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HERFORDER ORGELSOMMER 2013 - Kirchenmusik im Münster zu ...

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Thema des wilden Tanzes der Männer. Dieser Tanz erklingt ebenfalls zwe<strong>im</strong>al (innerer Rahmen).Mitte und Höhepunkt des Werkes bildet die Wiederkehr der orientalisch gefärbten Melodie desTanzes der Mädchen in Kombination mit dem Thema des Tanzes der Knaben. Auch für ModestMussorgsky, das zweite und wohl bedeutendste Mitglied des „Mächtigen Häufleins“, war dieMusik <strong>zu</strong>nächst nur „Nebenberuf“: Der Offizier, dessen unstetes Leben <strong>im</strong>mer wieder vor allemdurch Alkoholismus gefährdet war, wandte sich schließlich ganz dem Komponieren <strong>zu</strong>. Er folgtedabei jedoch nicht den Regeln des akademischen Betriebes - Mussorgsky war Autodidakt - sondernden inneren Zwängen seines Herzens, das leidenschaftlich für das unter Unterdrückung leidenderussische Volk schlug. Unter seinen mehrheitlich unvollendeten Opern ragt das Meisterwerk derrussischen Oper schlechthin, sein Boris Godunow heraus. Kurz nach der Uraufführung diesesmusikalischen Volksdramas <strong>im</strong> Jahre 1874, machte sich Modest Mussorgsky an die Kompositioneines mehrsätzigen Klavierwerkes, das er Bilder einer Ausstellung nannte. Titel und Inhalt deutenauf ein autobiographisches Erlebnis hin: Im Jahre 1873 war der mit Mussorgsky befreundete Malerund Architekt Viktor Hartmann <strong>im</strong> Alter von nur 39 Jahren verstorben. An ihn erinnerte eineAusstellung seiner Werke in St. Petersburg, die Mussorgsky so beeindruckte, dass er beschloss,seinem Freund <strong>zu</strong>m Andenken eine Erinnerungskomposition <strong>zu</strong> widmen. Seine Eindrücke undErlebnisse be<strong>im</strong> Gang durch diese Ausstellung und bei der Betrachtung der Zeichnungen undKunstwerke des Freundes brachte er in Form einer 16 Sätze umfassenden Suite <strong>zu</strong>m Ausdruck.Zehn Bilder hat Mussorgsky für seine musikalische Ausstellung ausgewählt, von denen heute nurnoch fünf bekannt bzw. überliefert sind. Dabei macht der Vergleich von Bild und Musik deutlich,dass die statische Bildwirkung für den Musiker jeweils nur Ausgangspunkt für die Schilderungeines Bewegungsvorgangs war: Ob es das Hinken und Stolpern eines Zwerges, das von Ammenkaum gebändigte Spiel der Kinder, das schwerfällige Rollen eines Ochsenkarrens, der Disputzweier alter Juden oder der Streit der Marktweiber bis hin <strong>zu</strong>m Pandämonium eines Hexenritts ist –Mussorgsky hat für alle bewegten Bilder jeweils eine neue, hochoriginelle und <strong>zu</strong>kunftsweisendemusikalische Sprache gefunden. Die zehn Bilder werden jeweils eingeleitet bzw. verbunden durchsechs Promenaden: Vor- und Zwischenspiele, in denen der Komponist seinen Gang durch dieAusstellung sowie die durch die Bilder ausgelösten Empfindungen schildert.Das Thema aus Quarten und Sekunden, das die charakteristischen Merkmale des russischenVolksliedes aufweist, wird insgesamt sieben Mal zitiert, so dass sich das Gesamtwerk in insgesamtsieben Bildbetrachtungen gliedert, in denen jeweils ein oder zwei Gemälde vorgestellt werden. Diefast wörtliche Wiederkehr der einleitenden Promenade vor Bild VII markiert dabei gleichsam denEintritt in einen neuen Ausstellungsraum. Die dort <strong>im</strong> zweiten Saal ausgestellten musikalischenBilder bewirken eine noch stärkere innere Hinwendung <strong>zu</strong> dem verstorbenen Freund. Entsprechenderscheint das Promenadenthema in der Abfolge der Bilder VII-X nur noch als integrierterBestandteil der Bilder selbst: So in der Zwiesprache mit dem toten Freund (Con mortuis in linguamortua), bis hin <strong>zu</strong>r vollständigen Identifikation des Betrachters mit dem Betrachteten: Dasabschließende Schlussbild Das große Tor von Kiew, dessen Hauptthema aus dem Mittelteil derPromenade entnommen ist und in dem am Ende auch das Kopfmotiv der Promenade triumphalzitiert wird, zeigt dann die vollständige innere Übereinst<strong>im</strong>mung des Kunstwollens des Malers wiedes Musikers <strong>im</strong> Blick auf eine authentische russische Kunst.

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