Download Heft 09 / Oktober 2011 - Tutzinger Nachrichten
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Zur Sache, Bürgermeister: Tutzing - eine Gemeinde für alle Generationen?<br />
Dr. Stephan Wanner,<br />
Erster Bürgermeister<br />
Der von Ihnen gewählte Titel:<br />
“Generationen-Ort Tutzing“ gefällt<br />
mir sehr gut; ich empfinde ihn<br />
als Markenzeichen für unsere Gemeinde,<br />
daneben als bedeutenden<br />
kommunalpolitischen Auftrag.<br />
Für jedes gut funktionierende Gemeinwesen<br />
ist es wichtig, nicht nur<br />
die Besonderheiten der einzelnen<br />
Gruppierungen unserer Bevölkerung<br />
zu erkennen und die sich<br />
hieraus ableitenden Aufgaben zu<br />
erfüllen.<br />
Dabei spielen die Herausforderungen<br />
unserer zum Glück immer<br />
älter werdenden Gesellschaft eine wichtige Rolle und es ist<br />
beruhigend, dass in Tutzing viel für unsere älteren Mitbürger<br />
getan wird. Daneben ist es aber genauso wichtig, unsere<br />
Gemeinde für einheimische junge Familien, deren Wurzeln<br />
schon seit Generationen in Tutzing sind, weiter attraktiv zu<br />
machen. Hier kann die Gemeinde Tutzing stolz auf ihre Infrastruktur<br />
sein. In Tutzing besuchen ca. 2000 Schülerinnen<br />
und Schüler die Grund- und Mittelschule, die Realschule und<br />
das Gymnasium.<br />
Wir verfügen über insgesamt sechs Kindergärten und sind<br />
besonders stolz darauf, dass im „Haus des Kindes“ 24 Kinderkrippenplätze<br />
zur Verfügung gestellt werden können,<br />
sodass sich die Gemeinde Tutzing darüber freut, wenn junge<br />
Familien in Tutzing bleiben. Tutzing ist also in der Lage, diese<br />
wichtigen Plätze für die Erziehung und Bildung unserer<br />
Kleinsten anbieten zu können.<br />
Selbstverständlich setzt dies voraus, dass in Tutzing für junge<br />
Familien mit „normalem Einkommen“ auch bezahlbarer<br />
Wohnraum zur Verfügung steht. Die Angebotssituation lässt<br />
sich dabei wie folgt zusammenfassen: Überwiegend werden<br />
Drei - bis Vier-Zimmer-Wohnungen bei einer Kaltmiete von<br />
1.200 Euro pro Monat, daneben auch Dreiraumwohnungen<br />
ab 900 Euro angeboten. Die Nachfrage gestaltet sich als sehr<br />
hoch, wobei sich das Interesse mehr auf Tutzing selbst konzentriert<br />
und die Ortsteile weniger nachgefragt werden.<br />
Dies liegt nicht zuletzt an der vorhandenen Infrastruktur.<br />
Nicht jeder kann sich zwei Autos leisten.<br />
Die Wohnungsmiete beträgt zwischen neun Euro bis 12 Euro<br />
pro Quadratmeter. Daneben wird auch der Erwerb von Eigentumswohnungen<br />
und Häusern nachgefragt. Besonders<br />
für die einheimischen jungen Familien ergibt sich hieraus<br />
ein Preisgefüge, das in nicht wenigen Fällen dazu führt, dass<br />
sich junge Familien „gezwungen“ sehen, aus ihrer Heimat<br />
wegzuziehen. Hier muss alles getan werden, um solchen Entwicklungen<br />
entgegenzutreten.<br />
Wichtig ist zu wissen, dass die Gemeinde Tutzing keinerlei<br />
unmittelbare Einflussmöglichkeiten hat, welche Mietpreise<br />
oder Veräußerungserlöse zwischen den privaten Grundstücksbesitzern<br />
vereinbart werden. Ein wichtiges Instrument,<br />
damit unsere jungen Familien in Tutzing bleiben können,<br />
sind die sogenannten Einheimischenmodelle. So konnte in<br />
der Zeit ab 1983 „Am Schorn“ eine Gesamtfläche von 16.000<br />
