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7.BLG PC 2007 Projektarbeit - Wikipallia.at

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<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________"Der Tod ist groß.Wir sind die Seinen lachenden Mundes.Wenn wir uns mitten im Leben meinen,wagt er zu weinen mitten in uns."R. M. Rilke 1876 - 1926„Buch der Bilder – Schlussstück“ 1903- 2 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Inhaltsverzeichnis1. Einleitung1.1 Vorwort 51.2 Gender 62. Definitionen2.1 WHO – Definition 72.2 Palli<strong>at</strong>ive Medizin 72.3 Palli<strong>at</strong>ive Pflege 73. Geschichtliche Entwicklung von Palli<strong>at</strong>ive Care 94. Eins<strong>at</strong>zbereiche 114.1 Mobiles Hospizteam 124.2 Mobiles Palli<strong>at</strong>ivteam 124.3 Palli<strong>at</strong>iver Konsiliardienst – PKD 134.4 Palli<strong>at</strong>ivst<strong>at</strong>ion 134.5 St<strong>at</strong>ionäres Hospiz 144.6 Tageshospiz 145. Inhalte der Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivbetreuung 156. Aufgaben der Arbeitsbereiche von Palli<strong>at</strong>ive Care6.1 Medizin 166.2 Pflege 216.3 Erweitertes Team 227. Fragebogen7.1 Fragebogen Beschreibung, Ziel 257.2 Fragebogen Auswertung 268. Ergebnis der <strong>Projektarbeit</strong> – Broschüre8.1 Vorwort 288.2 Was bedeutet Palli<strong>at</strong>ive Care 288.3 Palli<strong>at</strong>ive Care Einst und Jetzt 288.4 Das Palli<strong>at</strong>ivteam 288.5 Wo findet Palli<strong>at</strong>ive Care (Hospiz) st<strong>at</strong>t 28- 3 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________9. Liter<strong>at</strong>ur 3010. Anhang10.1 Fragebogen 3110.2 Fragebogen Auswertung 3610.3 Broschüre 4410.4 Kontaktadressen 51- 4 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________1. Einleitung1.1 VorwortIm Rahmen des 7. Interdisziplinären Basislehrganges für Palli<strong>at</strong>ive Care bildete sichwährend des Themenfindungsprozesses unsere Projektgruppe.Wir möchten hier einige ganz persönliche Motiv<strong>at</strong>ionsgründe anführen, die uns zu diesergemeinsamen Arbeit bewegten:DGKS Heidegger Doris, Wilhelminenspital:„Mein Arbeitsbereich war die Onkologie. Aus diesem Umfeld herausentwickelte sich schon bald mein Interesse für Palli<strong>at</strong>ive Care.Seit <strong>2007</strong> arbeite ich im Palli<strong>at</strong>iven Konsiliardienst.Dort wurde mir bewusst, dass darüber noch viel Unklarheit herrscht.Ich möchte unsere <strong>Projektarbeit</strong> dazu nutzen den Palli<strong>at</strong>iven Gedankentransparenter zu machen.“Dr. Herold Michaela, FA für Chirurgie:„ Meine medizinischen Wurzeln liegen im chirurgischen Alltagsgeschehen.Die allzu häufige Erfahrung, dass wir unsere P<strong>at</strong>ienten nach Ausschöpfungaller schulmedizinischen und technischen Möglichkeiten nicht mehrumfassend begleiten und betreuen können, h<strong>at</strong> mich bewogen, meinChirurgenleben mit einer Ausbildung in Palli<strong>at</strong>ive Care zu bereichern.“DGKS Kohl Elke, Caritas St. Pölten:„Nach vielen Jahren Tätigkeit im Akutbereich folgte 2006 eine beruflicheVeränderung. Als Koordin<strong>at</strong>orin eines Mobilen Hospizteams fand ich eineAufgabe, bei der ich Anteil nehmen kann am Leben schwerkrankerMenschen und ihren Angehörigen. Hier zählt zu meinen Tätigkeiten auchdie Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit. Unsere <strong>Projektarbeit</strong> sehe ichals einen sinnvollen Beitrag dafür, an dem ich gerne mitarbeite.“DGKS Mangl Gabriele, LK St. Pölten:„ Das Arbeiten im Pflegebereich bedeutet für mich,P<strong>at</strong>ientenbetreuung immer mit ganzheitlichen Gesichtspunktenund immer im Kontext mit den Angehörigen zu sehen.Als zukünftige Mitarbeiterin eines Palli<strong>at</strong>iv-Teams möchte ich mitdieser <strong>Projektarbeit</strong> meinen Beitrag leisten, die Palli<strong>at</strong>ive Bewegungfür alle transparenter zu machen“.- 5 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Inhalt und Ziel unserer <strong>Projektarbeit</strong> ist es, eine Vielzahl von Mitarbeitern berufsübergreifendanzusprechen, um zu informieren und das Interesse für Palli<strong>at</strong>ive Care zu wecken. Ebensomöchten wir Missverständnisse ausschalten und dadurch auch die Akzeptanz fördern. Wirsind eine interdisziplinäre Gruppe, die sich im jeweiligen Arbeitsumfeld aktiv umTransparenz der Palli<strong>at</strong>iven Bewegung bemüht. So entstand die Idee unserer <strong>Projektarbeit</strong>:Akzeptanz durch Inform<strong>at</strong>ionfür Mitarbeiter in GesundheitsberufenDas Ergebnis unserer Arbeit wird eine Broschüre sein, die auf Basis eines Fragebogens,Liter<strong>at</strong>urrecherche und persönlichen Erfahrungen beruht.1.2 GenderBei Personenbezeichnungen wird aufgrund der besseren Lesbarkeit meist die männlicheForm verwendet. Die Bezeichnungen sind als geschlechtsneutral zu verstehen.Originaltexte sind unter Anführungszeichen gesetzt und mit einer Fußnote versehen.Auszüge sind am Ende der Texte mit einer Fußnote, jedoch ohne Anführungszeichengekennzeichnet.- 6 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________2. Definitionen2.1 WHO - Definition„Palli<strong>at</strong>ive Care bedeutet die aktive und umfassende Behandlung, Pflege und Begleitung vonP<strong>at</strong>ienten ab dem Zeitpunkt, da ihre Krankheit nicht mehr auf kur<strong>at</strong>ive Behandlunganspricht. Schmerzbehandlung und die Beherrschung weiterer Begleitsymptome, sowie dieLinderung psychischer, sozialer und spiritueller Probleme gewinnen dann eine überragendeBedeutung. Sie unterstützt Leben und betrachtet Sterben als einen n<strong>at</strong>ürlichen Vorgang.Palli<strong>at</strong>iv Care legt also den Schwerpunkt auf Schmerz- und Symptomlinderung und integriertkörperliche, psychische, soziale und seelisch / geistige Aspekte. Sie will damit sowohl denP<strong>at</strong>ienten unterstützen, um ihm ein möglichst selbstbestimmtes Leben bis zum Tod zuermöglichen, als auch seinen Angehörigen zur Seite stehen, damit sie mit Krankheit undTrauer besser zurechtkommen.“ 12.2 Lehrbuch der Palli<strong>at</strong>ivmedizinPalli<strong>at</strong>iv – Medizin ist ein Konzept der medizinischen Behandlung, welches Palli<strong>at</strong>ionzusammen mit Heilung anbietet, so dass mit zunehmender Ausschöpfung kur<strong>at</strong>iver(heilender) Optionen palli<strong>at</strong>ive (lindernde) Maßnahmen in den Vordergrund rücken,bis sie schließlich dominieren. 22.3 Palli<strong>at</strong>ive PflegePalli<strong>at</strong>ive Pflege bedeutet für uns in der Projektgruppe,den Menschen als ganzheitliches Wesen zu sehen,mit seinen vier Dimensionen, welche in enger Verbundenheit stehen.1 WHO Definition Palli<strong>at</strong>ive Care 1990 Palli<strong>at</strong>ivführer 2005 Seite 112 (Aulbert, Nauck, Radbruch, Zech: Lehrbuch der Palli<strong>at</strong>ivmedizin 2. Auflage 1 / 07)- 7 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Wir sehen die Pflege als allumfassende Begleitung und Betreuung des Menschenin seiner individuellen Ganzheit (Körper, Geist, Seele).Anders gesagt im Mittelpunkt steht der MENSCHMIT seiner Krankheit (nicht das Organ oder die Krankheit alleine),MIT seiner Menschenwürde,MIT seiner individuellen Lebensqualität,und allen möglichen Unsicherheiten und Ängsten durch seine Erkrankungin physischer, psychischer, sozialer, spiritueller Art.Unerwartet wird durch eine Diagnose das Leben bedroht, in einem Augenblick bricht dasgesamte Lebenskonzept zusammen. Betroffenheit, R<strong>at</strong>losigkeit, Verzweiflung, physischeBeschwerden, Schmerzen, seelische Not – Angst vor der Zukunft, dem Sterben,Unsicherheit, Einsamkeit, Sorge um Kinder, Familie und Freunde,Fragen nach dem Sinn des Lebens und der Bedeutung des Todes.Jeder Mensch ist einzigartig, das heißt auch einzigartig im Erleben seiner Krankheit.Er drückt dies mit seinen individuellen Bedürfnissen aus.Gleichzeitig besitzt jeder Mensch ein individuelles Ausmaß an Ressourcen,ganz gleich wie eingeschränkt er in seinen Fähigkeiten ist.Die Würde eines jeden Menschen und seine Einzigartigkeit werden im Leben undüber den Tod hinaus geachtet, seine Autonomie wird respektiert und unterstützt,unabhängig von Glauben, Herkunft und Weltanschauung.