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uni kurier aktuell - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

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Hochschulpolitik<br />

Kraftpaket zum Start in die Zukunft<br />

Interview mit Rektor Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske über die Reform der Grundordnung<br />

<strong>uni</strong> <strong>kurier</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Professor Grüske, die<br />

Änderung der Grundordnung ist die größte<br />

Reform in der Geschichte der <strong>Universität</strong> <strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong>.<br />

Das bedeutet einen hohen<br />

Aufwand für Forschung und Lehre ebenso<br />

wie für die Verwaltung. Was sind die wichtigsten<br />

positiven Effekte, die die Hochschulleitung<br />

von diesem Kraftakt erwartet?<br />

Wir straffen die Organisationsstruktur und<br />

beschle<strong>uni</strong>gen damit die Entscheidungsund<br />

Komm<strong>uni</strong>kationsprozesse. Dadurch<br />

wird es möglich, auf neue Entwicklungen<br />

schneller und gezielter zu reagieren. Nur unter<br />

dieser Voraussetzung kann die <strong>Universität</strong><br />

<strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong> künftig im nationalen<br />

und internationalen Wettbewerb bestehen.<br />

Wir wollen in der Konkurrenz um staatliche<br />

Förderung, um Drittmittel, um Aufträge<br />

von und Kooperationen mit der Wirtschaft<br />

nicht nur mithalten, sondern einen hohen<br />

Rang einnehmen. Je besser die Forschungsgebiete<br />

zusammenarbeiten, desto eher werden<br />

herausragende Wissenschaftler und<br />

Wissenschaftlerinnen einem Ruf an unsere<br />

<strong>Universität</strong> folgen. Eine entsprechend hohe<br />

Qualität in der Lehre wird sich wiederum unter<br />

den Studierenden herumsprechen, die<br />

davon profitieren.<br />

Die Reduzierung von elf auf fünf Fakultäten<br />

betrifft sowohl die Gesamtstruktur wie die interne<br />

Organisation der Fächer an der <strong>Universität</strong>.<br />

Welche greifbaren Vorteile ergeben sich<br />

hier gegenüber den bisherigen Regelungen,<br />

die doch voraussichtlich - zumindest teilweise<br />

- unter dem Dach der neuen Ordnung<br />

bestehen bleiben?<br />

Bedingt durch ihre Entstehungsgeschichte<br />

ist die <strong>Universität</strong> <strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong> nicht<br />

einheitlich aufgebaut. Es gibt erhebliche Ungleichgewichte,<br />

etwa die sehr unterschiedliche<br />

Größe der bisherigen Fakultäten und Parallelfächer<br />

ohne wechselseitigen Austausch.<br />

Wir erwarten von der Neugliederung Synergieeffekte:<br />

Studiengänge können aufeinander<br />

abgestimmt und gemeinsam gestaltet<br />

werden, ähnliche Fachrichtungen können<br />

sich einander annähern und Gemeinsamkeiten<br />

entdecken. Die Departments, in denen<br />

Forschung und Lehre fachspezifisch organisiert<br />

werden, sind dafür der richtige Ort.<br />

Im Hochschulrat werden bedeutsame Fragen<br />

wie die Wahl der Hochschulleitung künftig zu<br />

fünfzig Prozent von Hochschulangehörigen,<br />

zu fünfzig Prozent aber von außer<strong>uni</strong>versitären<br />

Fachleuten entschieden. Ist das eine Ab-<br />

kehr vom Prinzip einer demokratisch aufgebauten<br />

Selbstverwaltung der wissenschaftlichen<br />

Gemeinschaft?<br />

Die Mitglieder des Hochschulrats, die nicht<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong> angehören,<br />