Quadratmetern mit durchschnittlichen Einzelgrundstücksgrößen<br />
von 440 Quadratmetern als Einheimischenmodell<br />
realisiert werden. Die Kosten für die Erbpacht der einzelnen<br />
Grundstücke betragen pro Quadratmeter und Jahr ca. zwei<br />
Euro und dies bei einer Vertragslaufzeit von 99 Jahren. Dort<br />
leben derzeit 118 Menschen. Im Riedwinkel sind zusammen<br />
mit dem Zweckverband Wohnungsbau seit dem Jahr 1982<br />
ca. 3400 Quadratmeter zur Verfügung gestellt worden. Dort<br />
beträgt die durchschnittliche Grundstücksgröße etwa 400<br />
Quadratmeter. Es leben dort 82 Mitbürger. „Am Kallerbach“<br />
sind seit dem Jahr 2002 insgesamt 8300 Quadratmeter für<br />
das Einheimischenmodell verwendet worden. Die einzelnen<br />
Grundstücksgrößen betragen hier ca. 220 Quadratmeter<br />
und die Grundstückskosten beliefen sich auf etwa 250 Euro<br />
pro Quadratmeter.<br />
In Traubing ist „Am Kirchlehel“ seit dem Jahr 1998 eine<br />
Gesamtfläche von 12.050 Quadratmetern für ein Einheimischenmodell<br />
verwendet worden. Die durchschnittlichen<br />
Grundstücksgrößen betragen 480 Quadratmeter. Der Preis<br />
pro Quadratmeter belief sich auf ca. 140 Euro. Die Altersstrukturen<br />
der beiden neueren Einheimischenmodelle sehen<br />
wie folgt aus: Am Kallerbach leben 126 Personen mit einem<br />
Altersdurchschnitt von 33,7 Jahren, Am Kirchlehel leben 94<br />
Personen mit einem Altersdurchschnitt von 30,6 Jahren. Insgesamt<br />
bewohnen 320 Mitbürger unsere Einheimischenmodelle,<br />
dies bei einer Einwohnerzahl von ca. 9500.<br />
Um einen Bauplatz in einem Einheimischenmodell zu erhalten,<br />
mussten bestimmte Kriterien erfüllt werden. Diese<br />
Kriterien unterscheiden sich in den einzelnen Einheimischenmodellen.<br />
Wesentliche gleiche Kriterien waren zum Beispiel:<br />
Bestehender Hauptwohnsitz in Tutzing, Lebensmittelpunkt<br />
in Tutzing, Mindestalter für den Erwerb 18 Jahre, es durfte<br />
kein anderweitiger Grundbesitz auf Seiten des Erwerbers<br />
vorhanden sein, das Grundstück muss zur eigenen Wohnnutzung<br />
erworben werden und darf innerhalb eines bestimmten<br />
Zeitraumes nicht weiter veräußert werden.<br />
Diese Bestandsaufnahme belegt aus meiner Sicht, dass dringend<br />
weitere Anstrengungen unternommen werden müssen,<br />
um zusätzliche Einheimischenmodelle zur Verfügung zu<br />
stellen. Dafür ist es wichtig, den konkreten Bedarf zu ermitteln<br />
und deshalb bitte ich alle Interessenten, sich per E-mail<br />
im Rathaus unter folgender E-mail Adresse zu melden: Rathaus@Tutzing.de.<br />
Die Gemeinde Tutzing prüft und untersucht, welche denkbaren<br />
Flächen für eine Realisierung eines Einheimischenmodelles<br />
in Frage kommen. Entsprechende Untersuchungen<br />
werden bereits seit ca. zwei Jahren von der Gemeindeverwaltung<br />
vorgenommen und werden weiter intensiviert.<br />
Die Realisierung dieser Vorhaben kann auf der Basis auch<br />
des Grundsatzbeschlusses zum „<strong>Tutzinger</strong> Modell“, welcher<br />
beispielsweise auch die Möglichkeit von Flächenabtretungen<br />
für im Planungsgebiet vorgesehene Bauvorhaben im Rahmen<br />
eines Einheimischenmodelles vorsieht, erfolgen, das ich<br />
in Zusammenarbeit mit Herrn Kollegen Wolfgang Marchner<br />
schon vor geraumer Zeit angeschoben habe.<br />
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