- 8 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________3. Geschichtliche Entwicklung von Palli<strong>at</strong>ive CareDie Palli<strong>at</strong>ivpflege und –medizin ist schon so alt wie die Menschheit selbst. Hospiz war imMittelalter der Name von kirchlichen und klösterlichen Herbergen, für Pilger, Bedürftige,Fremde oder Kranke. Die Linderung des Leidens gehörte früher schon zu den Aufgaben desArztes wie ein französisches Sprichwort aus dem 16. Jahrhundert sehr gut zusammenfasst:Guerir – quelquefois, soulager – souvant, consoler – toujoursHeilen – manchmal, lindern – oft, trösten – immer.Schon 1842 gründete Madame Jeanne Garnier in Frankreich - Lyon ein Hospiz, das sichspeziell der Pflege Sterbender widmete. 1879 öffneten die irischen „Schwestern derNächstenliebe“ das „Our Lady`s Hospice fort he Care of the Dying“ in Dublin. Es gabweitere Hospize, die als Vorläufer zu der Gründung in Sydenham gelten können.Der Begriff Palli<strong>at</strong>iv Medicine wurde von dem Kanadischen Arzt Balfour Mount geprägt,die St<strong>at</strong>ion „Royal Viktoria Hospital“ in Montreal trug als erste die Bezeichnung„Palli<strong>at</strong>ive Care Service“.1967 – Cicely Saunders gründet die Sozialarbeiterin, Krankenschwester und Ärztin dasSt. Christopher`s Hospiz in London, das zum Modell für die weltweit sich ausbreitendeHospizbewegung wurde, das bereits 2 Jahre später durch einen palli<strong>at</strong>ivenHausbetreuungsdienst ergänzt wurde.Die intern<strong>at</strong>ionale Hospizarbeit wurde auch nachhaltig durch die Arbeit vonDr. Elisabeth Kübler-Ross (1926 – 2004) beeinflusst.In Deutschland h<strong>at</strong> u. a. Christoph Student viel zur Entwicklung der Hospizbewegungbeigetragen.- 9 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Hintergrund dieser Entwicklung war, dass die an akutmedizinischen Behandlungsmaximen(Entdeckung der Antibiotika, moderne Anästhesie, Radio- und Chemotherapie) orientierteund zunehmend technisierte Hochleistungsmedizin insbesondere bei schwerenTumorerkrankungen den Versorgungsbedarf und –bedürfnissen der Betroffenen nicht gerechtwerden konnte und kann.Auch durch Zeit- und Kostendruck ist derzeit ein würdevoller und bedürfnisorientierterUmgang mit unseren Klienten oft nicht möglich.Dr. Schüssel:„Die menschliche Qualität unserer Gesellschaft misst sich daran, wie wir Mitmenschen in derletzten Phase ihres Lebens begleiten. Es soll für alle, die es brauchen, ein ausreichendesAngebot an Hospizeinrichtungen zur Verfügung stehen.“ 3Die ersten österreichischen Initi<strong>at</strong>iven starteten Ende der 70er Jahre unter derSchirmherrschaft der Caritas Socialis, die für ihre Initi<strong>at</strong>ive für das erste st<strong>at</strong>ionäre Hospiz(CS Hospiz Rennweg) 1998 mit dem „Fürst Liechtenstein – Preis“ ausgezeichnet wurde.2004 wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen von einerExpertengruppe ein Konzept zur flächendeckenden abgestuften Hospiz- undPalli<strong>at</strong>ivversorgung erstellt. Die Expertengruppe bestand aus Vertretern aller Bundesländer,sowie der Dachverband Hospiz Österreich und die Österreichische Palli<strong>at</strong>ivgesellschaft.Beginn in NÖ 1998 mit der Errichtung st<strong>at</strong>ionärer Hospize in Pflegeheimen undAufbau von mobilen Hospizdiensten.Seit 2001 werden sämtliche Einrichtungen in NÖ vom Landesverband - Hospizvernetzt und koordiniert.2002 / 2003 folgte ein Pilotprojekt in vier Krankenanstalten.Anschließend beauftragte der NÖGUS eine Arbeitsgruppe mit der Konzepterstellungfür eine flächendeckende Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivversorgung in NÖ.3 Auszug aus der Regierungserklärung Dr. Wolfgang Schüssel 6. März 2003,Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivführer Österreich 2006, Seite 92- 10 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________4. Eins<strong>at</strong>zbereicheÖBIG – Konzept:„Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivbetreuung muss überall dort st<strong>at</strong>tfinden,wo sich unheilbar kranke und sterbende P<strong>at</strong>ientinnen und P<strong>at</strong>ienten befinden –ob in st<strong>at</strong>ionärer Obhut oder zu Hause.Im Sinne eines bedarfsgerechten Angebots muss Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivversorgung abgestuftin allen Bereichen und auf allen Ebenen des Gesundheits- und Sozialwesens erfolgen, d. h.im Akut- und im Pflegebereich, st<strong>at</strong>ionär und ambulant.“ 4Die st<strong>at</strong>ionäre Palli<strong>at</strong>ivbetreuung findet im Krankenhaus st<strong>at</strong>t.In Palli<strong>at</strong>iv – Einheiten ist die medizinische Therapie in Bezugauf Schmerztherapie und Symptomkontrolle ebenso im Vordergrund.Die st<strong>at</strong>ionäre Hospizbetreuung kann auch in Pflegeheimen st<strong>at</strong>tfinden.Im Hospizbereich ist meist keine akutmedizinische Behandlung erforderlich.Die P<strong>at</strong>ienten sind gut schmerz- und symptomkontrolliert und somit ist die pflegerischeBetreuung vordergründig.Damit diese spezielle Betreuung dort st<strong>at</strong>tfinden kann wo der P<strong>at</strong>ient sich befindet,gibt es verschiedene Einrichtungen in unterschiedlicher Art und Weiseim intramuralen und extramuralen Bereich.Die intensive pflegerische Betreuung h<strong>at</strong> in beiden Bereicheneinen hohen Stellenwert.4 ÖBIG Abgestufte Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivversorgung in Österreich 2004, Seite 7- 11 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________4.1 Mobiles Hospizteam (extramural)Das mobile Hospizteam besteht aus qualifizierten ehrenamtlichen HospizbegleiterInnen,und einer hauptamtlichen koordinierenden Fachkraft.Das Team begleitet Palli<strong>at</strong>ivp<strong>at</strong>ientInnen und Angehörige in der Zeit der Krankheit,des Schmerzes, des Abschieds und der Trauer.Das mobile Hospizteam versteht sich als Teil eines umfassenden Betreuungsnetzwerkes undarbeitet eng mit anderen Fachdiensten in der palli<strong>at</strong>iven Versorgung zusammen, mit dem Zieldie emotionale Entlastung aller Betroffenen zu erreichen, aber auch die Übergänge vonst<strong>at</strong>ionärer zu mobiler Betreuung reibungsloser zu gestalten.4.2 Mobiles Palli<strong>at</strong>ivteam (extramural)Das mobile Palli<strong>at</strong>ivteam ist multiprofessionell zusammengesetzt (darunter ÄrztInnen,Pflegepersonen, SozialarbeiterInnen u.a.). Es kann beginnend von der Diagnosestellung indie Betreuungssitu<strong>at</strong>ion eingebunden werden. Es unterstützt und begleitet somit P<strong>at</strong>ientInnenund Angehörige, bei Bedarf jedoch auch ArztInnen sowie Pflegepersonen mit ihrerspezifischen Fachkompetenz in Palli<strong>at</strong>ive Care.Das Palli<strong>at</strong>ivteam h<strong>at</strong> auch eine Brückenfunktion zwischen Krankenhaus und häuslicherVersorgung mit dem Ziel- ein Verbleiben des/der P<strong>at</strong>ienten/in zu Hause /im Pflegeheimzu ermöglichen,- eine Aufnahme von P<strong>at</strong>ientInnen in ein Akutkrankenhauszu vermeiden,- eine gut vorbereitete und dadurch gezielte Entlassunganzustreben.- 12 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________4.3 Palli<strong>at</strong>ivkonsiliardienst - PKD (im Krankenhaus)Der PKD ist ein multiprofessionelles Team im Krankenhaus (darunter ÄrztInnen, Pflegepersonen,SozialarbeiterInnen u.a.) und wendet sich in erster Linie an die betreuendenÄrztInnen und Pflegepersonen auf den St<strong>at</strong>ionen und in den Ambulanzen, erst in zweiterLinie an P<strong>at</strong>ientInnen und deren Angehörige.Er wird auf Anfrage oder Anordnung tätig.Der PKD ist ber<strong>at</strong>end tätig und bietet seine Erfahrung in Schmerztherapie,Symptomkontrolle und ganzheitlicher Pflege an.Der PKD kann auch bereits zum Aufklärungsgespräch beigezogen werden.Im Sinne der Flexibilität und je nach Ressourcen und örtlichen Gegebenheiten kann der PKDauch die Aufgaben des mobilen Palli<strong>at</strong>ivteams übernehmen.Das Ziel ist, palli<strong>at</strong>ivmedizinisches Know-how im jeweiligen Umfeld zur Verfügung zustellen, damit eine Entlassung von P<strong>at</strong>ientInnen aus der Akutabteilung im Krankenhausmöglich wird, bzw. ein Verbleiben der P<strong>at</strong>ientInnen zu Hause / im Pflegeheim möglich, aberauch eine Übernahme von P<strong>at</strong>ientInnen auf eine Palli<strong>at</strong>ivst<strong>at</strong>ion, gezielt erfolgen kann.4.4 Die Palli<strong>at</strong>ivst<strong>at</strong>ion (im Krankenhaus)ist eine eigenständige Betreuungseinheit mit Betten innerhalb von bzw. im Verbund miteinem Akutkrankenhaus, die auf die Versorgung von Palli<strong>at</strong>ivp<strong>at</strong>ientInnen spezialisiert ist.Ein multiprofessionell zusammengesetztes Team (darunter ÄrztInnen, Pflegepersonen,verschiedene TherapeutInnen u.a.) kümmert sich in einem ganzheitlichen Ans<strong>at</strong>z um dieP<strong>at</strong>ientInnen und deren Angehörige.Geboten wird die palli<strong>at</strong>ivmedizinische Behandlung und pflegerische Betreuung derP<strong>at</strong>ientInnen mit komplexen Symptomen.Ziel ist es bestmögliche Linderung der Beschwerden zu erreichen.Nach Besserung oder Stabilisierung wird eine Entlassung der P<strong>at</strong>ientInnen - mit vorherigergezielter Anleitung der pflegenden Angehörigen - nach Hause oder in eine andere adäqu<strong>at</strong>eEinrichtung angestrebt.