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Wirtschaftsmagazin - TT Verlag

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Patienten behandelt und schult darüber hinaus<br />

auch Psychotherapeuten im Bereich<br />

Burnout-Prävention.<br />

Fakt ist jedoch: Burnout ist ein zunehmendes<br />

Thema – auch und gerade an vielen Arbeitsplätzen!<br />

Erst waren es nur wenige,<br />

mittlerweile scheint sich das Syndrom fast<br />

epidemiehaft zu verbreiten. »Wobei nicht<br />

jeder, der mit Burnout zu uns kommt, auch<br />

wirklich Burnout hat. Oft stecken stattdessen<br />

Depressionen dahinter, oder der ganze<br />

Strauß an psychosomatischen Erkrankungen,<br />

manchmal auch Alkoholismus oder<br />

das Einnehmen von Tranquilizern«, weiß<br />

Dr. Peters.<br />

Mehr als 100 verschiedene Symptome<br />

Das zusätzliche »Schwierige« daran, Burn -<br />

»Nichts macht mehr Freude oder Spaß, aber in der<br />

beruflichen Rolle funktionieren die meisten noch ganz gut.«<br />

out zu erkennen: Es gibt mehr als 100<br />

Symptome, sagt Brigitte Peters. »Das äußert<br />

sich bei jedem Menschen sehr unterschiedlich.«<br />

Häufig seien dies beispielsweise<br />

auch Rückenprobleme oder muskuläre<br />

Verspannungen – Symptome, mit denen<br />

Patieten zuerst zu allen möglichen Ärzten<br />

geschickt werden, bis sie zum Nervenarzt<br />

kommen.<br />

Mittlerweile seien es jedoch schon fast<br />

20 bis 30 Prozent ihrer Patienten, die mit<br />

Burnout-Syndrom zu ihr kommen, so die<br />

Psychotherapeutin Brigitte Peters.<br />

Symptome lassen sich auf verschiedenen<br />

Ebenen beschreiben; Einer Gefühlsund<br />

kognitiven Ebene, dazu einer Verhaltens-<br />

und einer physiologischen Ebene.<br />

Klassische Symptome seien Energiemangel,<br />

chronische Müdigkeit, Überdruss, Antriebslosigkeit<br />

und Freudlosigkeit. »Nichts<br />

macht mehr Freude oder Spaß«, so Brigitte<br />

Peters, »aber: in der beruflichen Rolle funktionieren<br />

die meisten lange Zeit noch ganz<br />

gut«.<br />

Der Arbeitsmarkt wird immer härter<br />

Müssen sie wohl auch! Denn die Anforderungen<br />

werden immer mehr und immer<br />

härter. Und wer will schon seinen Arbeitsplatz<br />

verlieren – schon gar nicht in Zeiten<br />

der Krise, des Fort-<br />

schreitens des so genanntesRationalisierungsprozesses.<br />

»Viele<br />

haben Angst, dann<br />

durch den Rost zu fallen, und die, die dann<br />

noch arbeiten, müssen noch mehr leisten.<br />

Fazit: Immer weniger leisten immer<br />

mehr.« Also schuftet jeder erstmal, bis<br />

nichts mehr geht. Bis einem der Körper eine<br />

wahrliche Auszeit verordnet.<br />

Auch Nichtstun macht krank<br />

Gegenteilig interessant aber auch: Es gibt<br />

ebenso Menschen, die sich unterfordert<br />

fühlen, die eine vermeintlich »ruhige Kugel<br />

schieben«, sich dafür aber nicht wirk-<br />

lich gebraucht fühlen. Bei diesen, so Dr. Peters,<br />

spreche man dann von »Boreout«<br />

(kommt vom englischen Wort »boring« –<br />

»Langeweile«). »Menschen, die veruteilt<br />

sind zum Nichtstun, die ständig so tun<br />

müssen, ab ob sie was tun, auch das ist<br />

krank machend, Statistiken nach sollen in<br />

Deutschland 10000 Beamte betroffen<br />

sein.«<br />

Das gleiche gelte für Arbeitslose, »da<br />

krankt das Werte- und Selbstwertsystem«.<br />

Vor allem, so Brigitte Peters, weil sich eben<br />

viele Menschen gerade über Arbeit und<br />

Leistung definierten.<br />

Bei beiden, Überforderten wie Unterforderten,<br />

»läuft das Fass dann irgendwann<br />

über« – und dann ist ganz plötzlich<br />

Schluss – ein Schnitt vonnöten.<br />

Dachdecker und Maurer trifft es nicht<br />

Dieses Ausbrennen des Tätigseins, des<br />

»Einfach-nicht-mehr-Könnens« trifft vor<br />

allem Menschen, die viel mit Menschen arbeiten.<br />

»Dachdecker oder Maurer werden<br />

kein Burnout erleben« denkt Brigitte Peters.<br />

»Der sieht sein Produkt, hat was ‘in<br />

der Hand’«. Anders Menschen, die mit<br />

Menschen arbeiten: »Da ist ein wechselseitiger<br />

Erwartungsprozess vorhanden«, so<br />

Dr. Peters. Burnout entsteht, »wenn man<br />

ständig irgendwie unter Druck steht«. Einer<br />

der Faktoren, der zu Burnout führe, sei<br />

daher, so die Fachleute: »High Demand,<br />

Low Influence«. Spitzen-Manager würden<br />

daher auch seltener von Burnout betroffen<br />

1|2009 ––– Allgäuer<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> ––– 119

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