaneignung fürspätere Generationen - für Trockenreis mit Fischkonsum aus den Flüssen ist die Gr<strong>und</strong>lage <strong>von</strong>Leben <strong>und</strong> Kultur in Sarawak.Die menschliche Energie wird durch zunehmende Lohnarbeit für Großprojekte immer stärker derlandwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Neben ihr <strong>und</strong> anderen herkömmlichen 'freien' Energienwerden auch käufliche Energien in Form <strong>von</strong> Düngemitteln, Unkrautvernichtungsmitteln <strong>und</strong>Insektenvertilgungsmitteln der Landwirtschaft zugeführt. Die Vorleistungen wurden inverschiedenen Studien recht genau belegt.42 Am stärksten werden sie eingesetzt fürWassermelonen, Erdnüsse, Sojabohnen, Mais <strong>und</strong> Kakao. Bei Naßreis beträgt die Investition etwa20 WE pro Landeinheit <strong>und</strong> Jahr, das sind etwa 20% des Energiebedarfs für die zunächst genanntenProdukte. 43 Bezogen auf die Hauptprodukte - Reis, Pfeffer <strong>und</strong> Gummi - benötigt Pfeffer diemeiste käufliche Energie, 44 gefolgt <strong>von</strong> Gummi; das sind Produkte, die im wesentlichen exportiertwerden. Sehr gering bis zu vernachlässigen ist die für Trockenreis verwendete käufliche Energie. 45Unkrautvernichtungsmittel <strong>und</strong> Insektizide sind für Trockenreis unüblich, wenn, dann werdenDüngemittel verwendet. Der Energiebedarf für Naßreis ist viel höher. Der Vollständigkeit halber seierwähnt, daß Traktoren <strong>und</strong> andere mechanisierte landwirtschaftliche Energieverbraucher <strong>und</strong> -hersteller dieser Art in Sarawak kaum schon eingesetzt werden. 46

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