- 13 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________4.5 St<strong>at</strong>ionäres Hospiz (im Pflegeheim)Das st<strong>at</strong>ionäre Hospiz ist eine Einrichtung mit einer eigenen Organis<strong>at</strong>ionsstruktur, die einerst<strong>at</strong>ionären Pflegeeinrichtung zugeordnet sein kann. Es werden Palli<strong>at</strong>ivp<strong>at</strong>ientInnen in derletzten Lebensphase betreut, bei denen eine Behandlung im Akutkrankenhaus nichterforderlich und eine Betreuung zu Hause oder in einem Pflegeheim nicht mehr möglich ist.Ein multiprofessionell zusammengesetztes Team (vergleichbar zur Palli<strong>at</strong>ivst<strong>at</strong>ion) kümmertsich in einem ganzheitlichen Ans<strong>at</strong>z um P<strong>at</strong>ienten und Angehörige.Überwachung der Schmerztherapie, Symptomkontrolle, palli<strong>at</strong>ivpflegerische, psychosozialeund spirituelle Betreuung wird angeboten mit dem Ziel Symptome zu lindern undbestmöglichen Lebensqualität der Betroffenen bis zum Tod zu erreichen.4.6 Tageshospiz (extramural oder im Pflegeheim)In einem Tageshospiz werden vor allem P<strong>at</strong>ientInnen, die noch zu Hause leben können, undihre Angehörigen palli<strong>at</strong>ivmedizinisch, pflegerisch und psychosozial ber<strong>at</strong>en undtageweise / tagsüber betreut.Es versteht sich als Ergänzung zum ambulanten Hospizdienst, es kann aber auch alseigenständiges Angebot von allen Palli<strong>at</strong>ivp<strong>at</strong>ientInnen in Anspruch genommen werden. DasTageshospiz entlastet die Angehörigen und hilft u.a. die soziale Isol<strong>at</strong>ion zu verhindern. 5Je nach den regionalen Gegebenheiten können die Aufgabenbereicheder einzelnen Einrichtungen variieren.„Neben einer adäqu<strong>at</strong>en Betreuung der betroffenen P<strong>at</strong>ienten ist bei der Etablierungeines Systems der abgestuften Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivversorgung auch miteiner Entlastung des Akutbereichs zu rechnen –sowohl was die Dauer als auch die Häufigkeit von Akutaufenthalten betrifft.Diese Effekte können in Regionen, in denen derartige Versorgungsangebote bereitseingerichtet sind, nachgewiesen werden.“(ÖBIG – Konzept 2004) 65 Eins<strong>at</strong>zbereiche – Vgl. Integriertes Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivversorgungskonzept für NÖ 2005, Seite 12 - 146 ÖBIG Abgestufte Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivversorgung Österreich 2004, Seite 12- 14 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________5. Inhalte der Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivbetreuungZiel der Behandlung und Betreuung sind die Erhaltung bzw. Verbesserung der Lebensqualitätder P<strong>at</strong>ientin/des P<strong>at</strong>ienten sowie der Angehörigen. Bedarf und Bedürfnisse der P<strong>at</strong>ientin/des P<strong>at</strong>ienten stehen im Zentrum.In der Betreuung und Behandlung kommt der individuellen Zuwendung ein hoherStellenwert zu. Es wird besonders auf die Sicherstellung des Selbstbestimmungsrechtes der P<strong>at</strong>ientin/ des P<strong>at</strong>ienten Bedacht genommen (z. B. durch P<strong>at</strong>ientenverfügung,Bevollmächtigung einer Vertrauensperson als Stellvertretung inGesundheitsangelegenheiten). Die Angehörigen werden in die Betreuung miteinbezogen. Ein Sterben in vertrauter Umgebung soll ermöglicht werden. In einem ganzheitlichen Betreuungsans<strong>at</strong>z werden die körperlichen, psychischen,sozialen und spirituellen Bedürfnisse gleichermaßen berücksichtigt. Behandlung und Betreuung erfolgen durch ein multiprofessionell zusammengesetztesTeam, das aus speziell qualifiziertem ärztlichen Personal, Gesundheits- undKrankenpflegepersonen, Sozialarbeitern, Seelsorgern usw. besteht. Ehrenamtlich Tätige werden in die Betreuungstätigkeit miteinbezogen. Bei der Behandlung der Grunderkrankung wird kein kur<strong>at</strong>iver Ans<strong>at</strong>z mehr verfolgt Die Einbeziehung der spezialisierten Fachkräfte in die Behandlung und Betreuung derBetroffenen soll möglichst frühzeitig erfolgen. (ab Diagnose)Die Entscheidung über Therapien und Maßnahmen erfolgt unter Abwägen vonNutzen und Belastung im Hinblick auf die Lebensqualität der Betroffenen(Vermeidung von „Übertherapie“) und in einem gemeinsamenEntscheidungsfindungsprozess (P<strong>at</strong>ient, Angehörige, Team). Die Gewährleistung der Kontinuität der qualifizierten Betreuung ist eine Maxime. Die Tätigkeit der Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivbetreuung endet nicht mit dem Tod,es inkludiert Hilfestellung und/oder Trauerbegleitung für die Angehörigen. Vorausschauende Planung ist wesentlich. 77 Inhalte - Vgl. ÖBIG Konzept 2004, Seite 13- 15 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________6. Aufgaben der verschiedenen Arbeitsbereiche in Palli<strong>at</strong>ive Care6.1 Medizin„ Die Medizin sollte sich mit dem ganzen Menschen beschäftigen,weil sie sich eben mit dem ganzen Menschen beschäftigt.(J.W. Goethe, 1811)Die kur<strong>at</strong>ive Dimension der Sprache „wirkt wie eine Kur“, die wohl tut,die zu Herzen geht, die aufbaut, die ermutigt, die heilt, die hilft.Aus der Tradition des Asklepios (griechischer Gott der Heilkunst) kennenwir den Grunds<strong>at</strong>z:Zuerst heile durch das Wort,dann durch das Pharmacon,und erst dann durch das Messer.“(A.Mettnitzer: Vortrag beim Symposium„Medizin im Kontext: Sprache (in) der Medizin“ D 5/06)Im schulmedizinischen Bereich sind wir gewohnt, unter Ausnützung sämtlicherRessourcen um das Leben unserer P<strong>at</strong>ienten zu kämpfen. Der Gedanke,„die Schlacht verloren zu geben“ verbietet sich, solange eine Chance auf Verbesserungoder Heilung der Erkrankung besteht.Wenn aber die Erkenntnis unvermeidbar geworden ist, dass wir unserem P<strong>at</strong>ientenHeilung nicht mehr bieten können, muss ein Umdenkprozess in Gang kommen.Unsere Bemühungen werden sich dann nicht mehr auf Lebensverlängerung mitallen Mitteln konzentrieren, sondern wir werden unsere Kräfte einsetzen, dem P<strong>at</strong>ientenin seiner ihm verbleibenden Lebensspanne nach Möglichkeit Schmerzfreiheitund Lebensqualität nach seinen Vorstellungen zu vermitteln.Aus der Sicht unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen wollen wir einigeBeispiele anführen. Wir erheben keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit undbitten alle jene um Nachsicht, die wir nicht genügend berücksichtigt haben.- 16 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Aspekte aus internistischer SichtweiseDie Domäne dieser Fachrichtung ist sicherlich zuerst die immer wieder erforderlicheAnpassung der medikamentösen Therapie. Der sich verändernde Zustanddes P<strong>at</strong>ienten erfordert auch eine flexible Therapie.Der wohl wichtigste Punkt ist hier die Schmerztherapie. Die analgetische Einstellungeines P<strong>at</strong>ienten, der in seinem häuslichen Umfeld verbleiben soll, wird anders zuhandhaben sein als unter st<strong>at</strong>ionären Verhältnissen in Hospiz oder Palli<strong>at</strong>ivst<strong>at</strong>ionOrale Medik<strong>at</strong>ion muss an den Bedarf und die Möglichkeit, sie einzunehmenangepasst werden. Unter Umständen muss bei Schluckstörungen, Erbrechen o. ä.kurzfristig auf parenterale Gabe ausgewichen werden. „Schmerzpflaster“ sindeine hervorragende Möglichkeit für eine Langzeittherapie – aber gerade wie beiallen Langzeittherapien – müssen die Wirksamkeit wie auch die Nebenwirkungenimmer wieder überprüft werden.Hier ist das Zusammenspiel zwischen Arzt und Pflege im hohen Maße gefordert.Einer der wichtigsten Punkte ist die Bekämpfung einer eventuellen Atemnot.Hier reicht die Palette – je nach Erfordernis – von Sauerstoffgabe überbronchodil<strong>at</strong><strong>at</strong>orische bis zu dämpfenden oder anxiolytischen Maßnahmen.Denn auch die eventuelle medikamentöse Bekämpfung von Unruhe, Angst undDepression wollen wir nicht außer Acht lassen.Bei P<strong>at</strong>ienten mit schwindender Lebenskraft ist auch immer wieder eine Anpassungsowohl einer antihypertensiven wie auch einer antidiabetischen Therapie zu bedenken.Insgesamt wollen wir trotzdem die Belastung des P<strong>at</strong>ienten durch ein Unmaß anzu schluckenden „Pulverln“ möglichst gering halten.