werden zwar nicht gewählt, sondern vom<br />

bayerischen Wissenschaftsministerium ernannt,<br />

jedoch auf Vorschlag der Hochschulleitung.<br />

Das bedeutet, die <strong>Universität</strong> sucht<br />

sich Fachleute aus, auf deren bewährte Kompetenz<br />

sie setzt. Für diese externe Kompetenz<br />

wird durch das neue Hochschulgesetz<br />

tatsächlich mehr Raum geschaffen, jedoch<br />

nicht auf Kosten der <strong>uni</strong>versitären Selbstverwaltung:<br />

Die Vertreterinnen und Vertreter der<br />

Hochschule können nicht überstimmt werden.<br />

Generell gehen wir nicht von einer Polarisierung<br />

in zwei Gruppen aus, sondern davon,<br />

dass die Mitglieder im Hochschulrat gemeinsam<br />

jeweils die beste Lösung suchen. In<br />

diesem Gremium kann das schneller und effektiver<br />

geschehen als im bisherigen erweiterten<br />

Senat. Jede der fünf großen Fakultäten<br />

hat darin sogar ein höheres Gewicht als eine<br />

Die wesentlichen Neuerungen<br />

ab 1. Oktober 2007:<br />

Die Hochschulleitung wird, wie schon<br />

bisher, aus dem Präsidenten, drei Vizepräsidenten<br />

und dem Kanzler bestehen. Die<br />

Amtszeit des Präsidenten wird von acht<br />

Semestern auf sechs Jahre erhöht, die seiner<br />

Stellvertreter von vier Semestern auf<br />

drei Jahre. Das Vizepräsidialamt kann<br />

hauptberuflich wahrgenommen werden,<br />

ebenso wie ein Dekanat. Mit dem Wechsel<br />

vom Rektorat zur Präsidialordnung entfällt<br />

der Passus, wonach der Vorsitzende der<br />

Hochschulleitung aus der Professorenschaft<br />

der <strong>Universität</strong> stammen muss.<br />

Alle Mitglieder der Hochschulleitung mit<br />

Ausnahme des Kanzlers werden in Zukunft<br />

vom Hochschulrat gewählt. Er ersetzt<br />

den bisherigen erweiterten Senat. Im<br />

neuen Hochschulrat stehen den acht gewählten<br />

Mitgliedern des Senats ebenso<br />

viele Persönlichkeiten gegenüber, die nicht<br />

der <strong>Universität</strong> angehören. Sie rekrutieren<br />

sich aus Wissenschaft, Kunst sowie Wirtschaft<br />

und beruflicher Praxis, wobei der<br />

letzten Gruppe besonderer Wert beigemessen<br />

wird. Derzeit umfasst das Gremium<br />

fünf Repräsentanten aus Wirtschaft<br />

und Wissenschaft außerhalb der <strong>Universität</strong>.<br />

<strong>uni</strong> <strong>kurier</strong> <strong>aktuell</strong> | Nr. 66 | April 2007<br />

2<br />

von elf Fakultäten. Ähnliches gilt für die erweiterte<br />

Hochschulleitung, die wie bisher die<br />

Dekane einschließt.<br />

Die Medizinische und die Technische Fakultät<br />

bleiben als Einheiten unangetastet, alle anderen<br />

Fakultäten müssen Veränderungen hinnehmen.<br />

Gab es da starken Widerstand ?<br />

Gewohnheiten sind meist nur schwer abzulegen,<br />

vor allem, wenn sie über Generationen<br />

hinweg weitergegeben wurden und eine Art<br />

Eigenleben gewonnen haben. In 263 Jahren<br />

hat sich die <strong>Universität</strong> <strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong><br />

immer wieder erweitert; es gab aber auch traditionelle<br />

Wege, auf die zu verzichten nicht jedem<br />

leicht fällt, obwohl sie schon längst nicht<br />

weiterführten. Die neue Grundordnung hat im<br />

Senat und im erweiterten Senat eine tragfähige<br />

Mehrheit gefunden, die gewährleistet,<br />

dass die Reformen umgesetzt und aktiv mit<br />

Leben erfüllt werden. Auch die Gegner der<br />

Reform akzeptieren jetzt weitgehend die Entscheidung<br />

und werden konstruktiv an der<br />

Neuordnung mitarbeiten.<br />

In den Senat entsenden die Professoren<br />

jeder Fakultät, wissenschaftliche und<br />

künstlerische Mitarbeiter, sonstige Mitarbeiter<br />

und die Studierenden je einen Vertreter.<br />

Hinzu kommen die Frauenbeauftragte<br />

und ein weiteres Mitglied der Studentenschaft<br />

mit beratender Stimme.<br />

Statt der jetzt elf Fakultäten sieht die<br />

neue Grundordnung fünf Fakultäten vor:<br />

- Philosophische Fakultät und Fachbereich<br />

Theologie<br />

- Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche<br />

Fakultät<br />

- Medizinische Fakultät<br />

- Naturwissenschaftliche Fakultät<br />

- Technische Fakultät<br />

Die Fakultäten werden von Dekanen<br />

und einem Fakultätsvorstand geleitet. Für<br />

hauptberufliche Dekane kann eine Amtszeit<br />

von bis zu sechs Jahren festgelegt<br />

werden.<br />

Innerhalb der Fakultäten bilden fachlich<br />

zusammengehörende Institute und Lehrstühle<br />

Departments, in denen sie gemeinsam<br />

Forschung und Lehre organisieren.<br />

Das Department Theologie nimmt insofern<br />

eine Sonderstellung ein, als es die Bezeichung<br />

Fachbereich trägt und z. B. in Promotions-<br />

und Habilitationsverfahren die<br />

Aufgaben einer Fakultät übernimmt.

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