BERGKNAPPE 106 - Bergbau Silberberg
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Aus religiösen Motiven wurde der Mensch zum Bergmann<br />
Archäologen des Deutschen <strong>Bergbau</strong>-Museums Bochum<br />
mit internationalen Forschungsprojekten erfolgreich<br />
Gerd Weisgerber, Bochum<br />
Überblick<br />
Als eine der wesentlichen Entwicklungsstufen der<br />
Menschheitsgeschichte betrachtet man im allgemeinen<br />
den Übergang vom Jäger- und Sammlerdasein<br />
unserer einstigen Vorfahren zur produzierenden Wirtschaftsweise<br />
mit Ackerbau und Viehzucht, was in<br />
unseren Breiten vor etwa 7500 Jahren stattfand. Weitgehend<br />
unbekannt ist, daß bereits altsteinzeitliche<br />
Jä gerkulturen der Natur auch mineralische Rohstoffe<br />
entnahmen und diese manchmal bereits bergmännisch<br />
gewinnen mußten. <strong>Bergbau</strong> ist älter als Ackerbau<br />
und Viehzucht!<br />
Aufgaben des Deutschen <strong>Bergbau</strong>-Museums<br />
Bochum (DBM)<br />
Die Erforschung der Montangeschichte in ihrer ganzen<br />
Breite ist eine der Aufgaben des Deutschen <strong>Bergbau</strong>-Museums<br />
Bochum (DBM), die Präsentation solcher<br />
Ergebnisse in den Ausstellungshallen eine an -<br />
dere. Die Erforschung des <strong>Bergbau</strong>s aus Perioden, für<br />
die es noch keine schriftlichen Überlieferungen gibt,<br />
ist Aufgabe des Instituts für Montanarchäologie am<br />
DBM.<br />
Montanarchäologie, einer der jüngsten<br />
Zweige der Altertumskunde<br />
Montanarchäologie ist einer der jüngsten Zweige<br />
der Altertumskunde. Am DBM wird prähistorische<br />
und antike <strong>Bergbau</strong>forschung aber bereits seit fast<br />
einem halben Jahrhundert betrieben. Dieses Museum<br />
war das erste, das jungsteinzeitliche Feuerstein<br />
bergwerke in Deutschland ausgegraben hat. Es<br />
hat den alleräl testen <strong>Bergbau</strong> Europas entdeckt und<br />
untersucht, und es hat sich als erstes in mittelalterlichen<br />
Schächten des Siegerländischen<br />
<strong>Silberberg</strong>baus nach unten ge graben. Auf der Suche<br />
nach der ältesten Kupferproduktion legte man Gruben<br />
in<br />
den Wüsten Israels, Jordaniens und der Arabischen<br />
Halbinsel frei.<br />
Merkwürdigerweise baut der älteste <strong>Bergbau</strong> nicht<br />
auf Mineralien, die zu wirtschaftlichen Zwecken<br />
benötigt wurden; wie etwa den Feuerstein, den man<br />
brauchte, um schneidende oder schabende Werkzeuge<br />
herzustellen. Hier kam man offenbar lange<br />
mit dem aus, was man ohne große Mühe aufsammeln<br />
konnte. Aber bereits vor 40000 Jahren grub<br />
man in Südafrika nach rotem Farbstoff, Rötel oder<br />
Rotocker, und vor 20000 Jahren an mehreren Stellen<br />
in Europa. Mit Rötel bestreute man über viele Jahrtausende<br />
die Toten in den Gräbern als Zeichen<br />
für ein neues Leben. Mit Rötel bemalte man seinen<br />
Körper wie es noch die Indianer in Nordamerika<br />
als «Rothäute» taten – mit Rötel bestrich man die<br />
Innenseite der Felle, aus denen die Zelte gebaut<br />
waren und vieles andere mehr. Feststeht, daß es<br />
dabei weniger um wirtschaftliche als um symbolträchtige<br />
Zwecke ging, teilweise sicher um religiöse<br />
Vorstellungen. So könnte die dem Blut ähnliche<br />
Farbe sehr wohl als Symbol des Lebens gegolten<br />
haben. Religiöse Vorstellungen stehen also am An -<br />
fang bergbaulicher Anstrengungen, sie galten roten<br />
Pigmenten.<br />
Die grüne Ferieninsel Thassos im Ägäischen Meer beherbergt<br />
den ältesten untertägigen <strong>Bergbau</strong> Europas.<br />
Thassos war sehr erzreich, Gold und Silber wurden<br />
bereits im Altertum gewonnen, Eisenerz be sonders<br />
nach dem letzten Krieg. Bei Sprengungen in einer<br />
Eisenerz-Grube wurden zwei Weitungen dieses <strong>Bergbau</strong>s<br />
angeschossen, später wurden weitere Gruben in<br />
einem nahen Olivenhain entdeckt. Ausgrabungen<br />
des DBM und des Griechischen Antikendienstes ergaben,<br />
daß man hier vor 20 000 Jahren mühselig in<br />
den extrem harten und mit Marmor verwachsenen<br />
Hämatit eingedrungen war. Dazu standen nur einfache<br />
Werkzeuge zur Verfügung. Als Meißel und Keile<br />
dienten die Spitzen starker Hirschgeweihe, als Schlägel<br />
benutzte man Bachgerölle aus Marmor, Quarz<br />
Bergknappe 1/2005 Seite 2