- 17 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Aspekte aus chirurgischer SichtweiseIn den seltensten Fällen ist beim Palli<strong>at</strong>ivp<strong>at</strong>ienten ein heroisches chirurgischesVorgehen indiziert. Aber auch durch kleine Eingriffe kann eine deutliche Verbesserungder Lebensqualität erzielt werden.Hier seien Pleura- oder Aszitespunktionen angeführt, die durch die Druckbzw.Volumsentlastung eine deutliche Verbesserung einer Atemnot odereines abdominellen Spannungsschmerzes ermöglichen.Abszessincisionen oder Nekrosektomien sind – soweit sie demWohlbefinden des P<strong>at</strong>ienten dienen – ebenfalls mit eher geringem Aufwand durchführbar.Anzumerken ist allerdings, dass im Rahmen der Palli<strong>at</strong>ive Care die Indik<strong>at</strong>ion zu solchemVorgehen nicht durch strenges schulmedizinisches Reglement sondern einzig durch dieP<strong>at</strong>ientenbefindlichkeit gestellt wird!In diesem Zusammenhang soll auch der Umgang mit percutanen enteralen Ernährungssondenangesprochen werden. Ein Mensch, der durch Schluckstörungen in seiner Lebensqualitätlimitiert ist, sonst jedoch z.B. durchaus mobil ist und seinen Alltag – und sei es mitEinschränkungen – nach seinen Wünschen bestimmen kann, vermag von einerPEG / PEJ - Sonde zu profitieren.Ein P<strong>at</strong>ient in seinem terminalen Lebensabschnitt hingegen, der begonnen h<strong>at</strong>, sich aus demLeben zu lösen, sollte nicht sinnlos durch die Implant<strong>at</strong>ion einer Ernährungssonde gequältwerden.- 18 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Die Sonden selbst sind je nach Typus unterschiedlich zu handhaben, zu pflegen und zuwechseln. Sinnvollerweise sollte jeder Träger einer Ernährungssonde im Besitz einesInform<strong>at</strong>ionsbl<strong>at</strong>tes oder Ausweisformulars sein, das Auskunft gibt über die Art desImplant<strong>at</strong>es und den Umgang damit.Dieses Vorgehen erfolgt üblicherweise in Zusammenarbeit mit dem Pflegeteam. DerSondenwechsel selbst kann häufig im häuslichen Umfeld erfolgen - bei Dislok<strong>at</strong>ion,burried-bumper-syndrome oder M<strong>at</strong>erialbruch kann ein kurzer Spitalsaufenthalterforderlich werden.Eine Ernährungssonde muss nicht ausschließlich vorgefertigterSondennahrung vorbehalten sein – alles, was in einem gewöhnlichenKüchenmixer verwertbar ist, kann als Nahrung Verwendung finden!Im Rahmen von Ernährung und Mundpflege soll auch die Verwertunggekühlter „Obstschlecker“ oder gefrorener Obstsaftstückchen erwähntwerden.Die Implant<strong>at</strong>ion und der korrekte Umgang mit einem Port-a-c<strong>at</strong>h-System kann demP<strong>at</strong>ienten sinnlose periphere „Stechversuche“ bei bekannt verzweifelter Venensitu<strong>at</strong>ionersparen.- 19 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Aspekte aus orthopädischer bzw. unfallchirurgischer SichtweiseUnter diesem Blickwinkel wollen wir uns vor allem mit der Versorgung p<strong>at</strong>hologischerFrakturen auseinandersetzen.Hier h<strong>at</strong> eine rasche Stabilisierung Vorrang, um dem P<strong>at</strong>ienten Schmerzfreiheit undschnellstmögliche (Re-)Mobilis<strong>at</strong>ion zu gewährleisten.Zementierte Osteosyntheseverfahren, die eine alsbaldige Belastbarkeit erlauben, sindzeitraubenden konserv<strong>at</strong>iven Behandlungsmethoden vorzuziehen.Wir wollen auch den schmerzlindernden Aspekt einer Radi<strong>at</strong>io bei ossären Metastasen nichtaußer Acht lassen.Aspekte aus urologischer SichtHier sei der eventuell erforderliche Blasenk<strong>at</strong>heterismus mit all seinen Erfordernissenangesprochen. Auch das Handling einer suprapubischen Harnableitung oder einesNephrostomas kann in diesem Zusammenhang erforderlich werden.Aspekte aus altern<strong>at</strong>ivmedizinischer SichtHier soll auf alle Heil- und Hilfsmethoden verwiesen werden, die dem P<strong>at</strong>ienten das Lebenzu erleichtern vermögen.Von Akupunktur über Homöop<strong>at</strong>hie, Bachblüten, Arom<strong>at</strong>herapie, Wickel und Waschungenbis hin zur Anwendung von Licht- und Farbtherapie etc. wollen wir alles ausschöpfen, wasunserem P<strong>at</strong>ienten den Alltag erleichtert und ihm angenehm ist.Hüten muss man sich allerdings vor „Zwangsbeglückungen“ – auch hier gilt die Devise, dasseinzig die P<strong>at</strong>ientenbefindlichkeit für unsere Anwendungen ausschlaggebend ist.- 20 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Ausdrücklich warnen wollen wir jedoch vor „Wundertätern“, die unter Umständen nur teureIllusionen verkaufen und Missbrauch mit einem eventuellen Abhängigkeitsverhältnistreiben!6.2 PflegeDie Palli<strong>at</strong>ivpflege bestätigt das Leben und versteht den Tod als normalen Prozess.Sie will den Tod weder beschleunigen noch verschieben.Sie zeichnet sich dadurch aus, dass P<strong>at</strong>ienten einen sehr komplexen Hilfsbedarf aufweisen.Ziel ist die Erreichung der bestmöglichen Lebensqualität für P<strong>at</strong>ienten undderen Angehörigen unter größtmöglicher Selbstbestimmung durch eine fachlichfundierte, ganzheitliche, individuelle und phantasievolle Pflege.Dieses Ziel ist nicht über einzelne Pflegemaßnahmen zu erreichen, sondern nur über dieZusammenarbeit eines multiprofessionellen Teams.Es ist elementare Aufgabe der Pflege, bei dem P<strong>at</strong>ienten eine pflegerische Anamnesezu erstellen, die den körperlichen Zustand, die Lebensgeschichte und Gewohnheitenbeinhaltet. Die Krankenbeobachtung, d.h. Veränderungen, Wünsche und Ressourcenzu erkennen und festzuhalten, gehört selbstverständlich dazu.Jeder Mensch erfährt die gleiche respektvolle Zuwendung, unabhängig vonseinem Glauben, seiner Weltanschauung und seiner Herkunft.- 21 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Neben der Unterstützung des ATL`s obliegt der Pflege sehr oft die Aufgabe des„Care Coordin<strong>at</strong>ors“ als Brückenfunktion zwischen den P<strong>at</strong>ienten, ihren Angehörigenund den verschiedenen Berufsgruppen. Hier sind die Pflegepersonen nicht nur in ihrenfachlichen, sondern auch in ihren menschlichen und kommunik<strong>at</strong>iven Fähigkeitengefordert. Schmerztherapie, bzw. Symptomkontrolle obliegt gemeinsam mitdem Palli<strong>at</strong>ivarzt auch dem Pflegebereich.Im Pflegebereich reicht das Spektrum der Aufgaben von Mundpflege über Ernährung,Kontrolle von Übelkeit, Erbrechen, Obstip<strong>at</strong>ion und respir<strong>at</strong>orischen Symptome bis zumManagement eines Dekubitus oder exulcerierender Wunden. Die Beherrschung einespeinigenden Juckreizes, die Beobachtung neurologischer Symptome oder ein kompetentesNotfallmanagement gehören ebenso zur Palli<strong>at</strong>ivpflege wie die Begleitung des P<strong>at</strong>ientenin der Terminalphase und die Begleitung von Angehörigen.Auch komplementäre Pflegemethoden wie z. B. Aromapflege, Therapeutik Touch,Bachblüten, Maltherapie oder Shi<strong>at</strong>su finden im Palli<strong>at</strong>ivbereich ihren Eins<strong>at</strong>z.Wir haben aus vielen Möglichkeiten mit unseren P<strong>at</strong>ienten jenen Weg auszuwählen,der ihm seinen letzten Weg leichter macht und seiner Menschenwürde gerecht wird.