BERGKNAPPE 106 - Bergbau Silberberg
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25. 10.: Erste Lebenszeichen von Vermissten. Taucher<br />
erkunden die überfluteten Schächte. Im Tagesverlauf<br />
werden 33 Männer mit teilweise leichten Verletzungen<br />
geborgen. Das Schicksal der übrigen 13 Berg -<br />
leute bleibt ungewiss. Vor dem Zechenturm harren<br />
weiterhin Dutzende Angehörige und Kollegen aus.<br />
26. 10.: In Rekordtempo wird der Bergungstunnel<br />
vorangetrieben. Mehr als die Hälfte der Strecke ist bereits<br />
geschafft. Experten befürchten, dass die Atemluft<br />
unter Tage knapp wird. Der Wasserpegel steigt<br />
weiter.<br />
27. 10.: Kompressoren pumpen Sauerstoff in den<br />
Stollen. Gegen Abend trennen die Tunnelbauer 15<br />
Meter von ihrem Ziel. Aus Angst vor Unfällen muss<br />
teilweise mit der Hand gegraben werden. Weiterhin<br />
fehlt jedes Lebenszeichen der 13 noch vermissten<br />
Männer. Das starke Ansteigen des Wassers unter Tage<br />
wird gestoppt.<br />
28. 10.: Der angekündigte Durchbruch verzögert<br />
sich. Angeblich hat ein Rechenfehler die Tunnelgräber<br />
von der idealen Route abgebracht. Durch ein<br />
Mini-Loch in der Wand des gesuchten Stollens erhalten<br />
die Experten Gewissheit: Die Stelle ist nicht überflutet,<br />
es gibt noch Atemluft und damit Hoffnung.<br />
29. 10.: gegen 2.00 Uhr: Der Durchbruch in den Stollen<br />
gelingt, wo die 13 Bergleute vermutet wurden.<br />
Sieben Rettungstrupps erkunden den Ort. An der<br />
Wand entdecken die Retter eine Aufschrift: «Wir sind<br />
in Richtung des Entlüftungsschachts gelaufen.» Gegen<br />
8.00 Uhr: Die Rettungskräfte entdecken an der genannten<br />
Stelle elf Bergleute lebend. Sie sind völlig<br />
entkräftet und unterkühlt. Ein Mann überlebte die<br />
Strapazen unter Tage nicht. Die Suche nach dem letzten<br />
vermissten Bergmann ging gestern noch weiter.<br />
Artikel erschienen am 30. 10. 2003 in «Die Welt»<br />
Einige historische Ereignisse aus dem<br />
20. und 19. Jahrhundert<br />
Lengede, Niedersachsen 1963<br />
Am 24. Oktober 1963 brach der Klärteich 12 der<br />
Eisenerzgrube Lengede-Broistedt in Niedersachsen<br />
ein. Rund eine halbe Million Kubikmeter Schlammwasser<br />
drang in die Grube ein und überflutete die<br />
Stollen zwischen den 100- und 60-Meter-Sohlen. 128<br />
Bergleute und ein Monteur befanden sich zu jener<br />
Zeit unter Tage. In den ersten Stunden nach dem Un-<br />
Abb. 1: Situation der Rettungsbohrung auf die<br />
100-m-Sohle, die unter Überdruck stand.<br />
glück konnten sich 79 von ihnen über Wetterbohr -<br />
löcher und Schächte in Sicherheit bringen. Für die<br />
übrigen 50 schien es keine Hoffnung mehr zu geben,<br />
bis 23 Stunden nach dem Unglück dann doch noch<br />
sieben Bergleute geborgen werden konnten. In einer<br />
der grössten und spektakulärsten Rettungsaktionen<br />
in der Geschichte des <strong>Bergbau</strong>s weltweit wurde daraufhin<br />
weiter fieberhaft nach Überlebenden gesucht.<br />
Drei von ihnen konnten dann am 1. November aus<br />
einer Lufttasche geborgen werden. Nach der Rettung<br />
dieser drei Bergleute wurde das technische Gerät<br />
abgebaut und alle Rettungsarbeiten eingestellt. Ein<br />
Hauer vermutete allerdings, dass in den so genannten<br />
«Alten Männern» noch Überlebende sein könnten.<br />
Niemand glaubte daran. Trotzdem sollte eine wei tere<br />
Suchbohrung durchgeführt werden. Da es keine Aufzeichnungen<br />
über die Abbruch-Stollen gab, konnte<br />
die Lage nur ungefähr ermittelt werden. Dummerweise<br />
lag der Bohrpunkt zwischen zwei Eisenbahngleisen.<br />
Also bohrte man zwei Meter davon entfernt.<br />
Am 3. November um 4 Uhr früh wurde die Bohrung<br />
10 niedergebracht – ganz in der Nähe des Klärteiches<br />
12. Zufällig verlief diese Bohrung schräg statt senk-<br />
Bergknappe 1/2005 Seite 16