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BERGKNAPPE 106 - Bergbau Silberberg

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diese Rettungsbombe half. Als die Überlebenden<br />

oben angekommen waren, wurden sie von Sanitätern<br />

medizinisch versorgt. Am 7. November um 14.20 Uhr<br />

war die Rettung beendet.<br />

www.das-wunder-von-lengede.de<br />

Alsdorf, 1930<br />

Alsdorf liegt im deutschen Steinkohlefördergebiet<br />

nahe der holländischen Grenze, ganz in der Nähe von<br />

Aachen und Jülich. Hier wurde aus 100 bis 600 Metern<br />

Tiefe Steinkohle bester Qualität gefördert. Am 21.<br />

Ok tober 1930 ereignete sich in der Zeche, in der rund<br />

2400 Menschen beschäftigt waren, eines der folgenreichsten<br />

Unglücke in der Geschichte des deutschen<br />

Kohlebergbaus. 271 Bergleute fanden dabei den<br />

Tod. Eine gigantische Explosion erschütterte den Wilhelmsschacht<br />

der Grube «Anna II». Morgens um 7 Uhr<br />

29, eine halbe Stunde nach dem Ende der Seilfahrt der<br />

Frühschicht, zerriss eine gewaltige Explosion die Stille<br />

über der Stadt Alsdorf. Aus dem Eduardschacht<br />

schoss eine Feuersäule, das 36 Meter hohe stählerne<br />

Fördergerüst stürzte ein, die Schachthalle und die umliegenden<br />

Zechengebäude wurden verwüstet. Auch<br />

nahe gelegene Wohngebäude im Ortsteil Wilhelmschacht<br />

wiesen zum Teil erhebliche Schäden auf.<br />

30 Menschen, die über Tage arbeiteten, waren tot,<br />

100 verletzt. Die schlimmsten Brände konnte die Feu-<br />

erwehr löschen. Aber da waren noch Bergleute im<br />

Schacht, die das Unglück von der Verbindung mit dem<br />

Tageslicht abgeschnitten hatte. Durch die Explosion<br />

war der einzige Zugang zur vierten Sohle, der Förderschacht,<br />

unbrauchbar geworden. Wie sollte man die<br />

Kumpels jetzt noch aus ihrem unterirdischen Gefängnis<br />

befreien? In 460 Metern Tiefe harrten sie auf Rettung.<br />

Werden sie alle ersticken? Unter Tage nämlich<br />

herrschten unbeschreibbare Zustände. Ein Augenzeuge<br />

beschreibt das Chaos bei der Einfahrt in die Grube:<br />

«Schon wenige Meter unterhalb der Erdoberfläche<br />

kommen erstickende Dämpfe in den Korb und zwingen<br />

die Insassen, Nase und Mund zuzuhalten. Das<br />

Gas schmeckt stark nach Kohlenwasserstoff und ruft<br />

Brechreiz hervor.» Durch die Kohlenstaubgase im<br />

Stollen stieg die Gefahr einer Schlagwetterkatas -<br />

trophe. Die Rettungsmannschaften mussten deshalb<br />

sehr vorsichtig sein, mit doppelt gesicherten oder mit<br />

elektrischen Lampen arbeiten. Helfer fielen in Ohnmacht,<br />

weil es zu wenige Gasmasken gab. Überall<br />

lauerte Gefahr. Und wenn einmal ein Förderkorb den<br />

mühsamen Weg aus der Tiefe hinter sich brachte,<br />

dann brachte er Tote oder Verletzte. Die wenigen<br />

Überlebenden standen unter Schock. Sobald sie wieder<br />

im Stande waren zu sprechen, berichteten sie<br />

Schauerliches: Die dritte Sohle war mit Schwer -<br />

verletzten und Toten übersät. Viele Opfer waren ver-<br />

Eduardschacht der<br />

Grube «Anna II» bei Alsdorf<br />

im Aachener Revier<br />

nach der Explosion am<br />

21. 10. 1930. Welche<br />

verheerenden<br />

Auswirkungen eine<br />

Gruben explosion nicht<br />

nur unter Tage haben<br />

konnte, zeigt diese Aufnahme.<br />

(Bild: G. Unverferth,<br />

E. Kroker, Der Arbeitsplatz<br />

des Bergmannes in<br />

historischen Bildern<br />

und Dokumenten,<br />

Bochum 1981,<br />

Bergknappe 1/2005 Seite 18

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