- 22 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________6.3 Aufgaben des erweiterten TeamsDas erweitete Team in der palli<strong>at</strong>iven Versorgung schwerkranker Menschen umfasst vieleBerufsgruppen, deren Einbindung für eine optimale Betreuung unumgänglich ist.Vorraussetzung ist n<strong>at</strong>ürlich die Inform<strong>at</strong>ion und das Einverständnis der Erkrankten undihrer Angehörigen.In der Teamarbeit selbst sind Konfliktfähigkeit, Anerkennung Kompetenzen anderer,lösungsorientiertes Denken, Fantasie, und ständige Weiterbildung wichtige Bedingungen.Die Schwerpunkte und Aufgaben der unterschiedlichsten Berufsgruppen zeigen sich wiefolgt:Die SeelsorgeDer Seelsorger ist Hilfe bei spirituellen Fragen und h<strong>at</strong> dazu die Funktion des Zuhörens undTröstens gegenüber dem Erkrankten und auch seiner Angehörigen. Als Experte für Fragennach dem Sinn des Lebens und den Umgang mit den Themen Schuld und Vergebung ist erfür Betroffene mit religiösen und spirituellen Bedürfnissen unverzichtbar.Psychologen und PsychotherapeutenIhre Dienste dienen der Unterstützung der Krankheitsbewältigung und der emotionalenEntlastung. Es bietet sich dazu eine breite Palette an Therapie- und Gesprächsformen zumBeispiel Musiktherapie, Kunsttherapie oder Atemtherapie.Weiters sichert diese Berufsgruppe auch die Supervisionen der interdisziplinären Teams.SozialarbeiterSozialarbeiterInnen sind die Experten in sozialrechtlichen Fragen und helfen bei notwendigenKontakten zu Behörden, Pflegediensten und anderen Einrichtungen. Als Beispiel sei hier dieAntragstellung für finanzielle Unterstützungen (Pflegegeld) erwähnt.DiätologenSie haben die Aufgabe in ernährungsspezifischen Fragen die Erkrankten, ihre Angehörigenaber auch die betreuenden Ärzte- und Pflegeteams zu ber<strong>at</strong>en. Hier ist nicht nur ein breitesSpezialwissen, sondern auch sehr viel Kre<strong>at</strong>ivität gefragt.- 23 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und LogopädenSie alle stehen mit ihrem großen Spezialwissen zu den Themen der körperlichenWahrnehmung, Mobilis<strong>at</strong>ion, Atemtechnik und Schlucktechnik für die palli<strong>at</strong>ive Versorgungzur Verfügung. Sie helfen die motorischen Möglichkeiten des P<strong>at</strong>ienten zu unterstützen undfördern deren Ausdrucksmöglichkeiten in Bewegung und Sprache.Wichtig für den P<strong>at</strong>ienten sind alle Menschen, denen er in dieser intensiven Lebensphase derunheilbaren Krankheit und des Abschiednehmens begegnet.- 24 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________7. Fragebogen7.1 Fragebogen Beschreibung, ZielÜber die Tätigkeiten eines Palli<strong>at</strong>ivteams herrschen aus verschiedenen Gründen immer nochUnverständnis, Missverständnis, Ignoranz, Ablehnung. Mit unserer <strong>Projektarbeit</strong> verfolgenwir das Ziel, diesem Mangel entgegenzuwirken und durch Inform<strong>at</strong>ion die Kooper<strong>at</strong>ion zurZusammenarbeit zu erhöhen und zu fördern.Dieser Fragebogen soll eine IST –Stand Erhebung des Inform<strong>at</strong>ionsstandes über Palli<strong>at</strong>iveCare sein, und die persönliche Meinung der befragten Mitarbeiter zu diesem Themawiedergeben.Gleichzeitig soll ermittelt werden, ob oder wie sehr jetzt schon Palli<strong>at</strong>ive Care bekannt ist,wenn ja, wie sehr es in den täglichen Arbeitsprozess integriert ist bzw. wie sehr eineBereitschaft dazu vorhanden ist.Wir wollen als Grundlage dafür nicht nur eigene Erfahrungen bzw. Liter<strong>at</strong>ur verwenden,sondern uns auch an den Mitarbeitern direkt orientieren.Befragt werden die verschiedensten Berufsgruppen, wie Medizin, Pflege, Psychologie,Physiotherapie, Seelsorge oder Ordin<strong>at</strong>ionsassistentin, im extramuralen und intramuralenBereich.Das Endprodukt unserer <strong>Projektarbeit</strong> soll eine Inform<strong>at</strong>ions – Broschüre für Mitarbeiter inGesundheitsberufen sein.- 25 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________7.2 Fragebogen AuswertungDie Zielgruppe unserer <strong>Projektarbeit</strong> waren unterschiedlichste Gesundheitsberufe:Ärzte, Pflegepersonen, Lehrerinnen für Gesundheitsberufe, Psychologen, Physio- undErgotherapeutinnen, Ordin<strong>at</strong>ionshilfen, Seelsorger und eine Ber<strong>at</strong>erin der NÖ Krebshilfe.Die befragten Personen arbeiten sowohl intra- als auch extramural,die Hauptaltersgruppe liegt zwischen 36 und 45 Jahren.Aus den Antworten konnten interessante Erkenntnisse gewonnen werden,die in die Inhalte unserer Inform<strong>at</strong>ionsbroschüre fließen. (siehe Anhang 10.2.)Bis auf eine Person, die mit einem klaren NEIN antwortete und einer weiteren Befragten, dieden Begriff Palli<strong>at</strong>ive Care wenig bis gar nicht kannte, bekamen wir auf die Frage„Kennen Sie Palli<strong>at</strong>ive Care?“ ausführliche, richtige Antworten. Dies lässt erkennen,dass ein Großteil der Befragten eine bestimmte Vorstellung von Palli<strong>at</strong>iv Care h<strong>at</strong>.Die beschriebenen Vorstellungen beinhalten alle grundlegenden Begriffe wie Würde,Lebensqualität, Schmerztherapie, einfühlsames Begleiten, Linderung von Leid,interdisziplinäre Zusammenarbeit und individuelle Behandlungspläne.Der oft fälschlich verwendete Begriff der Sterbehilfe taucht in den Antworten nicht auf.Betreffend der Erwartungen und Wünsche findet sich ein klarer Auftrag der Befragtenan die Teams zu viel Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit.Weiters gibt es einen oft erwähnten Wunsch nach Fortbildungen sowohl mit fachlichen alsauch kommunik<strong>at</strong>iven Inhalten.Bei den Erwartungen an das Palli<strong>at</strong>ivteam zeigen sich in vielen ausführlichen Antwortendrei deutliche hervorzuhebende Schwerpunkte: Volle Kooper<strong>at</strong>ionIn dieser geforderten Zusammenarbeit soll ein ständiger Inform<strong>at</strong>ionsfluss undWissensaustausch passieren.- 26 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________ Fachliche Kompetenz und Kommunik<strong>at</strong>ionsfähigkeitSpezialwissen zu haben, es anschaulich zu vermitteln und die Fähigkeit derGesprächsführung auch in Krisensitu<strong>at</strong>ionen sollen in einem <strong>PC</strong>-Teamgegeben sein. Zeitliche FlexibilitätWünschenswert wäre für die Befragten eine Erreichbarkeit „Rund um die Uhr“,selbstverständlich auch an Sonn- und Feiertagen.- 27 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________8. Ergebnis der <strong>Projektarbeit</strong> - Broschüre8.1 VorwortIm Vorwort sind unsere Beweggründe für die Entstehung dieser Broschüreenthalten.8.2 Was bedeutet Palli<strong>at</strong>ive CareHier wird auf die Bedeutung der Aussage „Unheilbar krank“ und deren Folgen,sowie auf die Wortbedeutung mit ihrer ganzheitlichen Betrachtung eingegangen.8.3 Palli<strong>at</strong>ive Care – Einst und JetztDieser Abschnitt beinhaltet die geschichtliche Entwicklung mit Erwähnung einigergroßer Pioniere in der Palli<strong>at</strong>ivgeschichte.8.4 Das Palli<strong>at</strong>ivteamDie Aktivitäten eines nicht hierarchischen, hoch qualifizierten, multiprofessionellenTeams können nicht oft genug erwähnt und bekräftigt werden.8.5 Wo findet Palli<strong>at</strong>ive Care (Hospiz) st<strong>at</strong>tUm den individuellen Ansprüchen unserer P<strong>at</strong>ienten und deren Angehörigen gerechtwerden zu können, sind verschiedene Einrichtungen im extra- und intramuralenBereich notwendig.Die Broschüre ist als Gesamtwerk im Anhang 10.3 enthalten.- 28 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________"Wir werden im Umgang mit Sterbenden und jenen, die sie begleiten,nur dann einen Fortschritt erzielen, wenn wir aufhören,die Mängel zu verfluchen und zu beklagenund den Mut aufbringen ihnen abzuhelfen".(Kübler-Ross; Verstehen, was Sterbende sagen; 1981)- 29 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________9. Liter<strong>at</strong>ur„Buch der Bilder – Schlussstück“, 1903R. M. Rilke 1876 - 1926Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivführer Österreich, Wien BundespressedienstMag. Andreas Kr<strong>at</strong>schmar / Mag. Hildegard Teuschl CS, 2005Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivführer Österreich, Wien BundespressedienstMag. Andreas Kretschmar / Mag. Hildegard Teuschel CS, 2006ÖBIG Arbeitsgruppe Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivversorgungClaudia Nemeth / Ingrid RottenhoferWien, November 2004, i. A. des BM für Gesundheit und FrauenÖBIG Arbeitsgruppe Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivversorgungClaudia Nemeth / Ingrid RottenhoferWien, November 2004, i. A. des BM für Gesundheit und FrauenIntegriertes Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivversorgungskonzept für NiederösterreichBericht der Arbeitsgruppe „Integriertes Palli<strong>at</strong>iv – Versorgungskonzept“St. Pölten, Stand 16. 02. 2005, beschlossen am 03. 03. 2005ÖBIG Arbeitsgruppe Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivversorgungClaudia Nemeth / Ingrid RottenhoferWien, November 2004, i. A. des BM für Gesundheit und FrauenArnold Mettnitzer, Theologe, Psychotherpeut Wien – praxis@mettnitzer.<strong>at</strong>Lehrbuch der Palli<strong>at</strong>ivmedizin, 2. Auflage 1 / 07 Sch<strong>at</strong>tauer GmbHEberhard Aulbert, Friedemann Nauck, Lukas Radbruch, Detlev Zech- 30 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________10. Anhang10.1 FragebogenFragebogen zurErhebung des Inform<strong>at</strong>ionsstandes über Palli<strong>at</strong>ive Carein verschiedenen GesundheitsberufenIn Österreich existiert derzeit noch keine flächendeckende Hospiz- undPalli<strong>at</strong>ivversorgung. Verbindliche Planungen liegen bislang nur für Palli<strong>at</strong>ivst<strong>at</strong>ionenund –bereiche in den Krankenhäusern vor, in Form einer Standort- undKapazitätsplanung sowie über die Vorgabe von Strukturqualitätskriterien(ÖKAP/GGP 2003).Zur Verbesserung der Lebensqualität von unheilbar kranken und sterbendenMenschen und deren Angehörigen wurde vom ÖBIG ein flächendeckendes Konzeptzur abgestuften Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivversorgung in Österreich erstellt(ÖBIG 2004).Darauf aufgebaut sind in den Bundesländern entsprechende Konzepte entstandenoder in Entstehung.Dieser Fragebogen soll eine IST –Stand Erhebung des Inform<strong>at</strong>ionsstandes überPalli<strong>at</strong>ive Care sein, und Ihre Meinung zu diesem Thema einholen.Endprodukt unserer <strong>Projektarbeit</strong> soll eine Inform<strong>at</strong>ions – Broschüre für Mitarbeiterin Gesundheitsberufen sein.Wir wollen als Grundlage dafür nicht nur eigene Erfahrungen bzw. Liter<strong>at</strong>urverwenden, sondern uns auch an den Mitarbeitern direkt orientieren.Projektgruppe:DGKS Heidegger Doris – WilhelminenspitalDr. Herold Michaela – FA ChirurgieDGKS Kohl Elke – Caritas St. PöltenDGKS Mangl Gabriele – LK St. PöltenDie Fragebögen werden anonym verwendet.Die Projektgruppe bedankt sich sehr herzlich für Ihre Zeit und das Interesse.Allgemein- 31 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________1. Kennen Sie Palli<strong>at</strong>ive Care?Wenn ja, was bedeutet es für Sie?2. Wie wichtig ist Palli<strong>at</strong>ive Care Ihrer Meinung nach? sehr wichtig wichtig weniger wichtig gar nicht wichtig3. a) Wird Palli<strong>at</strong>ive Care derzeit in Ihrem Arbeitsumfeld them<strong>at</strong>isiert? ja neinb) Wenn ja, gibt es bereits Aktivitäten? ja nein Caritas/Hospiz psychische Betreuung …………………………..4. Gab es bisher Anfragen bezüglich Palli<strong>at</strong>ive Care Betreuung von Seitender P<strong>at</strong>ienten, Angehörigen, Hausärzten oder anderen Berufgruppen? ja nein5. Besteht Ihrer Meinung nach in Ihrem Arbeitsumfeld Bedarf,Notwendigkeit oder Interesse an Palli<strong>at</strong>ive Care Betreuung?- 32 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________ ja nein6. Könnten Sie sich eine Zusammenarbeit mit dem Palli<strong>at</strong>ive Care Team inIhrem Arbeitsbereich vorstellen? ja nein7. Welche Erwartungen haben Sie an Palli<strong>at</strong>ive Care Team?8. Wann wäre für Sie der richtige Zeitpunkt für die Inanspruchnahme desPalli<strong>at</strong>ive Care Teams? vor Mitteilung der Diagnose nach Mitteilung der Diagnose bei Anfrage (Angehörige, P<strong>at</strong>ienten,….) bei vermuteter Krisensitu<strong>at</strong>ion Terminalphase Finalphase…………9. Wer kann bzw. soll Ihrer Meinung nach das Palli<strong>at</strong>ive Care Teamanfordern?Mehrfachnennungen möglich! Arzt DGKP Therapeut Angehörige P<strong>at</strong>ient …………………10. Wo findet das Aufklärungsgespräch Ihrer Meinung bzw. Ihrer Erfahrungnach derzeit st<strong>at</strong>t?- 33 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________ Im Besprechungszimmer/Untersuchungszimmer Im P<strong>at</strong>ientenzimmer zwischen „Tür und Angel“ bei der Visite ……………………..........11. Können Sie sich ein gemeinsames Aufklärungsgespräch mit einemMitglied des Palli<strong>at</strong>ive Care Teams vorstellen? ja nein12. Wie ist der Ablauf in Ihrem Arbeitsbereich, wenn sich ein P<strong>at</strong>ient in derSterbephase befindet? (Abläufe, Rituale, versch. Standards,Angehörigenverständigung, -betreuung, beteiligte Berufsgruppen)13. Haben Sie persönliches Interesse an Inform<strong>at</strong>ionen/ Fortbildungbetreffend Palli<strong>at</strong>ivpflege/Palli<strong>at</strong>ivmedizin? Info kein Interesse Fortbildung Palli<strong>at</strong>ivpflege Palli<strong>at</strong>ivmedizinAbschlussbemerkungen14. Bitte geben Sie uns abschließend noch Hinweise, Anregungen undWünsche zu diesem Thema bekannt!- 34 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________St<strong>at</strong>istikBitte beantworten Sie zum Schluss noch folgende Fragen für diest<strong>at</strong>istische Auswertung. Ihre Angaben werden selbstverständlich anonymbehandelt, und ausgewertet.15. In welchen Arbeitsbereich des Gesundheitssystems sind sie tätig?(priv<strong>at</strong>, öffentlich, Spital, Heim, mobiler Bereich,…)16. Berufsgruppe Arzt DGKP andere17. Alter 19-25 Jahre 26-35 36-45 46-55 > 55VIELEN DANK FÜR IHRE MITARBEIT- 35 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________10.2 Fragebogen AuswertungFragebogen zurErhebung des Inform<strong>at</strong>ionsstandes über Palli<strong>at</strong>ive Carein verschiedenen GesundheitsberufenParallel zu unserer <strong>Projektarbeit</strong> führten wir eine Befragung Angehöriger derunterschiedlichsten Gesundheitsberufe durch, um so deren Wissensstand zum ThemaPalli<strong>at</strong>ive Care zu erfahren. 26 von 26 verteilten Fragebögen wurden retourniert und konntenausgewertet werden. Die Befragten finden sich in den unterschiedlichsten Berufsgruppen.Ärzte, Pflegepersonen, Lehrerinnen für Gesundheitsberufe, Psychologen, Physio- undErgotherapeutinnen, Ordin<strong>at</strong>ionshilfen, Seelsorger und eine Ber<strong>at</strong>erin der NÖ KrebshilfeDie befragten Personen arbeiten sowohl intra- als auch extramural und die Hauptaltersgruppeliegt zwischen 36 und 45 Jahren.Wir wollen unser Augenmerk besonders auf die Fragen eins, zwei, fünf, sieben, dreizehn undvierzehn legen. Aus diesen Fragen konnten interessante Erkenntnisse gewonnen werden, diein die Inhalte unserer Inform<strong>at</strong>ionsbroschüre einfließen.Projektgruppe:DGKS Heidegger Doris – WilhelminenspitalDr. Herold Michaela – FA ChirurgieDGKS Kohl Elke – Caritas St. PöltenDGKS Mangl Gabriele – LK St. Pölten- 36 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Allgemein1. Kennen Sie Palli<strong>at</strong>ive Care?Wenn ja, was bedeutet es für Sie?Bis auf eine Person, die hier mit einem klaren NEIN antwortete und einer weiteren Befragten, die denBegriff wenig bis gar nicht kannte bekamen wir auf diese Frage doch sehr ausführliche, richtigeAntworten.Dies lässt erkennen, dass doch ein Großteil der Befragten eine bestimmte Vorstellung vonPalli<strong>at</strong>iv Care haben.Die beschriebenen Vorstellungen beinhalten alle grundlegenden Begriffe wie Würde, Lebensqualität,Schmerztherapie, einfühlsames Begleiten, Linderung von Leid, interdisziplinäre Zusammenarbeit undindividuelle Behandlungspläne. Der oft fälschlich verwendete Begriff der Sterbehilfe taucht in denAntworten nicht auf.2. Wie wichtig ist Palli<strong>at</strong>ive Care Ihrer Meinung nach?23,00%0,00%sehr wichtigwichtig77,00%weniger wichtiggar nicht wichtig3. a) Wird Palli<strong>at</strong>ive Care derzeit in Ihrem Arbeitsumfeld them<strong>at</strong>isiert?Ja53,85%Nein42,31%0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%b) Wenn ja, gibt es bereits Aktivitäten?Aufbau von Betreuungsteams, Zusammenarbeit mit bereits bestehenden Mobilen Teams,Einbindung des Hospizdienstes, Them<strong>at</strong>isierung in der Ausbildung.- 37 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________4. Gab es bisher Anfragen bezüglich Palli<strong>at</strong>ive Care Betreuung von Seitender P<strong>at</strong>ienten, Angehörigen, Hausärzten oder anderen Berufgruppen?Ja50,00%Nein50,00%0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%5. Besteht Ihrer Meinung nach in Ihrem Arbeitsumfeld Bedarf,Notwendigkeit oder Interesse an Palli<strong>at</strong>ive Care Betreuung?22 x JA, 2x NEIN6. Könnten Sie sich eine Zusammenarbeit mit dem Palli<strong>at</strong>ive Care Team inIhrem Arbeitsbereich vorstellen?Ja92,31%Nein7,69%0% 20% 40% 60% 80% 100%7. Welche Erwartungen haben Sie an Palli<strong>at</strong>ive Care Team?Bei den Erwartungen an das <strong>PC</strong>-Team zeigen sich in vielen ausführlichen Antworten dreideutliche hervorzuhebende Schwerpunkte. Erstens erwarten sich die Befragten volleKooper<strong>at</strong>ion. In dieser geforderten Zusammenarbeit soll ein ständiger Inform<strong>at</strong>ionsfluss undWissensaustausch passieren. Dies wiederum dient der ebenso erwarteten Unterstützung durchein <strong>PC</strong>-Team. Zweitens ist hervorzuheben die Erwartung nach fachlicher Kompetenz undKommunik<strong>at</strong>ionsfähigkeit. Spezialwissen zu haben, es anschaulich zu vermittelnund die Fähigkeit der Gesprächsführung auch in Krisensitu<strong>at</strong>ionen sollen ineinem <strong>PC</strong>-Team gegeben sein. Drittens ist die zeitliche Flexibilität eine klare Erwartung anein <strong>PC</strong>-Team. Wünschenswert wäre für die Befragten eine Erreichbarkeit „Rund um dieUhr“, selbstverständlich auch an Sonn- und Feiertagen.- 38 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________8. Wann wäre für Sie der richtige Zeitpunkt für die Inanspruchnahme desPalli<strong>at</strong>ive Care Teams?vor Mitteilung derDiagnose14,92%11,94%nach Mitteilung derDiagnose16,41%11,94%14,92%bei Anfrage(Angehörige,P<strong>at</strong>ienten, …)bei vermuteterKrisensitu<strong>at</strong>ion23,88%TerminalphaseFinalphase9. Wer kann bzw. soll Ihrer Meinung nach das Palli<strong>at</strong>ive Care Teamanfordern?Mehrfachnennungen möglich!Arzt20,93%23,25%DGKP19,76%12,79%19,76%TherapeutAngehörigeP<strong>at</strong>ient- 39 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________10. Wo findet das Aufklärungsgespräch Ihrer Meinung bzw. Ihrer Erfahrungnach derzeit st<strong>at</strong>t?28,57%14,28%imBesprechungszimmer/Untersuchungszimmerim P<strong>at</strong>ientenzimmer20,40%36,73%zwischen Tür undAngelbei der Visite11. Können Sie sich ein gemeinsames Aufklärungsgespräch mit einemMitglied des Palli<strong>at</strong>ive Care Teams vorstellen?Ja69,23%Nein26,92%0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%- 40 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________12. Wie ist der Ablauf in Ihrem Arbeitsbereich, wenn sich ein P<strong>at</strong>ient in derSterbephase befindet? (Abläufe, Rituale, versch. Standards,Angehörigenverständigung, -betreuung, beteiligte Berufsgruppen)Hier zeigt sich in den Antworten fast durchgehend der Begriff „individuell“. Es gibt keinerleiaufgezeigte Rituale oder Standards. Die Sterbebegleitung ist laut der Befragten abhängig vonQuantität und Qualität des diensthabenden Personals, sowie deren persönliche Ressourcen anGestaltungsmöglichkeiten einer Verabschiedung.Inform<strong>at</strong>ion an, Einbeziehen und Eingehen auf Angehörige ist ebenfalls ein durchgängigesThema. In vereinzelten Fällen gibt es Erfahrungen im Miteinbeziehen der Seelsorge und desMobilen Hospizdienstes. In Einrichtungen die bereits über ein <strong>PC</strong>-Team verfügen ist dieKontaktaufnahme mit demselbigen selbstverständlich.Leider finden sich auch nach wie vor Antworten wie „Alle rennen weg“, oder das Bekenntnisder absoluten Hilflosigkeit und Überforderung des st<strong>at</strong>ionären Personals.13. Haben Sie persönliches Interesse an Inform<strong>at</strong>ionen/ Fortbildungbetreffend Palli<strong>at</strong>ivpflege/Palli<strong>at</strong>ivmedizin?Außer einer Meldung mit keinem Interesse, waren alle Befragten interessiert an Inform<strong>at</strong>ionund Fortbildung.Abschlussbemerkungen14. Bitte geben Sie uns abschließend noch Hinweise, Anregungen undWünsche zu diesem Thema bekannt!Hier zeigt sich ein klarer Auftrag der Befragten an <strong>PC</strong>-Teams zu viel Öffentlichkeits- undAufklärungsarbeit. Weiters gibt es einen oft erwähnten Wunsch nach Fortbildungen sowohlmit fachlichen als auch gesprächstechnischen Inhalten.- 41 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________St<strong>at</strong>istikBitte beantworten Sie zum Schluss noch folgende Fragen für diest<strong>at</strong>istische Auswertung. Ihre Angaben werden selbstverständlich anonymbehandelt, und ausgewertet.15. In welchen Arbeitsbereich des Gesundheitssystems sind sie tätig?(priv<strong>at</strong>, öffentlich, Spital, Heim, mobiler Bereich,…)4x Mobiler Bereich3x Priv<strong>at</strong>spital19x Öffentliche Instutionen (KH, Ambul<strong>at</strong>orien)16. Berufsgruppe4x Arzt10x Diplomiertes Pflegepersonal12x Andere (Lehrpersonal, Physio- und Ergotherapeuten, Psychologen,Seelsorge, Ordin<strong>at</strong>ionshilfen, Ber<strong>at</strong>er der NÖ Krebshilfe)17. Alter 19-25 Jahre 26-35 36-45 46-55 > 55VIELEN DANK FÜR IHRE MITARBEIT- 42 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________10.3 BroschürePalli<strong>at</strong>ive CareInform<strong>at</strong>ion für Mitarbeiter in Gesundheitsberufen<strong>Projektarbeit</strong> – 7. Interdisziplinärer Basislehrgang für Palli<strong>at</strong>ive Care - <strong>2007</strong>InhaltsverzeichnisVorwort………………………………………………….....3Was bedeutet Palli<strong>at</strong>ive Care ..…………………………….4Palli<strong>at</strong>ive Care - Einst und Jetzt..…………………………6Das Palli<strong>at</strong>ivteam………..….…………………………......9Wo findet Palli<strong>at</strong>ive Care (Hospiz) st<strong>at</strong>t..……..………....12- 43 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________"Der Tod ist groß.Wir sind die Seinen lachenden Mundes.Wenn wir uns mitten im Leben meinen,wagt er zu weinen mitten in uns".R. M. Rilke 1876 - 1926,VorwortPalli<strong>at</strong>ive Betreuung ist weitgehend in unseren täglichen Arbeitsprozess integriert.Trotzdem begegnen den Palli<strong>at</strong>ivteams – ihre Arbeit betreffend - oftmals nochUnverständnis, Missverständnis, Ignoranz, Unsicherheit und Ablehnung.Mit unserer <strong>Projektarbeit</strong> verfolgen wir das Ziel, dem entgegenzuwirken unddurch Inform<strong>at</strong>ion die Kooper<strong>at</strong>ion zur Zusammenarbeit zu erhöhen und zu fördern.Danke für ihr Interesse.- 44 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Was bedeutet Palli<strong>at</strong>ive Care (l<strong>at</strong>. pallium – Mantel)Unerwartet wird durch eine Diagnose das Leben bedroht,in einem Augenblick bricht das gesamte Lebenskonzept zusammen.Betroffenheit, R<strong>at</strong>losigkeit, Verzweiflung, physische Beschwerden, Schmerzen,seelische Not – Angst vor der Zukunft und dem Sterben, Unsicherheit, Einsamkeit,Sorge um Kinder, Familie und Freunde, Existenzängste,Fragen nach dem Sinn des Lebens und der Bedeutung des Todes.Jeder Mensch ist einzigartig, das heißt auch einzigartig im Erleben seiner Krankheit.Palli<strong>at</strong>ive Care bedeutet die aktive und umfassende Behandlung, Pflege und Begleitung vonP<strong>at</strong>ienten ab dem Zeitpunkt, da ihre Krankheit nicht mehr auf kur<strong>at</strong>ive Behandlunganspricht. Schmerzbehandlung und die Beherrschung weiterer Begleitsymptome, sowie dieLinderung psychischer, sozialer und spiritueller Probleme gewinnen dann eine überragendeBedeutung. Sie unterstützt das Leben und betrachtet Sterben als einen n<strong>at</strong>ürlichen Vorgang.Die palli<strong>at</strong>ive Betreuung / Pflege – die allumfassende Betreuung („wie ein Mantel“)Es bedeutet also die allumfassende Begleitung und Betreuung des Menschenin seiner individuellen Ganzheit (Körper, Geist, Seele),er steht als Ganzes im Mittelpunkt (nicht nur das erkrankte Organ).Anders gesagt im Mittelpunkt steht der MENSCHMIT seiner Krankheit (nicht das Organ oder die Krankheit alleine),MIT seiner Menschenwürde,MIT seiner individuellen Lebensqualität,und allen möglichen Unsicherheiten und Ängsten durch seine Erkrankung.Palli<strong>at</strong>iv – Medizin ist ein Konzept der medizinischen Behandlung, welchesPalli<strong>at</strong>ion zusammen mit Heilung anbietet, so dass mit zunehmender Ausschöpfungkur<strong>at</strong>iver (heilender) Optionen palli<strong>at</strong>ive (lindernde) Maßnahmenin den Vordergrund rücken, bis sie schließlich dominieren.- 45 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Palli<strong>at</strong>ive Care Einst und JetztDie Palli<strong>at</strong>ivpflege und –medizin ist schon so alt wie die Menschheit selbst. Hospiz war imMittelalter der Name von kirchlichen und klösterlichen Herbergen, für Pilger, Bedürftige,Fremde oder Kranke. Die Linderung des Leidens gehörte früher schon zu den Aufgaben desArztes wie ein französisches Sprichwort aus dem 16. Jahrhundert sehr gut zusammenfasst:Heilen – manchmal, lindern – oft, trösten – immer.Schon 1842 gründete Madame Jeanne Garnier in Frankreich - Lyon ein Hospiz,1879 öffneten die irischen „Schwestern der Nächstenliebe“ ein Hospiz in Dublin.Der Begriff Palli<strong>at</strong>iv Medicine wurde von dem Kanadischen Arzt Balfour Mount geprägt,die St<strong>at</strong>ion „Royal Viktoria Hospital“ in Montreal trug als erste die Bezeichnung„Palli<strong>at</strong>ive Care Service“.1967 – Cicely Saunders, Sozialarbeiterin, Krankenschwester und Ärtzin gründet dasSt. Christopher`s Hospiz in London, das zum Modell für die weltweit sich ausbreitendeHospizbewegung wurde.Die intern<strong>at</strong>ionale Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivarbeit wurde auch nachhaltig durch die Arbeit vonDr. Elisabeth Kübler-Ross (1926-2004) beeinflusst.Hintergrund dieser Entwicklung war, dass die an akutmedizinischen Behandlungsmaximen(Entdeckung der Antibiotika, moderne Anästhesie, Radio- und Chemotherapie)orientierte und zunehmend technisierte Hochleistungsmedizin insbesondere beischweren Tumorerkrankungen den Versorgungsbedarf und –bedürfnissender Betroffenen nicht gerecht werden konnte und kann.Auch durch Zeit- und Kostendruck ist derzeit ein würdevoller und bedürfnisorientierterUmgang mit unseren P<strong>at</strong>ienten und deren Angehörigen oft nicht möglich.„Die menschliche Qualität unserer Gesellschaft misst sich daran, wie wir Mitmenschen in derletzten Phase ihres Lebens begleiten. Es soll für alle die es brauchen, ein ausreichendesAngebot an Hospizeinrichtungen zur Verfügung stehen.“(Dr. Schüssel, Regierungserklärung 2003)- 46 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Die ersten österreichischen Initi<strong>at</strong>iven starteten Ende der 70er Jahre unter derSchirmherrschaft der Caritas Socialis.2004 wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen von einerExpertengruppe ein Konzept zur flächendeckenden abgestuften Hospiz- undPalli<strong>at</strong>ivversorgung erstellt. Umsetzung in NÖ geplant in drei Stufen bis 2012.Ein Palli<strong>at</strong>ivteam betreut und begleitet schwerpunktmäßig Tumorp<strong>at</strong>ienten,aber auch P<strong>at</strong>ienten mit chronischen Erkrankungen im fortgeschrittenen Stadium.Ihre Betreuung richtet sich nach den verfügbaren Ressourcen.Das Betreuungsangebot richtet sich auch an Betroffene und deren Angehörige,wenn Krankheit oder Diagnosestellung eine Krisensitu<strong>at</strong>ion auslösen –unabhängig von Prognose.Das Palli<strong>at</strong>ivteamDie Medizin sollte sich mit dem ganzen Menschen beschäftigen,weil sie sich eben mit dem ganzen Menschen beschäftigt. (J.W. Goethe, 1811)Im schulmedizinischen Bereich sind wir gewohnt, unter Ausnützung sämtlicherRessourcen um das Leben unserer P<strong>at</strong>ienten zu kämpfen.Wenn aber die Erkenntnis unvermeidbar geworden ist, dass wir unserem P<strong>at</strong>ientenHeilung nicht mehr bieten können, muss ein Umdenkprozess in Gang kommen.Unsere Bemühungen werden sich dann nicht mehr auf Lebensverlängerung mitallen Mitteln konzentrieren, sondern wir werden unsere Kräfte einsetzen,dem P<strong>at</strong>ienten in seiner ihm verbleibenden Lebensspanne nach MöglichkeitSchmerzfreiheit und Lebensqualität nach seinen Vorstellungen zu vermitteln.Ziel ist die Erreichung der bestmöglichen Lebensqualität für P<strong>at</strong>ienten undderen Angehörigen unter größtmöglicher Selbstbestimmung durch eine fachlichfundierte, ganzheitliche, individuelle und phantasievolle Pflege.Dieses Ziel ist nicht über einzelne Pflegemaßnahmen zu erreichen, sondern nur über dieZusammenarbeit eines multiprofessionellen Teams.- 47 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Es ist elementare Aufgabe der Pflege, bei dem P<strong>at</strong>ienten eine pflegerische Anamnese zuerstellen, die den körperlichen Zustand, die Lebensgeschichte, die Gewohnheiten beinhaltet.Die Krankenbeobachtung, d.h. Veränderungen, Wünsche und Ressourcen zu erkennen undfestzuhalten, gehört selbstverständlich dazu.Neben der Unterstützung der ATL`s obliegt der Pflege sehr oft die Aufgabe des„Care Coordin<strong>at</strong>ors“ als Brückenfunktion zwischen den P<strong>at</strong>ienten, ihren Angehörigenund den verschiedenen Berufsgruppen.Das Palli<strong>at</strong>ivteam ist eine Unterstützung und Ergänzung für das betreuende Teamim intra- und extramuralen Bereich bei komplexen Betreuungssitu<strong>at</strong>ionen.Zum erweiterten Team gehören z. B. Psychologen, Diplomsozialarbeiter, Seelsorger,Diätologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Wundmanager,Ehrenamtlich Tätige…Für das Arbeiten in diesem Bereich werden spezielle Aus- und Weiterbildungen immedizinischen, pflegerischen und interdisziplinären Bereich angeboten.Kontaktieren kann uns jeder – Arzt, Pflegegruppe, andere Berufsgruppen,Hausarzt, extramurale Betreuungseinrichtungen, P<strong>at</strong>ienten und Vertrauenspersonen.Durch ein multiprofessionelles Team, zu dem auch Ehrenamtlich Tätige gehören,wird eine individuelle Betreuung mit Sicherstellung der Autonomie der Betroffenen,mit Einbeziehung der Bezugspersonen, unter einem ganzheitlichen Betreuungsans<strong>at</strong>z,in vertrauter Umgebung ermöglicht.- 48 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Wo findet Palli<strong>at</strong>ive Care st<strong>at</strong>tHospiz und Palli<strong>at</strong>ive Betreuung soll dort st<strong>at</strong>tfinden können, wo immer der P<strong>at</strong>ient sichgerade befindet. Zusätzlich gibt es spezielle Einrichtungen in unterschiedlicher Art undWeise im intramuralen und extramuralen Bereich.Die intensive allumfassende Betreuung h<strong>at</strong> in allen Bereichen einen hohen Stellenwert.Die st<strong>at</strong>ionäre Palli<strong>at</strong>ivbetreuung findet im Krankenhaus st<strong>at</strong>t.In Palli<strong>at</strong>iv – Einrichtungen ist die medizinische Therapie in Bezugauf Schmerztherapie und Symptomkontrolle ebenso im Vordergrund.(Mobiles Palli<strong>at</strong>ivteam, Palli<strong>at</strong>iver Konsiliardienst, Palli<strong>at</strong>ivst<strong>at</strong>ion)Die st<strong>at</strong>ionäre Hospizbetreuung kann auch in Pflegeheimen st<strong>at</strong>tfinden.Im Hospizbereich ist meist keine akutmedizinische Behandlung erforderlich,die P<strong>at</strong>ienten sind gut schmerz- und symptomkontrolliert und somit ist die pflegerischeBetreuung vordergründig. (Mobiles Hospizteam, Hospizst<strong>at</strong>ion, Tageshospiz)"Wir werden im Umgang mit Sterbenden und jenen, die sie begleiten,nur dann einen Fortschritt erzielen, wenn wir aufhören,die Mängel zu verfluchen und zu beklagenund den Mut aufbringen ihnen abzuhelfen".(Kübler-Ross: Verstehen, was Sterbende sagen; 1981)- 49 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________Diese Broschüre wurde <strong>2007</strong> im Rahmen einer <strong>Projektarbeit</strong>im 7. Basislehrgang für Palli<strong>at</strong>ive Care / Landesverband Hospiz NÖ erstellt.Doris HeideggerDr. Michaela HeroldDGKS / Wilhelminenspital WienFA für Chirurgie / Hartmannsspital WienTel.: 01 / 49150 1318 Tel.: 0676 / 3384512Elke KohlGabriele ManglDGKS / Caritas St. PöltenDGKS / LK St. Pölten02742 / 84181 02742 / 300 76730- 50 -


<strong>Projektarbeit</strong>7. Interdisziplinärer Basislehrgang Palli<strong>at</strong>ive Care St. Pölten <strong>2007</strong>___________________________________________________________________________10.4 KontaktadressenHOSPIZ ÖsterreichDachverband von Hospiz- und Palli<strong>at</strong>iveinrichtungen1090 Wien, Müllnergasse 16Tel.: 01 / 8039868, www.hospiz.<strong>at</strong>Landesverband Hospiz Niederösterreich2340 Mödling, Josefsgasse 27Tel.: 02236 / 860131, www.hospiz-noe.<strong>at</strong>Alle weiteren Angaben über Kontaktstellen bzw. allen regionalenHospiz- und Palli<strong>at</strong>iveinrichtungen entnehmen sie bitte dem aktuellen„Hospiz- und Palli<strong>at</strong>ivführer Österreich“, herausgegeben vomBundespressedienst des Bundeskanzleramtes Abteilung I / 4,1014 Wien, Ballhauspl<strong>at</strong>z 2, Tel.: 01 / 53115-2424 oderden oben genannten Internetadressen.- 51 -

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